CMD

[hic fuit]

VHS Dortmund (dank an EricDraven http://forum.psiram.com/index.php?topic=433):

Der etwas andere Kopfund Gesichtsschmerz (CMD) Wenn Sie häufig Kopfschmerzen, Migräne oder Ohrgeräusche, Probleme bei der Mundöffnung und beim Kauen oder Knackgeräusche im Kiefergelenk haben, kann es sein, dass Sie unter einer Funktionsstörung des Kauorgans, dem so genannten ,,Kiefergelenksyndrom" leiden.
Diese Erkrankung tritt in unserem Kulturkreis recht häufig auf. Untersuchungen haben ergeben, dass ca. 10 Prozent
der deutschen Bevölkerung an dieser Erkrankung leidet. Interessanterweise sind 80 Prozent der Patienten weiblich. Die Erkrankung tritt meistens im Alter von 20 bis 40 Jahren auf. Die in der Fachsprache als craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) bezeichnete Erkrankung ist weder bösartig noch gefährlich. Dennoch ist diese Störung oft schmerzhaft und kann langfristig sogar zu Verschleißungen am Kiefergelenk führen. Treffen Ober-und Unterkiefer nicht in der idealen Position aufeinander, so spricht man vom ,,falschem Biss". Schon geringste Abweichungen können genügen, um verschiedenste Beschwerden auszulösen. Die Muskeln unseres Kausystems sind mit der Nacken- und Wirbelsäulenmuskulatur verbunden. Darum steht der ,,falsche Biss" in Zusammenhang
mit Symptomen, die über den Bereich des Kopfes hinausgehen. Auch Wirbelsäulen- und Gelenkschmerzen und
Schlafstörungen können hier ihre Ursachen haben.
Die Fehlfunktionen sind häufig so komplex, dass ein/e Therapeut/in oder nur die Schulzahnmedizin [Hervorhebung von mir] alleine nicht weiterkommt. Die Zusammenarbeit mehrer Spezialisten ist erforderlich. Im Vortrag werden die Zusammenhänge erläutert und Lösungsmöglichkeiten für Betroffene aufgezeigt.

Liest sich, als wäre diese Krankheit ein Geschenk des Himmels. Für Scharlatane. Vor allen Dingen, dass ausgerechnet Frauen im richtigen Alter betroffen sind, ist ja prima. Für Quacksalber.

Was sagen denn "Schulzahnmediziner" dazu? Ist das so unseriös, wie es sich liest?

[hic fuit]

wikipedia weiß was, vielleicht hätte ich da vorher gucken sollen.

Die Häufigkeit der CMD liegt bei etwa 8 % der gesamten Bevölkerung, wobei nur rund 3 % wegen dieser Beschwerden behandlungsbedürftig sind. Im Kleinkindalter sind CMD-Symptome selten anzutreffen, die Häufigkeit steigt aber bis zur Pubertät an. Frauen im gebärfähigen Alter sind wie bei anderen Schmerzerkrankungen deutlich häufiger betroffen als Männer. Nach den Wechseljahren lassen die Beschwerden häufig nach und im Alter ist die CMD relativ selten.

Ein bißchen anders liest sich das schon als die VHS-Werbung.
Interessant ist bei wikipedia auch der herausgenommene Text auf der Diskussionsseite.

Offenbar gibt es die Krankheit als solche wirklich, aber bei dem etwas diffusen Krankheitsbild, Diagnose und Therapie stellt sie mit Sicherheit ein wunderbares Einfallstor für Heilpraktiker und schlimmere Quacksalber dar. Mal weiter suchen.

[hic fuit]

http://www.zahnfilm.de/af/index.php?option=com_content&task=view&id=600&Itemid=2
Hier behauptet einer, dass es die Krankheit nur im deutschsprachigen Raum gibt und ansonsten TMD heißen sollte.
"CMD ist 2020 so mausetot wie heute die Kiefergelenk-OP" heißt es.

Heieijei, http://www.zahnfilm.de/af/index.php?option=com_content&task=view&id=558&Itemid=2 ist auch lustig.

Es beschleicht mich das Gefühl, dass CMD auch unter Zahnärzten stark polarisiert, dass sich hier unseriöse Zahnärzte tummeln (lockt da IGEL?). Was aber nicht heißen soll, dass die Beschäftigung mit CMD einen Zahnarzt automatisch unseriös macht, bspw. schreibt unter http://www.cmdspezialist.de/ ein Zahnarzt zwar kontrovers, aber definitiv nicht schwurblerisch.

[xchris30]

Hallo,
Vielleicht kann ich als Zahnarzt helfen. Das CMD-Syndrom gibt es zweifelsohne, wird bei der Ausbildung an jeder Uni gelehrt und es gibt auch Unmengen an Literatur (in Pubmed einfach mal cmd oder tmd (synonym) eingeben).
Als Ursachen sind eine gestörte Funktion der Kaumuskulatur (Knirschen oder Pressen mit den Zähnen) zu sehen, die zu Verspannungen mit Schmerzen in der Muskulatur und später auch zu Schäden im Gelenk führen können. Gründe für die Funktionsstörung können sein:
1. Psyche
2. Fehlstellungen der Zähne oder Zahnersatz, der zu einem veränderten Biss führt
3. eventuell auch Fehlhaltungen in Bereich der Wirbelsäule (vor allem HWS)

In den 70ern hat man sehr viel Wert auf die Rolle der Oklussion (Zusammenbiss der Zähne) gelegt, und in der Konsequenz versucht, Störungen mit Korrekturen der Oklussion (Einschleifen der Zähne, teilweise auch Überkronung aller (!) Zähne) zu behandeln. Heute werden eher psychische Faktoren in den Vordergrund gestellt (Stress, Angewohnheit bei Belastung mit Knirschen/Pressen zu reagieren) und man ist zurückhaltender invasiven Therapien gegenüber geworden. Die Behandlung erfolgt meist mit einer Aufbissschiene, Physiotherapie und Schmerzmitteln. Bei schweren Fällen mit starkem chronischen Schmerz und Akzeptanz des Patienten kann auch eine Psychotherapie sinnvoll sein.

Da die Psyche auf jeden Fall eine Rolle spielt (das bestreitet niemand) wird hier von vielen Zahnärzten natürlich mit alternativmedizinischen Konzepten behandelt. Wie oft bei chronischen Schmerzkrankheiten sind hier durchaus Erfolge zu verzeichnen. Desweiteren suchen die Patienten wegen der chronischen Schmerzen die Ursache auch im Bereich der Zähne, Stichwort Amalgamvergiftung, Herdsanierung, usw.

Fazit: Das CMD Syndrom selbst ist keine Erfindung der Eso-Szene, sondern eine teilweise ernsthafte Störung, die wohl für eine große Anzahl chronischer Schmerzfälle im Gesichtsbereich verantwortlich ist (auch mit Verindungen zu Kopfschmerzen und Tinitus). Wie oft bei chronisch Kranken gibt es im therapeutischen Bereich eine Vielzahl von mehr oder weniger esoterischen/alternativmedizinischen Konzepten: Akkupunktur, Bioresonanz, EAV, besonders beliebt zur Zeit Kinesiologie (wird vom Fortbildungsinstitut unserer bayerischen Zahnärztekammer sogar als Kursserie angeboten).

Gruß Christian

[hic fuit]

Ok, danke für die Information! Aufpassen nötig, Artikel vielleicht.