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Ein Hallo + eine nicht-esoterische aber trotzdem interessante Seite

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Begonnen von Arimahn, 29. Juli 2009, 03:14:08

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Arimahn

Ich möchte diesen Thread nutzen um mich ein wenig vorzustellen.

Ich bin erst vor kurzem auf Esowatch gestoßen aber war sofort beeindruckt und erleichtert, dass es tatsächlich noch Leute
gibt die aktiv gegen Volksverdummung und Fanatismus vorgehen. Ich hoffe ich kann mit meinen Beiträgen zur
"Mission" von Esowatch beitragen. In diesem Sinne: Hallo zusammen!  ;D

Nun zu dem versprochenen Link.

http://counterorder.com/nihilism.html ist eine Website für Nihilisten. Bitte denkt dabei nicht an dem typischen, nietzscheanischen
"Es hat doch alles keinen Wert"-Nihilismus! Der Nihilismus wie er auf counterorder entwickelt wird ist weder eine Ideologie noch
eine Art Religion, er ist ein Denkwerkzeug. Grundsätzlich reden wir von Reduktionismus in Verbindung mit Skeptizismus.
Alles hinterfragen und versuchen, die simpelste Antwort, die simpelste Lösung zu finden. Selbstverständlich lehnt Nihilismus
deswegen alles was mit einem höheren Ziel oder einer höheren Macht zu tun hat ab.
Auch lehnt ein Nihilist jegliche Moral als zeitgenössisch, menschgemacht und damit im Endeffekt nur temporär ab.
Das ist auch der Grund warum manche Sachen auf der Seite bei einigen Leuten vielleicht nicht auf Anklang stossen.
Wenn ihr eine solche Stelle findet bitte ich euch einfach, Nachsicht zu haben da eben auch die Macher der Seite keineswegs perfekt sind.
Ein weiterer Vorteil des Nihilismus ist natürlich, dass er sehr wandelbar ist und tatsächlich auch von Person zu Person abgewandelt werden soll!

Bei mir persönlich äußert sich diese Einstellung etwa in meiner Abneigung -Um nicht zu sagen Verachtung- für jegliche Verschwörungstheorien und eben
alles was so auf Esowatch beschrieben wird. Ich empfinde diese Idiotie als beleidigend für jeden freidenkenden Menschen.
Desweiteren spiele ich gern den Advocatus Diaboli für Ideen und Sichtweisen die von der Mainstreamgesellschaft von vornherein als
"zu unmoralisch" abgelehnt werden. Dieses instinktive Zurückschrecken vor gewissen Denkweisen ist ein großes Übel und wahrscheinlich
einer der Gründe warum unsere Gesellschaft im Grunde eben doch nur pseudoliberal ist.

Nunja, es ist spät und ich möchte in meinem ersten Post nicht gleich eine Wall of Text bauen.

Ich hoffe auf anregende Unterhaltungen,
Arimahn


EsoTypo

Hallo Arimahn,

Willkommen im Forum!
Ich hab das gleich mal einige Fragen, weil ich aus Deinem Text nicht schlau werde.

Zitat von: Arimahn am 29. Juli 2009, 03:14:08
...
Auch lehnt ein Nihilist jegliche Moral als zeitgenössisch, menschgemacht und damit im Endeffekt nur temporär ab.
Wie ist das mit Kühlschränken, Autos, Nahrungsmitteln, Kleidung, Medizin und Elektrizität? Sind die nicht letztlich auch zeitgenössisch, menschgemacht und temporär?

Zitat von: Arimahn am 29. Juli 2009, 03:14:08
...
Ein weiterer Vorteil des Nihilismus ist natürlich, dass er sehr wandelbar ist und tatsächlich auch von Person zu Person abgewandelt werden soll!
Was waren gleich nochmal die anderen Vorteile?
Und warum ist es ein Vorteil, wenn jeder sich seinen persönlichen Nihilismus bastelt?

Zitat von: Arimahn am 29. Juli 2009, 03:14:08
...
Desweiteren spiele ich gern den Advocatus Diaboli für Ideen und Sichtweisen die von der Mainstreamgesellschaft von vornherein als
"zu unmoralisch" abgelehnt werden. Dieses instinktive Zurückschrecken vor gewissen Denkweisen ist ein großes Übel und wahrscheinlich
einer der Gründe warum unsere Gesellschaft im Grunde eben doch nur pseudoliberal ist.
Ich geb jetzt mal den alten Sack: Du klingst nach rebellischem, halbstarken Jungspund. Wart mal bis Deine Kinder Dir den Nihilisten machen.  ;D

Viel Spaß noch, Du Revoluzzer

Arimahn

Technische Errungenschaften, auch wenn sie oftmals für das Leben der Menschen an sich unnötig oder sogar schädlich sind, sind nunmal die logische Konsequenz aus der Natur des Menschen. Ohne sie gäbe es weder dieses Forum noch diesen Thread, oder?
Moralische Grundhaltungen sind weder greifbar, noch dienen die meisten davon einem eindeutigen Nutzen ("Du sollst nicht begehren eines anderen Weib"? Wer hält sich heutzutage an sowas? Der einzige Effekt ist, dass man sein Fremdgehen vertuschen will. Mal so als Beispiel.) und, was viel wichtiger ist, sie sollten eigentlich nicht als Maßstab für Entscheidungen gelten.

Moral bedeutet immer ein dualistisches Weltbild. Wo es Moral gibt, gibt es automatisch "gutes" und "schlechtes" Verhalten. In Wahrheit gibt es aber kein "gut" und "böse" in der Natur (Auch wenn gewisse Leute natürlich die Hand des Teufels in allem nachweisen möchten was ihnen nicht passt...).
Gut und Böse verdecken nur die Sicht auf das was wirklich vor sich geht.

Die Ablehung von Moral und Teleologie sind die Vorteile des Nihilismus.

Er soll Abgewandelt werden weil das etwas ist was ihn von den üblichen dogmatischen Weltanschauungen abhebt. Hätte er ein festes Kredo wäre er nichts anderes als jede andere kirchliche Lehre oder politische Richtung. Natürlich gibt es da auch gewisse Spielräume, aber wenn man sich zu weit von bestimmten Grundhaltungen entfernt kriegt man ziemlich schnell was auf den Deckel.
Er ist, wie gesagt, ein gedankliches Werkzeug und keine Schablone die man der Welt aufdrücken kann - Wie es Esoteriker, Gläubige, Faschisten oder Kommunisten tun.

Und ja, ich BIN ein rebellischer Jungspund. Wäre auch schlimm wenn es nicht so wäre.

amphibol

ZitatMoralische Grundhaltungen sind weder greifbar, noch dienen die meisten davon einem eindeutigen Nutzen ("Du sollst nicht begehren eines anderen Weib"? Wer hält sich heutzutage an sowas? Der einzige Effekt ist, dass man sein Fremdgehen vertuschen will. Mal so als Beispiel.) und, was viel wichtiger ist, sie sollten eigentlich nicht als Maßstab für Entscheidungen gelten.

Ganz so einfach kan man es sich nicht machen. Erstens ist ethisches Verhalten in den meisten Fällen absolut greifbar. Nehmen wir doch dein beispiel und drehen das Gebot mal um: Was würde das für eine Gesellschaft geben? Wer hat es schon gerne, wenn der Partner angebaggert wird? Es geht übrigens nicht in erster Linie ums Frendgehen, sondern darum, niemandem die Frau (oder eben den Mann) wegzunehmen. Weil das über kurz oder lang zu schweren Streitereien führt. Die Gruppe, in der das passiert würde zerbrechen.

Mit anderen Worten: In einer Konkurrenzsituation mehrerer Gruppen würde eine solche Gruppe stark benachteiligt werden. Andere Gruppen, die sich an das Gebot halten, würden hingegen gedeihen und sich ausdehnen. Evolution begünstigt die Entwicklung sowohl der Kooperation als auch des ethischen Verhaltens.

ZitatMoral bedeutet immer ein dualistisches Weltbild. Wo es Moral gibt, gibt es automatisch "gutes" und "schlechtes" Verhalten. In Wahrheit gibt es aber kein "gut" und "böse" in der Natur (Auch wenn gewisse Leute natürlich die Hand des Teufels in allem nachweisen möchten was ihnen nicht passt...).
Gut und Böse verdecken nur die Sicht auf das was wirklich vor sich geht.

Es gibt aber so etewas ähnliches in der Natur. Erfolg und Nichterfolg, Überleben und aussterben. Und manchmal ist ethisches Verhalten begünstigt.

Arimahn

Manchmal schon, natürlich. Ohne Grundregeln die ein Zusammenleben ermöglichen wäre unsere Art ausgestorben.
Aber: Irgendwann in unserer Entwicklung sind wir an einem Punkt angelangt, ab dem moralische Normen bestenfalls keinen Nutzen
und schlimmstenfalls Regression zur Folge hatten. Welchen evolutionären Sinn hat es z.B. Masturbation zur Sünde zu erklären?
Warum finden einige Kulturen es klasse, an einem bestimmten Tag der Woche keinen Finger für irgendwas zu rühren, sehen es sogar als schreckliche Sünde an?
Das ist nicht logisch und nicht vorteilhaft.

Und das sind nur Beispiele für Sachen die wir einfach so aus früheren, rückständigeren Moralsystemen übernommen haben.
Es gibt einen ganzen Haufen an Normen die einzig zu dem Zweck erfunden wurden, bestimmten Leuten einen Vor- und anderen einen Nachteil zu verschaffen...

amphibol

ZitatWelchen evolutionären Sinn hat es z.B. Masturbation zur Sünde zu erklären?

Keinen, ebenso sinnlos wie die restliche Sexual- und Sinnesfeindlichkeit des Christentums.

Mir ging es auch weniger um explizite Moralgesetze als um generell ethisches Verhalten.


Arimahn

Allgemeinethik ist so eine Sache. Der Nihilist erkennt den Nutzen in einem "Du sollst nicht töten", natürlich tut er das.
Er erkennt aber nicht den Nutzen in einem dogmatischen Niemals-Töten Gesetz, zumal grade diese Gesetze allzugern gebrochen werden.

Ein Mord wäre für mich nie moralisch verurteilbar. Er ist immer nur das, was er unabhängig von Gut und Böse ist: Das Auslöschen eines
-menschlichen- Lebens aus psycholgischen oder materiellen Gründen. Verurteilen kann ich nur diese.

amphibol

Dann kann ich eigentlich keinen Sinn im Nihilismus erkennen. Was macht er denn anders und was bringt er dann  neues?

Arimahn

Er bringt nichts wirklich Neues (Welche Weltanschauung tut das schon? Es ist ALLES nur neuverpackt und ein wenig entstaubt!),
er ist eine Sammlung an Grundannahmen die hilfreich sind beim Erkennen des Wesentlichen.

Ich zitiere mal das FAQ der Seite weil ich hier grade nur 56k habe und es langsam teuer wird:

ZitatNihilism IS  skepticism coupled with reduction, and furthermore it is the realization that there is/are no:

    1. teleology
    2. wrong or right - just cause and effect
    3. sacred principles, along with taboo, heresy and blasphemy.

    ... and that:
    4. artificial morality and values are subjective, elastic, fungible and impermanent
    5. that which is self-evident requires no belief, for it has an independent, objective existence and self-continuation.

    While Nihilism rejects:
    6. faith, and everything necessitated by it.

    And Nihilism uses:
    7. Occam's Razor
    8. logic

    While recognizing:
    9. natural selection
    10. sustainable idea-sets have minimized internal contradictions.

GeMa

Zitat von: Arimahn am 30. Juli 2009, 23:18:10
Ein Mord wäre für mich nie moralisch verurteilbar. Er ist immer nur das, was er unabhängig von Gut und Böse ist: Das Auslöschen eines
-menschlichen- Lebens aus psycholgischen oder materiellen Gründen. Verurteilen kann ich nur diese.

Verstehe ich nicht. Kannst Du das mal erläutern? Mord ist nach gängiger Auffassung immer mit niederen Beweggründen und/oder Heimtücke und/oder Planung etc. verbunden. Da geht es nicht einfach nur um "Auslöschen".

amphibol

Ich glaube, er meint Mord hier nicht juristisch, sondern als Töten von Artgenossen, egal unter welchen Umständen.

Arimahn

Zitat von: amphibol am 30. Juli 2009, 23:34:06
Ich glaube, er meint Mord hier nicht juristisch, sondern als Töten von Artgenossen, egal unter welchen Umständen.

Korrekt.

GeMa

Ich meine es auch nicht juristisch. Deswegen schrieb ich ja gängige Auffassung. Da gibt es doch sehr wohl sehr deutliche Unterschiede zwischen Mord und dem subsumierenden "Auslöschen", die sich vor allem an ethischen Fragen festmachen.
Mord ist generell moralisch zu verurteilen (ich zitiere nur die Aussage, die mich eben verwirrte). Demgegenüber ist beim Töten von Artgenossen an sich, nicht so rasch und nicht ohne die äußeren/inneren Umstände (mal sehr allgemein gesprochen, ich denke, trotzdem verständlich) zu betrachten, ein Urteil (auch nichtjuristisch gemeint) zu finden.

rincewind

Nihilismus ist Quatsch. Das ist so zu tun, als ob man das Bedürfnis, dringend pinkeln zu gehen als rein theoretische Frage betrachtet, was solange gut geht, bis man wirklich dringend pinkeln gehen muss.
Also Kinderkram. Zum "Erkennen des Wesentlichen" sollte man sich schon etwas mehr Mühe geben, und sich nicht auf Beliebigkeiten zurückziehen, das sind pubertäre Attitüden.

rincewind

Zitat von: Arimahn am 30. Juli 2009, 23:18:10
Allgemeinethik ist so eine Sache. Der Nihilist erkennt den Nutzen in einem "Du sollst nicht töten", natürlich tut er das.

Das ist utilitaristisch, nicht nihilistisch. Als wirklicher Nihilist würde Dich die Frage noch nicht mal interessieren.

Zitat
Er erkennt aber nicht den Nutzen in einem dogmatischen Niemals-Töten Gesetz, zumal grade diese Gesetze allzugern gebrochen werden.

Das ist dann jenseits von - isten eher ein intellektuelles Problem, Gesetze nur danach zu beurteilen, wie leicht sie zu brechen sind. So kann man an die Sache nun wirklich nicht rangehen.

Zitat
Ein Mord wäre für mich nie moralisch verurteilbar. Er ist immer nur das, was er unabhängig von Gut und Böse ist: Das Auslöschen eines
-menschlichen- Lebens aus psycholgischen oder materiellen Gründen. Verurteilen kann ich nur diese.

Wenn man Gründe verurteilen kann, tut man das auch mit Menschen, weil diese ja jene haben. Das ist ziemlich inkonsistent, was Du da von Dir gibst.