Wenn Esoterik verrückt macht

[Belbo zwei]

Eco hat es ja mal als Krebs des Geistes bezeichnet (also die unkontrollierte Vermehrung von gedanken ohne Rückkopplung mit der Realität), hier scheint es eine Geistheilerin erwischt zu haben.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-89932584.html

PSYCHIATRIE
Wahn durch Geistheilen

Indem sie Lebensenergie auf kranke Menschen lenkte, wollte eine Frau aus Niedersachsen Depressionen und Krebsleiden heilen. Dass ihr Wirken den Patienten half, darf bezweifelt werden - aber die Geistheilerin selbst ist darüber verrückt geworden: Im Zuge der langjährigen Tätigkeit mit meditativen Praktiken hat sie sich offenbar in den Wahn getrieben. Eine "schizoaffektive Störung" hat David Zilles von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen diagnostiziert, bei dem die Geistheilerin Hilfe suchte. "Die Frau nahm Energieflüsse wahr, die sich verselbständigt hatten. Sie wusste oft nicht mehr, wo ihr Körper aufhört", sagt Zilles, der den bemerkenswerten Fall demnächst in einer Fachzeitschrift beschreiben will. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in der Psychiatrie und dank Behandlung mit Neuroleptika gehe es der Frau zwar besser, aber als Geistheilerin werde sie wohl nicht mehr in Erscheinung treten.

[zwingenberger]

Na ja, ob das nun die Ursache oder nur eine spezifische Ausdrucksform einer Störung war, die ganz unabhängig von der Geistermacke vorhanden war...?

[Robert]

Um als Geistheiler tätig zu sein, und dies auch noch in ernster Absicht und nicht etwa als gemeiner Betrüger, bedraf schon gewisser psychopathologischer Vorbedingungen.

[zwingenberger]

Wenn wir alle "Heiler" entweder in Psychiatrien oder in Knäste sperren wollten, käme ein neuer Bauboom auf uns zu. Ich denke, dass da eine Menge Leute tätig sind, die weder krank noch kriminell sind, sondern einfach aus ihrer eigenen - partikularen -  Leichtgläubigkeit ein Geschäftsmodell entwickelt haben. Absurde Ideen existieren mitten in der Alltagsnormalität. Das ist eine Voraussetzung ihres Erfolges.

Übrigens, das da:

Sie wusste oft nicht mehr, wo ihr Körper aufhört

ist ein Effekt, den man ziemlich einfach simulieren kann. Dort: http://www.amazon.de/Paranormality-Richard-Wiseman/dp/1447208161/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1369210117&sr=8-2&keywords=wiseman+paranormality steht, wie man's macht. Und das passt nicht schlecht zu diesem hier:

Im Zuge der langjährigen Tätigkeit mit meditativen Praktiken

Diese Frau hatte sich vielleicht nicht ausreichend klar gemacht, dass sie für das, was sie da betrieb, selbst zu labil war. Vielleicht ein Glück, dass sie damit nicht in einem (ernsthaften) Pflegeberuf beschäftigt war.

[Belbo zwei]

Es geht mir auch weniger um das Geschäftsmodell der Wunderheiler als um den schleichenden Wahnsinn der sich da einstellen kann, ich hatte die gelegenheit "Karrieren" zu beobachten die mit einfachem Tarrotkarten legen begannen und sich zur Zeit auf der 6. Ebene irgendeiner Schamanenskala befinden. ich glaube tatsächlich wie oben schon geschrieben dass da der Wahnsinn grasiert (bzw. grasieren kann).

[Gefährliche Bohnen]

der Wahnsinn grasiert

Rinderwahnsinn?

scnr 

[Belbo zwei]

der Wahnsinn grasiert

Rinderwahnsinn?

scnr 

  ...echt kras

[editor]

Wahn bei einer Geisterheilerin? Ist das jetzt ein Berufsrisiko wie eine Hepatitis  C durch Nadelstich bei einer Krankenpflegerin?
Soll halt um Berufsunfähigkeitspension ansuchen.

Eigentlich sollte man eine psychiatrisch/psychologische Untersuchung vor Aufnahme einer solchen Tätigkeit durchführen.

Letzte Woche hatte ich e-mail Kontakt mit einer ausgebildeten med.-klin Psychologin, die jetzt als Kinesiologin ihr Unwesen treibt. Sie "testet" Impfstoffe kinesiologisch, offenbar alles mit negativem Erfolg weil ihr 7 jähriger Bub ist bislang ungeimpft. Aber warum sollen Akademiker weniger häufig an Wahnvorstellungen erkranken als Nicht-Akademiker?

[Omikronn]

Aus meiner Sicht ist die Esoterik eher ein Symptom von Störungen oder einer Realitätsflucht. Jeder kann glauben was er will, das ist klar, aber die esoterischen geistigen Versatzstücke die irgendwann zu einem kompletten Glaubensbild vermengt werden, werden m.A. nach meistens nicht von allein, sondern entweder an einem heran getragen oder der/die Betroffene rennt geradewegs hinein. Ich denke Eco hat es mit "Krebs des Geistes" besser beschrieben als man sich vorstellen kann. Sind die Bedingungen im Kopf gegeben, ist ein noch so harmloser und kleiner (esoterischer) Gedanke quasi der Einstieg zum nächsten, ...unmerklich, schleichend über Jahre hinweg...

Ich konnte erleben dass z.B. schon eine Störung vorliegt, resp. dass bis zu einem gewissen Grad eine Art Realitätsflucht, oder Verdrängung von Problemen vorherrscht und die Esoterik eben ein Symptom ist.  Irgendwo ein Bruch/Schicksalsschlag/, eine drastische Veränderung in der Biographie, damit gepaart dass das eigene Leben als eintönig, trist und erdrückend wahrgenommen wird. Während die Betroffenen sich Geistig selbst klein machen, kommt dann die Esoterik zuerst als eine Krücke daher; etwas dem tristen dasein entfliehendes, mystisch faszinierendes und Sinnstiftendes. Diese Krücke fängt dann nach und nach an zum eigentlichen Standbein zu werden...

[hostelhostel]

Ich weiß gar nicht warum da so unlogisch sein soll, sie hat doch Lebensenergie abgegeben, IHRE Lebensenergie, dadurch wurde sie geschwächt. Und die Krankheiten der Patienten müssen doch auch irgendwo hin verschwunden sein, diese haben sich in ihrem Körper gebündelt und haben irgendwann dafür gesorgt das sie platzt? Ist wie bei einem Luftballon

[Landratte]

 Schon klar.