Welche Fische kann man eigentlich noch essen? (Doofer Satz. Man kann ja alle, die verkauft werden essen.)
In den Meeren sieht´s inzwischen ziemlich leer aus.
Gezüchtete Fische müssten doch eigentlich die beste Ökobilanz haben.
Ich bin gar kein großer Fischesser, aber so ein- oder zweimal im Jahr möchte ich mir ein gutes Gewissen kaufen.
Am besten heimische Süßwasserfische, die sind gezüchtet und stammen aus Teichwirtschaften.
Salzwasser-Aquakulturen sind teilweise auch kritisch zu betrachten, weil:
1. Durch Futter und Antibiotikaeinsatz gelangen diese Stoffe ungefiltert ins Meer
2. Entkommene Fische paaren sich mit den Wildbeständen, was dazu führt, dass z.B. sich bei Wildlachsen in Norwegen domestifikationsbedingte Degenerationserscheinungen (z.B. Flossenmissbildungen) ausbreiten.
Abhelfen kann man dem so: Zucht der Fische in geschlossenen Meereswassertanks mit Filtereinrichtungen, was die o.g. Dinge verhindert. Da aber viele Fischzuchten aus Südostasien stammen, ist hier kaum Besserung zu erwarten. Hier gibt es noch ein weiteres Problem: Bei der Krabbenzucht werden Mangrovenwälder gerodet.
Ich bin mir nicht sicher, aber es gibt wohl ein Label für nachhaltige Fischerei. Ich weiß aber nicht, ob das tatsächlich dafür steht, oder nur ein ein Werbe-Fake ist.
Fische, die man wirklich nicht mehr essen sollte: Tunfisch und Dorsch (Kabeljau), alle Knorpelfische, alle Störarten
Kritisch sind auch schon Flunder und Scholle
Die Heringsbestände haben sich wieder etwas erholt.
Dieses Label war gerade erst in der Kritik. Stand bei Sciencelogs.
Also Süßwasserzuchtfische.
Hier ein Einkaufsführer Fisch von WWF.
http://www.fisch-o-meter.de/pdf/einkaufsfuehrer_fisch.pdf
Ja, die WWF-Liste hängt auch hier gegenüber in der Kantine. Jetzt gibts da fast nur noch Pangasius, Hoki, und ab und zu Lachs.
Zitat von: Conni am 08. September 2010, 08:06:04
Hier ein Einkaufsführer Fisch von WWF.
Ich will aber gesunde, parasitenfreie Fische, keine "Öko"-Fische.
;D
Trotzdem danke, schon ausgedruckt.
Die Liste ist alt.
Der europäische Aal müsste jetzt auch rot sein, der ist vom Aussterben bedroht.
http://www.iucnredlist.org/apps/redlist/details/60344/0
Der Aal war es, der mich heute nachdenklich machte.
Ich weiß, aber gibt es eine neue Liste?
Aktuell müsste auch die Rote Liste sein. Ab Kategorie 3 nicht kaufen.
Was für ne große Scheiße!
Die hier ist von 2005/2006: http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_neu/WWF_Fischfuehrer_2006_lowres.pdf
Danke für die Frage und Antworten.
Leider wird doch gerade Seefisch wegen der Fettsäuren (Omega 3 und 6) empfohlen...
Dorsch habe ich gerade heute gekauft :-\ . Naja, den werde ich jetzt nicht wegwerfen
Manche Sachen sind da nicht ganz nachvollziehbar, z.B. die Einstufung der Miesmuscheln als bedenklich. Da wird weder gefüttert noch alles abgeräumt und sie sind nach wie vor sehr häufig - wo ist da bitte das Problem? Ähnlich bei Tintenfisch, der anscheinend nicht überfischt ist.
Miesmuscheln: Abräumen ganzer Muschelbänke
Oktopus: es gibt verschiedene Arten, möglicherweise istes nur eine Art, oder eben die Fangmethoden sind irgendwie schädlich
Dieses MSC-Siegel wurde letztens bei Spektrumdirekt kritisiert. Der Artikel ist schon wieder nur für Abonnenten lesbar. Die Zeit hat es zum Glück aufgegriffen:
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2010-09/sd-oekosiegel-fischerei?page=all
ZitatWeit mehr als die Hälfte aller Fischfanggründe gelten heute laut der Welternährungsorganisation FAO als überfischt, und ein Viertel wurde derart massiv abgeschöpft, dass die Bestände bereits vernichtet sind. Im Mittelmeer verschwanden fast alle großen Haiarten und der Blauflossentunfisch, vor Neufundland ging in den neunziger Jahren die einst bedeutende Kabeljaufischerei zu Grunde, und in peruanischen und namibischen Gewässern brachen die Sardinenbestände zusammen.
Einige Forscher befürchten sogar, dass bis 2050 alle momentan wichtigen Fanggebiete mit ihren Arten kollabieren könnten, wenn die Menschheit weiterhin so intensiv den Fischen nachstellt wie gegenwärtig.
...
Drohen Interessenkonflikte?
Widerspruch löst beispielsweise der Prozess aus, nach dem das Zertifikat vergeben wird und den externe Gutachter begleiten. "Dieses System erzeugt womöglich einen finanziellen Interessenkonflikt, da die Beauftragten bei großzügiger Auslegung der MSC-Kriterien auf Folgeaufträge hoffen könnten", meint Jacquet. Einmal zugelassene Fischgründe müssten schließlich immer wieder überprüft werden, ob sie noch die entsprechenden Voraussetzungen für nachhaltige Bewirtschaftung erfüllen. Zudem würden zu wenige Biologen an diesem Prozess beteiligt.
Deswegen hatte ich unter Anderem das Thema hervorgekramt.
Zitat von: Conni am 08. September 2010, 11:04:12
Miesmuscheln: Abräumen ganzer Muschelbänke
Ich kenn das so, das Pfähle in das Watt gerammt und bei der Ernte dann wieder rausgerupft werden. Das scheint mir auch das zu sein, was der WWF hier unter Aquakultur versteht.
Stimmt, aber im Mittelmeer werden die noch gesammelt. Ich muss mal gucken, ob ich dazu etwas finde.
Zitat von: cohen am 08. September 2010, 08:05:12
Dieses Label war gerade erst in der Kritik. Stand bei Sciencelogs.
Also Süßwasserzuchtfische.
Hab ich auch gelesen. Ziemlich enttäuschend. Trotzdem frag ich mich, ob es nicht doch noch besser ist als gar kein Label.
Geht auch ander übrigens. Wer den Vortrag noch nicht kennt, sollte unbedingt reingucken (gibt auch dt. Subtitles/Untertitel):
>>> Dan Barber: How I Fell In Love With A Fish (http://www.ted.com/talks/dan_barber_how_i_fell_in_love_with_a_fish.html)
Noch nicht angeschaut, könnte aber passen:
http://www.guardian.co.uk/science/punctuated-equilibrium/2010/oct/28/1?utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter
Vom Viktoriabarsch sollte man auch absehen:
ZitatDer Viktoriasee ist aus dem Gleichgewicht geraten: Es mangelt an Wasser, dafür gibt es zu viele Fische im See. Jedoch nicht zu viele Fischarten, sondern nur eine einzige, den Nilbarsch, der alle anderen weggebissen hat. Der Raubfisch von der Größe eines Kalbes hat die zuvor heimischen, pflanzenfressenden Fische ausgerottet; deshalb wachsen die Algen ungebremst und der See wird trübe und stirbt.
[...]
Quelle: TP, Darwins Alptraum, http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22515/1.html
(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22515/22515_1.jpg)
ZitatIn den 1960er-Jahren wurden Nilbarsche im Viktoriasee ausgesetzt. Sie vermehrten sich dort auf spektakuläre Weise, verdrängten aber andere Arten. Zahlreiche dieser Arten, insbesondere Buntbarsch-Arten, starben daraufhin aus.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nilbarsch#Nilbarsche_im_Viktoriasee
Der Film ist einfach nur krass. Der Viktoriasee ist der zweitgrösste See der Erde. Und das Ökosystem dort ist komplett aus dem Gleichgewicht.
Zitat von: heterodyne am 08. September 2010, 10:43:22
Danke für die Frage und Antworten.
Leider wird doch gerade Seefisch wegen der Fettsäuren (Omega 3 und 6) empfohlen...
stimmt das überhaupt, von wegen, dass die soviel davon haben?
ist halt so eine typische Frauenzeitschrift-Story mit den Omega-3`s ....
Ich denke schon, von der Zusammensetzung der Fettsäuren hängt ja meines Wissens die Membranfluidität ab. Meerestiere, welche dauerhaft tieferen Temperaturen ausgesetzt sind, sollten daher alle diese Fettsäuren in größerem Umfang besitzen.
laut wikipedia sind ja auch diverse pflanzl. öle ganz gute quellen.
Zitat von: mossmann am 10. Dezember 2010, 09:36:22
laut wikipedia sind ja auch diverse pflanzl. öle ganz gute quellen.
Eines der besten ist Leinöl. Schmeckt nur nicht jedem, weil es einen stark walnussartig Geschmack hat.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lein%C3%B6l#Nahrungsmittel
Leinöl? Dann könne man doch Linoleum über die Spaghetti raspeln? Oder ne, die Säuren werden schon wegoxydiert sein, oder?
Zitat von: rincewind am 10. Dezember 2010, 10:21:36
Leinöl? Dann könne man doch Linoleum über die Spaghetti raspeln? Oder ne, die Säuren werden schon wegoxydiert sein, oder?
Naja, mehrfach ungesättigte Fettsäuren werden schnell ranzig bzw. polymerisieren gut. Und ich glaube kaum, dass Du verdorbenes Öl zu Dir nimmst.
Wobei man bei Leinöl schon etwas Vorsichtig sein sollte. Einen Lappen, der mit Leinöl getränkt ist, sollte man nicht so rumliegen lassen, da diese sich ab und zu entzünden können.
ich finde, hanföl schmeckt nicht schlecht.
Zumindest was die CO2 Bilanz angeht, kann ich Zitteraal empfehlen. Die bringen immerhin die für die Zubereitung notwendige Energie selber mit. :P
Zitat von: Adromir am 10. Dezember 2010, 12:15:21
Wobei man bei Leinöl schon etwas Vorsichtig sein sollte. Einen Lappen, der mit Leinöl getränkt ist, sollte man nicht so rumliegen lassen, da diese sich ab und zu entzünden können.
Ja, wenn man das als Firnis für Möbel verwendet, da soll es schon Brände in Tischlereinen gegeben haben. Speise-Leinöl sollte in geschlossenen Behältnissen in den Kühlschrank, dreckige Lappen werden ausgespült.
Wie kommt's, dass sich Leinöl entzünden kann?
Dazu Wikipedia:
Zitat von: WikipediaLeinöl neigt bei einem hohen Zerstäubungsgrad zu Selbstentzündung bei Raumtemperatur. Eine unsachgemäße Handhabung von mit Leinöl getränkten Lappen und Pinseln verursacht in Schreinereien und Malerwerkstätten häufig Brände.[5]
Die Selbstentzündung geschieht wahrscheinlich durch Autoxidation von Doppelbindungen bei großer Oberfläche und somit hoher Verfügbarkeit von Luftsauerstoff. Mit einem Flammpunkt von ca. 315 °C (Marcusson) und einem Siedepunkt oberhalb von 350 °C ist Leinöl ansonsten eher schwer entzündlich.