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Ärzte-Einkommen EBM vs CAM

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Begonnen von gesine2, 11. Oktober 2014, 15:51:13

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pelacani

Zitat von: Hildegard am 13. Oktober 2014, 13:58:10
Negativneispiel ist bei ihm die Medizin, wo Fehler systematisch vertuscht würden. Als Begründung für die Vertuschung nennt er Angst vor Klagen.

Hanjo Lehmann (das ist der, der  Soulié de Morant als Hochstapler dargestellt hat) zieht es aus nämlichem Grund in Zweifel, dass es Akupunktur im alten China überhaupt in nennenswertem Umfang gegeben hat:
ZitatAs we know, physicians in ancient China were held responsible if a patient died. When the emperor was severely ill, who was willing to be the only person responsible? When using pills and decoctions the responsibility could be shared: one doctor recommended a prescription, and the other court physicians would give their opinion. If they agreed, they also accepted part of the responsibility. Using needles, things were different. No matter how many doctors agreed, it was always one hand which inserted the needle. If the patient died, the man who owned this hand would be responsible. Who was willing to carry such a burden?
http://www.jcimjournal.com/articles/publisharticles/pdf/jintegrmed2013008.pdf

ajki

Zitat von: Hildegard am 13. Oktober 2014, 13:58:10
... Gigerenzer. In seinem aktuellen Buch "Risiko" ...

Ich hab das auch brav durchblättert. Er beschreibt dann ja auch ausgiebigst, wie "er" das alles dann aufgedeckt hat (das er könnte im Buchgesamt durchaus auch in Großbuchstaben stehen, was ja auch irgendwie der Zweck von Büchern ist) und was er alles an prima Verbesserungen initiiert hat, die im Grunde Selbstläufer sind. Das ist ja in gewisser Hinsicht eine Art "Evaluation", die er da durchführt und eine seiner wesentlichen Errungenschaften in Reaktion auf seine Evaluation beschreibt er dann als eine Art operationalisierte To-Do-Listen für verschiedene Aufkommensfälle, deren wesentliche Eigenschaft "Einfachheit/Umsetzbarkeit" ist (ganz nah dran an der Praxis für die Praxis von der Praxis etc.). Er bescheinigt seiner Technik bahnbrechende Erfolge auch unter Zitation begeisterter feedbacks etc.

Da ist ja immer das asbachuralte Problem mit Büchern - auch wenn sie im besten Sinne geschrieben wurden, im besten Sinne und sorgfältig editiert wurden und generell sowohl im Sinne des Autors als auch des Verlages die wahre Wahrheit aus der Autorperspektve schildern sollen (und auch gerne tun mögen)... selbst das Minimalkorrektiv mit all' seinen Schwächen des "offiziellen" peer-reviews fehlt eben dann. Und die einzige Möglichkeit irgendeiner Einrede wäre dann eben immer nur, wenn ein anderer Autor sich hinsetzt und ein Büchsken schreibt mit seiner Sicht der Dinge (mit ganz anderer Marketingausrichtung, ganz anderem Verlag, ganz anderer regionaler Distribution....).

Was man also bei Gigerenzer u. vglb. aus dem jeweiligen Sachbuch *nicht* erfährt ist, was denn wohl die "evaluierten" Krankenhäuser, die anderen Abteilungen des jeweiligen Krankenhauses, einzelne Ärzte und Betreuer und/oder derdiedas Mgmt. und / oder die Sozialträger, Kassen etc.pp. von der ganzen von Gigerenzer beschriebenen Superverbesserung halten. Oder ob sie - die Verbesserung - sich gehalten hat über die Evaluationsphase hinaus. Oder ob vergleichbare Optimierungsstrategien (die es mit absoluter Sicherheit schon gegeben hat irgendwann vor wasweißichwieviel Jahrhunderten - z.B. habe ich seinerzeit in den 80ern bei entsprechenden Großübungen des Bw-Sanitätswesen im Rahmen von Triage-Übungen völlig ähnliche Shortcut-Verfahren erlebt) das Versprechen der nachhaltigen Besserung in relativer oder absoluter Zahl auch einlösen usw.

Ich will da nicht kritischer sein als notwendig und mache Gigerenzer auch bestimmt keine wie auch immer gearteten Vorwürfe (wie auch) - aber da fehlt zur Beurteilung des Nutzens einfach noch 'ne Menge. (ok, ansonsten nutzt er solche Eigenlob Beispielsachverhalte ja auch nur zur Untermalung der Psycho-Phänomene hinsichtlich der Risiko-Bewertungsstrategien)
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