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Wie viel Geld hat mein Arzt angenommen?

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Begonnen von Groucho, 19. Juli 2016, 13:44:32

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Groucho

ZitatMehr als 575 Millionen Euro ließen Pharmakonzerne im vergangenen Jahr Ärzten, Fachkreisangehörigen und medizinischen Institutionen zukommen. Ein Teil davon lässt sich bis ins Detail nachvollziehen: Mehr als 20.000 Ärzte und Fachkreisangehörige haben zugestimmt, als Zahlungsempfänger namentlich genannt zu werden. Die Recherche von "Correctiv" und SPIEGEL ONLINE zeigt, wohin das Geld geflossen ist.

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/euros-fuer-aerzte-datenbank-wie-viel-hat-mein-arzt-bekommen-a-1102819.html

Was soll man denn davon halten? Bin mir sehr unsicher, ob das wirklich so furchtbar investigativ ist.

Peiresc

Das ist solange vollkommen witzlos, wie die Ärzte nicht verpflichtet sind, einer Veröffentlichung zuzustimmen. Als nächstes ist das nicht alles Bestechung, sondern zum Teil richtig Arbeit (z. B. Teilnahme an echten Studien). Vermutlich wird sich die Sache irgendwie weiter entwickeln.

Und dann würde ich schon sagen: vergleichbares Recht für alle.

Übrigens habe ich gerade irgendwo gelesen, dass Jameda es den Ärzten ermöglicht, mit einer "Premium-Mitgliedschaft" für schlaffe 1500 EUR/J negative Bewertungen auszuknipsen. Und dass es keinerlei Bewertungsportale für Anwälte oder gar Richter gibt  :gruebel. Und außerdem gewinnt man keinen wirklichen Überblick über die Nebeneinkünfte von Bundestagsabgeordneten, habe ich mal gehört.

Typee

Zitat von: Groucho am 19. Juli 2016, 13:44:32
ZitatMehr als 575 Millionen Euro ließen Pharmakonzerne im vergangenen Jahr Ärzten, Fachkreisangehörigen und medizinischen Institutionen zukommen. Ein Teil davon lässt sich bis ins Detail nachvollziehen: Mehr als 20.000 Ärzte und Fachkreisangehörige haben zugestimmt, als Zahlungsempfänger namentlich genannt zu werden. Die Recherche von "Correctiv" und SPIEGEL ONLINE zeigt, wohin das Geld geflossen ist.

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/euros-fuer-aerzte-datenbank-wie-viel-hat-mein-arzt-bekommen-a-1102819.html

Was soll man denn davon halten? Bin mir sehr unsicher, ob das wirklich so furchtbar investigativ ist.

"Bad Pharma" hat das vor zwei, drei Jahren thematisiert, und die "All-Trials"-Kampagne beruht darauf. Das Thema und die Ergebnisse sind im großen und ganzen so neu nicht. Grundsätzlich ist das ein Problem, wenn man die Finanzierungswege einerseits und die Ergebnisse von Studien und das Verordnungsverhalten andererseits miteinander korreliert, und da muss dringend dran gearbeitet werden.

Wenn man Einzelne Adressen einmal anschaut, dann bekommt der 08/15-Arzt meistens nicht mehr als ein paar hundert Euro Reisekosten erstattet. Die wirklich großen Beträge landen selten oder nie bei individuellen Ärzten, sondern in Institutionen, und da geht es nicht um den ICE nach Dingenskirchen, sondern um Honorare (wahrscheinlich für Beratung, Veranstaltungen und Vortragstätigkeit), und um Sponsoringverträge, also um die Bezahlung von Multiplikatoren. Outsourcing eben.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

ZKLP

Zitat von: Groucho am 19. Juli 2016, 13:44:32Was soll man denn davon halten?
Beim Correctiv steht der SKANDAL!!! im Vordergrund. Recherche und Seriösität ist eher unwichtig.

Damals beim Thema "Antibiotikaresistenzen aus dem Stall" konnten sie nicht einmal den eigenen Fanclub überzeugen. Selbst der ultragrüne Jost Maurin übte in der TAZ heftige Kritik an deren Vorgehen: http://www.taz.de/!5027824/
Zitat von: Jost MaurinEs war eine Blamage im Großformat: Die bisher am weitesten verbreitete Recherche des gemeinnützigen Journalistenteams Correctiv lief Ende vergangener Woche in der Zeit und mehreren Regionalblättern. Unter der Überschrift ,,Tödliche Keime" ging es um die – seit Langem bekannte – Gefahr durch Krankheitserreger, die sich nicht mehr mit Antibiotika bekämpfen lassen. 20 Reporter hätten an dem Projekt mitgewirkt, verkündete die Zeit, die aus der Recherche sogar den Aufmacher ihrer aktuellen Ausgabe strickte.

Allein: Der Correctiv-Text kann seine zentrale These nicht belegen, dass es mehr Tote durch antibiotikaresistente Erreger gebe ,,als offiziell verlautbart". Kann das vor allem von Stiftern finanzierte Correctiv so die Hoffnungen erfüllen, eine Antwort auf die Medienkrise zu sein?

lanzelot

Zitatsondern in Institutionen, und da geht es nicht um den ICE nach Dingenskirchen, sondern um Honorare (wahrscheinlich für Beratung, Veranstaltungen und Vortragstätigkeit), und um Sponsoringverträge, also um die Bezahlung von Multiplikatoren. Outsourcing eben.

Im Großen und Ganzen bin ich immer wieder verblüfft, was die Menschen für Vorstellungen haben, was für Gelder fließen und was dafür geleistet wird                                                                                             
Wenn heute hohe Beträge den Besitzer wechseln, darf man davon ausgehen, dass auch eine entsprechende Leistung steht.                                                                                                                           

Kleines Beispiel aus der Praxis gefälligst:
Klinische Studie bzgl. Kombination neuer und bereits auf dem Markt befindlicher Medikamente.       
Ziel ist Erkenntnisse über die Anwendung bestimmter Präparate zur Behandlung chronischer Schmerzen und Co-Morbiditäten wie Depression, Angststörungen etc.                                                                         
Pro Teilnehmer lobt der Konzern 4500 Euronen aus- Teilnehmerzahl: 50 macht na .......225.000 Ocken.
Soweit so viel   
Standard-Reflex: Och, das reicht für dem Chefarzt sein neues Cabrio 

Tatsachen: 50 Informations- und Aufklärungsgespräche, 50 Aufnahmeuntersuchungen,     
50 x Eingangs-Labordiagnostik, 50 Titrationsvisiten  (2x, also eigentlich 100),
Randomisierungs-Maßnahmen, mindestens 50 Visiten zur Verlaufskontrolle (in der Regel aber mehrfach),
Verlaufsdiagnostik-Labor, Abschlussuntersuchung, Dokumentation des Ganzen  u.s.w.     
Jede Menge Personal ist involviert

Und siehe da, schwupp sind die 4.500 Euro pro Proband wech....                                                           
Ich nenne es das Flaschengeist-Syndrom. Von wegen Geldregen für die Klinik und Ärzte

Jeder Arzt und jede Institution die bei Verstand ist, macht so etwas in Form von ,,Complinace by Design", bedeutet, genaue Abläufe und Strukturvorgaben auf allen Ebenen der Kooperation und Abrechnung.
Auch aufgrund der unklaren Rechtslage.       
Bedingt durch die Akzessorietät von Gesetzen, vor allem dann, wenn auch noch Kassen oder andere Träger beteiligt sind. 
Dann kommen SGB V, KrankenhausEntgGesetz, Codierrichtlinen zum Tragen.                                   
Die Risiken sind kaum überschaubar. 

Natürlich versuchen Pharma-Unternehmen immer wieder Einfluss zu nehmen, emotionale Bindungen zu erzeugen.                                                                                                                                                 
Aber nach meinem Empfinden grenzen sich immer mehr, immer besser ab.               
         
Es gibt auch öffentliche Vorträge zum Thema an Universitäten.....aber wahrscheinlich sind die auch von der Maaaaffffia bezahlt, oder wie oder watt

Federvieh

Viel interessanter sind doch diejenigen, die ebenfalls gelder erhielten, es jedoch nicht einsahen, ihre genehmigung zur veröffentlichung zu geben. bisher erkannt: unikliniken erhalten viel geld. ärzte an unikliniken erhalten gelder. Der rest ... wer weiß, wobei ich mir nicht wirklich viel unter sponsoring vorzustellen vermag.

Groucho

Zitat von: Federvieh am 27. Juli 2016, 22:00:18
Der rest ... wer weiß, wobei ich mir nicht wirklich viel unter sponsoring vorzustellen vermag.

Ist ja der Punkt. Dass Industrie und Forschungseinrichtingen öfters ma zusammenarbeiten, ist ja nicht gerade ein Skandal, sondern erstmal sinnvoll. So richtig spannend würde es, wenn man da was aufdecken würde, konkrete Fälle, die es mit Sicherheit auch gibt. Nur mit einem Geldbetrag, von dem man keine Ahnung hat, wofür und wie der verwendet wurde eine Storry zu basteln ist das alles Null wert und blanke Stimmungsmache.