Hallo,
folgendes ist mir heute in der Apotheke passiert. Da es für mich überaus verwunderlich war, so etwas zu erleben, dachte ich, ich schreibe es mal nieder.
Ich hatte leichte Halsschmerzen und bin die nächste Apotheke gegangen um mir was entsprechendes zu holen. Die Apotheke in die ich ging war im Prinzip völlig unauffällig, keine Homöopathie-Plakate oder sonstigen "alternativen" Konzepte. Sah nach guter alter Schulmedizin aus. Nachfolgend das Gedächtnisprotokoll. Vorweg, das Gespräch lief in einem freundlichen Tonfall ab.
I = Ich, A1 = Apothekerin 1, A2 = Apothekerin 2
I: Hallo, ich hätte gerne was gegen Halzschmerzen.
A1: Für Sie selbst?
I: Ja.
A1: Irgendwas bestimmtes?
I: Nein.
A1: Wir haben hier Sinupret. Das ist ein homöopathisches Medikament ...
I: Nein, danke, ich hätte gerne was mit Wirkung.
A1: Ok, da haben wir auch was. Aber das homöopathische Medikament wirkt auch.
I: Nein, ich hätte gerne was richtiges.
A2: Ja, sie hätten gerne was starkes.
I: Naja, Süsli hab ich halt noch zu Hause.
A1: Also das homöopathische Medikament wirkt auch, aber wenn das nichts für sie ist.
I: Ja, man muss halt dran glauben das es wirkt.
A1: Naja, also das wirkt auch wenn man nicht was glaubt, aber wir haben hier auch Dolodoben Dan, das ist jetzt nur umbenannt worden, ist aber inhaltlich immer noch das gleiche.
.... Danach wurde mir das Schulmedizinprodukt verkauft und ich wurde freundlich verabschiedet.
Was mich wundert war das da zwei ausgebildete Apotheker davon überzeugt waren, dass homoöpathische Medikament wirken. Selbst wenn er Patient nicht dran glaubt und somit der Plazeboeffekt nicht greifen kann. Ich kann ja verstehen, dass man homöopathische Medikamente anbieten, weil viele Kunden das wollen. Aber spätestens wenn der Kunde durchblicken lässt, dass er weiß das der Bullshit nicht wirkt kann man doch zu erkennen geben dass man ihm zustimmt. Andere Kunden vor denen man das Gesicht hätte waren müssen waren nicht anwesend. Sollte es wirklich Apotheker geben die an Homöopathie glauben?
Zum einen kann es sein, dass es PTAs waren. Zum anderen, ja, es gibt auch Leute, die irgendwie ein Pharmazie-Studium durchlaufen haben und trotzdem nichts kapiert. Und zum Dritten haben sich das einige noch nicht wirklich überlegt und durchgerechnet. Die halten Homöopathie für irgendwas mit Phytotherapie, nur komisch / stark verdünnt. Die wissen einfach zu wenig drüber. Wenn dann der nette DHU-Vertreter kommt und sagt, es gibt Studien, dann glauben die das.
Würde ich zumindest so sehen.
Das mit dem DHU-Vertreter entspricht auch meiner Erfahrung. Ich hatte mal einen Apotheker auf HÖ angesprochen und es klang, als gäbe es da Schulungen oder Infoveranstaltungen. Wenn die dann nicht schon vorher das Thema genauer kennen oder sattelfest sind, fallen die auch schnell drauf rein.
Sinupret ist ein pflanzliches Medikament gegen Sinusitis.
Ist vielleicht Tonsipret gemeint?
Naja. Sie hatte ja insofern Recht, als gerade bei Halsschmerzen, welche normalerweise nach einigen Tagen von selbst vergehen (z.B. bei Erkältung), ein Placebo hilfreich wäre. Hier war die Idee der beiden vielleicht: Wir bestehen trotz der Bedenken des Kunden darauf, dass das H-Medikament auch wirkt, und durch unsere Stellung als Respektsperson wird der Kunde vielleicht seine Zweifel an der Homöopathie überdenken. Denn er benötigt sowieso nur ein Placebo, und Dolodobendan ist m.E. ebenso ein Placebo wie die Homöopathie (auch wenn da tatsächlich Wirkstoff enthalten ist).
Solltest Du eine Erkältung haben gilt nämlich auch im Jahr 2010 immer noch: Ein Schnupfen dauert ohne Medikamentierung eine Woche, mit nur sieben Tage.
Wie Cohen aber schon sagt, Sinupret ist doch bei Halsschmerzen eh für den Arsch. Abgesehen davon, dass es bei Stirnhöhlengeschichten eh kaum wirkt.
Im Dobendan ist doch wenigstens noch ein Lokalanästhetikum drin, daß den Halsschmerz wenigstens kurzfristig unterdrückt...oder? also allemal besser als homöopathischer Dreck!
Zitat von: poochiee am 28. August 2010, 18:57:17
Im Dobendan ist doch wenigstens noch ein Lokalanästhetikum drin, daß den Halsschmerz wenigstens kurzfristig unterdrückt...oder? also allemal besser als homöopathischer Dreck!
Naja. Man muss halt dran glauben. Bei mir wirkt es nicht. :)
Schmerzmittel wirken nur wenn man dran glaubt? Aha... :P
Zitat von: cohen am 28. August 2010, 18:21:20
Ist vielleicht Tonsipret gemeint?
Sie sagte es wäre homöopathisch und auf der Packung war die Silouette von ein Kopf abgebildet. Da sich die Packungen von Sinupret und Tonsipret in der Hinsicht recht ähnlich ausehen, war es wohl Tonsipret.
Auch Tonsipret ist kein typisches homöopathisches Präparat, auch wenn Inhaltsstoffe in Potenzen angegeben sind. Der Hauptwirkstoff Phytolacca-Extrakt ist in den Tropfen mit 2% enthalten, in den Tabletten sind 50 mg drin.
Komplexhomöopathika haben meist Wirkungen, weil Niedrigpotenzen drin sind.
Aber sinnvolle Zusammensetzung sieht anders aus.
Nun ja, ich nehme täglich diese kleinen Tabletten mit 0,2 mg ß-Acetyldigoxin. Man hätte auch statt "0,2 mg" "D2" draufschreiben können. Würde es dadurch zu einem Homoöpathikum werden? ;)
Mal ein paar Fakten zu der Diskussion hinzufügen:
http://www.bionorica.de/cda/media/tonsiprettropfen.pdf
Was Tonsipret Tropfen enthalten:
Die Wirkstoffe sind:
In 10 g (= 10,9 ml) Tropfen sind enthalten:
Arzneilich wirksame Bestandteile:
Capsicum annuum Dil. D 4 4,0 g
Guaiacum Dil. D 4 4,0 g
Phytolacca americana Dil. D 1 2,0 g
Das Arzneimittel enthält 55 Vol.-% Alkohol.
http://www.bionorica.de/cda/media/tonsiprettabletten.pdf
Die Wirkstoffe sind:
In 1 Tablette sind verarbeitet:
Arzneilich wirksame Bestandteile:
Capsicum annuum Dil. D3 75,0 mg
Guaiacum Dil. D3 75,0 mg
Phytolacca americana Ø 50,0 mg
http://www.bionorica.de/cda/media/sinupretforte.pdf
1 überzogene Tablette enthält an arzneilich wirksamen Bestandteilen:
Eisenkraut, gepulvert 36 mg
Enzianwurzel, gepulvert 12 mg
Gartensauerampferkraut, gepulvert 36 mg
Holunderblüten, gepulvert 36 mg
Schlüsselblumenblüten mit Kelch, gepulvert 36 mg
Zitat von: Tezcatlipoca am 28. August 2010, 21:23:16
Nun ja, ich nehme täglich diese kleinen Tabletten mit 0,2 mg ß-Acetyldigoxin. Man hätte auch statt "0,2 mg" "D2" draufschreiben können. Würde es dadurch zu einem Homoöpathikum werden? ;)
0,2 mg kann nicht D2 sein (bzw nur dann, wenn eine Dosis (Tablette?) 20mg wiegt). D2 bedeutet 1:100 verdünnt
Im Mai hatte ich ein ähnliches Erlebnis. Ich krame mal den alten Beitrag von mir als "cross-posting" raus:
Neulich war ich in der Apotheke und erlebte etwas sehr merkwürdiges:
Eine <Hypothesenmodus> (ich würde sagen) esoterisch aussehende <Hypothesenmodus aus> Dame mit langem lila Rock, und einer spitzen weissen Zipfelmütze (so wie beim Ku-Klux Clan oder wie bei solchen spanischen katholischen Prozessionen) kam barfuss zusammen mit mir in die Apotheke. Jeder ging zu einer anderen Apothekengehilfin an den Tresen. Aus Höflichkeit habe ich nicht mitgehört was sie wollte, aber sie hatte kein Rezept sondern liess sich beraten. (ich hatte ein Rezept und wusste nur etwas warten). Ich glaube sie wollte was zum Einschlafen. Auf jeden Fall drückte ihr die perfekt modisch geschminkte und gestylte Mainstream-Verkäuferin was in die Hand. Die nach Alternativmedizin aussehende Kundin laut: ,,was Homöopathie ? Ich wollte doch was was sofort wirkt !" Jetzt gingen meine Öhrchen in Lauschposition. Die Verkäuferin: ,,ja, sehen Sie: da steht es doch:" (den Beipack vorlesend) ,,jede Stunde einnehmen ! Sehen Sie, das wirkt natürlich sofort wenn Sie das so oft nehmen" Die Kundin mit der lustigen Mütze war aber gar nicht zufrieden und guckte immer skeptischer, sodass die Verkäuferin überhaupt nicht wagte noch was zu sagen. Mürrisch zahlte die Frau und ging wieder.
Zitat von: heterodyne am 28. August 2010, 21:56:43
0,2 mg kann nicht D2 sein (bzw nur dann, wenn eine Dosis (Tablette?) 20mg wiegt). D2 bedeutet 1:100 verdünnt
Ich weiß. Die Tabletten sind halt so klein. ;D
Zitat von: poochiee am 28. August 2010, 19:15:14
Schmerzmittel wirken nur wenn man dran glaubt? Aha... :P
Nein, natürlich nicht. Wie immer gilt: die Dosis macht die Wirkung. Bestimmte (sicher nicht alle) frei erhältliche Waren in der Apotheke sind m.E. nicht wesentlich wirksamer als Zuckerpillen. Einfach, weil die darin enthaltene Wirkstoffmenge zu gering ist. So zeigt Dobendan bei mir eben keine signifikante Wirkung, abseits des Placebo-Effekts. Ob mit oder ohne Dobendan: ich habe immer zwei Tage Halzkratzen, dann setzt der Schnupfen ein. Wobei ich eine gezielte Überdosierung noch nicht ausprobiert habe.
Stattdessen greife ich deshalb zur ekeligen Milch mit Honig oder Salbeitee. Wobei auch hier ein P-Effekt wirksam sein könnte...
Wie auch immer.
Zitat von: Lanik am 29. August 2010, 08:51:31
Zitat von: poochiee am 28. August 2010, 19:15:14
Schmerzmittel wirken nur wenn man dran glaubt? Aha... :P
Nein, natürlich nicht. Wie immer gilt: die Dosis macht die Wirkung. Bestimmte (sicher nicht alle) frei erhältliche Waren in der Apotheke sind m.E. nicht wesentlich wirksamer als Zuckerpillen.
Dann hast Du keine Ahnung.
Paracetamol, Cetirizin, Loratadin, ASS, Omeprazol, Pantoprazol, Ibuprofen, Diclofenac, Xylometazolin, Azelastin, Hydrocortison, Propyphenazon kriegste alles ohne Rezept mit ordentlich Wirkung.
Vergleich mal Finalgon-Salbe (rezeptfrei) mit Placebo (z.B. Nivea)!
;D ;D ;D
(Und es ist nicht schlimm, keine Ahnung zu haben.)
Die meisten Mittel gegen Pilzinfektionen sind rezeptfrei und da sind hochwirksame Dinger dabei.
Zitat von: cohen am 29. August 2010, 10:11:31
Vergleich mal Finalgon-Salbe (rezeptfrei) mit Placebo (z.B. Nivea)!
;D ;D ;D
Aber besser nur an ausgewählten Stellen. :aleck:
;D ;D ;D
Zitat von: Lanik am 29. August 2010, 08:51:31
Zitat von: poochiee am 28. August 2010, 19:15:14
Schmerzmittel wirken nur wenn man dran glaubt? Aha... :P
Nein, natürlich nicht.
Danke erstmal für die grundsätzliche Klärung bzw. Korrektur deiner obigen Behauptung. Hab schon kurz an meinem Verständniss bzw. deiner Intelligenz gezweifelt.
Zitat von: Lanik am 29. August 2010, 08:51:31
Wie immer gilt: die Dosis macht die Wirkung. Bestimmte (sicher nicht alle) frei erhältliche Waren in der Apotheke sind m.E. nicht wesentlich wirksamer als Zuckerpillen. Einfach, weil die darin enthaltene Wirkstoffmenge zu gering ist. So zeigt Dobendan bei mir eben keine signifikante Wirkung, abseits des Placebo-Effekts. Ob mit oder ohne Dobendan: ich habe immer zwei Tage Halzkratzen, dann setzt der Schnupfen ein. Wobei ich eine gezielte Überdosierung noch nicht ausprobiert habe.
Stattdessen greife ich deshalb zur ekeligen Milch mit Honig oder Salbeitee. Wobei auch hier ein P-Effekt wirksam sein könnte...
Wie auch immer.
Dein
DoppelTrippelblindversuch bzgl. Dobendan ist echt spannend... :laugh:... im Ernst ob das, wie ich oben geschrieben hab, in geringer Dosis enthaltene Lokalanästhetikum bei dir wirkt oder nicht hat doch eh nichts mit der Laufzeitdauer deiner Erkältung zu tun. Und dass bei Schmerzempfinden respektive der Linderung immer ein gewisser Anteil dem Placeboeffekt zuzuschreiben ist braucht doch nicht diskutiert zu werden. Beim Globuli bleibts halt zu 100% beim Placeboeffekt. Bei Dobendan hat man wenigstens noch die Chance auf ne gewisse "echte" Symptomlinderung.
Also ich merke bei Dobendan immer sofort den betäubenden Effekt, die Zunge fühlt sich dann so typisch "pelzig" an.
Damals im Finnland-Urlaub gabs vom Doc ein schönes Fläschchen Lidocain Pumpspray, mit dem man wunderbar allerhand oberflächlicher Wehwechen Herr werden konnte.
Meinen Versuchen, damit auch dicken haarigen Badezimmerspinnen zu Leibe zu rücken, war jedoch nur mäßiger Erfolg beschieden. ;D
Zitat von: Lanik am 29. August 2010, 08:51:31
Zitat von: poochiee am 28. August 2010, 19:15:14
Schmerzmittel wirken nur wenn man dran glaubt? Aha... :P
Nein, natürlich nicht. Wie immer gilt: die Dosis macht die Wirkung. Bestimmte (sicher nicht alle) frei erhältliche Waren in der Apotheke sind m.E. nicht wesentlich wirksamer als Zuckerpillen. Einfach, weil die darin enthaltene Wirkstoffmenge zu gering ist. So zeigt Dobendan bei mir eben keine signifikante Wirkung, abseits des Placebo-Effekts. Ob mit oder ohne Dobendan: ich habe immer zwei Tage Halzkratzen, dann setzt der Schnupfen ein. Wobei ich eine gezielte Überdosierung noch nicht ausprobiert habe.
Stattdessen greife ich deshalb zur ekeligen Milch mit Honig oder Salbeitee. Wobei auch hier ein P-Effekt wirksam sein könnte...
Wie auch immer.
Es gibt Dobendan und Dolo Dobendan, eins ist ein Zuckerbonbon, das andere betäubt.