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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: Peiresc am 16. Mai 2022, 19:48:57

Titel: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 16. Mai 2022, 19:48:57
Nachrichten aus der Welt der Wirtschaft Russlands. Sie haben ja nun die einmalige Chance, zur dominierenden Wirtschaftsmacht der Welt aufzusteigen, nachdem die lästige Konkurrenz des Westens ausgeschaltet ist. Wie sieht es aus mit dem Aufstieg? ein erstes Zeichen:

ZitatAm Freitag, dem 13. Mai, fiel der Dollarkurs im Devisenhandel der Moskauer Börse auf ein Minimum seit Februar 2020 - auf 62,625 Rubel (vor der Korrektur am Nachmittag). Zum Zeitpunkt der Bildung dieses Wochenextrems ist der "Amerikaner" gegenüber der russischen Währung um 9,8 % im Kurs gefallen. Seit Anfang des Jahres ist der Dollarkurs gegenüber dem Rubel um 16 % gefallen.
https://iz.ru/1334646/mikhail-shulgin/kurs-na-snizhenie

Da kann man nur gratulieren, bzw. zerknirscht um Gnade betteln. Aber im Artikel selbst geht es so weiter:
ZitatUnter den etwa 150 von Bloomberg verfolgten Währungen hat nur der Afghani (die Währung Afghanistans) in diesem Jahr den Rubel gegenüber dem Dollar übertroffen (AFN +18 %).

Es ist keineswegs ein Zeichen für Erfolg, lässt sich erahnen. Und wie kommt das?
ZitatDie jüngste Stärkung der russischen Währung ist größtenteils auf das geringere Importvolumen aufgrund von Sanktionen und Beschränkungen ausländischer Unternehmen bei der Lieferung von Waren nach Russland und infolgedessen auf eine geringere Nachfrage der Importeure nach Devisen zurückzuführen.

Keiner in Russland braucht mehr Dollar. Warum nicht? Weil die Wirtschaft sich jetzt zur einstigen Größe aufschwingt:
ZitatWas weiter? Die Regulierungsbehörde erwartet in diesem Jahr einen Rückgang des BIP um 8-10 %
[...]
Der Ausweg aus der schwierigen Wirtschaftslage liegt in der rasanten Entwicklung der Importsubstitution.

Der Moskauer Bürgermeister zeigt, wie das gehen könnte:
ZitatAm 16. Mai 2022 gab Renault bekannt, wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine eigene Geschäftsaktivitäten in Russland aufzugeben. Das Moskauer Renaultwerk wurde an die Stadt Moskau verkauft. Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin verkündete: ,,Ich habe beschlossen, das Werk als Stadteigentum zu übernehmen und die Produktion von Pkw unter der historischen Marke Moskwitsch wieder aufzunehmen."[3]
https://de.wikipedia.org/wiki/Moskwitsch

Der Moskwitsch hatte seine große Zeit in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ca. 2004 wurden die letzten Wiederbelebungsversuche eingestellt. Aber blicken wir nicht nur zurück, sondern auch nach vorn:

(https://static.themoscowtimes.com/image/article_1360/28/681731.jpg)

https://www.themoscowtimes.com/2022/05/16/russia-unveils-domestic-rivals-to-coca-cola-fanta-and-sprite-a77694
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 16. Mai 2022, 20:03:00
Das Fancy-Zeug erinnert aber arg an die ukrainischen Farben. Und warum alles in lateinischen Lettern? Aber gut, sie haben ja auch schon Z und V übernommen.  ;D
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: eLender am 16. Mai 2022, 21:21:28
Nochmal die YT-Akademie (erreicht auch die Putin-Trolle, die das aber gar nicht mögen):

Wie PUTIN die russische Wirtschaft KUGELSICHER machen will! - VisualPolitik DE
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 17. Mai 2022, 04:08:38
ZitatRussian airports say they'll need to switch to "manual and visual inspection" baggage-check practices if the govt doesn't waive decommission deadlines on old screening equipment that can't be replaced due to sanctions.

https://kommersant.ru/doc/5354737
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 17. Mai 2022, 07:51:11
Nein, wie furchtbar... dann müssen die Schnüffler an touristischer Schmutzwäsche schnüffeln? Moment, irgendwas stimmt an dem Satz nicht :D
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 17. Mai 2022, 12:01:48
ZitatPutins wunder Punkt
Die Sanktionen gegen die russische Zentralbank treffen Putin hart. Warum das so ist und was wir daraus über Geld und Macht lernen können.
https://mauricehoefgen.substack.com/p/russland-putin-ukraine-krieg-sanktionen?r=xcqyw&utm_campaign=post&utm_medium=web&s=r
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 17. Mai 2022, 12:37:28
Zitat von: Peiresc am 16. Mai 2022, 19:48:57Keiner in Russland braucht mehr Dollar.

ZitatApril exports to Russia, y-o-y

🇨🇳-26%
🇹🇼-67%
🇻🇳-77%
🇰🇷-71%

Compared to December 2021 exports down more than 50% in China, more than 70% in the three other countries.

(https://pbs.twimg.com/media/FS2_E8SXsAAaQs4?format=jpg&name=900x900)

https://twitter.com/IikkaKorhonen/status/1526086893271715840

Wenn die chinesischen Nobelkarossen kein Ersatz für die Mercedes-Protzautos sind, dann bedeutet das beste Aussichten für den Moskwitsch.

Ich habe gerade irgendwo gelesen, dass Indien den Import eines modernen Waffensystems aus Russland erstmal auf Eis gelegt hat.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: PeterPan am 17. Mai 2022, 19:56:11
Dazu auch passend dieser Blog-Artikel von Branko Milanovic (bekannter Ökonom). Nicht nur die Produktion von Gütern auch qualifizierte Mitarbeiter die auf moderne Technik angewiesen sind, können ihrer Arbeit nicht nachgehen und müssen umgeschult werden auf Technik der 80er.

The novelty of technologically regressive import substitution
http://glineq.blogspot.com/2022/04/the-novelty-of-technologically.html (http://glineq.blogspot.com/2022/04/the-novelty-of-technologically.html)

Es wird Bezug auf eine Mitteilung vom Verkehrsministerium Russlands, bezüglich Flugzeugproduktion, genommen.
Zitat...in order to (re)create domestic aviation industry Russia will have to go back to the Tupolev-like technologies and that of the rather unsuccessful Sukhoi Super Jet. Even if Russian regressive import substitution is successful in terms of output, which is very doubtful as it projects the increase of production from 18 domestic aircrafts in 2022 to almost 200 in 2030 (the rate of growth of 35% annually!)...



Zitat von: eLender am 16. Mai 2022, 21:21:28Nochmal die YT-Akademie (erreicht auch die Putin-Trolle, die das aber gar nicht mögen):

Wie PUTIN die russische Wirtschaft KUGELSICHER machen will! - VisualPolitik DE

Wichtig und gut die Gründe von der Politik/Wirtschaft im Bereich des Wechselkurses erklärt. Es zeigt auch gut das Putin nicht viel im Köcher hat.

Ich bin gespannt auf das Video über den Petrodollar. Eigentlich ist das eher eine Nebensächlichkeit, die von Iran, China, Russland gerne aufgebauscht wird.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 18. Mai 2022, 18:02:41
Achso, ja, klar. Wenn man es ernst meint mit dem Moskwitsch, dann muss man auch die Rahmenbedingungen anpassen.

ZitatDie Regierung erlaubte die Produktion von "vereinfachten" Autos ohne ABS und ESP. Darüber hinaus wurden die Anforderungen für die Prüfung von Autos auf passive Sicherheit gelockert, und Autohersteller können unabhängig entscheiden, welcher Umweltklasse ein bestimmtes Modell entspricht.

https://iz.ru/1335886/kirill-sazonov-evgenii-bagdasarov-elena-eremina/bez-abs-i-podushek-bezopasnosti-trebovaniia-k-mashinam-smiagchili

Was nützt die schönste Elektronik, wenn man sie nicht hat. So macht das Fahren wieder Spaß:
Zitat- Viele junge Fahrer wissen einfach nicht, und erfahrenere Fahrer haben längst vergessen, was intermittierendes Bremsen auf rutschigem Untergrund ist, wie man mit einem Motor bremst. Und diejenigen, die sich erinnern, haben die notwendigen Fähigkeiten verloren. Fahrschulen würden zukünftige Autofahrer nur theoretisch über solche Techniken informieren, sagte Schatow in einem Interview mit Izvestia.
Sie werden das schon lernen, ein bisschen Kollateralschaden ist man als Russe gewohnt. Von Zwischengas und Andrehkurbel ist in dem Artikel keine Rede. 
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Bachblüte am 18. Mai 2022, 18:21:52
Zitat von: Peiresc am 18. Mai 2022, 18:02:41Sie werden das schon lernen, ein bisschen Kollateralschaden ist man als Russe gewohnt. Von Zwischengas und Andrehkurbel ist in dem Artikel keine Rede. 

Ich würde meinen, ein Gaspedal im Auto reicht dort völlig.

https://www.youtube.com/watch?v=vw3Cec6H9N4

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 18. Mai 2022, 19:32:28
Die Dashcamvideos aus Russland waren immer ein Quell der Freude... leider wirds damit ja nix mehr (nix Dashcam, nix Internet)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Typee am 18. Mai 2022, 19:36:53
Zitat von: sailor am 18. Mai 2022, 19:32:28Die Dashcamvideos aus Russland waren immer ein Quell der Freude... leider wirds damit ja nix mehr (nix Dashcam, nix Internet)

Ja, da gewann man den Eindruck: die Russen fahren Auto so, als sei es Autoscooter. Wenn's da vorne kracht, dann wird einfach auf die - scheinbar - erfolgversprechendste Lücke hin weitergeheizt.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Typee am 18. Mai 2022, 19:40:46
Zitat von: eLender am 16. Mai 2022, 21:21:28Nochmal die YT-Akademie (erreicht auch die Putin-Trolle, die das aber gar nicht mögen):

Wie PUTIN die russische Wirtschaft KUGELSICHER machen will! - VisualPolitik DE


Wenn ich dieses Foto sehe, fällt erst richtig auf, was für ein Mondgesicht Putinho bekommen hat. So ganz folgenlos bleiben die Kortikoide wohl nicht.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 22. Mai 2022, 04:52:36
Die Projekte in der Arktis kommen nicht recht voran.

https://threadreaderapp.com/thread/1528038246189514755.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 23. Mai 2022, 11:37:13
ZitatRussland hat die meisten seiner wichtigsten Wirtschaftsindikatoren [als geheim] klassifiziert. Sie müssen sich die indirekten ansehen. So sank die Mehrwertsteuereinnahme im April auf 192 Milliarden Rubel gegenüber 415 Milliarden vor einem Jahr. Der Handelsumsatz und die Verbrauchernachfrage gehen stark zurück.

https://twitter.com/Segozavr/status/1528654728061923328
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 23. Mai 2022, 11:41:36
Zitat von: Max P am 16. Mai 2022, 20:03:00Das Fancy-Zeug erinnert aber arg an die ukrainischen Farben.

Ich musste das Bild updaten. Deine Kritik ist aufmerksam registriert worden, das Blau ist von der "Fancy" verschwunden.
 :2thumbs:
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 23. Mai 2022, 11:48:46
 ;D
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 26. Mai 2022, 21:58:21
Russland hat die Lösung gefunden für das Problem mit der Importsubstituion:

ZitatDer Begriff "Importsubstitution" sei im russischen Kontext nicht der beste und klinge etwas demütigend, sagte Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrates der Russischen Föderation. Dies erklärte er am 26. Mai auf einem Parteiforum, das sich der unternehmerischen Tätigkeit in den neuen wirtschaftlichen Realitäten widmete.

Als Alternative schlug er die Definitionen von ,,technologischer Souveränität" und ,,technologischer Unabhängigkeit" vor. Medwedew reagierte also auf den Vorschlag eines Redners, einen neuen Begriff zu erfinden.

https://iz.ru/1340627/2022-05-26/v-sovbeze-prizvali-zamenit-termin-importozameshchenie-na-tekhnologicheskii-suverenitet

 :rofl ... ups Verzeihung, wie konnte mir dieses Gelächter rausrutschen, natürlich ist das kein Witz.  >:(
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 10. Juni 2022, 08:57:48
Wenn die Welt nicht mehr mit Russland handelt, dann will Russland nichts mehr mit der Welt zu tun haben. Nimm das, US-Imperialismus!

(https://pbs.twimg.com/media/FU3wVuvXsAEZolY?format=jpg&name=medium)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Bachblüte am 10. Juni 2022, 09:32:58
Zitat von: Peiresc am 10. Juni 2022, 08:57:48(https://pbs.twimg.com/media/FU3wVuvXsAEZolY?format=jpg&name=medium)

Wenn sie so etwas nötig haben, dann muss es ihnen wirklich dreckig gehen. Was kommt als nächstes? 20 Jahre Gulag, wenn man im Gespräch ausländische Wörter wie "O.K." oder "Job" verwendet?
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 10. Juni 2022, 09:43:00
Was wird erst aus den deutschen Lehnworten? :D

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 19. Juni 2022, 21:00:27
ZitatRussische Benutzer können bereits installierte Versionen von Betriebssystemen (OS) von Microsoft weiter verwenden und neue über VPN herunterladen. Dies gab der CEO der Informations- und Analyseagentur TelecomDaily Denis Kuskov am 19. Juni bekannt und kommentierte die Information, dass Benutzer aus Russland die neuen Betriebssysteme Windows 10 und Windows 11 nicht herunterladen können.

,,Die erste besteht darin, mit dem Umfang der Betriebssystem-Updates zu leben, die bereits verfügbar sind. Die zweite Möglichkeit ist, Updates per VPN zu installieren ", zitiert RIA Novosti einen Experten.

Er stellte auch fest, dass Russland keinen würdigen Ersatz für Windows hat.
https://iz.ru/1352297/2022-06-19/ekspert-nazval-rossiianam-sposob-skachivat-windows-vopreki-zapretu-microsoft

Da ist dann wohl noch etwas Sand im Getriebe der "Parallelimporte".
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 19. Juni 2022, 21:40:25
Wären nicht so viele Menschenleben dabei bereits gefährdet/verloren wäre es komisch: Die russischen (wie auch die chinesischen) Behörden HASSEN VPN und jetzt ermuntern sie Bürger und Unternehmen VPN zu nutzen???
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 19. Juni 2022, 21:56:01
Da weiß ich zu wenig drüber, habe ich festgestellt. Wie lösen eigentlich die Chinesen das Problem? Vielleicht ergibt sich in Russland eine gute Gelegenheit, den VPN-Zugang zukünftig zu steuern, um das mal ganz neutral auszudrücken. In Rumänien mussten Schreibmaschinen bei der Securitate registriert sein.

Aber kommen wir zu erfreulicheren Aussichten.
ZitatSTRELNA (St. Petersburg), 16. Juni - RIA Nowosti. Der Leiter des Ministeriums für Industrie und Handel der Russischen Föderation, Denis Manturov, ist zuversichtlich, dass für die russische Automobilindustrie die Schaffung einer einheimischen Produktion von Auto-Airbags eine machbare Aufgabe ist.

Ja, zweifellos, eine lösbare Aufgabe. Großartige Perspektiven, die technologische Führung in der Welt zu übernehmen (über den Zeitrahmen har er nichts gesagt). 
Zitat von: WPErstes deutsches Auto mit einem Airbag war 1981 der Mercedes-Benz W 126 (S-Klasse).[13]
Überholen ohne einzuholen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 21. Juni 2022, 16:47:08
Zitat von: sailor am 18. Mai 2022, 19:32:28Die Dashcamvideos aus Russland waren immer ein Quell der Freude... leider wirds damit ja nix mehr (nix Dashcam, nix Internet)

ähm ... wusstest Du, dass die fehlende Freude ganz auf Seiten der Autofahrer ist?  8)

Zitat4/ Scams and cheating are ubiquitous. If you ever wondered why Russian dashcam videos are all over YouTube, it's because drivers use dashcams as protection against scams such as pedestrians throwing themselves onto cars to claim insurance payouts.
https://twitter.com/ChrisO_wiki/status/1531716435935895552
Mit Videoclip.

Das ist übrigens ein spannender Faden von epischer Länge.
ZitatCorruption is the thread which holds Putin's regime together
Auf allen Ebenen, zivil wie militärisch. Mit zahlreichen Beispielen, bis hin zu erschütternden Skandalen, belegt.

z. B.
Zitat19/ Even tanks aren't immune to the plague of looting. When reserve T-72s were shipped from storage depots to go to Ukraine in March 2022, they reportedly arrived without electronics, optics or even engines - all looted or stripped out. Only 1 in 10 was reportedly usable.
Man weiß nicht ob das stimmt, und es wird schwer belegbar sein, aber dennoch eindrucksvoll. Irgendwo dort heißt es, dass 10% der Offiziere korrupt sind (was leider bedeutet, dass 90% nicht korrupt sind).

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 21. Juni 2022, 18:23:07
Jubeln sollt ihr! Jubeln!
https://www.instagram.com/tv/CfBrj75gEr2/?igshid=YmMyMTA2M2Y%3D

Da die nationale Begeisterung in diesem Video vom Inhaber einer russischen Supermarktkette inszeniert worden sein soll, stell ich es mal in den Wirtschaftsfaden.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 24. Juni 2022, 08:47:40
Zitat
ZitatThe New York Times @nytimes  · 21. Juni

Russia's ruble hit a seven-year high, cementing its status as the world's best-performing currency.

It has gained about 35% so far this year, and has more than doubled from a low after the invasion of Ukraine.

Lazy, ignorant, irresponsible journalism. @jkaraian ought to first try to buy some rubles (not possible) and then sell the rubles (not possible) before posting this fake clickbait. FX market for the Ruble does not exist.

Fact Check: Does Russian Ruble Rise Prove Western Sanctions Don't Work?
https://www.newsweek.com/fact-check-does-russian-ruble-rise-prove-western-sanctions-dont-work-1718387
https://twitter.com/igorsushko/status/1539372618200936448

Der reale Kurs ist bei 160, und die Differenz beschert den Russen Extraprofite, wenn sie nur gegen Rubel verkaufen.

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 24. Juni 2022, 10:03:53
Zitat von: Peiresc am 24. Juni 2022, 08:47:40
Zitat
ZitatThe New York Times @nytimes  · 21. Juni

Russia's ruble hit a seven-year high, cementing its status as the world's best-performing currency.

It has gained about 35% so far this year, and has more than doubled from a low after the invasion of Ukraine.

Lazy, ignorant, irresponsible journalism. @jkaraian ought to first try to buy some rubles (not possible) and then sell the rubles (not possible) before posting this fake clickbait. FX market for the Ruble does not exist.

Fact Check: Does Russian Ruble Rise Prove Western Sanctions Don't Work?
https://www.newsweek.com/fact-check-does-russian-ruble-rise-prove-western-sanctions-dont-work-1718387
https://twitter.com/igorsushko/status/1539372618200936448

Der reale Kurs ist bei 160, und die Differenz beschert den Russen Extraprofite, wenn sie nur gegen Rubel verkaufen.



Ich lese in einem englischsprachigen Blog mit. Gelegentlich wurde dort auch schon zum Ausdruck gebracht, dass sich die NYT in Teilen nicht sehr ausgewogen im Ukrainekrieg gibt. Sog. Erfolge des russischen Staates (Rubelkurs) oder der Armee (Eroberung der Oblast Luhansk) werden überhöht, die Fortschritte der Ukraine dagegen eher zurückhaltend kommentiert oder in dürren Worten abgehandelt.

Die amerikanischen liberalen Medien scheinen somit demselben Bias zu unterliegen wie manche deutsche.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 24. Juni 2022, 10:13:01
Aber wieso ist das so?

Will man einfach nicht wahrhaben, dass die NATO/USA hier etwas richtiges tun und die Ukraine unterstützen, wären Russland in bester imperialistischer Manier hier ein Nachbarland erobern will?
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 24. Juni 2022, 10:23:12
ZitatDas Recherchematerial untermauert Vermutungen, dass es sich bei den Besitztümern von Putin-nahen Oligarchen weniger um voneinander getrennte Privatvermögen handelt, sondern um eine Art Gemeinschaftskasse des Putin-Clans.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/news-des-tages-putins-milliarden-netzwerk-hass-poster-fynn-kliemann-a-2954c30a-7168-44da-84e2-e2ca2c0f0fb9

Der vermutete Umfang dieser Kasse von 4,5 Mrd. ist vergleichsweise nicht so sehr hoch, trotzdem erinnert das Ganze an die Privatschatulle des Kim-Clans in Nordkorea. Dort gibt es neben dem offiziellen Staatshaushalt ein eher noch größeres Schattenvermögen des Diktators, mit der u.a. auch seine Nomenklatura bei Laune hält.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 24. Juni 2022, 10:56:23
Den Bias führe ich auf Unkenntnis der Materie zurück. Dabei geht es darum, dass es kaum noch militärisch gebildete Journalisten gibt. Die wissen einfach nicht, wie sie das bewerten sollen, was sie da sehen. Dazu kommt, dass die Ukraine ihre Öffentlichkeitsarbeit massiv im Griff hat und man von den Russen billige Schlagzeilen bekomm. Ausserdem ist Katastrophismus ja eine beliebte Krankheit in den Medien: Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten!

Den Rubelkurs als Indiz zu nehmen ist reichlich dumm, da er nicht frei gehandelt wird. Nach dieser Sichtweise müsste China die letzten Jahre ein "underperformer" gewesen sein, weil die Währung künstlich billig gehalten wurde. Der Rubelkurs zeigt vor allem die Exportlastigkeit; Rubel werden von jenen nachgefragt, die Öl/Gas aus Russland wollen... aber Russland kann die Rubel nicht gegen Warenimport eintauschen (was den Wert und die Handelsbilanz ausgleichen würde). Damit ist der Rubelkurs ein Zeichen, dass die Sanktionen wirken, Russland kann nicht mehr kaufen. Im Grunde sind Rubelkurs und Finanzsanktionen jetzt eine gute Liquiditätssenke gegen die Inflation. Die bei Russland gegen Rubel getauschten Fremdwährungsbeträge sind aus dem normalen Geldumlauf weg, die Geldmenge im freien Markt wird reduziert. :)

Putins Schattenvermögen: Schwer einzuschätzen, zum einen bzgl. des Umfanges, zum anderen hinsichtlich Herkunft und Zweck. In NK sind die Kims die Oberherren über Goodies für das Gefolge, in Russland gibts genug Reiche. Ich gehe eher davon aus, dass das alles "Geschenke" von jenen sind, die von Putins Entscheidungen persönlich profitiert haben... also "Dankeschöns"/Kickback. Er wird selbst nix gestohlen haben, so rum ist es deutlich leichter... und ich gehe auch nicht davon aus, dass er es aktiv eingefordert hat, sondern dass es "selbstverständliche" Praxis war/ist. Anders kann ich mir bspw. nicht erklären, dass selbst die dreistesten Diebe NICHT exemplarisch bestraft wurden... da gibts einfach durch die Riege kein Unrechtsbewusstsein. Wer die Macht hat hat anspruch auf die Gewinne. Die Praxis sieht man doch in Russland überall, auch im Militär.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 24. Juni 2022, 13:53:15
Zitat von: sailor am 24. Juni 2022, 10:56:23Unkenntnis der Materie
Das halte ich für unwahrscheinlich, soweit es die NYT betrifft. Sie wissen schon genau, was sie schreiben wollen. Im Amerika-Faden haben wir mehrere Beispiele dafür.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 24. Juni 2022, 17:40:20
Sicher? Warum WILL man denn dann die Lage im Osten ggü. den Erfolgen im Süden pushen? Die Unwissenheit beziehe ich jetzt explizit auf militärische Themen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 24. Juni 2022, 17:59:54
Zitat von: sailor am 24. Juni 2022, 17:40:20Sicher?
Okay, denke nicht an Bosheit, wenn Blödheit als Erklärung reicht, aber wenn ich als Hobby-Zeitungsleser in der Lage bin, die ökonomische "Meldung" als Unsinn zu erkennen (schließlich hat unser Faden so begonnen), dann bleibt nicht viel was anderes. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich die Journalisten einer der führenden Zeitungen der Welt keinen Sachverstand organisieren können, wenn sie selber keinen haben. Von Militär versteh ich nix, aber dass die keine Drähte zum Pentagon oder wenigstens sonstigen Kennern der Materie haben ...  :gruebel 
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: PeterPan am 25. Juni 2022, 09:05:40
Es gibt vorläufige Daten zum Export nach Russland. Auch die Länder ohne Sanktionen gegenüber Russland haben die Exporte reduziert. Russland war nie der Markt und mit der Rezession geht auch der Handel zurück. Auch werden  Firmen eher die großen Handelspartner EU/USA bevorzugen  und versuchen das Politische zu ignorieren.

(https://pbs.twimg.com/media/FV8L8iXXEAIYPrA?format=jpg&name=4096x4096)

(https://pbs.twimg.com/media/FV9XamuWIAYjPWq?format=jpg&name=small)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 27. Juni 2022, 16:32:39
Microsoft und Cisco verlassen Russland. Besser, Dein Router geht nicht kaputt:
ZitatAuf den ersten Blick gibt es in Russland einheimische Hersteller von Geräten für Kommunikationsnetze. Beispielsweise werden Switches und Router, wenn auch von niedrigerer Klasse, von Polygon Research and Production Enterprise JSC (Ufa) und ELTEX Enterprise LLC (Novosibirsk) hergestellt. Ihre Produkte haben den Status von Telekommunikationsgeräten heimischen Ursprungs (TORP), der vom Ministerium für Industrie und Handel vergeben wird. Aber das Problem ist, dass das ,,Herz" dieser Geräte – Mikroprozessoren – allesamt in Amerika hergestellt werden. So verwenden ELTEX-Router Broadcom-Prozessoren und Switches verwenden Marvell Technology Group-Prozessoren. NPP Polygon verwendet Freescale Semiconductor-Prozessoren (ebenfalls aus den USA) in Routern. Ein anderer russischer Anbieter, LLC T8, der Datenübertragungsgeräte für Glasfaser-Kommunikationsnetze herstellt, installiert Intel-Prozessoren darin.

Es ist unmöglich, sofort mit der Produktion solcher Prozessoren in Russland zu beginnen: Dies erfordert eine Halbleiterproduktion mit einem technologischen Prozess von 45 Nanometern (nm), 28 nm oder weniger. Die besten Fabriken in der Russischen Föderation sind in der Lage, Chips mit Designstandards von 180 nm und 90 nm herzustellen. Der Übergang zu 45-nm- oder weniger Technologien erfordert mehrere zehn Milliarden Dollar sowie den Zugang zu Spezialausrüstung und Know-how, die normalerweise in westlichen Ländern vorhanden sind. Von der russischen Regierung legalisierte Parallelimporte werden bei der Produktion von Prozessoren kaum helfen: Hightech-Chips werden nicht in großen Mengen auf den Märkten verkauft, und jeder Anbieter wird zuerst eine Frage nach dem endgültigen Adressaten stellen.

Vielleicht ist der einzige Ausweg unter den gegenwärtigen Bedingungen der Import gebrauchter Cisco- und Juniper-Geräte nach Russland, da der Markt für solche gebrauchten Geräte groß ist. Allerdings ist der Import eines solchen ,,Eisens" nur die halbe Miete: Ohne spezielle Software bleibt es ein Eisenhaufen. Wenn Sie versuchen, importierte Geräte in Russland zu aktivieren, blockiert die Software diese Aktion möglicherweise. Daher müssen Lieferanten entweder Geräte in Nachbarländern (z. B. in Kasachstan) aktivieren oder sich an Software-Hacking beteiligen.
https://iz.ru/1354693/leonid-konik/chip-pochem
Ich muss mal suchen, vielleicht finde ich ein noch ein altes 300-Baud-Modem, das nicht unter die Sanktionen fällt, das könnte ich anonym spenden.
Was Microsoft angeht: alles nicht so wild. Der Privatmann kann ja auf OpenOffice umsteigen. Zum Betriebssystem hält sich der Artikel eher bedeckt.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 28. Juni 2022, 18:39:05
Zitat von: Peiresc am 27. Juni 2022, 16:32:39Ich muss mal suchen, vielleicht finde ich ein noch ein altes 300-Baud-Modem, das nicht unter die Sanktionen fällt, das könnte ich anonym spenden.
Was Microsoft angeht: alles nicht so wild. Der Privatmann kann ja auf OpenOffice umsteigen. Zum Betriebssystem hält sich der Artikel eher bedeckt.

Na, dann greifen die Bewohner Russlands einfach wieder auf das gute alte analoge Wählscheibentelefon zurück, wenn es mit Router und Internet nichts mehr wird.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Bachblüte am 28. Juni 2022, 21:50:50
Zitat von: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html21:59 Uhr
Rubel erklimmt trotz russischen Zahlungsausfalls Sieben-Jahres-Hoch

Unbeeindruckt vom russischen Zahlungsausfall Anfang der Woche hat die Landeswährung Rubel ein neues Hoch gegenüber den Leitwährungen Dollar und Euro erklommen. "Der Dollar kostet das erste Mal seit dem 28. Mai 2015 weniger als 52 Rubel. Der Euro kostet erstmals seit dem 26. Mai 2015 weniger als 55 Rubel", teilt die Nachrichtenagentur Interfax nach Schließung der Moskauer Börse mit. Als Grund für die Rubelstärke führen die Währungsexperten der Agentur die bevorstehenden Steuerzahlungen in Russland und den hohen Ölpreis an.

Nachdem der Rubel kurz nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs noch deutlich einbrach, ist er nun seit Monaten auf Erholungskurs und hat inzwischen den doppelten Wert seines Tiefstands erreicht.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 28. Juni 2022, 22:14:39
Zitat von: Bachblüte am 28. Juni 2022, 21:50:50
ZitatDer Euro kostet erstmals seit dem 26. Mai 2015 weniger als 55 Rubel", teilt die Nachrichtenagentur Interfax nach Schließung der Moskauer Börse mit. Als Grund für die Rubelstärke führen die Währungsexperten der Agentur die bevorstehenden Steuerzahlungen in Russland und den hohen Ölpreis an.

Aber die Russen selber scheinen nicht so begeistert zu sein. Meldung von heute auf Iswestija:
ZitatAm 20. Juni kündigte der erste stellvertretende russische Ministerpräsident Andrey Belousov an, dass Russland daran arbeite, den Rubel wieder auf ein optimales Niveau von 70-80 Rubel pro Dollar zu bringen. Seiner Meinung nach sollte dies so schnell wie möglich geschehen, aber dies werde durch "Einschränkungen durch die Inflation und Einschränkungen durch die Kanäle der steigenden Binnennachfrage" behindert.
https://iz.ru/1356668/2022-06-28/kurs-evro-na-mosbirzhe-opustilsia-nizhe-55-rublei-vpervye-s-maia-2015-goda
Was er genau meint mit den Schwierigkeiten, ist mir nicht so klar, aber sie scheinen weniger in shock and awe zu sein als die deutschen Schournalisten.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 01. Juli 2022, 06:11:53
Zitat von: Peiresc am 19. Juni 2022, 21:56:01über den Zeitrahmen hat er nichts gesagt

... eine übertriebene Eile mit der Neuerfindung des Airbags ist auch nicht vonnöten:
ZitatAutomobile manufacturing in Russia (thousands)
Dec 2021: 126,0
Jan 2022: 95,1
Feb 2022: 108,0
Mar 2022: 40,9
Apr 2022: 19,9
May 2022: 3,7
Out of 24 plants operational before February 24, only two left.

Natürlich wurde gefragt, "Quelle?",

Zitat1/ New statistics out on Russian economy!
Just when you want to turn off your computer.
https://rosstat.gov.ru/compendium/document/50801

2/ Some data points: May 22 vs May 21
Cars: -96.7% (3,700 cars)
Trucks: -39.3%
ICE motors: -57%
Pass. train wagons: -59.8%
Freight wagons: -51.8%
Fiberglass cables: -80.8%
Fridges: -58.1%
Washing machines: -59.2%
AC electric motors: -49.9%
Elevators: -34.7%
Excavators: -60%
https://twitter.com/jakluge/status/1542220135305564160
Es kommen noch zahlreiche Diagramme.

ZitatAntwort an @jakluge:
Elevators aren't really a useful data point here as you would expect them to go up and down
:D

Janis Kluge weist darauf hin, dass nicht die gesamte Industrie im Niedergang ist. Er hat noch ein PS:
ZitatPS: Yes, I selected negative data on purpose, but these are important categories. On the bright side:
Tractors: +35.1%
Russland ist lernfähig. Die Rüstungsindustrie brummt  8)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 01. Juli 2022, 20:10:55
Was ist von diesem Arikel zu halten? Stimmen seine Kernaussagen?

ZitatRussland gewinnt den Wirtschaftskrieg
...
In den ersten vier Monaten dieses Jahres konnte Putin einen Leistungsbilanzüberschuss von 96 Milliarden Dollar (90,7 Milliarden Euro) verbuchen – mehr als das Dreifache im gleichen Zeitraum 2021.
...
Derweil hat Russland keine Schwierigkeiten, alternative Märkte für seine Energie zu finden. Die Öl- und Gas-Exporte nach China im April etwa erhöhen sich jährlich um mehr als 50 Prozent.
...
Von Anfang spielte der russische Präsident auf lange Hand und wartete darauf, dass sich die internationale Koalition gegen ihn aufspaltet. Der Kreml ist überzeugt, dass Russlands wirtschaftliche Schmerzgrenze höher liegt als die des Westens. Und wahrscheinlich ist das richtig.
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/sanktionen-russland-gewinnt-den-wirtschaftskrieg?fbclid=IwAR0VJ2yXODK11LD8PIvJ1MaMnTL_IGIbe5Vk2IK1PLnh0xJmPXC2CrNoPX0
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 01. Juli 2022, 20:49:58
Zitat von: Max P am 01. Juli 2022, 20:10:55Was ist von diesem Arikel zu halten? Stimmen seine Kernaussagen?

ZitatIn den ersten vier Monaten dieses Jahres konnte Putin einen Leistungsbilanzüberschuss von 96 Milliarden Dollar (90,7 Milliarden Euro) verbuchen

Ich sag mal so, so als Nichtökonom: wenn ich vor einem Jahr ins Koma gefallen wäre und gerade aufgewacht, dann wäre ich von dieser Zeile schwer verwundert. Als allererstes würde ich denken: was Verrücktes ist denn da passiert, und wieso sollte das was Tolles gewesen sein? Das Ziel jeder Volkswirtschaft ist die ausgeglichene Leistungsbilanz.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Bachblüte am 01. Juli 2022, 21:30:30
Zitat von: Peiresc am 01. Juli 2022, 20:49:58Das Ziel jeder Volkswirtschaft ist die ausgeglichene Leistungsbilanz.

Da steht aber, "konnte Putin einen Leistungsbilanzüberschuss verbuchen". Ich befürchte, der hat andere Ziele.

Möge er an seinem Geld ersticken.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 02. Juli 2022, 13:28:18
Eine derart positive Leistungsbilanz hätte für jedes "normal an der Weltwirtschaft teilnehmende Land" erhebliche Folgen und Risiken. Man muss nur mal den "Exportweltmeister" Deutschland betrachten oder Japan... man kann damit sein Land aus dem "Dreck" ziehen, aber dabei kommt es auf die Reinvestition des Leistungsüberschusses an. russland weist seit Jahren Überschüsse aus, hat aber nicht richtig reinvestiert, womit es ohne den Export von Öl und Gas und anderen Rohstoffen einerseits abhängig von der Nachfrage ist und andererseits auf den Import von Industrieprodukten zur Aufrechterhaltung der Rohstoffförderung angewiesen ist.

Ich hab mal nachgeschaut, der Ölimport nach Schwedt aus russland betrug bis zu 22 mio t jährlich (ich nehme das als Maximalkapazität an). Das sind 160,6 mio Barrel p.a. und damit 440.000 Barrel täglich! Zwar kann ein ultra large crude carrier (Ultratanker) 2 mio Barrels transportieren, aber es wäre alle 4 Tage so ein Tanker nötig, um diese Menge zu bringen. Die Pipeline aus russland vereinfacht damit ein ansonsten extremes Transportproblem. Nun hat russland seine Lieferungen/Lieferzusagen an Indien auf fast 1 mio Barrel pro Tag gesteigert, kann aber gleichzeitig auf weniger Charterkapazitäten bei den Tankern zurückgreifen. Ich hab mal geschaut und bin auf Sovcomflot gestoßen, eine russische Reederei, welche 2008 auf Platz 19 der größten Tankerbetreiber war. Die haben nach eigenen Angaben 120 Tanker... schaut man genauer hin findet man bspw. den Großtanker SCF Shanghai NICHT mehr unter diesem Namen, heisst jetzt Twin Pollux und hat die letzten 2 Jahre keine russischen Häfen angelaufen... Auch heißt es bei wiki:

ZitatOn March 24, 2022, the United Kingdom imposed sanctions on Sovcomflot in response to the 2022 Russian invasion of Ukraine. Sovcomflot has also been sanctioned by Canada and the United States has prohibited Sovcomflot from raising funds on American capital markets.[7] The American sanctions made it very difficult for Sovcomflot to get insurance for its vessels and cargoes. This has led many Asian customers to cancel orders for Sokol, one of three main export-grade crude oils sold by Russia.[8]

On May 5, 2022, Lloyds List reported that Sovcomflot intended to sell up to a third of its fleet in order to generate cash to pay off creditors. Sovcomflot called the report "exaggerated" and "rumours", and said it was merely selling off old facilities and vessels.

Ich glaube nicht, dass die Lieferverträge von Russland eingehalten werden können, zumindest nicht ohne massive Transportkosten.

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 02. Juli 2022, 14:43:07
@Max P

Dass Putin in den letzten Monaten viel Geld eingenommen hat, ist nun nicht Neues. Sein Problem: Er kann es nicht im Westen ausgeben. Und aus dem Westen stammt fast die gesammte Technologie, die seine Industrie am Laufen hält. Es gibt praktisch keine "alternativen Bezugsquellen", wie Elliot behauptet.

Noch eines: Wenn es für Putins Wirtschaft so gut läuft, warum kommen in den letzten Wochen immer schrillere Töne aus dem Kreml, die eine Aufhebung der Sanktionen fordern? Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz.

ZitatIm Gegenteil: Die Sanktionen zielen darauf ab, Russlands Wirtschaft langfristig einzuschränken und vom Weltmarkt zu isolieren. Russische Firmen sind komplett von der westlichen Welt ausgeschlossen, auch die Geldflüsse zwischen dem Westen und Russland sind zum größten Teil versiegt.

https://www.t-online.de/finanzen/unternehmen-verbraucher/id_92345322/trotz-sanktionen-russlands-rubel-ist-stark-die-wirtschaft-nicht.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Yadgar am 05. Juli 2022, 00:18:17
Hi(gh)!

Zitat von: Bachblüte am 18. Mai 2022, 18:21:52
Zitat von: Peiresc am 18. Mai 2022, 18:02:41Sie werden das schon lernen, ein bisschen Kollateralschaden ist man als Russe gewohnt. Von Zwischengas und Andrehkurbel ist in dem Artikel keine Rede. 

Ich würde meinen, ein Gaspedal im Auto reicht dort völlig.

https://www.youtube.com/watch?v=vw3Cec6H9N4



Könnte es sein, dass Winterreifen dort völllig unbekannt sind? Und die Sommerreifen zu Slicks runtergefahren sind?

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Yadgar am 05. Juli 2022, 00:20:12
Hi(gh)!

Zitat von: Peiresc am 16. Mai 2022, 19:48:57Der Moskwitsch hatte seine große Zeit in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ca. 2004 wurden die letzten Wiederbelebungsversuche eingestellt. Aber blicken wir nicht nur zurück, sondern auch nach vorn:

(https://static.themoscowtimes.com/image/article_1360/28/681731.jpg)

https://www.themoscowtimes.com/2022/05/16/russia-unveils-domestic-rivals-to-coca-cola-fanta-and-sprite-a77694


...wenigstens kein gefälschtes Lagidze-Wasser!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Yadgar am 05. Juli 2022, 00:21:46
Hi(gh)!

Zitat von: Bachblüte am 10. Juni 2022, 09:32:58
Zitat von: Peiresc am 10. Juni 2022, 08:57:48(https://pbs.twimg.com/media/FU3wVuvXsAEZolY?format=jpg&name=medium)

Wenn sie so etwas nötig haben, dann muss es ihnen wirklich dreckig gehen. Was kommt als nächstes? 20 Jahre Gulag, wenn man im Gespräch ausländische Wörter wie "O.K." oder "Job" verwendet?

...Stussland!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 05. Juli 2022, 06:48:24
Es gilt, die Grundlagen einer Russischen Biologie zu schaffen, die Schluss macht mit bürgerlich-dekadenter Genetik.

(https://pbs.twimg.com/media/FW2tbEoXgAE8Qne?format=jpg&name=900x900)
Google Translate:
ZitatMaria Zakharova: wenn sich die Russische Wissenschaft nicht für die vorrangigen Aufgaben des Vaterlandes selbst organisieren kann, werden ihr Experten aus Sicherheitsstrukturen dabei helfen.

ZitatSeva @SevaUT
been DMing with a couple Russian academics. Intellectually, Russia is finished. Pervasive fear, self-proclaimed "liberals" backing the regime. the worst. Back to the Soviet days of best people going to ideologically removed disciplines like geology
https://twitter.com/SevaUT/status/1544076111604338690

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 05. Juli 2022, 07:58:36
Zitat von: Peiresc am 05. Juli 2022, 06:48:24Es gilt, die Grundlagen einer Russischen Biologie zu schaffen, die Schluss macht mit bürgerlich-dekadenter Genetik.

(https://pbs.twimg.com/media/FW2tbEoXgAE8Qne?format=jpg&name=900x900)
Google Translate:
ZitatMaria Zakharova: wenn sich die Russische Wissenschaft nicht für die vorrangigen Aufgaben des Vaterlandes selbst organisieren kann, werden ihr Experten aus Sicherheitsstrukturen dabei helfen.

ZitatSeva @SevaUT
been DMing with a couple Russian academics. Intellectually, Russia is finished. Pervasive fear, self-proclaimed "liberals" backing the regime. the worst. Back to the Soviet days of best people going to ideologically removed disciplines like geology
https://twitter.com/SevaUT/status/1544076111604338690



Lyssenkoismus Reloaded? https://de.wikipedia.org/wiki/Lyssenkoismus
Oder vielleicht die russische Variante der Deutschen Physik? https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Physik
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 05. Juli 2022, 11:23:43
Hochinteressanter Artikel in der Nowaja Gaseta
https://novayagazeta.eu/articles/2022/07/05/gazprom-is-a-plc-a-public-limited-corpse
Es lohnt sich IMHO, ihn ganz zu lesen. Ich leiste mir umfangreiche Auszüge:

ZitatGazprom, Russlands Energieriese, weigerte sich, Gewinne an seine Aktionäre auszuschütten, und verlor kürzlich auf einen Schlag ein Drittel an Wert. Die Pipeline Nord Stream 1 wird in Kürze ,,wegen Wartungsarbeiten geschlossen", während die übrigen Pipelines von Gazprom entweder kaum noch funktionieren oder ihren Betrieb vollständig eingestellt haben. Das Sachalin-2-Projekt hat seinen wichtigsten Stakeholder Shell verloren, während den japanischen Investoren vorgeschlagen wird, einen Austritt in Betracht zu ziehen, damit es für Russland einfacher wäre, die Betreibergesellschaft zu verstaatlichen.
[...]
Ein Kapitalisierungssturz ist eine schlechte Sache, nicht wahr? Normalerweise hindert es das Unternehmen daran, neue Mittel anzuziehen und neue Kredite zu erhalten.

Nun, Gazprom ist ohnehin von jeglichen Geldflüssen aus dem Ausland oder von ausländischen Krediten ausgeschlossen, daher ist seine finanzielle Zuverlässigkeit nicht mehr wichtig.

Der Grund, warum Gazprom bei der Gewinnverteilung kürzt, ist, dass es einfach Geld braucht, selbst angesichts der aktuellen Gaspreise, richtig?


Ich habe das Gefühl, dass Gazprom in letzter Zeit etwas anderes geworden ist. Zuvor musste es eine Einnahmequelle für den Bundeshaushalt sein, wo es einen Großteil seiner Gewinne ausschüttete. Darüber hinaus gingen die Einnahmen teilweise an Rosneftegaz, die 11 % der Gazprom-Aktien besitzt; Dieses Geld wird von Präsident Putin persönlich verwaltet, den Menschen wird nicht gesagt, wofür dieses Geld ausgegeben wird. Und jetzt, glaube ich, wird Gazprom viel Geld brauchen, um den neuen Investitionsplan durchzuführen. Das Hauptinvestitionsziel des Unternehmens ist, wie Präsident Putin es ausdrückt, der Bau einer Gastransportinfrastruktur in Asien in der Nähe von China, was offensichtlich viel Geld kostet. Ich denke, dass Gazprom Geld für eine neue riesige Pipeline spart.

Und wie sind die Perspektiven dieser neuen Investitionen?

ZitatNiemand weiß, ob China dieses Gas tatsächlich kaufen wird, richtig?

Ich sehe hier drei Probleme. Erstens hat China nicht seine Bereitschaft erklärt, so viel Gas von Gazprom zu kaufen, wie Russland all die Jahre an Europa verkauft hat. Zweitens hat China nicht zugestimmt, das Rohr durch das mongolische Territorium zu führen, und wird es niemals tun. Und drittens hat Russland im vergangenen Jahr 155 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa exportiert; Der Bau einer Leitung, die mindestens 100 Milliarden Kubikmeter transportieren kann, selbst wenn jemand so viel Gas benötigt, wird eine enorme Menge Geld und natürlich viel Zeit erfordern, 12 bis 15 Jahre, das ist sicher . Das Erreichen der Projektkapazität der Power of Siberia-Pipeline, die auf 38 Milliarden Kubikmeter begrenzt und für 2025 geplant ist, wird zehn Jahre seit Beginn der Investitionen im Jahr 2015 erfordern. Das neue potenzielle Projekt wird eine dreimal längere Pipeline sein,

[...] Solche Projekte zielen nicht darauf ab, kommerzielle Gewinne zu erzielen, und sie zielen nicht darauf ab, tatsächlich Gas nach China zu exportieren, wie Präsident Putin sagt. Gazprom ist ein staatliches Unternehmen und wird von Staatsbeamten geführt. Unternehmen wie Gazprom oder Rosneft erzielen Gewinne für ihre Top-Manager, wenn an bestimmten Projekten gearbeitet wird, nicht wenn die Ziele erreicht werden.
[...]
Was ist aus dem Projekt Nord Stream 1 geworden? Derzeit gibt es kein echtes europäisches Embargo, also müssen sie in der Lage sein, so viel Gas zu pumpen wie zuvor. Gazprom sagt, die Siemens-Turbine sei kaputt, und wegen der von Kanada verhängten Sanktionen gebe es keine Möglichkeit, sie zu reparieren. Ist das wahr?

Die kanadische Firma, die die Turbinen geliefert hat, sagt, dass sie voll funktionsfähig sind und nichts kaputt gegangen ist. Sie sagen, dass es keine technischen Probleme gibt, die den Gasfluss stoppen könnten. Ich meine, das sagt Siemens. Also, ich denke, diese Entscheidung ist eine politische. Russland versucht, Europa zu erpressen. Hier ist, was Russland zu sagen versucht: ,,Ihr werdet es nicht ohne uns schaffen, ihr werdet erfrieren. Wenn Sie vorhaben, auf Russlands Erdgas zu verzichten, helfen wir Ihnen, es viel früher als erwartet loszuwerden, und sehen, wie Sie damit umgehen." Aufgrund der Gegensanktionen Russlands fließt derzeit kein Gas durch den polnischen Abschnitt der Jamal-Europa-Pipeline. Gazprom sagt, dass es kein Gas durch die Ukraine transportieren wird, nachdem die Pipeline Nord Stream 1 abgeschaltet wurde. Die TurkStream-Pipeline wurde kürzlich wegen Wartungsarbeiten geschlossen. Russlands Gasfluss nach Europa ist in den letzten sechs Monaten um 31 % zurückgegangen, wenn ich mich nicht irre; Europa sagt, dass diese Zahl sogar noch höher ist.

Was will Russland mit dieser Erpressungstaktik erreichen? Die USA versorgen Europa jetzt zum ersten Mal in der Geschichte mit mehr Gas als Russland.

Die USA sind nicht der einzige Akteur auf diesem Markt. Schauen Sie sich Trinidad und Tobago an, sie verkaufen Flüssiggas in die ganze Welt, und es geht ihnen gut. Sie verkaufen 40 % ihres Gases nach Europa. Sie waren in der Vergangenheit mit dem südamerikanischen Markt zufrieden, aber jetzt machen sie gerne Geschäfte in Europa.

[...]
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 05. Juli 2022, 11:45:21
Eiwei. Nicht dass am Ende Gerhard Schröder doch noch von seiner Kanzlerpension wird leben müssen...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 05. Juli 2022, 11:59:35
ZitatRussia has just introduced a new 100 ruble note.

Except bank scanning systems and ATMs need firmware updates to identify it, & bank scanning systems and ATMs are manufactured abroad, & they are under sanctions.

So nobody can use them.

(https://pbs.twimg.com/media/FW5QP_3XkAALK-3?format=jpg&name=small)

https://twitter.com/jdpoc/status/1544259960690933761
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 05. Juli 2022, 12:16:19
Interessant... schon zu Sowjetzeiten kam man bei diesen Riesenprojekten nicht ohne den Westen aus, die Ost-West-Leitungen wurden alle mit Exportgewinnen später refinanziert. Die Röhren lieferte Mannesmann, auf den sibirischen Feldern und bei der BAM wurden 10.000 Magirus-Deutz-LKW gebraucht. Damals war russland schon allein nicht in der Lage ohne RGW-Länder und ohne westliche Technologie solche Projekte zu stemmen. Wie will man das jetzt unter den Bedingungen des Klimawandels in Sibirien schaffen?
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: PeterPan am 05. Juli 2022, 20:41:30
Zitat von: RPGNo1 am 02. Juli 2022, 14:43:07Dass Putin in den letzten Monaten viel Geld eingenommen hat, ist nun nicht Neues. Sein Problem: Er kann es nicht im Westen ausgeben. Und aus dem Westen stammt fast die gesammte Technologie, die seine Industrie am Laufen hält. Es gibt praktisch keine "alternativen Bezugsquellen", wie Elliot behauptet.

Auch ein erwähnenswerte Punkt. Auch die russischen Oligarchen können die Euros zurzeit nicht außer Landes schaffen und damit nicht ihren Luxus leben, im Westen investieren oder vorm russischen Staat das Geld in Sicherheit bringen.

Unter der Bevölkerung wird es bestimmt auch nicht verteilt. Die noch verfügbaren westlichen Güter, insbesondere Medizin, werden teurer. Und die neue russische Medizin wird das definitiv nicht lösen. Konsum der Russen geht zurück.

Es ist eher seltsam das in einem Krieg mit Importrestriktionen Reserven aufgebaut und nicht aufgebraucht werden. Warum wird nicht massenhaft aus China gekauft? Dazu passt insbesondere die Phase nachdem 1.WK die Kriegsteilnehmer waren finanziell und wirtschaftlich aufgezehrt.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 05. Juli 2022, 20:53:19
Weil China selbst Produktionsprobleme hat, dazu sehr zurückhaltend reagiert (weil es genau beobachtet, wie der Westen sanktioniert) und China nicht wirklich die gefragten westlichen (Luxus-/Hightech)Güter substituieren kann.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: PeterPan am 06. Juli 2022, 07:26:34
Ja, das ist klar China und noch weiterhin aktive Handelspartner mit Russland sind vorsichtig im Bezug auf Exporte Richtung Russland. Auch sind die für Russland wichtigen Güter nicht einfach substituierbar.

Ich behaupte zusätzlich, dass die russische Führung auch in diesem Punkt nicht 100% bei der Sache ist. Rhetorisch wird der Krieg zwar aufgebauscht, aber nichts wird wirklich mobilisiert wie im "Krise in der Ukraine"-Faden ja mehrfach aufgezeigt. Dazu wird auch die finanzielle Kraft für Propaganda genutzt (Schau meine Leistungsbilanz).

Ein Mittel das tatsächlich nutzbar ist um die Kriegssituation zu verbessern und sie wird verschwendet.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 06. Juli 2022, 11:26:06
Die russische Führung wollte keinen harten Krieg, sie war nie auf einen Krieg mit all seinen Folgen ausgerichtet. Die Führung hat keinerlei militärische Expertise, der Verteidigungsminister ist KlBauingenieur. Man hat sich in Moskau gnadenlos verzockt und keinen Plan B in der Schublade. Man kann auch nicht die Militärs machen lassen, weil die dann nicht nur in der Ukraine aufräumen wollen, sondern auch am Roten Platz. Und von Wirtschaft hat man auch nicht richtig Ahnung, dafür hatte man immer Technokraten und Oligarchen, die dafür sorgten, dass der Kontostand stimmt.

Propaganda kann diese Führung allerdings und das ist alles, was ihr derzeit bleibt... weil man auch dort alle Brücken verbrannt hat. Man kann weder "richtig Krieg" machen noch auf Waffenstillstand oder Frieden gehen. wirtschaftlich wird beides nix ändern. Für richtigen Krieg wäre die einzige Maßnahme eine komplette staatliche Kontrolle... dafür, das weiss der kreml, hat man einfach kein Personal/keine Erfahrung/keine Lust. Das wäre ja Arbeit. Gleichzeitig würde man die ganzen Oligarchen und Neureichen verärgern (jene, die noch nicht im Pool ertrunken sind), und die könnten Unsinn anstellen... oder schlimmer, kundtun, was sie an Werten für Funktionäre beiseitegeschafft haben.

Insgesamt war russland nie auf einen Krieg vorbereitet, auch auf einen Kalten nicht. Jetzt hat man in Moskau einen fetten K*tsandwich auf dem überlangen Tisch liegen und keiner will der Erste sein, der abbeissen muss.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 06. Juli 2022, 17:42:22
Zitat von: Peiresc am 05. Juli 2022, 11:23:43
ZitatUnternehmen wie Gazprom oder Rosneft erzielen Gewinne für ihre Top-Manager, wenn an bestimmten Projekten gearbeitet wird, nicht wenn die Ziele erreicht werden.

no risk, no fun.

ZitatFourth Gazprom-Linked Executive Reported Dead in Russia

Yury Voronov, 61, headed the Astra Shipping transportation firm that worked on Gazprom's Arctic projects, according to the company's website. Voronov's body was reportedly found Monday afternoon with a gunshot wound to the head in the pool of an elite cottage in the affluent St. Petersburg suburb of Morskiye Terrasy, the city's 47.ru news website reported Tuesday. [...]
https://www.themoscowtimes.com/2022/07/06/fourth-gazprom-linked-executive-reported-dead-in-russia-a78214
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 07. Juli 2022, 19:33:06
Hauptmeldung von soeben auf Iswestija, Vollzitat:

ZitatIn einigen Wirtschaftssektoren sei es gut, dass einige ausländische Unternehmen gegangen seien, es könne weniger Konkurrenz geben, sagte der russische Präsident Wladimir Putin am 7. Juli bei einem Treffen mit der Führung der Staatsduma und Fraktionschefs. Gleichzeitig sollte seiner Meinung nach der Wettbewerb unterstützt werden.

Die Nachrichten werden ergänzt
https://iz.ru/1361523/2022-07-07/putin-rasskazal-o-polozhitelnoi-storone-ukhoda-inostrannykh-kompanii-iz-rf

Ach, lass' doch fahren hin was früher einmal war
Marussja, schenk' uns Tee ein aus dem neuen Samowar.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 08. Juli 2022, 18:10:27
ZitatPräsident Wladimir Putin hat in Frage gestellt, ob Politikwissenschaft als Wissenschaft betrachtet werden kann. Es sei schwierig, darin eine eigene Forschungsmethode zu finden, so das Staatsoberhaupt.

Bei einem Treffen mit den Gewinnern des Wettbewerbs ,,Leaders of Russia" sagte eine der Teilnehmerinnen, dass sie ihre Doktorarbeit auf dem Gebiet der Politikwissenschaft verteidigen werde. im Bereich Politikwissenschaft. Gibt es eine solche Wissenschaft wie die Politikwissenschaft? ... Ein strittiger Punkt. Es wurde immer geglaubt, dass ein bestimmtes Wissensgebiet, um den Anspruch erheben zu können, als Wissenschaft bezeichnet zu werden, ein eigenes Studienfach und eine eigene Studienmethode haben muss. In der Politikwissenschaft ist es schwierig, eine einzigartige Forschungsmethode zu finden", sagte Putin.

Politikwissenschaft ist eine Wissenschaft, die Politik, politische Beziehungen und politische Systeme untersucht. Es wird angenommen, dass es aus dem antiken Griechenland stammt. Der Begriff Politikwissenschaft wird seit Mitte des 20. Jahrhunderts verwendet.
https://www.kommersant.ru/doc/5448694

Die Personaldecke bei den ,,Experten aus Sicherheitsstrukturen" (Sacharowa, #48 (https://forum.psiram.com/index.php?topic=17979.msg259551#msg259551)) scheint noch zu dünn zu sein.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Bachblüte am 08. Juli 2022, 18:56:57
Zitat von: Peiresc am 08. Juli 2022, 18:10:27
ZitatIn der Politikwissenschaft ist es schwierig, eine einzigartige Forschungsmethode zu finden", sagte Putin.

Meint der denn wirklich, dass es überhaupt irgendeine Wissenschaft gibt, für die das möglich wäre? Diese Aussage klingt genauso sinnlos wie alles andere, was der Hintergartenzwerg von sich gibt und tut.  ::)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 08. Juli 2022, 19:12:26
Das kann auch ein Übersetzungsproblem sein. Fakt scheint aber zu sein, dass er den Politikwissenschaften die Wissenschaftlichkeit abspricht, m. a. W. die Existenzberechtigung. Das ist weniger theatralisch, dafür berechnender als Trumps Empfehlung, sich Chlorbleiche zu spritzen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 08. Juli 2022, 23:32:22
Wissenschaft analysiert Daten. Sie kann nach der Analyse zum Schluss kommen, dass dort etwas nicht optimal gelaufen ist, mit anderen Worten, Wissenschaft kann aufgrund von Daten Verhalten/Maßnahmen sachlich hinterfragen und kritisieren. Jetzt dürft ihr selbst weiter überlegen, warum in Russland keine Wissenschaft zu Politik gewollt ist ;)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: eLender am 11. Juli 2022, 21:36:46
ZitatDer Blogger Alexander Gorbunow alias Stalingulag notierte, nach dem Weggang von McDonald's habe es keine drei Wochen gedauert, bis die Burger-Qualität in die russische Normalität abgestürzt sei. Stalingulag schlug vor, das russische Neusprech, wonach der Ukrainekrieg unter Haftandrohung nicht als solcher bezeichnet werden darf, auch auf den Schimmel bei ,,souveränen" Brötchen anzuwenden und ihn in ,,bioaktive Ökozutat" umzutaufen. Der Satiriker Vadim Dabuschski schrieb auf Facebook, in Frankreich finde man auf jedem Käse Schimmel, russische Brötchen brauchten da nicht nachstehen.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/russischer-nachfolger-von-mcdonald-s-schimmel-und-klagen-18162989.html

Wenn Blutin befiehlt, dass das zu schmecken hat, dann ist das so. Schmeckt - sonst Gulag!
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 11. Juli 2022, 22:02:25
Es muss gar nicht mal schmecken. Wenn Alle schlechtes Zeug essen müssen, wird das zu Patriotismus. Schuld sind ja eh die illegalen und bösartigen Sanktionen - das russische Volk erträgt sie einmütig und mannhaft, wie es das immer getan hat, wenn Nazis, Juden und Angelsachsen sich wieder mal vergeblich aufmachten, das Heilige Russland zu zerstören. Und überhaupt: Im Großen Vaterländischen Krieg wuchs der Schimmel nicht luxuriös auf Mehl, sondern auf Sägespänen im Brot. Also bitte!

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 12. Juli 2022, 06:31:33
Zitat von: eLender am 11. Juli 2022, 21:36:46
ZitatDer Blogger Alexander Gorbunow alias Stalingulag notierte, nach dem Weggang von McDonald's habe es keine drei Wochen gedauert, bis die Burger-Qualität in die russische Normalität abgestürzt sei. Stalingulag schlug vor, das russische Neusprech, wonach der Ukrainekrieg unter Haftandrohung nicht als solcher bezeichnet werden darf, auch auf den Schimmel bei ,,souveränen" Brötchen anzuwenden und ihn in ,,bioaktive Ökozutat" umzutaufen. Der Satiriker Vadim Dabuschski schrieb auf Facebook, in Frankreich finde man auf jedem Käse Schimmel, russische Brötchen brauchten da nicht nachstehen.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/russischer-nachfolger-von-mcdonald-s-schimmel-und-klagen-18162989.html

Wenn Blutin befiehlt, dass das zu schmecken hat, dann ist das so. Schmeckt - sonst Gulag!

Dann ist es auch russische Normalität, dass den McD-Klonen die Pommes fehlen.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/mcdonald-s-russland-1.5619197
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: eLender am 12. Juli 2022, 22:41:35
ZitatFast über Nacht, als westliche Investoren aus Russland flüchteten und harte Wirtschaftssanktionen verhängt wurden, fiel der Wert des Unternehmens auf weniger als 7 Milliarden Dollar. Die Nasdaq in New York setzte den Handel mit den Aktien des Unternehmens aus. Und weil kaum noch jemand Geschäfte mit dem Konzern machen wollte, musste Yandex diverse Auslandsaktivitäten beenden - darunter die Zustelldienste in London, Paris und Columbus. Tausende von Mitarbeitern, fast ein Sechstel der Gesamtbelegschaft, flohen außerdem aus Russland, was es auch vor Ort schwierig macht, die Arbeit ohne nennenswerte Einschränkungen weiterzuführen. Die Gründer haben sich inzwischen auch aus dem Management zurückgezogen, da sie persönlich mit Sanktionen durch die EU belegt wurden.
https://winfuture.de/news,130657.html

Keine Pommes und schimmlige Burger. Da braucht es eh keinen Lieferdienst mehr. Obwohl: man könnte damit doch die Feinde beliefern. Egal, Yandex braucht in Russland bald keiner mehr. Man hört, moderne Webanwendungen laufen schlecht auf Elbrus-Prozessoren. Und Lieferroboter kann man durch Menschen ersetzen. Die müssen nur zeitweisenüchtern sein. Es geht voran.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 14. Juli 2022, 12:45:16
Wussten Sie, dass ungebleichtes Papier gut für die Augen ist? Zumindest, für russische Augen:

(https://pbs.twimg.com/media/FXi5HJwWYAEKlPS?format=jpg&name=large)

ZitatMax Fras:
Russia is suffering acute paper shortages due to sanctions - import has practically stopped, while local manufacturers lack the technology to bleach paper
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Bachblüte am 14. Juli 2022, 13:15:44
Zitat von: Peiresc am 14. Juli 2022, 12:45:16
ZitatMax Fras:
Russia is suffering acute paper shortages due to sanctions - import has practically stopped, while local manufacturers lack the technology to bleach paper

Recycling-Papier also, hergestellt aus dem Allerlei das halt eben immer wieder in Papiercontainern landet (Papier, Pappe, aber auch viel Plastik, verdreckte Konservendosen, diverser Haus- und Sondermüll), welches wiederum aufgrund der durch die Sanktionen ausgelösten Knappheit an Industriechemikalien bestimmt nicht ordentlich desinfiziert wird.  (https://smilies.4-user.de/include/Eklig/smilie_iek_016.gif)

Gut für die Augen, phantastisch für die Nase, und bestimmt noch viel besser für die Gesundheit!  (https://smilies.4-user.de/include/Eklig/smilie_iek_042.gif)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 14. Juli 2022, 13:19:23
Die russische Wirtschaft will doch autark werden. Dann können sie auch anfangen, Papier aus Lumpen herzustellen. Das Verfahren kannte man ja schon im Mittelalter und sollte somit nicht schwer zu rekonstruieren sein.  ;)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 14. Juli 2022, 13:26:14
Zitat von: RPGNo1 am 14. Juli 2022, 13:19:23Die russische Wirtschaft will doch autark werden. Dann können sie auch anfangen, Papier aus Lumpen herzustellen. Das Verfahren kannte man ja schon im Mittelalter und sollte somit nicht schwer zu rekonstruieren sein.  ;)
Ach was, die immerwährenden chinesischen Freunde werden mit Reispapier und feinsten Bambusfasern aushelfen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 14. Juli 2022, 13:57:25
Zitat von: Max P am 14. Juli 2022, 13:26:14
Zitat von: RPGNo1 am 14. Juli 2022, 13:19:23Die russische Wirtschaft will doch autark werden. Dann können sie auch anfangen, Papier aus Lumpen herzustellen. Das Verfahren kannte man ja schon im Mittelalter und sollte somit nicht schwer zu rekonstruieren sein.  ;)
Ach was, die immerwährenden chinesischen Freunde werden mit Reispapier und feinsten Bambusfasern aushelfen.

Aber nur zu wahnsinnig überteuerten Preisen. Vladolf Putler hat doch genug Rubel in seinem Geldspeicher, davon kann er ruhig ein wenig an die chinesische Staatskasse abgeben.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 14. Juli 2022, 16:58:07
Twitterfaden von Kamil Galeev
https://twitter.com/kamilkazani/status/1547598065585991693
Der Grundwiderspruch Russlands ist der zwischen Korruption und langfristiger Planung.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 14. Juli 2022, 20:20:12
Es ist kein Widerspruch. Man muss dabei bedenken, dass GOSPLAN (die Behörde für die Planwirtschaft der UdSSR) das Denken nachhaltig geprägt hat. Selbst auf Oblastebene gab es keinerlei Anreiz in der SU, selbstständig zu planen; das wirtschaftliche Leben der Sowjetbürger spielte sich in der Kurzfristebene ab. Alles über 1-2 Jahren war Sache des Staates und das zog sich auch durch die wilen 90iger: Die Oligarchen waren möglich, weil den Eigentümern der neuen Anteilsscheine an den ehem. Staatsunternehmen jede Vorstellung abging, die Dinger sind irgendwann mehr wert als heute ein paar Rubel. Auch gespart wurde zu Sowjetzeiten nicht, wozu auch, wenn man jetzt grade ein Kosumgut bekommen konnte, was morgen schon wieder knapp sein konnte. Der kurzfristige Gewinn ist bei den Russen so drin, dass diejenigen, die das erkennen und den Atem haben, es auszunutzen, massiv gewinnen... aber auch diese sind nicht gefeit gegen plötzliche Änderungen.

Diese Kurzfristige Denkweise sieht man auch im Militär: Krim war ssmash n grab, hat geklappt. Donbass der nächste Versuch, der beinahe gescheitert wäre, wo man reinpumpen Truppen reinpumpen musste und eigentlich nicht mehr wusste, was man damit will. Ukraine jetzt... nichts hinzuzufügen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 15. Juli 2022, 08:14:54
ZitatEU-Sanktionen gegen Russland zeigen offenbar Wirkung
Die EU geht einem Bericht zufolge davon aus, dass die russische Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 10,4 Prozent schrumpfen wird. Die Wirkung der gegen Moskau verhängten Sanktionen wird demnach noch zunehmen.
Es gilt jedoch ebenso:
ZitatAber auch die EU-Wirtschaft selbst wird durch die Sanktionen getroffen.
EU-Wirtschaft selbst auch von den Sanktionen betroffen

https://www.spiegel.de/wirtschaft/ukrainekrieg-eu-sanktionen-gegen-russland-zeigen-offenbar-wirkung-a-86078bfd-3b75-4a9c-8719-370d0c5c18c7
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 17. Juli 2022, 01:28:38
ZitatSaudi Arabia doubles second-quarter Russian fuel oil imports for power

    This includes content produced in Russia, where the law restricts coverage of Russian military operations in Ukraine.
    Kingdom burns Russian fuel to free up crude for exports
    Biden travels to ask Riyadh for more oil
    Russia raises supply to Asia, Africa amid Western sanctions
https://www.reuters.com/business/energy/exclusive-saudi-arabia-doubles-q2-russian-fuel-oil-imports-power-generation-2022-07-14/

Irgendwie habe ich das mit den Sanktionen anders verstanden.  :gruebel
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 17. Juli 2022, 11:22:14
Aha, da ist Geld nun wichtiger als Politik... bzw. glaube ich, dass die Saudis lieber mit Russland kuscheln wollen, weil der Westen mit seinen dämlichen Werten so aufdringlich ist. Dieser Deal ist nämlich ziemlich perfide. Die Saudis werden ganz andere Rabatte von Russland fordern als die Inder. Gleichzeitig haben die Saudis die logistischen Möglichkeiten, das Öl abzuholen... sie "heizen" (kühlen, elektrifizieren) mit dem russischen Öl zu Discountpreisen und verkaufen das eigene, "saubere" (weil nicht russische) Öl zu Höchstpreisen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 17. Juli 2022, 16:08:19
N-TV zum Öl-Deal Russland-SA (https://www.n-tv.de/wirtschaft/Warum-die-Saudis-russisches-Ol-kaufen-article23466926.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 18. Juli 2022, 17:15:10
Sieh mal einer an, dem Neo-Zaren machen die Sanktionen des Westens trotz aller gegenteiliger Propaganda doch zu schaffen.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/russland-sanktionen-wladimir-putin-spricht-von-kolossaler-menge-an-schwierigkeiten-a-62cbae3e-55a8-440c-b998-de49218c02a5
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 18. Juli 2022, 18:41:55
Zitat»Die fast vollständige Sperrung des Zugangs zu ausländischen Hightech-Produkten wird absichtlich gegen unser Land eingesetzt«, sagte er am Montag.
"Ach was" (Loriot).

Zitat»Bescheiden« seien die Resultate auf den Gebieten, für die Rostech verantwortlich sei, sagte er während einer im Fernsehen übertragenen Regierungssitzung.
...
Die Opposition beklagt seit Jahren starke Korruption in staatlichen Unternehmen Russlands. Putin hat in der Vergangenheit allerdings konkrete Kritik an Konzernen, die seinen persönlichen Vertrauten unterstellt sind, vermieden.
So wie er sich mit seiner Spezialoperation verschätzt hat, so überrascht ist er vielleicht mittlerweile über den Zustand des Landes, dem er präsidiert.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 21. Juli 2022, 21:06:18
ZitatRubel- & Börsentricks: So schlecht geht es Russlands Wirtschaft wirklich
https://www.volksverpetzer.de/ukraine/russland-wirtschaft-rubel-boerse/?fbclid=IwAR38v5VTTt2HBYzCyxz6pvsItQC4KwN7rz5QVDARegrne0eKKQNYqwehJTs
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: eLender am 25. Juli 2022, 23:06:33
Eine Analyse zweier amerikanische Ökonomen zur wirtschaftlichen Lage Putiniens. Als kostenloser Extraservice eine - nicht ganz perfekte - Übersetzung ins Deutsche.

https://foreignpolicy.com/2022/07/22/russia-economy-sanctions-myths-ruble-business/

ZitatNeun Mythen über die Auswirkungen von Sanktionen und Geschäftsrückzügen, entlarvt.
Fünf Monate nach der russischen Invasion in der Ukraine besteht bei vielen westlichen Politikern und Kommentatoren nach wie vor ein verblüffender Mangel an Verständnis für die wirtschaftlichen Dimensionen der Invasion von Präsident Wladimir Putin und was sie für die wirtschaftliche Positionierung Russlands im Inland und weltweit bedeutet.

Weit davon entfernt, wirkungslos oder enttäuschend zu sein, wie viele argumentiert haben, haben internationale Sanktionen und freiwillige Rückzüge von Unternehmen eine verheerende Wirkung auf die russische Wirtschaft ausgeübt. Die sich verschlechternde Wirtschaft hat als starke, wenn auch unterschätzte Ergänzung zu der sich verschlechternden politischen Landschaft, mit der Putin konfrontiert ist, gedient.

Dass diese Missverständnisse fortbestehen, ist angesichts des Mangels an verfügbaren Wirtschaftsdaten nicht ganz überraschend. Tatsächlich haben viele der übermäßig optimistischen russischen Wirtschaftsanalysen und Prognosen, die in den letzten Monaten zugenommen haben, einen entscheidenden methodischen Fehler gemeinsam: Diese Analysen ziehen die meisten, wenn nicht alle ihrer zugrunde liegenden Beweise aus regelmäßigen Wirtschaftsveröffentlichungen der russischen Regierung selbst. Die vom Kreml veröffentlichten Zahlen gelten seit langem als weitgehend,  wenn nicht immer glaubwürdig , aber es gibt gewisse Probleme.

Erstens werden die wirtschaftlichen Veröffentlichungen des Kremls  zunehmend holprig ausgewählt – teilweise und unvollständig, wobei ungünstige Metriken selektiv weggeworfen werden . Die russische Regierung hat nach und nach eine zunehmende Zahl wichtiger Statistiken zurückgehalten, die vor dem Krieg  monatlich aktualisiert wurden , einschließlich aller Außenhandelsdaten. Unter diesen sind Statistiken über Exporte und Importe, insbesondere mit Europa; monatliche Produktionsdaten für Öl und Gas; Warenexportmengen; Kapitalzuflüsse und -abflüsse; Jahresabschlüsse großer Unternehmen, die früher von den Unternehmen selbst veröffentlicht werden mussten; Zentralbankgeldbasisdaten; Daten zu ausländischen Direktinvestitionen; Kredit- und Kreditvergabedaten; und andere Daten in Bezug auf die Verfügbarkeit von Krediten.

Sogar Rosaviatsiya, die Bundesluftfahrtbehörde, stellte abrupt die Veröffentlichung von Daten über das Passagieraufkommen von Fluggesellschaften und Flughäfen ein.
Seit der Kreml aufhörte, aktualisierte Zahlen zu veröffentlichen, was die Verfügbarkeit von Wirtschaftsdaten für Forscher einschränkte, haben viele übermäßig rosige Wirtschaftsprognosen irrational wirtschaftliche Veröffentlichungen aus den frühen Tagen der Invasion extrapoliert, als Sanktionen und der Rückzug der Unternehmen nicht ihre volle Wirkung entfaltet hatten. Selbst die veröffentlichten positiven Statistiken sind angesichts des politischen Drucks, den der Kreml ausgeübt hat, um die statistische Integrität zu korrumpieren, zweifelhaft.

Unser Expertenteam ist sich der Gefahren bewusst, Kreml-Statistiken für bare Münze zu nehmen, und verwendet private russischsprachige und direkte Datenquellen, einschließlich hochfrequenter Verbraucherdaten, Cross-Channel-Kontrollen, Veröffentlichungen von Russlands internationalen Handelspartnern und komplexes Data Mining Shipping Data,  haben eine der ersten umfassenden Wirtschaftsanalysen veröffentlicht  ,  die  die aktuelle russische Wirtschaftsaktivität fünf Monate nach der Invasion misst, mit Beiträgen von Franek Sokolowski, Michal Wyrebkowski, Mateusz Kasprowicz, Michal Boron, Yash Bhansali und Ryan Vakil. Aus unserer Analysewird deutlich: Geschäftsrückgänge und Sanktionen erdrücken die russische Wirtschaft kurz- und langfristig. Basierend auf unseren Recherchen sind wir in der Lage, neun weit verbreitete, aber irreführende Mythen über die angebliche wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit Russlands zu widerlegen.

Mythos 1: Russland kann seine Gasexporte umleiten und nach Asien statt nach Europa verkaufen.
Dies ist einer von Putins beliebtesten und irreführendsten Gesprächspunkten, der sich auf einen viel gepriesenen Drehpunkt nach Osten verdoppelt . Aber Erdgas ist für Russland kein vertretbarer Exportartikel . Weniger als 10 Prozent der Gaskapazität Russlands besteht aus verflüssigtem Erdgas, sodass russische Gasexporte weiterhin auf ein System fester Pipelines angewiesen sind, die Gas in Rohrleitungen transportieren. Die überwiegende Mehrheit der russischen  Pipelines fließt nach Europa ; diese Pipelines, die ihren Ursprung in Westrussland haben, können nicht an ein separates, im Entstehen begriffenes Pipelinenetz angeschlossen werden, das Ostsibirien mit Asien verbindet, das nur 10 Prozent der Kapazität des europäischen Pipelinenetzes umfasst. Tatsächlich sind die 16,5 Milliarden Kubikmeter Gas, die Russland im vergangenen Jahr nach China exportiert hat, vertretenweniger als 10 Prozent der 170 Milliarden Kubikmeter Erdgas, die Russland nach Europa schickt.

Lang geplante Pipeline-Projekte in Asien, die derzeit im Bau sind, sind noch Jahre von der Inbetriebnahme entfernt, geschweige denn hastig initiierte neue Projekte, und auch die Finanzierung dieser kostspieligen Gaspipeline-Projekte benachteiligt Russland jetzt erheblich .
Insgesamt braucht Russland die Weltmärkte viel mehr als die Welt russische Lieferungen braucht; Europa  erhielt 83 Prozent der russischen Gasexporte, bezog aber im Jahr 2021 nur 46 Prozent seiner eigenen Versorgung aus Russland. Aufgrund der begrenzten Pipeline-Konnektivität nach Asien bleibt mehr russisches Gas im Boden; Tatsächlich zeigen die veröffentlichten Daten des russischen staatlichen Energieunternehmens Gazprom,  dass die Produktion in diesem Monat bereits um mehr als 35 Prozent im Jahresvergleich zurückgegangen ist. Bei aller Energieerpressung von Europa durch Putin tut er dies zu erheblichen finanziellen Kosten für seine eigenen Kassen.

Mythos 2: Da Öl fungibler ist als Gas, kann Putin einfach mehr nach Asien verkaufen.
Russische Ölexporte spiegeln nun auch Putins geschrumpften wirtschaftlichen und geopolitischen Einfluss wider. In der Erkenntnis, dass Russland nirgendwo anders hingehen kann, und in dem Bewusstsein, dass sie mehr Kaufoptionen haben als Russland Käufer hat, gewähren China und Indien einen beispiellosen Rabatt von etwa 35 $ auf den Kauf von russischem Ural-Öl, obwohl die historische Spanne nie über 5 $ hinausgegangen ist – nicht sogar während der Krimkrise 2014 – und zeitweise wurde russisches Öl tatsächlich mit einem Aufschlag gegenüber Brent- und WTI-Öl verkauft. Darüber hinaus brauchen  russische Öltanker durchschnittlich 35 Tage, um Ostasien zu erreichen, gegenüber zwei bis sieben Tagen, um Europa zu erreichen, weshalb historisch gesehen nur 39 Prozent des russischen Öls nach Asien geflossen sind, gegenüber 53 Prozent, die für Europa bestimmt sind.

Dieser Margendruck wird von Russland stark gespürt, da es im Vergleich zu den anderen großen Ölproduzenten ein relativ teurer Produzent bleibt, mit einigen der höchsten Gewinnschwellen aller produzierenden Länder . Auch die russische Upstream-Industrie ist seit langem auf westliche Technologie angewiesen, was zusammen mit dem Verlust des einstigen Primärmarktes Russlands und der geschrumpften wirtschaftlichen Schlagkraft Russlands dazu führt, dass selbst das russische Energieministerium seine Prognosen zur langfristigen Ölförderung nach unten revidiert . Es besteht kein Zweifel, dass Russland, wie von vielen Energieexperten vorhergesagt, seinen Status als Energie-Supermacht verliert , mit einer unwiderruflichen Verschlechterung seiner strategischen wirtschaftlichen Positionierung als einst zuverlässiger Lieferant von Rohstoffen.

Mythos 3: Russland gleicht verlorene westliche Geschäfte und Importe aus, indem es sie durch Importe aus Asien ersetzt.
Importe spielen eine wichtige Rolle innerhalb der russischen Binnenwirtschaft, die etwa 20 Prozent des russischen BIP ausmacht, und trotz Putins kriegerischer Illusion von völliger Selbstversorgung benötigt das Land entscheidende Vorleistungen, Teile und Technologie von zögerlichen Handelspartnern. Trotz einiger anhaltender Lücken in der Lieferkette sind die russischen Importe in den letzten Monaten um über 50 Prozent eingebrochen .

China ist nicht in dem von vielen befürchteten Ausmaß auf den russischen Markt vorgedrungen; Tatsächlich sind laut den jüngsten monatlichen Veröffentlichungen der chinesischen Zollverwaltung die chinesischen Exporte nach Russland  von Anfang des Jahres bis April um mehr als 50 Prozent eingebrochen und von monatlich über 8,1 Milliarden US-Dollar auf 3,8 Milliarden US-Dollar gefallen. Wenn man bedenkt, dass China siebenmal so viel in die Vereinigten Staaten exportiert wie Russland, scheint es, dass selbst chinesische Unternehmen eher besorgt sind, gegen US-Sanktionen zu verstoßen, als marginale Positionen auf dem russischen Markt zu verlieren, was Russlands schwache wirtschaftliche Position gegenüber seinen globalen Handelspartnern widerspiegelt.

Mythos 4: Der russische Binnenkonsum und die Verbrauchergesundheit bleiben stark.
Einige der Sektoren, die am stärksten von internationalen Lieferketten abhängig sind, wurden von einer lähmenden Inflation von etwa 40 bis 60 Prozent getroffen – bei extrem niedrigen Verkaufsmengen. Beispielsweise gingen die ausländischen Autoverkäufe in Russland bei großen Autounternehmen um durchschnittlich 95 Prozent zurück, wobei der Verkauf vollständig zum Erliegen kam.

Angesichts von Angebotsengpässen, steigenden Preisen und schwindender Verbraucherstimmung ist es kaum verwunderlich, dass  die Messwerte des russischen Einkaufsmanagerindex – der zeigt , wie Einkaufsmanager die Wirtschaft sehen  – neben Einbrüchen bei  den Verbraucherausgaben und den Einzelhandelsumsätzen eingebrochen sind, insbesondere bei Neuaufträgen  Daten um rund 20 Prozent im Jahresvergleich. Andere Messwerte von hochfrequenten Daten wie E-Commerce-Verkäufe innerhalb von Yandex und Same-Store-Traffic an Einzelhandelsstandorten in ganz Moskau verstärken den starken Rückgang der Verbraucherausgaben und -verkäufe, unabhängig davon, was der Kreml sagt.

Mythos 5: Globale Unternehmen haben sich nicht wirklich aus Russland zurückgezogen, und die Flucht von Unternehmen, Kapital und Talenten aus Russland wird überbewertet.
Globale Unternehmen stellen  rund 12 Prozent der russischen Belegschaft (5 Millionen Arbeitnehmer) dar, und als Folge des Geschäftsrückgangs haben über 1.000 Unternehmen, die rund 40 Prozent des russischen BIP ausmachen, ihre Aktivitäten im Land eingeschränkt und ausländische Investitionen im Wert von drei Jahrzehnten rückgängig gemacht und die Unterstützung einer beispiellosen gleichzeitigen Kapital- und Talentflucht  in einem Massenexodus von  500.000 Personen , von denen viele genau die hochqualifizierten, technisch qualifizierten Arbeiter sind, die Russland sich nicht leisten kann zu verlieren. Sogar der Bürgermeister von Moskau hat einen erwarteten  massiven Verlust von Arbeitsplätzen eingeräumt, da Unternehmen den Prozess des vollständigen Ausstiegs durchlaufen .

Mythos 6: Putin macht dank hoher Energiepreise einen Haushaltsüberschuss.
Russland ist laut seinem eigenen Finanzminister in diesem Jahr tatsächlich auf dem besten Weg , ein Haushaltsdefizit in Höhe von 2 Prozent des BIP zu verzeichnen – dank Putins nicht tragfähigen Ausgaben war der Haushalt trotz hoher Energiepreise eines der einzigen Male seit Jahren im Defizit Spree; Zusätzlich zu dramatischen Erhöhungen der Militärausgaben greift Putin auf offenkundig unhaltbare, dramatische fiskalische und monetäre Interventionen zurück, einschließlich einer Wäscheliste von Lieblingsprojekten des Kremls, die alle dazu beigetragen haben, dass sich die Geldmenge in Russland seit Beginn der Invasion fast verdoppelt hat. Putins rücksichtslose Ausgaben setzen die Kreml-Finanzen eindeutig unter Druck.

Mythos 7: Putin verfügt über Hunderte von Milliarden Dollar an Geld für Regentage, sodass die Finanzen des Kremls in absehbarer Zeit nicht angespannt sein werden.
Die offensichtlichste Herausforderung für Putins Geldmittel für Regentage ist die Tatsache, dass von seinen rund 600 Milliarden Dollar an Devisenreserven, die sich aus jahrelangen Öl- und Gaseinnahmen angesammelt haben, 300 Milliarden Dollar eingefroren und für verbündete Länder in den Vereinigten Staaten unerreichbar sind. Europa und Japan beschränken den Zugang. Es gab einige Aufrufe , diese 300 Milliarden Dollar zu beschlagnahmen , um den Wiederaufbau der Ukraine zu finanzieren.

Putins verbleibende Devisenreserven schrumpfen mit alarmierender Geschwindigkeit, seit Kriegsbeginn um rund 75 Milliarden Dollar. Kritiker weisen darauf hin, dass die offiziellen Devisenreserven der Zentralbank technisch gesehen nur aufgrund internationaler Sanktionen gegen die Zentralbank abnehmen können, und sie schlagen vor, dass nicht sanktionierte Finanzinstitute wie die Gazprombank solche Reserven immer noch anstelle der Zentralbank akkumulieren könnten. Dies mag zwar technisch stimmen, aber gleichzeitig gibt es keine Hinweise darauf, dass die Gazprombank angesichts der beträchtlichen Belastung ihres eigenen Kreditbuchs tatsächlich Reserven ansammelt .

Obwohl das Finanzministerium geplant hatte, eine seit langem bestehende russische Haushaltsvorschrift wieder einzuführen, wonach überschüssige Einnahmen aus Öl- und Gasverkäufen in den Staatsfonds geleitet werden sollten, hat Putin diesen Vorschlag sowie begleitende Richtlinien, die festlegen, wie und wo das Nationalvermögen verwaltet wird, gestrichen Die Mittel können ausgegeben werden – da Finanzminister Anton Siluanov  die Idee in Umlauf brachte, Gelder aus dem National Wealth Fund abzuheben, die einem Drittel des gesamten Fonds entsprechen, um dieses Defizit in diesem Jahr zu decken. Wenn Russland ein Haushaltsdefizit hat, das die Inanspruchnahme eines Drittels seines Staatsfonds erfordert, während die Öl- und Gaseinnahmen noch relativ hoch sind, deuten alle Anzeichen darauf hin, dass dem Kreml das Geld möglicherweise viel schneller ausgeht, als herkömmlicherweise geschätzt wird.

Mythos 8: Der Rubel ist dieses Jahr die leistungsstärkste Währung der Welt. 
Die Aufwertung des Rubels, eines von Putins Lieblingsthemen in der Propaganda, ist eine künstliche Widerspiegelung einer beispiellosen, drakonischen Kapitalkontrolle, die zu den restriktivsten der Welt zählt. Die Beschränkungen machen es praktisch jedem Russen unmöglich, legal Dollars zu kaufen oder sogar auf einen Großteil seiner Dollareinlagen zuzugreifen, während die Nachfrage durch erzwungene Käufe durch große Exporteure künstlich aufgebläht wird – all dies bleibt heute weitgehend bestehen.

Der offizielle Wechselkurs ist ohnehin irreführend, da der Rubel, wenig überraschend, im Vergleich zu vor der Invasion bei geringer Liquidität mit dramatisch verringerten Volumina gehandelt wird. Vielen Berichten zufolge ist ein Großteil dieses einstigen Handels auf die inoffiziellen Rubel-Schwarzmärkte abgewandert. Sogar die Bank of Russia hat zugegeben, dass der Wechselkurs eher ein Spiegelbild der Regierungspolitik und ein unverblümter Ausdruck der Handelsbilanz des Landes ist als frei handelbare liquide Devisenmärkte.

Mythos 9: Die Umsetzung von Sanktionen und Rückzugsaktionen der Unternehmen sind jetzt weitgehend abgeschlossen, und es ist kein wirtschaftlicher Druck mehr erforderlich. 
Russlands Wirtschaft wurde schwer geschädigt, aber die gegen Russland verhängten Geschäftsrückzüge und Sanktionen sind unvollständig. Trotz der Verschlechterung der Exportposition Russlands zieht es weiterhin zu viele Öl- und Gaseinnahmen aus der Sanktionsausgliederung, was Putins extravagante Inlandsausgaben stützt und strukturelle Wirtschaftsschwächen verschleiert. Die Kyiv School of Economics  und  die Yermak-McFaul International Working Group  haben den Weg bereitet, indem sie zusätzliche Sanktionen in Bezug auf individuelle Sanktionen, Energiesanktionen und Finanzsanktionen vorgeschlagen haben Sanktionen, angeführt vom ehemaligen US-Botschafter in Russland Michael McFaul und den Experten Tymofiy Mylovanov, Nataliia Shapoval und Andriy Boytsun. Mit Blick auf die Zukunft gibt es für Russland keinen Weg aus der wirtschaftlichen Vergessenheit heraus, solange die verbündeten Länder geschlossen darin bleiben, den Sanktionsdruck gegen Russland aufrechtzuerhalten und zu erhöhen.

Defeatistische Schlagzeilen, die behaupten, Russlands Wirtschaft habe sich wieder erholt, sind einfach nicht sachlich – die Tatsachen sind, dass die russische Wirtschaft in jeder Hinsicht und auf jeder Ebene ins Wanken gerät und dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, auf die Bremse zu treten.

Ich ergänze: Mythos10: Schmeckt, Punkt! Achso, hamwa schon.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 26. Juli 2022, 06:47:57
@eLender

Danke! Einen Teil der Mythen kannte ich schon, aber es ist gut, dass sie jetzt zusammengefasst vorliegen und kurz und präzise kommentiert wurden.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 26. Juli 2022, 14:33:48
Russland plant für 2024 den Ausstieg aus der ISS. Danach wollen sie eine eigene Raumstation bauen. Ich frage mich nur, mit welchem Geld, Industrie und Technik will Russland angesichts von Sanktionen, schrumpfender Wirtschaft und fehlender westlicher Hightech (sieh Computerchips) denn diese neue Raumstation fertigstellen? Wird das eine Kopie der Mir? Oder erhält das Land am Ende doch einen Katzentisch bei den Chinesen und deren Raumstation?

https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/internationale-raumstation-iss-russland-kuendigt-ausstieg-an-a-28dbf356-d03c-4539-bb40-6dae3bb34180
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: eLender am 30. Juli 2022, 22:32:15
ZitatAm Ende, so ein Insider bei Airbus, tauge die C919 bislang vor allem als Beispiel dafür, wie man Flugzeuge nicht baut. Das gelte besonders für Russland, wenn es jetzt seine eigene Industrie für eine neue Version des Suchoi Superjets aufbaue. ,,Die können sehen, dass sie am Ende für viel Geld nur minderwertige Ware bekommen, die kein Passagier mag und sich einreihen in den Elefantenfriedhof kläglich gescheiterter Projekte wie der Mitsubishi SpaceJet, der türkische TRJet und eben die C919 und ihr Vorläufermodell ARJ21", so Aboulafia.
https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/neuer-passagierjet-aus-china-ein-atemberaubend-ueberfluessiger-flieger/28560624.html

Der Superjet soll den Namen "Fliegt, Punkt!!!" bekommen. Als besonderen Service soll es bewaffnete Einstiegshelfer geben. Falls da jemand nicht freiwillig einsteigen möchte.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 31. Juli 2022, 07:06:29
Zitat von: eLender am 30. Juli 2022, 22:32:15https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/neuer-passagierjet-aus-china-ein-atemberaubend-ueberfluessiger-flieger/28560624.htm

ZitatDie Seite wurde leider nicht gefunden

Bitte entschuldigen Sie, die von Ihnen angeforderte Seite kann nicht aufgerufen werden. Wir haben Sie daher auf unsere aktuelle Startseite weitergeleitet.
Der Text scheint ja die Leistungen der chinesischen Spitzentechnologie herabgewürdigt zu haben. Ob es da Recherchehilfen von der chinesischen Botschaft gegeben hat?
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 31. Juli 2022, 08:00:49
Der Link zur Wirtschaftswoche existiert noch. Bei mir hat zuerst der Adblocker zugeschlagen. Als ich den deaktiviert habe und "C919" googelte, wurde mir der Artikel problemlos angezeigt.

Ein atemberaubend überflüssiger Flieger (https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/neuer-passagierjet-aus-china-ein-atemberaubend-ueberfluessiger-flieger/28560624.html)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: celsus am 31. Juli 2022, 09:19:20
Da fehlte beim ersten Link einfach das "L" von html am Ende.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 02. August 2022, 10:09:25
Die Nachricht ist zu wichtig, um sie NICHT komplett zu zitieren.

ZitatFive months into the Russian invasion of Ukraine, there remains a startling lack of understanding by many western policymakers and commentators of the economic dimensions of Putin's invasion, and what it has meant for Russia's economic positioning both domestically and globally.

A common narrative has emerged that this is a "war of economic attrition which is taking its toll on the west," given the supposed "resilience" and even "prosperity" of the Russian economy.

These widely cited narratives are wrong. Far from being "ineffective" or "disappointing," international sanctions and voluntary business retreats have exerted a crippling effect over Russia's economy.

Our team of experts, using private Russian language and unconventional data sources including high frequency consumer data, cross-channel checks, releases from Russia's international trade partners, and data mining of complex shipping data, as well as our proprietary dataset tracking the exits of over 1,000 companies, have released one of the first comprehensive economic analyses measuring Russian current economic activity five months into the invasion, and assessing Russia's economic outlook.

From our analysis, it becomes clear: business retreats and sanctions are catastrophically crippling the Russian economy. We tackle a wide range of common misperceptions—and shed light on what is actually going on inside Russia, including:

—Russia's strategic positioning as a commodities exporter has irrevocably deteriorated, as it now deals from a position of weakness with the loss of its erstwhile main markets, and faces steep challenges executing a "pivot to Asia" with non-fungible exports such as piped gas

—Despite some lingering leakiness, Russian imports have largely collapsed, and the country faces stark challenges securing crucial inputs, parts, and technology from hesitant trade partners, leading to widespread supply shortages within its domestic economy

—Despite Putin's delusions of self-sufficiency and import substitution, Russian domestic production has come to a complete standstill with no capacity to replace lost businesses, products and talent; the hollowing out of Russia's domestic innovation and production base has led to soaring prices and consumer angst

—As a result of the business retreat, Russia has lost companies representing ~40% of its GDP, reversing nearly all of three decades' worth of foreign investment and buttressing unprecedented simultaneous capital and population flight in a mass exodus of Russia's economic base

—Putin is resorting to patently unsustainable, dramatic fiscal and monetary intervention to smooth over these structural economic weaknesses, which has already sent his government budget into deficit for the first time in years and drained his foreign reserves even with high energy prices – and Kremlin finances are in much, much more dire straits than conventionally understood

—Russian domestic financial markets, as an indicator of both present conditions and future outlook, are the worst performing markets in the entire world this year despite strict capital controls, and have priced in sustained, persistent weakness within the economy with liquidity and credit contracting – in addition to Russia being substantively cut off from international financial markets, limiting its ability to tap into pools of capital needed for the revitalization of its crippled economy

Looking ahead, there is no path out of economic oblivion for Russia as long as the allied countries remain unified in maintaining and increasing sanctions pressure against Russia, and The Kyiv School of Economics and McFaul-Yermak Working Group have led the way in proposing additional sanctions measures.

Defeatist headlines arguing that Russia's economy has bounced back are simply not factual. The facts are that, by any metric and on any level, the Russian economy is reeling, and now is not the time to step on the brakes.
https://som.yale.edu/story/2022/chief-executive-leadership-institute-research-insights-business-retreats-and-sanctions
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 03. August 2022, 06:31:18
Ilya Matveev zeigt, wie völlig absurd es selbst aus russischer Machtperspektive gewesen ist, Nordstream 2 mit dem Einfall in der Ukraine zu gefährden.
https://twitter.com/IlyaMatveev_/status/1554458819488514050
Das zeigt nochmal, dass Putin nicht im Entferntesten auf das vorbereitet gewesen sein kann, was er ausgelöst hat, weder in der Ukraine noch in den Fernwirkungen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 03. August 2022, 09:56:39
Klingt sehr schlüssig. Das russische Regime ist in der Sackgasse.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 03. August 2022, 10:49:33
Dieser Tweet erhärtet eigentlich nochmal den Verdacht, das Putin und sehr wahrscheinlich auch Teile der russischen Regierung fest ein Szenario "Krim 2.0" eingeplant haben.

Regierungssturz in Kiew. Annexion ukrainischer Gebiete. Etablierung einer russlandhörigen Regierung in einem Rumpfstaat Ukraine. Laue Proteste des Westens mit halbherzigen Sanktionen, die durch die aufgebauten Bankreserven abgefangen werden können. Nach ein paar Wochen dann wieder Business as usual, weil der Westen den neuen Status Quo zähneknirschend akzeptieren wird.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 03. August 2022, 11:17:30
Die gesamte Lage deutet eigentlich seit März darauf hin.

Allerdings ist es dabei bedeutsam zu sehen, wie sich die politische Großwetterlage im Februar darstellte. Die Rolle Deutschlands war aufgrund des Regierungswechsels nicht klar, vor allem hinsichtlich NS2 (SPD dafür, Grüne dagegen). Die Rolle der USA unter Biden war auch nicht wirklich eindeutig. Wahrscheinlich hat putin hier ein enges Fenster gesehen, was "nach hinten" von der Durchhaltefähigkeit der Truppen "im Manöver" begrenzt wurde. Die Armee war damals ja bereits 4 Monate mehr oder weniger im Feld.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 03. August 2022, 11:32:29
ZitatLaue Proteste des Westens mit halbherzigen Sanktionen

Ich hätte auch im vorliegenden Szenario nicht mit mehr gerechnet. Ich kann mir nicht erklären, warum der Westen so reagiert hat wie er reagiert hat.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 03. August 2022, 18:58:54
ZitatNever thought I'd see a Beryozka or such like again: shops for Soviet officials & foreigners selling (for foreign currency) goods unavailable in ordinary shops. But coming soon here: "duty free" shops for Russian diplomats & intern'l organisat'ns selling for rbls, dollars, euros.
https://twitter.com/BBCSteveR/status/1554848780821958661

In der DDR nannte sich das Intershop. Back in the U.S.S.R.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 03. August 2022, 19:16:35
Wieso auch nicht? Damit kennt der KGB sich aus, da fühlt er sich heimisch... und für putins stratigrafische Gesellschaftsordnung ist das sowieso ein Gewinn: Der Pöbel muss draußen bleiben und in der Ukraine sterben...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 05. August 2022, 12:43:52
Zitat von: Max P am 03. August 2022, 09:56:39Klingt sehr schlüssig. Das russische Regime ist in der Sackgasse.

Das würde ich wirklich gerne glauben aber alles was ich höre sind langsame aber kontinuierliche Vorstöße der RA und ein zurückweichen der UA. So sehr in der Sackgasse ist das Regime also wohl nicht.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 05. August 2022, 14:00:04
Zitat von: Scipio 2.0 am 05. August 2022, 12:43:52
Zitat von: Max P am 03. August 2022, 09:56:39Klingt sehr schlüssig. Das russische Regime ist in der Sackgasse.

Das würde ich wirklich gerne glauben aber alles was ich höre sind langsame aber kontinuierliche Vorstöße der RA und ein zurückweichen der UA. So sehr in der Sackgasse ist das Regime also wohl nicht.

Militärisch gibt es tatsächlich keinen Grund für überbordenden Optimismus. Ich meinte das auch mehr allgemein wirtschafts- und geopolitisch. Selbst wenn es dem Regime gelingen sollte, weitere Teile der Ukraine zu besetzen und bis auf weiteres zu halten, ist der ursprüngliche Plan einer schellen Dekapitierung der ukr. Regierung und der Installierung eines Marionettenregimes vollständig und unwiderruflich gescheitert. Von daher ist das russ. Regime durchaus in der Sackgasse, denke ich.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 05. August 2022, 14:41:37
Das Vorgehen der Ukraine ist militärisch verständlich. Sie hat keine Reserven an schwerer Offensivtechnik, die eigenen Verbände mit "alter" Sowjettechnik sind ausgeblutet. Beutetechnik muss zunächst in Schuss gebracht werden. Ich hatte angenommen, dass bereits Mai/Juni eine Gegenoffensive möglich geworden wäre, allerdings lag ich da falsch... sehr wahrscheinlich, weil ich von einer "rücksichtsloseren" Planung der Ukraine ausgegangen bin. Fakt ist: Die Ukraine hat massiv Infanterie, leichte/mobile/bewegliche Kräfte, welche sich auch für Gegenstöße nutzen lassen, wenn das Gelände, die Artillerie und der Wille Verluste in Kauf zu nehmen da sind. Letzteres wird der maßgebliche Grund für die Strategie der Ukraine sein. Man möchte eigene Verluste vermeiden und nimmt dafür Landverluste in Kauf... wahrscheinlich (meine Schätzung), weil man daran glaubt, etwas später schwere Technik aus dem Westen zu bekommen, womit man Offensiven verlustärmer gestalten kann. Derzeit schlaucht man die russen permanent, womit man auch deren Fähigkeit zur Offensive massiv beeinträchtigt. Ist wie eine Art Treibsand, der russe läuft immer tiefer rein, kommt immer langsamer voran, bis er steckenbleibt und nicht vor/zurück kann. Das Risiko hierbei ist(und das sieht man seit 2 Monaten): Die russen beginnen, sich in Nebenschauplätzen einzugraben, verlegen Minen und Sperren. Das ist blöd. Ich tippe darauf, dass die ukrainische Führung in einem Dilemma steckt, weil sie auch alle Grenzen verteidigen muss. Und mir sind keine strategischen Reserven der Ukraine bekannt...

Die russen dagegen sind am A*sch: Die Sanktionen vernichten das bisschen Wirtschaft, die Armee ist effektiv zerschlagen. Die Nato rechnet sich derzeit gute Chancen aus, einen nichtnuklearen Konflikt relativ leicht gewinnen zu können. Nicht umsonst trollt Litauen die russen mit Kaliningrad permanent. Mit Schweden und Finnland ist Skandinavien eine Festung... über die strategische Lage russlands dort muss man nicht reden. putin klammert sich an den türkischen Strohhalm und an dubiose Deals mit dem Iran. Alles keine Gamechanger. Mit dem Pelosi-Besuch haben die Amis mal ganz elegant und billig den Chinesen abgelenkt... dort kann es nämlich sein, dass bei einem Übergriff gegen Taiwan mal eben die Ein-China-Doktrin (die sowieso nur proforma erfüllt wird) vom Westen gekippt wird. China könnte zwar angesichts innerer Krisen einen hübschen, kleinen Krieg gebrauchen, aber russland hat mal wieder eindrucksvoll bewiesen, dass es keine hübschen kleinen Kriege gibt. Taiwan kann durchaus eine Niederlage Chinas werden.

Strategisch sind die Autokratien derzeit im Nachteil, der falsche Zug putins hat die Schwächen gezeigt. Da ändern auch taktische Mikroerfolge nix dran, zumal die Sanktionen gegen russland auch den bisher in der Berichterstattung vernachlässigten aussenpolitischen Faktor extrem treffen: Die Rüstungsexporte. russland hat gern mit Rüstungsdeals Länder auf seine Seite gezogen, absehbar wirds da aber keine "Hightech" mehr geben. Dazu kommt das katastrophale Bild der russischen Technik. Das wird auch Folgen haben.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 05. August 2022, 17:13:41
Zitatetwas später schwere Technik aus dem Westen zu bekommen,

Wird denn entsprechende Technik geliefert?

Soweit ich das zu verstehen in der Lage bin fehlt es vor allem an Kampfpanzern u. ä.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 05. August 2022, 17:57:42
Naja... die Frage ist, wie man das Gerät einsetzt. Die russen haben es nie geschafft, die Art Bewegungskrieg zu führen, für die modernes Gerät vorgesehen ist. In der Anfangsphase spielte sich alles nur auf den Straßen zwischen Kolonne und Sperre ab. Jetzt ist man in einer Art Graben-/Stellungskrieg, in der Panzer vor allem Sturmgeschütze sind. Sprich, sie unterstützen vorrückende Infanterie. Dafür braucht man nicht unbedingt Leo2A7. Die Ukraine hätte gern Leo2, M1 und ähnliches, weil die in der Duellsituation gegen T-72 deutlich besser sind. Für reines Motschützenschießen braucht es die aber nicht. Was immer Sinn macht sind Transportpanzer für Infanterie, insbesondere solche, die gegen die russische 30mm-Maschinenkanone gewappnet sind (Spoiler: Die russischen BMP und BTR sind es nicht, die halten max gegen .50BMG/12,7mm). Der Marder hält frontal gut 20mm aus der Nähe ab, dann triffts den Motor; er ist also deutlich überlebensfähiger als der BTR (Radpanzer mit Motor hinten) und besser als der BMP. Daher sollte man die Marder direkt an die Ukraine abgeben und nicht an Griechenland... da dafür abgespeckte(!) BMP1 geben wollen^^
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 05. August 2022, 18:40:22
Das mit dem Marder fand ich ohnehin ziemlich schräg. Ich gebe gern zu ich bin kein Experte was Militärgerät und dessen Einsatz angeht aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären warum die Ausbildung am Marder für die Soldaten der UA unmöglich sein soll bei der Phz 2000 aber nicht.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 05. August 2022, 19:34:31
Treffen unter Partnern - Erdogan und Putin reden in Sotschi

https://web.de/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/treffen-partnern-erdogan-putin-reden-sotschi-37173410
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 05. August 2022, 21:26:07
Das mit dem "Die Ukrainer können das nicht!" war eine ganz miese westsplaining-Weise um zu sagen "Ich habe vor Angst vor den russischen Atombomben mein süßes kleines SPD-Seidenhöschen vollgek*ckt, alle riechen den Gestank nur bin ich nochmal zu feige es zuzugeben!"....
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 06. August 2022, 08:34:43
Das drückt aus was ich denke aber so nie aussprechen würde. Haben sich wenigstens die USA dazu durchgerungen entsprechendes Material wie Schützenpanzer zu liefern, wenn es sonst keiner zu machen scheint?

Generell habe ich keinen Überblick darüber, was an Nachschub für die UA geliefert wurde und wird. Man ließt ab und zu mal was von Artillerie und Munition aber mehr nicht.

Frankreich bzw. Präsident Macron hatte angekündigt die Wirtschaft in den Kriegszustand zu versetzen. Davon habe ich aber seit der Ankündigung nichts mehr gehört. Hat sich in der Hinsicht was bewegt? Ist von Frankreich mit anhaltendem Nachschub für die UA zu rechnen?
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 06. August 2022, 12:24:36
Nein. Man könnte es so formulieren: Der Westen hat bisher keine westliche Technik geliefert, deren Hauptwirkung im direkten Richten liegt. Also keine westlichen Fahrzeuge mit Kanonen, die Bodenziele direkt anvisieren. Wahrscheinlich hat sich die Bundesministerin für Tarnen, Täuschen, Verdrücken deshalb so gezielt dumm vorm BT verklausuliert. Die Gepard können im direkten Richten auf 3.000m richtig fies aufräumen (Hab ich mal in Todendorf besichtigen dürfen, als es die Heeresflugabwehr noch gab), ist aber nicht deren Primäraufgabe. Grundsätzlich sind die Gepard aber auch ein wichtiger Schritt, weil sie im Nahbereich gepanzerte Formationen gegen Hubschrauber, Flieger und größere Drohnen verteidigen können... und das besser als die ZSU 23-4 Shilkas. Ich habe bisher nicht herausgefunden, bis zu welcher Objektkategorie der Gepard auffassen und vernichten kann, Marschflugkörper wie Kalibr wird er in günstigen Fällen kriegen können, aber Shmerch/Uragan oder gar 152mm Granaten wohl nicht... vieleicht sollte man MANTIS (stationärer Feldlagerschutz gegen Artillerie) (https://de.wikipedia.org/wiki/MANTIS_(Flugabwehrsystem)) mal abgeben?

Soweit ich weiss sind auf Basis der 100Mrd bisher keine Ausschreibungen erfolgt... was sich zwar mies anhört, in meinen Augen aber gut ist. Die 100Mrd in ihrer jetzigen Verplanung werden den Realitäten nicht mehr gerecht und sind nur eine Fortsetzung des Elends (man hat einfach alles rausgeholt, was die letzten Jahre in der Schublade gelandet ist), keine Zeitenwende und kein Befreiungsschlag. Es ist Pfuschen in Raten. Die F-35 Entscheidung ist im Ansatz gut, in der Menge und Zweckbindung einfach grauenhaft. Auch der Rest ist bis auf die Frage nach den Transporthelos einfach nicht angemessen... und auch meine geliebte Marine kommt aus dem Saure-Gurken-Modus einfach nicht raus: Die geplante F126 ist kein Kriegsschiff, sie ist eine Aida für "Stabilisierungseinsätze" mit ein paar Alibiwaffen^^
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 06. August 2022, 13:00:29
ZitatNein. Man könnte es so formulieren: Der Westen hat bisher keine westliche Technik geliefert, deren Hauptwirkung im direkten Richten liegt. Also keine westlichen Fahrzeuge mit Kanonen, die Bodenziele direkt anvisieren.

Ist mal kommuniziert worden warum man so handelt (und stattdessen östliche Kampfpanzer schickt)?

Gibt es überhaupt eine Strategie hinter der Unterstützung der Ukraine?
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 06. August 2022, 16:38:42
Ja. Einerseits, weil die alten sowj. Panzer wirklich sofort nutzbar sind. Andererseits weil man aus ... Gründen Bilder von westlichen Panzern im Duell mit russischen vermeiden will. Es sind Scheingründe, aber was solls... wir haben gekaufte Feiglinge gewählt, jetzt müssen wir damit leben...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 06. August 2022, 17:35:46
Meine Stimme haben die nicht gekriegt aber wir haben wohl nichts besseres im Angebot.

Edith:

Quelle: https://www.nzz.ch/international/ukraine-es-ist-die-hoelle-rueckschlag-im-donbass-schreckt-auf-ld.1696693

ZitatAn diesem Frontabschnitt ist den Russen diese Woche ein möglicherweise folgenschwerer Durchbruch gelungen. Auf einer Länge von rund 20 Kilometern mussten sich die Ukrainer zurückziehen. Piski ist offenbar grösstenteils gefallen, und für die Verteidiger Awdijiwkas wird die Lage prekär. Auf der Karte wirken die russischen Gebietsgewinne nicht spektakulär; es geht um wenige Dutzend Quadratkilometer. Deshalb spielen die Militärführung in Kiew und manche westliche Experten den Rückschlag herunter

Das wird nicht die letzte Meldung von folgenschweren Durchbrüchen sein, wenn die UA nicht schnell besser ausgerüstet wird.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 14. August 2022, 12:33:58
Russland stellt ein selbst entwickeltes Notebook vor: Das "Bitblaze Titan".
Preis: ca. 1600 €

Großer Name, aber nichts dahinter, denn die Technik in dem Teil ist gut 10 Jahre alt.

https://www.derstandard.de/story/2000138265614/sanktionen-russland-entwickelt-eigenes-notebook-mit-10-jahre-altem-prozessor
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 16. August 2022, 18:41:19
ZitatRussia's Kaspersky Labs indicated that China's TA428 government-connected hacking group is behind numerous attacks on Russia's defense-industrial enterprises.
https://twitter.com/SamBendett/status/1556685826599288834
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: eLender am 16. August 2022, 19:00:02
Will der Chinese etwa die Gunst der Stunde nutzen da einrücken? Hättense endlich genug Platz.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: HAL9000 am 19. August 2022, 17:57:54
Nach der McD-Nachfolge kann jetzt auch die Starbucks-Nachfolge schimmeliges Zeug verkaufen.
https://orf.at/stories/3281673/
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 19. August 2022, 18:22:43
Oder Eichelkaffee :D

Ich bin echt gespannt, wie sich die Sanktionen in Tateinheit mit dem Zusammenbruch von Import und Binnenproduktion von Konsumgütern auswirken werden. Die Konsumentenpreise müssten durch die Decke gehen...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 21. August 2022, 11:11:16
ZitatDie Bundesregierung hält die wegen des Ukraine-Kriegs verhängten Sanktionen für wirksam und erwartet in Russland einen Wirtschaftseinbruch von bis zu 15 Prozent in diesem Jahr. Dies geht aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums an den Linken-Abgeordneten Sören Pellmann hervor, die der dpa vorliegt. Pellmann zweifelt die Bewertung an.

Aber Pellmann zweifelt immer noch. Eine echte fünfte Kolonne.
ZitatPellmann kommentierte, «dass die Bundesregierung weiterhin behauptet, die Sanktionen würden Russland mehr schaden als uns, ist abwegig». Vielmehr werde der russische Präsident Wladimir Putin kaum getroffen, Deutschland und insbesondere der Osten jedoch sehr. «Wir brauchen eine ehrliche Bestandsaufnahme der Wirkung der Sanktionen», sagte der Ostbeauftragte der Linksfraktion der dpa. «Hierzulande Privathaushalte und Produktion zu ruinieren, ist keine Hilfe für die Ukraine.»

https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/berlin-wirtschaftseinbruch-in-russland-nach-eu-sanktionen-18258610.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 25. August 2022, 09:29:14
Wie der Ukraine-Krieg die Konsumaussichten der russischen Bevölkerung verbessert:

ZitatSie können sich am Ende des Sommers auf der Krim entspannen - Anfang Herbst für 6,8 Tausend Rubel pro Person - so viel kostet eine Woche in einem Drei-Sterne-Hotel, teilten Reiseveranstalter Izvestia mit. Die Preise in einigen Hotels auf der Halbinsel sind im Vergleich zum Vorjahr um 50-60 % gefallen.

6800 Rubel sind $ 113. Schuld sind allein "logistische Schwierigkeiten", d. h. öffentliche Verkehrsmittel; Flugzeug geht irgendwie gerade nicht. Zugreifen!  Achso, mittendrin heißt es noch:
ZitatEine Reihe kleiner Notfälle auf der Krim führten nicht zur Stornierung eines dort gebuchten Urlaubs Ende August/September.
https://iz.ru/1384740/anastasiia-platonova/kto-na-deshevenkoe-provesti-nedeliu-v-krymu-mozhno-ot-68-tys-rublei
8)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 25. August 2022, 16:27:14
Was denn? Auf der Krim herrscht doch eine Bombenstimmung!
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 26. August 2022, 10:16:07
ZitatChief Executive Leadership Institute Research Insights: "Business Retreats and Sanctions Are Crippling the Russian Economy"

From our analysis, it becomes clear: business retreats and sanctions are catastrophically crippling the Russian economy. We tackle a wide range of common misperceptions—and shed light on what is actually going on inside Russia, including:

—Russia's strategic positioning as a commodities exporter has irrevocably deteriorated, as it now deals from a position of weakness with the loss of its erstwhile main markets, and faces steep challenges executing a "pivot to Asia" with non-fungible exports such as piped gas

—Despite some lingering leakiness, Russian imports have largely collapsed, and the country faces stark challenges securing crucial inputs, parts, and technology from hesitant trade partners, leading to widespread supply shortages within its domestic economy

—Despite Putin's delusions of self-sufficiency and import substitution, Russian domestic production has come to a complete standstill with no capacity to replace lost businesses, products and talent; the hollowing out of Russia's domestic innovation and production base has led to soaring prices and consumer angst

—As a result of the business retreat, Russia has lost companies representing ~40% of its GDP, reversing nearly all of three decades' worth of foreign investment and buttressing unprecedented simultaneous capital and population flight in a mass exodus of Russia's economic base

—Putin is resorting to patently unsustainable, dramatic fiscal and monetary intervention to smooth over these structural economic weaknesses, which has already sent his government budget into deficit for the first time in years and drained his foreign reserves even with high energy prices – and Kremlin finances are in much, much more dire straits than conventionally understood

—Russian domestic financial markets, as an indicator of both present conditions and future outlook, are the worst performing markets in the entire world this year despite strict capital controls, and have priced in sustained, persistent weakness within the economy with liquidity and credit contracting – in addition to Russia being substantively cut off from international financial markets, limiting its ability to tap into pools of capital needed for the revitalization of its crippled economy
https://som.yale.edu/story/2022/chief-executive-leadership-institute-research-insights-business-retreats-and-sanctions
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 26. August 2022, 10:42:08
Dazu kommt noch (vieleicht stehts ja bei Yale auch), dass in der russischen Wirtschaft und im Haushalt enorme Summen versickern: Durch Untreue, Korruption, Verschwendung. Diese Summen fehlten bereits in Friedenszeiten, ohne das Ausland wirds noch schwerer, freies Kapital für Invest zu bekommen... vor allem, wenn man mit den Haushaltsüberschüssen konsumtive Ausgaben zum Ruhighalten der Bevölkerung decken muss.

Eine große Schwäche der russen seit 100 Jahren ist der Konsumgüterbereich, die Kommunisten haben diesen bei der Industrialisierung immer vernachlässigt, was die zentrale Planung anging. Auch nach 1991 hat man die Entwicklung dort mit Importen aus dem Westen substituiert, was jetzt natürlich richtig bescheiden ist.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: PeterPan am 27. August 2022, 14:43:35
Ich vergleiche das gerne mit toxischer Männlichkeit. Der Arbeiter ist nur ein Arbeiter wenn er nicht Bourgeoisie ist. Konsum gibt es nicht (auch Stress nicht). Harde Orbeit macht den/die Mann/Frau. Eine statische Gesellschaft die Militär- und Prestigeinfrastruktur lebt, aber sich angeblich mit Grundbedürfnissen zufriedengibt.

Daher kommt ja auch die immer noch bestehende Korruption. Abzweigung. Kamil Galeev hat glaube auch darüber geschrieben. Du bist an einer Fabrik für Ziegel vorbeigekommen und hast deinen Selbstgebrannten getauscht um dein Häusschen zu bauen. Solange der Kommi-Vorsteher auch etwas abbekam war da schon was zu machen.

Deswegen waren auch die Kommunisten auch so unvorbereitet auf den Babyboom. In ihren 5-Jahresplänen vollkommen eingetaucht um es auch ja kommunistisch-arbeiterisch korrekt zu gestalten. Dann musste es doch schnell gehen mit den Plattenbauten.

Es wurde sogar aus allen Teilen der GUS und Sowjetrepubliken Ressourcen abgezogen um Sibirien irgendwie zu "industrialisieren". Den erfolgreichen Orten wurden die Möglichkeiten genommen um sich zu verbessern.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 27. August 2022, 15:27:21
Nein, nicht wirklich. Du wirfst da einiges durcheinander.

Die Korruption entsteht aus einer nicht ausgewogenen Ressourcenverteilung. In der SU war der Plan eben nicht perfekt und es gab einen riesigen Anteil an nicht erfasster "Schattenwirtschaft", die natürlich Auswirkungen auf den geplanten Teil hatte. Luxus- und Konsumgüter wurden bspw. nie entlang der Bedarfe geplant, gleichzeitig war das Geld praktisch nutzlos (Grundbedürfnisse wurden quasi gratis bedient, Luxus gabs für Rubel nicht zu kaufen, warum also Rubel?).

Plattenbauten waren im Ostblock eine Antwort auf den Wohnungsmangel durch den Weltkrieg UND die sich rasant nachholende Entwicklung der Landflucht. Gerade in der SU wurde durch die Industrialisierung der 5-Jahrespläne, der Kollektivierung der Landwirtschaft und die Bevorzugung industrieller Zentren bei der Verfügbarkeit von Waren eine enorme Migrationsbewegung vom Land in die Städte ausgelöst. D.h. bereits vor dem 2. Weltkrieg hatten die Industriestädte der SU ein Problem, nach dem Krieg erst recht.

Die Industrialisierung Sibiriens hatte mehrere Gründe. Einer war die Evakuierung von Industrie aus dem Westen des Landes nach dem Überfall der Nazis. Bereits davor wurde begonnen, die wichtigen Rohstoffvorkommen zu erschließen. Magnitogorsk ist das Paradebeispiel für so einen Entwicklungscluster. Das Besondere der sowjetischen Industrialisierung war ihre Schwerindustriefokussierung. Einerseits wurde im rasanten Tempo die landesweiten Defizite bei der Grundstoffherstellung angegangen, zweitens war da der militärische Fokus und drittens gab es zunächst keinerlei Interesse (und keine Ressourcen) an Leicht- und Kosumgüterindustrieentwicklung. Dies rächte sich zwar tlw. im Weltkrieg, wurde aber durch Lend/lease ausgeglichen: Die Westalliierten haben viele Lücken der sowj. Produktion im Weltkrieg gestopft: LKWs wurden zu hunderttausenden geliefert, Schuhe, Stoff, Chemie, Elektronik, ganze Loks/Güterzüge, Schienen... Der Anteil der Dual-use-Güter an den L/L-Lieferungen wird sehr gern ignoriert. Nach dem Krieg hat man dann auch sehr gern auf die Konsumgüterindustrien der RGW-Länder zurückgegriffen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: PeterPan am 27. August 2022, 16:47:18
Plattenbauten waren auch die Antwort auf den Babyboom in den Sowjetrepubliken. Die Bevölkerung ist nachdem Zusammenbruch im 2.WK von 170 Millionen auf etwa 240 Millionen im Jahr 1970 angestiegen. Der Bedarf an Wohnraum war groß und ja auch Landflucht spielte eine Rolle. Auch Menschen die Richtung Sibirien und Kasachstan gebracht wurden konnten nach der Lockerung der Personenfreizügigkeit wieder Richtung "Heimat".

Die Industrialisierung ging auch nachdem 2.WK weiter. Ressourcen wurden gebunden um den rohstoffreichen Osten zu erschließen. Städte wurde ausgehoben. Ukrainer, Weißrussen und Russen haben ihre "Ausbildung" in Sibirien gemacht. Eine meiner Tanten hat Buchhalterin in Irkutsk gelernt, obwohl sie aus der Ukraine kam.

Auf die schnelle diesen Artikel zum gleichnamigen Buch gefunden. Vor 2-3 Jahren einen ausführlicheren Artikel der Bezug auf das Buch nahm gelesen. Leider finde ich es nicht mehr.
https://www.brookings.edu/articles/the-siberian-curse-does-russias-geography-doom-its-chances-for-market-reform/
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 27. August 2022, 17:39:36
Alles klar. Das Problem des Sozialismus im gesamten RGW war aber, dass es die Entwicklung nicht nachhaltig gestaltet hat. Im Fall der SU hiess das, dass die "Neusiedlungsgebiete" weniger attraktiv waren für die Menschen als die "traditionellen" Zentren... und die SU bzw. russland hat diese Gebiete "falsch" kolonisiert. Das Buch/der Artikel von dir beschreibt das ja. Ein ähnliches Problem hat auch Kanada und die USA. Beide Länder haben riesige Gebiete, die extrem dünn besiedelt sind, aber Rohstoffe in allen möglichen Formen bieten. In russland wurde aber nach den verschiedenen Formen der Umsiedelung unter Zar und Kommunismus nicht darüber nachgedacht, wie man mit diesen "Altlasten" umgeht. Gleichzeitig hat man die Rohstoffvorkommen als reine Geldquellen betrachtet, welche die Kommunisten erschlossen hatten und die nun nur noch gemolken werden...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 28. August 2022, 17:54:58
ZitatRussland verbrennt derzeit offenbar große Mengen an Erdgas nahe der im Moment wenig befüllten Ostseepipeline Nord Stream 1. Wie der britische Sender BBC berichtet, ist vom benachbarten Finnland aus bereits seit einigen Wochen eine ungewöhnlich große Flamme zu sehen, die in Portowaja nordwestlich von Sankt Petersburg brennt. Auch auf Satellitenbildern ist sie demnach deutlich zu erkennen.
[...]
Das Abfackeln von Gas im Verarbeitungsprozess ist nichts Ungewöhnliches. Erstaunt zeigten sich Experten jedoch über die enormen Mengen. Auch wenn die genaue Dimension der abgefackelten Gasmengen schwer zu beziffern seien, geht der Energie-Branchendienst Rystad davon aus, dass in Portowaja täglich etwa 4,34 Millionen Kubikmeter Gas in Rauch aufgehen. Dies sei Gas im Wert von umgerechnet rund zehn Millionen Euro am Tag. Rystad schätzt die in der Atmosphäre abgefackelte Gasmenge auf etwa 0,5 Prozent des Tagesbedarfs der EU. Der Branchendienst bezeichnete das Verbrennen solch großer Mengen Erdgas als Umweltkatastrophe. Es würden täglich rund 9000 Tonnen CO2 freigesetzt.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/nord-stream-gas-verbrennen-russland-sanktionen-flamme-gaspreis-gazprom-bbc-101.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 31. August 2022, 08:41:26
Etwas OT: Gorbatschow ist verstorben.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/gorbatschow-nachruf-101.html

Vermutung: Im Kreml knallen die Krimsektkorken.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 31. August 2022, 11:03:40
Gerade wollte ich es im Ukraine-Thread schreiben. Aber dass im Kreml die Sektkorken knallen, glaube ich nicht. Eher wird die Reaktion sein "ach, der lebte noch?". Jedenfalls, er war ein Staatsmann umgeben von Dilemmata. Was er wohl von den aktuellen Entwicklungen hielt?
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 31. August 2022, 11:39:59
Nix wird er gehalten haben... denn er hat auf dem Bosssessel erlebt, was passiert, wenn die Ethno-Shice hochkocht: Die Auseinandersetzungen zwischen den Sowjetvölkern waren ein gewichtiger Grund für das Ende der SU. Und der Ukrainekrieg ist ein ethnischer Krieg. Die russen haben nie verstanden, warum bspw. der Kaukasus so ein Pulverfass ist oder warum die Ukrainer, Belarussen, Balten, Finnen und Polen nie begeistert über die Herrschaft moskaus waren. Gorbatschow hat das begriffen und deswegen auch die Nationalitäten ziehen lassen: Hätte er sie mit Gewalt halten wollen, hätte das tote russen bedeutet, was die russen eigentlich nicht wollten. Die hatten damals genug von dem kleinen Krieg in Afghanistan... und dann kochte ja schon Tschetschenien hoch. Darüber hinaus war Gorbatschow klar, dass die Armee auch wegen Afghanistan und der Konzentration auf Technologie "hohl" war, kein wirklich schlagkräftiges Werkzeug, weshalb der Abzug der Sowjets aus der DDR auch wichtig war: Damit kam die beste Gruppe der RA wieder zurück und konnte kurzzeitig als strategische Reserve dienen.

Sektkorken werden nicht knallen. Gorbatschow war seit 25 Jahren politisch tot, nur noch ein Aushängeschild und Märchenonkel. Wurde "benutzt" für die Lügen des Kreml zur Nato, mehr aber auch nicht. Jelzin war wichtiger für den Kreml, weil unter ihm die Wirtschaft und damit die Futtertröge umgekrempelt wurden. Tschubai kriecht da ja auch noch irgendwo rum...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 31. August 2022, 12:43:19
Gorbatschow wurde der Untergang der SU angelastet, deshalb war er ja in Russland auch so extrem unbeliebt, ganz im Gegensatz zum Westen. Deshalb denke ich schon, dass in manchen Kremlkreisen eine klammheimliche Freude darüber herrscht, dass der Totengräber der SU endlich selber unter der Erde verschwindet.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 01. September 2022, 12:55:54
Putin kommt nicht zu Gobatschows Beerdigung. Hat keine Zeit. Na ja, wäre dem Verblichenen vielleicht sogar ganz Recht.

https://web.de/magazine/politik/russlands-praesident-putin-bleibt-trauerfeier-gorbatschow-fern-37250116
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: HAL9000 am 01. September 2022, 14:24:34
Passt auch in den Ukraine-Thread:
https://orf.at/stories/3283408/
Fenster sind in Russland(s Krankenhäusern) sehr gefährlich, wie man wieder einmal sieht.
Lukoil hat sich offen für die Beendigung des Krieges ausgesprochen. Jetzt ist also schon
der zweite Lukoil-Manager unter "myteriösen" Umständen ums Leben gekommen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 02. September 2022, 22:09:38
Anscheinend klemmt es allmählich auch bei den russischen Eisenbahnen.

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 03. September 2022, 07:43:43
Die Versorgung der russischen Armee erfolgt in hohem Maß über die Bahn. Wenn jetzt also die Lokomotiven und Wagons wegen Defekten und Schäden ausfallen, dann wird deren Operationsradius in der Ukraine noch mehr eingeschränkt. Das ist gut für die Ukraine.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 03. September 2022, 08:18:20
Ich hab Mal versucht herauszufinden, wie hoch der Anteil am Gütertransport auf der Schiene ist:

ZitatIm Jahr 2018 beförderten die Russischen Eisenbahnen 1,4 Milliarden Tonnen Güter, wie der Pressedienst mitteilt. Das entspricht einem Anteil von 17 Prozent an der Gesamtmenge im Land. Zieht man die zurückgelegte Strecke mit ein, so liegt der Anteil bei etwa 45 Prozent.

Quelle: https://mdz-moskau.eu/gueterverkehr-bahn-russlands-eiserne-lebensadern/

Leider sind das die einzigen Zahlen die ich gefunden habe. Nichts desto trotz das Behinderungen im Schienengüterverkehr der russischen Wirtschaft ziemlich weh tun werden, besonders was den Transport von Gütern über große Distanzen angeht.

Allerdings ist Bahntechnik nicht notwendigerweise Highend Technik von daher rechne ich nicht mit einem Zusammenbruch des russischen Schienenverkehrs wohl aber mit Einschränkungen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 03. September 2022, 10:24:05
Mich wundert sowieso, dass sie in Sachen Bahn auch so stark von Importen abhängig sein sollen. 
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 03. September 2022, 10:55:24
Ganz einfach: Man hing technologisch in den 90igern so weit zurück, dass ein Aufholen aus eigener Kraft quasi unbezahlbar war. Gleichzeitig haben Siemens und Co über russland ihre im Sinkflug befindlichen Bahnsparten "retten" können. Win-win-Situation. Drittens ist es für russische "Manager" deutlich leichter, über Dienstleistungsvergaben private Marge zu machen als in einem richtigen Unternehmen Gewinne zu erwirtschaften. "Buy" statt "Make" geht immer schneller, hat aber die gezeigten Konsequenzen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: PeterPan am 04. September 2022, 17:49:14
Dazu passendes jammern von Russlands Staatsbahn.

https://forum.psiram.com/index.php?topic=17890.msg260071;topicseen#msg260071
Zitat von: Bachblüte am 19. Juli 2022, 19:34:1718:10 Uhr
Russlands Staatsbahn bittet um Aufhebung der EU-Sanktionen

Russlands Eisenbahn RZD ist von den Sanktionen des Westens im Zuge des Ukraine-Krieges stark betroffen und bittet die EU, die Strafmaßnahmen zurückzunehmen. Sie seien sozial ungerecht, argumentierte der Staatskonzern im Nachrichtenkanal Telegram.

RZD landete als eines der ersten Unternehmen auf der Sanktionsliste, nachdem Truppen und Militärtechnik für den Angriff auf die Ukraine zumeist per Bahn an den Einsatzort transportiert worden waren. "Der EU-Ministerrat klassifiziert Züge als «Luxusgüter» für russische Bürger und blockiert ihre Lieferungen und Reparatur", hieß es.

Es handele sich aber um ein umweltfreundliches Verkehrsmittel vor allem für sozial schwache Schichten in Russland. Betroffen seien Rentner, Behinderte und Großfamilien. Zudem verstießen die Sanktionen gegen das Prinzip des freien Wettbewerbs.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 04. September 2022, 19:58:32
Züge als Luxusgüter zu klassifizieren, ist schon leicht absurd. Es müsste als Sanktionsbegründung doch reichen, dass die russische Bahn in erheblichem Umfang auch militärisch eingesetzt wird.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 07. September 2022, 18:39:58
Im Gegensatz zu Frontmeldungen können Nachrichten von russischen Quellen, die die Wirtschaft betreffen, gelegentlich durchaus informativ sein. Man muss sich nur bis ans Ende durchscrollen. Heute bei Iswestija:

ZitatDie US-Regierung hat die Lieferung von leistungsstarken Mikroprozessoren nach China und Russland verboten, die in Supercomputern, künstlichen Intelligenzsystemen und Farmen zum Schürfen von Kryptowährungen verwendet werden. Zunächst betrifft es die amerikanischen Firmen Nvidia und AMD. [...]

Der einzige Ausweg für die Russische Föderation besteht darin, eigene Prozessoren zu schaffen. Am vielversprechendsten ist die offene RISC-V-Architektur, und es gibt Unternehmen in Russland, die darauf basierende Chips entwickeln. Aber auch der Prozessor muss produziert werden, und wir haben keine einzige Fabrik, die in der Lage wäre, mit den erforderlichen Designstandards von 14 nm oder weniger zu arbeiten. Die wichtigste Chipfabrik der Welt – TSMC (Taiwan) – weigerte sich aufgrund von Sanktionen, mit russischen Kunden zu interagieren. Bleibt theoretisch noch die chinesische Fabrik der Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC) in Shanghai, die noch nicht unter 14 nm vordringen konnte. Aber SMIC arbeitet mit einigen ausländischen Kunden zusammen, alle aus den USA (Qualcomm, Broadcom, Texas Instruments), sodass es wahrscheinlich ist, dass es auf eine Zusammenarbeit mit Chipentwicklern aus Russland verzichten wird. Meint, Wir brauchen unsere eigene Fabrik 14nm oder weniger. Aber das ist ein Thema für eine andere Kolumne.

Russland wird die größte Mikroelektronik der Welt bauen. Ich glaube nicht, dass das nur Gamer und Bitcoin-Schürfer betrifft.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 07. September 2022, 19:54:23
Woran erkannte man in der DDR, dass die Wohnung verwanzt war? Man hatte einen neuen Einbauschrank vom VEB Robotron...

Das Problem für russland ist, dass die Geheimdienstler keine Ahnung und kein Interesse an wirklicher Autarkie hatten. Solange sie den Meldungen nach "autark" waren, reichte es ihnen. Und wirkliche Experten haben sie nie in ihre Kreise gelassen. Das Ergebnis sieht man jetzt.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: PeterPan am 07. September 2022, 20:44:10
Solche Artikel lesen sich wie Griff nach den Wolken. Der Zugang zu hochspezialisierten Gütern für Russland geht ja wie mehrfach aufgezeigt über das Ausland. Die eigenen Mikroprozessoren wurden von TSMC gebaut. Hat Russland überhaupt irgendeine Fabrik im Bereich Mikroelektronik?

Warum bereits nach 14nm lechzen, wenn nicht mal die Fabrik oder die Gerätschaften existieren. Und noch besser es wird sich ja nun in die Arme Chinas begeben. Die werden natürlich ihre Technik wanzenfrei halten  ;)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Daggi am 07. September 2022, 21:28:42
Es gibt Privatleute und auch Profis, die aufgefundene Technik der Russen genau unter die Lupe nimmt, zum Beispiel die verschossenen oder eroberte Marschflugkörper und Raketen. Die privaten tauschen sich über Twitter aus. Im Ergebniss stammt die Elektronik zwar fast immer aus eigenen Werstätten, aber die Computerchips kommen aus den USA, Japan, Taiwan oder Europa. Affällig ist dabei, daß es sich um "consumer"-Chiptechnik handelt, also Hardware, die nicht den strengeren Bestimmungen (z.B. Temperaturbereich, Ausfallsicherheit usw) der Militärs unterliegen. Bei Dronen wurden ja auch Canon-Kameras gefunden, die man im Kaufhaus bekommt.

Der Haken dabei: die Anwender können die Prozessoren zwar nutzen, kennen den Aufbau und die interne Software nicht. Denkbar ist, daß Hersteller eine Anwendungerkennung versuchten. Stellt der chip fest, daß er in einer Rakete ist, könnte er entsprechend reagieren. Daher verwenden Waffenunternehmen im Westen nur eigene Hardware, oder von sicherer Herkunft. Nicht vom Markt. Das ist ja auch der Hintergrund der Sorge vor Huawei im IT-Harware Bereich.

https://gagadget.com/en/135720-nyt-almost-all-advanced-russian-military-equipment-is-made-up-of-components-from-europe-and-the-united-states/

https://www.globaldefensecorp.com/2021/04/14/russian-orlan-10/

https://www.dawn.com/news/1703972

https://www.japantimes.co.jp/news/2022/06/03/world/u-s-tech-russia-vulnerability/
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: eLender am 09. September 2022, 22:55:48
Zitat"Es gibt viele Bereiche der russischen Wirtschaft, bei denen man sagen kann, dass sie keine Zukunft haben werden", führt der Osteuropa-Experte aus. Nach seiner Beobachtung hält der Staat den Betrieb mit Subventionen über Wasser, indem ganze Belegschaften mit gekürzten Gehältern in Betriebsferien geschickt werden. Das werde allerdings auf Dauer immer schwerer zu finanzieren sein. "Für Russland gibt es keinen Silberstreif am Horizont", sagt er. "Es ist als Wirtschaftsraum toxisch geworden."
https://www.n-tv.de/mediathek/audio/Der-russische-Wirtschaftsraum-ist-toxisch-geworden-article23579318.html

bzw. https://audionow.de/share/eb511796-b4df-4ac1-bc27-b67471d97f58

Läuft 8)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 09. September 2022, 23:06:21
Was heißt läuft? Nordkorea und andere Länder beweisen, dass man mit einer verarmten Bevölkerung ein diktatorisches Regime aufrechterhalten kann. Für das "Notwendige" - Militär, Geheim- und Sicherheitsdienste, eine minimale Versorgung der Bevölkerung, rudimentäre Infrastruktur sowie Luxus für die Nomenklatura - reicht es irgendwie immer und zu einer Revolte kommt es so gut wie nie.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 10. September 2022, 10:47:08
Naja, um in Russland ein zum Kim-Regime analoges System zu etablieren, dürften nicht so viele Russen bereits den Geschmack an sinnlosen Konsum und Luxusprodukten gewonnen haben. Dann würde wahrscheinlich wirklich eine Revolution von Wutrussen anstehen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 10. September 2022, 13:20:55
Sie können die Wut sehr einfach auf die Sanktionen lenken, zumal es ohnehin schon ständige Propaganda ist, dass der Westen das heilige Russland aus purer Missgunst und Bösartigkeit zerstören will.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 10. September 2022, 13:44:36
Das Problem in russland ist, dass es eben keine wirklich schlagkräftige Alternativgruppe für die Herrschaft gibt. Das Militär zerlegt sich selbst, die Oligarchen wurden von den silowiki zerstört und die Zivilgesellschaft ist nichtexistent. Gleichzeitig sieht man, dass die silowiki das Land nicht regieren können, allenfalls verwalten... und in den Parteien hängen zu viele direkt an den silowiki dran, bzw. wurde nach Nasenfaktor statt Komeptenz befördert. Durch das Enteignen vieler Privatunternehmer gibts auch da keinerlei Anzeichen für Initiative. russland wird nicht in einer Revolution untergehen, es werden sich vielmehr informelle Kooperationen von Regionen ergeben, die dann mehr oder weniger sanft den Austritt aus der Föderation wagen. Der Horizont Moskaus wird zusammenschrumpfen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 10. September 2022, 15:38:24
Zitat von: sailor am 10. September 2022, 13:44:36die Zivilgesellschaft ist nichtexistent.
Ich denke, die gibt es in Russland sehr wohl, aber sie ist bis auf weiteres eben zu schwach, um die Verhältnisse nachhaltig ändern zu können.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 10. September 2022, 18:15:33
Wenn sie nix bewirkt ist sie für den Diskurs um die Zukunft nichtexistent. Die Zerschlagung der Zivilgesellschaft war für putin ein Dauerziel, bloss keine Orgas ausserhalb der Kontrolle der silowiki zulassen. Die Parteien repräsentieren nicht das Volk, die Wirtschaft wird ferngesteuert, die Verwaltung ist eine Verlängerung des Kremls.

Jetzt werden sich aber die ersten "Widerständler" aus den Löchern wagen. Der kreml wankt, Teile der Rosgardia (Truppen des Innenministeriums) sind in der Ukraine und die silowiki spüren den Eiseshauch der Niederlage.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Juliette am 11. September 2022, 08:59:20
Deshalb gibt es jetzt in der Schule Erziehung zu Patriotismus als Fach:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/propaganda-an-russischen-schulen-100.html (https://www.deutschlandfunkkultur.de/propaganda-an-russischen-schulen-100.html)

ZitatAb dem nächsten Schuljahr wird patriotische Erziehung in Russland zum Unterricht gehören. Damit werden antiwestliche Ressentiments geschürt, fürchtet der in Russland aufgewachsene Autor Alexander Estis: aggressiver als während des Kalten Krieges.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 12. September 2022, 10:00:52
Zitat von: sailor am 10. September 2022, 18:15:33Wenn sie nix bewirkt ist sie für den Diskurs um die Zukunft nichtexistent. Die Zerschlagung der Zivilgesellschaft war für putin ein Dauerziel, bloss keine Orgas ausserhalb der Kontrolle der silowiki zulassen. Die Parteien repräsentieren nicht das Volk, die Wirtschaft wird ferngesteuert, die Verwaltung ist eine Verlängerung des Kremls.
Vollständig erreicht hat er dieses Ziel offenbar nicht, siehe z.B. hier (https://forum.psiram.com/index.php?topic=17890.msg262464#msg262464). Auf Youtube gibt es auch etliche Kanäle, die unabhängige Straßeninterviews in Russland zeigen. Ich halte eine zurzeit natürlich sehr schwache und gefährdete, aber dennoch potentiell zukunftsträchtiger Zivilgesellschaft in Russland durchaus für existent.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 12. September 2022, 15:17:39
Das Problem dieser Einzelstimmen ist, dass putin es geschafft hat, dass die sich alle "allein" fühlen. Jede Vernetzung (ausser Telegram) wird überwacht und sofort zerschlagen... teilweise einfach aus Prinzip, teilweise, weil Zivilgesellschaft Dinge öffentlich macht, die man nicht öffentlich sehen will (Korruption, Vorteilsnahme, Verschwendung, Rechtsbrüche). Solange sich die Menschen nicht "ungestört" organisieren können wird das nix mit der Zivilgesellschaft.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 12. September 2022, 18:24:06
Sicher, dass Telegram nicht auch überwacht wird?
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 12. September 2022, 19:14:00
Zitat von: sailor am 12. September 2022, 15:17:39Das Problem dieser Einzelstimmen ist, dass putin es geschafft hat, dass die sich alle "allein" fühlen. Jede Vernetzung (ausser Telegram) wird überwacht und sofort zerschlagen... teilweise einfach aus Prinzip, teilweise, weil Zivilgesellschaft Dinge öffentlich macht, die man nicht öffentlich sehen will (Korruption, Vorteilsnahme, Verschwendung, Rechtsbrüche). Solange sich die Menschen nicht "ungestört" organisieren können wird das nix mit der Zivilgesellschaft.
Ja, aber es gelingt dem Regime eben nicht, alles an Opposition ein für alle mal zu zerschlagen. Dass z.B. eine Handvoll Petersburger Kommunalpolitiker Putin offen herausfordern, ist doch ein klares Zeichen dafür, dass das Regime nicht alle mund- oder ganz tot machen kann. Natürlich werden sie Putin nicht stürzen können, aber sie zeigen, dass es eben nicht nur putintreue Russen gibt. Anfangs sind ja auch Zehntausende gegen den Krieg auf die Straße gegangen, die sich zwar jetzt nicht mehr trauen, aber sozusagen eine Zivilgesellschaft im Wartestand sind.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 12. September 2022, 20:09:58
ZitatAnother death of a top official in #Russia

The body of Ivan Pechorin, the managing director of the Far East and Arctic Development Corporation's aviation industry, was found on Russky Island.

Pechorin, in a state of alcoholic intoxication, fell overboard a pleasure boat.

So was macht man ja auch nicht, besoffen auf Luxusyachten herumtanzen.

Kommentare:
Zitati think this tells us all we need to know: 'The corporation's former CEO Igor Nosov, 43, also died suddenly in February, reportedly from a stroke' https://dailymail.co.uk/news/article-11203945/Russian-official-linked-energy-sector-falls-overboard-death-boat.html
---
I feel so sorry, but I'm so exited already who is next☺️
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: HAL9000 am 12. September 2022, 20:23:58
Wenigstens variieren sie ein wenig. Die Fensterstürze waren schon langweilig.
Es wird Zeit für einen neuen Film: "A Million Ways to be Died in the East"
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 12. September 2022, 20:33:00
ZitatPechorin, in a state of alcoholic intoxication, fell overboard a pleasure boat.
Völlig off topic: Genau so soll ja auch Antinous, der Geliebte des römischen Kaisers Hadrian, ums Leben gekommen sein. Auf einer Nilfahrt. Allerdings war das vielleicht wirklich ein Unfall...

Zitat von: HAL9000 am 12. September 2022, 20:23:58Wenigstens variieren sie ein wenig. Die Fensterstürze waren schon langweilig.
Es wird Zeit für einen neuen Film: "A Million Ways to be Died in the East"
Mich wundert, dass das immer so offensichtlich ist. Warum lässt man solche Leute nicht einfach in der Taiga oder im Baikalsee spurlos verschwinden? Andererseits, wahrscheinlich soll es offensichtlich sein. Zur Stärkung von Loyalität und Disziplin.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 12. September 2022, 20:46:48
Ja. Der KGB hatte in Teilen (Auslandssektion) wenigstens noch Stil, Raffinesse und einen Sinn für "Unfälle". Jetzt sind dort die Schlägertypen dran, die genau das sagen wollen: "Du stehst uns im Weg, du kommst weg und jeder weiss, dass wir es waren." Deswegen auch Novichok: Es ist ein Statement der Schläger, die mit Trophäen protzen, die in ihrer Blase dadurch Anerkennung bekommen... aber gleichzeitig nicht merken, dass sie sich für alle anderen unmöglich machen. Unter putin haben die "Diebe im Gesetz" das Gesetz in der Hand.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: HAL9000 am 12. September 2022, 20:48:19
Zitat von: Max P am 12. September 2022, 20:33:00... wahrscheinlich soll es offensichtlich sein...
Natürlich. Klar Botschaft: "Wir kriegen euch jederzeit, wenn wir wollen!"
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: eLender am 13. September 2022, 20:14:44
Und läuft...

ZitatMonatelang erzielte Russland angesichts der explodierenden Rohstoffpreise einen riesigen Haushaltsüberschuss. Doch diese Zeiten sind offenbar vorbei. Im August gab es ein Defizit in Milliardenhöhe.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Russlands-Uberschuss-loest-sich-in-Luft-auf-article23585763.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: PeterPan am 14. September 2022, 16:03:51
Wikipedia ist zackig auf den Beinen. Da neulich wieder ein russischer Geschäftsmann mysteriös gestorben ist wurde die Liste erweitert.

2022 Russian businessmen mystery deaths
https://en.wikipedia.org/wiki/2022_Russian_businessmen_mystery_deaths
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 14. September 2022, 18:04:22
Zitat von: PeterPan am 14. September 2022, 16:03:512022 Russian businessmen mystery deaths
https://en.wikipedia.org/wiki/2022_Russian_businessmen_mystery_deaths

Auf Twitter gab es einen Kommentar dazu (ich zitiere aus dem Gedächtnis):
ZitatYou don't commit suicide, the suicide commits you
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 15. September 2022, 16:36:52
ZitatFinanz.ru
@finanzru
Правительство запускает секвестр бюджета после сильнейшего за 11 лет обвала доходов

Минфин сообщил министерствам, что финансирование урезается на 10% после того, как за лето в бюджете образовалась дыра на 1,5 трлн рублей.


Die Regierung leitet nach dem schlimmsten Einbruch der Einnahmen seit 11 Jahren eine Haushaltseinziehung ein

Das Finanzministerium hat den Ministerien mitgeteilt, dass die Mittel um 10 % gekürzt werden, nachdem sich im Sommer ein Loch in Höhe von 1,5 Billionen Rubel im Haushalt geöffnet hatte.
https://www.moscowtimes.eu/2022/09/15/pravitelstvo-zapuskaet-sekvestr-byudzheta-posle-silneishego-za-11-let-obvala-dohodov-a24313

Daraus:
ZitatSeit Beginn des Sommers war die Regierung nicht in der Lage, Einnahmen und Ausgaben auszugleichen, und die kumulierte Summe für Juni-August verzeichnete ein Defizit von 1,452 Billionen Rubel. Infolgedessen war fast der gesamte "Überschuss" an Geld, der in sechs Monaten angesammelt worden war, bis zum Herbst ausgegeben: Von 1,589 Billionen Rubel Anfang Juni blieben bis Ende August nur noch 131 Milliarden Rubel übrig.

Unter dem Druck der Sanktionen und deren Folgen verliere der Haushalt rapide an Einnahmen, schreiben die Analysten der Raiffeisenbank. Schwierigkeiten beim Verkauf von Öl nach Asien und die Abschaltung von Gas für europäische Länder führten dazu, dass die Steuereinnahmen für Öl und Gas im Juli um 29 % im Jahresvergleich einbrachen – ein Rekord für 11 Jahre verfügbarer Statistiken. Im August sanken sie um weitere 13 % auf ein Minimum für 14 Monate (671,9 Milliarden Rubel).
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 16. September 2022, 13:27:38
Nein, Sanktionen wirken nicht und wir werden ewig am Gashahn russlands hängen! :D :D :D
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 16. September 2022, 13:38:02
Die Energiekosten scheinen aber trotzdem vielen Probleme zu bereiten. Ich sehe auch nicht, dass sie in absehbarer Zeit sinken werden.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 16. September 2022, 13:53:59
Zitat von: Scipio 2.0 am 16. September 2022, 13:38:02Die Energiekosten scheinen aber trotzdem vielen Probleme zu bereiten. Ich sehe auch nicht, dass sie in absehbarer Zeit sinken werden.
Ich habe noch niemanden gelesen/gehört, der das im Ernst bestritten hätte. Die Anpassungsleistung, die auf die Gesellschaft zu kommt, ist in den letzten 80 Jahren ohne Beispiel.

Nebenbei: Die Gaspreise sind schon wieder etwas gesunken.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 16. September 2022, 17:54:50
Das ist eine andere Geschichte... grundsätzlich war die Verteuerung schon vor dem Krieg absehbar; einerseits aufgrund des reduzierten Warenangebotes wegen unterbrochener Lieferketten und andererseits aufgrund der Geldmengen, die seit der Finanzkrise frei zirkulieren. Die Energiepreise haben diese Entwicklung noch geboostert.

Für russland ist der Lieferstopp jetzt ein Schuss ins Knie, denn Euopa hätte auch volle Liefermengen weiter bezahlt. russland dagegen hat keine alternative "Lieferkette" nach Asien, die Pipelines dort sind nicht mit den Feldern für Europa verbunden. Gleichzeitig waren die russen bei solchen Projekten bereits zu Sowjetzeiten massiv auf externe Hilfe angewiesen. Also kann China nicht als Abnehmer einspringen. Das technische Problem ist auch, dass man die Förderung nicht einfach skalieren kann, ohne dass es Schäden/Verluste gibt und die ganze Fördertechnik kommt aus dem Ausland.

Was das Haushaltsdefizit so gefährlich macht für putin: Da er die Ausgabenpolitik NICHT ändern kann läuft es auf Gelddrucken hinaus. Zusammen mit einem sehr eingeschränkten Konsumgüterangebot wird die Inflation in russalnd deutlich stärker ausfallen als in D.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: HAL9000 am 16. September 2022, 18:31:24
Zitat von: sailor am 16. September 2022, 17:54:50... Also kann China nicht als Abnehmer einspringen ...
Aber "bald" schon...  :laugh:
https://orf.at/stories/3285496/

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 16. September 2022, 20:14:21
Abwarten. Baustart 2024? Bis dahin fliesst noch viel Wasser den Amur hinunter.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 16. September 2022, 21:27:09
Putin im Kreise weiterer Weltverbesserer:


Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: HAL9000 am 17. September 2022, 10:03:18
Zitat von: sailor am 16. September 2022, 20:14:21... Bis dahin fliesst noch viel Wasser den Amur hinunter.
Darum steht das "bald" in #167 unter Anführungszeichen.
Wer weiß, ob sich Russland 2024 den Bau überhaupt noch leisten oder die Hardware dafür auftreiben kann.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 17. September 2022, 14:08:19
China könnte u.U. sowohl Material als auch Geld bereitstellen bzw. den Bau zum größten Teil gleich ganz übernehmen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: HAL9000 am 17. September 2022, 14:46:52
Zitat von: Bratmaxe am 17. September 2022, 14:08:19China könnte u.U. sowohl Material als auch Geld bereitstellen bzw. den Bau zum größten Teil gleich ganz übernehmen.
Natürlich, das macht China ja schon seit Jahren in diversen akfrikanischen Staaten so.
Die Rendite der Gaslieferungen durch eine derart erbaute Pipeline dürfte sich dadurch
allerdings eher nicht erhöhen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 17. September 2022, 14:57:25
Zitat von: HAL9000 am 17. September 2022, 14:46:52
Zitat von: Bratmaxe am 17. September 2022, 14:08:19China könnte u.U. sowohl Material als auch Geld bereitstellen bzw. den Bau zum größten Teil gleich ganz übernehmen.
Natürlich, das macht China ja schon seit Jahren in diversen akfrikanischen Staaten so.
Die Rendite der Gaslieferungen durch eine derart erbaute Pipeline dürfte sich dadurch
allerdings eher nicht erhöhen.

China hätte ggf. eher geostrategische Gründe. Russland bietet sich als Rohstoffkoloniepartner für China ja gerade willig an.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 17. September 2022, 15:42:45
Die Frage ist, ob China das Knowhow für Langstreckengastransport hat. Da hängt ne Menge dran, das ist nicht einfach ein vergrabenes Rohr. Siehe die Verdichterturbine, die angeblich bei NS1 "Probleme" macht... woher kommt die, ich komm grad nicht drauf... ;) :D

China kann als einzig wahrscheinlicher "Großabnehmer" im Osten die Preise diktieren. Das Problem russlands ist hier die Geografie: Die Felder am Ural, die heute Europa versorgen bekommt man so schnell (und so einfach) nicht an einen Strang nach China angeflanscht. Das chinesische Gas soll aus den Feldern Sibiriens und des Fernen Ostens kommen. Da wurden tlw. schon Felder erschlossen, aber ich bezweifele, dass bereits jetzt die technische Kapa da ist, die angekündigten Quoten zu liefern. Mit anderen Worten, neben dem Rohr müssen auch Quellen erschlossen werden. Und das haben in der Vergangenheit westliche Firmen für GazProm und Co erledigt.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 17. September 2022, 16:40:37
Zitat von: sailor am 17. September 2022, 15:42:45Die Felder am Ural, die heute Europa versorgen bekommt man so schnell (und so einfach) nicht an einen Strang nach China angeflanscht. Das chinesische Gas soll aus den Feldern Sibiriens und des Fernen Ostens kommen. Da wurden tlw. schon Felder erschlossen, aber ich bezweifele, dass bereits jetzt die technische Kapa da ist, die angekündigten Quoten zu liefern. Mit anderen Worten, neben dem Rohr müssen auch Quellen erschlossen werden. Und das haben in der Vergangenheit westliche Firmen für GazProm und Co erledigt.

Ich habe gelesen, dass sehr viel Gas aus Sachalin kommt oder kommen kann. Das wäre schon relativ nah an China. Die Chinesen können sich darüber hinaus doch auch westliches Knowhow kaufen wie vor kurzem noch Russland. Oder tun dies bereits ohnehin. Außerdem denkt Putin doch in Jahrtausenden seit Gründung der Kiewer Rus. Da sind ein paar Jahre nur für den kurzatmigen Westen von Bedeutung. ;D
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 17. September 2022, 18:39:24
Die entsprechenden Prospektions- und Spezialbaufirmen werden aber auch im Auftrag Chinas keinen Fuß nach russland setzen... genausowenig wie wichtige chinesische Firmen NICHT bei den Importen nach russland eingesprungen sind.

Sachalin ist eine Region, ja, Jakutien die andere. Sachalin hat hinsichtlich Gas eine andere Rolle, dort gibts ein LNG-Terminal, womit russland noch ganz andere Kunden beliefern kann... wenn LNG-Tanker dort festmachen... davon hat russland selbst nicht viele.

NZZ zu Sachalin 2017 (https://www.nzz.ch/wirtschaft/sachalin-wo-oel-getrunken-und-gas-geatmet-wird-ld.1340142)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 21. September 2022, 11:57:20
Die Gazprom-Lobby:

ZitatAm Ende dieser nervenaufreibenden Recherche kam es, wie es kommen musste:
Eine Person im Gazprom-Netzwerk, Sigmar Gabriel, drohte mit rechtlichen Schritten gegen unsere Recherche. Natürlich haben wir sie heute trotzdem veröffentlicht - ein Mustread 🧵

https://twitter.com/AnnikaJoeres/status/1572186277843181571
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Juliette am 21. September 2022, 12:58:06
Danke. Auch bequem direkt auf Correctiv nachzulesen:

https://correctiv.org/aktuelles/russland-ukraine-2/2022/09/20/gas-gazprom-lobby-deutschland/
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 21. September 2022, 13:12:32
Hat Sigmar Gabriel ein Verhältnis mit Babra Streisand? Frage für einen Redakteur der BUNTEN :D
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 21. September 2022, 13:30:55
Zitat von: sailor am 21. September 2022, 13:12:32Hat Sigmar Gabriel ein Verhältnis mit Babra Streisand? Frage für einen Redakteur der BUNTEN :D
Nö, das braucht's nicht. Sigmar ist einfach nur ein alternder Narzist, der den Verlust an Wichtigsein nicht verwinden kann.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 23. September 2022, 16:56:52
ZitatBundesweit haben Ermittler von Bundeskriminalamt und der Steuerfahndungen Häuser des russischen Oligarchen Usmanow durchsucht. Es geht um den Verdacht der Steuerhinterziehung, der Geldwäsche und des Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz.

https://www.tagesschau.de/investigativ/razzia-usmanow-103.html

Al Capone haben sie am Ende auch über nicht gezahlte Steuern am Wickel gehabt. Eventuell wiederholt sich hier Geschichte.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 28. September 2022, 11:55:04
Interessante Erörterung einer neuen Energieordnung:

https://twitter.com/JFKuhnke/status/1575016613912674305

Liest sich für mich recht schlüssig.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 28. September 2022, 13:28:13
Naja, man kann PV-Fabriken ja gern auf WISH bestellen :D

Der Teufel liegt im Detail: Man kann Fabriken nicht "am Fließband" bestellen und schon gar nicht in D/Europa irgendwo in die Landschaft knallen. Der Planungs- und Genehmigungsprozess ist zwar optimierbar, aber ganz bestimmt nicht entbehrlich...auch eine PV-Fabrik produziert Abfall und konsumiert Wasser/Energie. Zweites großes Problem: wer betreibt und bemannt die Teile? Der Staat?! Es gibt sicher kreative Lösungen gerade in D (Stichwort Anstalt öffentlichen Rechts, Zweckverband), aber die müssen durchgeprüft und dann auch umgesetzt werden. Drittens ist nicht ersichtlich, wie das Geschäftsmodell der Verteilung der Kapa laufen soll... Wird ein Abnahmezwang eingeführt? Was ist mit den notwendigen Flächen bzw. mit den Folgekosten eines Zwangs bei nicht vermögenden Flächeneigentümern? Beispiel Kommunen: Wie sollen die ein Kauf- und Installationszwang finanzieren oder auch nur personell stemmen? Ich hab hier grad was auf dem Tisch zu so einem (freiwilligen, weil irgendwie gefördert) Projekt "Solar auf alle Schuldächer"... interessant, was da an Begleit- und Folgekosten dranhängt. Wird wohl so laufen wie die Förderung für Lüftungsfilter für Schulen wegen Corona^^: Gerätebeschaffung kriegen wir wieder, Strom, Wartung, Reparatur und Gebäudeumbau bleibt auf Jahre bei der Kommune im Haushalt...  aber wollten ja alle^^ Wer Visionen hat sollte zu Arzt gehen.

P.S. Ich sage damit nicht, dass es nicht möglich ist, "groß" zu denken. Aber man sollte nie allein groß denken, sondern Experten und andere Meinungen dazuholen: proper planning prevents piss-poor performance
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 28. September 2022, 14:26:06
Zitat von: sailor am 28. September 2022, 13:28:13Wer Visionen hat sollte zu Arzt gehen.

P.S. Ich sage damit nicht, dass es nicht möglich ist, "groß" zu denken. Aber man sollte nie allein groß denken, sondern Experten und andere Meinungen dazuholen: proper planning prevents piss-poor performance

Damit kann man freilich alles sofort vom Tisch wischen. Der oben von mir verlinkte Threadersteller behauptet ja auch nicht, für Detail- und Durchführungsfragen gleich die Lösung parat zu haben. Aber die von ihm skizzierte Richtung stimmt mE. Dass gerade in der deutschen Politik praktisch nichts "out of the box" auch nur gedacht wird, weil zum einen alles unrettbar festgezurrt ist und zum anderen ein lobby-getriebener Status-quo-"Realismus" herrscht, ist natürlich traurige Tatsache. Tatsache ist aber auch, dass wir energiepolitisch eigentlich so schnell wie nur irgend möglich umsteuern müssen, auch wenn es aus diesen, jenen und sonstigen Gründen angeblich so gar nicht geht.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 28. September 2022, 14:51:46
ZitatMicrosoft hat das neueste Update Nummer 22H2 für das Betriebssystem Windows 11 in Russland gesperrt.
https://iz.ru/1401205/ivan-chernousov/zakryli-okna-microsoft-zablokirovala-obnovleniia-windows-11-dlia-rossii
Alles kein Problem. Der ganze Artikel ist voller Umgehungsmöglichkeiten, hintenrunter fällt nur der ahnungslose Privatmann. Sagen sie.

Aber ich wäre nicht so naiv anzunehmen, dass Microsoft keine Möglichkeit hat, dagegen effektiv vorzugehen. Eine weitere Eskalation halte ich für unausweichlich, und ihre Konsequenzen sind kaum abzusehen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 28. September 2022, 17:42:54
50 years of German energy policy summarised: https://twitter.com/kamilkazani/status/1575157400142843905
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 28. September 2022, 18:25:46
Zitat von: Bratmaxe am 28. September 2022, 17:42:5450 years of German energy policy summarised: https://twitter.com/kamilkazani/status/1575157400142843905

Aus den Kommentaren:
ZitatI would say minimum 500 years.
Basically when the Romans came over and lost in Teuteburger Wald. That's when pipelines were first built.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 28. September 2022, 19:17:38
Zitat von: Peiresc am 28. September 2022, 18:25:46
Zitat von: Bratmaxe am 28. September 2022, 17:42:5450 years of German energy policy summarised: https://twitter.com/kamilkazani/status/1575157400142843905

Aus den Kommentaren:
ZitatI would say minimum 500 years.
Basically when the Romans came over and lost in Teuteburger Wald. That's when pipelines were first built.
Das kommt mir doch leicht übertrieben vor. ;D Abgesehen davon dachte ich immer, dass gerade die Römer bei den Barbaren sowas wie Wasserleitungen eingeführt haben, nach längerer Romanisierung.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 28. September 2022, 19:38:39
Nein, ist typisch deutsch: Da kommen Menschen, die deutlich mehr Ahnung und Geschick haben und Straßen durch Wälder bauen wollen, Thermen und Fußbodenheizungen... und was machen langhaarige deutsche Baumkuschler? Massakrieren sie, werfen sie in die Sümpfe, aber nicht ohne vorher die Leichen von den Rüstungen zu trennen und letztere einzuschmelzen...

Energie/Rohstoffabhängigkeit: Deutschland ist seit dem Kaiserreich abhängig... man muss sich nur mal die Protokolle aus dem Reichstag ansehen, wo es um Schutzzölle gegen russische Getreideimporte ging. Oder den "Platz an der Sonne"...

Aber an der Pipelinenadel ist Ulbricht schuld. Ja, die sächsische Gebirgsziege hatte den schlauen Plan, über RGW bei der SU billig Kohlenwasserstoffe zu kaufen und diese dann "veredelt" im Westen zu verscheuern: PLaste und Elaste aus Schkopau, Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit (https://de.wikipedia.org/wiki/Chemieprogramm)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 28. September 2022, 20:40:42
Das mit der Schönheit kannte ich noch nicht, dafür habe ich aber diesen Meilenstein (http://2.bp.blogspot.com/_1hpPTVDWLJU/TE0i5DGquaI/AAAAAAAABP4/jxX9koBeaak/s1600/Schkopau.jpg) des Transits Berlin-Westdeutschland noch gut in Erinnerung.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 29. September 2022, 10:12:21
Der Braindrain aus Russland hält an bzw. hat sich seit der Bekanntgabe der Teilmobilmachung noch verstärkt.

https://twitter.com/DefenceHQ/status/1575351579426922496?s=20

Vielleicht geht Putins Regime am Ende so unter. Nicht durch eine Revolution oder militärische Niederlage, sondern durch einen Zusammenbruch der Wirtschaft, ausgelöst durch Sanktionen und die Flucht der Leistungselite.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 02. Oktober 2022, 18:16:43
Faden von Ilya Matveev über die Wirtschaft Russlands.

ZitatWhile I stand by my claim that the long-term effect of sanctions on the Russian economy will be devastating, in the short term, their impact has been weaker than expected.

However, Putin's recent escalation changed everything once again.

1/
https://twitter.com/IlyaMatveev_/status/1576586390476705792

Ein durchaus uneinheitliches Bild. Die Auto-Industrie ist krachen gegangen, aber z. B.
ZitatAnd the overall trade volume in the Russian ports in August was in fact 2% higher than a year ago.

Das ist jedoch der einzige Parameter, den er (ein bisschen) ausführlicher darstellt. Und er meint, die Umstellung auf Kriegswirtschaft unter den Bedingungen von Mobilmachung und Massenflucht werden sie nicht hinkriegen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 03. Oktober 2022, 16:26:54
Finanzpanik in Russland

ZitatDie Russen leeren die Banken: Der Abfluss in Bargeld seit Beginn der Mobilisierung hat 600 Milliarden Rubel überschritten

Die Leute heben "Bargeld" mit einer Rate von 2,6 Milliarden Rubel pro Stunde von ihren Konten ab.

https://www.moscowtimes.eu/2022/10/03/rossiyane-opustoshayut-banki-ottok-v-nalichnie-s-nachala-mobilizatsii-previsil-600-mlrd-rublei-a24934
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 05. Oktober 2022, 11:38:08
ZitatVersuche, den Export von Metallen in den Osten auszuweiten, die von westlichen Käufern aufgegeben wurden, beginnen, russische Metallurgen zu ruinieren

Die Russian Steel Association, die die größten metallurgischen Unternehmen des Landes vereint, auf die 90 % der in der Russischen Föderation hergestellten Stahl- und Walzprodukte und 98 % des Roheisens entfallen, ist gezwungen, Produkte mit Verlust zu exportieren, eine Quelle in einer der Unternehmen der Branche sagten Vedomosti.

Ihm zufolge gab es in den letzten Monaten Präzedenzfälle von ,,negativer Rentabilität" in Exportdestinationen. Darüber hinaus erreichte diese Zahl bei Einzelverträgen minus 49%.

Durch Sanktionen von den westlichen Märkten abgeschnitten, versuchen Metallurgen verzweifelt, die Logistik für Lieferungen nach Asien aufzubauen, die jedoch noch aus allen Nähten platzt. Das Volumen der Metallexporte auf der Schiene ging im September um 43 % zurück, berichtete Alexei Shilo, stellvertretender Generaldirektor der Russischen Eisenbahn.

https://www.moscowtimes.eu/2022/10/04/rossiya-nachala-prodavat-metalli-v-aziyu-s-ubitkom-50-a24997

Die russische Stahlindustrie ist aktuell in der Phase der Selbstverdauung. Die Transportkosten übersteigen die Erlöse.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 05. Oktober 2022, 12:00:25
Zitat von: Peiresc am 05. Oktober 2022, 11:38:08Die russische Stahlindustrie ist aktuell in der Phase der Selbstverdauung. Die Transportkosten übersteigen die Erlöse.

Die russische metallverarbeitende Industrie hat dieselben Probleme wie die Gas- bzw. Erdölindustrie: Alle Wege [ihrer Waren] führen nach Rom [in den Westen].

China und Indien können kurz kurz- und mittelfristig kein wichtiger Abnehmer werden, also muss die russische Industrie ihre Produkte verramschen, um überhaupt etwas loszuwerden und ein wenig Geld zu verdienen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 05. Oktober 2022, 12:37:31
Nur mal so: China und Indien ramschen selbst bei der Eisenmetallurgie. Die haben zusammen erst die Massenstahlerzeugung in Europa und den USA kaputtgemacht und nun sind die russen dran. russland ist kein guter player in der Primärindustrie: Wirklich massenhaft billiges Personal wie Indien und China hat man nicht, die Standorte der Industrie sind Ergebnis ach so toller sowjetischer Planung und ohne Technologie aus dem Westen kommt man auch dort nicht weiter.

Die Transportkosten sind nachvollziehbar, weil Kohle und Eisenerz zusammengebracht werden müssen. Nur in der Ukraine war das zwischen Donbas und Dnipro-Basin halbwegs billig möglich, zumal man dort auch noch schnelle maritime Anbindung hat. Asowstal in Mariupol war nicht umsonst genau dort. In russland liegen die Vorkommen viel weiter landeinwärts, weit auseinander und ohne "Seeverbindung" (Flüsse). Damit muss alles per Bahn verfrachtet werden, was teurer ist als Schiff.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 12. Oktober 2022, 12:40:51
ZitatWas der Rückzug der großen Automatisierer aus Russland bedeutet

Der Rückzug der Großen

Unter den Großen setzt Stand Anfang September 2022 nur Yokogawa das Geschäft mit Russland mehr oder minder unverändert fort. Alle anderen großen Spieler auf allen Ebenen der Automatisierungstechnik beenden ihre Geschäfte in Russland bzw. ziehen sich aus diesem Markt zurück.

Das kommt einem Kahlschlag der Automatisierung gleich.
[...]
Mittelfristig steht nichts Geringeres als die gesamte Automatisierungstechnik in Russland auf der Kippe und ich habe große Zweifel, dass das den Verantwortlichen in Russland, aber auch den Analysten überall auf der Welt wirklich klar ist.

Selbst größtmögliche Skrupellosigkeit bei potentiellen Kriegsgewinnlern vorausgesetzt gibt es keine praktisch realisierbare Möglichkeit für Russland, mittelfristig (das heißt über die nächsten zwei, drei Jahre) das aktuelle Niveau zu halten. Schon jetzt fehlen qualifizierte Servicetechniker, um Anlagenänderungen umzusetzen und Software zu warten. Bald werden Hardware-Defekte sich nennenswert auf die Anlagenverfügbarkeit auswirken. Und das wird erst der Anfang sein.

Nicht nur die eigentliche Produktion, auch die Produktionsplanung, die Vernetzung von Einkauf, Lagerhaltung und Distribution, geschweige denn Just-in-Time-Lieferungen werden zukünftig viel schwieriger. Kein großes Unternehmen kann heutzutage auf Systeme wie SAP verzichten.

Mögliche Folgen

Russische Fabriken werden wieder vermehrt Standardprodukte liefern: Ein paar Autotypen in einer Handvoll Varianten, nur noch noch eine Sorte Klebstoff, eine Sorte Wandfarbe – mit zwei Wörtern: weniger Vielfalt. Dafür ist der Lack weniger kratzfest, der Klebstoff enthält mehr Lösemittel, der Pigmentgehalt der Wandfarbe schwankt und so weiter.
[...]
Die russische Industrie wird nicht untergehen – die deutsche oder europäische im Übrigen auch nicht. Volkswirtschaften sind extrem resilient und kollabieren nicht so schnell – aber der Standard wird sinken. Ich vermute, etwa auf das (ehemals sowjetische) Niveau der späten 1980er Jahre. Nicht nur für ein paar Jahre, sondern auf absehbare Zeit.

https://scienceblogs.de/quovadis/2022/09/30/was-der-rueckzug-der-grossen-automatisierer-aus-russland-bedeutet/?all=1
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 12. Oktober 2022, 12:56:22
ZitatRussian media report that Microsoft 365 software is available again in 🇷🇺 stores (initially Microsoft halted all sales in Russia in the beginning of March).

Users can renew their existing licenses, according to reports.

https://twitter.com/Gerashchenko_en/status/1580160813167693826
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 13. Oktober 2022, 12:52:09
ZitatWladimir Putin schlägt Europa vor, den ,,größten Gas-Hub" in der Türkei zu bauen
https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/nordstream-wladimir-putin-schlaegt-europa-vor-den-groessten-gas-hub-in-der-tuerkei-zu-bauen-li.275982?utm_medium=Social&utm_source=Twitter#Echobox=1665586426

Und die Türkei findet das gar nicht uninteressant...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 13. Oktober 2022, 16:10:35
War ja klar, das sowas von der Berliner Zeitung kommt...

Die Türkei mag das, es gab da auch schon Pläne für Pipelines aus dem Nahen Osten über Irak/Syrien ans Mittelmeer und in die Türkei. Böse Zungen haben mal behauptet, das wäre der Hauptgrund für den Einmarsch der USA im Irak unter dem kleinen Bush gewesen... genauso wie die afghanischen Pipelines aus Zentralasien nach PAK^^

Das zeigt aber auch, welche Rolle die Türkei als NATO-Mitglied(!) für russland spielt... hochinteressant, wo die Nato doch Feind No. 1 ist, so gefährlich und bedrohlich, dass man sich strategisch immer mehr auf ein Mitglied verlässt und Truppen von der Natogrenze abzieht...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 14. Oktober 2022, 16:08:09
Habe gerade in den DLF-Nachrichten gehört, dass die Gas-Kooperation mit Russland stattfinden wird. Erdogan habe dies auf einer Sicherheitskonferenz in Kasachstan gesagt. Man will zur Tat schreiten (https://www.deutschlandfunk.de/tuerkei-will-gasknotenpunkt-zwischen-russland-und-europa-werden-100.html)...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Gurkerl am 26. Oktober 2022, 15:21:04
Nicht nur Unternehmen laufen Mitarbeiter weg, sondern, scheint so, auch der Öffentlichen Verwaltung!

https://orf.at/stories/3291221/
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 01. November 2022, 10:49:01
ZitatDie Riege der russischen Oligarchen hält bisher relativ treu zu Kremlchef Wladimir Putin – mit einer bemerkenswerten Ausnahme: Der Banker und Unternehmer Oleg Tinkow hat sich zuletzt klar gegen den Kurs seines Landes und den brutalen Überfall auf die Ukraine positioniert. Nun geht er einen Schritt weiter. Tinkow hat seine russische Staatsbürgerschaft aufgegeben.
https://www.spiegel.de/ausland/milliardaer-oleg-tinkow-gibt-russische-staatsbuergerschaft-auf-und-rechnet-mit-faschistischem-land-ab-a-db247cc4-7154-4b98-8190-27f58b11653d
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 13. Dezember 2022, 20:47:51
Russisches Erdöl zu Dumping-Preisen wird gerne genommen, aber mit dem Export von Hochtechnologie ist man zögerlicher. Google-Translate:

ZitatDie chinesische Regierung habe die Lieferung eigener Loongson-Prozessoren nach Russland verboten, die Intel ersetzen könnten, wenn Parallelimporte blockiert würden, schreibt Kommersant unter Berufung auf eine dem Ministerium für digitale Entwicklung nahestehende Quelle.

,,Die besten Chipsätze in China werden im militärisch-industriellen Komplex verwendet, das ist der Hauptgrund, warum sie für ausländische Märkte nicht verfügbar sind", erklärte eine Quelle aus dem Elektronikmarkt.

Russische Unternehmen hofften, auf Lösungen von Loongson umsteigen zu können. Nach Kriegsbeginn in der Ukraine stellten führende Prozessorhersteller, darunter Intel und AMD, die Lieferungen ihrer Produkte nach Russland ein. Als Reaktion darauf hob die Regierung die straf- und verwaltungsrechtliche Haftung für den Import von Elektronik ohne Erlaubnis des Urheberrechtsinhabers auf. Allerdings besteht die Gefahr, graue Importkanäle durch die USA und die EU zu blockieren.

Die Entscheidung der chinesischen Behörden jetzt "wird keinen großen Schaden anrichten", da Loongsons Massenprojekte in Russland noch nicht begonnen haben, sagt Maxim Koposov, Direktor der Firma Promobit. Gleichzeitig können Loongson-Laptops und -Motherboards weiterhin frei auf AliExpress gekauft werden. Diesbezüglich ist der Experte der Ansicht, dass das Verbot formaler Natur sein kann.

Große chinesische Unternehmen versuchen, ihre Lieferungen nach Russland nicht zu bewerben, da sie vom Weltmarkt abhängig sind, erklärte Vitaly Mankevich, Vorsitzender der Russisch-Asiatischen Union der Industriellen und Unternehmer. Er stellte fest, dass es noch keine offiziellen Erklärungen zum Verbot der Lieferung von Loongson-Prozessoren gebe. Aber selbst in einem negativen Szenario ,,gibt es viele Möglichkeiten, solche Waren zu kaufen, auch über dritte, kleinere Unternehmen", erklärte Mankiewicz.

Loongson-Prozessoren basieren auf der chinesischen LoongArch-Architektur. Geräte, die diese Architektur verwenden, sind in Russland immer noch schwach vertreten, sagt eine Quelle in einem russischen Elektronikhersteller. Ihm zufolge ist es für den russischen Markt viel einfacher und sicherer, Intel-Prozessoren zu verwenden, von denen es Milliarden von Einheiten auf der Welt gibt.

,,Darüber hinaus bleiben chinesische Komponenten in Bezug auf ihre technologischen Eigenschaften, obwohl sie den russischen voraus sind, immer noch hinter den amerikanischen zurück", sagte die Quelle. Eine Quelle bei einem anderen Elektronikhersteller stellte jedoch fest, dass Loongson ,,ein zuverlässiger, leistungsstarker und vielversprechender Prozessor ist, der mit Intel konkurrieren kann".

https://www.moscowtimes.ru/2022/12/13/kitai-zapretil-postavlyat-v-rossiyu-sobstvennie-protsessori-a28262

Und auch sonst rückt die multipolare Welt unter Russlands Schirm zusammen, um den satanistischen schwulen Anglo-Nazis in den USA mit ihren 72 Geschlechtern und ihren Sklaven in Westeuropa endlich den Garaus zu machen:
ZitatSt. Petersburg, 13. Dezember - RIA Nowosti. Moskau halte es für ein Missverständnis von Medienberichten, dass der Besuch des indischen Premierministers Narendra Modi in Russland in diesem Jahr abgesagt wurde, ein solcher Besuch sei nicht geplant gewesen, sagte der stellvertretende russische Außenminister Andrej Rudenko.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 19. Februar 2023, 10:33:53
Doku über Nordstream 2: 
https://www.ardmediathek.de/video/mdr-dok/nord-stream-2-zerreissprobe-fuer-europa/mdr-fernsehen/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy84N2M1Y2NmYy01MTVhLTQ4ODMtOWJkYS1jNzVlNDgzYWNkMjI
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 25. Februar 2023, 12:02:39
ZitatWie hart treffen die westlichen Sanktionen Russland? Der Ökonom Michael Rochlitz hält die Folgen für massiv - gerade in Zukunftsbranchen. Auch die Rüstungsbranche des Landes habe große Probleme, sagt der Experte im tagesschau.de-Interview.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/wirtschaftssanktionen-russland-folgen-interview-101.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 04. März 2023, 09:26:51
ZitatSie bilden das Rückgrat der russischen Staatsfinanzen: die Einnahmen aus dem Öl- und Gasexport. Lange sprudelten diese üppig – doch das ist nun womöglich vorbei.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/russlands-oel-und-gaseinnahmen-brechen-offenbar-ein-a-86c3f6e1-d831-4f63-abb3-be82c4b45549
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 05. März 2023, 13:53:34
ZitatNach der Abkehr des Westens von russischem Öl und Gas sieht der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, Russland dauerhaft geschwächt. »Russland hat die Energieschlacht verloren«, sagte Birol am Samstag in Paris der französischen Zeitung »Libération«. Die Öl- und Gasexporte seien seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine um 40 Prozent zurückgegangen, hieß es von der Agentur, die vor allem von westlichen Industriestaaten getragen wird.

Das sei erst der Anfang, denn die russischen Öl- und Gasfelder seien technisch und geologisch komplex, erklärte Birol. Sie benötigten die technologische Unterstützung internationaler Experten. »Diese haben sich jedoch aus Russland zurückgezogen.« Daher werde die Förderung mittelfristig zurückgehen. Russland könne Europa als einst größten Abnehmer auch nicht einfach durch Asien ersetzen.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/iea-chef-fatih-birol-russland-hat-die-energieschlacht-verloren-a-e768c4b4-31d1-4f2f-ac31-61f4745496f1
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 05. März 2023, 16:30:33
Ich packe es mal hier rein, da immer wieder behauptet wird, russland könnte endlos Material an die Front nachschieben, könnte nicht "totgerüstet" werden.

Es sind Bilder aufgetaucht, wo die russen alte Marine-Maschinenkanonentürme 2M-3 (https://de.wikipedia.org/wiki/2M-3) auf MT-LB (https://de.wikipedia.org/wiki/MT-LB) getackert haben... gleiches ist auch schon mit Marinelafetten für schwere MG passiert. Was sagt das aus? Erstens, die russen haben genug Reserven an 50iger-Jahre-Technik (Waffe und Fahrzeug basieren auf Technik dieser Zeit) um solche Dinge zu machen. Zweitens, diese Impro-Teile sind anscheinend schneller zu fertigen als "ordentliche" Kampffahrzeuge. D.h. auch, dass man deutlich länger braucht, um BMP und T-XX instand zu bekommen. Drittens, man greift auf Waffen zurück, deren Munition beim Heer seit Jahrzehnten nicht mehr im Einsatz ist. Viertens, diese Kanonen/Lafetten werden durch die Bediener ausgerichtet, NICHT ferngesteuert von einer Rechneranlage. Auch eine Einbindung in ein automatisiertes Netz ist nicht erkennbar. Diese Geschütze haben keinerlei Elektronik, Radare oder irgendwas.. auch keine Stabilisierung. Damit wird deutlich, dass die russen mindestens zeitweise auf das Niveau der 50iger hinsichtlich der Feuerleitung zurückfallen, bzw. auf taktischer Ebene auf moderne Zielhilfen verzichten müssen. Auch Schiessen aus der Bewegung ist damit unmöglich.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 05. März 2023, 17:32:05
@sailor

Zitat von: sailor am 05. März 2023, 16:30:33Ich packe es mal hier rein, da immer wieder behauptet wird, russland könnte endlos Material an die Front nachschieben, könnte nicht "totgerüstet" werden.

Passt dieser Kommentar nicht besser in den Ukraine-Thread (https://forum.psiram.com/index.php?topic=17890.0)?




Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 13. März 2023, 21:23:03
ZitatWie MIES es RUSSLANDS Wirtschaft WIRKLICH geht!
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 13. März 2023, 22:14:11
Allein das man sich gezwungen sieht Gold- und Yuan-Reserven anzuzapfen ist schon ein untrügliches Zeichen für die wirtschaftlichen Probleme des Landes.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 13. März 2023, 23:42:16
Und wie geht's den Russen so? Blendend. Wofür sie in der Ukraine teure Raketen brauchen, das kriegen sie zu Hause ganz ohne Aufwand hin:

ZitatEinwohner von Ufa protestieren vor dem Büro des Bürgermeisters, weil sie seit zwei Monaten kein Gas und kein warmes Wasser in ihren Wohnungen haben.
https://www.nzz.ch/feuilleton/zweiter-teil-der-russischen-presseschau-des-wahnsinns-februar-ld.1728569

Ein Bericht in der NZZ, mit zahlreichen weiteren Anekdoten ähnlichen Kalibers. Wenn du das für Wahnsinn hältst, bist Du ein Nazi. Ich kann es mir nur mühsam verkneifen, ein Vollzitat zu machen, aber wenigstens den noch:
ZitatWitwen und Mütter von Soldaten der «Volksrepublik Donezk» wurden von der Organisation Russische Aktivisten Moskau mit Pelzmänteln beschenkt; die dankbaren und glücklichen Witwen wurden gefilmt, nach den Dreharbeiten wurden die Pelzmäntel von der Organisation wieder kassiert. Es stellte sich auch heraus, dass die Pelze aus einem Geschäft in Cherson gestohlen worden waren. Die Besitzerin der Boutique erkannte ihre Waren an den Markenschildern.

Zitatund in Tuwa wurde einer Frau anstelle ihres gefallenen Sohnes eine Tüte Pelmeni überreicht. Die Mutter des 24-jährigen Roman Klimow aus der Siedlung Jug in der Region Perm, der von der privaten Militärfirma Wagner rekrutiert worden war, erhielt zunächst die in Plastik verpackte Leiche ihres Sohnes und ein paar Wochen später seinen Kopf.
Kann ja mal passieren.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Typee am 14. März 2023, 12:05:58
Zitat von: RPGNo1 am 13. März 2023, 21:23:03
ZitatWie MIES es RUSSLANDS Wirtschaft WIRKLICH geht!


Der Visual Politic Kanal ist ganz allgemein nicht übel. Nach den Hemdendesigner des Youtubers wird noch gefahndet.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 14. März 2023, 13:13:17
Zitat von: Typee am 14. März 2023, 12:05:58Der Visual Politic Kanal ist ganz allgemein nicht übel.
Ja, den Eindruck habe ich auch, nachdem ich mir einige Videos angeschaut habe.

Zitat von: Typee am 14. März 2023, 12:05:58Nach den Hemdendesigner des Youtubers wird noch gefahndet.
Der Moderator Mark Reicher orientiert sich an Jürgen von der Lippe.  ;)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 14. März 2023, 13:22:58
Gelegentlich scheinen die mir aber etwas zu optimistisch zu sein.

Wenn es um den Ukrainekrieg geht dann wirkt das bei VisualPolitik manchmal wie ein Automatismus, sprich Russland verliert den Krieg so oder so.

Das muss aber nicht zwangsläufig so sein, vor allem dann nicht, wenn die Ukraine Fehler macht wie jetzt möglicherweise mit der Verteidigung von Bachmut.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 14. März 2023, 13:59:18
Zitat von: Scipio 2.0 am 14. März 2023, 13:22:58Das muss aber nicht zwangsläufig so sein
Was muss je zwangsläufig sein, vor allem wenn es um Prognosen geht. Interessant fand ich insbesondere seine Kritik der Weltbank-Prognose; die hatten wir hier in einem früheren Post. Wenn ich mich recht entsinne, war sie von einem gewissen Scipio eingebracht worden.
 8)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Scipio 2.0 am 14. März 2023, 16:57:12
Das war in der Tat ein nützliches Debunking. Da bin ich leider mal wieder Desinformation und Propaganda auf den Leim gegangen und leider nicht zu ersten Mal.

Ich war ja auch der Meinung, dass die RA eine bestens ausgebildete und ausgerüstete Armee ist. Was das angeht war ich ja offensichtlich auch nur ein Propagandaopfer...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 14. März 2023, 21:57:41
@Scipio: auf letzteres bist nicht nur du hereingefallen, sondern auch ich, andere militäraffine und Towaritsch wladimir "Kinderfresser" putin himself...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 15. März 2023, 09:49:51
Zitat von: sailor am 14. März 2023, 21:57:41@Scipio: auf letzteres bist nicht nur du hereingefallen, sondern auch ich, andere militäraffine und Towaritsch wladimir "Kinderfresser" putin himself...

Ich schließe mich @sailor an. Vor gut einem Jahr war ich der Meinung, dass die Ukraine vielleicht in einem Rumpfstaat im Westen um Lwiw herum weiter existieren kann und in den besetzten Gebieten ukrainische Partisanen den russischen Besatzern das Leben schwer machen könnte.

Ich bin froh, dass ich mich geirrt habe.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 15. März 2023, 17:41:55
ZitatWirkt der Ölpreisdeckel der G7? Nach den Daten der IAE verdient Russland inzwischen deutlich weniger mit dem Verkauf von Erdöl. Und die Probleme könnten noch größer werden.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/internationale-energie-agentur-iea-russlands-oel-einnahmen-sinken-um-42-prozent-a-35691f09-8098-4d22-8c6a-880a28208cd9

ZitatOffiziell soll es sich um »freiwillige Zahlungen« von Unternehmen handeln – doch Zweifel daran sind angebracht: Weil Krieg und Sanktionen Löcher in den Haushalt schlagen, will Russland Milliarden bei der Wirtschaft eintreiben.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/haushaltsloecher-russland-treibt-kriegsabgabe-fuer-firmen-voran-a-34c7760e-9b6f-445f-b186-046290628ee8
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 29. März 2023, 16:44:04
ZitatPutin was told that it is impossible to build the flagship nuclear-powered icebreaker "Russia" because Shoygu bombed the plant in Ukraine

"Rosneft" is disrupting the construction deadline for the flagship nuclear-powered icebreaker, scheduled for December 2027, which has already been reported to the Kremlin. The cost of the state contract may increase from 128 billion rubles at once by 40-60%.

The "EnergoMashSpetsStal" plant in Kramatorsk, Donetsk region, is supposed to supply large hull components for the icebreaker. But Russia bombed this plant last May and happily reported on it.
https://twitter.com/nexta_tv/status/1640820163472662528?s=20

Go fuck yourself
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 04. April 2023, 21:51:29
Da der Ukrainefaden schon so überlastet ist, stell ich den Artikel mal hier rein:

https://correctiv.org/aktuelles/russland-ukraine-2/2023/04/03/wodka-scholz-und-gazprom/

ZitatWodka, Scholz und Gazprom
So feierten Nachwuchs-Lobbyisten für gute Geschäfte mit Russland – und befeuerten die Gas-Abhängigkeit.

...
Anhand dieser Treffen lässt sich zeigen, wie Deutschland aus einer Mischung von Naivität und Selbstüberschätzung in die Abhängigkeit von Russland geriet. CORRECTIV hat mit Teilnehmenden und Organisatoren gesprochen sowie in Kooperation mit der Rechercheinitiative Policy Network Analytics Hintergründe zu dem dichten Netzwerk, den Sponsoren und dem Verein zusammengetragen, auf den die Konferenzen zurückgehen.
...
lles sei pompös und verschwenderisch gewesen: Beim ersten Empfang am Abend wurden fortlaufend Wodka und Champagner nachgeschüttet, die Tische bogen sich vor Essen, ganze Tiere – Ferkel, Lachse und Hummer – habe es gegeben, von allem Unmengen, nur einen Bruchteil hätten die Tischgäste verzehren können. Lediglich an einem der drei Tage habe es tatsächlich Workshops gegeben. Alles andere sei ein ,,luxuriöses Saufgelage" gewesen.
...
Organisiert wurden die Konferenzen, die mal in Russland, mal in Deutschland stattfanden, vom deutschen Verein ,,Deutschland-Russland – die Neue Generation". Von Beginn an holte sich der Verein Vertreter von Energiekonzernen ran, sammelte Unterstützer aus den Schröder-Gazprom-Kreisen bis hin zu Kreml-nahen Kontakten. Auch die politischen Stiftungen der CDU und FDP waren als Unterstützer dabei. Gazprom und McKinsey kamen sich hier auffällig nah. Aber nach außen präsentiert der Verein bis heute eine andere Erzählung.
...
In dem Moment, in dem die Welt den Atem anhält und Russland sanktioniert, weil das Land die Krim besetzt hat, lief die Konferenzplanung geräuschlos weiter. Drei Monate nach dem Überfall trafen sich die ,,Young Leaders" in Hamburg, unter der Schirmherrschaft von Olaf Scholz.
...
Immer hieß der Tenor: Kooperationen müssten ausgebaut – und die Kritik leiser werden. Im Bericht über eine Diskussion zur ,,Rolle der Kunst in einem Staat", an der auch der ehemalige Bild-Chef Julian Reichelt teilnahm, findet sich diese schockierende Formulierung: Es könne fruchtbar sein, Künstler zu unterdrücken. ,,Ein hungriger Künstler ist der beste Künstler, er arbeitet anders." Der Bericht fasst die Reaktion darauf so zusammen: ,,Diese Aussage löste eine kontroverse Debatte aus, die zu dem Schluss führte, dass die positiven Auswirkungen der Unterdrückung von ihrem Ausmaß und den allgemeinen Umständen abhängen."
...
Auch scheint es sich auszuzahlen, im Alumni-Netzwerk zu bleiben: Einige der Vereinsmitglieder der ,,Neuen Generation" sind heute in hohen Positionen in den Sponsoren-Konzernen der ,,Young Leaders". So finden sich Gesichter aus dem Vereinsvorstand der ,,Neuen Generation" bei der Düsseldorfer Metro AG oder bei dem Leipziger VNG-Konzern. Sowohl die Metro AG als auch die VNG sind heute noch in Russland aktiv.


Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 17. April 2023, 07:01:19
ZitatEin aktueller IWF-Bericht, der der russischen Wirtschaft scheinbar deutlich bessere Entwicklung prognostiziert, als Expert:innen erwarten, basiert auf manipulierten Zahlen. Russland gibt nicht alle Daten transparent heraus und rückt sich damit in ein besseres Licht. Der IWF veröffentlicht den Bericht dennoch – und macht sich damit ungewollt zum Gehilfen der Kreml-Propaganda.

https://www.volksverpetzer.de/faktencheck/iwf-bericht-manipuliert/

Die russische Wirtschaft steht auch deswegen besser als erwartet da, weil die Rüstungsindustrie und Munitionsproduktion durch den Krieg angekurbelt wird. Nur: Granaten und Raketen werden verfeuert, Equipment im Kampf vernichtet und sind dann futsch. Sie tragen nicht zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung des Landes bei. Die Produktion dieser Güter bewirkt maximal ein Strohfeuer für das Wirtschaftswachstum.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/russland-haushalt-defizit-101.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 17. April 2023, 20:12:21
Sind halt Konsumausgaben und sie ersetzen fabelhaft die nun wegfallenden Konsumausgaben der russischen Bevölkerung (weil Geld/Vermögen weg, Konsumgüter weg und/oder russen weg)... darüber hinaus hat das Wirtschaften für Generals- und Politikertaschen in der russischen Wehrindustrie Tradition, also bekommen putin und seine Schergen alles wieder... eine quasi autarke Kreislaufwirtschaft
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 27. April 2023, 08:35:23
ZitatDie russische Industrieproduktion hat sich – zumindest laut Daten der russischen Statistikbehörde Rosstat – im März deutlich erholt. Russlands Fabriken hätten demnach im vergangenen Monat ihre Produktion um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Die Rosstat-Daten sind seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine mit gewisser Vorsicht zu sehen.
[...]
Russland hat die Staatsausgaben massiv ausgeweitet, sowohl im Bereich der Rüstungsausgaben als auch im Sozialbereich. Experten wie der Wiener Ökonom Gabriel Felbermayr weisen darauf hin, dass klassische Wirtschaftsindikatoren wie die Industrieproduktion und das Bruttoinlandsprodukt inzwischen weniger aussagekräftig über die Lage in Russland sind. Bei der gestiegenen russischen Rüstungsproduktion handele es sich in vielem um »ein nutzloses BIP aus einer wohlfahrtsökonomischen Perspektive«, sagte Felbermayr dem SPIEGEL. Wenn Russland »Panzer statt Autos baut« und diese umgehend in der Ukraine zerstört werden, handele es sich um »eine Wohlstandsvernichtung allererster Güte«.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/russland-meldet-wachstum-der-industrieproduktion-a-3e6c2258-12e9-4b33-97b7-8591a447271a
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 14. Mai 2023, 20:01:24
Zitat von: Peiresc am 25. August 2022, 09:29:14Wie der Ukraine-Krieg die Konsumaussichten der russischen Bevölkerung verbessert:

ZitatSie können sich am Ende des Sommers auf der Krim entspannen - Anfang Herbst für 6,8 Tausend Rubel pro Person - so viel kostet eine Woche in einem Drei-Sterne-Hotel, teilten Reiseveranstalter Izvestia mit. Die Preise in einigen Hotels auf der Halbinsel sind im Vergleich zum Vorjahr um 50-60 % gefallen.

6800 Rubel sind $ 113. Schuld sind allein "logistische Schwierigkeiten", d. h. öffentliche Verkehrsmittel; Flugzeug geht irgendwie gerade nicht. Zugreifen!  Achso, mittendrin heißt es noch:
ZitatEine Reihe kleiner Notfälle auf der Krim führten nicht zur Stornierung eines dort gebuchten Urlaubs Ende August/September.
https://iz.ru/1384740/anastasiia-platonova/kto-na-deshevenkoe-provesti-nedeliu-v-krymu-mozhno-ot-68-tys-rublei
8)

... das war vor einem 3/4 Jahr. Heute:

ZitatTG channels claiming that summer season in illegally occupied Crimea is "catastrophic" for the tourism industry.

Some destinations are allegedly booked at just 5%.

Official news channels loath to talk about any problems, so a quiet crisis is v. possible.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 15. Mai 2023, 20:42:53
Interessant, die Rüstungsindustrie (aka Schwerindustrie) soll auf Hochtouren laufen und trotzdem sind die Industrie-Emmissionen in den Industriegebieten russland (https://markets.businessinsider.com/news/stocks/russian-economy-industrial-decline-air-pollution-satellite-data-ukraine-war-2023-5)s rückläufig... Ist das DIE Lösung für die "Letzte Generation"? Leos bauen um die Welt zu retten? Korvetten fürs Klima, Automatikgewehre für die Atmosphäre?
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 15. Mai 2023, 21:40:50
Das Flugwesen, Genossen Bauern, es entwickelt sich!

ausführlicher Faden dazu, zahlreiche Details:
https://threadreaderapp.com/thread/1658178827514675201.html
z. B.
Zitat4/ Many of Russia's civilian aircraft have been 'stolen' from their lessors and can no longer be flown to many countries for fear of confiscation. Aeroflot is now flying its Airbuses to Russia's ally Iran for maintenance. However, this raises many questions over air safety.
5/ As Project notes, Iran has the worst air safety record in the Middle East and has been unable to obtain aircraft parts legitimately for years due to sanctions. The biggest problem comes with the types of maintenance checks that need to be performed.

(https://pbs.twimg.com/media/FwMWzsXXoAQtji2?format=jpg&name=small)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 02. Juni 2023, 17:53:26
Russlands ewiger Freund hat es nicht eilig:
https://www.androidkosmos.de/china-laesst-putin-fallen-wirtschaftskatastrophe-fuer-russland-droht-damit-hat-putin-nicht-gerechnet/

(Allerdings kann ich die Seriosität  der Plattform nicht beurterilen.)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: HAL9000 am 02. Juni 2023, 23:48:17
Zitat von: Max P am 02. Juni 2023, 17:53:26... (Allerdings kann ich die Seriosität  der Plattform nicht beurterilen.)
Mir reicht der Link-Titel: Clickbait, kann weg.
(ich werde nicht darauf klicken)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 03. Juni 2023, 11:14:31
Es geht darum, dass China wohl lieber prioritär eine Erdgasleitung aus Turkmenistan bauen lassen will und zumindest erstmal nicht aus Sibirien. Das sei ein herber Schlag für Putin, weil er den weitgehenden Wegfall des europäischen Gasgeschäfts so noch weniger oder gar nicht kompensieren könne.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: HAL9000 am 03. Juni 2023, 11:50:04
Zitat von: Max P am 03. Juni 2023, 11:14:31Es geht darum, ...
Danke für die Zusammenfassung!
Aufgrund der Stichworte habe ich dazu eine Reuters-Meldung (https://www.reuters.com/markets/commodities/china-prioritising-turkmenistan-over-russia-next-big-pipeline-project-2023-05-24/) gefunden.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 03. Juni 2023, 15:44:48
Die Chinesen machen das, was die Europäer seit Jahren hätten tun sollen: Sie diversifizieren ihre Energielieferanten... Mit Ihrer "Neuen Seidenstraße"-Strategie hat Peking einen klaren Fahrplan, in dem russland eben nur ein Haltepunkt ist. Die Länder Zentralasiens und vor allem die Anrainer des Indischen Ozeans sind andere... Und derzeit drängt die Chinesen auch gar nichts, mit den russen schnell zu Potte zu kommen... jeder Tag, den moskau in der selbstgemachten Misere köchelt ist ein Gewinn für Peking.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 20. Juni 2023, 13:50:00
ZitatRussland geht zu einer totalen Kriegswirtschaft über, während sich die Invasion in der Ukraine hinzieht und die Fortschritte ins Stocken geraten.

Christoph Bluth, Experte für internationale Beziehungen, wies auf die Auswirkungen der Militärausgaben auf Russlands Wirtschaft hin.

Die Auswirkungen des Krieges werden nun auch für den normalen russischen Bürger spürbar, sagte er.

https://www.businessinsider.de/wirtschaft/international-business/russland-geht-jetzt-zur-totalen-kriegswirtschaft-ueber/
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 30. Juni 2023, 13:58:40
Janis Kluge weist auf diese gesamtwirtschaftliche Darstellung hin.

https://www.sipri.org/sites/default/files/2023-06/sipriinsight_2306_07_russias_military_expenditure_during_its_war_against_ukraine_230627.pdf

Danach ist die russische Wirtschaft noch nicht auf totale Kriegswirtschaft umgestellt. Aus ökonomischer Sicht ist der Krieg für die nicht eine solch existenzielle Bedrohung wie für die Ukraine. Anderswo habe ich auch gelesen, dass sie durchaus auf absehbare Zeit in der Lage sein werden, neue Raketen zu bauen.

Ich vermute, das hängt u. a. damit zusammen, dass es den Ukrainern verwehrt ist, die russische Infrastruktur mit strategischen Waffen anzugreifen. Nicht umsonst fuchteln die Russen alle Viertelstunde mit neuen Atomschlagsdrohungen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 17. Juli 2023, 06:53:36
Die Bank von Russland bringt neue 5- und 10-Rubel-Banknoten in Umlauf.

Das ist ein Nennwert von ca. 5 und 10 cent (€/$).

ZitatWie Sergei Below, stellvertretender Vorsitzender der Zentralbank, feststellte, fiel die Entscheidung, die Zehn-Rubel- und Fünf-Rubel-Banknoten zu ersetzen, zunächst aufgrund ihrer schnellen Abnutzung. Dennoch habe sich die Prägung von Metallrubel als kostspielig erwiesen, räumte er ein.
https://ria.ru/20230716/kupyury-1884500499.html

Und wie stehen eigentlich aktuell die Aussichten des Krim-Tourismus?  8)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 17. Juli 2023, 08:22:12
Zitat von: Peiresc am 17. Juli 2023, 06:53:36Und wie stehen eigentlich aktuell die Aussichten des Krim-Tourismus?  8)

Könnte problematisch werden. ;)

https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-notfall-auf-krim-bruecke-berichte-ueber-explosionen-und-tote-a-e52db96a-914a-48c0-a779-d1b9bf4d0811
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 17. Juli 2023, 18:45:14
Die Empfehlung an Krimtouristen, die Landverbindung zu nehmen ist auch geil... die Touris stauen sich von der Krim bis Melitopol und blockerien damit im Südwesten der russisch besetzten Gebiete die wichtigsten Straßen^^

Darüber hinaus ist meines Wissens nach die Zugverbindung auch nicht wieder bei voller Kapa, womit die Versorgung der Krim und eben jenes Südwestens ziemlich bescheiden aussieht.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 19. Juli 2023, 20:28:26
Die Sanktionen scheinen zu wirken...

https://twitter.com/i/status/1681744389104709632
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 20. Juli 2023, 06:20:46
Zitat von: Max P am 19. Juli 2023, 20:28:26Die Sanktionen scheinen zu wirken...

https://twitter.com/i/status/1681744389104709632
Dumm nur, dass Lebensmittel und Dünger für Drittstaaten aus humanitären Gründen gar nicht sanktioniert werden.

Lügen haben sehr kurze Beine. Bei Putin und Co. sind sie kaum 2 cm hoch.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 20. Juli 2023, 11:21:23
Naja, vieleicht hat putin das in seinen roten Mappen nicht genau genug erklärt bekommen^^ Eigentlich sollte er sich mit internationaler Hilfe, Embargos, Handelsbeschränkungen und Sondergenehmigungen sehr gut auskennen... so hat er doch als stv. Bürgermeister von St. Petersburg das Programm "Rohstoffe für Lebensmittel" unter seiner Fuchtel gehabt und damit die Tambow-Bande der russischen Mafia (hatte den Hafen unter ihrer Kontrolle) zu seinem Langzeitverbündeten gemacht.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 25. Juli 2023, 13:01:33
ZitatDas Loch im russischen Staatshaushalt wird nach den Worten von Finanzminister Anton Siluanow in diesem Jahr größer ausfallen als bislang angenommen. Das Defizit könne sich bis auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausweiten, sagte der Minister der Nachrichtenseite »Argumenty i Fakty«. Zuvor hatte er erklärt, dass die Neuverschuldung nicht mehr als zwei Prozent betragen werde.

Hohe Ausgaben für den Krieg gegen die Ukraine haben das Haushaltsdefizit im ersten Halbjahr auf rund 2,6 Billionen Rubel (26 Milliarden Euro) anschwellen lassen. Zugleich sanken auch die Einnahmen aus den Energieexporten aufgrund westlicher Sanktionen. Das britische Verteidigungsministerium war bereits im April in einer Analyse davon ausgegangen, dass Russland sich verkalkuliert haben könnte.

https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-russland-news-heute-kiew-wehrt-russische-drohnenangriffe-ab-a-000a13cf-4087-4ac7-8317-e200434d4ff3

Dabei wollten uns doch verschiedene Medien (nicht nur pro-russische sondern auch sog. neutrale Leitmedien) in den vergangenen Wochen immer wieder nahebringen, dass die russische Wirtschaft weitaus stärker sei als erwartet und wir im Westen uns zu optimistische Hoffnungen u.a. über die Wirkungen der Sanktionen und die russischen Kriegskosten machen würden.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 14. August 2023, 17:43:39
ZitatTwo out of three Boeing 777s of a Russian airline broke down at the same time.

WZ-3061 and WZ-3062 airplanes, which were supposed to deliver tourists from Ekaterinburg to Antalya and back, broke down. Two Boeing 777s broke down at the same time, while the airline has only three such aircrafts.

Red Wings had to rent an airplane from another company to take the tourists home.

Import of spar parts for Boeing airplanes to Russia is prohibited due to sanctions. "And it has only been a year and a half, and then what? Are we going to fly on broomsticks?", - Russians complain.
https://twitter.com/Gerashchenko_en/status/1691113365546881024
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 21. August 2023, 17:57:52
ZitatIn this old video, Medvedev discusses how much better Russians are living these days compared to Soviet times. He measures the increase of their welfare in how many bottles of vodka people can purchase with an average salary.  
https://twitter.com/Gerashchenko_en/status/1693644837306696113

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 30. August 2023, 06:52:34
ZitatIn mehreren Regionen Russlands soll es laut eines Berichts an Tankstellen kaum mehr Treibstoff geben. Russische Medien finden dafür unterschiedlichste Erklärungen – dabei stehen vor allem in direkter Nähe der Ukraine Autofahrer, Landwirte und Spediteure auf dem Trockenen.
[...]
Erstaunlich, wie schnell sich die Lage verändern kann: Vor knapp anderthalb Jahren begann Wladimir Putin seinen mörderischen Angriff auf die Ukraine und versuchte, Europa mit seinen Gaslieferungen zum Zuschauen zu zwingen. Als das nicht geklappt hat, hat er versucht, die Ukraine mit unzähligen Raketenangriffen auf Energiesysteme, Getreidesilos und Häfen zur Aufgabe zu zwingen. Doch am Ende ist es die Tankstelle mit Atomwaffen, die keinen Diesel mehr für Traktoren und LKW hat.

https://www.stern.de/wirtschaft/russland--mehrere-regionen-vermelden-treibstoffkrise-33777140.html

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 30. August 2023, 19:19:09
Details der ewigen Freundschaft oder Chinas Griff nach russischen Ressourcen:

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 30. August 2023, 19:34:12
Ich war eigentlich auf der Suche nach einer anderen Meldung, aber das hier finde ich auch interessant:
ZitatDer Zusammenbruch des Rubels hat zwei weitere, nicht offensichtliche Konsequenzen. Dies schwächt die Wirtschaft der Nachbarländer und kann Russland auch die benötigten Migranten entziehen.
https://meduza.io/feature/2023/08/30/u-obvala-rublya-est-esche-dva-neochevidnyh-posledstviya-eto-oslablyaet-ekonomiki-sosednih-stran-a-esche-mozhet-lishit-rossiyu-migrantov-kotorye-ey-zhiznenno-neobhodimy

Plausibel. Kasachische Migranten können weniger Geld nach Hause schicken (d. h. diejenigen, die nicht von den Rollkommandos auf der Straße weggefangen und in die Ukraine verbracht werden). Mehr Einzelheiten im Text (Google Translate, aber auch in Englisch verfügbar).
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 30. August 2023, 19:44:29
Ah, hier ist sie, meine Meldung. Ein aktueller Kommentar zu
Zitat von: Peiresc am 15. Mai 2023, 21:40:50Das Flugwesen, Genossen Bauern, es entwickelt sich!

ZitatAn Airbus A330 plane owned by the Russian airline Aeroflot that was sent to Iran for maintenance in early April has still not returned yet, Russian media outlets reported on Wednesday, citing the service Flightradar24.

According to a source from Aeroflot who spoke to the Telegram channel Aviatorshchina, the return date for the plane "was recently pushed back by six months," from late September 2023 to early March 2024. Data from Flightradar24 indicates that the aircraft stopped carrying out regular flights in September 2022, completed three flights over the next seven months, and flew on April 6 to Iran, where it's been ever since.

Aviation experts told the independent Russian outlet Agentstvo that under normal circumstances, the type of servicing the plane requires should not take more than three months. Andrey Patrakov, the founder of the aircraft safety service RunAvia, said the delay is likely due to difficulties acquiring spare parts.
https://meduza.io/en/news/2023/08/30/first-aeroflot-plane-sent-to-iran-for-repairs-still-there-after-five-months-not-expected-back-until-march-2024

Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 30. August 2023, 20:24:02
Und die Forderung nach Bezahlung von Erdöl mit Rubel ist auch der totale Erfolg. Gazprom kollabiert:

ZitatIm Zeitraum von Januar bis Juni sei der Gewinn auf 296 Milliarden Rubel (umgerechnet rund 2,85 Milliarden Euro) gesunken, meldet Gazprom - und somit auf weniger als ein Achtel des Vorjahreszeitraums. Im ersten Halbjahr 2022 hatte der Nettoüberschuss noch 2,5 Billionen Rubel (damals rund 41,5 Milliarden Euro) betragen.
https://rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/gazprom-stuerzt-in-die-roten-zahlen-profit-sinkt-auf-weniger-als-ein-achtel-des-vorjahresgewinns_aid-96650835

Wenn Trump Putin noch aus der Patsche helfen will, dann wird er sich mit der Machtübernahme beeilen müssen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 31. August 2023, 06:37:19
Alles nur westliche Propagandalügen. Die russische Wirtschaft WÄCHST (https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/rubel-kaufkraft-folgen-ukraine-krieg-russland-100.html) und Deutschland geht es SCHLECHT (https://twitter.com/SWagenknecht/status/1694659003010163070).  ;)





Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 01. September 2023, 12:42:07
Von ihrer laut herausgepöbelten Siegeszuversicht wollen sie heute nichts mehr wissen...
https://twitter.com/francis_scarr/status/1697553040071430306
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 01. September 2023, 13:45:22
Zitat von: Max P am 01. September 2023, 12:42:07Von ihrer laut herausgepöbelten Siegeszuversicht wollen sie heute nichts mehr wissen...
https://twitter.com/francis_scarr/status/1697553040071430306
Falscher Thread. Sollte eigentlich in den Ukraine-Faden.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 01. September 2023, 15:22:05
Nochmal zum Erdöl.
https://english.nv.ua/business/gazprom-unprofitable-during-the-first-6-months-of-2023-50350427.html

Die Zahlen sind ein bisschen anders, aber der Tenor ist gleich. Zum 2. Mal seit 2020 ist Gazprom in der Verlustzone. Der Unterschied ist: 2020 war der Rohöl-Preis kurz negativ (wir hatten das irgendwo nebenbei in unserem Amerika-Faden), und aktuell liegt er bei $80.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 01. September 2023, 22:18:01
Das Imperium schlägt zurück löst sich auf...

ZitatPutins Pläne eines Eurasiens scheinen zukünftig vermehrt ohne Russland stattzufinden. Kasachstan hat seine historische Chance als Brücke zu China und der EU erkannt. Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew forderte am vergangenen Freitag in einer Rede an die Nation nun eine Verfünffachung der Exporte unter Umgehung Russlands.

Ende Juni unterzeichneten die nationalen Eisenbahnbetreiber Kasachstans, Georgiens und Aserbaidschans ein Joint-Venture-Abkommen, um die Entwicklung des Projekts zu beschleunigen, das für chinesische Unternehmen zu einer Alternative zum Transit durch Russland geworden ist.
https://twitter.com/DortmundaBerlin/status/1697554958994821136
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 02. September 2023, 18:27:10
Vieleicht liegt das daran, dass sowohl China als auch andere leidvoll Betroffene wissen, wie es um die Nutzungssicherheit russischer Infrastruktur steht? Die BAM und die Transsib werden ja regelmäßig von Unterbrechungen heimgesucht und der Klimawandel wird es in den sumpfigen Weiten Sibiriens nicht besser machen^^
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 05. September 2023, 13:34:04
Autofahren wird teuer in Ruzzland. Vielleicht hilft es ja ein wenig, dem Klimawandel zu begegnen...

https://twitter.com/Gerashchenko_en/status/1699027967395967072
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 12. September 2023, 13:23:42
ZitatBut as of May 1 this year, Russian carriers had 541 Western planes in active service or under maintenance, according to data compiled by Swiss aviation intelligence provider ch-aviation. That's more or less on a par with before the war
https://www.reuters.com/world/europe/how-russia-keeps-its-fleet-western-jets-air-2023-08-23/
Russland kauft Flugzeugteile über Mittelsmänner, da haben sich offenbar Handelswege etabliert.

Sanktionen sind wie Computersicherheit: kein Zustand, sondern ein Prozess. Sie müssen adjustiert werden.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 17. September 2023, 12:20:27
Der Artikel ist von 2007, aber ich vermute, an den Zuständen hat sich bis heute nichts grundlegend geändert. Dass sich die zweitgrößte Armee in derUkraine der Welt als derart dysfunktional erwiesen hat, liegt sicher nicht zuletzt auch an solchen Zuständen uncd Gepflogenheiten.

ZitatMit Schlägertrupps und Schmiergeld betreiben organisierte Kriminelle in Russland ein brutales Geschäft: Firmen werden mit aller Gewalt zur Aufgabe gezwungen.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/feindlichste-uebernahmen-a-100fc3f2-0002-0001-0000-000052715150
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 17. September 2023, 16:07:17
Doch, da hat sich einiges unter putin geändert: es gibt keine "Raider" mehr aus der Provinz, die vorher Staatsanwaltschaften mit Schmiergeld bremsen... heute stellt die Staatsanwaltschaft die Dokumente aus, mit denen die Polizei "raidet" und am Ende gehört der Betrieb einem Mitglied der Partei Einiges russland.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 20. September 2023, 08:47:45
ZitatRussland rutscht auf Rang 36 der deutschen Handelspartner ab. Die »Entflechtung« sei in vollem Gang, meldet die neue Chefin des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft – und warnt zugleich vor Druck auf Firmen, die in Russland bleiben.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/ost-ausschuss-auswertung-wie-rasend-russland-an-wirtschaftlicher-bedeutung-verliert-a-62c7b363-915a-4498-82f6-4552c362dbbb
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 17. Oktober 2023, 06:53:27
ZitatPutin wird bei Xis Seidenstraßen-Gipfel erwartet, der heute in Peking beginnt. Der Kremlherrscher kommt nicht zum Staatsbesuch, etliche weitere Staats- und Regierungschefs sind beim Forum zu Chinas riesigem Infrastruktur- und Investitionsprojekt dabei – womit viel über die wahren Kräfteverhältnisse zwischen Moskau und Peking gesagt ist. Putin muss sich einreihen, er ist einer von vielen.

Mit dem Überfall auf die Ukraine hat sich Putin in eine immer größere Abhängigkeit zu China begeben. Die Volksrepublik ist inzwischen der wichtigste Handelspartner Russlands. Russland exportiert nach China, was es anderswo wegen des Krieges nicht mehr los wird, vor allem Energierohstoffe. China drückt eiskalt die Preise, füllt so aber dennoch die Kriegskasse des Kreml. Andersherum importiert Russland aus China, was ihm der Westen nicht mehr liefert.

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/news-israel-gaza-olaf-scholz-wladimir-putin-in-china-polen-bund-der-steuerzahler-a-5aef6aed-d566-4112-a5bc-cf102f28f721
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 23. Oktober 2023, 16:56:23
ZitatDie Wirtschaft in Russland hat den Ukraine-Feldzug bislang ohne größere Schäden verkraftet. Das liegt auch daran, dass der Kreml darauf geachtet hat, die Ausgaben für den Feldzug im Rahmen zu halten. Das aber dürfte sich im kommenden Jahr ändern: Laut aktuellen Haushaltsplanungen wird Russland 2024 deutlich mehr Geld für das Militär bereitstellen. Das wiederum könnte dann auch die Bevölkerung im Land zu spüren bekommen.

Nach britischer Einschätzung dürfte die massive Ausweitung der Staatsausgaben die russische Wirtschaft deutlich belasten. »Kontinuierlich erhöhte Militärausgaben werden höchstwahrscheinlich zum Inflationsdruck in Russland beitragen«, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag mit.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/krieg-gegen-die-ukraine-kriegsausgaben-erhoehen-druck-auf-die-russische-wirtschaft-a-4732d1ee-dbe0-4ba2-837d-4f1e3ce48e3f
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 10. November 2023, 11:30:01
ZitatRussia's army and its weapons factories are sucking in a growing number of workers as Moscow braces itself for a long war in Ukraine, leaving civilian sectors with painful labour shortages and destabilising the broader economy.

"The labour market is extremely tight," the head of a big Russian mining company told the Financial Times. "It is not just the mobilisation, or people fleeing Russia. The main problem is arms production."

The labour shortages have helped expose weaknesses in the Russian economy that contradict the rosy picture painted by the Kremlin.

President Vladimir Putin has repeatedly pointed to Russia's rising gross domestic product as proof of its economic health and the failure of either war or western sanctions to inflict serious damage. But economists say the figures are flattered by big increases in defence spending and conceal structural problems that could be destabilising in the longer term.
[...]
Moscow's decision to move the economy on to a war footing in anticipation of a protracted conflict has aggravated the situation, according to economists and Russian businesspeople. With defence companies working at full pelt to supply the armed forces, civilian industries are struggling to source workers.
[...]
One illustration of the shortage of workers can be found in the increasing length of the working week in Russia. It has reached its longest levels in a decade, analysts at the FinExpertiza consultancy wrote. Many factories have started operating in three shifts, a reminder of Soviet times.

"The Russian labour market and the whole economy is working at its limit, it has been squeezed to its maximum capacity and it simply cannot produce more," said UPF's Enikolopov.
[...]
Even weapons makers are feeling the pinch, despite luring staff from other sectors. Officials say the defence industry is short of 400,000 workers.

https://www.ft.com/content/dc76f0bb-cae2-4a3a-b704-903d2fc59a96
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 19. November 2023, 16:28:01
ZitatFür die Ökonomin Alexandra Prokopenko und den auf Militärfragen spezialisierten Politologen Pawel Lusin begibt sich Russland mit dem Primat des Krieges in der Wirtschaftspolitik in eine Falle, wie sie auf dem Online-Portal Carnegie Politika schreiben. Die enormen Ausgaben für Rüstung und Armeebudget liessen sich nur zum Preis einer Verarmung der Bevölkerung erkaufen. Hinzu komme, dass das Geld in eine Rüstungswirtschaft fliesse, die seit Jahren hochdefizitär und ineffizient sei. Zwar wird in den wieder zum Leben erweckten Rüstungsbetrieben nun rund um die Uhr gearbeitet, was auch zum Aufschwung der umliegenden Regionen und der Zulieferer führt. Aber umso stärker treibt das die übrige Wirtschaft in den Teufelskreis.

https://www.nzz.ch/wirtschaft/russland-haushalt-fuer-2024-im-zeichen-des-kriegs-ld.1764841?utm_source=pocket-newtab-de-de
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 21. Januar 2024, 12:17:29
ZitatSeit dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine ist der Bestand der liquiden Mittel im russischen Staatsfonds drastisch zurückgegangen. Einem Bericht von Bloomberg Economics zufolge, der sich auf Daten des russischen Finanzministeriums stützt, geht es allein in den letzten zwei Jahren um einen Rückgang um 44 Prozent. Bloomberg rechnet hier seit Februar 2022. Ökonomen gehen davon aus, dass die liquiden Mittel des Fonds noch maximal für zwei weitere Jahre ausreichen werden. Dafür gibt es jedoch eine Voraussetzung.

https://www.fr.de/wirtschaft/zwei-jahre-liquide-russland-verbrennt-im-ukraine-krieg-seinen-wohlstand-wohlstandsfonds-noch-zr-92784403.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 22. Januar 2024, 19:49:15
ZitatKremlchef Putin buttert Milliarden in seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im eigenen Land bricht derweil die Infrastruktur zusammen. Menschen frieren. Doch Putin blendet das unangenehme Thema aus.
https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/ukraine-krieg-kaum-reparatur-russen-frieren-wegen-maroder-infrastruktur-id69167881.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 25. Januar 2024, 13:05:24
ZitatEs scheint, dass diese Diktatur ihren Höhepunkt erreicht hat – alle notwendigen Gesetze wurden verabschiedet, die Bevölkerung hat Angst und die Behörden tun, was sie wollen. Aber nein. Gestern hat die Staatsduma ein neues Gesetz verabschiedet – ein Gesetz über die Beschlagnahme von Eigentum wegen ,,politischer Verbrechen".

Das neue Gesetz sieht die Möglichkeit der Beschlagnahme von Eigentum von Personen vor, die aufgrund einer Reihe von Strafartikeln verurteilt wurden – wegen ,,Behördenkritik", ,,Zurückhaltung beim Kampf [in der Ukraine]", ,,Fälschungen [Wahrheit] über die Armee", ,,Diskreditierung der Armee", ,,Aufrufe für Sanktionen gegen Russland" usw. Das neue Gesetz wird vor allem Antikriegsaktivisten und illoyale/unabhängige Journalisten (wie den Besitzer dieses Kontos und den Autor dieser Zeilen) treffen, die die Wahrheit sagen und die offiziellen Lügen der russischen Behörden widerlegen.

Bemerkenswert an diesem Gesetz ist, dass Behörden das Eigentum eines ,,politischen Kriminellen" auch dann beschlagnahmen können, wenn es auf den Namen seines Ehepartners, Kindes, seiner Eltern, Nachbarn oder Freunde eingetragen ist. Kein schlechtes Instrument zur Beeinflussung von Dissidenten (die nicht in Russland bleiben und nur aus dem Ausland schreiben), oder??! Selbst wenn Sie dort (in Russland) nichts haben, können die Behörden Ihren Lieben, Verwandten und Freunden Eigentum wegnehmen und Sie so zum Schweigen bringen...

Im Video: Staatsduma-Abgeordneter Andrei Lugowoi, der 2006 in London Alexander Litwinenko (einen aus Russland geflohenen FSB-Offizier) mit Polonium vergiftete. Diese Person sollte im Gefängnis sein, aber in Putins Russland werden die Gesetze von solchen Leuten geschrieben. Im Video spricht er über die Ziele des neuen Gesetzes: ,,Von nun an wird jeder, der versucht, seinem Vaterland und den Bürgern Russlands Schaden zuzufügen, alles verlieren und dort, außerhalb unseres Landes, wie der letzte Hund sterben."...

https://twitter.com/putinism24/status/1750396927445700636
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Juliette am 25. Januar 2024, 13:23:47
Ekelhaft und menschenunwürdig.  #)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 25. Januar 2024, 14:52:27
Putins Russland nähert sich immer mehr einem nationalsozialistischem Staat an. Sippenhaft wurde vor über 80 Jahren gerne und häufig von Adolf Regime angewendet, um sich an Feinden des Staates zu rächen.  #)
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 30. Januar 2024, 13:47:30
ZitatDie vom Rüstungsboom befeuerte russischen Wirtschaft kann ihr rasantes Wachstum laut einer Prognose nicht mehr fortsetzen. ,,Mittlerweile operiert sie an der Kapazitätsgrenze und zeigt zunehmende Überhitzungserscheinungen", hieß es am Dienstag vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW).
[...]
,,Russland ist immer mehr davon abhängig, dass der Krieg weitergeht. Die enormen Ausgaben dafür wirken wie eine Droge auf die Wirtschaft", sagte Vasily Astrov, ein Russland-Experte des WIIW. Etwa 29 Prozent des föderalen Haushalts würden dieses Jahr in das Wehr-Budget fließen, hieß es.

https://www.handelsblatt.com/politik/international/wiiw-prognose-russische-wirtschaft-kann-rasantes-wachstum-wohl-nicht-fortsetzen/100011435.html

Und noch eine weitere Nachricht
ZitatDurch eingefrorenes russisches Geld verdient die EU Milliarden. Die Gewinne soll die Ukraine bekommen, planen die Mitgliedstaaten. Russland hatte vor dem Schritt gewarnt.
https://www.zeit.de/politik/2024-01/russland-ukraine-eu-geld-enteignung
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 06. Februar 2024, 10:26:22
ZitatDie Kritik an den wirtschaftlichen Maßnahmen gegen Russland wächst. Aber: Wirkungslos sind die Sanktionen nicht. Nur sollten sie verbessert werden.

Bei der Großmacht waren die Aussichten, Präsident Putin mit der Unterbrechung von Handels- und Finanzströmen zum Rückzug aus der Ukraine zu zwingen, somit von Anfang an minimal. Sanktionen verfolgen jedoch noch zwei weitere entscheidende Funktionen. Erstens beschränken die Finanzstrafen und Exportverbote für elektronische Bauteile und andere Hochtechnologie den Handlungsspielraum Moskaus massiv.

Zweitens senden die Sanktionen ein teures Signal über zentrale völkerrechtliche Normen wie die Unverletzbarkeit der Grenzen eines Landes. Die westlichen Strafen wirken also umfassender, als viele Kritiker annehmen.
[...]
Deswegen ist nun vor allem wichtig, dass Deutschland und Europa den wirtschaftlichen Druck besser umsetzen und zum Beispiel Schmuggel viel stärker verfolgen, um glaubwürdig zu bleiben. Die Preisbeschränkungen für russisches Rohöl oder Exporte über Drittstaaten wurden bislang kaum kontrolliert.

Außerdem müssen Sanktionen immer Teil eines größeren strategischen Rahmens sein. Sie wirken im Zusammenspiel mit Europas und Amerikas erheblichen Wirtschafts- und Waffenhilfen für die Ukraine und verschieben so das Gleichgewicht zugunsten der Angegriffenen. Zu oft diskutieren wir Sanktionen (und Waffenlieferungen) aber losgelöst von den politischen Zielen und anderen Mitteln. Das sollten wir ändern.

https://archive.is/xubjo
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 12. Februar 2024, 09:03:31
ZitatDenn die Wahrheit ist, trotz aller Weltuntergangsberichte und westlichen Sanktionen: Russland erlebt einen Wirtschaftsboom. Die russischen Löhne sind vergangenes Jahr um 8 Prozent gestiegen, die Arbeitslosigkeit auf ein historisches Tief von 2,9 Prozent gefallen. Präsident Wladimir Putin freute sich besonders über einen Zuwachs der Industrieproduktion: Das verarbeitende Gewerbe legte 2023 um 7,5 Prozent zu, vornehmlich in der Waffenherstellung.

Diesen Angaben kann man glauben, denn die russische Erholung ist kein Hirngespinst von Putin, sondern wird von der Ukraine bestätigt: Die angesehene Wirtschaftsschule Kyiv School of Economics, die die Daten regelmäßig auswertet, kam im Dezember zu dem Schluss, dass die russische Wirtschaft vergangenes Jahr im zweiten Quartal um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen ist, im dritten Quartal sogar um 5,5 Prozent. Auf Jahressicht lag das Wachstum demnach bei 3,5 Prozent – Werte, von denen Deutschland nur träumen kann.

Aber auch von diesem Boom darf man sich nicht täuschen lassen: Es gibt Menschen und Unternehmen, die vom Krieg profitieren und besser verdienen als vor dem Angriff auf die Ukraine. Aber die Kriegswirtschaft läuft allmählich heiß und steht kurz vor dem Überhitzen. Neue Arbeitskräfte finden Unternehmen nur noch, wenn sie mit immer höheren Löhnen locken. Für Mechaniker, Schweißer und LKW-Fahrer seien die Gehälter vergangenes um bis zu 20 Prozent gestiegen, schreibt das Wirtschaftsportal Bloomberg. Damit befeuern sie die Inflation weiter. Das sei speziell für die Mittelschicht ein Problem, sagt Munz.

Und der ntv-Korrespondent verweist auf eine weitere Fehlentwicklung: Die russische Industrie produziert derzeit vor allem Waffen und Raketen, die wenig später in Flammen aufgehen. "Das Geld fließt in die Kriegsindustrie", sagt Munz. Das bringe zwar ein Wirtschaftswachstum, schaffe aber keine Werte.

Der russische Boom lebt davon, dass Putin in der Ukraine Maschinengewehre, Panzer, Raketen und auch Russen verheizt: Allein in diesem Jahr will Russland 100 Milliarden US-Dollar für Verteidigung und Militär ausgeben, das ist ein Drittel des gesamten russischen Haushalts. Im Gegenzug werden Investitionen in Bildung, Straßen, den Wohnungsbau oder auch kritische Infrastrukturen wie Versorgungssysteme gekürzt, um das Budget auszugleichen.

Die Kyiv School of Economics formuliert es so: Obwohl Putins Fabriken aktuell mit Volldampf produzieren, sind die mittel- und langfristigen Aussichten übel. Sobald der Krieg als Wachstumsmotor wegbreche, würden alte Probleme der russischen Wirtschaft zum Vorschein treten, schreiben die ukrainischen Ökonomen in ihrer Analyse – und durch neue verschärft werden.

https://www.stern.de/wirtschaft/russlands-boomende-wirtschaft---das-klima-hat-sich-total-geaendert--34445074.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 12. Februar 2024, 09:55:43
Es ist so absurd wie tragisch. Ein Russland ohne imperialen Wahn, das seine ungeheuren Ressourcen nutzen würde, um seine chronischen Entwicklungsdefizite im Innern zu beseitigen, könnte tatsächlich eine Weltmacht sein...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 12. Februar 2024, 16:29:57
Zitat von: Max P am 12. Februar 2024, 09:55:43Ein Russland ohne imperialen Wahn, das seine ungeheuren Ressourcen nutzen würde, um seine chronischen Entwicklungsdefizite im Innern zu beseitigen, könnte tatsächlich eine Weltmacht sein...

Ohne Zweifel.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 21. Februar 2024, 10:54:51
ZitatAm 24. Februar jährt sich der russische Einmarsch in die Ukraine. Die westliche Welt hatte damals zögerlich geantwortet, dann aber Sanktionen eingesetzt. Ein Großteil dieser Sanktionen zielte darauf ab, die russische Wirtschaft zu schwächen, betraf jedoch auch Einzelpersonen wie Wladimir Putin oder verschiedene Oligarchen. Ihr Erfolg ist bislang Gegenstand von Diskussionen. Der Londoner Thinktank ,,Official Monetary and Financial Institutions Forum" will nun Anzeichen für eine Korrosion in Russlands Wirtschaft entdeckt haben.
[...]
Und auch die technologischen Sanktionen vonseiten der EU zeigen Wirkung. Sie äußern sich in Berichten explodierender Rohre, dem Verlust von grundlegender Infrastruktur und in den Problemen von Russlands Fluggesellschaften, Flugzeuge in der Luft zu halten.
[...]
Zusammen mit der schweren Konzentration auf die Rüstungsindustrie ohne Rücksicht auf Zukunftssektoren würde diese Entwicklung dafür sorgen, dass Russland global noch weiter abgehängt wird. Im Grunde bezahlt Russland also seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine, indem es Innovation, Forschung und Bildung opfert.
https://www.fr.de/wirtschaft/russland-fruehstufe-des-wirtschaftlichen-rueckgangs-europa-ukraine-krieg-westliche-sanktionen-zr-92833771.html

ZitatSeit dem Angriff auf die Ukraine versucht der Westen Russland mit Sanktionen zu treffen. Der russische Zahlungsverkehr wird etwa mit dem Ausschluss russischer Banken aus dem SWIFT-System eingeschränkt. Nun soll auch die chinesische Zhejiang Chouzhou Commercial Bank ihre Transaktionen mit Russlands aussetzen, wie die russische Zeitung Wedomosti berichtete. Russische Unternehmen rechnen mit starken Folgen für die Wirtschaft.
[...]
Wie Wedemosti weiter berichtete, habe die Bank eine wichtige Stellung für Importeure erreicht, da die auferlegten Sanktionen gegen Russland lockerer angewendet werden als bei anderen Banken. Doch jetzt scheint damit auch für die Zhejiang Chouzhou Bank Schluss zu sein.
[...]
Die Zhejiang Chouzhou ist laut Wiadamosti nicht die einzige Bank, die die Russlandgeschäfte stärker reguliert. Ein Grund könnte die Befürchtung von westlichen Sanktionen für chinesische Banken sein, sollten die Banken zu locker mit sanktionierten russischen Unternehmen umgehen.
https://www.merkur.de/wirtschaft/usa-eu-china-russland-ukraine-krieg-transaktionen-logistikzusammenbruch-sanktionen-92820288.html

Soviel zur "großen Freundschaft" und den "engen Banden" zwischen Russland und China, welche die russische Regierung ständig beschwört. Am Ende ist den Chinesen doch das Hemd näher als die Hose.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Max P am 21. Februar 2024, 11:12:02
Zumindest im Moskauer Alltag (was anderswo freilich anders aussehen kann) ist von den Sanktionen nicht so sehr viel zu spüren:

ZitatDer Westen wollte Russland mit Sanktionen wirtschaftlich in die Knie zwingen, um den Krieg gegen die Ukraine zu stoppen. Doch im Alltag ist kaum was spüren. Auch deutsche Unternehmen verdienen weiter.
https://web.de/magazine/wirtschaft/frage-geldes-moskaus-einkaufswelt-wandel-39342912
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 21. Februar 2024, 13:27:26
Zitat von: Max P am 21. Februar 2024, 11:12:02Zumindest im Moskauer Alltag (was anderswo freilich anders aussehen kann) ist von den Sanktionen nicht so sehr viel zu spüren:

Das wurde bereits mehrfach thematisiert. Putin kann es sich nicht leisten, dass Moskau (die Hauptstadt) oder St. Petersburg (wo sein Aufstieg begann) auch nur im Geringsten unter den Sanktionen zu leiden beginnen. Eher gehen die Großstädte (z.B. in Sibirien oder dem Kaukasus) oder die unzähligen Kleinstädte und Dörfer in der Provinz vor die Hunde, als dass auch nur ein Moskauer oder Petersburger Bürger Einschränkungen hinnehmen muss.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Typee am 21. Februar 2024, 18:41:43
Zitat von: RPGNo1 am 21. Februar 2024, 13:27:26
Zitat von: Max P am 21. Februar 2024, 11:12:02Zumindest im Moskauer Alltag (was anderswo freilich anders aussehen kann) ist von den Sanktionen nicht so sehr viel zu spüren:

Das wurde bereits mehrfach thematisiert. Putin kann es sich nicht leisten, dass Moskau (die Hauptstadt) oder St. Petersburg (wo sein Aufstieg begann) auch nur im Geringsten unter den Sanktionen zu leiden beginnen. Eher gehen die Großstädte (z.B. in Sibirien oder dem Kaukasus) oder die unzähligen Kleinstädte und Dörfer in der Provinz vor die Hunde, als dass auch nur ein Moskauer oder Petersburger Bürger Einschränkungen hinnehmen muss.

Dabei ist die Provinz eigentlich der Trumpf in Putins Händen, dort hat er die treuesten Anhänger. Das haben sie nun davon. Wer sich auf den verlässt, ist als erster verlassen.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 21. Februar 2024, 21:02:42
ZitatLet's begin with the "official" picture. It suggests UK trade with Russia has collapsed since Feb 2022. Down by 74%...

(https://pbs.twimg.com/media/GG4AM1sWIAAIiNC.jpg)

Well let's look at UK exports to Kyrgyzstan and ask the question: have they gone up since the outbreak of war? Well, have a look...

kyrgys.jpg

That's up by more than 1,100%.

Es kommen noch einige Details dazu. Es sind genau jene Güter, die Russland für seine Waffenproduktion braucht, welche jetzt in die Nachbarstaaten geliefert werden. Bestimmt werden sie dort eingemottet. Und es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass es nicht bei anderen westlichen Industriestaaten genauso läuft.
 
(https://pbs.twimg.com/media/GG4WQ4dWQAIAvw9.jpg)

https://threadreaderapp.com/thread/1760348194741891241.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Daggi am 22. Februar 2024, 01:03:15
Zumindest im Moskauer Alltag (was anderswo freilich anders aussehen kann) ist von den Sanktionen nicht so sehr viel zu spüren

Hintenrum doch. In Moskau kann man fast nicht mehr mit dem Taxi fahren, es sei denn man weiß den Weg zum Ziel. Denn moskauer Taxifahrer müssen keine Ortskenntnisse haben, und verlassen sich auf ihr Navigerät. Das ist aber nutzlos geworden seit Russland das GPS stört, was Auswirkungen bis in die Ostsee hat.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 22. Februar 2024, 09:00:29
Das UK ist ein wiederlicher Player in der Sache, zumindest durch die City of London sind neben den Exporten auch die "Schattenschiffe" des Rohstoffexports versichert bzw. dort wird am "Gebrauchttankerhandel" ordentlich mitverdient. Die Briten sind wahre Ferengi: Frieden ist gut fürs Geschäft, Krieg ist gut fürs Geschäft! Gilt ja auch für die Wirtschaftsverbindungen zu den Oligarchen, denen ein erklecklicher Anteil Londons mittlerweile gehört... und die Tories waren ja schon immer Freunde des Geldes und Geld stinkt nicht^^

Hinsichtlich der Wirtschaftssanktionen kann man aber auch nicht sagen, sie seien wirkungslos. Denn bei aller Trickserei, die Kosten an Geld und Zeit zur Beschaffung von Konterbande sind signifikant. In einer Welt, die von Just-in-Time lebt sind die langen Lieferketten der russen geradezu grotesk ineffizient und für jeden gesperrten Weg muss ein neuer gefunden werden. Da werden aus Pfennigartikeln ganz schnell teure Dinge, zumal die Beschaffung sich da kaum skalieren lässt... und wie man aus Unterlagen zu den iranischen Shahed-Drohnen weiss, ziehen die "Partner" russland gehörig die Hosen aus, da sind Margen mit dem Faktor 10 drin. Gleiches auch beim Export von Öl bspw. nach Indien, da wird extrem hart gepokert und der Rahm abgeschöpft. Persönlich gehe ich davon aus, dass russland massiv Miese macht, aber "dank" des Schmuggels die Reserven an Devisen strecken kann... bzw. auf eine Tauschwirtschaft (auch ggü. Nordkorea) zurückgreift. NK ist überhaupt ein wichtiger Partner geworden, allein schon wegen deren Schmuggelerfahrung und -netzwerke: Exilkoreaner werden von NK sehr gern als Agenten benutzt, vor allem im wirtschaftlichen Bereich.

Bei den Sanktionen ist bei russland gesamtwirtschaftlich noch etwas anderes wichtig: Der reduzierte/verknappte Import von Gütern heizt zusammen mit der angeworfenen Geldpresse in Moskau die Inflation massiv an. Geld wird über erhöhte Löhne im Rüstungssektor und Prämien für Soldaten auf den Markt geworfen, auf welchem gleichzeitig Konsumgüter knapp werden. Die produzierten Rüstungsgüter kommen nämlich weder der Zivilwirtschaft zugute, noch haben sie investiven Charakter. Es läuft in meinen Augen auf eine erhebliche Inflation hinaus, die weder durch Aussenhandel noch durch Erhöhung des Konsums bekämpfbar ist... ich denke, wir werden bald Kriegsanleihen oder offene Kriegssteuern (verdeckte, insbesondere auf Fremdwährungen gibts ja schon) sehen, damit Liquidität abgeschöpft wird. Die Zentralbank ist dort anscheinend die einzige Institution, deren Mitarbeitende wissen was sie tun.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 28. Februar 2024, 20:24:01
ZitatDie russische Wirtschaft hat angesichts der Sanktionen gegen Moskau im Zuge des Kriegs in der Ukraine nach Auffassung des Internationalen Währungsfonds (IWF) beim Wachstum ,,überrascht." ,,Es ist eine Kriegswirtschaft", sagte IWF-Kommunikationsdirektorin Julie Kozack am Donnerstag (23. Februar) in Washington laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die russische Wirtschaft habe einen hohen Anteil an Militärausgaben, was die Produktion ankurbele. ,,Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Sozialtransfers, die den Konsum ankurbeln."

Allerdings sehe man aktuell auch Anzeichen für eine ,,Überhitzung der Wirtschaft" – etwa einen Anstieg der Inflation. Mittelfristig gehe man davon aus, dass sich Russlands Wirtschaftswachstum verlangsamen werde, sagte Kozack. Als Gründe dafür nannte sie, dass das Land vom internationalen Finanzsystem abgeschnitten sei und nur eingeschränkten Zugang zu Technologien habe. Dies werde sich künftig negativ auf die russische Wirtschaft auswirken. ,,Ich möchte auch darauf hinweisen, dass Russland im Hinblick auf das Humankapital einige hoch qualifizierte Arbeitskräfte verloren hat".
https://www.fr.de/wirtschaft/wirtschaftswachstum-bip-ukraine-krieg-sanktionen-russland-putin-wirtschaft-wirken-verschaerfung-zr-92847480.html

ZitatRussland ist aufgrund der wirtschaftlichen Situation zu einem ewigen Krieg verdammt. Lange wird die Regierung von Wladimir Putin dem wirtschaftlichen Druck nicht standhalten können. Inzwischen ist Russlands Wirtschaft so abhängig vom Ukraine-Krieg, dass Putin es sich weder leisten kann, den Krieg zu gewinnen noch zu verlieren, argumentieren Ökonomen.
https://www.fr.de/wirtschaft/inflation-krise-wirtschaft-isolation-ukraine-krieg-wladimir-putin-sanktionen-russland-verluste-soldaten-zr-92855124.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 13. März 2024, 19:00:52
(https://pbs.twimg.com/media/GIkZHZ2asAAICFM?format=jpg&name=large)

teatime.jpg
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 01. April 2024, 21:24:09
ZitatEs wird nicht mehr lange dauern, bis Russlands Wirtschaft zerfällt. Zwar ist die russische Wirtschaft laut Angaben des staatlichen Statistikamts Rosstaat im Jahr 2023 um 3,6 Prozent trotz Sanktionen gewachsen. Doch im Jahr 2024 steht offenbar eine Schwächephase bevor. Russland wird Experten zufolge nicht in der Lage sein, das von Wladimir Putin angepriesene Wirtschaftswachstum weiter anzukurbeln.

Zu dem Schluss kommen Wissenschaftler vom The Bank of Finland Institute for Emerging Economies (BOFIT) in ihrem jüngsten Bericht. Die Forscher rechnen damit, dass sich das russische Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 auf 2 Prozent belaufen wird – in den Jahren 2025 und 2026 werde die Wirtschaft nur um einen Prozent wachsen. ,,Ein anhaltendes hohes Wachstum in den Jahren 2025 und 2026 ist sehr unwahrscheinlich", so die Forscher über Russlands Wirtschaft.

https://www.fr.de/wirtschaft/krieg-sanktionen-russland-wirtschaft-wladimir-putin-arbeitskraefte-wachstum-bip-inflation-ukraine-zr-92916209.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Conina am 01. April 2024, 23:00:24
Damit wachsen sie immer noch schneller als D. #Scnr
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 02. April 2024, 06:51:11
Zitat von: Conina am 01. April 2024, 23:00:24Damit wachsen sie immer noch schneller als D. #Scnr

Irrelevant. Das WW in Russland erfolgt zur Zeit praktisch ausschließlich durch die Waffen- bzw. Munitionsproduktion. Was das Panzerwerk Uralwagonsawod baut bzw. aufpeppt, ist 4 Wochen später in der Ukraine zerstört. Nachhaltigkeit = 0.

Wurde hier aber alles schon mehrfach thematisiert.  ;D
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Typee am 02. April 2024, 12:22:57
Die Wirtschaft wächst, aber bezahlt werden muss sie irgendwie, und zwar vom Staat, weil sonst niemand Panzer kauft. Viel bleibt dem Staat da nicht: Rentenkassen plündern, Rohstoffe verramschen oder Geld erfinden und in eine alsbaldige Megainflation steuern. Ist alles nicht gut.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 02. April 2024, 14:21:59
Zitat,,Russland geht schon das Geld aus"

Wie Putin von 2025 an den Krieg finanzieren wolle, sei unklar, sagt der russische Ökonom Igor Lipsiz. Russlands Wirtschaft habe große Probleme.

Der 74 Jahre alte Wirtschaftsprofessor Igor Lipsiz gehörte Anfang der Neunzigerjahre zu den Gründern der Moskauer Higher School of Economics (HSE), die lange als eine der renommiertesten und liberalsten Universitäten Russlands galt. Im August 2023 beendete die HSE den Vertrag mit Lipsiz, der seit 2020 in Litauen lebt – offiziell, weil Mitarbeiter nicht im Ausland leben sollen. Lipsiz selbst bezeichnet die Entscheidung als ,,politisch".
Die HSE ist mittlerweile auf Kreml-Linie gebracht worden, Hunderte Lehrende haben sie verlassen. Lipsiz wurde im März von Russland zum ,,ausländischen Agenten" erklärt. Seitdem dürfen seine Wirtschaftslehrbücher nicht mehr an russischen Bildungseinrichtungen verwendet werden.
https://archive.is/v7HaX
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: sailor am 02. April 2024, 21:08:49
Zitat von: Conina am 01. April 2024, 23:00:24Damit wachsen sie immer noch schneller als D. #Scnr

Das Tragische ist ja daran, dass russland im Gegensatz zu Deutschland keine saturierte Wirtschaft ist. In D ist der Spielraum für Wachstum schon deshalb klein, weil die Gesamtwirtschaft im Verhältnis zur Kopfzahl sehr stark ist. russland hätte allein im Binnenmarkt extremes Potential, allein sind die Bedingungen seit den frühen 200ern extrem schlecht geworden: Immer wenn ein Betrieb halbwegs profitabel wird, kommt ein Funktionär von Einiges Russland daher und kapert den Laden. Deswegen versuchten junge Unternehmer unter dem Radar zu bleiben oder sich ein "Dach" (aka Schutzherren) zu angeln. Ohne putins Kleptokratie (in der die Oligarchen von den Bürokraten abgelöst wurden) und mit gescheiter Investition der Rohstoffmilliarden hätte russland deutlich weiter sein können... wollte es aber nicht. Es wollte einen halbnackten Präsidentendarsteller mit historisierendem Größenwahn und allen Gliedmaßen in der Staatskasse...
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 09. April 2024, 13:54:13
ZitatDennoch haben die westlichen Sanktionen und die wirtschaftliche Entkopplung von den europäischen Märkten fatale Folgen für Russland. Einerseits brechen laut Angaben des russischen Finanzministeriums die Einnahmen aus Rohstoffexporten ein. Andererseits musste Putin durch die Sanktionen alles auf eine Karte setzen, und zwar auf China.

Das wird Moskau nun zum Verhängnis, denn im Laufe dieses Konfliktes wird immer deutlicher, dass Xi Jinping vor allem eigene Interessen verfolgt. Zwar schließt das ein, dass China um jeden Preis verhindern möchte, dass Russland verliert. Aber wirtschaftlich läuft die Zusammenarbeit von chinesischer Seite aus zögerlich – zum Ärger des Kremls.

Putin fehlt es an Alternativen, er sitzt in der China-Falle. Fest steht: Die "grenzenlose Partnerschaft", die beide Präsidenten mehrfach beschworen haben, hat offenbar doch Grenzen. Zumindest für China.
[...]
Die Interessen von Xi Jinping erscheinen klar. China teilt sich mit Russland eine 4.000 Kilometer lange Grenze und Peking möchte es nicht riskieren, dass Putin durch eine mögliche Kriegsniederlage gestürzt und dadurch die Atommacht Russland innenpolitisch destabilisiert wird. Außerdem braucht Xi den Kreml als Partner im Ringen mit dem Westen um eine neue Weltordnung. Und billige russische Rohstoffe sind natürlich von Vorteil für die energiehungrige Wirtschaft der Volksrepublik.

Eigentlich wollte Xi den Konflikt mit dem Westen aber noch nicht forcieren, da die chinesische Wirtschaft nach der Coronakrise noch extrem angeschlagen ist. Doch für Peking hat die gegenwärtige Situation auch Vorteile. Denn die Machtverhältnisse in dem chinesisch-russischen Bündnis sind geklärt, es ist schon lange keine Partnerschaft auf Augenhöhe mehr. Russland ist von China abhängig und Xi verfolgt vor allem seine eigenen Interessen – auch wenn diese Moskau schaden.
https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100380664/ukraine-krieg-putin-sitzt-in-der-china-falle-fest.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 09. April 2024, 15:05:48
TAZ | Russlands Kriegswirtschaft: Putin ruiniert sein Land (https://taz.de/Russlands-Kriegswirtschaft/!5999281/)

ZitatDie ökonomische Lage in Russland ist schlecht – und wird noch schlechter. Selbst ein Sieg in der Ukraine würde der russischen Wirtschaft nichts nützen.
[...]
Russlands Aussichten sind düster, weil Putin keine ökonomische Exit-Strategie hat. Für die Wirtschaft ist es egal, ob er siegt oder verliert. Selbst wenn Russland den Ukrainekrieg gewinnen sollte, was hoffentlich nicht passiert, bräuchte Putin viele Soldaten, um das Nachbarland dauerhaft zu besetzen. Zugleich müsste Russland weiter aufrüsten, weil die Nato nun ebenfalls in ihre Verteidigung investiert. Die russische Kriegswirtschaft wird nie enden – doch dafür ist das Land zu arm.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 22. April 2024, 18:13:01
Ist zwar nicht Wirtschaft, aber andere Fäden will ich damit auch wieder nicht besudeln:

ZitatHere is the latest: on 12 April 2024, the Russian government's official news agency TASS proclaimed that earlier claims of Soviet responsibility for the "Katyn affair" can now be refuted. Referring to "declassified archival documents", TASS claimed that the accusation of Soviet guilt has been shown to be a product of Nazi propaganda. More than three decades after the fall of Communism in Europe, Russia has returned to the original Stalinist version of events.
[...]
As reported previously by The Insider, Russian media has been engaged in Katyn revisionism for several years. However, TASS is the official organ of the Russian government. Its blaming of Germany for Katyn means that the country has crossed a political Rubicon, a form of revisionism typical of states with unchecked power. Russia's political leadership is clearly no longer content with corrective, silencing, and misleading versions of history. Now it is posited that Stalin's notorious order to execute the Polish prisoners was falsified during Boris Yeltsin's presidency, as a liberal conspiracy to satisfy the West's "russophobic" agenda.
https://sceeus.se/en/publications/russia-katyn-and-bucha-how-the-kremlin-is-falsifying-history/

Selbst das noch eine Fälschung, wie sie kaum plumper sein könnte. Ich entsinne mich, dass die Russen das unter Gorbatschow zugegeben hatten, nicht erst unter Jelzin.
Zitat von: WPAm 13. April 1990 übergab Gorbatschow seinem Staatsgast Jaruzelski zwei Mappen mit den NKWD-Transportlisten aus den Sonderlagern und ließ die Presseagentur TASS erklären: Die kürzlich gefundenen Archivmaterialien ließen darauf schließen, dass Beria, Merkulow und ihre Untergebenen für die ,,Gräueltaten im Wald von Katyn" verantwortlich seien.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 23. April 2024, 10:46:34
ZitatDie russische Wirtschaft könnte in den nächsten anderthalb Jahren vor großen Herausforderungen stehen, schreiben Think-Tank-Forscher.

Putin steht vor einem politischen ,,Trilemma", während das Land das dritte Jahr des Krieges in der Ukraine erlebt.

,,Russlands Wirtschaft ist jetzt stabil, sowohl trotz als auch als Folge der westlichen Sanktionen".
https://www.businessinsider.de/politik/international-politics/ein-think-tank-gibt-russlands-wirtschaft-noch-18-monate/

ZitatDer Ukraine-Krieg könnte Russland eines seiner wichtigsten Ressourcen kosten: Jüngste ukrainische Drohnenangriffe auf Ölraffinerien haben die Produktion von Öl massiv geschwächt. Die Ukrainer haben wiederholt auf große Ölverarbeitungslager gezielt – offenbar mit Erfolg. Laut der neuesten Auswertung der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte Russlands Wirtschaft im zweiten Quartal des Jahres 2024 Verluste von 500.000 bis 600.000 Barrel an Rohölverarbeitungskapazität pro Tag einbüßen.
https://www.fr.de/wirtschaft/russland-wirtschaft-oel-raffinerien-produktion-angriffe-drohnen-ukraine-sanktionen-93015713.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 23. April 2024, 11:10:32
Zitat von: RPGNo1 am 23. April 2024, 10:46:34
Zitat,,Russlands Wirtschaft ist jetzt stabil, sowohl trotz als auch als Folge der westlichen Sanktionen".

Das klingt wie ein bisschen zu tief ins Dialektik-Glas geschaut. Wenn es keine Sanktionen gäbe, wäre sie jetzt instabil? Die Aufhebung der Sanktionen würde die russische Wirtschaft in den Abgrund stoßen?

Und die Messlatte hängt auch reichlich tief. Auch eine Subsistenzwirtschaft kann stabil sein - über Jahrtausende.
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: Peiresc am 25. April 2024, 14:50:26
Über die Verhaftung des stellvertretenden Verteidigungsministers.
https://threadreaderapp.com/thread/1783218260231541095.html
Titel: Re: Russland: Wirtschaft
Beitrag von: RPGNo1 am 25. April 2024, 15:36:56
Zitat von: Peiresc am Gestern um 14:50:26Über die Verhaftung des stellvertretenden Verteidigungsministers.
https://threadreaderapp.com/thread/1783218260231541095.html

D.h., Shoigu sollte sich in nächster Zeit von offenen Fenstern fernhalten und auch jeden angebotenen Tee ablehnen.