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ZDF: Risiko Umwelthormone - wenn der Körper austickt

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Begonnen von Schwuppdiwupp, 28. Juni 2019, 17:25:06

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Schwuppdiwupp

Da läuft bei mir am Sonntag, 23.06.2019, so im Hintergrund die Glotze und ich bekomme eher zufällig die Sendung "Planet e" mit. Nach nicht mal 10 Minuten habe ich ausgeschaltet. Der Grund ist gleich der erste Beitrag: "Risiko Umwelthormone - Wenn der Körper austickt". Demnach sind bestimmte Stoffe, die unter anderem in Kunststoffen und Sonnenmilch enthalten sind, als Krank- und Dickmacher entlarvt worden.

Allein wegen der reißerischen Aufmachung klingelten bei mir die "Bullshit-Alarmglocken", ohne dass ich von mir behaupten könnte, eine spezielle Sachkenntnis der Materie zu haben. Und tatsächlich: Es genügt ein Blick in Wikipedia, um herauszubekommen, dass mal wieder äußerst fahrlässig "recherchiert" wurde.

Wer Freude daran hat, dass in geeigneter Weise zu verwursten, hier zwei Links:

Link zur Sendung: https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-risiko-umwelthormone---wenn-der-koerper-austickt-100.html

Link zu Bisphenol A: https://de.wikipedia.org/wiki/Bisphenol_A#Andere_Effekte_auf_die_Gesundheit
Ach, was weiß denn ich ...

Sauropode

Hormonartige Substanzen sind in der Tat ein Problem in der Umwelt, zumal viele davon persistent sind und sich anreichern können. Ich mag aber den Beitrag nicht ansehen.

Schwuppdiwupp

Kann ich verstehen. ::)

Dass es echte hormonartige Substanzen und andere, biologisch-medizinisch wirksame Substanzen in der der Umwelt gibt, steht wohl außer Frage. Nur das beispielsweise ein Weichmacher wie Bisphenol A, der wirklich gut untersucht zu sein scheint, dafür verantwortlich ist, dass die Leute immer fetter werden, ist Quark.

Wie schon nur Wikipedia klar macht, ist das von verschiedenen Regierungsorganisationen ausgeschlossen worden.
Ach, was weiß denn ich ...

Sauropode

ZitatWie schon nur Wikipedia klar macht, ist das von verschiedenen Regierungsorganisationen ausgeschlossen worden.

Von IHNEN?!!!!  :o

simpel

Zitat von: Sauropode am 28. Juni 2019, 20:05:16
ZitatWie schon nur Wikipedia klar macht, ist das von verschiedenen Regierungsorganisationen ausgeschlossen worden.

Von IHNEN?!!!!  :o
:laugh:

Ich hab den Beitrag gesehen. Stimmt, der war (mal wieder) ziemlich reißerisch. Anscheinend muss das heutzutage so sein.
Im Text ist es schon ein wenig differenzierter: "Übergewicht entsteht nicht allein durch übermäßiges Essen. Denn Umwelthormone können beeinflussen, wie unser Körper mit Nahrung umgeht – und uns dick machen. Einige Stoffe stehen sogar im Verdacht, Krebs zu erzeugen."

Und sicher ist ein Getränk aus einer Plastikflasche kein Problem. Nur sind wir inzwischen ja ununterbrochen einer immensen Plastikflut ausgesetzt - schon vor der Geburt und dann geht's nahtlos weiter. Sehe ich, besonders in Verbindung mit dem sonstigen Lebensstil, schon als problematisch. Wobei es bei anderen Tieren schon Auswirkungen hat - Fische die spontan zu Weibchen werden z.B. oder Mäuse, die Schwierigkeiten mit der Fortpflanzung haben und später Geschlechtsreif werden.

Sauropode


Schwuppdiwupp

Zitat von: simpel am 28. Juni 2019, 20:30:13
Und sicher ist ein Getränk aus einer Plastikflasche kein Problem. Nur sind wir inzwischen ja ununterbrochen einer immensen Plastikflut ausgesetzt - schon vor der Geburt und dann geht's nahtlos weiter. Sehe ich, besonders in Verbindung mit dem sonstigen Lebensstil, schon als problematisch. Wobei es bei anderen Tieren schon Auswirkungen hat - Fische die spontan zu Weibchen werden z.B. oder Mäuse, die Schwierigkeiten mit der Fortpflanzung haben und später Geschlechtsreif werden.

Das PLastikmüll ein sehr ernstes Umweltproblem darstellt, bezweifelt wohl niemand. Ich selbst hatte das zweifelhafte Vergnügen, riesige Müllmengen in der Bucht von Jakarta gesehen zu haben. Bis man da in Bereiche kommt, wo man Schnorchel kann, muss man vorher Stunden mit dem Schnellboot rausfahren.

Wie kann man an anderer Stelle lesen: "Laborergebnisse mit Mäusen sind nicht auf den Menschen zu übertragen." (Celsus?, Peisrec?)

Ansonsten ist es bei Fischen gar nicht so ungewöhnlich, dass sich männliche Fische im Laufe ihres Lebens in Weibchen umwandeln.
Ach, was weiß denn ich ...

Peiresc

Zitat von: Schwuppdiwupp am 29. Juni 2019, 06:44:10Wie kann man an anderer Stelle lesen: "Laborergebnisse mit Mäusen sind nicht auf den Menschen zu übertragen." (Celsus?, Peisrec?)
Wie immer: die Angelegenheit ist komplex ;) und lässt sich nicht mit einem Satz erledigen. Ein Aspekt, das overselling, ist in unserm Forum mal hier berührt worden:
https://forum.psiram.com/index.php?topic=13677.0

Ganz im Ernst, natürlich sind Tierversuche über weite Strecken völlig unverzichtbar. Die einzige Alternative wären mehr Menschenversuche.
https://blog.psiram.com/2015/06/stoppt-tierversuchsgegner/

Zitat von: simpel am 28. Juni 2019, 20:30:13Plastikflut [...] Mäuse, die Schwierigkeiten mit der Fortpflanzung haben und später Geschlechtsreif werden.
Das sind jetzt nicht genügend Informationen, um eine Ansicht zu entwickeln, und es ist auch kein Ansatzpunkt für eine Recherche. 90% der Nachrichten über solche Themen, von denen man täglich umspült wird, sind von ähnlicher Präzision. Kannstemachennix, mussteguckenzu. Mein erster Treffer, wenn ich es trotzdem versuche, ist:
Zitat[...] Trotzdem lässt sich die Frage, ob Plastik nun als für Mäuse gefährlich oder unbedenklich einzustufen ist, nicht generell mit ja oder nein beantworten. Es gibt nämlich unzählige Materialien mit teils komplett konträren Eigenschaften, die unter diesem umgangssprachlichen Begriff zusammengefasst werden - einige davon mögen für Mäuse ungeeignet oder sogar gefährlich sein.

Ähnlich verhält es sich aber auch mit Holz! Und obwohl es darunter sogar für Mäuse tödlich giftige Arten gibt, würden es die meisten Mäusehalter wohl als völlig unsinnig empfinden, Holz deshalb generell als tierschutzwidrig einzustufen, komplett darauf zu verzichten und es regelrecht zu verteufeln.
https://schlaumaeuse.jimdo.com/kritik/plastik/


simpel

Richtig, man kann Ergebnisse bei Mäusen (oder anderen Tieren) nicht 1:1 auf den Menschen übertragen. Allerdings gibt es inzwischen auch Ergebnisse von Schweinen und die sind uns schon ziemlich ähnlich. Und es geht nicht nur um Fortpflanzung, so konnten z.B. Veränderungen im Darm gefunden werden - und das schon bei niedrigen Dosierungen. Schließlich alles Säugetiere, deswegen sind Ergebnisse von z.B. Mäusen zumindest Hinweise.

("...The results confirm that even low doses of BPA may influence the neurochemical characterization of the enteric neurons and are not neutral for living organisms." Die Ergebnisse bestätigen, dass selbst niedrige Dosen von BPA die neurochemische Charakterisierung der enterischen Neuronen beeinflussen können und für lebende Organismen nicht neutral sind. (The Influence of High and Low Doses of Bisphenol A (BPA) on the Enteric Nervous System of the Porcine Ileum. Szymanska K et al.)

Wobei sich hier noch rel. vorsichtig ausgedrückt wird. Andere Veröffentlichungen werden da wesentlich deutlicher. z.B.:
Bisphenol A Causes Liver Damage and Selectively Alters the Neurochemical Coding of Intrahepatic Parasympathetic Nerves in Juvenile Porcine Models under Physiological Conditions.
Thoene M et al.
"Bisphenol A (BPA) is an extremely common polymer ...These health problems are very evident in developing children and in young adults. ... Livers that had been exposed to BPA showed vacuolar degeneration, sinusoidal dilatation, vascular congestion and glycogen depletion that increased with exposure levels. ...  ....The increased neuronal markers studied here have been previously correlated with behavioral/psychological disorders of children and young adults, as well as with childhood obesity and diabetes. ..." (Bisphenol A (BPA) ist ein sehr verbreitetes Polymer ... Diese gesundheitlichen Probleme treten bei, sich entwickelnden, Kindern und jungen Erwachsenen sehr deutlich auf. ... Lebern, die BPA ausgesetzt waren, zeigten eine vakuoläre Degeneration, eine sinusförmige Dilatation, eine Gefäßverstopfung und einen Glykogenmangel, der mit der Exposition zunahm. ... .... Die hier untersuchten erhöhten neuronalen Marker wurden zuvor mit Verhaltensstörungen / psychischen Störungen von Kindern und jungen Erwachsenen sowie mit Fettleibigkeit und Diabetes in der Kindheit in Zusammenhang gebracht. ...)

Zitat von: Schwuppdiwupp am 29. Juni 2019, 06:44:10
Ansonsten ist es bei Fischen gar nicht so ungewöhnlich, dass sich männliche Fische im Laufe ihres Lebens in Weibchen umwandeln.
Das ist richtig. Allerdings nicht in dem zunehmend beobachteten Ausmaß. Gibt ja auch noch zunehmende Unfruchtbarkeit.  Dazu sind inzwischen auch Verhaltensveränderungen sichtbar die sich auf die ganzen Populationen auswirken. So fördert BPA z.B. die Vermischungen mit verwandten Arten - es kommt also zu viel mehr Hybriden.

Aber man braucht sich ja gar nicht mit Tierversuchen/Studien aufzuhalten. Inzwischen gibt es schon sehr viele Veröffentlichungen zu BPA und seine Wirkung beim Mensch. Eine PubMed Suche mit den Stichworten: "bisphenol a human" brachte 6684 Treffer . Sind nicht unbedingt alle relevant und untersuchen teils nur sehr kleine Teilaspekte, aber zumindest ist ein basis-Anspruch (peer reviewed journals) erfüllt. Leider sind für Leute ohne Uni bei den meisten Artikel nur die Zusammenfassungen zu sehen.

ZitatDas sind jetzt nicht genügend Informationen, um eine Ansicht zu entwickeln, und es ist auch kein Ansatzpunkt für eine Recherche. 90% der Nachrichten über solche Themen, von denen man täglich umspült wird, sind von ähnlicher Präzision. Kannstemachennix, mussteguckenzu. Mein erster Treffer, wenn ich es trotzdem versuche, ist:
Lustige Seite. Leider ohne jegliche Quellenangaben. Von wann und woher die Infos stammen ist also kaum raus zu finden.

Peiresc

Zitat von: simpel am 29. Juni 2019, 20:23:01Lustige Seite. Leider ohne jegliche Quellenangaben. Von wann und woher die Infos stammen ist also kaum raus zu finden.
Es handelt sich um eine Mäusetrainerin (was es nicht alles gibt).
https://schlaumaeuse.jimdo.com/blog/
Ein Impressum hat sie nicht, und Werbung scheint sie nicht zu schalten.  8)

Bisphenol A: das ja schon mal eine Hausnummer. Offenbar ist das Thema nicht ganz neu, es gibt weltweit regulatorische Aktivitäten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bisphenol_A#Beh%C3%B6rdliche_Regulierung
Ich behaupte jetzt nicht, dass alles in Ordnung ist (und ich behaupte auch nicht das Gegenteil). Insbesondere heißt es (Stand 2015):
ZitatDie FDA hat in Zusammenarbeit mit dem NTP und NIEHS mehrere Studien initiiert, die Auskunft zu den möglichen Gesundheitsgefahren von Bisphenol A geben sollen.[81]
https://de.wikipedia.org/wiki/Bisphenol_A#Beh%C3%B6rdliche_Regulierung
Und da darf man wirklich gespannt sein, ob die FDA von dem Schicksal der anderen amerikanischen Ministerien ereilt werden wird. Dann sähe es trübe aus.