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(In-)Kompetenz und Selbsteinschätzung

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Begonnen von Hema, 21. März 2009, 11:40:52

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Hema

Schon älter, aber eine interessante Arbeit:

"Unskilled and Unaware of It: How Difficulties in Recognizing One's Own
Incompetence Lead to Inflated Self-Assessments"

http://www.apa.org/journals/features/psp7761121.pdf

Dazu auch:

http://scienceblogs.com/denialism/2007/04/unified_theory_of_the_crank.php

Gut und ausführlich auch die englische WP zu Cranks:

http://en.wikipedia.org/wiki/Crank_(person)

mandelkern

Ja, danke für den link!
Dunning-Kruger-Effekt war mir zwar ein Begriff, aber die Studie selbst noch nicht.

Das Erstaunliche übrigens:

Die Autoren wurden im Jahr 2000 für ihre Studie mit dem satirischen Ig-Nobelpreis im Bereich Psychologie ausgezeichnet, die von der Harvard-Universität in Cambridge (USA) für unnütze, unwichtige oder skurrile wissenschaftliche Arbeiten verliehen wird.

???
Das verwirrt mich jetzt...

Hema

Ich vermute, die Juroren hielten die Überprüfung des alten (Vor-)urteils "je dümmer, desto größer das Mundwerk" für überflüssig oder für skurril. ???

mandelkern

Psychologie ist "weiche" Wissenschaft und von Psychiatern sagt das Vorurteil, viele hätten selbst was an der Klatsche!
Hat das mal jemand untersucht oder ist das skurril und überflüssig? ;D

Vielleicht hat die Studie einen Nerv getroffen in der Fakultät...

Manolo

Zitat von: mandelkern am 23. März 2009, 17:47:14
Psychologie ist "weiche" Wissenschaft und von Psychiatern sagt das Vorurteil, viele hätten selbst was an der Klatsche!
Hat das mal jemand untersucht oder ist das skurril und überflüssig? ;D

Vielleicht hat die Studie einen Nerv getroffen in der Fakultät...



Zunächst mal: Klar, das Posting ist vom März. Aber ich antworte jetzt mal darauf um direkt zu gewährleisten, das alle, die irgendwann noch mal darüber stolpern, folgendes wissen:


- Woher nimmst Du die Information, dass Psychologie eine "weiche" Wissenschaft ist?
In der Tat hat sich die Psychologie ein ansehnliches methodisches Instrumentarium zugelegt und die Untersuchungsfelder sind häufig hochgradig interdisziplinär. Auf dem Feld der Biopsychologie ist die Grenze zwischen Psychologie und Biologie nicht mehr klar bestimmbar.
Vom Grundansatz verstehen viele der heutigen Psychologen die Psychologie als mehrheitlich naturwissenschaftliches Grundlagenfach.
Dass immer wieder solche Vorurteile, wie sie in Deinem Posting zum Ausdruck kommen, auftauchen, liegt meiner Meinung nach daran, dass es sich bei der Psychologie vielleicht um die Wissenschaft handelt, von der die überwältigende Mehrzahl der Menschen überhaupt gar keine Vorstellung (oder Wissen) hat, was in dieser betrieben wird oder was ihr Wesen ausmacht. Die kruden Vorstellungen reichen von der Annahme, dort würden nur seltsame, unethische Experimente durchgeführt, bis zu, dass es in der Psychologie um die Behandlung/Therapie geistig Kranker geht.
Vom Wesen der Psycholgie dürften die meisten daher weniger wissen als von dem der Physik, Chemie oder meinetwegen Germanistik - in der Regel *wissen* die Leute *gar - nichts*.

- Ein Psychiater ist kein Psychologe sondern ein Arzt. Ein Psychologe hat Psychologie studiert, ein Psychiater Medizin.

- Warum sollten alle Psychiater (wahlweise auch Psychologen) einen an der Klatsche haben? Vielleicht, weil es so das Belächeln derartiger Tätigkeitsbereiche mehr legitimiert?


- Warum die Studie diesen Preis gewonnen hat? Man müsste sich mal die Methode des Papers ansehen (Edit: Hab das Paper mal überflogen. Bis jetzt kann ich nichts seltsames entdecken. Ein ganz, ganz typisches Paper wie es in der Psychologie und vielen anderen Wissenschaften vorkommt. Es ist auch in einem rennomierten Journal erschienen). Aber ich denke einfach, dass es nichts mit der Studie zu tun hat, sondern eher mit Humor!?! Ein seltsamer, finde ich auch.
Aber vielleicht liegt die Antwort ja auch hier (Zitat Wikipedia): "Laut der Wissenschaftszeitschrift Nature werden die Preise für Arbeiten verliehen, die einen ,,zuerst zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen"."

Danol

ZitatWoher nimmst Du die Information, dass Psychologie eine "weiche" Wissenschaft ist?

Ich hab' das zwar nicht geschrieben, will aber trotzdem mal ein paar Worte dazu verlieren. Vorweg: Ich bin kein Psychologe und habe mich mit dieser Wissenschaft nie beschäftigt, was ich jetzt schreibe ist also die Auffassung eines dahingehend unbewanderten Menschen. Wenn es die Psychologie allerdings nicht schafft ihr tun zu kommunizieren, so ist das nicht mein Problem.

Zunächst einmal nehme ich die Psychologie als sehr empirische Wissenschaft wahr, die aber nicht in der Lage ist ihre Aussagen in ein konsistentes mathematisches Modell zu bringen (ich halte es da mit Kant: "Ich behaupte aber, daß in jeder besonderen Naturlehre nur so viel eigentliche Wissenschaft angetroffen werden könne, als darin Mathematik anzutreffen ist.", wobei ich die Psychologie von ihrer Aufgabenstellung her durchaus als Naturlehre, ähnlich der Medizin, betrachte); was für mich schonmal ein wichtiges Kriterium für eine weiche Wissenschaft ist.
Im Kielwasser von diesem Problem schwimmt gewissermaßen ein weiteres mit: Die Schwierigkeit, klare und eindeutige Aussagen zu treffen. Die hat manche Naturwissenschat zwar auch hin und wieder mal (siehe z.B. die Quantenmechanik, in der man diesbezüglich durch den fehlenden Determinismus eingeschränkt ist), dort ist dieses Problem aber immerhin trotzdem in ein klares mathematisches Modell integriert, das mit den restlichen Kenntnissen auf diesem Gebiet zumindest prinzipiell konsistent ist (Gebiet meint hier nicht die Physik als ganzes sondern die Quantentheorie).
Nächstes Manko ist die Fähigkeit zu Vorhersagen. Wenn ich eine Theorie eines Chemikers wiederlegen will muss ich nur schauen was sie für irgendeine beliebige Situation für eine zeitliche Entwicklung vorhersagt, diese Situation im Labor nachstellen, sie beobachten und dann aus meinen Daten ablesen ob sie mit der Theorie konsistent sind oder nicht. Sowas is in der Psychologie m.W. nicht möglich.
Aufgrund dieser Punkte würde ich die Psychologie ganz klar als weiche Wissenschaft qualifizieren, wenn ich mich hierbei allerdings irren sollte lasse ich mich auch gerne vom Gegenteil überzeugen. Wie gesagt bin ich Laie, studiere keine Psychologie oder hatte bisher sonst was damit zu tun, ich schreibe aus der Perspektive eines bestenfalls mäßig interessierten.

Conni

was ist an Wissenschaften "weich", was "hart"? War die Physik zu Zeiten von Archimdes auch eine "weiche" Wissenschaft? (Empirie, siehe das "Heureka-Badewannen-Erlebnis"?)

Zitataber nicht in der Lage ist ihre Aussagen in ein konsistentes mathematisches Modell zu bringen

das ist ein Voruteil. Psychologie hat mehr mit mathematischen Auswertungsverfahrren zu tun, als sich der Laie so denkt. Wer aber über die Küchenpsychologie oder irgendwelche Psycho-Scharlatanerie nicht hinauskommt, kann das womöglich nicht erkennen, da das eher unspektakulär, ja sogar langatmig ist.

ZitatDie Schwierigkeit, klare und eindeutige Aussagen zu treffen.

S. o., die Aussagen sind, je nach Signifikanz der Ergebnisse sehr wohl klar.

ZitatNächstes Manko ist die Fähigkeit zu Vorhersagen.

Aussagen, die auf wissenschaftlichem Wege gewonnen wurden, ermöglichen sehr wohl progmostische Aussagen.


Danol

Was die Physik früher mal war ist mir relativ schnuppe. Möglicherweise war sie damals weich ...
Meine Kriterien für hart habe ich ja versucht darzulegen, insofern verstehe ich Deine erste Frage nicht.
Was den Rest Deiner Antwort angeht: Mag ja alles sein - ich gebe ja auch zu dass ich nicht allzu viel Ahnung habe. Damit dass Du einfach irgendwelche Tatsachenbehauptungen in den Raum stellst ist mir da aber auch nicht geholfen. Hast Du links, irgendwelche nicht allzu ausufernden Literaturtipps oder eventuell etwas konkretere Aussagen?
(Das ermöglichen von Prognosen ist z.B. noch keine Vorhersage. Wirtschaftswissenschaftler prognostizieren auch so allerhand ...)

Conni

Zitat von: Danol am 29. Juli 2009, 20:44:53
Was die Physik früher mal war ist mir relativ schnuppe. Möglicherweise war sie damals weich ...

Und, fällt Dir was auf?

ZitatMeine Kriterien für hart habe ich ja versucht darzulegen, insofern verstehe ich Deine erste Frage nicht.

Deine Kriterien habe ich nicht anerkennen können.


ZitatWas den Rest Deiner Antwort angeht: Mag ja alles sein - ich gebe ja auch zu dass ich nicht allzu viel Ahnung habe. Damit dass Du einfach irgendwelche Tatsachenbehauptungen in den Raum stellst ist mir da aber auch nicht geholfen. Hast Du links, irgendwelche nicht allzu ausufernden Literaturtipps oder eventuell etwas konkretere Aussagen?
(Das ermöglichen von Prognosen ist z.B. noch keine Vorhersage. Wirtschaftswissenschaftler prognostizieren auch so allerhand ...)

Moment, Tatsachen hast DU in den Raum gestellt!

Und ich soll Dir das alles erklären? Sorry, das musst du schon selber machen, ich bin nicht Dein Erklär-Bär. Google  für erste mal nach "Statistische Auswertungsverfahren in der Psychologie" und "emirische Sozialforschung". Wikipedia reicht fürs erste.

Wenn Du die Grundlagen kennst, können wir gerne weiter diskutieren.

Bis dahin...

Danol

ZitatUnd, fällt Dir was auf?

Das eine Wissenschaft vor 2000 Jahren nicht mit einer von heute vergleichbar ist? Weder von Zielsetzung, noch von Selbstverständnis und Methodik her? Das war mir schon vorher klar ...

ZitatDeine Kriterien habe ich nich anerkennen können.

Aha.
Was mich viel mehr interessieren würde sind ohnehin die Kriterien nach denen Manolo die Psychologie zum naturwissenschaftlichen Grundlagenfach machen wollte ...
Wobei es auch hilfreich wäre wenn Du mir sagst was Du an meinen Kriterien konkret auszusetzen hast, andernfalls haben wir ohnehin keine Grundlage für eine Diskusion.

ZitatMoment, Tatsachen hast DU in den Raum gestellt!

Nein, ich habe mich ausschließlich auf die von Manolo behaupteten Tatsachen bezogen, das allerdings zugegeben in spekulativer Weise. Ich habe aber am Anfang meines Beitrags klargemacht dass ich eben nicht über tiefgehende Sachkenntnis verfüge, das war für mich ausreichend um klarzumachen dass ich eben keine Tatsachen sondern Ansichten äußere. Wenn das bei Dir nicht angekommen ist tuts mir leid. Dennoch bleibt bestehen dass die Tatsachenbehauptung, um die es hier geht (Psychologie als 'harte' Wissenschaft und naturwissenschaftliches Grundlagenfach) nicht von mir stammt.
Für den Rest Deines Beitrags verweise ich auf mein obiges Zitat:

ZitatWenn es die Psychologie allerdings nicht schafft ihr tun zu kommunizieren, so ist das nicht mein Problem.

Eventuell liegts an der Sache selbst dass die Psychologie gerne etwas verschwurbelt rüberkommt, Tatsache ist jedenfalls dass sich mir diese Frage bei diversen anderen Naturwissenschaften nie stellte, insofern bin ich bei einer entsprechenden Einordnung der Psychologie vorsichtig. Ein wenig einlesen kann ich mich gerne, ich hatte allerdings vermutet dass mir jemand, der sich ja anscheinend auskennt, evtl. ein paar konkrete Texte empfehlen kann.

Manolo

Zitat von: Danol am 29. Juli 2009, 21:21:13
Was mich viel mehr interessieren würde sind ohnehin die Kriterien nach denen Manolo die Psychologie zum naturwissenschaftlichen Grundlagenfach machen wollte ...
Wobei es auch hilfreich wäre wenn Du mir sagst was Du an meinen Kriterien konkret auszusetzen hast, andernfalls haben wir ohnehin keine Grundlage für eine Diskusion.



Die da noch mal wären? Ich kann ehrlich gesagt schlecht antworten weil ich glaube, dass Du Dir selber nicht ganz sicher bist, wie für Dich selber die Kriterien gesteckt sind.

Fatal ist dann natürlich sowas hier:

Zitatich habe mich ausschließlich auf die von Manolo behaupteten Tatsachen bezogen, das allerdings zugegeben in spekulativer Weise.


Im Klartext: Du hast eigentlich nur typische Vorurteile aufgelistet, ohne wenigstens einen groben Überblick über die typischen Paradigmen und deren jeweilige zeitgenössische Bedeutung zu haben.


ZitatWenn es die Psychologie allerdings nicht schafft ihr tun zu kommunizieren, so ist das nicht mein Problem.

In wie fern kommunizieren andere Wissenschaften mehr ihre Inhalte? Da steckt eine merkwürdige Annahme dahinter, wie die Außenkommunikation einer jeden Wissenschaft zu geschehen hat.
Zudem erschein es mir eher so, dass oftmals einfach kein ernsthaftes Interesse daran besteht, sich eingehender mit der Psychologie zu befassen. Dem 08/15-Bürger reicht es, wenn er Kurzmeldungen darüber liest, warum Frauen schlechter einparken können oder warum Männer fremd gehen. DAS ist für die meisten dann schon der Tellerrand aller Vorstellungen zum Thema "Psychologie als Wissenschaft".

Zitat
Eventuell liegts an der Sache selbst dass die Psychologie gerne etwas verschwurbelt rüberkommt,


Schon wieder ein Vorurteil. Du sagst selber, dass Du keine Ahnung von Psychologie hast, dass die Inhalte nicht kommuniziert werden, aber Du "weisst", dass die Psychologie "verschwurbelt" rüberkommt. Alles Vorurteile. WO kommt sie verschwurbelt rüber?
Wüsstest Du wenigstens etwas, wüsstest Du, dass das Feld der Psychologie ein sehr heterogenes ist. Der Biopsychologe hat sehr wenig mit dem Sozialpsychologen zu tun und dieser wieder sehr wenig mit dem Neuropsychologen.

Anstoßpunkt meiner Aussage, dass die Psychologie mehr und mehr als naturwissenschaftliches Grundlagenfach verstanden wird, war die unbestreitbare Tatsache, dass in den letzten Jahrzehnten ein starker Shift in Richtung Biopsychologie, kognitive Neurowissenschaften und Neuropsychologie stattgefunden hat. Diese Leute arbeiten mit einem starken naturwissenschaftlichen Background in allen Belangen.


Zitat
ich hatte allerdings vermutet dass mir jemand, der sich ja anscheinend auskennt, evtl. ein paar konkrete Texte empfehlen kann.


Was willst Du denn jetzt hören? Mir ist nicht ganz klar, was Du gerne lesen würdest.