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esoterischer Zahnarzt vor Gericht

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Begonnen von Sauropode, 16. April 2015, 16:28:48

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pelacani

ZitatBerufsordnung für Ärzte, Präambel:
Die Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit meiner Patientinnen und Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein.
http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/MBO_08_20112.pdf

Da steht nicht, dass man dem Kranken wider besseres Wissen zu Willen zu sein hat.

duester

Zitat von: Pelacani am 18. April 2015, 13:04:32
44 Quellen, davon ein Haufen Ethiker (d. h. Experten, die wohl nie einen Patienten gesehen haben), das ist doch allenfalls als Basis für Spekulationen brauchbar.
ZitatA first description of this condition traces back to a series of letters published in 1972 in the magazine Penthouse. These letters were from erotically-obsessed persons who wanted to become amputees themselves.7
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4094630/pdf/ndt-10-1255.pdf
Erinnert an "The Three Faces of Eve", die Erfindung der Multiple Personality Disorder. Da ist übrigens die Literatur um Größenordnungen reichhaltiger.

Mooooment!  ;) Wenn ich mich an die Diskussion um die "Three Faces of Eve" richtig erinnere, war der inflationäre Gebrauch der Diagnose das Problem - dass es in extremen und absoluten Einzelfällen "gespaltene Persönlichkeiten", ggf. im Zusammenhang mit einer anderen, konventionelleren psychischen Erkrankung, geben kann, ist nicht so strittig (wobei der Hype um die repressed memories etc. den Erkrankten natürlich einen Bärendienst erwiesen hat).

Auch @Gefährliche Bohne (Danke auch für den Hinweis mit der "Amputenophilie" - frage mich wirklich, wie ich auf den Begriff komme!): Der Verweis auf eine Doku ist natürlich schwach, allerdings geht es mir ja nicht um die Epidemiologie des Problems, sondern um die Aussage, dass es im Einzelfall Betroffene geben kann.  Ihr macht die Tür ja quasi auf, wenn ihr kategorisch verneint, dass das Problem überhaupt bestehen könnte. Ein Einzelfall, ggf. live und in action und Farbe, in einer Doku, begründet dann ja schon die Widerlegung. Während das für uns ein eher theoretisches oder ethisches Problem ist, gibt es irgendwo einen Arzt, der sich genau diese Frage stellt: Darf er/sie in die körperliche Unversehrtheit eingreifen, wenn es keine medizinische Notwendigkeit dafür gibt bzw. Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass der Patient diese Entscheidung für sich selbst nicht treffen kann? Und da ist dann der Bezug zur Transsexualität vielleicht doch nicht ganz schlecht: So eine Entscheidung sollte kein einzelner Arzt treffen dürfen/müssen - stattdessen sollte er Unterstützung durch geschultes Personal bekommen. Um den konkreten Ausgangsfall nochmal aufzugreifen: Wir wissen es ja nicht, aber stellen wir uns vor, der Betroffene ist wirklich ständig panisch und lebt auf einem extrem hohen Stressniveau, wegen dieser - für uns - irrationalen Befürchtung, etwas sei mit seinen Zähnen. Im Moment hat der arme Mann ein echt besch*** Leben. Wenn es ihm mit der Extraktion besser geht, könnte man dann nicht entgegenhalten, dass es doch "nur" Zähne sind? Besser sie werden von einem geschulten Zahnarzt gezogen, als dass er zu irgendwelchen Verzweiflungsmaßnahmen greift, um sich die Zähne auszuhauen etc. (man könnte sich z.B. vorstellen, dass er eine Wurzelentzündung verschleppt, um zu verhindern, dass der Zahn gerettet wird oder bewusst auf harte Gegenstände beißt - beides Dinge, die auch bei stationärer Unterbringung schwer zu verhindern sind, wenn man ihn nicht ständig fixiert). Aber natürlich kann das der einzelne Zahnarzt (ggf. mit kleinen Dollarzeichen in den Augen) auf gar keinen Fall entscheiden, sondern das wäre die Aufgabe des behandelnden Psychiaters, ggf. mit Kontrolle durch einen weiteren Kollegen. 

Belbo

Dieser Argumentation folgend dürfte man sich (oder Teile von sich) dann von einer Gruppe geschulter Kannibalen aufessen lassen, wenn es der eigenen Stimmung zutäglich ist?
Ich glaube nicht, dass es der Diskussion hilft, da jetzt irgendwelche theoretischen Beispiele zu konstruieren.

pelacani

Zitat von: duester am 20. April 2015, 10:52:13
Mooooment!  ;) Wenn ich mich an die Diskussion um die "Three Faces of Eve" richtig erinnere, war der inflationäre Gebrauch der Diagnose das Problem - dass es in extremen und absoluten Einzelfällen "gespaltene Persönlichkeiten", ggf. im Zusammenhang mit einer anderen, konventionelleren psychischen Erkrankung, geben kann, ist nicht so strittig (wobei der Hype um die repressed memories etc. den Erkrankten natürlich einen Bärendienst erwiesen hat).

Es gibt in der Tat Unterschiede zwischen ,,BIID" und ,,MPD", allerdings in genau umgekehrtem Sinn.
Die Multiple Persönlichkeit ist ein rein soziales Konstrukt, ein Artefakt durch die Befragung; etwas anderes ist da nicht plausibel.
Vgl. Spanos NE: Multiple Identity Enactments and Multiple Personality Disorder: A Sociocognitive Perspective. Psychological Bulletin 1994. Vol. 116. No.1, 143-165 (lohnt sich, und ist auch für den interessierten Laien lesbar).
Hingegen muss an der schlichten Existenz einer ,,BIID" nicht unbedingt gezweifelt werden, wenn ich auch, und das war mein Ausgangspunkt, bis auf Widerruf nicht glaube, dass eine Amputation etwas nützen würde.

Zitatwar der inflationäre Gebrauch der Diagnose das Problem
Das stimmt so natürlich nicht. Aber wichtiger: dazu wird es auch bei der BIID kommen; mit Sicherheit. Die ersten Tendenzen dazu sind schon da. Ein anderes Beispiel war die "Evolution" der posttraumatischen Belastungsstörung (früher: nach bedrohlichem Ereignis außerhalb des üblichen menschlichen Erfahrungsbereichs, heute: nach Mitteilung der Diagnose einer Fibromyalgie). So etwas ist einfach unvermeidlich.

pelacani

Zitat von: duester am 20. April 2015, 10:52:13
Wir wissen es ja nicht, aber stellen wir uns vor, der Betroffene ist wirklich ständig panisch und lebt auf einem extrem hohen Stressniveau, wegen dieser - für uns - irrationalen Befürchtung, etwas sei mit seinen Zähnen. Im Moment hat der arme Mann ein echt besch*** Leben. Wenn es ihm mit der Extraktion besser geht, könnte man dann nicht entgegenhalten, dass es doch "nur" Zähne sind?
Vergiss es. Das ist nicht zu erwarten. Er ist nicht ,,wegen seiner Zähne" panisch, sondern weil er sich manipuliert, von außen körperlich beeinflusst fühlt. Wenn die Zähne raus sind, dann wird sich in wenigen Monaten eine andere Art der ,,körperlichen Beeinflussung" einstellen.

Es ist nicht selten, dass Leute mit Verfolgungswahn, die sich von ihren Nachbarn bedroht und beobachtet fühlen und deren Stimmen in Rede und Gegenrede hören, wie sie sich verabreden, dem Betroffenen Schaden zuzufügen, aus ihrer Wohnung ausziehen. Dreimal darf man raten, was sich in der nächsten Wohnung innerhalb von wenigen Monaten einstellen wird.

Gefährliche Bohnen

Zitat von: duester am 20. April 2015, 10:52:13
Der Verweis auf eine Doku ist natürlich schwach, allerdings geht es mir ja nicht um die Epidemiologie des Problems, sondern um die Aussage, dass es im Einzelfall Betroffene geben kann.  Ihr macht die Tür ja quasi auf, wenn ihr kategorisch verneint, dass das Problem überhaupt bestehen könnte.

Nope. Die Frage ist nicht, ob es das Problem gibt, die Frage ist, wo das Problem liegt. Ist eine Beinamputation in dieser Situation die richtige Maßnahme, das ist die allererste Frage, die man sich stellen sollte und erst dann kann man sich überlegen, ob man das darf. Vielleicht fällt dem Betroffenen ja nach einer Weile auf, dass ihn jetzt auch sein anderes Bein stört? Oder seine Hand? Diese Möglichkeit sollte man doch wenigstens in Betracht ziehen, bevor man jemandem ein Bein amputiert, meinst du nicht?
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

duester

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 20. April 2015, 12:45:17
Diese Möglichkeit sollte man doch wenigstens in Betracht ziehen, bevor man jemandem ein Bein amputiert, meinst du nicht?

Ja, meine ich in jedem Fall. Nicht umsonst gibt es ja bei gravierenden Eingriffen (z.B. auch bei Magenbändern) lange Vorlaufzeiten und die Bedingung, dass erst Alternativen in Erwägung gezogen werden müssen. Und nicht zuletzt: Psychologische Betreuung und Begutachtung, im Idealfall getrennt voneinander. Und natürlich muss vor der Frage, ob es erlaubt ist, die Frage stehen, ob dem Patienten damit geholfen wird. Ich glaube, wir sind insgesamt gar nicht so weit voneinander entfernt: Während ihr davon ausgeht, dass eine solche Behandlung nicht im Sinne des Patienten sein kann, halte ich es für möglich, dass der Patient selbst wissen kann, was das Beste für ihn ist - auch wenn dies von außen betrachtet nicht nachvollziehbar ist. Am Ende bin ich froh, dass ich solche Entscheidungen niemals treffen muss (da kann man mal sehen, wofür ein grottiges Abi gut ist  ;)).

@Pelacani: Das kann sein, entkräftet aber trotzdem nicht das Argument, dass eine Extraktion oder Amputation das kleinere Übel sein können, um Schlimmeres (= Selbstverstümmelung) zu verhindern.  Ich kann mich natürlich nicht in die Gedankenwelt eines Menschen mit Schizophrenie hineinversetzen (uff!), aber ich sehe schon einen Unterschied zwischen Nachbarn und Zähnen: Während erstere in verschiedenen Kontexten vorkommen können (die anderen als Hölle ...), hat man nur einen Satz Zähne. In dem konkreten Fall noch nicht mal ein ganzer Satz. Ohne den Betroffenen zu kennen, kann man einfach nicht sagen, ob es das wert war: Ein halbes Jahr seelischer Frieden (so weit wie möglich) versus 19 vermutlich schon sehr angegriffene Zähne. Und es ist auch schwer, da eine Grenze zu ziehen: Angenommen ein Patient ist der festen Überzeugung, dass ihn ein Aluhütchen vor Reptiloiden und Wasweißichwas beschützt. Wäre es da nicht eine Erwägung wert, ihn das Aluhütchen tragen zu lassen, einfach für die momentane Entlastung des Betroffenen? Was ist mit den Sachen, die "Gesunde" "dürfen", z.B. eine Tätowierung als Schutz? Eine spezielle, sehr eingeschränkte Diät? Das wirft doch irgendwann die Frage auf, wieviel ein psychisch Kranker noch für sich selbst entscheiden darf und wie viel Autonomie ihm genommen werden darf.

Aber (nur zur Sicherheit, damit es nicht untergeht): Der in Frage stehende Zahnarzt konnte das genauso wenig beurteilen, wie wir per Ferndiagnose - folglich ist die strafrechtliche Aufarbeitung vollkommen gerechtfertigt, das steht außer Frage.

pelacani

Zitat@Pelacani: Das kann sein, entkräftet aber trotzdem nicht das Argument, dass eine Extraktion oder Amputation das kleinere Übel sein können, um Schlimmeres (= Selbstverstümmelung) zu verhindern.

Das ist kein Argument, sondern eine freischwebende Spekulation. Prognosen sind immer schwierig. Autoaggressive, selbstverstümmelnde psychotisch motivierte Handlungen kommen bei Psychosen (v. a. im hochakuten Schub) vor, werden aber kaum angekündigt und sind gewiss nicht durch eine "prophylaktische" Amputation zu verhindern, das ist doch einfach abwegig.

duester

Zitat von: Pelacani am 20. April 2015, 13:58:12
Das ist kein Argument, sondern eine freischwebende Spekulation. Prognosen sind immer schwierig. Autoaggressive, selbstverstümmelnde psychotisch motivierte Handlungen kommen bei Psychosen (v. a. im hochakuten Schub) vor, werden aber kaum angekündigt und sind gewiss nicht durch eine "prophylaktische" Amputation zu verhindern, das ist doch einfach abwegig.
Naja, dann muss aber die Frage erlaubt sein, wie es sein kann, dass der Patient mit 28 schon nur noch 19 Zähne hatte. Er wurde nach 1978 geboren, ist also in einem Alter, in dem die schulzahnärztliche Betreuung eigentlich gut war. Die einzige Erklärung: Er hat über einen längeren Zeitraum bewusst darauf hingearbeitet, seine Zähne zu verlieren. Seine Handlungen waren also doch angekündigt. Bei einem Patienten, der eine Amputation will, muss ja nicht mal eine Psychose vorliegen - er könnte vollkommen rational sein, abgesehen von diesem einen Wunsch.

pelacani

Zitat von: duester am 20. April 2015, 15:17:19
Die einzige Erklärung
Schlechter Zahnstatus korreliert mit niedrigem Sozialstatus. Wenn das nicht, dann Zahnarztphobie. Diese Fälle dürften 99% des Ursachenspektrums abdecken. Im Übrigen haben wir auch einen Fachmann an Bord, der das genauer weiß.
Zitat von: duester am 20. April 2015, 15:17:19
doch angekündigt
Was bist Du von Beruf? Lass mich raten: Kunstkritiker? Orthodoxer Psychoanalytiker? Pastor, der seine Sonntagspredigt vorbereitet?

duester

Zitat von: Pelacani am 20. April 2015, 15:34:39
Zitat von: duester am 20. April 2015, 15:17:19
Die einzige Erklärung
Schlechter Zahnstatus korreliert mit niedrigem Sozialstatus. Wenn das nicht, dann Zahnarztphobie. Diese Fälle dürften 99% des Ursachenspektrums abdecken. Im Übrigen haben wir auch einen Fachmann an Bord, der das genauer weiß.
Hast Recht, "einziger" war falsch. Im konkreten Fall trotzdem nicht ganz unplausibel, vielleicht auch als umgekehrter Zusammenhang: Weil die Zahngesundheit sowieso schon schlecht war, hat sich der Wahn daran "festgemacht" - und so wurde die Zahngesundheit noch schlechter. In jedem Fall hat der Betroffene ein extrem schlechtes Verhältnis zu seinen Zähnen und eine "eigene" Vorstellung davon, was mit seinen Zähnen zu geschehen hat.

Zitat von: Pelacani am 20. April 2015, 15:34:39
Was bist Du von Beruf? Lass mich raten: Theaterkritiker? Orthodoxer Psychoanalytiker? Pastor, der seine Sonntagspredigt vorbereitet?
Falsch, falsch und falsch. Viel tragischer ist auch, dass ich deinen Beruf ohne Weiteres erraten kann. Und dir tatsächlich sagen muss: ES SIND NICHT DEINE ZÄHNE. Es gibt einen Betroffenen, der die Extraktion gewünscht und bekommen hat. Es gibt einen Zahnarzt, der sie durchgeführt hat und sich deswegen jetzt vor Gericht verantworten muss. Und es gibt einen Richter, der darüber entscheidet. Wir beide sind Zuschauer und diskutieren die Sache als Gedankenexperiment aus der Ferne - wobei du ein ziemlich übergriffiges Berufsverständnis offenbarst.

pelacani

Zitat von: duester am 20. April 2015, 15:43:28
Viel tragischer ist auch, dass ich deinen Beruf ohne Weiteres erraten kann.
Ich entnehme dem, dass Du mir eine gewisse Sachkenntnis unterstellst. Leider sehe ich mich nicht in der Lage, Dir dieses Kompliment zurückzugeben.

Zitat von: duester am 20. April 2015, 15:43:28
wobei du ein ziemlich übergriffiges Berufsverständnis offenbarst.
Da werde ich mich wohl bei den Kunstkritikern, orthodoxen Psychoanalytikern und Pastoren entschuldigen müssen.

Maxi

Der Fachmann sagt: Es gibt schlicht und einfach Leute, die sich nicht für ihre Zähne interessieren, und ja, das korreliert meist mit einem geringen Sozialstatus. Als krank im Kopf muss man die allerdings nicht ansehen.
Wenn es nicht Absicht ist, ist es doch System.
Dr. Ici Wenn selig

ErpelderNacht

Fundsache, die imho in diesen überaus interessanten Faden passt:

http://www.welt.de/videos/article139111592/Wenn-der-groesste-Wunsch-die-Amputation-ist.html
Es kommen zwei BIID-Erkrankte zu Wort, von denen einer sich tatsächlich im Ausland ein Bein entfernen ließ.

Der BIID-Experte hat auch einen eigenen Wikipedia-Eintrag:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Kasten


pelacani

Ja. Herr Kasten schreibt 2009:
ZitatMediziner weigern sich in der Regel, ein gesundes Körperteil zu amputieren, denn derzeit gibt es eine Fülle ethischer und juristischer Probleme. Im Jahr 2000 führte der schottische Arzt Dr. Robert Smith 2 Beinamputationen bei Patienten mit BIID durch. Nach einem Bericht des Fernsehsenders BBC verbot die britische Ärztekammer weitere Amputationen [3,16]. Im §226a des deutschen STGB heißt es hierzu: ,,Wer eine Körperverletzung mit Einwilligung des Verletzten vornimmt, handelt nur dann rechtswidrig, wenn die Tat trotz der Einwilligung gegen die guten Sitten verstößt."

Häufigkeit:
ZitatAufbauend auf den Daten der ersten Studie konnten vom Verfasser inzwischen 9 Betroffene aus dem deutschsprachigen Raum ...

(Fazit):
ZitatDie Einstellung der Betroffenen lässt sich vielleicht am besten durch folgende kurze Geschichte herauskristallisieren, die seit einiger Zeit auf einschlägigen Internet-Seiten Betroffener kursiert: ,,Wenn ich Morgen früh eine gute Fee auf der Fensterbank sitzen finde, die mich fragt, ob ich nicht gern– Simsalabim – kurz und problemlos meine Amputation haben möchte, komplett mit Alibi und allem Drum und Dran – nun, dann freue ich mich natürlich riesig.Wenn nun aber daneben gleich noch eine gute Fee sitzt, die mich fragt, ob ich nicht vielleicht einfach gern rundum zufrieden mit meinem Körper sein möchte und von BIID nie wieder im Leben irgendwas hören oder fühlen ... nun – dann schubse ich die erste Fee doch geradewegs aus dem Fenster und nehme das zweite Angebot. Von allen Möglichkeiten möchte ich am allerliebsten geistig und körperlich absolut gesund und unbehindert sein."
[Kasten E: Body Integrity Identity Disorder (BIID): Befragung von Betroffenen und Erklärungsansätze. DOI 10.1055/s-0028-1100837 Fortschr Neurol Psychiat 2009; 77: 16–24]