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Quo vadis - der (positive) Zukunftsthread

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Begonnen von eLender, 05. Dezember 2015, 22:32:29

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eLender

Neben der derzeit sehr beliebten Apokalyptik gibt es ja noch abseits des "Mainstreams" gelegentlich auch positive Nachrichten über die Zukunft. Positiv ist natürlich eine Frage des Standpunktes. Ja, in der Zukunft wird unsere heutige Welt untergegangen sein, so wie es Natur der Sache ist. Anstatt das Heil in rückwärtsgewandten Sehnsüchten nach der guten alten Steinzeit zu suchen, könnte der Mensch und seine intellektuellen Fähigkeiten selbst das Heil sein. Die Zukunft ist unabwendbar, man kann bestimmte Entwicklungen kritisch sehen, aber verbieten und verhindern lassen sich neue Technologien nicht. Sehen wir also das Positive an den neuen Möglichkeiten.

Momentan beobachte ich mindestens zwei sehr interessante Entwicklungen, die die Welt sehr bald sehr deutlich verändern könnten. Im Bereich der Gentechnik sind das das Genome Editing und hier insbesondere CRISPR/Cas-System, die eine wirkliche Revolution bedeuten. Hier mal ein aktueller Artikel aus Vice, der ein wenig einen pessimistischen Unterton hat, der aber ganz gut das Potential ausleuchtet:

http://motherboard.vice.com/de/read/crispr-kann-sogar-den-menschen-genetisch-veraendern-aber-ist-das-gut-888

Im Bereich der künstlichen Intelligenz überschlagen sich momentan auch die Entwicklungen, es könnte noch zu meinen Lebzeiten eine denkende Maschine geben. Ein führender Kopf auf dem Gebiet beschreibt es so (finde ich großartig):

http://www.faz.net/aktuell/wissen/juergen-schmidhuber-will-hochintelligenten-roboter-bauen-13941433.html

Vielleicht findet ihr noch weitere Artikel, die ein wenig das positive Potential neuer Technologien ausleuchten
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Nicht_Peter

Da wäre zum einen das autonome Fahren. Schon heute ist da einiges möglich (http://www.sueddeutsche.de/auto/autopilot-im-tesla-model-s-einfach-mal-loslassen-1.2723051) und das, was sich Autohersteller fürs Jahr 2030 vorstellen, ist schon sehr beeindruckend (https://youtu.be/IWB4xj7EILg). Bis Autos wie dieser Mercedes tatsächlich auf der Straße fahren, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, trotzdem gehe ich davon aus, dass es in 15-20 Jahren üblich sein wird, anstrengende Stadtstrecken oder langweilige Autobahnfahrten das Auto autonom fahren zu lassen und stattdessen Zeitung zu lesen, E-Mails zu checken oder ähnliches. Das wird unsere Lebensqualität deutlich steigern.

Peiresc

Zitat von: Nicht_Peter am 06. Dezember 2015, 09:53:13
dass es in 15-20 Jahren üblich sein wird, anstrengende Stadtstrecken oder langweilige Autobahnfahrten das Auto autonom fahren zu lassen

Das ist nun schon ein deutlich bescheideneres Programm, in einem deutlich langem Zeitrahmen. Und strenggenommen macht Schmidthuber bei allem Optimismus keine Aussagen, die sich irgendwie falsifizieren lassen würden.
;)

Yadgar

Hi(gh)!

Also, ich fände es schon sehr cool, wenn wir mittels Bio- und Nanotechnologien unsere Lebenserwartung mal eben easy verzehnfachen könnten (es gibt statistische Berechnungen, denen zufolge die Lebenserwartung des Menschen ohne Alterung gegenwärtig durchschnittlich zwischen 690 und 810 Jahren läge - irgendwann erleidet man halt irgendeinen Unfall oder stirbt an einer nicht altersbedingten Krankheit, die noch nicht therapierbar ist...)... 750 Jahre! Was könnte ich in dieser Zeit alles programmieren, komponieren, reisen (nicht nur nach Afghanistan...)!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
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Yadgar

Hi(gh)!

Zitat von: Nicht_Peter am 06. Dezember 2015, 09:53:13trotzdem gehe ich davon aus, dass es in 15-20 Jahren üblich sein wird, anstrengende Stadtstrecken oder langweilige Autobahnfahrten das Auto autonom fahren zu lassen und stattdessen Zeitung zu lesen, E-Mails zu checken oder ähnliches. Das wird unsere Lebensqualität deutlich steigern.

Vernünftiger und gesünder wäre es, diese Strecken mit dem Fahrrad zu fahren - für die Autobahn dann verkleidete Liegeräder, die bauartbedingt auch von Radfahrern mit durchschnittlicher Kondition gefahren schneller sind als 60 km/h und folglich dort fahren dürfen sollten...

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Now playing: Tour de France, version francaise (Kraftwerk) - das passte ja jetzt PERFEKT!
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Peiresc

Zitat von: Yadgar am 15. Januar 2016, 19:26:39
(es gibt statistische Berechnungen, denen zufolge die Lebenserwartung des Menschen ohne Alterung gegenwärtig durchschnittlich zwischen 690 und 810 Jahren läge

Das ist vorbei und kehrt nicht wieder.
Zitatmethuselah lived nine hundred years,
aber It Ain't Necessarily So

duester

Zitat von: Yadgar am 15. Januar 2016, 19:26:39
Also, ich fände es schon sehr cool, wenn wir mittels Bio- und Nanotechnologien unsere Lebenserwartung mal eben easy verzehnfachen könnten  ...

Uurgh. Ich hab' die Menschheit so schon häufig über. Und was ist mit der Reproduktion? Wenn wir nur bei der derzeitigen Geburtenrate bleiben, wird es bald sehr, sehr eng hier. Wenn mit der längeren Lebenserwartung auch die Zahl fruchtbarer Jahre steigt, dann sitzen wir uns bald gegenseitig auf dem Schoß. Ich möchte eigentlich schon nicht mehr hier sein, wenn die 10 Mrd. geknackt werden - ganz zu schweigen von den 100 Mrd.

Typee

Zitat von: Yadgar am 15. Januar 2016, 19:26:39
Hi(gh)!

Also, ich fände es schon sehr cool, wenn wir mittels Bio- und Nanotechnologien unsere Lebenserwartung mal eben easy verzehnfachen könnten (es gibt statistische Berechnungen, denen zufolge die Lebenserwartung des Menschen ohne Alterung gegenwärtig durchschnittlich zwischen 690 und 810 Jahren läge - irgendwann erleidet man halt irgendeinen Unfall oder stirbt an einer nicht altersbedingten Krankheit, die noch nicht therapierbar ist...)... 750 Jahre! Was könnte ich in dieser Zeit alles programmieren, komponieren, reisen (nicht nur nach Afghanistan...)!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Evolutionsbiologisch wäre das eine Katastrophe. Das Programm heißt da ganz klar: vermehre Dich alsbald, und dann mach Dich vom Acker, damit Platz wird für die nächste, besser angepasste Generation. Bei den Naturvölkern ist das so auch noch in Funktion. Die Verdoppelung unserer Lebenserwartung gegenüber diesem Programm haben wir uns geradewegs gegen Natur erarbeitet.

Ganz ehrlich: die Vorstellung, schier gar kein Ende haben zu können, ist mir nicht einmal besonders angenehm.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Peiresc

Zitat von: Typee am 15. Januar 2016, 19:50:22
Ganz ehrlich: die Vorstellung, schier gar kein Ende haben zu können, ist mir nicht einmal besonders angenehm.

Schon Jonathan Swift hatte sich das mal ausgemalt; furchtbar.
https://en.wikipedia.org/wiki/Struldbrug

Groucho

Zitat von: Yadgar am 15. Januar 2016, 19:26:39

Also, ich fände es schon sehr cool, wenn wir mittels Bio- und Nanotechnologien unsere Lebenserwartung mal eben easy verzehnfachen könnten (es gibt statistische Berechnungen, denen zufolge die Lebenserwartung des Menschen ohne Alterung gegenwärtig durchschnittlich zwischen 690 und 810 Jahren läge - irgendwann erleidet man halt irgendeinen Unfall oder stirbt an einer nicht altersbedingten Krankheit, die noch nicht therapierbar ist...)... 750 Jahre! Was könnte ich in dieser Zeit alles programmieren, komponieren, reisen (nicht nur nach Afghanistan...)!

Nuja, die Biologie hält sich nicht an Statistik. Die Telomerase mag man vielleicht mal in den Griff bekommen, aber es ist eher eine grauenhafte Vorstellung. Mir fällt ja schon heute nix mehr ein, was irgendwie neu oder nicht schon viel besser gesagt, gespielt, ausgedrückt worden wäre. Alle 100 Jahre mal auftauen und gucken, ob man richtig lag, ok, soweit würde mich die Neugierde treiben. Aber dann wieder schnell ab in die Truhe.
Ansonsten ist es eine eher angenehme Vorstellung, seine Moleküle wieder der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen; was für eine friedliche Ruhe!

RächerDerVerderbten

Zitat von: Yadgar am 15. Januar 2016, 19:26:39
Also, ich fände es schon sehr cool, wenn wir mittels Bio- und Nanotechnologien unsere Lebenserwartung mal eben easy verzehnfachen könnten

So einen leichten Anflug von anstrengender Ewigkeit hatt ich "früher" öfter, als ich auf Wachmachern die Wochenenden durchgefeiert hab.

Irgendwann will man nix mehr sehen, ausspannen, pennen (tot sein), aber kann nicht mal mehr das. :Opa:
If the only thing keeping a person decent is the expectation of divine reward, brother, that person is a piece of shit. Rusty Cohle

Yadgar

Hi(gh)!

Zitat von: Typee am 15. Januar 2016, 19:50:22
Evolutionsbiologisch wäre das eine Katastrophe. Das Programm heißt da ganz klar: vermehre Dich alsbald, und dann mach Dich vom Acker, damit Platz wird für die nächste, besser angepasste Generation. Bei den Naturvölkern ist das so auch noch in Funktion. Die Verdoppelung unserer Lebenserwartung gegenüber diesem Programm haben wir uns geradewegs gegen Natur erarbeitet.

Stimmt, wir brauchen unbedingt wieder Seuchen, Hungersnöte, Großraubtiere als Fressfeinde... ab und zu ein knackiger Krieg oder ein zünftiger Völkermord wären auch nicht schlecht!

Nein, ernsthaft: was du da postulierst, das ist genau der Kern jenes reaktionären, menschenverachtenden Ökologismus, der unter skeptischen Rationalisten im Allgemeinen entschieden zurückgewiesen wird! Lebst du nicht gerne? Ich schon, solange sich die gesundheitlichen Einschränkungen in Grenzen halten... und ich glaube nicht, dass es mir nach 200, 500 oder 1000 Jahren langweilig werden würde! Das Universum ist so riesig, es gibt so viel zu erforschen und zu entdecken... und wenn das in Gesellschaft anderer Hyperlanglebiger tun könnte, wäre ein solches Leben auch keine trostlose Folge von Abschieden...

Und was das ökologische Gleichgewicht angeht: wir werden angesichts des Bevölkerungswachstums auf diesem Planeten langfristig sowieso nicht darum herumkommen, die Natur umfassend nach unseren Bedürfnissen umzubauen - es sei denn, wir nehmen zur Bewahrung ursprünglicher Naturregionen Milliarden Hungertote in Kauf. Wenn im Laufe dieses Jahrhunderts dank Klimaerwärmung der Taigagürtel in Kanada und Sibirien erstmals für großflächige Landwirtschaft nutzbar wird, haben wir gar keine Alternative, als diesen zu nutzen - wir müssen 10, 11, 12 Milliarden Menschen satt bekommen! Solange wir unseren Atemsauerstoff nicht im großen Stil technisch herstellen (können), würden wir dann eben in den heutigen Tundragebieten Wälder anpflanzen, humusarme oder gar felsige Böden ehemaliger Frostschuttwüsten würden wir mittels Billionen von Nanomaschinen pulverisieren und mit Nährstoffen anreichern - bis die Küsten von Spitzbergen, Franz-Joseph-Land oder Nowaja Semlja aussehen wie heute Norwegen oder British Columbia!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
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Yadgar

Hi(gh)!

Zitat von: Peiresc am 15. Januar 2016, 19:54:09
Schon Jonathan Swift hatte sich das mal ausgemalt; furchtbar.
https://en.wikipedia.org/wiki/Struldbrug

...aber doch nur deswegen, weil die Alterungsprozesse nicht gestoppt wurden! Hinfälliger und hinfälliger zu werden und dabei doch nicht sterben zu können, das wäre in der Tat furchtbar!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
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Peiresc

Yadgar, jetzt mal im Ernst: das ist alles nur Spinnerei. Da ist einiges der klassischen SF-Literatur durchdachter gewesen. BTW, Du hast gesagt, es gäbe da "Berechnungen" zur "Lebenserwartung". Hast Du es noch genauer? Literaturhinweis? Oder gar ein, zwei Links?

eLender

Zitat von: Yadgar am 15. Januar 2016, 19:26:39
Also, ich fände es schon sehr cool, wenn wir mittels Bio- und Nanotechnologien unsere Lebenserwartung mal eben easy verzehnfachen könnten (es gibt statistische Berechnungen, denen zufolge die Lebenserwartung des Menschen ohne Alterung gegenwärtig durchschnittlich zwischen 690 und 810 Jahren läge - irgendwann erleidet man halt irgendeinen Unfall oder stirbt an einer nicht altersbedingten Krankheit, die noch nicht therapierbar ist...)...

Mal unabhängig davon, ob das so sinnvoll und unproblematisch ist, die Thematik könnte uns in Zukunft tatsächlich weiter beschäftigen. Ich bin nicht sehr vertraut mit dem Stand der Forschung und inwieweit das in absehbarer Zeit machbar ist. Aber ich bin mir sicher, das wird eines Tages machbar sein. Wahrscheinlich nicht schlagartig, aber man wird immer besser verstehen, was beim Altern passiert und welche genetischen Programme man beeinflussen muss, um den Alterungsprozess aufzuhalten (wenn nicht sogar umzukehren).

Und machen wir uns nichts vor, davon träumen eine Menge Menschen (mich mal ausgeschlossen, ich bin eigentlich froh, wenn ich irgendwann Feierabend habe) die für sowas eine Menge Geld ausgeben würden. Die Nachfrage ist da, das Geld auch, fehlt nur noch das Angebot. Abgesehen von der Machbarkeit werden sich eine Menge ethischer, ökologischer und juristischer Fragen stellen. Das Ganze wird so teuer sein, dass es sich sowieso erstmal nur die Superreichen werden leisten können. Da ein Eingriff in die Gene (ggf. sogar in die Keimbahn) nötig sein wird, wird sowas wahrscheinlich nicht in jedem Land erlaubt sein.

Vll. geht das eines Tages über eine Gentherapie beim Erwachsenen, aber wenn man das nur am Embryo machen kann, ist das erstmal witzlos. Man stelle sich auch mal vor, nur in den reichen Industrieländern können sich Menschen "unsterblich" machen. Auch das Problem mit der wachsenden Bevölkerungszahl wird nicht gerade leicht zu lösen sein. Aber wenn man sich ansieht, was sich momentan in Sachen Genome-Editing (s.o.) abspielt, wird man diese Fragen irgendwann lösen müssen.

Zitat von: Yadgar am 15. Januar 2016, 19:26:39750 Jahre! Was könnte ich in dieser Zeit alles programmieren, komponieren, reisen (nicht nur nach Afghanistan...)!

Wie war das nochmal: wenn man Geld hat, hat man keine Zeit hat; wenn man kein Geld hat, hat man Zeit...
Wollte ich nur mal gesagt haben!