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Heilpraktiker

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Begonnen von Conspirator, 26. April 2013, 15:47:20

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Conspirator

Ich bin Gegner von Pseudowissenschaften, aber kein Gegner von Naturheilkunde. Ich mache gerade eine Ausbildung zum Heilpraktiker und habe bei Psiram nachgeschaut welche Infos es unter diesem Berufsbild gibt. Hier eine Aussage von Psiram: Die HP-Prüfung ist nach wie vor LÄCHERLICH: Man muss zwar EIN PAAR Sachen lernen, geprüft wird aber LEDIGLICH, ob der HP eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit wäre. Der angehende HP muss zeigen, dass er bestimmte Infektionskrankheiten oder das Vorliegen einer akuten Situation erkennen kann. Das ist ungefähr so, als bekäme man einen Pilotenschein, wenn man weiß, WO MAN NICHT HINFLIEGEN DARF UND WIE MAN EINEN NOTRUF OHNE PRÜFUNG DER FÄHIGKEIT, EIN FLUGZEUG ÜBERHAUPT ZU FLIEGEN.
Also da muß Psiram schon mal den Ball sehr Flach halten. Es ist zwar eine schulische Ausbildung zum HP nicht unbedingt notwendig, jedoch ist die Bestehquote in Deutschland mit durchschnittlich25-30%
gering, wenn man bedenkt das man selbst viel Geld und Zeit ( Schule ca. 1400 Std.+häusliches Lernen ca. 5000 Std., schulische Ausbildung ca. 3500€ plus Lehrmittel ca. 600€ und
Prüfungsgebühren ca. 500-600€) investiert. Da alle Grundlagen der Medizin (Anatomie, Physiologie, Pathologie und Gesetzeslage) in der schriftlichen wie mündlichen Prüfung drankommen können und man auch die Terminologie in vielen medizinischen Bereiche kennen muß, ist eine Heilpraktikerausbildung eine große Herausforderung mit sehr hohem Niveau. Das sollte Psiram nochmal gründlich überarbeiten, weil so der Artikel in keinster Weise stimmt.


bayle

Guten Tag, conspirator.

Thema ist hier schon mehrfach durch, auch in letzter Zeit, z. B. hier:
http://forum.psiram.com/index.php?topic=10421.0
http://forum.psiram.com/index.php?topic=10751.0

Bitte bei offenen Fragen erneut posten.

Groucho

Hallo und willkommen!

Zitat von: Conspirator am 26. April 2013, 15:47:20
Ich bin Gegner von Pseudowissenschaften, aber kein Gegner von Naturheilkunde.

Wunderbar, das ist bei Psiram auch so.
Zitat
Ich mache gerade eine Ausbildung zum Heilpraktiker und habe bei Psiram nachgeschaut welche Infos es unter diesem Berufsbild gibt. Hier eine Aussage von Psiram: Die HP-Prüfung ist nach wie vor LÄCHERLICH: Man muss zwar EIN PAAR Sachen lernen, geprüft wird aber LEDIGLICH, ob der HP eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit wäre. Der angehende HP muss zeigen, dass er bestimmte Infektionskrankheiten oder das Vorliegen einer akuten Situation erkennen kann. Das ist ungefähr so, als bekäme man einen Pilotenschein, wenn man weiß, WO MAN NICHT HINFLIEGEN DARF UND WIE MAN EINEN NOTRUF OHNE PRÜFUNG DER FÄHIGKEIT, EIN FLUGZEUG ÜBERHAUPT ZU FLIEGEN.

Das ist nach wie vor zu unterschreiben. Das heißt nicht, dass einzelne HPs weit über dieses Niveau hinausgelangen können, das Problem ist die rechtliche Regulierung, die zwar etwas nüchterner und unpolemischer genau das besagt.

Zitat
Also da muß Psiram schon mal den Ball sehr Flach halten. Es ist zwar eine schulische Ausbildung zum HP nicht unbedingt notwendig, jedoch ist die Bestehquote in Deutschland mit durchschnittlich25-30%
gering,

Das kann kein Kriterium sein, um die Schwierigkeit zu belegen - würde man diese Personen ins Physikum schicken, was ein Mediziner braucht, um überhaupt mal Richtung Arzt zu kommen, wäre die Durchfallquote vermutlich so gegen 99%. Zudem kann man eine HP-Prüfung beliebig wiederholen, auch an anderen Orten - man hat viele Freischüsse. All das hat ein Medizinstudent nicht.

Zitat
wenn man bedenkt das man selbst viel Geld und Zeit ( Schule ca. 1400 Std.+häusliches Lernen ca. 5000 Std., schulische Ausbildung ca. 3500€ plus Lehrmittel ca. 600€ und
Prüfungsgebühren ca. 500-600€) investiert. Da alle Grundlagen der Medizin (Anatomie, Physiologie, Pathologie und Gesetzeslage) in der schriftlichen wie mündlichen Prüfung drankommen können und man auch die Terminologie in vielen medizinischen Bereiche kennen muß, ist eine Heilpraktikerausbildung eine große Herausforderung mit sehr hohem Niveau. Das sollte Psiram nochmal gründlich überarbeiten, weil so der Artikel in keinster Weise stimmt.

Sorry, so stimmt das einfach nicht. Vergleiche einfach mal den Aufwand, Facharzt zu werden mit dem, den Du hier vorstellst. Er ist um Klassen höher und aufwändiger.

Damit ist nicht wirklich etwas über die Qualifikation des Einzelnen gesagt - wir hatten auch mal einen guten und sehr gebildeten HP hier, und es gibt auch miese Ärzte, die einfach den Job verfehlt haben - aber es geht um das Ausbildungssystem. Die Prüfungsfragen für HPs stehen im Netz. Und mit Verlaub, da muss jede Krankenschwester mehr wissen.

Ich will damit im Übrigen keinerlei Wertung über Dein Wissen und Können abgeben, das ist bisher unmöglich. Es ist lediglich eine Aussage über das System.



bayle

Und interessant wäre auch, welche Heilmethoden Du genau in Deiner zukünftigen Praxis einsetzen willst.

Landratte

Hallo Conspirator,

hier mal eine kleine Aufstellung zum Vergleichen (kann man prima abhaken), ob ein HP (1400 Schulstunden) dem Umfang eines Medizinstudiums (hier die angenommene Regelstudienzeit von nur 6 Jahren plus diverser Praktika die hier nicht aufgeführt sind) entspricht:


1. Vorklinik
Semester 1 bis 4
Physik
Chemie
Biologie
Physiologie
Biochemie
Anatomie (makroskopisch und mikroskopisch)
Präparierkurs, Mikroskopierkurs
Psychologie und Soziologie

Praktikum Einführung Klinik
Berufsfelderkundung
   
Medizinische Terminologie
   
Pflegepraktikum
   
Physikum (1. Staatsexamen)
   

2. Klinik
Semester 5 bis 10
Allgemeinmedizin
Medizinische Informatik


Anästhesie
Geschichte und Ethik
Arbeitsmedizin
Gesundheitsökonomie
Augenheilkunde
Infektiologie
Chirurgie
Umweltmedizin
Dermatologie
Medizin des Alterns
Frauenheilkunde
Notfallmedizin
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Prävention
Humangenetik
Bildgebende Verfahren
Mikrobiologie und Hygiene
Rehabilitation   
Innere Medizin
Palliativmedizin
Kinderheilkunde
Klinische Chemie
Neurologie
Orthopädie
Pathologie
Pharmakologie
Psychatrie und Psychosomatik
Rechtsmedizin
Urologie
   
Famulatur (Klinikpraktikum) 4 Monate insgesamt
   
2. Staatsexamen


Semester 11 und 12
Praktisches Jahr
Innere Medizin, Chirurgie und Wahlfach

Quelle ist die Uni Erlangen:
http://www.kanuele.med.uni-erlangen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=116&Itemid=164


Groucho

Zitat von: bayle am 26. April 2013, 16:32:28
Und interessant wäre auch, welche Heilmethoden Du genau in Deiner zukünftigen Praxis einsetzen willst.

Was ja auch das "interessante" an dieser Prüfung ist, sowas ist nicht Gegenstand, unterliegt keiner Qualitätskontrolle, Fortbildung und son Jedöns jibts nich, geschweige denn, dass man verpflichtet wäre, eine Akte über den Patienten zu führen. Und im Zweifelsfallgilt der HP vor Gericht als medizinischer Laie.

Einerseits haben wir Verordnungen über Glühbirnen, bald wohl Duschkopfgrößen, aber eine angemessene Regulierung für HPs gibt es nicht.


Robert

Landratte, Du hast das Wahlpflichtfach Homöopathie vergessen.... *duckweg*

:teufel

Landratte


The Doctrix

Und lasst uns bitte nicht vergessen, dass ein Arzt, bevor er selbstständig Patienten behandeln darf, noch eine mindestens 5jährige Facharztausbildung durchlaufen muss.

Rechnen wir mal zusammen:

Semester 1-10:
28 Wochen Ausbildung an der Uni pro Jahr x 40 Stunden pro Woche, macht 1'120 Stunden pro Jahr.
x 5 Jahre, ergibt 5'600 Stunden universitäre Ausbildung.
Dazu kommen 4 Wochen Pflegepraktikum im vorklinischen Abschnitt, das sind 154 Stunden (bei einer 38.5-Stunden-Woche). Und 4 Monate Famulaturen im klinischen Abschnitt, diesmal 40-Stunden-Woche, also 680 Stunden.

Semester 11-12, praktisches Jahr:
48 Wochen praktische Ausbildung x 40 Stunden/Woche = 1'920 Stunden.

Das sind jetzt also schon 8'354 Stunden, die vielen Stunden des Lernens für Klausuren und Examensprüfungen mal nicht mitgerechnet (je nach Student kommen wir da nochmal auf 2'000-4'000 Stunden in 6 Jahren).

Und dann die Facharztausbildung: mindestens 5 Jahre - bei 5 Wochen Ferien im Jahr (für unter 30jährige) haben wir also 47 Wochen pro Jahr mit mittlerweile auch wieder 40-Stunden-Woche. Also 47x40x5= 9'400 Stunden.

Alles in allem also 17'754 Stunden - ohne Lernzeit! Rechnen wir diese mit ein (im Schnitt 3'000 Stunden im Studium und nochmal ca. 1'500 Stunden für die Facharztausbildung), kommen wir auf 22'000 Stunden Ausbildung, bevor ein Arzt erstmals selbstständig einen Patienten behandeln darf (und das auch nur, wenn er Studium und Facharztausbildung in absoluter Mindestzeit absolviert - was praktisch nicht vorkommt!). Und wie war das noch gleich bei den Heilpraktikern?

ZitatSchule ca. 1400 Std.+häusliches Lernen ca. 5000 Std.

Also 6'400 Stunden. Lächerlich!!!    :rofl2 :rofl2 :rofl2

(Wobei ich die 5'000 Stunden ,,häusliches Lernen" auch in Frage stellen möchte: bei einer Ausbildungszeit von – sagen wir mal – 3 Jahren zum Heilpraktiker kommen wir auf 5000/3 Stunden pro Jahr, also 1'667 Stunden. Das macht 4.56 Stunden pro Tag. 365 Tage im Jahr! Also inkl. Ferien, Feiertage und Wochenenden. Ich bezweifle, dass angehende Heilpraktiker auch nur annähernd auf solche Zahlen kommen.
Für das Lernen zuhause gut 3.5x soviele Stunden wie für die schulische Ausbildung anzunehmen ist sowieso völlig unrealistisch!)
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Robert

Und hier der Vergleich zur Krankenpflegeausbildung: http://www.krankenpflege-ausbildung.net/

Landratte

Zitat von: The Doctor am 26. April 2013, 19:20:03
(Wobei ich die 5'000 Stunden ,,häusliches Lernen" auch in Frage stellen möchte: bei einer Ausbildungszeit von – sagen wir mal – 3 Jahren zum Heilpraktiker kommen wir auf 5000/3 Stunden pro Jahr, also 1'667 Stunden. Das macht 4.56 Stunden pro Tag. 365 Tage im Jahr! Also inkl. Ferien, Feiertage und Wochenenden. Ich bezweifle, dass angehende Heilpraktiker auch nur annähernd auf solche Zahlen kommen.
Für das Lernen zuhause gut 3.5x soviele Stunden wie für die schulische Ausbildung anzunehmen ist sowieso völlig unrealistisch!)

Die 5000 Stunden sind wohl auch eher das Erstrebenswerte, denn im Unterricht kann ja höchstens im Schnelldurchlauf Grundwissen vermittelt werden, wenn es wirklich umfassend sein soll. Real findet das intensivste Lernen vor Prüfungen statt - und da es davon nur eine gibt (die Amtsärztliche Überprüfung), wird man auch in den Wochen davor kaum noch auf eine solche Zahl kommen, wenn man sich echt anstrengt vielleicht noch 1000.

Robert

Es geht ja nicht nur ums Lernen, sondern auch umd das Verstehen der Zusammenhänge. Das bekommt man als HP nicht gebacken, wenn man zwar die Antworten auf die Fragen kennt, aber die Physiologie dahinter nicht. Vollkommen absurd.

Landratte

Mal kurz OT:

Zitat von: Robert am 26. April 2013, 20:14:36
Verstehen der Zusammenhänge
ist ein gutes Stichwort. Wenn ich ein Wort mit einem Link hinterlegen will, wie ging das noch?

Robert

[ url =Link] Wort [ /url]

Ohne Leerzeichen

Landratte