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Der Placebo-Effekt - bewusster Einsatz als Therapeutikum??

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Begonnen von niedlich, 10. Mai 2010, 18:20:24

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Vogelspinne

Bionic, was ich damit sagen will, ethisches Verhalten, im Sinne von, "was du für dich nicht willst, füge auch keinem anderen zu" hat per se nichts mit religiöser Erziehung zu tun. Erziehung spielt dabei natürlich eine Rolle, aber die Ethik und entsprechende Werte haben Religionen nicht für sich gepachtet, auch wenn sie das noch so oft posaunen und zu gerne so hätten.

Religiöse Moralvorstellungen funktionieren nur über das Schüren irrationaler Ängste und wer in dieser Richtung gewaltig indoktriniert wurde, hat oft lebenslange Probleme. Siehe nur mal das Thema Sex und Missbrauch.

Ein Fall von dem ich neulich gehört habe, war auch sehr interessant. Da hat eine deutsche katholische Nonne eine Klinik in Afrika aufgebaut und Jahrzehnte geleitet. Die Klinik hat sich in jüngster Zeit hauptsächlich um HIV-Infizierte gekümmert und diese Nonne hat allen nahegelegt Kondome zu benutzen. Sie wurde daraufhin auf Anordnung der deutschen zuständigen Diazöse mit Zustimmung des Papstes aus dem Orden geschmissen.

Bionic

Zitat von: rincewind am 10. Mai 2010, 21:17:55
Man schaue auch mal, wie viele Atheisten wegen Mordes angeklagt sind ...
Ja das würde mich intressieren.. Hast du Informationen dazu? Weiß man das denn immer so genau?
Zitat von: Vogelspinne am 10. Mai 2010, 21:22:44
Ein Fall von dem ich neulich gehört habe, war auch sehr interessant. Da hat eine deutsche katholische Nonne eine Klinik in Afrika aufgebaut und Jahrzehnte geleitet. Die Klinik hat sich in jüngster Zeit hauptsächlich um HIV-Infizierte gekümmert und diese Nonne hat allen nahegelegt Kondome zu benutzen. Sie wurde daraufhin auf Anordnung der deutschen zuständigen Diazöse mit Zustimmung des Papstes aus dem Orden geschmissen.
Ja ich rede ja auch nicht unbedingt von der Kirche.. Aber glaubst du es wäre egal wenn plötlzich Niemand mehr an ein
Weiterleben glauben würde?

cohen

Zitat von: Bionic am 10. Mai 2010, 21:41:37

Ja ich rede ja auch nicht unbedingt von der Kirche.. Aber glaubst du es wäre egal wenn plötlzich Niemand mehr an ein
Weiterleben glauben würde?

Dadurch würde es schwieriger, Selbstmordattentäter loszuschicken.

Bionic

Zitat von: cohen am 10. Mai 2010, 21:48:32
Dadurch würde es schwieriger, Selbstmordattentäter loszuschicken.
Gute Argumentation!  ;)
Aber wären die Menschen allgemein besser dran, oder würde etwas fehlen?

Vogelspinne

Zitat von: cohen am 10. Mai 2010, 21:48:32
Zitat von: Bionic am 10. Mai 2010, 21:41:37

Ja ich rede ja auch nicht unbedingt von der Kirche.. Aber glaubst du es wäre egal wenn plötlzich Niemand mehr an ein
Weiterleben glauben würde?

Dadurch würde es schwieriger, Selbstmordattentäter loszuschicken.

Schlimmer, mit welchen Versprechungen sollte man denn dann Selbstmordattentäter überhaupt noch generieren?

Auch die evangelikale Mission wäre dahin, bei der Kids mittlerweile umkommen, weil es ein höchstes Anliegen ist in Gebieten zu missionieren, die keine Religionsfreiheit kennen und diktatorisch regiert werden.

niedlich

Vielleicht kann einer der Moderatoren die Religionsdiskussion aus diesem Placebo-Thread herausschneiden und woanders wieder einfügen.

Bionic

Zitat von: niedlich am 10. Mai 2010, 23:46:36
Vielleicht kann einer der Moderatoren die Religionsdiskussion aus diesem Placebo-Thread herausschneiden und woanders wieder einfügen.
Ja die ist ja auch echt zu arg hier und macht alles kaputt!  :ironie:

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: niedlich am 10. Mai 2010, 19:17:24

Mir hat z.B. mal ein Arzt erzählt, dass er Homöopathika bewusst als wirksame Placebos einsetzt.
Ich sehe diesen Punkt sehr kritisch. Kann es sich eine moderne Gesellschaft leisten, sich in diesem Bereich selbst zu verarschen?
Wenn jemand an die "wundersame" Heilwirkung der Homöopathie (und die ganze schwachsinnige Theorie dahinter) glaubt (die  wissenschaftlich durch nichts zu belegen ist) dann ist auch Tür und Tor geöffnet für weitere irrationalen Vorstellungen, die einer Gesellschaft insgesamt gefährlich werden könnten.


Das ist in der Tat eine kritische Sache. Placebos basieren auf Erwartungshaltungen, schon der Gang zum Arzt, ja selbst der Anruf beim Mediziner kann bereits ein Placebo sein ("dort ist einer, der mir helfen kann").
Ein Arzt soll die Interessen des Patienten vertreten, nicht die einer Wissenschaft. Und ein Forum, welches auch immer, ist eine Quasselstube, keine Klinik.
So ist das, Leute.
Placebos, also eine gute Arzt-Patienten-Beziehung, unterstützt den Gesundungsprozess allemal. Man denke nur an die Compliance.

Das Problem wirkungsloser Placebos (Homöos) liegt nicht darin, dass ein Arzt sie unterstützend verwendet, das Problem erfindet sich in Quasselstuben, Frisiersalons & Co.
Gibts mündige Patienten?

GeMa

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 13. Mai 2010, 23:39:53
Gibts mündige Patienten?

(Zu) wenige. Das mainstreamige Geschrei nach einer Placebo-Vergabepolitik resultiert doch aus der weitverbreiteten Unmündigkeit. An der wird mit Zähnen und Klauen auch festgeklammert.
Mir völlig schleierhaft, weshalb vermeintlich der Aufklärung und dem Arzt-Patienten-Verhältnis auf gleichberechtigter Basis (Augenhöhe, Vertragspartner) sich verschrieben habenden, so vehement der Onkel-Doktor-macht-schon-für-mich-Attidüde das Wort reden. Romantisierte Vorstellungen einer Wohlfühlmedizin in extremer Abhängigkeit vom Heilerprotagonisten ist das.

Woran liegt das eigentlich, dass jede wahrheitsgemäße Auskunft - inkl. eines herzlichen : das wird von alleine wieder/ dagegen brauchen Sie jetzt kein xyz/ bitte mehr Bewegung/ weniger Käse Sahne Torte - das sofortige Todesurteil oder jahrelanges Siechtum bedeuten soll?

Hier wird doch permanent auf extrem hohem Niveau gejammert und zudem ein Rechtsanspruch auf permanente u. vollständige körperliche Höchstform vertreten, der einfach nur unmöglich ist. Daneben wird soziale Betreuung eingefordert mit einer Begründung, wie man sie ähnlich vertritt, warum kleinen Kindern eigentlich die Wahrheit über den Weihnachstmann noch nicht zumutbar ist.

M.E. ist das gefährlich. Nicht nur, weil es zu irrationalen Vorstellungen hintreibt, sondern weil es eben auch die Pfuscher, GröMedaZ und Bequemhuber unter den Ärzten schützt, wo eigentlich Transparenz und Patientenschutz an erster Stelle zu stehen hätte. Das nagt ebenfalls nicht nur am System, sondern dürfte auch einen Teil der Ursache für die Schieflagen und Fehler im Gesundheistwesen darstellen.

Wazir

Zitat von: GeMa am 14. Mai 2010, 14:53:14
Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 13. Mai 2010, 23:39:53
Gibts mündige Patienten?
(Zu) wenige...
...und die, die sich für mündig halten (z.B. grünlich-sanft-natürliche Bionade-Spießer), sind oft ganz und gar einem Simpel-Einflüsterer ausgeliefert, der das ausnutzt.

Wie viele mündige Eisenbahnbrückenbau-Laien gibt es?
Wie viele Eisenbahnbrücken werden von mündigen Brückenbau-Laien gebaut....und halten jedem TÜV stand?

Wie viele mündige Medizin-Laien gibt es, die Patentrezepte für jeden quersitzenden Furz anbieten?

Also, was bedeutet Mündigkeit im Zusammenhang mit Medizin?

GeMa

Zitat von: Wazir am 14. Mai 2010, 15:08:24
Also, was bedeutet Mündigkeit im Zusammenhang mit Medizin?

Die böse Gretchenfrage.

Die Mündigkeit beginnt schon einmal damit, sich die allermindesten Grundlagen anzueignen, um wenigstens grob zu begreifen, wie der Körper aufgebaut ist, und ebenfalls - ganz grob - sich mal einen soliden Überblick über physiologische Vorgänge zu verschaffen.
Was da flächendeckend an Grenzdebilität unterwegs ist, macht (jedenfalls mich) immer wieder mal sprachlos.

Isse ja alles zuuu kompliziert und wissenschaftlich und blah. Genauer hingeschaut, ist es meist nicht mal Hauptschulwissen, was da schon vollständig fehlt.

Mit diesem Minimalhandwerkszeug ausgerüstet, sollte es dann mal mehr Patienten endlich möglich sein, den aufgesuchten Arzt mit relevanten Informationen/Beobachtungen zu versorgen, statt den alles raten und aus der Nase ziehen zu lassen. Viele sind doch schon unfähig, mal Temperatur zu messen und zu _merken_, geschweige denn für die Sache relevante Beschwerden mal konkret zu beschreiben.

Meist geht das hinterher ganz gut - leider am falschen Ort (Quasselforen, Friseursalons, Muttigymnastikgruppe).


Zudem sollte es doch beschwerlicher werden, so völlig unbeleckten Patienten bspw. Zitronensaft aus der Plastflasche in irgendwelche Wundhöhlen zu träufeln - ich beziehe mich hier jetzt mal nur auf ein bekanntes Beispiel.
Von (teilweise) ähnlichen Sachen kann hier sicher jeder das eine o. andere berichten - wo man sich einfach nur an die Birne greift und sich fragt, wieso Bürger scheinbar unfähig ist, mit seinem behandelnden Doc zu kommunizieren (ja, heißt eben manchmal auch, etwas abzulehnen oder etwas zu verlangen).


Mündig heißt (wenigstens für mich) nicht, mit irgendwelchen vorgefertigten I-Net-0/8/15 Diagnosen seinen Doc zu nerven, statt sich mit ihm auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Das ist derzeit besonders beliebter Sport.




Bright

ich halte den Placebo Effekt als Therapie für gefährlich.
Klar könnte man jetzt argumentieren, wer heilt hat recht.
Aber damit der Placebo Effekt beibehalten bleibt, muss ja mehr oder weniger verschwiegen werden, das es ein Placebo ist.

Das Placebo residiert dann gleichberechtigt mit anderen Medikamenten.

"na und?"

Das Problem ist, es gibt dann irgendwann das gute Placebomedikament ohne Nebenwirkungen, das vielleicht bei einigen Wehwechen wirkt. Aber der Einfluss wird immer größer.
Irgendwann heisst es, weg mit der Chemotherapie ich will lieber Bachblüten oder Handauflegen.

Oder die wirksamen konventionellen Heilmittel bekommen sogar einen Nocebo-Effekt.

Ich habe auch ein Problem damit wenn man Verarscht wird. Klar..Placebo können heilen, aber wie gesagt, damits richtig wirkt sagt sicher kein Arzt "also verschreibe ich ihnen ein Placebo, ist nur ein weißes Pülverchen, aber Placebos helfen oftmals"

Bionic

Zitat von: Bright am 15. Mai 2010, 17:03:23
wie gesagt, damits richtig wirkt sagt sicher kein Arzt "also verschreibe ich ihnen ein Placebo, ist nur ein weißes Pülverchen, aber Placebos helfen oftmals"
Das ist ja genau das Problem, Placebos müssen ja ohne das Wissen des Patienten verabreicht werden..

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: Bionic am 20. Mai 2010, 14:56:06
Zitat von: Bright am 15. Mai 2010, 17:03:23
wie gesagt, damits richtig wirkt sagt sicher kein Arzt "also verschreibe ich ihnen ein Placebo, ist nur ein weißes Pülverchen, aber Placebos helfen oftmals"
Das ist ja genau das Problem, Placebos müssen ja ohne das Wissen des Patienten verabreicht werden..
Nein, man kann sich sogar selbst ein Placebo verordnen.

poochiee

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 20. Mai 2010, 15:28:07
Zitat von: Bionic am 20. Mai 2010, 14:56:06
Zitat von: Bright am 15. Mai 2010, 17:03:23
wie gesagt, damits richtig wirkt sagt sicher kein Arzt "also verschreibe ich ihnen ein Placebo, ist nur ein weißes Pülverchen, aber Placebos helfen oftmals"
Das ist ja genau das Problem, Placebos müssen ja ohne das Wissen des Patienten verabreicht werden..
Nein, man kann sich sogar selbst ein Placebo verordnen.

Hast du dafür ein Quelle oder ein Beispiel? Selbst im Wikiartikel konnte ich dazu jetzt nichts finden. Ich war immer der Meinung daß man an eine bestimmte Wirkung, einfach formuliert, "glauben" muss um einen Placeboeffekt bei Patienten erzielen zu können. Das dürfte doch eigentlich bei selbstverordneten Placebos schlecht möglich sein?

Gruß poochiee