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Taiwan

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Begonnen von Juliette, 06. Juli 2024, 09:10:16

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Juliette

In den Übermedien wurde ein Kapitel eines neu erschienenen Buchs von Klaus Bardenhagen über Taiwan und die Berichterstattung über Taiwan (oder eben nicht, sondern meistens eher über Chinas Sicht darauf) abgedruckt:

https://uebermedien.de/95699/den-blick-auf-die-realitaet-in-taiwan-richten-nicht-auf-chinas-propaganda/

ZitatKlaus Bardenhagen lebt und arbeitet seit 2009 als freier Auslandskorrespondent in Taiwan. Jahrelang war er der einzige deutsche Reporter vor Ort. In Beiträgen für zahlreiche Print- und Onlinemedien sowie in Radio- und Fernsehbeiträgen und dem von ihm moderierten Podcast ,,Taiwancast" berichtet er über seine zweite Heimat – und schaut immer wieder auch mit Verwunderung und Ärger wie Medien im Westen über Taiwan berichten, insbesondere über Taiwan und China.

ZitatSo dominierte zwei Jahre lang die Coronapandemie alles, bis der Angriff auf die Ukraine sie verdrängte. Es folgten mehr als 1,5 Jahre täglicher Kriegsberichterstattung, die jede taktische Volte so detailliert vermeldete, dass Leser sich fühlen mussten wie in einer Fortbildung zum Experten für moderne Waffensysteme. Das wiederum änderte sich von einem Tag auf den anderen mit der Eskalation der Krise im Nahen Osten nach dem Hamas-Terrorangriff auf Israel im Oktober 2023. Das Töten und Sterben an der ukrainischen Front ging weiter wie zuvor, doch es war westlichen Medien oft nicht mal mehr eine tägliche Zusammenfassung wert. Die Regierung um Präsident Selenskyj war darüber sicher nicht erfreut, bedeutet Aufmerksamkeit für ihr Land doch Unterstützung und damit Überleben. Die Frustration der Ukrainer könnte eines Tages die der Taiwaner werden, sollte China tatsächlich angreifen und der Kampf sich so lange hinziehen, bis der mediale Fokus wieder wegschwenkt.

ZitatViele Journalisten aber übernehmen und verstärken unbewusst Narrative der chinesischen Propaganda. Oft unterschätzen sie ihr Publikum und meinen, ohne dieses Framing riskierten sie Unverständnis und vertrieben die Rezipienten zur Konkurrenz. So wird Peking zum Chefredakteur und Programmdirektor. Es bestimmt die Agenda und die Wahrnehmung Taiwans, ohne selbst etwas tun zu müssen.

Verschärfend wirken der Drang von Redakteuren in großen Medienorganisationen, bloß nichts falsch zu machen, sowie die Orientierung aneinander und an Nachrichtenagenturen. So bedeutet mehr Taiwan-Berichterstattung nicht zwangsläufig bessere Taiwan-Berichterstattung, sondern eher more of the same. Durch die Fixierung auf einen möglichen Konflikt erhalten viele interessante und wichtige Fragen rund um Taiwan kaum Aufmerksamkeit. Das führt nicht zu mehr Verständnis.