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Heilpraktiker in der Schweiz

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Begonnen von magischewurzel, 22. März 2010, 13:12:55

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magischewurzel

Hallo zusammen,
Weiss jemand, wie aktuell diese Zusammenstellung ist:
http://www.hpz.com/heilpraktiker/heilpraktiker-schweiz.html

Heisst das auch, dass ein Heilpraktiker, der in Deutschland die Pruefung bestanden hat, in Zuerich eine Praxis eroeffnen darf, z.B. in Aarau aber nicht?

Wie steht es eigentlich mit "privaten" Behandlungen? Darf mir ein Bekannter z.B. Akupunkturnadeln stecken, wenn er dafuer nichts verlangt?

Esojäger

Zitat von: magischewurzel am 22. März 2010, 13:12:55
Hallo zusammen,
Weiss jemand, wie aktuell diese Zusammenstellung ist:
http://www.hpz.com/heilpraktiker/heilpraktiker-schweiz.html

Heisst das auch, dass ein Heilpraktiker, der in Deutschland die Pruefung bestanden hat, in Zuerich eine Praxis eroeffnen darf, z.B. in Aarau aber nicht?

Wie steht es eigentlich mit "privaten" Behandlungen? Darf mir ein Bekannter z.B. Akupunkturnadeln stecken, wenn er dafuer nichts verlangt?

@ magischewurzel

In der Schweiz ist das kantonal geregelt. In jedem Kanton bestehen diesbezüglich unterschiedliche Gesetze und Zulassungsbestimmungen für Ärzte und Heilpraktiker. Nachlesen kannst Du das ausgerechnet auf der Seite "unseres Freundes" Hanspeter Zimmermann (HPZ - siehe im Wiki ! Mit HPZ unterhielt ich kürzlich einen regen E-Mail-Verkehr).

Hier der Link dazu:

www.hpz.com/heilpraktiker/heilpraktiker-schweiz.html und www.naturaertze.ch

Je nach Kanton sind Heilpraktiker entweder zugelassen, verboten oder geduldet. Die Schweizer hatten schon immer einen Hang zum Anderssein. Daran konnte ich mich nicht gewöhnen und bin deshalb schon vor einigen Jahrzehnten nach Deutschland emigriert. Damals wurden Wehrdienstverweigerer nämlich noch ins Gefängnis gesteckt. Einen Zivildienst gab es in der Schweiz damals noch nicht. Die Alternative war deshalb: 1. Auswandern oder 2. der Gang zum Psychiater, der einem dann per Gutachten einen psychischen Defekt attestierte oder 3. Der Gang ins Militärgefängnis. Ich habe mich seinerzeit fürs Auswandern entschieden.

Ja, ja, so sind sie, die Schweizer.

Ob man privat Akupunkturnadeln setzen darf, kann ich nicht schlüssig beantworten. Sagen wir's mal so: Wenn du dabei nicht erwischt wirst, gehst du straffrei aus ! Wenn man dich aber dabei erwischt, hängt es davon ab, in welchem Kanton du die Nadeln gesetzt hast ! Also - Vorsicht bei kantonalen Grenzüberschreitungen !

Esojäger

Zitat von: magischewurzel am 22. März 2010, 13:12:55
Hallo zusammen,
Weiss jemand, wie aktuell diese Zusammenstellung ist:
http://www.hpz.com/heilpraktiker/heilpraktiker-schweiz.html


@ magischewurzel

Ich habe völlig übersehen, dass du ja bereits den richtigen Link gefunden hast. Ja, diese Zusammenstellung ist nach wie vor aktuell. HPZ würde jede Änderung garantiert sofort verkünden.

Schau-ma-amoi

Zitat von: Esojäger am 23. März 2010, 11:35:01
Die Schweizer hatten schon immer einen Hang zum Anderssein. Daran konnte ich mich nicht gewöhnen und bin deshalb schon vor einigen Jahrzehnten nach Deutschland emigriert. Damals wurden Wehrdienstverweigerer nämlich noch ins Gefängnis gesteckt. Einen Zivildienst gab es in der Schweiz damals noch nicht. Die Alternative war deshalb: 1. Auswandern oder 2. der Gang zum Psychiater, der einem dann per Gutachten einen psychischen Defekt attestierte oder 3. Der Gang ins Militärgefängnis. Ich habe mich seinerzeit fürs Auswandern entschieden.

Ja, ja, so sind sie, die Schweizer.

Anderssein muss nicht immer schlecht sein.
Aus der Sicht der Österreicher: Als ich noch ein Kind oder Jugendlicher war, galt Deutschland als fortschrittlich, liberal, zukunftsweisend. Wenn schon nicht geschrieben, dann doch latent. Dieses Bild habe ich erstmals hinterfragt, als ich erfuhr, dass es in deutschen Landen noch Heilpraktiker gibt.

Und die Schweizer waren immer schon ein Vorbild, weil sie Kaiser, Könige, Fürsten & Co schlicht davongejagt haben. So wie es sich gehört.


Esojäger

Lieber General,

das "Anderssein" hat viele Gesichter. Bereits 1959 stimmte die Schweiz in einer Konsultativ-Versammlung des Europarates in Straßburg dem Antrag zu, neben dem Militärdienst auch einen zivilen Ersatzdienst anzubieten. Es dauerte aber bis 1992 bis endlich eine entsprechende Verfassungsänderung beschlossen wurde. In Kraft gesetzt wurde dieses Zivildienstgesetz allerdings erst 1996 ! Da lebte ich bereits 29 Jahre in Deutschland !

Bis zu diesem Zeitpunkt wurden von den Militärgerichten immer noch mehrmonatige Gefängnisstrafen gegen Wehrdienstverweigerer ausgesprochen. Bis 1996 sassen jeweils alljährlich mehrere hundert Verweigerer ihre mehrmonatigen Strafen ab. Dass die berufliche Karriere von Wehrdienstverweigerern verhindert wurde, liegt auf der Hand. Leumundsanfragen von potentiellen Arbeitgebern bei einem vorgesetzten Offizier waren die Regel, so dass eine berufliche Karriere (wie in meinem Fall) erheblich erschwert oder gar unmöglich gemacht wurde. Ich war seinerzeit der vermutlich erste schweizerische Wehrdienstverweigerer, der dem Gefängnis durch Emigration entging. (Eine tolle Geschichte über die ich ein dickes Buch schreiben könnte !)

Noch etwas: Die Schweiz war eines der letzten Länder, welches den Frauen in gesamtschweizerischen Fragen das aktive und passive Stimm- bzw. Wahlrecht zugestanden. In kantonalen Abstimmungen wurde dieses Recht jedoch erst im März 1990 generell eingeführt.

Zudem: Menschenrechtsverletzungen geschehen auch in der Schweiz. Im Report 2009 zeigt Amnesty International auf, dass die Schweizer Gesetzgebung keinen wirksamen Schutz gegen Diskriminierung bot. Nach wie vor gab es Vorwürfe wegen rassistischer Diskriminierung durch Polizeikräfte, darunter auch Misshandlungen. Restriktive Gesetze verletzten die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte von Asylsuchenden und Migranten ohne regulären Aufenthaltsstatus. (Zitat Aus Amnesty International)

Ich weiss längst, dass das Bild der Schweiz in den Augen der Öffentlichkeit (trotz Bankgeheimnis) nach wie vor im besten Licht erscheint. Wenn ich mir allerdings die politische Entwicklung in der Schweiz ansehe, bin ich echt froh, dass ich heute deutscher Staatsbürger bin. Die rechtsnationalen Tendenzen der SVP (Schweizerische Volkspartei) erinnern in vielerlei Hinsicht doch sehr an die unselige deutsche Vergangenheit. Da sind die deutschen rechtsnationalen, braunen Brüder wenigstens eine kleine Minderheit. In der Schweiz jedoch ist die SVP eine Regierungspartei.

BodminPill

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 23. März 2010, 11:43:57
Anderssein muss nicht immer schlecht sein.
Aus der Sicht der Österreicher: Als ich noch ein Kind oder Jugendlicher war, galt Deutschland als fortschrittlich, liberal, zukunftsweisend. Wenn schon nicht geschrieben, dann doch latent. Dieses Bild habe ich erstmals hinterfragt, als ich erfuhr, dass es in deutschen Landen noch Heilpraktiker gibt.

Das Heilpraktikerwesen ist aber doch der Gipfel der Liberalität. Wo sonst dürfen Hauptschulabsolventen ein wenig Arzt spielen und werden dafür sogar noch bezahlt, während die Patienten die freie Auswahl haben, von wem sie sich die Gesundheit versauen lassen dürfen?!  ;) :P

Ansonsten würde ich sagen, daß Österreich mittlerweile in vielen Dingen liberaler ist, als Deutschland, wenn man sich z.B. den Umgang mit "problematischen" Medieninhalten ansieht. Da leistet sich Deutschland nach wie vor eine der restriktivsten Gesetzgebungen der westlichen Welt, ohne Aussicht auf baldige Besserung.

magischewurzel

Zitat von: Esojäger am 23. März 2010, 12:55:26
Lieber General,

das "Anderssein" hat viele Gesichter. Bereits 1959 stimmte die Schweiz in einer Konsultativ-Versammlung des Europarates in Straßburg dem Antrag zu, neben dem Militärdienst auch einen zivilen Ersatzdienst anzubieten. Es dauerte aber bis 1992 bis endlich eine entsprechende Verfassungsänderung beschlossen wurde. In Kraft gesetzt wurde dieses Zivildienstgesetz allerdings erst 1996 ! Da lebte ich bereits 29 Jahre in Deutschland !

Bis zu diesem Zeitpunkt wurden von den Militärgerichten immer noch mehrmonatige Gefängnisstrafen gegen Wehrdienstverweigerer ausgesprochen. Bis 1996 sassen jeweils alljährlich mehrere hundert Verweigerer ihre mehrmonatigen Strafen ab. Dass die berufliche Karriere von Wehrdienstverweigerern verhindert wurde, liegt auf der Hand. Leumundsanfragen von potentiellen Arbeitgebern bei einem vorgesetzten Offizier waren die Regel, so dass eine berufliche Karriere (wie in meinem Fall) erheblich erschwert oder gar unmöglich gemacht wurde. Ich war seinerzeit der vermutlich erste schweizerische Wehrdienstverweigerer, der dem Gefängnis durch Emigration entging. (Eine tolle Geschichte über die ich ein dickes Buch schreiben könnte !)

Noch etwas: Die Schweiz war eines der letzten Länder, welches den Frauen in gesamtschweizerischen Fragen das aktive und passive Stimm- bzw. Wahlrecht zugestanden. In kantonalen Abstimmungen wurde dieses Recht jedoch erst im März 1990 generell eingeführt.

Zudem: Menschenrechtsverletzungen geschehen auch in der Schweiz. Im Report 2009 zeigt Amnesty International auf, dass die Schweizer Gesetzgebung keinen wirksamen Schutz gegen Diskriminierung bot. Nach wie vor gab es Vorwürfe wegen rassistischer Diskriminierung durch Polizeikräfte, darunter auch Misshandlungen. Restriktive Gesetze verletzten die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte von Asylsuchenden und Migranten ohne regulären Aufenthaltsstatus. (Zitat Aus Amnesty International)

Ich weiss längst, dass das Bild der Schweiz in den Augen der Öffentlichkeit (trotz Bankgeheimnis) nach wie vor im besten Licht erscheint. Wenn ich mir allerdings die politische Entwicklung in der Schweiz ansehe, bin ich echt froh, dass ich heute deutscher Staatsbürger bin. Die rechtsnationalen Tendenzen der SVP (Schweizerische Volkspartei) erinnern in vielerlei Hinsicht doch sehr an die unselige deutsche Vergangenheit. Da sind die deutschen rechtsnationalen, braunen Brüder wenigstens eine kleine Minderheit. In der Schweiz jedoch ist die SVP eine Regierungspartei.

Ja und wird immer uebler hier, die haben ja schon mehr als 30% der Stimmen, und dann solchen Schwachsinn wie das Minarettsverbot...

Aber wir sind abgeschweift: Ich kenne da so ein privater Piekser, und moechte ihn mal auf die rechtliche Situation aufmerksam machen, vielleicht legt ihm das das Handwerk :-) Danke Leute!

Schau-ma-amoi

Zitat von: Esojäger am 23. März 2010, 12:55:26
Lieber General,

das "Anderssein" hat viele Gesichter. Bereits 1959 stimmte die Schweiz in einer Konsultativ-Versammlung des Europarates in Straßburg dem Antrag zu, neben dem Militärdienst auch einen zivilen Ersatzdienst anzubieten. Es dauerte aber bis 1992 bis endlich eine entsprechende Verfassungsänderung beschlossen wurde. In Kraft gesetzt wurde dieses Zivildienstgesetz allerdings erst 1996 ! Da lebte ich bereits 29 Jahre in Deutschland !

Bis zu diesem Zeitpunkt wurden von den Militärgerichten immer noch mehrmonatige Gefängnisstrafen gegen Wehrdienstverweigerer ausgesprochen. Bis 1996 sassen jeweils alljährlich mehrere hundert Verweigerer ihre mehrmonatigen Strafen ab. Dass die berufliche Karriere von Wehrdienstverweigerern verhindert wurde, liegt auf der Hand. Leumundsanfragen von potentiellen Arbeitgebern bei einem vorgesetzten Offizier waren die Regel, so dass eine berufliche Karriere (wie in meinem Fall) erheblich erschwert oder gar unmöglich gemacht wurde. Ich war seinerzeit der vermutlich erste schweizerische Wehrdienstverweigerer, der dem Gefängnis durch Emigration entging. (Eine tolle Geschichte über die ich ein dickes Buch schreiben könnte !)
Ohne dein Emigrationsschicksal schmälern zu wollen, so wollen wir einerseits nicht allzu sehr vom Thread abkommen, aber erlaube mir doch, dass wir nicht genau jenen Fehler machen sollen, den die machen, die zu jagen du dir zur Aufgabe gemacht hast. Esos lügen – im Gegensatz zu dir – zwar häufig, aber doch auch keineswegs immer. Sie sind nur allzuoft von ihrer Meinung überzeugt (,,bei mir hats geholfen"). Ich meine damit, dass einzelne Erfahrungen nicht Gegenstand eines Gesamturteils sein können. Das kann nicht nur für die Medizin gelten.

ZitatNoch etwas: Die Schweiz war eines der letzten Länder, welches den Frauen in gesamtschweizerischen Fragen das aktive und passive Stimm- bzw. Wahlrecht zugestanden. In kantonalen Abstimmungen wurde dieses Recht jedoch erst im März 1990 generell eingeführt.
Ja, das ist bekannt. Das politische System, also die Verfassung, ist nun mal in der Schweiz aus historischen Gründen doch völlig anders. Allein die Möglichkeiten der direkten Demokratie sind in einem Ausmaß verwirklicht, wie es andere Staaten nicht annähernd kennen.

Ich habe absolut kein gutes Gefühl dabei, das Volk in allen möglichen Angelegenheiten zu befragen und will gar nicht wissen, wie eine Volksbefragung über Minarette und Zuckerkugerl in D und Ö ausgehen würde.
Weil dies aber in der Schweiz möglich und geschehen ist; diese Schweizer per se als vergessene Alphornbläser zu bezeichnen, greift mit Sicherheit zu kurz. Ein Quasiminarettverbot haben die Schweizer nicht erfunden, sondern von den Österreichern (Vorarlberg, Kärnten) kopiert. Dazu brauchen wir gar keine Volksbefragung oder -abstimmung.

ZitatZudem: Menschenrechtsverletzungen geschehen auch in der Schweiz.
Im Report 2009 zeigt Amnesty International auf, dass die Schweizer Gesetzgebung keinen wirksamen Schutz gegen Diskriminierung bot. Nach wie vor gab es Vorwürfe wegen rassistischer Diskriminierung durch Polizeikräfte, darunter auch Misshandlungen.
Dies kommt mir doch sehr bekannt vor. Wien ist u.a. Sitz der UNO und nicht nur deshalb halten sich bei uns sehr viele Schwarze auf, was nichts daran ändert, dass die Polizisten in jedem ,,Neger" einen Dealer sehen. Es gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass man sich als Schwarzer ab einer gewissen Uhrzeit nicht mit bestimmten U-Bahnen fahren sollte.
Nein, Skinheads & Co sind bei uns kein Thema, aber ...
Amnesty weiß Bescheid, gut Bescheid.

ZitatIch weiss längst, dass das Bild der Schweiz in den Augen der Öffentlichkeit (trotz Bankgeheimnis) nach wie vor im besten Licht erscheint.
Na, ja. Das würd ich so nicht unbedingt unterschreiben.
Bankgeheimnis gibt's auch – völlig irrsinnig – in Österreich. Der ehemalige deutsche Finanzminister pudelte sich grobschlächtig, aber vergeblich dagegen auf. Obwohl er in der Sache natürlich Recht hatte. Es gab sogar mal eine internationale schwarze Liste, in der sich Österreich recht brav tummelte.

ZitatWenn ich mir allerdings die politische Entwicklung in der Schweiz ansehe, bin ich echt froh, dass ich heute deutscher Staatsbürger bin. Die rechtsnationalen Tendenzen der SVP (Schweizerische Volkspartei) erinnern in vielerlei Hinsicht doch sehr an die unselige deutsche Vergangenheit.
Na, dann willst du auch nicht Österreicher werden. Mit den Schweizern nehmen es die hiesigen rechten Recken locker auf. Auf Bundesebene sind die einschlägigen Parteien bei ca. 27%. Die Konservativen und Sozialdemokraten je um die 33% (die hatten mal - in guten alten Zeiten - zwischen 45 und 52%).

ZitatDa sind die deutschen rechtsnationalen, braunen Brüder wenigstens eine kleine Minderheit.
Ja, aber durchaus aktiv, wiewohl sie beruhigenderweise auf Bundesebene nicht punkten konnten. Und über Dresden habe ich mich nun in der Tat gefreut.

ZitatIn der Schweiz jedoch ist die SVP eine Regierungspartei.
Österreich ist hier Vorreiter, als die Jörg-Haider-Partei mit den Konservativen ein Regierungsbündnis einging.

Conclusio: wenn es um Vergleiche zwischen kulturell so nahe stehenden Ländern geht, hab ich immer Bauchweh. Wenn schon, müsste dies mit wesentlich mehr fundierten Daten belegt werden, als wir es hier tun. Oder anders: wo viel Licht, das ist auch viel Schatten v.v.

Esojäger

@ General Stumm v. Bordwehr

Ich weiss, dass ich etwas vom Thema abgekommen bin. Sorry, da ist mir die Erinnerung hochgekommen und deshalb ging bei mir eben kurz der Gaul durch.

Zurück zum Thema: Die unterschiedliche Haltung der Schweizer Kantone bezüglich des Heilpraktiker(un)wesens kennzeichnet treffend die Einstellung der Deutschen zur Esoterikproblematik. Auch hierzulande sind die Auffassungen über Heilpraktiker, Geistheiler, Homöopathen und den gesamten Esoterikbereich sehr differenziert.

Dies war im Jahr 2003 für die damalige bayerische Landesregierung der Anlaß, einen Gesetzesentwurf für ein sog. Lebensbewältigungshilfegesetz einzureichen.

(Zitat aus www.AGPF.de)
Die Bundestagsabgeordnete Antje Blumenthal (CDU) am 2.2.2004 dazu:
 
"Wir werden noch in diesem Jahr mit dem Lebensbewältigungshilfegesetz die notwendigen Voraussetzungen schaffen, um den Verbraucherschutz auch in diesem Bereich zu sichern".
Die Pressemitteilung unter http://www.AGPF.de/BlumenthalMdB-2.2.2004-zu-Modellprojekt-Bericht.pdf
 
Dazu der Brieftext des bayerischen Ministerpräsident E. Stoiber vom 22. September 2003 zum Gesetzesentwurf:

An den
Präsidenten des Bundesrates
Herrn Ministerpräsidenten
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer

Sehr geehrter Herr Präsident!

Gemäß dem Beschluss der Bayerischen Staatsregierung übermittle ich den in der Anlage mit Vorblatt und Begründung beigefügten Entwurf eines Gesetzes über Verträge auf dem Gebiet der gewerblichen Lebensbewältigungshilfe und der Persönlichkeitsentwicklung mit dem Antrag, dass der Bundesrat diesen gemäß Art. 76 Abs. 1 GG im Bundestag einbringen möge.

Ich bitte, den Gesetzentwurf den Ausschüssen zuzuweisen.
Mit freundlichen Grüßen
Edmund Stoiber

Dieses Schreiben und der Gesetzentwurf wurden vom Bundesrat als Drucksache 690/03 veröffentlicht,
im Internet abzurufen unter
http://www1.bundesrat.de/coremedia/generator/Inhalt/Drucksachen/2003/0690_2D03,property=Dokument.pdf

So weit, so gut. Dieses Gesetz wurde nie beschlossen. Es war - so meine Information - die Partei DIE GRÜNEN, die unter der damaligen rot-grünen Regierungskoalition Schröder/Fischer dieses Gesetz verhinderten. Die mögliche Erklärung dafür: In Kreisen der Grünen tummeln sich überaus viele Heilpraktiker und Anhänger der unterschiedlichsten esoterischen Disziplinen. Meine Erkenntnisse gehen aber auch dahin, dass die Front der Esoterikanhänger sich durch sämtliche im Bundestag vertretenen Parteien zieht. (Beispiel: Die SPD-Bürgermeisterin von Hofheim Ts., Gisela Stang, die regelmäßig die Schirmherrschaft für die Grenzenlos-Eso-Messe des Herrn Häke übernimmt. In Bad Eilsen war es sogar die SPD-Bürgermeisterin Christel Bergmann, die 2009 zu einer von der Gemeinde ausgerichteten Esoterik-Messe einlud !!!)

Vor jeder Wahl stehe ich deshalb vor dem Dilemma, welcher Partei ich meine Stimme geben soll !? Dass es ausgerechnet das CSU-regierte Bayern war, welches einen Gesetzesentwurf zur Regelung des Psychomarktes einbrachte, ist für mich etwas irritierend, denn eine Partei, die das "C" im Namen führt, ist mir schon prinzipiell suspekt. (Religion ist Privatsache und hat in der Politik nichts zu suchen !)

Meine mehrfache Nachfrage an den CDU-Abgeordneten meines Wahlkreises, wie es denn mit diesem Gesetz weitergeht, blieb bisher ohne Antwort. Vielleicht würde es der Sache dienlich sein, wenn eine solche Anfrage gleich von mehreren Seiten an die örtlichen CDU/CSU-Abgeordneten gerichtet würde. Wenn dann noch auf den von "thefnord" angeregten Petitionsentwurf (siehe Thread "Petition bezügl. Heilpraktikerausbildung") hingewiesen wird, könnte dieses Thema in Berlin verstärkt an Aufmerksamkeit gewinnen.

magischewurzel

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 23. März 2010, 17:47:26
Ja, das ist bekannt. Das politische System, also die Verfassung, ist nun mal in der Schweiz aus historischen Gründen doch völlig anders. Allein die Möglichkeiten der direkten Demokratie sind in einem Ausmaß verwirklicht, wie es andere Staaten nicht annähernd kennen.

Ich habe absolut kein gutes Gefühl dabei, das Volk in allen möglichen Angelegenheiten zu befragen und will gar nicht wissen, wie eine Volksbefragung über Minarette und Zuckerkugerl in D und Ö ausgehen würde.
Nur noch schnell dazu: Direkte Demokratie hat den Vorteil, dass die Buerger das Gefuehl haben, mitentscheiden zu koennen und dadurch evtl. auch mehr Verantwortung uebernehmen. Dafuer haben es halt dann auch leider die Populisten leicht, mit Volksinitiativen Stimmung zu machen, was ja seit den Siebzigern passiert mit Ueberfremdungsinitiativen, Ausschaffungsinitative fuer kriminelle Auslaender, mit der Minaretinitiative, der Verwahrungsinitiative etc... Der Systemfehler ist dabei, dass das Parlament ueber die Gueltigkeit einer Initiative bestimmt, anstelle eines Verfassungsgerichtes (welches andere westliche Land hat eigentlich  kein Verfassungsgericht???)

Schau-ma-amoi

Zitat von: magischewurzel am 24. März 2010, 13:52:50
Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 23. März 2010, 17:47:26
Ja, das ist bekannt. Das politische System, also die Verfassung, ist nun mal in der Schweiz aus historischen Gründen doch völlig anders. Allein die Möglichkeiten der direkten Demokratie sind in einem Ausmaß verwirklicht, wie es andere Staaten nicht annähernd kennen.

Ich habe absolut kein gutes Gefühl dabei, das Volk in allen möglichen Angelegenheiten zu befragen und will gar nicht wissen, wie eine Volksbefragung über Minarette und Zuckerkugerl in D und Ö ausgehen würde.
Nur noch schnell dazu: Direkte Demokratie hat den Vorteil, dass die Buerger das Gefuehl haben, mitentscheiden zu koennen und dadurch evtl. auch mehr Verantwortung uebernehmen. Dafuer haben es halt dann auch leider die Populisten leicht, mit Volksinitiativen Stimmung zu machen, was ja seit den Siebzigern passiert mit Ueberfremdungsinitiativen, Ausschaffungsinitative fuer kriminelle Auslaender, mit der Minaretinitiative, der Verwahrungsinitiative etc... Der Systemfehler ist dabei, dass das Parlament ueber die Gueltigkeit einer Initiative bestimmt, anstelle eines Verfassungsgerichtes (welches andere westliche Land hat eigentlich  kein Verfassungsgericht???)
Die jeweiligen Elemente der direkten Demokratie sind sicher staatenweise verschieden ausgeprägt, aber in Ö gibt es etwa die Möglichkeit des Volksbegehrens, das Parlament möge dieses oder jenes Gesetz beschließen. Damit muss das Parlament das gewünschte Gesetz erst beschließen, wenn es denn will. Darüberhinaus kann aber jeder Gesetzesbeschluss vom Verfassungsgericht überprüft und ev. auch aufgehoben werden, was durchaus auch geschieht (wie in D ja auch).
Damit ist die direkte Demokratie in Ö schwach ausgeprägt. Und das finde ich verdammt gut. Ich traue des Volkes Stimme, also dem Stammtisch, nicht über den Weg. Dies ist bei uns auch deshalb so wichtig, weil die Verfassung sehr leicht abgeändert werden kann. Völlig anders ist das ja bei den Amerikanern.


Bloedmann

Mei die Schweizer...
http://www.n-tv.de/wissen/Viele-Schweizer-gehen-zu-Heilern-article10445611.html

Zitat"Entmenschlichte Medizin
"Viele Schweizer gehen zu Heilern

Heilen durch Handauflegen: Immer mehr Schweizer vertrauen sich Heilern an. Sogar Krankenhäuser empfehlen die alternative Behandlung. Dass Berührung wohltuend ist, ist bekannt - aber kann es die Schulmedizin ersetzen?
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Groucho

Zitat von: Bloedmann am 13. April 2013, 21:50:25
Mei die Schweizer...
http://www.n-tv.de/wissen/Viele-Schweizer-gehen-zu-Heilern-article10445611.html

Zitat"Entmenschlichte Medizin
"Viele Schweizer gehen zu Heilern

Heilen durch Handauflegen: Immer mehr Schweizer vertrauen sich Heilern an. Sogar Krankenhäuser empfehlen die alternative Behandlung. Dass Berührung wohltuend ist, ist bekannt - aber kann es die Schulmedizin ersetzen?

Wievele sind viele? Mehr als wenig, weniger als alle? 5-90%?
Was heißt immer mehr? Wieviele sind das? In welchem Zeitraum? In welcher Altersgruppe?
Welche Krankenhäuser empfehlen das? Wenige oder viele?
Wie sieht das im Vergleich zu D oder A aus? Jeweils mehr oder weniger?

Was ist guter Journalismus?


Bloedmann

Zitat von: Groucho am 13. April 2013, 22:00:44
Was ist guter Journalismus?

Das letzte halbe Jahr auf n-tv.de läßt mich diesbezüglich auch arg ins zweifeln kommen.

Sorry ich wollte nur den Reißer bringen.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Groucho

Zitat von: Bloedmann am 13. April 2013, 22:19:10
Das letzte halbe Jahr auf n-tv.de läßt mich diesbezüglich auch arg ins zweifeln kommen.

Sorry ich wollte nur den Reißer bringen.

Kein Problem. Die ÖR toppen sie noch immer meistens ...
War nur ein kleiner fatalistischer Anfall meinerseits.