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Psychopharmaka: Zufall und Forschung

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Begonnen von cohen, 18. März 2009, 09:32:56

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cohen

Aus aktuellem Anlass:

ZitatPsychopharmaka Zufall und Forschung

Von Horst J. Koch

Die Geschichte der Antidepressiva, Sedativa oder Neuroleptika ist relativ kurz. Erst seit Mitte des letzten Jahrhunderts sind Psychopharmaka mit vertretbarer Nutzen-Risiko-Relation verfügbar. Bei ihrer Entdeckung stand oftmals der gesteuerte Zufall, auch »Serendipity« genannt, Pate.

Viele Jahrhunderte lang galten psychische Erkrankungen als geheimnisvoll, unbehandelbar und wurden mystisch verklärt. Die Patienten lebten - oder vegetierten - oft jahre- und jahrzehntelang in geschlossenen Anstalten. Es war völlig unbekannt, dass Emotionen und seelische Erregungen ein biologisch-chemisches Korrelat, zum Beispiel in Form von Neurotransmittern, haben. Erst die Erkenntnis, wie das Nervensystem auf physiologischer und chemischer Ebene funktioniert und wie Störungen der neuronalen Transmission krankhafte Zustände auslösen können, ermöglichte die Entwicklung von Arzneistoffen, die in diese Regelkreise gezielt eingreifen. Doch zunächst mussten die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Neuropharmakologie gelegt werden. ...
Pharmazeutische Zeitung

Den fand ich ganz gut. Es gibt einfach keine nebenwirkungsfreien Medikamente.

Edit: Link repariert. Links mit ] und [ müssen url-encoded werden

Hema

Zitat von: Kröte am 18. März 2009, 15:43:15
Ein Freund von mir ist dankbar für Psychopharmaka. Er führt ein halbwegs normales Leben
Psychopharmaka sind - richtig angewandt - großartig.

Sicher haben sie - wie alle wirksamen Mittel - manchmal auch Nebenwirkungen. Aber das muss man in Kauf nehmen, die Mittel werden ja immer passgenauer, je mehr man von Ursachen und Ablauf der Erkrankungen versteht.
Die meisten Leute, die die Psychopharmaka generell ablehnen, haben keinerlei Vorstellung, was in den "guten alten Zeiten" mit psychisch Kranken angestellt wurde und erst recht keine Ahnung von psychischen Krankheiten. Menschen mit denselben Krankheitsbildern, die früher dazu führten, dass sie lebenslang weggesperrt wurden, dass sie lobotomiert oder stundenlang in eiskalte Bäder gesetzt wurden und ähnlich grausame Verfahren erdulden mussten, können heute oftmals ein (fast) normales Leben führen. Natürlich kann man da noch viel verbessern, man lernt ja täglich hinzu. Aber diese generelle Verteufelung verkennt massiv das Leid des Unbehandelten (und nicht nur dessen, sondern oft auch der Angehörigen). Man sollte bei Diskussionen immer mal fragen, was die Gegner denn anzubieten haben. Sollen Menschen mit ernsthaften psychischen Erkrankungen in ihrer Privathölle bleiben, nur weil die Gegner die Wirkweise der Mittel nicht verstehen? Ich finde es widerwärtig, wenn man Kranken suggeriert, man könne Depressionen mit Globuli heilen u.ä. Es gibt noch genug Hindernisse beim Feintuning (geeignetes Mittel, geeignete Dosis, Dauer der Einnahme, Ausschleichen bei etlichen Wirkstoffgruppen, evtl. Kombination) zu überwinden, da darf man den Menschen nicht die reale Chance auf ein relativ normales Leben verbauen.

Ich vermisse bei den generellen Gegnern Kenntnisse und Einfühlungsvermögen in das Leid anderer und auch eine korrekte Gefahrenabschätzung. Bei einem schwer Depressiven hat man gar nicht die Zeit, zuzuwarten bis der wieder "auftaucht". Wir leben heute am Beginn des goldenen Zeitalters der sanften* Psychiatrie, die Gegner wissen gar nicht, was sie da ablehnen. Nichtbehandlung ist auch bei ernsthaften psychischen Erkrankungen keine Option. Zumindest keine menschenwürdige. Aber den Gegnern geht es oft genug nicht um die Menschenwürde von psychisch Kranken, sondern um Ideologie.

Zitat von: Kröte am 18. März 2009, 15:43:15
Was ich nicht richtig finde, ist wenn Kindern Psychopharmaka verordnet werden.

Das hört sich seltsam an. Eine solche Trauer wäre doch (in Maßen) situationsangemessen und nicht behandlungsbedürftig. Schon gar nicht bei Kindern. Menschen dürfen traurig sein, wenn es einen Grund gibt. Depression ist ja eine situationsunangemessene oder grundlose Traurigkeit, da gibt es ja strukturierte Interviews und Inventare, mithilfe derer eine ernsthafte Störung abgegrenzt wird. Versteh ich nicht. :o

So was sollte auch vom Kinderpsychologen/-psychiater festgestellt und immer wieder geprüft werden. Das ist keine "zwischen Tür und Angel"-Diagnose.


* da ist der Begriff, v.a. wenn man mit den frühen Methoden vergleicht, wirklich mal angebracht.

Heinz-Rüdiger


GeMa

Passt es hier rein?
Die Scientologen sind aktiv geworden http://www.pr-inside.com/de/winnenden-menschenrechtsverein-r1125536.htm
"Die KVPM hatte bereits wenige Stunden nach Bekanntwerden der schrecklichen Verbrechen in Winnenden die Polizei in Waiblingen per Fax darauf aufmerksam gemacht, dass viele der jugendlichen Amokläufer an US-Schulen die Schießereien nach Einnahme gewalt- und aggressionsauslösender Psychopillen verübt haben.

Da sehen wir schon wieder ein Stück klarer. Und was für Falschmeldungen aka aufgeregtes Geratsche ungeprüfter Zurufe durch die Ermittler an die Presse gegeb wurden, ist ja bekannt.

Hema

Ein interessanter Spiegel-Artikel, um mal eine Vorstellung von den "schlechten alten Zeiten" zu kriegen:

Hirn-OP mit dem Eispickel