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Prozess: Patienten mit Kortison statt mit Homöopathie behandelt

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Begonnen von Roadrunner, 20. März 2012, 22:59:26

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Ratiomania

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 21:41:30
Beschiss ist Beschiss.

Richtig.

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 21:41:30
Eine Ärztin, die vorgibt mit Homöopathie zu arbeiten und dann die Cortison-Keule schwingt ist für mich genauso  :kotz: wie der Wunderheiler, der mit irgendwelchem Geschwurbel seine eigentlichen Absichten verschleiert und den Leuten irgendetwas unwirksames andreht.

Genauso? Würdest du das auch als Neurodermitis-Patient mit akutem Ausschlag & Schlaflosen Nächten sehen?

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 21:41:30
Die Leute, auch die Ärztin mit ihrem Kind, sind zu dieser Medizinerin gegangen, weil sie sich bei ihr Hilfe erhofft haben die mit weniger Nebenwirkungen auskommt.

Jap. Und auch mit viel weniger Wirkung... außer Placebo/natürlicher Verlauf darf man sich da nix hoffen.

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 21:41:30
Wahrscheinlich haben sie sich bei ihr sicher gefühlt, eben weil sie eine richtige Ärztin ist.  Vielleicht erhofften sie auch langfristige Heilung, denn gerade bei chronischen Hautsachen hilft Cortison ganz oft nur temporär.

Und Homöo-Schachsinn hilft... Tadaaa! Weder temporär noch längerfristig...

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 21:41:30
Und weil "man" ja weiß, dass alternative Mittel in der Regel nicht sofort wirken (und schon gar nicht so prompt wie Cortison), ist es kein Wunder dass die Ärztin darüber gefallen ist. Eher ist es erstaunlich, dass vorher nie jemand misstrauisch geworden ist. Daran läßt sich auch ablesen, wie sehr die Patienten ihr vertraut haben mögen.

Ja das Vertrauen wurde missbraucht. Aber auf was hat die vertraut? Genau! Auf die Placebo-Behandlung! Das Kind wird aber da auch fürchterlich enttäuscht gewesen sein als das Medikament wirkte ... das ist noch mehr pervers und noch mehr verachtenswert als der eigentliche Betrug durch die Ärztin.

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 21:41:30
Von daher finde ich manche Reaktionen und Kommentare hier eigenartig.

Hab ich meine unqualifizierte Meinung etwas verständlicher machen können in den oberen Geschreibsel? Falls nicht sei dir dein Urteil ungenommen.

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 21:41:30Die Medizinerin hat betrogen und Leute mit etwas behandelt, was sie ablehnen und was gerade bei längerfristiger Behandlung Nebenwirkungen hat.

Ja. Sie hat mit etwas behandelt das überhaupt Wirkung hat. Falls sies über längere Zeit gemacht hat ist´s noch schlimmer...

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 21:41:30
Darüber hat sie nicht aufgeklärt, sondern hat über den Kopf Erwachsener Menschen hinweg einfach diese Entscheidung getroffen - und hat sich das dann auch noch entsprechend bezahlen lassen.


Klassischer Betrug mit Körperverletzung halt. Nur wars meiner Meinung nach fürs subjektive Empfinden des Patienten eher besser als die Nullbehandlung.

Den rechtlichen Teil ficht ich nich an, da:

Zitat von: Elfenstaub am 22. März 2012, 21:46:52
Zitat von: Wirsing am 22. März 2012, 11:20:45


In bester Absicht gehandelt? Warum rechnet sie dann nicht nach normalen Kassensatz ab, sondern rechnet eine alternative Bahandlung ab?

Das hatte ich überlesen. Dann muss ich die beste Absicht natürlich zurücknehmen.

auf mich auch zutrifft...

Landratte

@ Ratiomania

Ich billige jedem Menschen seine freie Entscheidung zu - auch wenn ich das manchmal nicht einfach finde.
Sicher hat das auch Grenzen. Und die sind für mich keineswegs erreicht, wenn jemand sich für eine homöopathischen Behandlung entscheidet.

Ich würde mich persönlich keine homöopathische Behandlung wählen, egal ob mit Neurodermitis oder anderen Beschwerden. Aber wenn ich es tun würde, dann erwarte ich dass man meine Entscheidung respektiert.

Andere-zu-ihrem-Glück-zwingen-wollen oder Der-Andere-muss-doch-erkennen-dass-mein-Weg-der-richtige-ist sind eigentlich doch eher so Eso-Krankheiten. Die werden nicht besser, nur weil ein Skeptiker sie hat.


Ratiomania

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 22:38:35
@ Ratiomania

Ich billige jedem Menschen seine freie Entscheidung zu - auch wenn ich das manchmal nicht einfach finde.
Sicher hat das auch Grenzen. Und die sind für mich keineswegs erreicht, wenn jemand sich für eine homöopathischen Behandlung entscheidet.

Ich würde mich persönlich keine homöopathische Behandlung wählen, egal ob mit Neurodermitis oder anderen Beschwerden. Aber wenn ich es tun würde, dann erwarte ich dass man meine Entscheidung respektiert.

Meine Meinung. Nur wer hat da über wen entschieden? Die Mutter doch wohl über die (Nicht-)Behandlung des Kindes...

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 22:38:35
Andere-zu-ihrem-Glück-zwingen-wollen oder Der-Andere-muss-doch-erkennen-dass-mein-Weg-der-richtige-ist sind eigentlich doch eher so Eso-Krankheiten. Die werden nicht besser, nur weil ein Skeptiker sie hat.

Jo das stimmt.

Aber wenn persönliche Entscheidungen andere betreffen hört meine Freiheit (je nach Grad des "Betroffen-Seins") doch Stück für Stück auf.

Da habsch eine ganz ganz böse anti-liberale Haltung gegenüber bekloppte Impfverweigerer, Bluttransfusions-"Bestrafer"/Verweigerer, oder einfach Standard-Therapie-Verweigerer bei Kindern/Unmündigen.

Wenn die mündig sind, dürfen die sich aber natürlich auch mit "Stabbing-in-the-eyes"-Methoden behandeln. Soviel Freiheit muss sein!


Landratte

Zitat von: Ratiomania am 22. März 2012, 23:00:17
Meine Meinung. Nur wer hat da über wen entschieden? Die Mutter doch wohl über die (Nicht-)Behandlung des Kindes...
Das waren wohl ein paar mehr als nur eine Mutter mit Kind:
ZitatDem Paderborner Amts- und Landgericht liegen zurzeit mehr als 50 Klagen vor. (...) Die Staatsanwaltschaft Paderborn ermittelt seit 2010 wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung. Zugleich geht die Staatsanwaltschaft, der 460 Strafanzeigen vorliegen, dem Verdacht des Betruges nach.

Zitat von: Ratiomania am 22. März 2012, 23:00:17
Aber wenn persönliche Entscheidungen andere betreffen hört meine Freiheit (je nach Grad des "Betroffen-Seins") doch Stück für Stück auf. (...)
Sehe ich auch so. Allerdings sind Eltern erziehungsberechtigt und treffen Entscheidungen für ihre Kinder. Und mal ehrlich: Ich hab keinen blassen Schimmer, was die Mutter mit ihrem Sprössling und dessen Neurodermitis möglicherweise schon alles durch hat. Infolgedessen mag ich einfach nicht darüber urteilen, ob ihre Entscheidung nun schädigend oder nicht ist. Ich weiß nicht wie ich mich verhalten würde. Ich hätte sicher auch keine Lust drauf, meinen Nachwuchs permanent mit Cortison einzuschmieren - und wenn ich da einen Hoffnungsschimmer sähe, würde ich es vielleicht auch mit Homöodingens probieren. Und zwar bitteschön ohne mir von sonstwem gleich Kindesmord vorwerfen zu lassen.

Conina

"Lust haben" ist keine medizinische Indikation für Quacksalberei und die Glukokortikoide sind Medikamente wie alle anderen auch. Die haben Wirkungen und Nebenwikungen. Das klingt nicht sehr kompetent:
Zitat von: Landratte am 23. März 2012, 00:18:53
... Ich hätte sicher auch keine Lust drauf, meinen Nachwuchs permanent mit Cortison einzuschmieren - und wenn ich da einen Hoffnungsschimmer sähe, würde ich es vielleicht auch mit Homöodingens probieren. Und zwar bitteschön ohne mir von sonstwem gleich Kindesmord vorwerfen zu lassen.
Mit dieser Einstellung haben pikanterweise zwei australische Eltern ihr Baby unter die Erde gebracht und sind dafür ins Gefängnis gekommen.
http://blog.psiram.com/?p=7147
ZitatAls Argument, welches über den bloßen Bericht des NHRMC hinausgeht, werden Todesfälle angeführt, die den unendlich dünnen Wässerchen zuzuschreiben sind. So z.B. Penelope Dingle, die 2005 an Darmkrebs verstarb, nachdem sie 30.000$ für wertlose homöopathische Behandlungen ausgegeben hatte. Oder die 9 Monate alte Gloria Thomas, deren Eltern das Kind lieber mit Zuckerkügelchen quälten, statt sie von Ärzten behandeln zu lassen. Grauslich. Die Eltern wurden des Totschlags für schuldig befunden und verurteilt.

Wer hat schon Lust, sein Kind permanent mit Medikamenten zu behandeln? Solche Erkrankungen sucht man sich nicht aus, die sind schicksalshaft.
Das mit der speziellen Kortisonangst habe ich noch nie verstanden. Das ist auch einfach nur so ein hartnäckiger urbaner Mythos.

Man bekommt in D die weniger potenten und nebenwirkungsarmen sogar ohne Rezept:
http://www.hexal.de/praeparate/dokumente/gi/pal_0_5_creme_gi_625688.pdf
http://www.netdoktor.de/Medikamente/ratioAllerg-r-Heuschnupfe-100009745.html
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Landratte

Zitat von: Conina am 23. März 2012, 06:19:20
"Lust haben" ist keine medizinische Indikation für Quacksalberei und die Glukokortikoide sind Medikamente wie alle anderen auch. Die haben Wirkungen und Nebenwikungen. Das klingt nicht sehr kompetent:
Zitat von: Landratte am 23. März 2012, 00:18:53
... Ich hätte sicher auch keine Lust drauf, meinen Nachwuchs permanent mit Cortison einzuschmieren - und wenn ich da einen Hoffnungsschimmer sähe, würde ich es vielleicht auch mit Homöodingens probieren. Und zwar bitteschön ohne mir von sonstwem gleich Kindesmord vorwerfen zu lassen.
Mit dieser Einstellung haben pikanterweise zwei australische Eltern ihr Baby unter die Erde gebracht und sind dafür ins Gefängnis gekommen.
http://blog.psiram.com/?p=7147
ZitatAls Argument, welches über den bloßen Bericht des NHRMC hinausgeht, werden Todesfälle angeführt, die den unendlich dünnen Wässerchen zuzuschreiben sind. So z.B. Penelope Dingle, die 2005 an Darmkrebs verstarb, nachdem sie 30.000$ für wertlose homöopathische Behandlungen ausgegeben hatte. Oder die 9 Monate alte Gloria Thomas, deren Eltern das Kind lieber mit Zuckerkügelchen quälten, statt sie von Ärzten behandeln zu lassen. Grauslich. Die Eltern wurden des Totschlags für schuldig befunden und verurteilt.

Wer hat schon Lust, sein Kind permanent mit Medikamenten zu behandeln? Solche Erkrankungen sucht man sich nicht aus, die sind schicksalshaft.
Das mit der speziellen Kortisonangst habe ich noch nie verstanden. Das ist auch einfach nur so ein hartnäckiger urbaner Mythos.

Man bekommt in D die weniger potenten und nebenwirkungsarmen sogar ohne Rezept:
http://www.hexal.de/praeparate/dokumente/gi/pal_0_5_creme_gi_625688.pdf
http://www.netdoktor.de/Medikamente/ratioAllerg-r-Heuschnupfe-100009745.html

Also ich persönlich rede hier immer noch über Neurodermitis, also bleib bitte mal auf dem Teppich.

Und was man in D "sogar ohne Rezept" bekommt...ist mit Sicherheit eines nicht: Eine Aussage darüber, ob Dinge schädlich sind oder nicht.
Davon mal gesehen schreibe ich hier meine Auffassung zu Dingen. Ich habe weder behauptet, man würde an Cortison sterben, noch dass mir jede andere Behandlungsmethode lieber wäre als das. Würde ich das tun, zöge ich mir den Schuh der Inkompetenz auch gern und berechtigt an.

Hier geht es um Neurodermitis und irgendwelche anderen Hautkrankheiten, die teilweise ein lebenslang behandelt werden müssen. Und ich persönlich kann nachvollziehen, dass man da zwischendurch immer mal auf die Idee kommen kann etwas Anderes zu probieren, wenn man sich dadurch Besserung erhofft. Ich kann es nachvollziehen. Mehr nicht. Und deshalb finde ich manche Vergleiche hier genauso paranoid wie die Impf- oder Cortisonangst vieler Menschen.






Conina

http://www.youtube.com/watch?v=s8XYUixuw8g

Gloria Thomas hatte "eczema", das ist ein englischer Sammelbegriff für entzündliche Hauterkrankungen, der auch atopische Dermatitis (also "Neurodermitis") umfasst. Das Beispiel wurde von mir schon mit Bedacht gewählt.


ZitatGloria Thomas

Age: 9 months
Sydney, NSW, Australia
   

Died (untreated infection)
May 8, 2002
Gloria was diagnosed with eczema at four months. Her father, who taught and practiced homeopathy, treated her using that instead. She died of sepsis caused by broken skin due to her eczema. Read more & more & more
http://whatstheharm.net/homeopathy.html
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Binky

Etwas anderes zu probieren, ist erst einmal nicht falsch, wenn dieses "Andere" auf der Basis der Wissenschaften bleibt. Zudem muß Cortison nicht durchgehend angewendet werden, da die Krankheit in Phase verläuft und es auch symtomfreie Intervalle gibt, in denen keine Behandlung nötig ist. Schließlich ist bei jedem Medikament eine Nutzen-Risiken-Abwägung zu machen, und daß nicht bei jedem Pickel die Maximalvariante gegeben werden muß, ist ebenso klar.

IHMO mangelt es aber massiv an Aufklärung darüber, was mit Medikamenten möglich ist und was nicht.

Daß man in Apotheken keine Beratung bekommt, stimmt so nicht. Gerade bei den rezeptfreien Corticoid-Cremes werde ich jedesmal gründlich gefragt, wofür, für wen, für wie lange usw. Nun gut, kann sein, daß mein zuständiger Pharmadealer eine Ausnahme ist.

Landratte

Zitat von: Binky am 23. März 2012, 11:00:50
Etwas anderes zu probieren, ist erst einmal nicht falsch, wenn dieses "Andere" auf der Basis der Wissenschaften bleibt. Zudem muß Cortison nicht durchgehend angewendet werden, da die Krankheit in Phase verläuft und es auch symtomfreie Intervalle gibt, in denen keine Behandlung nötig ist. Schließlich ist bei jedem Medikament eine Nutzen-Risiken-Abwägung zu machen, und daß nicht bei jedem Pickel die Maximalvariante gegeben werden muß, ist ebenso klar.

IHMO mangelt es aber massiv an Aufklärung darüber, was mit Medikamenten möglich ist und was nicht.

Daß man in Apotheken keine Beratung bekommt, stimmt so nicht. Gerade bei den rezeptfreien Corticoid-Cremes werde ich jedesmal gründlich gefragt, wofür, für wen, für wie lange usw. Nun gut, kann sein, daß mein zuständiger Pharmadealer eine Ausnahme ist.

Ich stimme Dir in allen Teilen zu. Gegen die Beratung in Apotheken hab zumindest ich mich auch nicht geäußert.

@ Conina
Bei dem anderen Beispiel ging es um Krebs. Ich finde auch das Beispiel der 9 Monate alten Gloria ziemlich extrem - aber so ist es ja wohl, da fehlt mir gewiss an so manchem Punkt die Phantasie.

Insgesamt hab ich aber auch kein Interesse daran etwas zu verteidigen, was ich für unwirksam halte.

Trotzdem bleibe ich bei meinem Eingangspost:

Zitat von: Landratte am 22. März 2012, 21:41:30
Beschiss ist Beschiss.
Eine Ärztin, die vorgibt mit Homöopathie zu arbeiten und dann die Cortison-Keule schwingt ist für mich genauso  :kotz: wie der Wunderheiler, der mit irgendwelchem Geschwurbel seine eigentlichen Absichten verschleiert und den Leuten irgendetwas unwirksames andreht. (...)
Von daher finde ich manche Reaktionen und Kommentare hier eigenartig. Die Medizinerin hat betrogen und Leute mit etwas behandelt, was sie ablehnen und was gerade bei längerfristiger Behandlung Nebenwirkungen hat. Darüber hat sie nicht aufgeklärt, sondern hat über den Kopf Erwachsener Menschen hinweg einfach diese Entscheidung getroffen - und hat sich das dann auch noch entsprechend bezahlen lassen.

Und eigentlich ist es sogar noch schlimmer: Jahrelang hat die kluge Frau den Glauben der Leute genährt, mit Homöopathie könne man wirklich etwas bewirken, was über den Placebo-Effekt hinausgeht. Damit sind nicht nur ihre Patienten betrogen, sondern damit ist auch noch allen Skeptikern, die einen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit solcher Arzneien fordern, ein Bärendienst erwiesen. Statt ihre Position zu nutzen und aufzuklären, wissen ihre betrogenen Patienten ganz bestimmt: Dass nämlich die bösen Schulmediziner sowieso alle von der Pharma geschmiert werden und nichts als $-Zeichen in den Augen haben.
Über ihre eigentlichen Motive weiss ich nichts. Aber selbst mal vorausgesetzt, sie wollte ihren Patienten nur helfen und mit ihrer Alternativ-Lüge auch diejenigen erreichen, die sonst nicht zu ihr gekommen wären - selbst dann war ihre Vorgehensweise dumm und kurzsichtig.

Omikronn

Zitat
Und eigentlich ist es sogar noch schlimmer: Jahrelang hat die kluge Frau den Glauben der Leute genährt, mit Homöopathie könne man wirklich etwas bewirken, was über den Placebo-Effekt hinausgeht. Damit sind nicht nur ihre Patienten betrogen, sondern damit ist auch noch allen Skeptikern, die einen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit solcher Arzneien fordern, ein Bärendienst erwiesen. Statt ihre Position zu nutzen und aufzuklären, wissen ihre betrogenen Patienten ganz bestimmt: Dass nämlich die bösen Schulmediziner sowieso alle von der Pharma geschmiert werden und nichts als $-Zeichen in den Augen haben.
Über ihre eigentlichen Motive weiss ich nichts. Aber selbst mal vorausgesetzt, sie wollte ihren Patienten nur helfen und mit ihrer Alternativ-Lüge auch diejenigen erreichen, die sonst nicht zu ihr gekommen wären - selbst dann war ihre Vorgehensweise dumm und kurzsichtig.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Ich sehe das Problem ebenfalls darin, dass die Aktion der Ärztin ziemlich sicher den Irrglauben der Patienten vertärkt hat.
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

mossmann

Zitat von: Conina am 22. März 2012, 12:25:48
Richtig geil ist, dass das aufflog, weil es zu gut wirkte. Da wurde die eine Mutter hellhörig.

Naja, du weisst nicht, wie schwer ausgeprägt der klinische Zustand des Patienten war. Bei einem schlimmen atopischen Ekzem können hohe Kortisondosen tatsächlich "Wunder wirken".
Auf Dauer sind solche Dosen aber tatsächlich mit starken Nebenwirkungen verbunden.
Offizieller Sprecher des gemäßigten Flügels der Psiram-Jugend

mossmann

Zitat von: Conina am 23. März 2012, 06:19:20
"
Das mit der speziellen Kortisonangst habe ich noch nie verstanden. Das ist auch einfach nur so ein hartnäckiger urbaner Mythos.

Man bekommt in D die weniger potenten und nebenwirkungsarmen sogar ohne Rezept:
http://www.hexal.de/praeparate/dokumente/gi/pal_0_5_creme_gi_625688.pdf
http://www.netdoktor.de/Medikamente/ratioAllerg-r-Heuschnupfe-100009745.html


Nein, das ist ganz bestimmt kein "hartnäckiger, urbaner" Mythos, und einfach ist es auch nicht.

Hier hast du (ausnahmsweise) mal zu wenig Ahnung von der Materie (das ich das mal sagen darf!)

Die frei verkäuflichen Kortisondosen bringen schon bei mittelschweren Fällen kaum etwas.

Tatsächlich ist die Kortisonangst oft unbegründet und mit einer Intervallbehandlung lassen sich bestimmte Fälle der atopischen Dermatitis gut in den Griff bekommen.

Schwere Fälle (und es gibt viele!) brauchen hohe Dosen, und das geht auf Dauer schief.

Entsprechende Fallbeispiele gibt es zuhauf und darüber klärt dich jeder Arzt in einer dermatologischen Klinik auf.

Wären die Nebenwirkungen von Kortison ein "urbaner Mythos", wären Neurodermitis & Schuppenflechte heute kein Problem mehr.

Das Gegenteil ist leider der Fall.








Offizieller Sprecher des gemäßigten Flügels der Psiram-Jugend

Conina

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.


Conina

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.