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Ist Sport eine Droge?

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Begonnen von MrSpock, 01. Juli 2013, 15:54:09

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berndp

Sport und Turnen füllt Gräber und Urnen. :aetsch:

zwingenberger

Zitat von: Groucho am 01. Juli 2013, 16:13:53
Wenn Zucker eine Doge ist, ist es Sport erst recht. Zumindest Ausdauersport. Wenn man so die Schwelle zur völligen Erschöpfung und dem Schmerz durchbricht, dank eines wunderbaren körpereigenen Hormoncocktails, dann ist das ein super Erlebnis und macht ziemlich euphorisch.

Nicht so ganz. Wer so weit geht, landet in der Depression. Die Kunst der Ausdauersportler besteht darin, die restlose Erschöpfung zu vermeiden und genau den richtigen Ermüdungsgrad zu treffen. Aus einem Tieferschöpfungszustand heraus ist die Erholung erschwert, manchmal für mehrere Tage. Das kann man mal in der Wettkampfsituation auf sich nehmen, aber nicht ständig.

Ich weiß, wovon ich rede. Ich kenne den "Hungerast", den Übertrainingszustand und das beschissene Gefühl, wenn es dann nicht mehr rund läuft, aus Erfahrung. Und das satte, zufriedene Gefühl, wenn die Erholung einsetzt, egal ob hinterher in der Badewanne oder auch nur auf einer ruhigen Rollstrecke, wenn der Berg geschafft ist.

Sucht würde ich das nicht nennen. Verfehlte Zielsetzungen gibt es auch woanders, und es soll vorkommen, dass sie trotzdem irgendeinen Belohnungsreiz setzen.

Forbidden

Zitat von: sumo am 01. Juli 2013, 19:09:36
und wieder so ein fluffiges Thema:
anekdotisch kann ich von einem Kollegen berichten, der als Ausdauersportler ständig seine Dosis erhöht hat bis zu erheblichen Verletzungen an den Beinen. Er betrieb bis zur völligen Erschöpfung verschiedene Ultraläufe. Das führte zu Ermüdungsbrüchen, ganz abgesehen von Dingen, die man schlicht Blasen nennen kann, aber blutig waren und die Haut in Fetzen hängen ließ. Nachdem er sich dann endlich mal zum Arzt bequemte, hat ihm dieser auf den Kopf zugesagt, sportsüchtig zu sein. Er hat ihm Laufen verboten, was dann dazu führte, daß er sich ein (mehrere!) Fahrräder kaufte und sofort mit 100km-Touren anfing, die zu schmerzhaften Sitzverletzungen führten. Erst nach mehrmaligen Aufforderungen seines Arztes machte er Sportpausen, der Doc hat ihn dann zu einem Psychologen überwiesen, der ihn endlich dazu brachte, den Sport auf ein Maß zu reduzieren, der nicht krank machte.

Das ist nur eine Anekdote, allerdings erinnere ich mich an einen Bericht im "Spiegel" von vor einigen Jahren, in dem ebenfalls Sportsucht thematisiert wurde, ich erinnere mich deshalb daran, weil das zeitlich zum Problem meines Kollegen paßte.
Weiterhin haben wir im Kollegenkreis über den Fall des Ironman-Triathleten Andreas Niedrig unterhalten, der vor seiner Karriere als sehr guter Triathlet drogensüchtig war, und bei uns kreiste dann die These, daß er nur eine Sucht durch die nächste Sucht ersetzt hat. Ob das tatsächlich so ist, weiß ich nicht, vielleicht bringt mir dieses Thema hier jetzt neuere Erkenntnisse. Ich bin gespannt!

Ich hab so mit dem Rauchen aufgehoert.... Mittlerweile besitze ich drei Fahrräder, fahre Mountainbikerennen und laufe. Ich habe genau einen Ruhetag in der Woche. Im übrigen habe ich als ADHSler meine tägliche  MPH Dosis damit fast auf 0 gesenkt....

Das ist allerdings nicht auf die sportliche Belastung alleine zurück zu führen, beim Mountainbike fahren gibts halt noch den Gratiskick... wenn man Risikobereit ist

Da ich die Triathleten- Ironman, Gigathlon und was es noch so gibt Szene hier kenne behaupte ich mal, da gibt es jede Menge undiagnostizierte ADHSler die so ihren Hirnstoffwechsel ins Lot bringen

Homeboy

und ich wette, Forbidden und Zwingenberger könnten jederzeit damit aufhören, wenn sie nur wollten....

generalerror

Zitat von: Forbidden am 02. Juli 2013, 17:11:11
Zitat von: sumo am 01. Juli 2013, 19:09:36
und wieder so ein fluffiges Thema:
anekdotisch kann ich von einem Kollegen berichten, der als Ausdauersportler ständig seine Dosis erhöht hat bis zu erheblichen Verletzungen an den Beinen. Er betrieb bis zur völligen Erschöpfung verschiedene Ultraläufe. Das führte zu Ermüdungsbrüchen, ganz abgesehen von Dingen, die man schlicht Blasen nennen kann, aber blutig waren und die Haut in Fetzen hängen ließ. Nachdem er sich dann endlich mal zum Arzt bequemte, hat ihm dieser auf den Kopf zugesagt, sportsüchtig zu sein. Er hat ihm Laufen verboten, was dann dazu führte, daß er sich ein (mehrere!) Fahrräder kaufte und sofort mit 100km-Touren anfing, die zu schmerzhaften Sitzverletzungen führten. Erst nach mehrmaligen Aufforderungen seines Arztes machte er Sportpausen, der Doc hat ihn dann zu einem Psychologen überwiesen, der ihn endlich dazu brachte, den Sport auf ein Maß zu reduzieren, der nicht krank machte.

Das ist nur eine Anekdote, allerdings erinnere ich mich an einen Bericht im "Spiegel" von vor einigen Jahren, in dem ebenfalls Sportsucht thematisiert wurde, ich erinnere mich deshalb daran, weil das zeitlich zum Problem meines Kollegen paßte.
Weiterhin haben wir im Kollegenkreis über den Fall des Ironman-Triathleten Andreas Niedrig unterhalten, der vor seiner Karriere als sehr guter Triathlet drogensüchtig war, und bei uns kreiste dann die These, daß er nur eine Sucht durch die nächste Sucht ersetzt hat. Ob das tatsächlich so ist, weiß ich nicht, vielleicht bringt mir dieses Thema hier jetzt neuere Erkenntnisse. Ich bin gespannt!

Ich hab so mit dem Rauchen aufgehoert.... Mittlerweile besitze ich drei Fahrräder, fahre Mountainbikerennen und laufe. Ich habe genau einen Ruhetag in der Woche. Im übrigen habe ich als ADHSler meine tägliche  MPH Dosis damit fast auf 0 gesenkt....

Das ist allerdings nicht auf die sportliche Belastung alleine zurück zu führen, beim Mountainbike fahren gibts halt noch den Gratiskick... wenn man Risikobereit ist

Da ich die Triathleten- Ironman, Gigathlon und was es noch so gibt Szene hier kenne behaupte ich mal, da gibt es jede Menge undiagnostizierte ADHSler die so ihren Hirnstoffwechsel ins Lot bringen
Was beim Mountainbike fahren? Ich würde eher sagen beim Rennrad fahren auf der vierspurig ausgebauten Bundesstraße.

Robert

Wahlweise in der Rushour be Rot über die Ampel, gerne auch im Dunkeln ohne Licht. Da kommt auch der Autofahrer auf seine Kosten.  :teufel

Forbidden

Mountainbike fahren ist nicht gleich Waldautobahn holzen..... I
Beim Rennradfahren kommt man allenfalls bei schnellen Abfahrten auf seine Kosten....

Wer auf verkehrsreichen Bundesstraßen mit dem RR unterwegs ist, ist selbst schuld. Die meide ich, wollte dann doch noch etwas länger leben. Im Trainingslager dieses Jahr habe ich zwei schwerere Unfaelle mitbekommen, einmal hat jemand seine Felge heiß gebremst und hat sich bei 70 km/h abgelegt, ein ander mal hats jemanden die Serpentine hinausgetragen. Lustig war das nicht, aber vielleicht fehlt mir da die noetige Portion schwarzer Humor.... schließlich lagen die beiden Jungs vor unseren Füssen....

sumo

nun hat ja Sport in welcher Menge auch immer eine physiologische Wirkung während der Betätigung und auch danach. Kann diese Anpassung im Körper dann auch zu negativen Empfindungen führen, wenn man keinen Sport mehr macht?
Will sagen, wenn ich regelmäßig mit meinem Fahrrad unterwegs bin, dann macht mir das nicht nur währenddes Fahrens Spaß, sondern auch danach, ich fühle mich nach einer netten Tour unspezifisch gut.
Im Gegensatz dazu verspüre ich Unruhe und Unausgeglichenheit, wenn ich mal eine Weile nicht fahren kann, so geschehen im letzten Winter wegen der (für mich) unfahrbaren Straßen-und Wegeverhältnisse.
Kann solch positives und negatives Empfinden suchtauslösend sein?

Forbidden

Hm, ich kenne das, allerdings fahre ich auch bei Eis und Schnee mit dem Mountainbike. ich hatte letztes Jahr eine 8 woechige Verletzungspause. Man mag es kaum glauben, aber ab und an eine Zigarette hat mir ueber diese Zeit geholfen. Danach habe ich sie dann wieder nicht mehr gebraucht.

sumo

bei Eis geht es, mit Spikesreifen, und da gibt eine Fahrt auf dem zugefrorenen Müggelsee bei Sonnenschein und vielen Spaziergängern einen netten Flow.
Bei Schnee kann ich nicht fahren.
Übrigens, ich hatte auch Zwangspausen nach Unfällen, und da habe ich das diffuse Gefühl gehabt, daß mir schlicht was fehlt, daß mir die Bewegung fehlt. Ich kann nicht beurteilen, ob man sowas bereits als Sucht bezeichnet. Es ist mit einfach unangenehm, längere Zeit keinen Sport zu machen. Es ist keinesfalls Leistungssport, was ich da so mache, und richtige Radsportler bezeichnen das, was ich so tue, möglicherweise als bloße Rumlutscherei. Allerdings mache ich das gerne und brauche das für mein Wohlbefinden. Wäre wirklich interessant zu wissen, wo da die Grenze zur Sucht verläuft.

Robert

Zitat von: sumo am 03. Juli 2013, 20:10:40
nun hat ja Sport in welcher Menge auch immer eine physiologische Wirkung während der Betätigung und auch danach. Kann diese Anpassung im Körper dann auch zu negativen Empfindungen führen, wenn man keinen Sport mehr macht?
Will sagen, wenn ich regelmäßig mit meinem Fahrrad unterwegs bin, dann macht mir das nicht nur währenddes Fahrens Spaß, sondern auch danach, ich fühle mich nach einer netten Tour unspezifisch gut.
Im Gegensatz dazu verspüre ich Unruhe und Unausgeglichenheit, wenn ich mal eine Weile nicht fahren kann, so geschehen im letzten Winter wegen der (für mich) unfahrbaren Straßen-und Wegeverhältnisse.
Kann solch positives und negatives Empfinden suchtauslösend sein?

Ich kenne das auch....

zwingenberger

Zitat von: sumo am 03. Juli 2013, 20:10:40
nun hat ja Sport in welcher Menge auch immer eine physiologische Wirkung während der Betätigung und auch danach. Kann diese Anpassung im Körper dann auch zu negativen Empfindungen führen, wenn man keinen Sport mehr macht?
Will sagen, wenn ich regelmäßig mit meinem Fahrrad unterwegs bin, dann macht mir das nicht nur währenddes Fahrens Spaß, sondern auch danach, ich fühle mich nach einer netten Tour unspezifisch gut.
Im Gegensatz dazu verspüre ich Unruhe und Unausgeglichenheit, wenn ich mal eine Weile nicht fahren kann, so geschehen im letzten Winter wegen der (für mich) unfahrbaren Straßen-und Wegeverhältnisse.
Kann solch positives und negatives Empfinden suchtauslösend sein?

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist ein Merkmal der Sucht die Einübung in eine "Abkürzung" zu einer Belohnung, die man sich ansonsten erst erarbeiten müsste. So gesehen dürfte Sport eigentlich nicht Suchtcharakter annehmen können. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass es auch etwas mit dem Verhältnis der subjektiven Bewertungen von Anstrengung und Belohnung zu tun hat, das verantwortlich dafür ist, den Belohnungsfaktoren (physisch/psychisch/sozial - das Geltungsbedürfnis wollen wir nicht vergessen!) ein unzuträglich hohes Gewicht zu verleihen. Das kann dann auch im Sport suchtähnliche Züge annehmen.

Negatives Empfinden beim "Absetzen" von Sport ist vermutlich Mißbehagen, das mit einer Umstellung generell verbunden ist. Ich kenne den Zustand hauptsächlich von Krankheits- und Verletzungspausen her, und vor ein paar Jahren gab es mal eine mehrmonatige Pause nach einem Umzug. Das sind ein paar Wochen, dann hat sich wohl eine neue Gleichgewichtslage eingependelt, die man als normal empfindet. Entzug geht anders. Unangenehm wird es erst dann wieder, wenn der Trainingsrückstand aufgearbeitet werden muss.

Forbidden

Sucht hin oder her ich fröhne ihr jetzt mit meinem Rennrad 14 Tage auf den Kanaren  :P