Hallo,
heute morgen beim Autofahren im Radio (HR1):
" Unser Profi aus der Redaktion Frau Dr. med Schwurbeldurbel informiert sie über die Übersäuerung unseres Körpers. Allgemeine Folgen können sein Müdigkeit und Abgeschlagenheit, blah, blah."
Ich bin zwar kein Fachmann,erlaube mir aber mal die Feststellung, dass das Käse ist.
Warum gibt sich eine Ärztin für so einen Käse her? Müsste sie nicht eher aufklärend wirken?
Und müsste man denen nicht mal einen Mail schicken, dass es einen Bildungsauftrag gibt, für eine aus Steuergeldern finanzierten Sendeanstalt?
Dass das Privatfernsehen völlig verblödet ist, wundert mich nicht. Die öffentlich-rechtlichen sind aber oft unter aller Sau.
Das führt mich zu meiner eigentlichen Frage: Wie hoch schätzt ihr den Anteil an Eso/Schurbel-Typen unter Ärzten? Und warum tun die
das? Für so einen Beitrag im Radio gibts doch nicht so viel Geld.
Gruß
Gruß
Zitat von: Lukian am 22. Juli 2011, 13:21:29
Hallo,
heute morgen beim Autofahren im Radio (HR1):
" Unser Profi aus der Redaktion Frau Dr. med Schwurbeldurbel informiert sie über die Übersäuerung unseres Körpers. Allgemeine Folgen können sein Müdigkeit und Abgeschlagenheit, blah, blah."
Ich bin zwar kein Fachmann,erlaube mir aber mal die Feststellung, dass das Käse ist.
Ja. Siehe:
http://www.psiram.com/ge/index.php?title=%C3%9Cbers%C3%A4uerung (http://www.psiram.com/ge/index.php?title=%C3%9Cbers%C3%A4uerung)
Zitat
Warum gibt sich eine Ärztin für so einen Käse her? Müsste sie nicht eher aufklärend wirken?
Müsste man meinen ...
Zitat
Und müsste man denen nicht mal einen Mail schicken, dass es einen Bildungsauftrag gibt, für eine aus Steuergeldern finanzierten Sendeanstalt?
Machs. Wird aber nicht viel nützen. Mein Eindruck ist, dass auch bei ansonsten erträglichen Sendern speziell Gesundheitsredaktionen alternativ-esoterisch verseucht sind.
Zitat
Dass das Privatfernsehen völlig verblödet ist, wundert mich nicht. Die öffentlich-rechtlichen sind aber oft unter aller Sau.
Das würde ich heute nicht mehr so unterschreiben. Leider. Auf den Privaten läuft manchmal deutlich besseres als bei den ÖR.
Zitat
Das führt mich zu meiner eigentlichen Frage: Wie hoch schätzt ihr den Anteil an Eso/Schurbel-Typen unter Ärzten? Und warum tun die
das? Für so einen Beitrag im Radio gibts doch nicht so viel Geld.
Schätzen? 10%? Reines Bauchgefühl, ohne Grundlage. Wobei das je nach Fachrichtung sicher sehr abweicht. Einen Anästhesisten, der an Homöopathie glaubt, wird man eher selten finden. Auch ein Studium schützt nicht vor magischem Glaube. Man kann auch ein Physikum absolvieren mit reinem Lernen, ohne das Wesentliche wirklich verstanden zu haben. Die meisten tun es vermutlich aus einer Mischung von Überzeugung und dem Wunsch, ihrer Klientel entgegen zu kommen.
ZitatDas würde ich heute nicht mehr so unterschreiben. Leider. Auf den Privaten läuft manchmal deutlich besseres als bei den ÖR.
Überrascht mich jetzt. Kann aber sein, dass ich da Vorurteile hab. Kannst Du Bsp. nennen?
Gruß
Zitat von: Lukian am 22. Juli 2011, 13:46:31
ZitatDas würde ich heute nicht mehr so unterschreiben. Leider. Auf den Privaten läuft manchmal deutlich besseres als bei den ÖR.
Überrascht mich jetzt. Kann aber sein, dass ich da Vorurteile hab. Kannst Du Bsp. nennen?
Hm. Ist auch nur ein subjektiver Eindruck. Z.B. läuft im Ersten Mutantenstadel und im zweiten irgend ein Traumschiff, währen man meinetwegen auf VOX eine spannende Discovery-Chanel-Reportage sehen kann. Oder auf Pro7(?) eine hochwertiges DCPT-Interview. Oder Serien: Ich halte Dr.House für deutlich hochwertiger als Marienhof ...
Spiegel-TV:
http://www.youtube.com/watch?v=NqsLD573HnI
http://www.youtube.com/watch?v=VK9-m0aSmT4
Ich hab' gerade nochmal nachgedacht, warum ich überhaupt gepostet hab.
Als Arzt oder Psychotherapeut hat man einen gewissen sozialen Status. Dafür verlangen die Götter Mühe und Intelligenz. Um Arzt oder Psychotherapeut zu werden, muss ich jahrelang studiert haben. Ich muss einen recht großen Aufwand betreiben, Geld investieren. Praxisausstattung usw.
Für alle ,,Meister" die ich kenne, ist nach meiner Einschätzung die Erschleichung von sozialem Status eine wichtige Motivation. Auch wenn sie das nie zugeben würden.
Die meisten, die ich kenne, sind zumindest etwas einfältig. Können sich aber bei noch einfältigeren als ,,Heiler" und ,,Weiser" aufspielen.
Ein Med-Studium hätten die nie bewältigt.
Als Arzt hat man das eigentlich nicht nötig. Deswegen meine Frage.
Gruß
Trotzdem bekommen die mit Quackgeschwurbel mehr Aufmerksamkeit, als mit ehrlicher Arbeit.
Die Impfgegnerärzte sind zum Beispiel fachlich durch die Bank weg Nullen, aber wirtschaftlich ziemlich erfolgreich und in den Medien überrepräsentiert:
http://www.psiram.com/ge/index.php?title=%C3%84rzte_f%C3%BCr_eine_individuelle_Impfentscheidung_e.V.
Richtig üble Typen wurden durch Betrug an Verzweifelten auch noch reich:
http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Matthias_Rath
http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Nikolaus_Klehr
...das führt mich zu einer Frage, die ich mir immer wieder stellen muss. Warum sind die Medien (viele, nicht alle, naja doch fast alle) so qualitätslos?
Liegt es daran, dass die Meisten, die da arbeiten, Kultur"wissenschaften" und angewandte
Schwurbelwi...äh, Geisteswissenschaften studiert haben?
Oder liegt es daran, dass der Duchschnittszuschauer der ÖR ein geriatrisches Phänomen ist?
Gruß
Viele Meinungen, die man hat, übernimmt man doch einfach aus der Gruppe, der man sich zugehörig fühlt, ohne sie zu hinterfragen.
Wer "irgendwas mit Medien" macht, ist mit wahrscheinlich nicht konservativ und deswegen für Bioobst, Alternativmedizin, Solaranlagen und gegen Atomkraftwerke, Konzerne und Gentechnik.
Irgendwie so.
Der Klaus Martens ist jedenfalls so eine Type:
http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Regividerm#Buch_.22Heilung_unerw.C3.BCnscht.22
Der hat gar nicht mitgekriegt, was der für einen Blödsinn zusammengedreht und -geschrieben hat.
ZitatIrgendwie so.
...Zeitgeist eben.
Ben Goldacre ist in seinem Buch hart mit den Geisteswissenschaftlern in den Medien ins Gericht gegangen.
Ich habe den Blogartikel, der dem Kapitel zugrundeliegt gefunden:
ZitatThis misrepresentation of science is a direct descendant of the reaction, in the Romantic movement, against the birth of science and empiricism more than 200 years ago; it's exactly the same paranoid fantasy as Mary Shelley's Frankenstein, only not as well written. We say descendant, but of course, the humanities haven't really moved forward at all, except to invent cultural relativism, which exists largely as a pooh-pooh reaction against science.
And humanities graduates in the media, who suspect themselves to be intellectuals, desperately need to reinforce the idea that science is nonsense: because they've denied themselves access to the most significant developments in the history of western thought for 200 years, and secretly, deep down, they're angry with themselves over that.
http://www.badscience.net/2005/09/dont-dumb-me-down/
ZitatWie hoch schätzt ihr den Anteil an Eso/Schurbel-Typen unter Ärzten?
Ich persönlich, aber das ist mein ganz persönlicher Eindruck (ich lebe in einer Antroposphen verseuchten Gegend :kotz: ) liegt der Anteil bei ca. 75 %. Es gibt ja zwischenzeitlich sogar ganze Kliniken die damit "therapieren".
ZitatUnd warum tun die das?
Soweit ich weiß kann man das ganze Eso-Zeug -soweit von der Krankenkasse zugelassen/anerkannt- wesentlich besser abrechnen als "normale" Behandlung. Da bringt schon die bloße Untersuchung -da es ja auch länger dauert- wesentlich mehr. Der Geldbeutel dürfte bei vielen Ärzten wohl noch interessanter und wichtiger sein als die Reputation.
Im Radio, Fernsehen oder Zeitung breitet man diesen Schwachsinn gerne und freiwillig aus, weil es schlicht und ergreifend Werbung ist. Der normale Zuhörer hört ganz einfach "Die Expertin/der Experte Dr. Schwurbeldurbel" ", merkt sich das und wenn das Zipperlein plagt und Dr. Schwurbeldurbel in der Nähe ist, dann kann man da ja mal hingehen. Ist ja auch "in" sich bei einem Homöopathen/Heilpraktiker/Dr. Schwurbeldurbel behandeln zu lassen - alles andere ist ja böses Gift, unterstützt nur die Pharma-Mafia und überhaupt.
Ärzte, die davon nichts halten und das Ganze als Blödsinn ansehen, werden kaum für entsprechende Interviews zu gewinnen sein - abgesehen davon, was sollten sie auch aus der Praxis erzählen? Das interessiert keinen. Viel interessanter ist doch, irgendwelche Moden zu bedienen die dann auch ordentlich Geld in die Kasse bringen.
Schaut mal nach, wieviele der Schwurblärzte ganz nebenbei noch NEMs vertreiben. :kotz:
Die haben sich selbst in die esoterischen Erklärungsarten verliebt! Ich vermute bei den Wenigsten ein blosses Verkäufertum, die Verbindung dürfte in den allermeisten Fällen wesentlich enger sein. Auch Akademiker sind einfältig, können dem romantischen Schwärmertum verfallen. Der Intellektuelle unterscheidet sich nicht durch durch weniger Liebe zum Mythos vom Idioten, sondern lediglich durch die Präferierung anderer, prestigehaltigerer, Systeme. Esoterik bedient den Größenwahn des Heilands und liefert Erklärungen für Dinge, für die die Medizin sonst keine Erklärung oder Hilfe anzubieten hat.
@Frau Kuchen
Was ich so irgendwie geahnt habe bringt Goldacer auf den Punkt. Am übelsten sind
,,radikale Konstruktivisten". Als egal, alles relativ. Alles wahr.
@Träne
ZitatSchaut mal nach, wieviele der Schwurblärzte ganz nebenbei noch NEMs vertreiben.
Hab ich auch schon bei so windschnittigen mit Gel im Haar und Porsche erlebt, die eigentlich sehr uneso daherkommen.
@Superknalli
ZitatDer Intellektuelle unterscheidet sich nicht durch durch weniger Liebe zum Mythos vom Idioten, sondern lediglich durch die Präferierung anderer, prestigehaltigerer, Systeme.
Ich fürchte, Du hast Recht.
Cheers
Zitat von: Superkalifragilistisch am 22. Juli 2011, 16:29:40
Der Intellektuelle unterscheidet sich nicht durch durch weniger Liebe zum Mythos vom Idioten, sondern lediglich durch die Präferierung anderer, prestigehaltigerer, Systeme.
Ein wunderschöner Satz. Und der folgende Link ist jetzt fies in diesem Kontext:
http://de.wikipedia.org/wiki/Intellektueller (http://de.wikipedia.org/wiki/Intellektueller)
Zitat...Ein Intelligenzler kann zum Intellektuellen werden, sofern er öffentlich zu Fragen Stellung bezieht, die auch außerhalb seiner eigenen Fachkompetenz liegen können, ...
Debunking (http://en.wikipedia.org/wiki/Debunker) ist eindeutig cooler, als Dekonstruktion (http://de.wikipedia.org/wiki/Dekonstruktion).
...ist Derrida nicht der, der Behauptet hat "...das erektive Organ ist die Wurzel aus -1"?
http://www.amazon.de/Eleganter-Unsinn-Postmoderne-Wissenschaften-mi%C3%9Fbrauchen/dp/3406452744
(http://www.amazon.de/Eleganter-Unsinn-Postmoderne-Wissenschaften-mi%C3%9Fbrauchen/dp/3406452744)
Gruß
Zitat von: Lukian am 22. Juli 2011, 16:53:26
@Frau Kuchen
Was ich so irgendwie geahnt habe bringt Goldacer auf den Punkt. Am übelsten sind
,,radikale Konstruktivisten". Als egal, alles relativ. Alles wahr.
@Träne
ZitatSchaut mal nach, wieviele der Schwurblärzte ganz nebenbei noch NEMs vertreiben.
Hab ich auch schon bei so windschnittigen mit Gel im Haar und Porsche erlebt, die eigentlich sehr uneso daherkommen.
@Superknalli
ZitatDer Intellektuelle unterscheidet sich nicht durch durch weniger Liebe zum Mythos vom Idioten, sondern lediglich durch die Präferierung anderer, prestigehaltigerer, Systeme.
Ich fürchte, Du hast Recht.
Cheers
Das stimmt nicht. Radikaler Konstruktivismus versteht sich überhaupt nicht als Anything Goes. Im Gegenteil, er möchte dem Menschen klar machen, wie sehr seine Wahrnehmung mit seinen Erwartungen vorgeprägt ist, und wie leicht es für ihn ist, sich durch seine Wahrnehmung bestätigt zu fühlen. Es gibt lediglich Schwurbler, die das als laissez faire mißbrauchen. Damit predigen sie aber das genaue Gegenteil von dem, was der Konstruktivismus möchte.
Ich empfehle
(http://ecx.images-amazon.com/images/I/51N0AZ02F7L._SL500_AA300_.jpg) (http://www.amazon.de/Radikaler-Konstruktivismus-Ergebnisse-taschenbuch-wissenschaft/dp/3518289268/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1311351715&sr=8-1)
An Derridas Kritik von metaphysischen Systemen ist nichts falsch.
Indem der Konstruktivismus das Wissen in seine Schranken weist, arbeitet er gerade gegen jede Art der Metaphysik, die Wahrheit als Offenbarung und liderliche Entgrenzung bedeutet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hermeneutik#Psychologie_des_Verstehens (http://de.wikipedia.org/wiki/Hermeneutik#Psychologie_des_Verstehens)
Es ist schon eine Weile her, dass ich mich damit beschäftigen musste. Ich habe damals auch Glasersfeld gelesen. In Auszügen.
Das wir uns eine Weltsicht konstruieren, würde ich nicht bestreiten wollen. Unsere Erkenntnis ist sicher kein einfaches Abbilden. Wichtig scheint mir auch die ,,soziale Konstruktion" der Wirklichkeit (Berger/Luckmann). Da ist schon was dran.
Soweit ich mich erinnern kann, wird im radikalen Konstrutivismus aber der Begriff der Wahrheit durch den Begriff der Viabilität ersetzt. Ich müsste aber länger suchen, um die Stellen herauszusuchen, wenn ich Zeit hab mach ich das mal. Heut aber bitte nicht mehr. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das nicht Maturana und Varela waren.
Auf dieses ersetzen der Wahrheit durch Viabilität bezog sich mein ;D.
Maturana war übrigens Buddhist und wollte mit dem RK eigentlich die Buddh. Metapyhsik
untermauern. Das kann ich jetzt auf die Schnelle aber auch nicht belegen. Ich hoffe man glaubt es mir, zumindest vorläufig.
Metaphysikkritik ist sicher sinnvoll, aber stimmt das nun mit der Wurzel aus -1? Hatte Derrida nicht stark auf die Psychoanalyse rekuriert? Oder irre ich mich da? Psychoanalyse halte ich für Käse.
Gruß
Zitat von: Frau Kuchen am 22. Juli 2011, 13:56:08
Spiegel-TV:
http://www.youtube.com/watch?v=VK9-m0aSmT4
Danke, jetzt habe ich wieder Kopfschmerzen und 'ne dicke Beule auf der Stirn. :'(
Zitat von: rincewind am 22. Juli 2011, 13:55:00
Hm. Ist auch nur ein subjektiver Eindruck. Z.B. läuft im Ersten Mutantenstadel und im zweiten irgend ein Traumschiff, währen man meinetwegen auf VOX eine spannende Discovery-Chanel-Reportage sehen kann. Oder auf Pro7(?) eine hochwertiges DCPT-Interview. Oder Serien: Ich halte Dr.House für deutlich hochwertiger als Marienhof ...
kommt wohl drauf an, wann man einschaltet.
Die Privaten sind die Pest.
So schlimmes Zeug wie dort läuft im Ö.R. noch lange nicht.
Mach mal mittags an.
Da bekommst Du die Vollkrise
Ich komme seit vielen Jahren gut ohne Fernsehen aus und muss sagen, dass es meinem seelischen Gleichgewicht gut tut - und indirekt dem meines Umfeldes. :D
Den Geisteswissenschaftlern den schwarzen Peter für allen Blödsinn in den Medien zuzuschieben, ist etwas einfach. Die ganzen Quacksalberärzte haben eben gerade keine geisteswissenschaftliche Ausbildung genossen. Wer logisches Denken zu anstrengend und beengend findet und sich daher lieber an Analogiekurzschlüssen entlang hangelt, der macht das mit den Wissensbruchstücken, die gerade zur Hand und populär sind. Und dann werden halt die Quantensprünge der Evolution dekonstruiert oder so ähnlich.
Und auch und gerade Konservative stehen auf Bioobst und Alternativmedizin und sind gegen Gentechnik. Die grundsätzliche Bevorzugung des angeblich bewährten Alten gegenüber dem gefährlich Neuem ist doch gerade das, was Konservativismus ausmacht.
Zitat von: mossmann am 25. Juli 2011, 08:48:33
Zitat von: rincewind am 22. Juli 2011, 13:55:00
Hm. Ist auch nur ein subjektiver Eindruck. Z.B. läuft im Ersten Mutantenstadel und im zweiten irgend ein Traumschiff, währen man meinetwegen auf VOX eine spannende Discovery-Chanel-Reportage sehen kann. Oder auf Pro7(?) eine hochwertiges DCPT-Interview. Oder Serien: Ich halte Dr.House für deutlich hochwertiger als Marienhof ...
kommt wohl drauf an, wann man einschaltet.
Die Privaten sind die Pest.
So schlimmes Zeug wie dort läuft im Ö.R. noch lange nicht.
Mach mal mittags an.
Da bekommst Du die Vollkrise
Mittags habe ich anderes zu tun, als den Fernseher einzuschalten. Du wirst mir deshalb bitte einmal sagen, welche qualitativ hochwertigen Sendungen derzeit Mittags im örTV laufen. Soweit ich mich düster daran erinnere, als ich mit gebrochenem Bein zu Hause lag, kam da nur irgendwelches langweiliges, flaches Hausfrauengedöhns, untermischt mit fragwürdigen Gesundheitstipps (also Homöopathie und ähnlicher Quack) und eine Wiederholung der Schwarzwaldklinik.
Wobei Phoenix und Co. durchaus ok sind.
Zitat von: Binky am 25. Juli 2011, 11:06:29
Wobei Phoenix und Co. durchaus ok sind.
Wenn Du Phoenix oder ntv als "Privatfernsehen" deklarierst, ist Deine Welt natürlich in Ordnung, keine Frage.
Stichwort:
RTL II, RTL, SAT1, aber muss ich das hier wirklich noch irgendjmd erklären, was dort abgeht?
Zitat von: mossmann am 25. Juli 2011, 13:22:57
Zitat von: Binky am 25. Juli 2011, 11:06:29
Wobei Phoenix und Co. durchaus ok sind.
Wenn Du Phoenix oder ntv als "Privatfernsehen" deklarierst, ist Deine Welt natürlich in Ordnung, keine Frage.
Stichwort:
RTL II, RTL, SAT1, aber muss ich das hier wirklich noch irgendjmd erklären, was dort abgeht?
Ich weiß, daß Phoenix usw. örTV sind, deshalb habe ich die auch erwähnt, Du oller Blitzmerker. ;D
Meine Frage lautete: Qualitätsfernsehen in ARD/ZDF/den Dritten um die Mittagszeit. Das gibt es ebenso wenig wie auf den Privaten, vermute ich.
Aber Du bekommtst mich nicht dazu, heute an meinem letzten Urlaubstag Mittags die Glotze einzuschalten, DU nicht! (http://www.greensmilies.com/wp-content/uploads/2009/04/icon_lightblue_motz.gif)
:P
Ich glaube hier werden formale Qualifikationen etwas überbewertet. So wie der Heipraktiker (formal) nachweisen muss, dass er keine Gefahr für die "Volksgesundheit" ist, muss ein Mediziner eben nachweisen, dass er über ein gewisses Maß am medizinischem Wissen und endsprechenden Fertigkeiten verfügt. Das macht ihn noch lange nicht zu einem besseren Menschen. Also bitte keine höheren Anforderungen an Mediziner, als an andere Menschen stellen.
Also Du stellst ja mal Ansprüche.......
Nebenbei, es ist doch hinlänglich bekannt, daß Mediziner nur Unsinn auswendig lernen und von nix einen Plan haben.
Besser ist es da schon, wenn sich mit den betreffenden medizinischen Fachinhalten Philosophen, Religionswissenschaftler oder der normale Mensch beschäftigen.
Dann kann man wenigstens sicher sein, daß die allgemeine Meinung der Spezies Mensch mit ihrem überragenden Geist auch wirklich die Natur verstanden hat und beherrscht........
Also lasset uns fortfahren. Frei nach dem Motto: "Naturgesetze fungieren nach den Gesetzen der Demokratie und sind als solche zu behandeln!"
Zitat von: Lukian am 22. Juli 2011, 14:25:52
Liegt es daran, dass die Meisten, die da arbeiten, Kultur"wissenschaften" und angewandte
Schwurbelwi...äh, Geisteswissenschaften studiert haben?
Interessant, daß Du weißt, was die "meisten die da arbeiten" studiert haben (sofern sie überhaupt ein Studium vorweisen können). Hast Du da vielleicht mal eine empirische Studie zu oder vielleicht selbst eine angefertigt? Falls nicht, würde ich mir überlegen, ob eine solch herablassende Haltung gegenüber Fächern außerhalb der MINT wirklich angebracht ist und ob man da nicht nur einem Vorurteil aufsitzt. Ich persönlich halte es nicht für angebracht, daß sich die einzelnen Wissenschaftszweige gegenseitig denunzieren - ebenso wie jemand mit einem Dr. phil. per se nicht mit "Geschwurbel" in Verbindung gebracht werden möchte, so möchten wohl auch die MINT-Vertreter nicht als Halbautisten, Labordeppen, Nerds oder ähnlich bezeichnet werden. Spinner gibt es auf beiden Seiten schon genug, diese dürfen auch benannt werden und ihre Theorien, Argumente usw. hinterfragt und ggfs. auseinandergenommen werden. Aber es kann nicht sein, daß deswegen ganze Wissenschaftszweige verunglimpft werden. Ich möchte dabei an C. P. Snow erinnern, der dazu schon früh Stellung genommen hat. Oder an die philosophischen Wurzeln der Physik, Mathematik, Informatik usw.
Meine Ansicht zu diesem völlig überflüssigen "Kampf der Kulturen" ist die: Wer Wissenschaft nicht nur als Instrument von Exzellenzinitiativen oder als Grundlage wirtschaftlicher Nutzung versteht, wird nicht so dumm sein, Fächer außerhalb seines eigenen Bereichs als Geschwurbel oder sonst wie zu bezeichnen, sondern in ihnen das gleiche Bemühen um Wahrheitsfindung erkennen, so lange sie sich korrekter wissenschaftlicher Methoden bedienen - ich weiß, eine veraltete Ansicht die sicherlich nicht jeder teilt im Zeitalter des Wissenschaftsmanagements, das die Befürchtungen Adornos hinsichtlich der Halbbildung schon längst überflügelt hat. Dennoch täte ein bißchen gegenseitiger Respekt mal ganz gut.
Und zum eigentlichen Thema möchte ich noch anmerken: Die Redaktionen der Massenmedien arbeiten nicht nach eigenem Gutdünken. Sie arbeiten so, wie das Management des Unternehmens es vorgibt, und da jedes Unternehmen (genauso wie Artzpraxen) primär am Selbsterhalt interessiert ist, wird eben das produziert, was sich gut absetzen läßt, und wenn man die Möglichkeit hat, eine Cash Cow bis zum bitteren Ende zu melken, so ist aus einer rein betriebswirtschaftlichen Sicht unerheblich, ob man dann gleichzeitig Verblödung betreibt. Somit ist also auch zu fragen, ob es wirklich nur eine Verdummung der Rezipienten seitens der Medien gibt oder auch den umgekehrten Effekt durch Konsumentennachfrage - was übrigens eine interessante soziologische und damit aber wohl eine "Schwurbelfrage" wäre ...
Zitat von: Tränchen am 22. Juli 2011, 15:49:40
ZitatWie hoch schätzt ihr den Anteil an Eso/Schurbel-Typen unter Ärzten?
Ich persönlich, aber das ist mein ganz persönlicher Eindruck (ich lebe in einer Antroposphen verseuchten Gegend :kotz: ) liegt der Anteil bei ca. 75 %. Es gibt ja zwischenzeitlich sogar ganze Kliniken die damit "therapieren".
Da lebe ich auch. :D
"Also Du stellst ja mal Ansprüche.......
Nebenbei, es ist doch hinlänglich bekannt, daß Mediziner nur Unsinn auswendig lernen und von nix einen Plan haben."
Ansprüche? Na ja, als Kassenpatient hat man ja keine Ansprüche, aber beim Tierarzt bin ich ja Privatpatientenbesitzer:
Originaldialog beim TA:
Ich: Schauen Sie sich doch auch mal die Augen an, die tränen immer so...
TA: (untersucht) Mmh, da gebe ich Ihnen mal homöopathische Augentropfen mit.
Ich: Homöopathische Augentropfen möchte ich nicht (begründe, begründe).
TA: Ist gut, wir müssen eigendlich garnichts geben, das bessert sich von selbst.
Ich kenne aber auch (pivat) einen "Dr. Arzt" der Stein und Bein schwört, dass das Zeugs wirkt. Er ist auch 100 % davon überzeugt, das dies in wissendschaftlichen Studien belegt wurde: "Der Edzard Ernst ist doch ein Pharmaknecht ... etc." Was soll ich als med. Laie dazu sagen?
Ärzte sind eben auch keine besseren Menschen...
Es gibt Ingenieure, die davon überzeugt sind mit Magnetpflastern die Motorleistung zu erhöhen.
Es gibt Physiker die vom Leben nach dem Tod schwadronieren.
Es gibt Historiker die den Holocaust leugnen.
Und es gibt Ärzte die ... ;-) na ja, ist doch noch relativ harmlos, man kann ja den Arzt wechseln
Danke @ Illusion-der-Exzellenz.
Ich habe mir mit einem ähnlichen Standpunkt in diesem Forum aber schon böse den Mund verbrannt.
Eigentlich hatte ich kaum Lust, hier noch mal reinzuschauen.
Offenbar gibt es hier eine starke Strömung von Leuten, die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben. Die Positivisten haben halt Oberwasser.
Bei aller berechtigter und wünschenswerter (!!) Kritik an den Vorgehensweisen der Wissenschaften, sollte man aber das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.
Aber manche hoffen halt, dass ihre Standpunkte wahrer werden, wenn man nur oft genug "Schwurbeler" ruft. Aber so sind halt manche Menschen.
Differenzieren ist nicht jedermanns Stärke, und wenn man gerade dabei ist, Esoteriker ihrer wohlverdienten Lächerlichkeit preiszugeben, kann man sich im
selben Atemzug gleich der verhassten "Schwurbler" entledigen. Ist ja sowieso das Gleiche.
Zitat von: skeptizistiker am 26. Juli 2011, 19:52:44
Ärzte sind eben auch keine besseren Menschen...
Es gibt Ingenieure, die davon überzeugt sind mit Magnetpflastern die Motorleistung zu erhöhen.
Es gibt Physiker die vom Leben nach dem Tod schwadronieren.
Es gibt Historiker die den Holocaust leugnen.
Und es gibt Ärzte die ... ;-) na ja, ist doch noch relativ harmlos, man kann ja den Arzt wechseln
Aber das kann man nicht der Wissenschaft an sich anlasten, sondern den Menschen, was sie daraus machen. Einen Abschluss an einer Hochschule kann man mit einem Ticket vergleichen. Man kann damit in den richtigen Zug einsteigen, aber auch den falschen ebenso auch den Zug verpassen.
Ein Heilpraktiker aber ist ein Schwarzfahrer.
Zitat von: Manolo am 29. Juli 2011, 20:29:08
Danke @ Illusion-der-Exzellenz.
Ich habe mir mit einem ähnlichen Standpunkt in diesem Forum aber schon böse den Mund verbrannt.
Eigentlich hatte ich kaum Lust, hier noch mal reinzuschauen.
Offenbar gibt es hier eine starke Strömung von Leuten, die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben. Die Positivisten haben halt Oberwasser.
Sei halt nicht gleich eingeschnappt. Wusste noch gar nicht, dass ich Positivist bin. (Ich beziehe das gleich mal auf mich, um die Wolke nötiger Streitkultur um mich rum zu erschaffen)
Zitat
Bei aller berechtigter und wünschenswerter (!!) Kritik an den Vorgehensweisen der Wissenschaften, sollte man aber das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.
Das Bad mit dem Kind ausschütten bringt auch keine weitere Erkenntnis.
Zitat
Aber manche hoffen halt, dass ihre Standpunkte wahrer werden, wenn man nur oft genug "Schwurbeler" ruft. Aber so sind halt manche Menschen.
Differenzieren ist nicht jedermanns Stärke, und wenn man gerade dabei ist, Esoteriker ihrer wohlverdienten Lächerlichkeit preiszugeben, kann man sich im
selben Atemzug gleich der verhassten "Schwurbler" entledigen. Ist ja sowieso das Gleiche.
Bisschen mehr Selbstvertrauen, und alles wird gut.
Differenzierung ist kein Selbstzweck. Nur eine Notwendigkeit, wenn sie gefordert wird.
Aber mal zum Thema. Warum machen Ärzte bei der Eso-Kirmes mit?
Weil es Geld bringt. Triviale Antwort, triviale Wahrheit.
Geht mal in die verschiedenen Arztpraxen heutzutage rein. Manche sind, samt "Wartezimmer-TV" und Zusatz-Dienstleistungen,
eher zu einer Befriedigungsanstalt einer Kundschaft geworden, die immer mit allem möglichen im Einklang leben will.
Das zieht so weite Kreise wie derjenige zum Professor Grönemeyer, der schließlich ein ganzes Institut sein Eigen nennt.
Ich habe es damals nicht selber gesehen, aber mir wurde berichtet, Grönemeyer habe mal in einer Talkshow erzählt, er sei auf
seine Operationsmethode gekommen, weil er schon als Kind Tunnel bauen wollte.
Also ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich könnte da :kotz:.
Kann man die Öffentlichkeit mehr Vergackeiern? Fehlt nur, dass so eine Argumentation noch mit Geigenmusik untermalt wird,
damit es nach "noch näher am Patienten" klingt. DAS nenne ich Geschwurbel. Aufgeblasene Schaumschlägerei, nicht mehr.
Aber ich kann auch einen zum Besten geben. Und zwar kenne ich einen Arzt - mehr eine gescheiterte Existenz -, der sich auf
"traditionelle chinesische Medizin" konzentriert hat. Ich habe ihn mal dazu befragt, wie Akupunktur denn eigentlich wirken solle.
Er meinte - festhalten -, das habe eine anatomische Ursache auf submolekularem Niveau, auf jeden Fall was quantenphysikalisches.
Da musste ich schon lachen. Auf meine Frage, wie die Proteinbiosynthese submolekulare Strukturen generieren könnte, wusste er auch
keine Antwort.
Aber nach eigenen Angaben verstünde er von Anatomie (Zitat!) so viel, "dass oben der Kopf und unten die Beine" seien.
Zitat von: Manolo am 30. Juli 2011, 06:52:15
Aber mal zum Thema. Warum machen Ärzte bei der Eso-Kirmes mit?
Weil es Geld bringt. Triviale Antwort, triviale Wahrheit.
Das ist aber keine wirklich tief schürfende Erkenntnis. JEDER tut irgendwas, was Geld bringt. Bei Ärzten sollte man nicht vergessen, dass das eine heterogene Gruppe ist, in der sich auch die Vielfältigkeit der menschlichen Charaktere wiederspiegelt. Die Bandbreite ist bei Ärzten riesig. So gibt es Typen wie den "Krebsarzt" Klehr, den man anscheinend ohne Konsequenzen "erwerbsgetriebenes Ungeheuer" nennen darf, aber auch den Anästhestisten in der Klinik, der unauffällig seinen Job macht und einfach mit viel Sorgfalt darauf achtet, dass ihm keiner während der OP wegstirbt.
Man kann auch ein Physikum bestehen, um danach trotzdem zu behaupten, Pilze, Bakterien und Viren wandeln sich jeweils in die andere Art um. Siehe z.B. Nathalie Wohlgemut.
Bei den meisten Ärzten, vor allem den praktischen, die an vorderster Front sind, herrscht zum Glück aber eher eine pragmatische Art vor - Will der Patient Quack, und der ist erstmal nicht kontraproduktiv, bekommt er ihn halt. Ist man schon mal auf der sicheren Seite, Placebo voll mitzunehmen. Ich bin nicht der Ansicht, dass man das tun sollte, aber auch hier muss man schon wieder massiv differenzieren. Einen schwer kranken Menschen mag man nicht wirklich in erkenntnistheoretische Gespräche verstricken. Manchmal aber doch - kommt eben immer auf den einzelnen Fall an.
Zitat
Geht mal in die verschiedenen Arztpraxen heutzutage rein. Manche sind, samt "Wartezimmer-TV" und Zusatz-Dienstleistungen,
eher zu einer Befriedigungsanstalt einer Kundschaft geworden, die immer mit allem möglichen im Einklang leben will.
Das zieht so weite Kreise wie derjenige zum Professor Grönemeyer, der schließlich ein ganzes Institut sein Eigen nennt.
Ich habe es damals nicht selber gesehen, aber mir wurde berichtet, Grönemeyer habe mal in einer Talkshow erzählt, er sei auf
seine Operationsmethode gekommen, weil er schon als Kind Tunnel bauen wollte.
Also ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich könnte da :kotz:.
Klar, bei solchen Typen kann man nur noch kotzen. Aber - es gibt auch andere. Arzt wird man meistens erstmal nicht, um viel Geld zu machen, man ist anfangs meist beseelt davon, Menschen helfen zu wollen. Dass das dann manchmal in Zynismus oder Größenwahn abgleitet, ist menschlich.
Zitat
Aber ich kann auch einen zum Besten geben. Und zwar kenne ich einen Arzt - mehr eine gescheiterte Existenz -, der sich auf
"traditionelle chinesische Medizin" konzentriert hat. Ich habe ihn mal dazu befragt, wie Akupunktur denn eigentlich wirken solle.
Er meinte - festhalten -, das habe eine anatomische Ursache auf submolekularem Niveau, auf jeden Fall was quantenphysikalisches.
Da musste ich schon lachen. Auf meine Frage, wie die Proteinbiosynthese submolekulare Strukturen generieren könnte, wusste er auch
keine Antwort.
Aber nach eigenen Angaben verstünde er von Anatomie (Zitat!) so viel, "dass oben der Kopf und unten die Beine" seien.
Armutszeugnis mit Note Eins und Stern.
Zitat von: rincewind am 30. Juli 2011, 10:28:30
Arzt wird man meistens erstmal nicht, um viel Geld zu machen, man ist anfangs meist beseelt davon, Menschen helfen zu wollen. Dass das dann manchmal in Zynismus oder Größenwahn abgleitet, ist menschlich.
Ich habe selber zwei Semesterchen Medizin studiert, und kann diese Einschätzung bestätigen.
Aber bis zu einem gewissen Grad sind wir da auch am Pudels Kern angelangt: Wenn Helfen das vorrangige Interesse ist, kann es das naturwissenschaftliche Interesse ja schon mal nicht sein.
Und so ist auch der Tenor unter vielen Studenten: Der naturwissenschaftliche Teil der "Vorklinik", sowie alles, was irgendwie nach Grundlagen aussieht, wird als notwendiges Übel angesehen: "da muss man durch".
Die landläufige Einstellung lautet, dass der wahre Arztberuf in der täglichen Praxis, und nur dort erlernt wird. Das Selbstverständnis reduziert sich also auf einen wissenschaftlichen Status Quo.
Die neuen Verfahren und Behandlungsmethoden scheinen also vom Himmel zu fallen.
Leider unterstützen
*manche* komplexbeladene Pflegekräfte die jungen Ärzte in dieser Selbstsicht. Diese wollen letzteren gern weismachen, dass sie genau so viel wissen wie Ärzte, nur nicht studiert haben.
Wie viele Pfleger-Heldengeschichten habe ich mir angehört, die beginnen mit Sätzen wie: "Und dann musste ich den Arzt erst mal korrigieren..." :kotz:.
Zitat von: Manolo am 30. Juli 2011, 20:56:52
Und so ist auch der Tenor unter vielen Studenten: Der naturwissenschaftliche Teil der "Vorklinik", sowie alles, was irgendwie nach Grundlagen aussieht, wird als notwendiges Übel angesehen: "da muss man durch".
Die Crux ist halt, daß die Grundlagen nur in Form von zu "reproduzierendem Wissen" vermittelt werden. Ein Inhaltliches Verständnis oder von der zugrunde liegenden Methodik ist keine zwingende Vorraussetzung..
Zitat von: Manolo am 30. Juli 2011, 20:56:52
Leider unterstützen *manche* komplexbeladene Pflegekräfte die jungen Ärzte in dieser Selbstsicht. Diese wollen letzteren gern weismachen, dass sie genau so viel wissen wie Ärzte, nur nicht studiert haben.
Wie viele Pfleger-Heldengeschichten habe ich mir angehört, die beginnen mit Sätzen wie: "Und dann musste ich den Arzt erst mal korrigieren..." :kotz:.
Sowas kommt halt auch mal vor. Eben weil es, wie in jedem Beruf auch, mal sehr gute Pflegekräfte gibt und manchmal nicht so gute Ärzte. Daraus aber ne Allgemeingültige Aussage abzuleiten, Pflegekräfte seien genau so qualifiziert wie Ärzte, ist natürlich unbestreitbarer Unsinn.
Ein Pfleger, der sich als Konkurent des Arztes sieht, hat seinen Beruf nicht verstanden - Krankenpflege ist schlicht ein anderer Beruf als Arzt. Ein Flugzeugmechaniker hält sich in der Regel auch nicht für einen Piloten und umgekehrt.
Zitat von: Lukian am 22. Juli 2011, 13:21:29
Hallo,
heute morgen beim Autofahren im Radio (HR1):
" Unser Profi aus der Redaktion Frau Dr. med Schwurbeldurbel informiert sie über die Übersäuerung unseres Körpers. Allgemeine Folgen können sein Müdigkeit und Abgeschlagenheit, blah, blah."
Ich bin zwar kein Fachmann,erlaube mir aber mal die Feststellung, dass das Käse ist.
Warum gibt sich eine Ärztin für so einen Käse her? Müsste sie nicht eher aufklärend wirken?
Und müsste man denen nicht mal einen Mail schicken, dass es einen Bildungsauftrag gibt, für eine aus Steuergeldern finanzierten Sendeanstalt?
Dass das Privatfernsehen völlig verblödet ist, wundert mich nicht. Die öffentlich-rechtlichen sind aber oft unter aller Sau.
Das führt mich zu meiner eigentlichen Frage: Wie hoch schätzt ihr den Anteil an Eso/Schurbel-Typen unter Ärzten? Und warum tun die
das? Für so einen Beitrag im Radio gibts doch nicht so viel Geld.
Gruß
Gruß
Im großen und ganzen gibt es da meiner Ansicht nacht 2 Motive die in Frage kommen :
1:Geld
Selbst wenn wir davon ausgehen das es für den Radioauftritt nur wenig Geld gibt kann es durchaus sein das sie mit dieser Szene zu tun hat und auf diese Weise Profit macht.
2:Überzeugung
Traurigerweise ist es so das es nunmal auch Wissenschaftler (unter Umständen sogar hochdeokorierte) aus verschiedenen Bereichen gibt (Physik,Chemie,Medizin,Mathematik) die an manche Esoterische Dinge glauben :( .Auch Personen die auf einen Naturwissenschaftlichen Spezialgebiet absolute Meister ihres Fachs sind sind manchmal anfällig für Eso Kram.
Zitat von: Adromir am 01. August 2011, 05:03:06
Die Crux ist halt, daß die Grundlagen nur in Form von zu "reproduzierendem Wissen" vermittelt werden. Ein Inhaltliches Verständnis oder von der zugrunde liegenden Methodik ist keine zwingende Vorraussetzung..
Ja und nein. Es ist nicht so, als hätten die Studenten gar keinen praktischen Bezug. Man hat dort Laborpraktika, die zumindest einen kleinen Einblick bieten. Das heißt, dass man schon mal ein halbes Jahr je drei Zeit-Wochenstunden im Labor steht und z.B. titriert.
Das ist nicht die Welt, aber besser als gar nichts.
Dennoch: Viele Studiengänge leiden prinzipiell unter dem, was Du beschreibst. Es hat auch viel damit zu tun, dass eine sinnlose Detailfülle gelernt werden muss. Die Quantität ist ganz klar der Qualität übergeordnet.
Wo soll da ein inhaltliches Verständnis möglich sein? Den Studenten gibt man beispielsweise vor, sie mögen sich separate Werke für Anorganik und Organik kaufen. Wohlgemerkt neben Anatomie und den anderen Fächern.
Wenn Studenten dann noch zum "Mortimer" greifen und nicht direkt zu einem Kurzlehrbuch, kann man ja schon fast von einem Erfolg reden. Auch wenn viele Professoren nicht müde werden die Mär in die Welt zu setzen, dass ein bestehen von Klausuren mit letzteren nicht möglich ist, haben Generationen von Medizinstudenten so erfolgreich den Kopf über Wasser gehalten.
Wenn der Student derart unter Druck gesetzt wird, sinkt nicht nur die Möglichkeit, sich qualitativ mit etwas auseinanderzusetzen, sondern es geht auch einfach um das "nackte Überleben" im Studiengang.
Warum ist es wohl so, dass viele Studenten irgendwann vorrangig durch "Kreuzen" lernen (Stichwort Mediscript-CD)?
Man muss sich also nicht weit aus dem Fenster lehnen, um eine Fehlakzentuierung des Systemen zu erkennen. Irgendwann muss halt jemand auf die "viel-hilf-viel-Idee" gekommen sein.
Da steht das Medizinstudium sicher nicht allein dar.
Zitat von: Manolo am 01. August 2011, 14:39:40
Ja und nein. Es ist nicht so, als hätten die Studenten gar keinen praktischen Bezug. Man hat dort Laborpraktika, die zumindest einen kleinen Einblick bieten. Das heißt, dass man schon mal ein halbes Jahr je drei Zeit-Wochenstunden im Labor steht und z.B. titriert.
Das ist nicht die Welt, aber besser als gar nichts.
Aber im Medizinstudium kein Vergleich zu einem der "reinen" Naturwissenschaftlichen Fächern. Ich hab da den direkten Vergleich (4 Semester Medizin und 3 Semester Physik/Chemie im FüBa).
Vorbereitungszeit für das Physikpraktikum in Medizin reichten ca. 30 min. Einmal Skript durchlesen, Graphen vorzeichnen. Dann ca. 2 Stunden Versuchsdurchführung, eine Stunde Auswertung (wo man nur einen Taschenrechner mit den Zahlen gefüttert hat, der dann alle relevanten Daten ausgespuckt hat), dann noch ne halbe Stunde Testat.
Physikanfängerpraktikum im Physikstudium: 6 Stunden vorbereitung, 6 Stunden durchführung und dann noch mal so viel an Nachbereitung. Alleine ein ganzer Praktikumstag, der sich nur mit der statistischen Auswertung beschäftigt hat. Extra mit Versuchen, die einem z.B. die Bedeutung von großen Messreihen etc. verdeutlichen sollte..
Zitat von: Adromir am 01. August 2011, 14:48:18
Aber im Medizinstudium kein Vergleich zu einem der "reinen" Naturwissenschaftlichen Fächern.
Das ist richtig, aber dies wollte ich auch nicht implizieren. Aber es kann ja auch niemand erwarten, dass ein Physikpraktikum in der Medizin ähnlich anspruchsvoll ist wie eines in der Physik...
Zitat von: Adromir am 01. August 2011, 14:48:18
Vorbereitungszeit für das Physikpraktikum in Medizin reichten ca. 30 min....
Die Anforderungen scheinen da je nach Uni unterschiedlich zu sein. Dazu kommt, dass Physikpraktika in der Medizin generell nicht zu den schwierigeren Praktika gezählt werden dürften.
Ich erinnere mich an eine Anekdote aus dem Chemie-Praktikum, die für mich bis heute unglaublich klingt und die Idiotie des Systems veranschaulicht.
Dort war es so, dass ein Praktikumsbericht zu jeder Woche angefertigt werden musste. Praktisch alle schrieben alte Berichte ab, und selbst dies konnte schon mal etwas länger dauern.
Naja, bei einem flog das dann mal auf und der Labor-Assistent der "Labor-Box" (Gruppe) stellte den Sünder zur Rede (ich paraphrasiere aus dem Gedächtnis):
"Wir wissen, dass ihr das alle abschreibt, weil es sonst zu viel wäre. Wir haben das früher alle selber so gemacht. Aber wenn ihr schon abschreibt, dann übernehmt wenigstens die richtigen Rechnungen, damit es nicht ganz so peinlich ist."
Nicht nur Äzte geben sich für Eso-Schwurbel her, auch:
Klinikum Wels-Grieskirchen, das Angebot: Akkupunktmassage zur Narbenentstörung.
Durchgeführt wird eine "Energetische-Narbenentstörung" mit Ableitung durch die Energiebahnen, gemeint sind Meridiane. Die Therapeutin ist sehr vorsichtig mit ihren
Ausdrücken. Versucht jedoch aktiv von der "ausgleichenden Wirkung" des Energieausgleichs zu sprechen. Auch dass die traditionellen Medikamente wie z.B.: Veno-Bene nicht gut sind sondern eine "Energetisch aufbereitete Salbe" zum Preis von über €38.- verwendet werden soll, die sie natürlich günstiger bersorgen kann, um den halben Preis.
Diese therapeutische Anwendung wird von der Krankenkasse bezahlt! Ob die das weiß?
Zitat von: rincewind am 01. August 2011, 09:08:56
Ein Pfleger, der sich als Konkurent des Arztes sieht, hat seinen Beruf nicht verstanden - Krankenpflege ist schlicht ein anderer Beruf als Arzt. Ein Flugzeugmechaniker hält sich in der Regel auch nicht für einen Piloten und umgekehrt.
Ich muß hier nochmal eine Bresche für den pflegenden Bereich schlagen. Ich lag im letzten Jahr ein paar Wochen im Krankenhaus und habe in dieser Zeit viele Ärzte als arbeitsscheue, arrogante, desinteressierte und vor allem kommunikationsverweigernde ***geigen erlebt. Dagegen viele sehr engagierte, mitfühlende und auch wirklich helfende Pfleger und Schwestern.
Und ich bin ein wirklich kooperativer Patient und lag auch nicht wegen 'nem Schnupfen da rum.
Und von wegen (praktischer) Ausbildung sind an mir diverse "Fachärzte" beim täglichen Venenkatheter legen verzweifelt, wärend die Schwestern das mit echter Sorgfalt immer hinbekommen haben. "Wird halt nicht mehr geübt". Genauso wenig wie der menschliche Umgang mit dem Patienten. Ne da führt man so ein Krankenhaus lieber wie ein modernes Unternehmen und jede Station & Labor betrachte sich bitte wie ein Profitcenter. :kotz:
Natürlich ist das nur mein kleines persönliches sehr unagenehmes Erlebnis aber im Austausch mit anderen habe ich gehört, daß dieses Krankenhaus dafür berüchtigt ist.
Vielleicht sollte ich das nächste Mal doch zum Reikimeister 3. Grades. Der legt die Hand wenigstens noch persönlich an, während er die andere aufhält... :(
ich habe auch mal als Wissenschaftler (Biologe) 2 Jahr in einer Klinik gearbeitet.
Eines habe ich dabei gelernt. Medizin ist keine Naturwissenschaft. Das Denken der Mediziner ist oftmals komplett anders als die eines Naturwissenschaftlers.
Ich könnte Sachen erzaehlen das würden mir einige nicht glauben...wuerde auch das Posting sprengen.
Zitat von: Bright am 03. Oktober 2011, 10:45:33
Ich könnte Sachen erzaehlen das würden mir einige nicht glauben...wuerde auch das Posting sprengen.
Ich glaube es ungelesen sofort. Aber nochmal: Ein Mediziner ist erstmal kein Wissenschaftler. Sein Job ist es, kranken Menschen (oder Tieren) zu helfen. Dabei bedient er sich (idealerweise) wissenschaftlicher Erkenntnisse. Der Mediziner hat andere Bedingungen. Ein ernsthaft Erkrankter braucht Hilfe. Jetzt. Und das auch, wenn zu dieser Erkrankung noch keine wirklich gesicherten Methoden vorliegen. Oder vermeindlich sichere Methoden plötzlich nicht anschlagen. Im Gegensatz zum Wissenschaftler kann er nicht einfach die Kladde schließen, und das mal bisschen ruhen lassen, bis sich was Neues ergibt, oder nochmal schnell ein paar Versuchsreihen machen, um klarer zu werden.
Dass solche Unterschiede zu anderen Herangehens- und Sichtweisen führen können, ist doch offensichtlich.