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Peter Hahne (ehemaliger ZDF-Moderator)

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Begonnen von Schwuppdiwupp, 25. Oktober 2022, 09:55:15

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Schwuppdiwupp

Ich habe im PSIRAM-Wiki noch nichts über Peter Hahne (Wikipedia) gefunden.

Peter Hahne scheint scheint ein evangelikaler Angstprediger zu sein, wie ich diesem Post auf Facebook entnommen habe. Aufgrund seiner Prominenz dürfte er ein Kandidat für PSIRAM sein.

ZitatWolgang Wetzel
Auch die ,,Freien Sachsen" warben für den Open-Air-,,Erntedankgottesdienst" mit Peter Hahne gestern in Oberlungwitz (ein Ort zwischen Chemnitz und Zwickau) und örtliche AfD-Prominenz lauschte Gottes – nun ja, es war freilich nicht Gottes, sondern Peter Hahnes – Wort. Die Regionalzeitung berichtete heute. Der christlich-fundamentalistische Senior-Aktivist prophezeite Deutschlands baldigen Untergang, das Verbot des christlichen Weihnachtsfestes, Moscheen mit Muezzinrufen im Erzgebirge und Nahrungsmangel aufgrund unausweichlicher Strom-Blackouts - das übliche Programm von Angstpredigern eben, die für die Religiöse Rechte der Gegenwart konstitutiv sind und genügend Abnehmer auf dem Markt für religiöse Sinnstiftungsangebote finden.
Ich musste an meine Kindheits- und Jugendjahre in der ,,Landeskirchlichen Gemeinschaft" – einer Art evangelikaler Freikirche innerhalb der ev.-luth. Landeskirche – in meinem erzgebirgischen Herkunftsort denken. Hahne war dort schon Mitte der 1980er ein Star, Westkontakte versorgten uns mit seinen Büchlein, die uns die komplexe Welt einfach verständlich machten. Die ,,Manipulation durch die Medien" zum Beispiel, bei denen Hahne selber freilich bis 2017 gut Geld verdiente. Die Themen der Angstprediger haben sich in den fast 40 Jahren seitdem kaum verändert, die zentrale Trias bilden damals wie heute Homophobie, Islamfeindlichkeit und der Wunsch nach einem rigiden Abtreibungsstrafrecht. Die bindende, gruppenbildende Kraft dieser religiösen Milieus ist die Angst vor einer liberalen, vielfältigen Gesellschaft; im Grunde die generelle Angst vor Freiheit. Es sind Menschen mit rechtskonservativen und rechtsnationalen politischen Grundhaltungen, die ihre Überzeugungen als religiös (in ihrer Vorstellung und Sprache: ,,biblisch") begründet empfinden, obwohl es in Wirklichkeit lediglich um politische Verortungen mit religiösem Anstrich geht. Das empfinden die aber nicht so, sondern sie erleben durch ihr spezielles Bibelverständnis eine Legitimation, sich aktuell rechtsextremen Kräften anzuschließen, die in ihrer Wahrnehmung aber keinesfalls rechtsextrem sind. Da wiederholen sich aktuell die fatalen Irrtümer bibelfrommer religiöser Milieus Anfang der 1930er Jahre in Deutschland (der Begriff ,,evangelikal" hat seine Ursprünge erst in den 1960er Jahren), die sich dem Nationalsozialismus damals kaum widersetzten oder ihn sogar unterstützten. Sie erleben sich selbst als eher ,,unpolitisch", egal wie offensichtlich und eindeutig politisch Peter Hahnes Predigt in Oberlungwitz gestern auch war. Sie werden deshalb im historischen Nachgang auch niemals auch nur im Ansatz eine Eigenverantwortung für ihren aktiven Beitrag an der antidemokratischen Entwicklung Sachsens empfinden, sondern sie werden behaupten, sie seien "immer unpolitisch" gewesen.
Tief in der erzgebirgischen DDR-Provinz waren in meiner evangelikal geprägten Jugend DIE GRÜNEN damals schon ein Feindbild, obwohl die damals nur eine kleine Partei im fernen Westen waren. Na klar, wegen deren liberaler Haltung zu den Themen Homosexualität und Abtreibung. Vor allem aber – und dazu gehört ein wenig theologische Kenntnis – wurde den GRÜNEN in meinem damaligen Milieu vorgeworfen, dass sie mit ihrem Eintreten für den Schutz der Umwelt die Heilsgeschichte Gottes behindern wollten. Die Erde MÜSSE untergehen und zwar möglichst bald, damit die Zeit reif werden könne für die Wiederkunft Jesu Christi und die ,,Erlösung" der Welt. Versuche, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen, wurden und werden aus dieser theologischen Perspektive als ,,Selbsterlösungsreligion" gewertet, als etwas ,,antichristliches" mithin. Und wer Gottes vermeintlichen Plan behindern will, muss zwangsläufig böse sein. Aus meiner Sicht erklärt sich so der abgrundtiefe Hass auf GRÜNE, dem man in evangelikalen Milieus begegnet, wenngleich die das niemals ,,Hass" nennen würden, weil sie sich in ihrem Selbstbild als grundsätzlich von der Liebe Jesu Christi durchdrungene Menschen empfinden, denen Hass in ihrem Selbstbild fremd sein muss. Der DDR-Opposition unter dem Dach der Kirchen, die oft umweltpolitisch motiviert war, galt höchste Skepsis. ,,Die Kirche" – so der Vorwurf damals vor fast 40 Jahren wie auch gestern in Oberlungwitz – sei viel zu liberal und beliebig und Pfarrer*innen seien ohnehin meist nicht wirklich ,,gläubig", weil ein Hochschulstudium der Theologie den wahren Glauben vernichte. So kam es, dass die evangelikalen Milieus in der DDR zu den friedlichen Protesten im Herbst 1989 fast überhaupt gar nichts beigetragen haben. Nachträglich haben die ihre eigene Sicht der Geschichte dann umgedeutet, aber in Wirklichkeit gab es im ,,frommen Erzgebirge" bis zum Jahresende 1989 keinen nennenswerten politischen Protest gegen das SED-Regime, der im Anschluss von Friedensgebeten in Kirchen öffentlich formuliert worden wäre. Und heute sehe ich montags Menschen gemeinsam gegen Demokratie und liberale Gesellschaft demonstrieren, von denen damals manche bis zum Schluss das SED-Regime verteidigten und manche aufgrund ihrer evangelikalen und antikommunistischen Prägung damals auf der völlig anderen Seite standen. In völliger Perversion der historischen Tatsachen berufen sie sich nicht selten dann sogar auf die DDR-Demokratiebewegung von 1989, obwohl sie immer leidenschaftliche Antidemokraten waren. Jetzt finden sie sich zusammen unter der Klammer des Rechtsextremismus, sind aber empört, wenn man das so benennt. Die Angst vor der Freiheit verbindet sie.
Ich erinnere mich an Predigten. Der Laienprediger Gunter G., längst verstorben, erläuterte der Gemeinde – es war in der ersten Hälfte der 1980er in der Schneeberger ,,Landeskirchlichen Gemeinschaft" – anhand seiner Auslegung des Bibeltextes in der Offenbarung des Johannes in Kapitel 12, dass die dort beschriebenen ,,Tiere" und die ,,schwangere Frau mit 12 Sternen in ihrer Krone" die antichristliche ,,Europäische Gemeinschaft" prophezeiten (Die EG hatte damals 12 Mitgliedsstaaten und deshalb waren 12 Sterne in der europäischen Flagge). Danach erläuterte er, warum sämtliche Friedensverhandlungen (es ging damals glaube ich um Folgeverhandlungen zu Camp David) völlig sinnlos seien. Ich habe eigentlich erst mit großem zeitlichen Abstand so richtig verstanden, dass ich in einer christlichen Sekte aufgewachsen bin. Es war ein langer Weg zu lernen, dass Glaube und Denken nicht im Widerspruch stehen und mich aus dieser Enge des Denkens zu befreien. Meine ganz individuelle Geschichte machte mich als homosexuellem und religiösem Mann auf verschlungenen Pfaden später zu einem liberalen katholischen Christen und zu einem GRÜNEM Politiker, was für mich selbst völlig schlüssig und rund ist. Peter-Hahne-Christen werden sowas freilich nie verstehen. Die lauschen Peter H. andächtig, so wie sie damals Gunter G. andächtig gelauscht haben. Sie werden belohnt mit der Gewissheit, den größeren Überblick und die verlässlichere Gewissheit über das Weltgeschehen zu haben – und wer wünschte sich solches nicht. Freilich irren sie sich komplett. Da kann ich aber nix für. Ich habe meine Wege gefunden, Gottes Nähe gewiss zu sein, diese Wege waren schwieriger zu finden als das Geschwätz von Hahne & Co.
Mit dem Organisator der gestrigen Veranstaltung in Oberlungwitz, dem evangelikalen Prediger Thomas Schneider, hatte ich schon vor gut 10 Jahren mal eine Auseinandersetzung, damals war ich noch gar nicht öffentlich politisch aktiv. Ich hatte ihn nichtöffentlich in einer E-Mail an das ihn damals sponsernde regionale OPEL-Autohaus ZIMPEL als ,,ultrarechtskonservativ" bezeichnet und hatte prompt Anwaltspost im Briefkasten, sollte eine Unterlassungserklärung unterschreiben, solches zu sagen,  andernfalls drohe hohe Geldforderung. So sind einige der sich von Jesu Christi Liebe durchdrungen fühlenden Christ*innen nun einmal, man sollte sich darüber nicht wundern, man darf aber auch nicht vor ihrer Machtgeilheit einknicken. Sie beschweren sich, dass sie angeblich ihre Meinung nicht mehr offen sagen dürften, schicken aber Menschen drohende Anwaltspost, die ihre Meinung offen sagen.
Ich bin aber GRÜNER. Ich werde also trotz meiner biografischen Erfahrungen das Recht auf Religionsfreiheit verteidigen. Ich reklamiere diese ja für mich selbst als GRÜNEM, homosexuellem, liberalem Katholiken. Es ist die gleiche Freiheit, die in unserem Land auch für rechtskonservative, antidemokratische Evangelikale gilt und für Vertreter einer konservativen und antidemokratischen Auslegung des Islam. Ich mag beide nicht und sie sind sich ja letztlich sehr ähnlich, ich werde ihr Recht auf freie Ausübung ihrer Religion jedoch verteidigen. Aber immer dann, wenn sie ins Politische hineingreifen wollen, verletzen sie die Grenzen der religiösen Freiheit. So wie der olle Hahne gestern, als er die rechtsextreme AfD umarmte. Da hat´s dann nichts mehr mit ,,Religion" zu tun. Da wird´s politisch, da muss dann wehrhafte Demokratie ran.
Dies noch: Längst nicht alle ,,Evangelikalen" sind so. Es gibt dort viele, sehr viele Vernünftige, die sich ganz unmissverständlich auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewegen. Diese vielen in Sippenhaft wegen entgleister Personen wie Peter Hahne zu nehmen, wäre iliberal und undemokratisch. Solches verbietet sich für Demokraten.
Ach, was weiß denn ich ...