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Alkohol in der Soße? - Abstinenz oder Reduktion (aus: Re: Hilfe....)

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Begonnen von F. A. Mesmer, 13. Oktober 2014, 16:14:30

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Groucho

Zitat von: F. A. Mesmer am 30. November 2014, 20:52:59
Üblicherweise kommen solche Sätze von SozPäds, die mehrere Liter Bier je Nase zum Fußballspiel für absolut in Ordnung halten und mein Eindruck war, dass hier gerade diejenigen Stoff-Abstinenz zu relativieren versuchen, die tendenziell auf Stoff sind. Andererseits bin ich bekanntermaßen kein Mediziner und habe von Suchterkrankungen faktisch keine Ahnung. Vielleicht können mir Berufene helfen, die im Zitat grob angerissene Thematik einzuordnen.

Unterscheiden muss man den akuten Entzug im Rahmen einer Therapie, von jetzt auf gleich runterfahren kann bis zum Tod entgleisen.
Kontrolliertes Trinken, da lies mal hier:

http://www.forum-alkoholiker.de/ftopic2017.html

Diesen erfahrenen Praktikern trau ich da deutlich mehr.

Das "kontrollierte Trinken" ist vom psychologischen Ansatz her einfach falsch. Die abstinenten Phasen werden als Willensleistung betrachtet, für die man sich ab und an belohnen will. Das ist wie eine dauerhafte Diät, bei den Allermeisten funktioniert das nicht.

Der viel bessere Ansatz ist nicht der Verzichtgedanke, sondern was man alles an Lebensqualität gewinnt, und wenn man da so in entsprechenden Foren liest: Es ist eine ganze Menge. Der richtg trokene Alki, der es geschaft hat, will nichts Trinken, es hat keine Bedeutung mehr.


F. A. Mesmer

Groucho, ich bin da ganz bei dir, jedenfalls nahm ich an, dass meine Skepsis solchen Aussagen gegenüber anklang.

Mir lief das jetzt in anderem Zusammenhang über den Weg: Es gibt wohl nicht wenige Unterbringungseinrichtungen, die ihren Insassen unter bestimmten Umständen, sprich bei Mehrfachdiagnose (z.B. Alkoholkrankheit + xx) Morgens und Abends ne Pulle Bier hinstellen.

Ich lasse mir gerne sagen, dass hierdurch der Organisationsalltag erleichtert wird, insbesondere, wenn Personal fehlt, dass für Arbeit mit Süchtigen geschult ist usw.
Sozialarbeiter/Heilpädagogen solcher Einrichtungen sind dann schnell mal bei der Hand mit dem totalitären Charakter von TOTALAbstinenz (sic!) blubbern was von der goldenen Mitte, kT als Zwischenlösung die mMn eher auf Dauer angelegt ist.

Was die Patienten angeht, habe ich erhebliche Zweifel am genannten Ansatz.

Groucho

Zitat von: F. A. Mesmer am 01. Dezember 2014, 17:22:59
Groucho, ich bin da ganz bei dir, jedenfalls nahm ich an, dass meine Skepsis solchen Aussagen gegenüber anklang.

Mir lief das jetzt in anderem Zusammenhang über den Weg: Es gibt wohl nicht wenige Unterbringungseinrichtungen, die ihren Insassen unter bestimmten Umständen, sprich bei Mehrfachdiagnose (z.B. Alkoholkrankheit + xx) Morgens und Abends ne Pulle Bier hinstellen.

Ich lasse mir gerne sagen, dass hierdurch der Organisationsalltag erleichtert wird, insbesondere, wenn Personal fehlt, dass für Arbeit mit Süchtigen geschult ist usw.
Sozialarbeiter/Heilpädagogen solcher Einrichtungen sind dann schnell mal bei der Hand mit dem totalitären Charakter von TOTALAbstinenz (sic!) blubbern was von der goldenen Mitte.

Was die Patienten angeht, habe ich erhebliche Zweifel am genannten Ansatz.

Man muss das pragmatisch sehen. Ein Alki braucht erstmal Stoff, um zu funktionieren. Wenn 0jemand in so einer betreuten Einrichtung ist, ist der ja erstmal nicht für eine Entziehungskur da. Entzug geht nur, wenn man das wirklich will (oder eingesperrt wird). So eine Regelung kann ihn stabilisieren, und mit viel Hoffnung will er den Kampf irgendwann aufnehmen. Da kann man unmöglich pauschale Aussagen machen, das müssen die jeweiligen Ärtze entscheiden.

F. A. Mesmer

ich bin gern pragmatisch.
vielleicht ist es nur die Begründung, die mir aufstieß. Mein bisheriger Eindruck, weder gefestigt noch fundiert, war eben, dass hier Patientenbefinden vorgeschoben wird, evtl. pseudologisch untermauert, tatsächlich aber organisatorischer Gründe oder Zwänge wegen.
Jedenfalls hatte mich das Sozpäd-Gequatsche nicht überzeugt, deshalb hier meine Nachfrage.

P.G.

Das ist nicht so einfach und gerade passiert in dem Bereich einiges. Siehe z.B in diesem Zusammenhang http://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/pharmazie/news/2014/08/19/medikamentoese-reduktion-des-alkoholkonsums/13606.html
Das Dogma der absoluten Abstinenz als einzige Möglichkeit wird zunehmend ernsthaft diskutiert.

[url="http://www.alltrials.net/"]http://www.alltrials.net/[/url]

Gurkerl

ZitatAlkoholismus ist keine Allergie, kleine Mengen Alkohol sind selbst für trockene Alkoholiker kein Problem, wenn sie nicht gerade daran glauben, dass sie dadurch wieder trinken müssten, kontrolliertes Trinken (kT) sei das non plus ultra...
Zuerst mal, ein Hallo in die Runde!
Mein erster Beitrag bei Psiram, spannend!
Ich bin seid mittlerweilen 9 Jahren trockene Alkoholikerin. Ich kann nur sagen, die größten Qualen habe ich ausgestanden während der vielen Versuche kontrolliert zu trinken. Und ich weiß, dass ich damit nicht die Einzige bin.
Einen g'standenen Alkoholiker zeichnet meist auch ein mit dem Trinken einhergehender Kontrollverlust aus, d.h. das Scheitern ist Programm.
Ob für "leichtere" Grade des Alkoholismus (falls sich das überhaupt so sagen läßt) ein kontolliertes Trinken sinnvoll ist, wage ich auch zu bezweifeln, weil die Einsicht "ein Problem mit dem Alkohol zu haben", möglicher weise noch gar nicht vorhanden ist.

Groucho

Zitat von: Gurkerl am 12. Dezember 2014, 14:04:04
ZitatAlkoholismus ist keine Allergie, kleine Mengen Alkohol sind selbst für trockene Alkoholiker kein Problem, wenn sie nicht gerade daran glauben, dass sie dadurch wieder trinken müssten, kontrolliertes Trinken (kT) sei das non plus ultra...
Zuerst mal, ein Hallo in die Runde!
Mein erster Beitrag bei Psiram, spannend!
Ich bin seid mittlerweilen 9 Jahren trockene Alkoholikerin. Ich kann nur sagen, die größten Qualen habe ich ausgestanden während der vielen Versuche kontrolliert zu trinken. Und ich weiß, dass ich damit nicht die Einzige bin.
Einen g'standenen Alkoholiker zeichnet meist auch ein mit dem Trinken einhergehender Kontrollverlust aus, d.h. das Scheitern ist Programm.
Ob für "leichtere" Grade des Alkoholismus (falls sich das überhaupt so sagen läßt) ein kontolliertes Trinken sinnvoll ist, wage ich auch zu bezweifeln, weil die Einsicht "ein Problem mit dem Alkohol zu haben", möglicher weise noch gar nicht vorhanden ist.

Hallo Gurkerl,
willkommen!

ich würde die Mods bitten, das in einen extra Faden zu schieben, das Thema ist ja für sich recht ergiebig und ev. für Betroffene interessant. Ließe sich dann auch leichter finden.

F. A. Mesmer

Hallo Gurkerl

danke auch an Dich für die Einordnung.

bisschen was von mir und anderen ist bei der Fadenmigration verloren gegangen:
Zitat von: F. A. Mesmer am 01. Dezember 2014, 17:22:59
Groucho, ich bin da ganz bei dir, jedenfalls nahm ich an, dass meine Skepsis solchen Aussagen gegenüber anklang.

Mir lief das jetzt in anderem Zusammenhang über den Weg: Es gibt wohl nicht wenige Unterbringungseinrichtungen, die ihren Insassen unter bestimmten Umständen, sprich bei Mehrfachdiagnose (z.B. Alkoholkrankheit + xx) Morgens und Abends ne Pulle Bier hinstellen.

Ich lasse mir gerne sagen, dass hierdurch der Organisationsalltag erleichtert wird, insbesondere, wenn Personal fehlt, dass für Arbeit mit Süchtigen geschult ist usw.
Sozialarbeiter/Heilpädagogen solcher Einrichtungen sind dann schnell mal bei der Hand mit dem totalitären Charakter von TOTALAbstinenz (sic!) blubbern was von der goldenen Mitte, kT als Zwischenlösung die mMn eher auf Dauer angelegt ist.

Was die Patienten angeht, habe ich erhebliche Zweifel am genannten Ansatz.

[...]

Zitat von: F. A. Mesmer am 01. Dezember 2014, 20:13:51
ich bin gern pragmatisch.
vielleicht ist es nur die Begründung, die mir aufstieß. Mein bisheriger Eindruck, weder gefestigt noch fundiert, war eben, dass hier Patientenbefinden vorgeschoben wird, evtl. pseudologisch untermauert, tatsächlich aber organisatorischer Gründe oder Zwänge wegen.
Jedenfalls hatte mich das Sozpäd-Gequatsche nicht überzeugt, deshalb hier meine Nachfrage.

...mir ist das k.T. in einer inhaltlich vielschichtigen Situation vorgestellt worden... und meine Sozpäd-Allergie macht es nicht besser.