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Theorie zur Entstehung von Krebs. Woher?

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Begonnen von T-M, 20. August 2010, 13:37:16

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T-M

Hallo, ich habe die folgende "Theorie" zur Entstehung von Krebs "aufgeschnappt" und wüsste jetzt gerne, wer sie zusammenphantsiert entwickelt hat:

Krebs entsteht dadurch, dass die Mitochondrien einer Zelle durch freie Radikale zerstört werden, sodass die aerobe Zellatmung nicht mehr funktioniert. Wegen des daraus resultierenden ATP-Mangels schaltet die Zelle dauerhaft um auf Milchsäuregärung um, die ein Notprogramm darstellt. Im Notprogramm werden aber auch alle "kontrollmechanismen" der Zelle abgeschaltet und die Zelle gehorcht nur noch dem primitiven, vom Einzeller stammenden Willen, sich zu vermehren. Die Zelle vermehrt sich unkontrolliert, sodass ein Tumor entsteht.

Wenn der Patient jetzt nicht schnell einen guten Heilpraktiker findet, der mittels Homöopathie die Mitochondrien wiederherstellt, die ATP-Konzentration erhöht und das Notfallprogramm der Tumorzellen wieder deaktiviert (woraufhin sie erkennen, dass sie überflüsslig sind und sich selbst zerstören), muss er unweigerlich sterben, denn die Schulmedizin wird ihn lediglich zwecks Gewinnmaximierung der Pharmaindustrie mittels Chemoterapie vergiften oder die Tumore durch Bestrahlung zum Wachstum anregen.

(Logisch, dass das eigentlich allgemein bekannt ist, aber dementsprechende Veröffentlichungen von der Phamaindustrie, die daran verdient, die Patienten umzubringen, unterdrückt werden.) ::)

rincewind

Ich verstehe zu wenig von Biochemie, um das detailiert zu widerlegen, aber dann doch soviel um zu behaupten, dass das hanebüchener Unsinn ist. Diese monokausalen simplen Ursachenketten funktionieren da nicht.

Conni

Wie soll bitteschön ein HP Mitochondrien reparieren?

Daggi

T-M: Du hast hier irgendwie was falsch verstanden. Wenn jemand eine neue Hypothese zu einer Krankheit aufstellt, muss erstmal ER oder SIE zeigen, dass da was plausibles dran ist, dass sämtliche Beobachtungen dazu passend sind, dass keine inneren oder äußeren Widersprüche existieren (zum Beispiel der Logik).

Ein umzukehrendes "Notfallprogramm der Tumorzellen" gibt es nicht. Das hört sich nach Hamer-Sprech an.

Manches was hier steht, bezieht sich auf die Warburg-Hypothese und die Coy-Diät, sowie die Firma Tavarlin AG. Die Coy-Diät kann aber vom Prinzip her sowieso nur bei einigen Krebserkrankungen (wenn überhaupt) probiert werden. Der Rummel in der Bild-Zeitung ist völlig überflüssig für eine Methode, die ihre Eignung erstmal zeigen soll.

http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Krebsdi%C3%A4t_nach_Coy

http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Warburg_Hypothese

Wenn an so einfachen Quacksalber-Ideen was dran wäre, und dann Krebs und AIDS durch Vitamine und eine Diät wegginge, dann würde es dafür einen Nobelpreis geben - es sei denn, "die Ärzte" würde sich verschwören das zu "unterdrücken" natürlich. Das ist dann immer die Ausrede wenn was nicht funktioniert, und Leichtgläubige findet man immer die sowas dann glauben und weiter die Produkte kaufen, um dann irgendwann (meist zu spät) merken auf was sie da reingefallen sind.

T-M

Das das Unug ist, weiß ich selbst (ich dachte, das hätte ich auch deutlich gemacht), ich wollte nur wissen, ob es eine "Theorie" ist, die jemand bekanntes verbrochen hat, oder "nur" irgendjemands private "Privattheorie".

Daggi

Im Wiki gibt es diese Seite:

http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Zehn_Indizien_f%C3%BCr_Quacksalberei

..da gibt es den Punkt 8 bei der ersten Liste:

...Seien sie kritisch gegenüber Produkten, die eine Vielzahl von Krankheiten bekämpfen sollen, die nichts miteinander zu tun haben, vor allem wenn es sich um schwere Krankheiten handelt. So etwas wie ein Allheilmittel oder eine Wunderkur für jede Krankheit gibt es nicht...

und den Punkt 4 vom arznei-Telegram:

''soll gegen eine Vielzahl verschiedener Erkrankungen, die nichts miteinander zu tun haben, universell wirksam sein".


oder weiter unten:

..Das Produkt hilft gleichzeitig bei mehreren verschiedenen Krankheiten und Beschwerden schnell und sicher. Kein einziges Produkt wirkt aber gleichzeitig z.B. gegen AIDS, Demenz, Multiple Sklerose oder Neurodermitis. Ziel ist einzig und allein, viele Patienten gleichzeitig anzusprechen.


Und das ist hier auch der Fall. Diese Mitochondrien-Schädigungshypothese soll als eine Art Universal-Prinzip gelten und bei vielen völlig unterschiedlichen Krankheiten gelten. Nicht nur das, sondern sie wird auch als angebliche Ursache des Alterns genannt.

T-M

Wie gesagt, ich zweifle nicht daran, dass es Unsinn ist. Der Gedankensprung von der Milchsäuregärung über ein "Notprogramm" zum Willen der Zelle, sich zu vermehren (eine Zelle soll einen Willen haben?) ist aus meiner Sicht absurd genug. Und die Verschwöungtheorie mit der bösen Phamaindustrie, die die einzig wahre Wahrheit unterdrückt, ist ja auch nichts neues, die hört man mindestens zu jeder zweiten obskuren "Alternativmedizin".

Mir ging es einzig und allein um die Frage, ob jemand der "üblichen Verdächtigen" dahinter steckt, und wenn ja, wer.

Daggi

Ich bin über die Jahre immer wieder mal über diese Hypothese gestolpert. Es wäre tatsächlich interessant herauszufinden, aus welcher Ecke das stammt. Heinrich Kremer ist zur Zeit einer, der das vertritt. Ich denke aber, dass es ein paar Tage dauert das zumindest vorläufig zu klären. Vermutlich war es mal eine diskutierte Hypothese, die dann wegen Widersprüchen und zunehmenden widersprechenden Erkenntnissen in die Vergessenheit geriet.

Vielleicht weiss jemand der hier mitliest das bereits und verrät es uns. 

Adromir

Ach verdammt, ich bin auf die These auch mal gestolpert, im Zusammenhang mit einer zuckerfreien Milchsäurediät, die dann den Krebs angeblich aushungern soll..

T-M

OK, danke erstmal für die Infos.

Wenn es schon mehrfach irgendwo aufgetaucht ist, kann es zumindest schon einmal keine Privattherie irgendeines kleinen Dorf-Heilpraktikers sein, der zufällig ein bisschen was über ATP und Mitochondrien gelesen hat und außer ihm und seinen 10 bis 20 Opfern Patienten sonst niemand kennt.

Die Warburg-Hypothese weist schon einmal Parallelen auf und ist sicherlich auch an der Entstehung der von mir erwähnten "Theorie" beteiligt, die Sache mit den geschädigten Mitochondrien scheitn darin allerdings noch nicht aufzutauchen. Die tauchen dann erst bei der Krebsdiät nach Coy auf, allerdings anscheinend nicht als Auslöser für den Krebs, sondern lediglich als dessen Nebeneffekt, der es ermöglichen soll, die Krebszellen "auszuhungern". (Vielleicht ist das die von Adromir erwähnte Diät?)

Dann bleibt allerdings noch die Frage, wer das alles so zusammengebaut und auch noch die Homöopathie mit ins Spiel gebracht hat. Wobei ich es für durchaus für möglich halte, dass es nicht einen einzigen Urheber dafür gibt, sondern dass das ganze im Laufe der Zeit durch eine Art synkretistische Verschmelzung von Burchstücken anderer ähnlich seltsamer Theorien entstanden ist und seit dem von einem Möchtegern-Heilpraktiker zum nächsten weiterwandert, ohne dass jemand dahinter steht, der es gezielt fördert; oder aber dass es sich wirklich um eine ursprünglich ernsthaft diskutierte Hypothese handelte (jedenfalls bis zu dem Punkt, wo die Homöopathie ins Spiel kommt), die dann widerlegt wurde, sodass mittlerweiler nur noch eben erwähnte Möchtegern-Heilpraktiker daran glauben.

Harry Wijnvoord

Hi T-M, wenn ich das hier richtig verstehe, dann beinhaltet Warburgs Hypothese auch schon die Mitochondrien:
Mitochondrial defects in cancer (Molecular Cancer Journal)

Dass ein Defekt an den Mitochondrien bei vielen Krebserkrankungen vorliegt, scheint gesichert. Daraus allerdings gleich abzuleiten, dass es DER Grund für Krebs ist, ich weiß nicht... das scheint mir'n bissel schnell geschlussfolgert und Wunschdenken zu sein. Und selbst wenn es so wäre, ist das noch kein Beweis dafür, dass auch nur eine dieser abstrusen Therapien dagegen hilft. Mir scheint es, als würden diese Quacksalber Warburgs Hypothese eher im Nachhinein als Begründung heranziehen. Genauso wie die Quantenheiler sich die Quantentheorie zurechtbiegen um eine Beweisgrundlage zu haben. Tststs...  ::)

Vor ein paar Monaten habe ich mal was über ein angebl. Bestätigung von Warburgs Theorie gelesen. Das war aber glaube ich in einer Pressemeldung vom oben erwähnten Mr. Coy.  ;D

Harry Wijnvoord

Zitat von: Daggi am 20. August 2010, 20:12:12Und das ist hier auch der Fall. Diese Mitochondrien-Schädigungshypothese soll als eine Art Universal-Prinzip gelten und bei vielen völlig unterschiedlichen Krankheiten gelten. Nicht nur das, sondern sie wird auch als angebliche Ursache des Alterns genannt.

:police: Vorsicht, schütt hier nicht das Kind mit dem Badewasser aus. Die Mitochondrien sind ein wichtiger Faktor im Alterungsprozess. Das hat nüscht mit esoterischem Gedöns zu tun. Bzgl. der Rolle der Mitochondrien im Alterungsprozess wird in den letzten Jahren viel ernsthafte Forschung betrieben.
Gilt auch für die Warburg H. Nur weil die ganzen Esos und Quacksalber ihn vor ihren Karren spannen, heißt das noch lange nicht, dass seine Theorie ebenso Hokusschmokus ist. Sonst beginge man den gleichen Fehler wie die Esos: Den Bock zum Gärtner machen.
Es handelt sich lediglich um eine recht alte, AFAIK bisher unbestätigte Theorie, die man aber durchaus ernst nehmen kann. Nicht umsonst taucht sie auch heut noch in allen möglichen wissensch. Journals auf. Das tatsächlich Perverse ist die Umdeutung der Theorie für eigene Interessen (siehe auch die Quantenheinis).

T-M

OK, stimmt, da muss ich wohl ungenau gelesen haben: Die Schädigung der Mitochondrien stammt wohl auch bereits aus der Warburg-Hypothese und wurde dann von Coy vermutlich nur "umgenutzt" zur Erklärung seiner seltsamen Diät.

Die dahinterstehende Erklärunng mit dem "Notfallprogramm" und des daraus resultierenden "Willens" der Zelle zu überleben ist dagegen wohl ziemlich sicher nachträglich drangeschustert worden, um eine ebenso leichte wie flache Erklärung der eher komplexen Vorgänge in so einer Zelle zu haben.

Auch ist es schon ein ziemlicher Gedankensprung, das als Begründung für die Wirksamkeit der Homöpatie bei gelichzeitiger Ablehnnung sämtlicher "schulmedizinischer" Behandlungsmethoden zu nehmen, auch was war in Warburgs ursprünglicher Hypothese sicherlich nicht vorgesehen. ::)

Es ist aber interessant zu sehen, wo die ursprüngliche Idee wohl her ist, und wie das ganze umgebaut wurde, um einen "Beweis" für die Homöopathie zusammenzukonstruieren. Insoweit vielen Dank für die Beiträge hier auf meine Frage. :grins2:

Wirsing

Zitat von: Harry Wijnvoord am 13. September 2010, 18:26:15
Zitat von: Daggi am 20. August 2010, 20:12:12Und das ist hier auch der Fall. Diese Mitochondrien-Schädigungshypothese soll als eine Art Universal-Prinzip gelten und bei vielen völlig unterschiedlichen Krankheiten gelten. Nicht nur das, sondern sie wird auch als angebliche Ursache des Alterns genannt.

:police: Vorsicht, schütt hier nicht das Kind mit dem Badewasser aus. Die Mitochondrien sind ein wichtiger Faktor im Alterungsprozess. Das hat nüscht mit esoterischem Gedöns zu tun. Bzgl. der Rolle der Mitochondrien im Alterungsprozess wird in den letzten Jahren viel ernsthafte Forschung betrieben.
Gilt auch für die Warburg H. Nur weil die ganzen Esos und Quacksalber ihn vor ihren Karren spannen, heißt das noch lange nicht, dass seine Theorie ebenso Hokusschmokus ist. Sonst beginge man den gleichen Fehler wie die Esos: Den Bock zum Gärtner machen.
Es handelt sich lediglich um eine recht alte, AFAIK bisher unbestätigte Theorie, die man aber durchaus ernst nehmen kann. Nicht umsonst taucht sie auch heut noch in allen möglichen wissensch. Journals auf. Das tatsächlich Perverse ist die Umdeutung der Theorie für eigene Interessen (siehe auch die Quantenheinis).


Hmmmm... so ganz verstehe ich Deine Argumentation hier leider nicht (Auch wenn das für den Threadersteller irrelevant sein dürfte bzw. keine Antwort auf seine Frage liefert.).
Du behauptest, daß Mitos und ROS in den letzten Jahren im Focus der Altersforschung stehen. Dies ist sicherlich richtig und das macht auch Sinn, da es durchaus sinnvolle Überlegungen gibt, warum man derartiges mal genauer untersuchen sollte.
ROS sind Moleküle, die durchaus Nukleobasen verändern können (s. Modifikationen mit 8-Oxo-Guanosin, 2´O-Methylierungen, einfache (natürlich nicht direkte) Desaminierungen etc. pp..
Zellulärer Stress ist halt leider ein Begriff, der in vivo relativ wenig greifbar ist. Eine Zelle, die gestresst (Sprich: Eine Zelle, die ein Weiterexistieren unter Belatung anstrebt) ist, hat durchaus mehrere Möglichkeiten, mit diesen Stressfaktoren umzugehen. Die Mitochondrien sind hier natürlich nicht ganz irrelevant.
Mitochondrien liefern den größten Teil der zellulären Energie. Mitochondrien sind aber bedauerlicherweise auch Endosymbionten, welche noch einen Teil Ihres Erbgutes in sich tragen. Ihre Membranen besitzen deutlich andere Eigenschaften als die des Wirtsorganismus
Der Zellkern einer eukariotischen Zelle hat den Vorteil, daß er Aufgrund von verschiedenen Transportmechanismen in der Lage ist, selektiv größere Ionen passieren zu lassen oder eben nicht.
Reaktive Sauerstoffspezies sind natürlich in der Lage Veränderungen am zugänglichen Genom oder zumindest am Proteom durchzuführen.
Das führt m. E. dazu, daß solch wilde Theorien kursieren.
Natürlich sind ROS zytotoxisch, nur kann man ohne diese (siehe Enzymcocktail in neutrophilen Granulozyten) leider nicht leben. Ein "zuviel" dieser Substanzen führt allerdings nicht unbedingt zu einem Krankheitsbild wie Krebs.
Wenn es viele ROS in der Zelle gibt und deren Erbgut geschädigt wird, dann geht die Zelle in der Regel in die Apoptose (s. Pathways von Bax, Bcl-2, NOXA oder PUMA etc.).
Schwierig an dieser Stelle deucht mir leider nur die Tatsache, daß es unmöglich zu sein scheint, derartige Fakten an Patienten weiterzugeben (mein Beileid gilt an dieser Stelle allen Medizinern), da diese gerne wild  fabulieren und meinen aufgrund Ihrer Gedankenspiele einen Ausweg für leidende gefunden zu haben.
Leider ist das nicht so. Diese Menschen verkennen immer wieder, daß ein Gedankenspiel zwar recht spannend ist, aber keine Auswirkung auf die Realität hat. Wenn sich solch ein Mensch wünscht der Retter der Nation zu sein und behauptet eine schwere Krankheit heilen zu können ist das grundsätzlich Positiv zu bewerten, jedoch wäre es ein Irrsinn anzunehmen, daß soetwas funktioniert.
LG