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Einstige Wissenschaftler auf Abwegen - Wie ist das zu erklären??

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Begonnen von KellanCarson, 22. April 2021, 10:37:57

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KellanCarson

Hallo,

ich suche eine Antwort oder eine Erklärung, wie Leute mit akademischem Grad und wissenschaftlicher Ausbildung, so auf Abwege geraten können, dass sie so einen Humbug verbreiten können, wie z.B. der Mollekularbiologe S. Lanka, der die Existenz des Masernvirus bestreitet und ähnlichen Humbuck verficht.
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Peiresc

Gute Frage. Studien zu einzelnen Aspekten oder Untersuchungen von einzelnen Fällen gibt es sicher, aber systematische Untersuchungen dazu habe ich bisher nicht gesehen. Vielleicht ist auch gar keine Antwort möglich, die alles abdeckt.

Spekulieren könnte man natürlich gut dazu.

celsus

Zitat von: KellanCarson am 22. April 2021, 10:37:57
Hallo,

ich suche eine Antwort oder eine Erklärung, wie Leute mit akademischem Grad und wissenschaftlicher Ausbildung, so auf Abwege geraten können, dass sie so einen Humbug verbreiten können, wie z.B. der Mollekularbiologe S. Lanka, der die Existenz des Masernvirus bestreitet und ähnlichen Humbuck verficht.

Das ist wohl sowas wie die "Nobel disease". Mehr dazu hier: https://rationalwiki.org/wiki/Nobel_disease

Ich sehe da auch noch einen anderen Grund, besonders bei weniger bekannten oder erfolgreichen Akademikern: Aufmerksamkeit.
Wer abseitige Thesen vertritt, gewinnt mit wenig Aufwand viele treue Anhänger, die einen begeistert als mutigen Außenseiter bejubeln.
Man muss dafür natürlich bereit sein, alle bisher errungenen akademischen Erfolge über Bord zu werfen.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

PeterPan

Zitat von: celsus am 22. April 2021, 13:27:26
Ich sehe da auch noch einen anderen Grund, besonders bei weniger bekannten oder erfolgreichen Akademikern: Aufmerksamkeit.
Wer abseitige Thesen vertritt, gewinnt mit wenig Aufwand viele treue Anhänger, die einen begeistert als mutigen Außenseiter bejubeln.
Man muss dafür natürlich bereit sein, alle bisher errungenen akademischen Erfolge über Bord zu werfen.

Ja, sehe ich ähnlich. Glaube auch manchmal es wie die Geschichte von "call of the void" (der Gedanke etwas sehr Dummes zu tun oder zu sagen, obwohl nicht notwendig - mMn.). Als Kind mit Inline-Skate sich an ein Auto zu klemmen, Brücken runterspringen, Zügen ausweichen, Auto der Eltern stehlen und was weiß ich es noch für lebensgefährliche Mutproben gibt. Das Problem ist dann mit der Situation danach zu leben.

Auch gibt es die Sache mit der stillen Post. Wenn in deinem Umkreis bereits ein Schwurbler ist, ist der in der Regel sehr engagiert zu missionieren. Er braucht keinen Erfolg, sondern eine Enttäuschung deinerseits um dich zu überzeugen.

Sauropode

Dunning Kruger, wenn jemand erfolgreich in seinem Fach ist und dies auf andere Fachgebiete, wo er keine Ahnung hat, überträgt.

Ermittler

Als Biologe hat man auf dem Arbeitsmarkt durchwachsene Erfolgsaussichten. Selbst sehr gute Biologen, die nach dem Studium an Universitäten weitergearbeitet haben, Veröffentlichungen und Projektbeteiligungen vorweisen können, müssen sich um eine Anstellung schon sehr bemühen. Wenn sie eine haben müssen sie rödeln, sich richtig reinhängen, hart arbeiten.

Stellen wo man nicht hart arbeiten muss, z. B. in Redaktionen von ö.-r. Sendern, NGOs u.s.w. sind rar und setzen auch bestimmte politische Einstellungen voraus.

Dass man als (maximal) durchschnittlicher und unefahrener Biologe ein auskömmliches Freiberuflerleben führt, kann man vergessen.

Wenn man jedoch eine Zielgruppe hat und genau deren Wünsche bedient, schreibt was die lesen wollen und sagt was die hören wollen, dann sieht das ganz anders aus.

simpel

Zitat von: Ermittler am 30. April 2021, 13:09:40
Als Biologe hat man auf dem Arbeitsmarkt durchwachsene Erfolgsaussichten. ...
ist das deine Erfahrung? ich hab nämlich eine andere. Es gibt zwar wenig Stellenausschreibungen zu "Biologe gesucht" - aber sehr viele Bereiche bei denen Biologen gerne genommen werden. über die Jahre konnte ich auch bei Studenten die nicht an der Uni blieben beobachten, dass sie ziemlich schnell Jobs fanden. Liegt natürlich auch an der Ausrichtung vom Master und/oder der Promotion. Aber z.B. Leute mit dem Abschluss eines Kopfstudiums hier an der Uni (1Jahr) das aus einem Theorieteil (Ökonomie, Betriebsrecht, usw) und einem Praktikum in selbst gesuchten Betrieben besteht wurde mehr als 80% vom Betrieb eine Stelle angeboten und der Rest hatte binnen eines Jahres was gefunden.
ZitatStellen wo man nicht hart arbeiten muss, z. B. in Redaktionen von ö.-r. Sendern, NGOs u.s.w. sind rar und setzen auch bestimmte politische Einstellungen voraus.
Na ja, erst mal ist "hart arbeiten" ja nicht so schlimm. Und bei journalistisches Arbeiten setzt ja auch noch etwas mehr als Fachkenntnis voraus. Z.B. hilft es da sicher, wenn man schon geschrieben hat, auch wenn's nur für kleine Zeitungen ist oder auch eine Zusatzausbildung an einer Journalisten-schule. Und die politische Ausrichtung spielt imo da eine untergeordnete Rolle. Besonders bei Naturwissenschaftlichen Themen ist das doch schnuppe.
ZitatDass man als (maximal) durchschnittlicher und unefahrener Biologe ein auskömmliches Freiberuflerleben führt, kann man vergessen.
Hmm. Dir ist schon klar, dass ein Biologiestudium keine Berufsausbildung ist? Wenn dich am Fach nichts so fasziniert und interessiert, dass du bereit bist da Überdurchschnitt zu sein, dann hast du ja auch nix zu bieten. Ich kenne etliche Biologen die sich selbständig gemacht haben. Teils allein, z.B. bei zu Oekosystem-Beurteilungen usw. oder in Gruppen in ihrem Fachgebiet bei der Beratung von Firmen.
ZitatWenn man jedoch eine Zielgruppe hat und genau deren Wünsche bedient, schreibt was die lesen wollen
Das soll eine Erklärung für Wissenschaftler auf Abwegen sein? Kann ich mir nicht in größerem Umfang vorstellen. Nobel disease scheint mir wesentlich plausibler.