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ADHS bei der FAZ, Richard Saul

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Begonnen von Wolleren, 21. Dezember 2014, 23:48:04

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Wolleren

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/familie/debatte-um-adhs-und-ritalin-alles-nur-einbildung-13321111.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
kündigt eher deprimiert an:

ZitatRichard Sauls aufsehenerregendes Buch wird im kommenden März in Deutschland unter dem Titel ,,Die ADHS-Lüge" erscheinen.
Dann werden deutsche "Hirnforscher" eine Menge Interviews geben.

Robert

Jaja, eine gottverdammte Lüge ist es!

Maxi

Wenn es nicht Absicht ist, ist es doch System.
Dr. Ici Wenn selig

sweeper

Zitat von: Maxi am 22. Dezember 2014, 00:14:59
Der Artikel ist aber gut.
Und die Berichterstattung scheint etwas reflektierter/problembewusster zu sein.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Kapuzino

ZitatMartin Holtmann, Direktor der LWL-Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum, ... sieht dagegen ein Schwinden bestimmter Berufsnischen, in denen Betroffene früher Verwendung fanden, als bedeutsam an: Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es Boten, die in Behörden Akten hin und her transportierten, Aufzugspagen, Hirten. ,,Das sind Positionen, die es für die heutigen ADHS-Betroffenen nicht mehr gibt."
Zunächst mal hab ich vergeblich nach der Stelle gesucht, an der sich der Artikel von dieser sozialrassistischen Sequenz distanziert. Hm.

Insgesamt kann ich im Text nichts gewinnbringendes entdecken, außer einen flapsigen Bericht über die Psychologen, die offenbar nichts herausfinden dazu. Die scheinen sich aber auch wirklich nicht ihrem Gegenstand zu nähern. Alberne Prozentschätzungen (,,ADHS ist zu siebzig bis achtzig Prozent erblich") werden allen Ernstes noch ausgeplappert.
In den 90gern hatte ich mal auf ADS-Selbsthilfeseiten quergelesen. Die waren da wesentlich weiter.

K.

pelacani

Zitat von: Kapuzino am 09. Februar 2015, 02:36:24
ZitatMartin Holtmann, Direktor der LWL-Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum, ... sieht dagegen ein Schwinden bestimmter Berufsnischen, in denen Betroffene früher Verwendung fanden, als bedeutsam an: Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es Boten, die in Behörden Akten hin und her transportierten, Aufzugspagen, Hirten. ,,Das sind Positionen, die es für die heutigen ADHS-Betroffenen nicht mehr gibt."
Zunächst mal hab ich vergeblich nach der Stelle gesucht, an der sich der Artikel von dieser sozialrassistischen Sequenz distanziert. Hm.

Hältst Du also den Begriff, sagen wir, der Intelligenzminderung für einen politischen, erfunden von der herrschenden Klasse zur Ausgrenzung und Unterdrückung? "Sozialrassismus" scheint mir ein Terminus zu sein, dessen Hauptinhalt es ist, einen "Gegner" vorab ins Unrecht zu setzen. An dieser Stelle ist er völlig unangemessen.

Robert

ADHS ist eine Intelligenzminerung?   :o

pelacani

Zitat von: Roberta am 09. Februar 2015, 07:59:55
ADHS ist eine Intelligenzminerung?   :o

Nein, aber mit der Intelligenzminderung kann ich deutlicher machen, was ich meine.

Robert

Zitat von: Pelacani am 09. Februar 2015, 08:24:08
Zitat von: Roberta am 09. Februar 2015, 07:59:55
ADHS ist eine Intelligenzminerung?   :o

Nein, aber mit der Intelligenzminderung kann ich deutlicher machen, was ich meine.

Wobei ich das nicht so sehe. Wenn sog. einfache Berufe wegfallen, ist es für manche Leute schwerer, sich beruflich zu integrieren, und darin besteht der Sozialrassismus. (Blöder Begriff) Daran gibt es m.M.n. nichts auszusetzen.

Kapuzino

Noch mal sortierter und nicht in Schlagzeilen:

Ein Direktor einer Uni-Klinik, ein Psychiater, der eigentlich Menschen helfen sollte, empfiehlt Betroffenen doch Laufbursche zu werden. Da's das nicht mehr gibt, tja, das ist dann wohl Pech für die. Das ist ne Ungeheuerlichkeit. Da fehlt auch jedes Verständnis der Sache, sowohl für das Störungsbild, als auch für den Zweck des eigenen Berufs.

ADHS ist zunächst mal nichts als ein Symptompaket. Die gemeinsame Kategorisierung von HKS und ADS geht auf Beobachtungen von Erwachsenen zurück, die nach beiden "Diagnosen" ähnliche Auffälligkeiten entwickeln und hatte den unerklärten Umstand der Geschlechtsasymmetrie beider Störungen zum Anlass.

Es geht hier auch nicht um sowas wie Trisomie-21, infolge dessen sich das Down-Syndrom ergibt. Die davon Betroffenen, mal als Beispiel genommen, haben ohne Förderung große Schwierigkeiten bei der intellektuellen Entwicklung, und auch intensiv gefördert schaffen sie meist nur ein unterdurchschnittliches Level. Für sie werden z.B. geschützte Werkstätten eingerichtet.

Menschen zu helfen entsprechend ihrer Bedürftigkeit ist Humanismus. Menschen zu sortieren und sie einzutüten in z.B. Berufe ist Rassismus (im abstrakten allgemeinen Sinne des Wortes).

ADHS ist zu Null Prozent erblich. Wie soll sowas gehen ? Psyche resultiert nicht aus Genen oder Biochemie. Da hat jemand die Psyche nicht verstanden. Ein Psychiater ! Es gibt offenbar erbliche mentale Grundeigenschaften, die Menschen zur Ausprägung von HKS oder ADS disponieren. Die würde man im Alltag lediglich als sensibel und temperamentsdynamisch feststellen. Dazu müssen aber noch Belastungsfaktoren kommen. Man könnte sagen, die Disponierten sind einfach zerbrechlicher, leichter aus der Regulation zu bringen. Die prägen auch leichter alle anderen psychischen Störungen aus als der Durchschnitt.

Von ehemaligen ADHS-Kindern weiß man, dass ihre Entwicklung im statistischen Mittel in größerer Diversität zu erwarten ist als beim Durchschnitt. Man sagt, es gibt die Tendenz zu akzentuierten Persönlichkeiten. Bei sämtlichen Kreativen und Engagierten darf man davon ausgehen, dass sie zumindest die Disposition in sich tragen. Die sogenannten Hochbegabten sind nichts anderes als Menschen mit erhöhter Grundbegabung und einem ADHS mit Hyperfokussierung auf gedankliche Betätigung.

Und die sollen doch besser als Laufbursche "Verwendung finden".
Das ist anmaßendes, ignorantes und elitäres Herrschaftsdenken.

K.



Groucho


Robert

Wie erklärst Du Psyche denn sonst? Transmitter sind nunmal Biochemie, was denn sonst?

pelacani

Zitat von: Kapuzino am 09. Februar 2015, 15:03:30
Ein Direktor einer Uni-Klinik, ein Psychiater, der eigentlich Menschen helfen sollte, empfiehlt Betroffenen doch Laufbursche zu werden. Da's das nicht mehr gibt, tja, das ist dann wohl Pech für die. Das ist ne Ungeheuerlichkeit. Da fehlt auch jedes Verständnis der Sache, sowohl für das Störungsbild, als auch für den Zweck des eigenen Berufs.
[...]
Und die sollen doch besser als Laufbursche "Verwendung finden".
Das ist das, was Du da liest, aber nicht das, was da steht. Versuch bitte doch noch einmal, vor dem Lostottern das eigene Gehirn einzuschalten. Noch einmal. Gemeint ist: wer sich schlecht konzentrieren kann, hat in einer Welt schlechtere Karten, in der es weniger Berufe gibt, in denen man sich nicht so sehr konzentrieren muss.

ZitatDas ist anmaßendes, ignorantes und elitäres Herrschaftsdenken.
Sag' ich doch die ganze Zeit:
Zitat von: Pelacani am 09. Februar 2015, 07:44:25
erfunden von der herrschenden Klasse zur Ausgrenzung und Unterdrückung

:heul:

PS. Und bevor Du Dich hier weiter über Dinge echauffierst, bei denen Deine Sachkenntnis überschaubar ist, tu lieber was Vernünftiges und antworte hier:
https://forum.psiram.com/index.php?topic=13815.msg179775#msg179775

Kapuzino

Zitat von: Groucho am 09. Februar 2015, 15:28:01
Genetik spielt mit rein. Ziemlich sicher sogar. "Gehen" kann sowas z.B. über einen andersartigen Dopaminhaushalt.

Marcel Romanos wird zitiert mit ,,ADHS ist zu siebzig bis achtzig Prozent erblich". Diese dumme Prozentangabe hat nichts zu tun mit Disposition. Das ist ein gedanklicher Fehler, die Störung mit einer ihrer Voraussetzungen gleichzusetzen. Das wäre genau so verfehlt, wie zu sagen, der Mensch ist die Ursache für Diabetes. Leider ist noch nicht geklärt, wie die beobachtete Abweichung in der Dynamik des Transmitterstoffwechsels (Ausschüttung - Reuptake) mit dem psychischen Phänomen zusammenhängt. Jede Informationstätigkeit muss eine physische Entsprechung haben. Daher ist nicht mal klar, ob diese Abweichung Ursache oder Folge ist. Der Zusammenhang zur familiären Häufung ist zwar naheliegend, aber so lange man den Mechanismus nicht kennt (konkrete Gene) nur eine Hypothese. Dass ADHS sich unter starker Belastung auch ohne familiäre Disposition ausprägen kann, verweist auf den Wechselwirkungscharakter. Das alles könnte Herrn Romanos durchaus klar sein, aber öffentlich verbreitet er einen Fehler. 

Zitat von: Roberta am 09. Februar 2015, 15:36:16
Wie erklärst Du Psyche denn sonst? Transmitter sind nunmal Biochemie, was denn sonst?

Ebensowenig wie ein Prozessor Windows ist, sind Synapsen Psyche.
Das erste wäre der Übergang zur Information.
Die organisiert sich.
Dann der zum Inhalt selbst, zur Bedeutung der Information.
Der reflektiert sich.
Das ist die Ebene des Subjekts.

Zitat von: Pelacani am 09. Februar 2015, 15:54:02
... wer sich schlecht konzentrieren kann, hat in einer Welt schlechtere Karten, in der es weniger Berufe gibt, in denen man sich nicht so sehr konzentrieren muss.

ADHS Betroffenen ist nicht grundsätzlich eigen, sich schlecht konzentrieren zu können.
1. Ob sich die Destabilisierung eher in motorische Impulse übersetzt, mehr in abschweifende Träumereien oder in emotionale Spannungen ist individuell und in Abhängigkeit von der Situation und dem seelischen Zustand sehr verschieden.
2. haben ADS-Leute die Fähigkeit zum Hyperfokussieren, oder besser, so wie es ihnen tendenziell schwerfällt, sich einer Sache zu widmen, ein Motiv aufzubauen, tendieren sie, wenn sie ein Motiv gefunden haben zum Verbleib in der Sache, zum Vertiefen, darin Aufgehen (workoholic).

In der Summe führt das im statistischen Mittel gerade nicht dazu, dass sie schlechtere Karten haben, sondern genau so oft auch bessere. Wohin die Weichenstellungen in der Persönlichkeitsentwicklung führen ist überhaupt nicht klar. Sie stellen sich nur heftiger. Will man den Menschen helfen, würde man versuchen, zu verhindern, dass die Weichen sich zum negativen stellen.

Und Pelacani, der Gewinn so eines Forums ist der, dass Menschen im Dialog, auch im streitbaren, produktiv Gedanken entwickeln und zusammentragen, die vor allem anderen Lesern diese nachvollziehbar machen. Wir schreiben also nicht nur für uns, sondern die ganze Welt könnte mitlesen.
Deswegen würd ich Dich bitten Deinen letzten Post noch mal zu editieren, damit Leser an der Stelle nicht aussteigen.   


Robert

ZitatEbensowenig wie ein Prozessor Windows ist, sind Synapsen Psyche.
Das erste wäre der Übergang zur Information.
Die organisiert sich.
Dann der zum Inhalt selbst, zur Bedeutung der Information.
Der reflektiert sich.
Das ist die Ebene des Subjekts.

Ja, ich gebe einem der Foristen hier vollumfänglich Recht, Du musst Soziologiestudent sein, anders kann ich mir das Geschwurbel nicht erklären. Also, nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Gibt es denn Information ohne Materie? Denken, Fühlen, Bewusstsein ohne Hirn (ok, manchmal bin ich mir bei manchen nicht sicher, aber das steht auf einem anderen Blatt)? Oder wie wirkt z. B. Alkohol? Es verändert Denken, Fühlen und Bewusstsein. Und Alk ist Chemie, stimmts? Und was es bewirkt, ist Biochemie.