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Kritisches Denken in der Schule

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Begonnen von celsus, 22. März 2020, 20:01:16

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celsus

In Finnland lernen Schüler einer Schule, wie man Falschnachrichten erkennt:

ZitatFür den Pädagogen Kari Kivinen vom französisch-finnischen Gymnasium ist niemand zu jung, um über die Zuverlässigkeit der Informationen nachzudenken, die ihm begegnen. ,,Die Kinder von heute lesen keine Zeitungen und sehen keine Fernsehnachrichten mehr. Sie suchen nicht nach Nachrichten – sie stolpern über sie auf Whatsapp, Youtube, Instagram, Snapchat und so weiter. Genauer gesagt, ein Algorithmus wählt die Nachrichten aus – nur für sie. Deshalb müssen schon Kinder in der Lage sein, sich kritisch damit auseinanderzusetzen. Nicht zynisch – wir wollen nicht, dass sie denken, alle würden lügen –, sondern kritisch." Um die Kompetenz gegenüber Fake News zu schulen, halte man sich an drei verschiedene Kategorien: Fehlinformationen oder ,,Fehler"; Desinformationen oder ,,Lügen", die absichtlich verbreitet werden, um zu täuschen; Fehlinformationen oder ,,Klatsch", der vielleicht zutrifft, aber schaden soll. ,,Sogar ganz kleine Kinder können das begreifen", glaubt Kivinen. ,,Sie lieben es, Detektiv zu spielen. Wenn man sie dazu bringt, Journalisten und Politiker über das zu befragen, was ihnen wichtig ist, wenn man sie befähigt, Schein- von wirklichen Debatten zu unterscheiden – dann beginnen Demokratie und das, was sie bedroht, in ihren Augen etwas zu bedeuten."

https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/regel-nr-1-kein-wikipedia

Warum machen eigentlich immer die Finnen geile Sachen in den Schulen? Ich will das auch.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Schwuppdiwupp

Und es wäre sooooooooooo wichtig.  ::)

Alle reden in der Schule von "Neuen (ha-ha) Medien" und "Digitalisierung". Als ich meinte, es sollte nicht ums Rumdaddeln mit iPads sondern um Inhalte und das Trennen von Fakt und Fake gehen, wurde ich nur verständnislos angesehen.  :'(
Ach, was weiß denn ich ...

9xklug

Auch in finnischen Schulen wird vermutlich kein kritisches Denken gelehrt, sondern nur, wie man Lehrern gegenüber den Eindruck erweckt, kritisch zu denken. Dass man diese Falle erkennen kann, wenn man kritisch denken kann, sagt viel über die Schulsysteme und wenig über kritisches Denken.

Meiner Meinung nach ist in der BRD kritisches Denken als Unterrichtsstoff den Gymnasien vorbehalten, und da immer auch nur Fachspezifisch. Beispielsweise kann ein Geschichtslehrer jederzeit darauf hinweisen, dass man das Besprochene jetzt "aus kritischer Distanz" betrachten kann. Dem stehen die anderen Schulen gegenüber, in denen Kinder vorwiegend auf Gehorsam dressiert werden.

Zur Zeit kann man wegen Corona ganz gut die allgemeine, gewaltsam durchgesetzte Schulpflicht in Frage stellen. Daran kann man sehr gut erkennen, wie gut diejenigen, die da "kritisches Denken" als tragenden Inhalt einer Zwangsinstitution bewerben wollen, selber kritisch denken können. Ich habe in der BRD noch niemanden gefunden, der über "Aber nach der Corona-Krise muss erstmal in den Schulen unbedingt alles weitergehen wie bisher" hinausdenken konnte.


Guthrie

Zitat von: 9xklug am 15. April 2020, 10:13:30
Auch in finnischen Schulen wird vermutlich kein kritisches Denken gelehrt, sondern nur, wie man Lehrern gegenüber den Eindruck erweckt, kritisch zu denken. Dass man diese Falle erkennen kann, wenn man kritisch denken kann, sagt viel über die Schulsysteme und wenig über kritisches Denken.


Wahrscheinlich wäre es hilfreich, wenn Du mal darlegen würdest was Du unter kritischem Denken verstehst, und wie Du Dir eine Ausbildung dazu vorstellst.

9xklug

Zitat von: Guthrie am 15. April 2020, 11:09:32
Zitat von: 9xklug am 15. April 2020, 10:13:30
Auch in finnischen Schulen wird vermutlich kein kritisches Denken gelehrt, sondern nur, wie man Lehrern gegenüber den Eindruck erweckt, kritisch zu denken. Dass man diese Falle erkennen kann, wenn man kritisch denken kann, sagt viel über die Schulsysteme und wenig über kritisches Denken.


Wahrscheinlich wäre es hilfreich, wenn Du mal darlegen würdest was Du unter kritischem Denken verstehst,
Ich möchte zu diesem Teil Deiner Frage zwei Bücher empfehlen:


  • Julian Jaynes: Der Ursprung des Bewusstseins... - in diesem Sinne wäre "kritisches Denken" das, was das eigene Sprachzentrum denkt und über den Umweg der Sprache sogar umsetzen kann
  • Daniel Kahneman: Thinking, fast and slow - kritisches Denken ist anscheinend notwendig "slow"

Zitatund wie Du Dir eine Ausbildung dazu vorstellst.
Ich stelle mir überhaupt keine "Ausbildung dazu" vor. Irgendwelche Leute behaupten, "Schule" könnte eine solche "Ausbildung" leisten. Das kann sie offensichtlich nicht. Ansonsten gäbe es zum Beispiel dieses Forum nicht, und auch nicht das, was hier besprochen wird.

Ich würde sagen, kritisches Denken ist gar nicht so schwierig. Man muss nur mal über das nachdenken, was man macht und über das, was man so von sich gibt. Bei vielen Menschen kommt dabei heraus, dass man das eigene Verhalten ändern müsste, wenn man manche Probleme lösen wollte. Dann geben sie in der Regel auf und behaupten, das Problem wäre es nicht wert, das eigene Verhalten zu ändern. Wer das lange genug durchzieht, verdient danach entweder viel Geld oder er hat ein Mandat in einem Landtag oder gar im Bundestag. Und dann hebt er immer brav das Pfötchen, wenn jemand danach fragt, ob alles weitergehen kann wie bisher.

sailor

Das ist nicht die Antwort auf Guthries Frage. Du eröffnest einen Satz mit "Meiner Meinung nach..." und verweist dann auf zwei Bücher, hast du keine eigene Meinung(sic)?

Kritisches Denken ist ein dämliches Buzzword, jeder der 2-3 youtube-Filmchen von EIKE, KenFM oder anderen Dreck fehlerfrei geguckt hat bezeichnet sich als "kritischer Denker". Daher können Schulen auch nicht zum "kritischen Denken" erziehen (auch wenn auf radikallinken Lehrplänen gern mal "Kritik und Selbstkritik" steht ;) ). Schulen können nur das Handwerkszeug geben, mit dem sich Menschen Sachverhalten annähern können.... und da hapert es gewaltig, gerade an Gymnasien. Meiner Erfahrung nach sind Gymnasien zu theorielastig, nicht nur in den Geisteswissenschaften, sondern auch in den Naturwissenschaften. Da kommen junge Menschen mit ner 1 im Physikleistungskurs an und glauben an "Freie Energie" oder Quantenmedizin (nachdem sie sich vorher gebrüstet haben, dass sie im LK Quantenphysik hatten... waren da wohl grade Kreide holen oder auf Klassenfahrt in Lloret de Mar^^).

Was sinh zum Glück gerade in den Geisteswissenschaften (insbesondere Geschichte) ändert ist der Unterricht zur Quellen- und Literaturkritik. Für "kritisches Denken" im positiven Sinne ist das die wichtigste Fähigkeit, sie bringt Medienkompetenz mit und schützt in großen Teilen vor Scharlatanerie, Polemik und sonstigem geistigen Dreck. Darüber hinaus macht Quellenkritik Spass, bzw. als Lehrkraft kann man die Sache sehr spannend darstellen und den Unterricht in Gruppen gut organisieren... verdammt, mann kann sogar Smartphones und Facebook hervorragend einbauen. Leider wurde gerade in Geschichte viel zu lange auf reines Auswendiglernen gesetzt, wen interessierts, wann genau Karl der Große seinen letzten Darmwind gelassen hat? Viel wichtiger ist die Darstellung und Rezeption bspw. der Sachsenfeldzüge und den dabei geschilderten Verbrechen.... und deren Wirkung bspw. im Dritten Reich. #weissmalwiederkeiner

Yadgar

Hi(gh)!

Zitat von: 9xklug am 15. April 2020, 10:13:30
Auch in finnischen Schulen wird vermutlich kein kritisches Denken gelehrt, sondern nur, wie man Lehrern gegenüber den Eindruck erweckt, kritisch zu denken. Dass man diese Falle erkennen kann, wenn man kritisch denken kann, sagt viel über die Schulsysteme und wenig über kritisches Denken.

Meiner Meinung nach ist in der BRD kritisches Denken als Unterrichtsstoff den Gymnasien vorbehalten, und da immer auch nur Fachspezifisch. Beispielsweise kann ein Geschichtslehrer jederzeit darauf hinweisen, dass man das Besprochene jetzt "aus kritischer Distanz" betrachten kann. Dem stehen die anderen Schulen gegenüber, in denen Kinder vorwiegend auf Gehorsam dressiert werden.

Ja, Gammas, Deltas und Epsilons als Verwurstungsmaterial für die Gesellschaftsmaschine, bei Betas kann man mal eine Ausnahme machen, aber zukünftige Alphas müssen kritisch denken können - aber auch sie nur in klar umrissenen Einzelaspekten! Andernfalls: ab auf die Falklands!

Mal ehrlich, ist das hier wirklich wie in Huxleys Schöner Neuer Welt (die ich kürzlich im englischen Original gelesen habe)? Dass die heutigen Gesellschaftsverhältnisse mehr mit Huxley als mit Orwell zu tun haben ist mir schon klar, aber wirklich 1:1?

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Guthrie

Zitat von: sailor am 15. April 2020, 13:16:09
Was sinh zum Glück gerade in den Geisteswissenschaften (insbesondere Geschichte) ändert ist der Unterricht zur Quellen- und Literaturkritik. Für "kritisches Denken" im positiven Sinne ist das die wichtigste Fähigkeit, sie bringt Medienkompetenz mit und schützt in großen Teilen vor Scharlatanerie, Polemik und sonstigem geistigen Dreck. Darüber hinaus macht Quellenkritik Spass, bzw. als Lehrkraft kann man die Sache sehr spannend darstellen und den Unterricht in Gruppen gut organisieren... verdammt, mann kann sogar Smartphones und Facebook hervorragend einbauen. Leider wurde gerade in Geschichte viel zu lange auf reines Auswendiglernen gesetzt, wen interessierts, wann genau Karl der Große seinen letzten Darmwind gelassen hat? Viel wichtiger ist die Darstellung und Rezeption bspw. der Sachsenfeldzüge und den dabei geschilderten Verbrechen.... und deren Wirkung bspw. im Dritten Reich. #weissmalwiederkeiner

Wer es noch nicht kennt..... Kaufbefehl!
...siehe unten.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass heute im Deutschunterricht keine "Medienkunde" mehr betrieben wird, wir haben vor 40 Jahren, im einen Jahr Bravos zerschnitten und Beiträge und Werbung sortiert, um das Gleiche zwei Jahre später mit Bayernkurier, Bild Welt, Spiegel und Stern zu machen...., nungut wir hatten so den ersten Schwung engagierter 68er-  Lehrer mit dabei, Erste schulische Begeisterung für Geschichte weckte aber eine Art Hutzelmännchen, Herr Jung, der den 35 pubertierenden Jungs mit Matritze, eine mehseitige "Schnitzeljagd" durch die grosse Stauferausstellung abgezogen hatte.

Ich weiss solche Anekdoten werden hier gerne durch den Kakao gezogen, ist mir aber  :aleck:

*edit*

Das ist der Kaufbefehl:

https://de.wikipedia.org/wiki/Anno_Domini_(Spiel)