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Dr.Marcel WILLE

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Begonnen von sumo, 20. Oktober 2019, 13:00:29

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sumo

es gibt mal wieder einen Kandidaten für das WiKi, oder einen Blogbeitrag?

https://www.morgenpost.de/bezirke/treptow-koepenick/article227408061/Wie-ein-impfkritischer-Arzt-Kinder-in-Koepenick-gefaehrdet.html


Dieser Beitrag erschien heute in der Berliner Morgenpost, im Netz und in der gedruckten Ausgabe. Zumindest nach diesem Artikel läßt sich ein Großteil der Impfkritik, Impfskepsis (oder wie auch immer man das nun nennen mag) auf diesen einen Arzt zurückführen.

Mal sehen, was ich in den nächsten Tagen noch herausfinden kann, ich nehme an, daß der Artikel eine gewisse Resonanz finden wird.


Sauropode

Um das zu lesen, muss ich mich registrieren lassen.  >:(

duester

Kann es sein, dass der Name ein Pseudonym ist? Es gibt keinen sanego- oder Jameda-Eintrag und auch Google kennt keinen "Marcel Wille Berlin".

Sauropode

Ja, das ist ein Pseudonym. Kann sein, dass ich ihn hier gefunden habe: https://www.jameda.de/berlin/aerzte/kinderaerzte/martin-schuldt/uebersicht/81046198_1/

Er heißt Martin Schuldt.

sumo

ja, das ist der, wollte ich gerade nachtragen. Das ist auch eine "antroposophische Praxis"
Da paßt wieder alles zusammen.

kann man hier pdf anhängen? Ich habe den Artikel als pdf.

Sauropode

Ich habe den Artikel über die Suchfunktion öffnen und lesen können.


Daggi

Zitat  https://berlin.stadtbranchenbuch.com/190876.html:

Bewertung für Herr Schuldt
Note

1,0
Archivierte Bewertung vom 12.04.2014,  (zu 84 % hilfreich bei 5 Stimmen)

So wenig wie nötig ist genau richtig!
Das es auch ohne Antibiotika und Schulmedizin geht, zeigt Herr Schuldt. Unsere Tochter ist jetzt 3 Jahre alt und hat bisher nicht ein einziges "Schudlmedizinpräperat" benötigt. Eine Kombination aus Homöopathie und Hausmitteln, wie Lavendelwickel, Zwiebelsaft und Zeit für's Kind hat bisher immer geholfen.
Wir sind ganz bewußt zu Herrn Schuldt gegangen, weil es zeigt das es auch ohne geht. Auch die Impfungen haben wir bewußt gewählt und uns beraten lassen, denn notwendig ist keine - was Herr Schuld einem überzeugend darlegt. Die Nebenwirkungen bei Impfungen sind nicht zu unterschätzen.
Klar, wer sein Kind als zu funktionierendes Beiwerk sieht und es möglichst schnell fit machen will, ist hier falsch.
Wir möchten betonen, dass wir keine Ökos sind ;)
Wie gesagt, was wir nicht beurteilen können, ist, ob Herr Schudlt auch bei einer ernstzunehmenden Krankheit richtig handelt, aber bisher haben wir ein Gutes Gefühl, denn er nimmt sich Zeit und wenn man vorher anruft, sind die Wartezeiten auch ok. ca. 1/2 bis 45 min"


Archivierte Bewertung vom 09.03.2014,  (zu 100 % hilfreich bei 4 Stimmen)

Ein Arzt, der den Einsatz von Medikamenten sinnvoll abwägt.
Wir wollten von Anfang an zu Dr. Schuldt, standen jedoch ein paar Monate auf der Warteliste. Eine Zeit, die an den Nerven zerrte... Wir hatten bis zu unserer Aufnahme bei Dr. Schuldt zwei Kinderärzte. Das Ergebnis war erschreckend. Meine Tochter bekam von unserem zweiten Kinderarzt viel zu früh ihre 6-fach Impfung. Nach der 2. 6-fach Impfung bekam sie einen so schlimmen Ausschlag, dass der damalige KiA Kortisonsalbe zur Behandlung verordnet hatten. Durch die Pneumokokkenimpfung war sie schließlich dauerhaft erkältet (und das obwohl sie bis zum 7. Monat kerngesund durch's Stillen war). Wir wurden sofort bei Dr. Schuldt aufgenommen. Er behandelte meine Tochter homöopathisch. Der Ausschlag verschwand, obwohl der Vorgänger von Dr. Schuldt behauptete, man könne meine Tochter nur noch mit Kortison behandeln und ich würde fahrlässig handeln, wenn ich mich gegen diese Therapie entscheide. Dr. Schuldt ist kein Impfgegegner. Nur impft er nicht ohne Kopf und Verstand um irgendwelche Boni von Pharmafirmen zu erhalten. Er hat meine Tochter bisher immer sehr gründlich vor dem Impfen untersucht, ob sie auch körperlich fit genug ist um sicher zu gehen, dass sie derartige Behandlungen auch gut verkraftet. Vor allem impft er nicht auf einen Impfekt, wie KiA vor ihm es taten. Seine Diagnosen sind sehr zuverlässig und er verfügt über ein gutes Netzwerk an Spezialisten und Kliniken, zu denen er im Bedarfsfall überweist. Wir sind sehr zufrieden und vertrauen ihm voll und ganz."


Archivierte Bewertung vom 14.02.2014

Ein guter Arzt für die Homoöpathie
Ich bin seit einigen Monaten bei ihm mit meinem 2 Jahre alten Sohn. Alles was die Homoöpathie und einen alternativen Impfplan angeht, würde ich ihn bevorzugen, wer davon aber gar nichts hält, soll lieber zu einem klassischen Schulmediziner gehen. Ich fand die Wartezeiten i.O. - selbst bei spontaner Erkrankung, also ohne Termin. Da ich selbst schwanke zwischen Schulmedizin und Homoöpathie, entscheide ich je nach Einzelfall ob ich ihn oder eher einen schulmedizinischen Arzt aufsuche. Und manchmal gehts auch einfach nach den Öffnungszeiten - die hier momentan falsch sind, denn Mi-Fr hat er keine Sprechstunde am Nachmittag. Aber von der Bandansage kann mans erfahren. :)
Mit Kinderwagen ist es allerdings nicht so toll, weil man ein paar Stufen zu Beginn überwinden muss, hat mans geschafft, kann man vor der Praxistür seinen Wagen anschließen."


Archivierte Bewertung vom 17.01.2014,  (zu 37 % hilfreich bei 14 Stimmen)

gewöhnungsbedürftig
Zu aller erst: meine Tochter mag ihn und fühlt sich wohl.
Ich als Mutter jedoch absolut nicht. Da man um Medikamente und impfungen betteln muss, selbst ein halbes arztstudium absolvieren muss, da er sehr wenig auskunft gibt vorallem aber die Homöopathie bevorzugt. Was natürlich in Ordnung ist, aber ist mein Kind krank, möchte ich medis und kein hokus pokus.
Wir werden wechseln"


Archivierte Bewertung vom 22.11.2013,  (zu 43 % hilfreich bei 16 Stimmen)

Nicht zu empfehlen
Seid nunmehr sechs Jahren sind wir bei Herrn Schuldt in Behandlung und leider wegen der Wartelisten bei chronisch überfüllten Kinderärzten noch nicht von ihm weg gekommen. Herr Schuldt behandelt oberflächlich und stellt keine eigenen Diagnosen. Darüber hinaus muss man um jedes Medikament betteln oder wird gar gebeten sich die Medikamente allein in der Apotheke zu kaufen und muss sich dann auch noch eine Belehrung darüber abhören, dass er pro Quartal und Kind nur 15 € Budget zur Verfügung hat. Des Weiteren ist es unzumutbar die notwendigen Impfungen selbst einfordern und im Blick haben zu müssen. Und zu guter Letzt muss man anführen, dass man trotz Termin mit hohen Wartezeiten rechnen muss. Und wenn man bei ihm im Behandlungszimmer sitzt und nicht seiner Norm entspricht, wird man in nicht einmal fünf Minuten abgespeist."

Daggi

Martin Schuldt
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
Mitglied in der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD).

Daggi

Jameda  https://www.jameda.de/berlin/aerzte/kinderaerzte/martin-schuldt/uebersicht/81046198_1/:

Bewertung vom 24.05.2018,  (zu 48 % hilfreich bei 17 Stimmen)

Als Person sehr nett, fachlich eher fragwürdig.
Herr Schuldt ist ein netter Arzt, der sich in Unruhe Zeit für seine kleinen Patienten nimmt. Fachlich gesehen, finde ich seine Entscheidungen immer wieder sehr fraglich. Ich bin selber Arzt und habe entsprechendes Fachwissen. Vor allem Notfallsituationen scheint er teils nicht zu erkennen. Auch hat er meinem Sohn bei einer Erkältung tolle Kügelchen aufgeschrieben, aber ich kann darauf verzichten hierzu unnützes Geld zu verschwenden und mache meinem Sohn lieber selbst einen Zwiebelsaft. Ist günstiger und hilft mindestens genauso gut. Auch muss ich seine Empfehlungen bezüglich des Impfens widersprechen. Das Nebenwirkungsrisko aller vom Robert-Koch-Institut empfohlenen Impfungen ist im Vergleich zu den Komplikationen, die Auftreten, wenn man nicht impft um ein Vielfaches geringer. Die Häufigkeit von Spätfolgen einer Masernerkrankung nehmen deutschlandweit zu und verringern die Lebenszeit bis dato gesunder Kinder immens. Daher sehe ich nicht warum diese Impfungen nicht notwendig seien. Die Fakten und wissenschaftlichen Studien sprechen für das Impfen."



Bewertung vom 11.05.2017, gesetzlich versichert, Alter: unter 30,  (zu 66 % hilfreich bei 7 Stimmen)

Der Beste!
Durch die positive Atmosphäre wirkt es nicht wie eine Arztpraxis. Dadurch fühlen sich die Kinder gelassener und sind automatisch entspannter. Die Einrichtung ist größtenteils aus Holz. Herr Dr. Martin Schuldt wirkt sehr lässig und entspannt und nimmt sich sehr viel Zeit für die Kleinen, was ich bei anderen Kinderärzten in der Vergangenheit vermisst habe. Er akzeptiert meine Impfentscheidung, wo andere mit Empörung reagierten und mich daraufhin ablehnten. Für mich macht dieser Arzt ein sehr intelligenten Eindruck, der in der Homöopathie gut gelehrt ist. Auch die Sprechstundenhilfe ist sehr freundlich und gelassen. Die Praxis ist auf großer Nachfrage sehr überfüllt, somit hat das 1 1/2 Jahre gedauert bis meine Kinder aufgenommen wurden. Für den Parkplatzmangel in der Gegend kann der Arzt ja nichts!" 


Daggi

Artikel in der MOPO Berlin:



Berliner Morgenpost
Impfen in Berlin: Wie ein Köpenicker Arzt Kinder gefährdet
Treptow-Köpenick
MASERN
Warum sind in einem Kiez im Südosten der Stadt besonders viele Kinder nicht geimpft? Die Suche führt in eine Kinderarztpraxis.

21.10.2019, 08:37
Ulrich Kraetzer und Martin Nejezchleba

Berlin. Fast hätte es der Junge nicht bis auf die Intensivstation geschafft. Das war im Februar 2015, zwei Tage, nachdem ein Kinderarzt Fieber und Hautausschlag festgestellt hatte. Das Herz stand still, der Kreislauf auch. Wiederbelebung. Dann wird er, ein Kitakind aus Reinickendorf, in die Kinderklinik der Charité verlegt, in einen graubraunen Betonkasten auf dem Virchow-Campus.

Die Ärzte verabreichen Adrenalin und ein Medikament gegen Herzschwäche. In einem Bericht, den später das Robert Koch Institut (RKI) veröffentlichen wird, schimmert Hoffnung zwischen medizinischen Wortungetümen. Verbesserung der Herzfunktionen, steht da, Blutdruckstabilisierung. Der Junge hatte eine Vorerkrankung am Herzen. Er war geimpft – aber nicht gegen Masern. Sieben Tage nach dem ersten Fieberausbruch ist er tot. Er wurde 18 Monate alt.

Keine hundert Meter entfernt, in einem Labor des RKI, wird später das Virus typologisiert. Ergebnis: Es gehört zum Virusstamm ,,R8-Rostov-am-Don". Und damit zum größten Masernausbruch in Berlin seit Einführung der Meldepflicht. 1329 Menschen waren erkrankt, Kinder mussten mit schweren Lungenentzündungen über Wochen im Krankenhaus behandelt werden.

Infografik: So viele Kinder sind in Berlin gegen Masern geimpft


,,R8-Rostov-am-Don" hat den Berlinern einiges in Erinnerung gerufen. Kleine Impflücken reichen aus, und das Virus findet seinen Weg, verbreitet sich, wird zur Epidemie. Die Symptome sind fast immer gravierend. Und: Bei einem von 1000 Patienten endet die Krankheit tödlich. Kurz: Die Masern sind alles andere als eine harmlose Kinderkrankheit.

Lesen Sie auch: Sechs Mythen zum Impfen - und ihre Widerlegung

Die Masern sind eine Krankheit der Paradoxe
Die Fakten sind seit langem bekannt. Aber die Masern sind eine Krankheit der Paradoxe. Eines geht so: Je entschlossener gegen das Virus gekämpft wird, desto harmloser wirkt es. Je seltener die Masern ausbrechen, desto öfter überdeckt Impfskepsis die Fakten.

Der Berliner Ausbruch hat die Politik wachgerüttelt. Das Ziel, zu dem sich die Gesundheitsministerkonferenz bereits 1998 verpflichtet hatte, war offensichtlich gescheitert: die Elimination der Masern bis 2015. Der ,,Nationale Aktionsplan 2015 bis 2020" wurde aufgesetzt. Als Ziel nennt er die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO): 95 Prozent der Bevölkerung sollen zweimal gegen Masern geimpft sein. Auch das Land Berlin hat den Masern den Kampf angesagt, auf 24 Seiten mit dem Titel ,,Berliner Masern-Röteln-Eliminationsplan". Er setzt Fristen: Bis Ende 2019 sollen bei der Einschulungsuntersuchung 95 Prozent der Kinder vollen Impfschutz nachweisen.

Das dürfte schwierig werden. Die aktuellsten Zahlen, sie stammen aus den Untersuchung für das Schuljahr 2017/18, weisen 92,6 Prozent aus. Das sind nur 0,4 Prozentpunkte mehr als zur Zeit des großen Ausbruchs.

Die Impfquoten in ausgewählten Berliner Bezirken und in Deutschland


Und es gibt große regionale Unterschiede. In manchen Kiezen lag die Impfrate fast zehn Prozentpunkte unter der Zielmarke. Da sind Frohnau und Hermsdorf mit 87,6 Prozent. Genauso wie im Osten Kreuzbergs, rund um den Görlitzer Park und das einstige SO36. Sorgen bereitet Virologen vor allem eine Region, die die Statistiker Treptow-Köpenick 5 nennen. Im Norden Köpenicks, Friedrichshagen und Rahnsdorf liegt die Rate 85,9 Prozent. Der niedrigste Wert in ganz Berlin.

,,Diese regionalen Nester von Impfkritikern sind massiv gefährdet", sagt Regine Heilbronn, die Leiterin des Instituts für Virologie der Charité. Martin Terhardt, Kinderarzt in Neukölln und seit 2011 Mitglied in der Ständigen Impfkommission (Stiko) des RKI sagt: ,,Solche Zahlen sind eine Katastrophe."

Was sind Gründe für die Unterschiede in den Kiezen? Und warum klafft gerade in Köpenick eine Impflücke?

Die Suche nach Antworten führt zu ratlosen Stadträten, zu Verschwörungstheoretikern auf Lautsprecherwagen und zu Dr. Marcel Wille: Ein schlanker, nachdenklicher Mann mit schütterem Haar, der sich von Patienten dafür bezahlen lässt, dass er ihnen in seiner Praxis einen Raum für ihre Impfskepsis bietet – und ihre Kinder in Gefahr bringt. Aus rechtlichen Gründen wurde sein Name von der Redaktion geändert.

Eine Person kann mehr als zwölf weitere anstecken
Aber erstmal führt die Recherche an ein Elektronenmikroskop. Legt man eine präparierte Masernzelle darunter und vergrößert sie 98.000-mal, dann ergibt sich folgendes Bild: ein schwabbeliges Wattebällchen, mit kleinen Haarbüscheln auf der Oberfläche. Das Wattebällchen ist die Eiweißhülle, die die Erbinformation des Virus schützt.

Eine Person, die diesen Virus in sich trägt, kann mehr als zwölf weitere anstecken. Dafür kann es reichen, die Luft in einem Raum einzuatmen, den der Virusträger bis zu zwei Stunden zuvor verlassen hat. Die allermeisten werden wieder gesund.

,,Der normale Verlauf ist eine schwere Erkrankung, Entzündungen von Lunge und Bindehäuten, mit Kreislaufbeschwerden", sagt Virologin Heilbronn. Masern können Mittelohrentzündungen oder Bronchitis auslösen. Jeder Tausendste stirbt an einer Hirnhautentzündung – in manchen Entwicklungsländern sterben fünf Prozent. Gehörverlust und schwere Gehbehinderungen können Folgen sein. Und: Jeder Zehntausendste erkrankt erst fünf bis zehn Jahre später an der Hirnhautentzündung. Und stirbt innerhalb von Monaten.

Um all das zu verhindern, gelten die Impfempfehlungen der Stiko. Das ist laut eigenen Angaben ein unabhängiges Expertengremium des RKI. Der Bundesgerichtshof hat geurteilt: Was die Stiko vorgibt ist ,,medizinischer Standard". Die Empfehlung in Sachen Masern lautet: Kitakinder frühestens ab dem 9. Monat, ansonsten zwischen dem 11. und 14. Monat impfen. Da diese bei bis zu zehn Prozent nicht anschlägt, ist die eine zweite Impfung vor dem zweiten Geburtstag wichtig.

Die Impfung ist wie ein Schutzschild
Man muss sich die Impfung wie einen Schutzschild vorstellen. Wenn es genügend davon in der Gesellschaft gibt, wenn die Angriffsflächen für den Virus so gering wie möglich sind, können auch Menschen ohne eigenes Schild abgeschirmt werden. Säuglinge etwa oder jene Wenigen, die wegen Allergien oder Immunschwächen den Impfstoff nicht vertragen. Der Anteil der Menschen mit Schutzschild, die gebraucht werden, um auch die Schutzlosen abzuschirmen, ist klar benannt: 95 Prozent. Nur dann werden die Übertragungswege gekappt, tritt ein, was die Mediziner Herdenimmunität nennen. ,,Wir alle tragen eine immense Verantwortung für die Menschen, die nicht geimpft werden können", sagt Virologin Heilbronn.

Auch deshalb hat die Bundesregierung jetzt zu jenem Mittel gegriffen, das viele als die Ultima Ratio im Kampf gegen die Impflücken nennen. Sie will die gesetzliche Masernimpfpflicht einführen. Nur wer seine Kinder gemäß Stiko-Empfehlung schützt, kann sie in Kitas oder Schulen schicken. Bei Verstößen droht Bußgeld von bis zu 2500 Euro.

Mehr als tausend Impfgegner ziehen durch Berlin
Ein Septembersonnabend am Brandenburger Tor. Mehr als tausend Menschen mit orangefarbenen Luftballons laufen einem Lautsprecherwagen hinterher. Sie demonstrieren gegen das Gesetz zur Impfpflicht, das der Bundestag noch in diesem Jahr absegnen könnte. Zur Demonstration aufgerufen hat auch der als ,,Volkslehrer" bekannte YouTuber Nikolai N., der den Reichsbürgern zugeordnet wird.

Auf der Bühne ist die Rede von einer neuen ,,Apartheid" zwischen Geimpften und Nichtgeimpften, eine Ärztin für Homöopathie spricht. Für den Protestzug singt ein Musiker namens Wojna davon, dass die Nato in Afghanistan mit Uran schieße – und Deutschland sich am Völkermord beteilige. Schnell wird klar: Die Bewegung der Impfgegner versammelt Menschen aus unterschiedlichsten, teils politisch extremen Ecken – sie sind für einen demokratischen Diskurs kaum zu erreichen.

Experten sind sich einig: Diese Menschen sind nicht das Problem. Sie sind laut – aber auch ziemlich wenige. Das zeigt auch die hohe Impfquote bei der ersten Masernimpfung: Sie liegt in Berlin bei 97,2 Prozent. Viel problematischer sind jene, die zwar nicht den falschen Behauptungen glauben, Impfstoffe könnten Autismus auslösen. Die aber teils mit berechtigter Kritik auf die Pharmaindustrie blicken, die Masern als harmlose Kinderkrankheit verklären – oder den durchaus ambitionierten Impfkalender der Stiko einfach etwas nachlässiger abarbeiten.

In anderen Ländern führte die Impfpflicht zu Skepsis
Genau diese Eltern, das sagt der Impfexperte Martin Terhardt, könnte das geplante Gesetz auch abschrecken. Auch eine Befragung der Europäischen Union weist in diese Richtung: Gerade in Ländern mit Impfpflicht ist die Skepsis besonders hoch. Martin Terhardt appelliert an Gesundheitsämter und Kinderärzte: Klärt die Eltern auf, nehmt ihnen die Zweifel.

Nicht jeder scheint sich dieser Verantwortung bewusst. Anruf im Rathaus Reinickendorf. Fragt man Gesundheitsstadtrat Uwe Brockhausen (SPD) nach Gründen für die niedrige Impfrate in Frohnau, hört man Allgemeinplätze darüber, dass dort nun mal das gehobene Bildungsbürgertum wohne – das sei für Impfskepsis besonders empfänglich. Aber näher untersucht habe man die schlechte Impfrate nicht, erklärt der Stadtrat.

Zu den 87,6 Prozent in Kreuzberg-Ost lässt das örtliche Gesundheitsamt über die Bezirkssprecherin ausrichten: Gesicherte Erkenntnisse zu Gründen gebe es nicht, die Zahlen von 2017 seien möglicherweise überholt.

Und die Impflücke von Köpenick? Gudrun Schäfer leitet den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im Bezirk. Sie sagt: ,,Ich war auch überrascht." Und versucht sich an Erklärungsansätzen: Seit Jahren zöge jene impfskeptische, bildungsbürgerliche Klientel in Ortsteile wie Friedrichshagen. Aber womöglich träfen sie dort auf einen Menschen, der ihre Skepsis teilt – oder sogar verstärkt.

Der Kinderarzt Dr. Wille hält Impfen nicht für nötig
Schäfer hat einen Verdacht. Es gebe da einen Arzt in Köpenick, er heiße, er sei toll im Umgang mit Kindern: Marcel Wille. Immer wieder würden Kinder, die bei ihm in Behandlung seien, beim Gesundheitsamt nachgeimpft – weil der Kinderarzt das ablehne. Manche Eltern seien verunsichert.

Sucht man auf einer Bewertungsseite für Ärzte nach Dr. Wille, stößt man auf 29 Bewertungen. Gesamtnote: 1,7. ,,Ein wunderbarer Kinderarzt, der individuell auf seine kleinen Patienten eingeht", schreibt eine Nutzerin. Weiter unten steht unter der Überschrift ,,Der Beste!": ,,Er akzeptiert meine Impfentscheidung, wo andere mit Empörung reagierten und mich daraufhin ablehnten."

Auch andere loben ihn für seine Haltung zum Impfen, denn notwendig sei keine – was Dr. Wille ,,überzeugend" darlege. Die wenigen negativen Bewertungen kritisieren fast ausnahmslos seinen homöopathischen Ansatz – und seine Impfberatung. In einem Kommentar steht, man müsse um Medikamente und Impfungen betteln.

Ein Gespräch mit der Morgenpost lehnte der Kinderarzt ab
Wer ist dieser Arzt? Und was sagt er zu diesen Vorwürfen? Schwer zu sagen. Eine Webseite seiner Praxis existiert nicht. Aber sie taucht auf einer Liste impfkritischer Ärzte in Deutschland auf. Nur: Ein Gespräch lehnt Marcel Wille trotz mehrfacher telefonischer Anfragen ab. Auch Patienten wollen sich auf Anfrage der Berliner Morgenpost nicht äußern.

Telefonat mit Gudrun Schäfer vom Gesundheitsamt: Man habe die neuesten Einschulungsdaten von 2019 untersucht: – und neue Indizien für ihren Verdacht. 70 Prozent der Kinder im Bezirk, die nicht ausreichend geimpft sind, kommen aus dem Bereich Nord-Köpenick, Friedrichshagen, Rahnsdorf. Man habe noch nicht ganz ausgezählt, sagt Schäfer, aber die Zahlen seien eindeutig: ,,Von 69 Kindern ohne ausreichenden Impfschutz sind 52 bei Dr. Wille."

Auch zu diesen Zahlen will sich der Kinderarzt nicht äußern. Also wählen wir einen anderen Weg – und bitten um eine Impfberatung. Die Sprechstundenhilfe gibt uns einen Termin abseits der Praxiszeiten. Die Termine fänden regelmäßig statt, sind über Monate ausgebucht und kosten 29,49 Euro. Nicht viel Geld, nur: Impfberatung ist eine Kassenleistung – und darf nur bei schriftlichem Einverständnis des Patienten privat abgerechnet werden. Die wird in Willes Praxis nicht eingefordert. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin müsse man das in einem Disziplinarverfahren prüfen. Mögliche Konsequenzen reichten von einer Verwarnung über Geldstrafen bis hin zu ,,einem Ruhen der Zulassung bis zu zwei Jahren."

Seltsame Begegnung mit Kinderarzt Dr. Wille
Montagabend in der Kinderarztpraxis Dr. Wille. Die Wände zieren die obligatorischen Kinderbilder, hinter dem Holztresen nestelt die Sprechstundenhilfe an einem Handy herum. Dann öffnet sich die Tür des Arztzimmers. Dr. Wille bittet zur Impfberatung. Wie er helfen könne?

Was folgt, ist ein mehr als halbstündiges Gespräch, bei dem der Kinderarzt einen immer wieder prüfend mustern und sagen wird: Wenn die Impfpflicht komme, dann hätte sich das alles sowieso erübrigt. Fragt man ihn, ab welchem Alter er denn welche Impfung für das Kind als sinnvoll erachtet, schaut er einen mit festem Blick an, ernst, als hätte er die Frage zum ersten Mal gehört und müsste erstmal einen Moment darüber nachdenken. Ein Mann, so der Eindruck, der gerne viel sagen würde, sich aber nicht festlegen will.

Ein Arztzimmer mit viel Platz für Zweifel
Nach einigen impfskeptischen Anmerkungen des Vaters scheint es so: Wille ist kein radikaler Impfgegner. Die widerlegte Theorie, Impfungen könnten zu Autismus führen, sei Spekulation. Und ja, wer seine Kinder nicht gegen Masern schütze, gefährde andere. Aber immer wieder lässt er Platz für Zweifel, nährt sie mit unwissenschaftlichen Aussagen.

Eine zu frühe Impfung sei nicht sinnvoll. Da sich das Immunsystem langsam aufbaue, überwögen die Nebenwirkungen. Falsch, vergleicht man die Faktenlage laut RKI. Dabei verwendet Wille Argumente, die etwa nach Ansicht der Berliner Ärztekammer ,,allen nationalen und internationalen Empfehlungen widersprechen" und ,,schlichtweg falsch und durch Fakten widerlegt" sind.

Kinderarzt Wille argumentiert mit Halbwahrheiten und falschen Behauptungen
So sagt Wille, dass in Deutschland vor allem Erwachsene an Masern erkranken. Das stimmt – allerdings ist ihr Anteil an der Bevölkerung auch sehr viel größer. Bezieht man ein, wie stark die Altersgruppe in der Bevölkerung vertreten ist, dann sind Säuglinge am meisten gefährdet. Falsch ist Willes Behauptung, dass diese Erwachsenen zum Großteil geimpft sind. Daten des RKI sagen: 2018 waren 80 Prozent der Menschen mit Impfpass, die an Masern erkrankt sind, nicht geimpft.

Wille aber folgert aus seinem Gemisch aus Halbwahrheiten und falschen Behauptungen, dass ein zu frühes Impfen später zu einem schlechteren Schutz führe. Laut RKI verringert späteres Impfen nicht die ohnehin sehr geringe Chance, dann noch im Erwachsenenalter zu erkranken.

Und, wann soll die Tochter, deren leeren Impfpass Dr. Wille in den Händen hält, zum zweiten Mal gegen Masern geimpft werden? Seine Empfehlung, sagt Wille: ,,Erst in der Pubertät."

Eine spätere Anfrage zu seinen Aussagen lässt Wille unbeantwortet.

Am Ende bleibt die Frage: Wer stoppt Dr. Wille?
Zeigt man Jürgen Maske, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Berlin, ein Gedächtnisprotokoll der Beratung, dann findet er deutliche Worte: ,,unverantwortlich", ,,unsozial" und ,,im Zweifelsfall gefährlich" sei das. ,,Letztendlich", heißt es aus dem Berufsverband, ,,müsse man so jemandem die Approbation entziehen." Zuständig sei die Ärztekammer. Die aber gibt sich deutlich reservierter. In Anbetracht der Recherchen der Berliner Morgenpost würde man ,,mit großer Wahrscheinlichkeit ein berufsrechtliches Ermittlungsverfahren" einleiten. Dessen Ausgang hänge aber von zahlreichen Faktoren ab.

Der Berufsverband sieht diese Aussagen skeptisch: Zwar verstoße ein Arzt mit dieser Beratung gegen die Berufsordnung. Genauer: gegen seine Aufklärungspflicht. Aber Konsequenzen habe es in ähnlichen Fällen nie gegeben.

Und Marcel Wille ist nicht alleine. Ein Kinderarzt in Mitte verbreitet über den Verein für Anthroposophische Heilkunst ,,Gesundheit Aktiv" Broschüren zur ,,individuellen Impfentscheidung". Die Impfpflicht bezeichnet der Verein als ,,Gesundheitsdiktatur." Im Familienforum Havelhöhe in Kladow berät der anthroposophische Kinderarzt Christoph Meinecke unter dem Motto: ,,Impfen – was spricht dafür, was spricht dagegen?" Szenen davon tauchen in Dokumentarfilmen und Artikeln auf. In einem wird Meinecke mit dem Satz zitiert: ,,Mumps, Röteln und Masern sind im Kindesalter harmlos." Auf Anfrage der Berliner Morgenpost fühlt er sich falsch wiedergegeben, beschränkt das Wort harmlos auf die ersten beiden Krankheiten. Aber auch er sagt zum Thema Masern: ,,Unserer Meinung nach sollte die Zweitimpfung spätestens mit Beginn der Pubertät erfolgen."

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sagt: ,,Ich appelliere an alle Kinderärztinnen und Kinderärzte in Berlin, die Kinder zu impfen." Aber reicht das? Zumindest ihr Masern-Eliminationsplan sieht mehr vor: Bei der Einschulungsuntersuchung gelte es, Impflücken zu identifizieren und zu schließen.

Stadtrat sieht die Ärztekammer zum Eingreifen in der Pflicht
Und warum schließt das Gesundheitsamt in Köpenick seine Impflücke nicht? Der zuständige Stadtrat Bernd Geschanowski (AfD) sagt, die Zahlen, die zur Praxis von Dr. Wille führen, müssten intern geprüft und auf Senatsebene mit den Gesamtdaten verglichen werden. Das sei frühestens im Frühjahr 2020 der Fall. ,,Zumindest kann ein Gesundheitsamt keine niedergelassenen ärztlichen Kollegen disziplinieren."

Auch der Stadtrat sieht die Ärztekammer in der Pflicht. Bei der Einschulungsuntersuchung biete man Beratung an. Aber es sei ,,absolut kontraproduktiv, diesen so nachhaltig schönen Tag für die Kinder" mit einer eventuellen Impfung zu belasten.

Am Ende scheint es, dass der Masernvirus ,,R8-Rostov-am-Don" im Jahr 2015, die Berliner Epidemie und der Tod des 18 Monate alten Jungen aus Reinickendorf nur für kurze Zeit aufgerüttelt haben. Wieviel ist schon eins zu 1000?

Sauropode

Zitat von: Daggi am 21. Oktober 2019, 13:36:56
https://www.individuelle-impfentscheidung.de/pdfs/Arztliste_PLZ.pdf

Interessant. Fast alle sind aus dem Westen. Nur in Dresden sind seltsamerweise mehrere Impfkritiker ansässig.