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Heute in der Apotheke

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Begonnen von nbkr, 28. August 2010, 17:52:40

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nbkr

Hallo,

folgendes ist mir heute in der Apotheke passiert. Da es für mich überaus verwunderlich war, so etwas zu erleben, dachte ich, ich schreibe es mal nieder.

Ich hatte leichte Halsschmerzen und bin die nächste Apotheke gegangen um mir was entsprechendes zu holen. Die Apotheke in die ich ging war im Prinzip völlig unauffällig, keine Homöopathie-Plakate oder sonstigen "alternativen" Konzepte. Sah nach guter alter Schulmedizin aus. Nachfolgend das Gedächtnisprotokoll. Vorweg, das Gespräch lief in einem freundlichen Tonfall ab.

I = Ich, A1 = Apothekerin 1, A2 = Apothekerin 2

I: Hallo, ich hätte gerne was gegen Halzschmerzen.
A1: Für Sie selbst?
I: Ja.
A1: Irgendwas bestimmtes?
I: Nein.
A1: Wir haben hier Sinupret. Das ist ein homöopathisches Medikament ...
I: Nein, danke, ich hätte gerne was mit Wirkung.
A1: Ok, da haben wir auch was. Aber das homöopathische Medikament wirkt auch.
I: Nein, ich hätte gerne was richtiges.
A2: Ja, sie hätten gerne was starkes.
I: Naja, Süsli hab ich halt noch zu Hause.
A1: Also das homöopathische Medikament wirkt auch, aber wenn das nichts für sie ist.
I: Ja, man muss halt dran glauben das es wirkt.
A1: Naja, also das wirkt auch wenn man nicht was glaubt, aber wir haben hier auch Dolodoben Dan, das ist jetzt nur umbenannt worden, ist aber inhaltlich immer noch das gleiche.

.... Danach wurde mir das Schulmedizinprodukt verkauft und ich wurde freundlich verabschiedet.

Was mich wundert war das da zwei ausgebildete Apotheker davon überzeugt waren, dass homoöpathische Medikament wirken. Selbst wenn er Patient nicht dran glaubt und somit der Plazeboeffekt nicht greifen kann. Ich kann ja verstehen, dass man homöopathische Medikamente anbieten, weil viele Kunden das wollen. Aber spätestens wenn der Kunde durchblicken lässt, dass er weiß das der Bullshit nicht wirkt kann man doch zu erkennen geben dass man ihm zustimmt. Andere Kunden vor denen man das Gesicht hätte waren müssen waren nicht anwesend. Sollte es wirklich Apotheker geben die an Homöopathie glauben?

Jadzia

Zum einen kann es sein, dass es PTAs waren. Zum anderen, ja, es gibt auch Leute, die irgendwie ein Pharmazie-Studium durchlaufen haben und trotzdem nichts kapiert. Und zum Dritten haben sich das einige noch nicht wirklich überlegt und durchgerechnet. Die halten Homöopathie für irgendwas mit Phytotherapie, nur komisch / stark verdünnt. Die wissen einfach zu wenig drüber. Wenn dann der nette DHU-Vertreter kommt und sagt, es gibt Studien, dann glauben die das.

Würde ich zumindest so sehen.

Graf Zahl

Das mit dem DHU-Vertreter entspricht auch meiner Erfahrung. Ich hatte mal einen Apotheker auf HÖ angesprochen und es klang, als gäbe es da Schulungen oder Infoveranstaltungen. Wenn die dann nicht schon vorher das Thema genauer kennen oder sattelfest sind, fallen die auch schnell drauf rein.

cohen

Sinupret ist ein pflanzliches Medikament gegen Sinusitis.

Ist vielleicht Tonsipret gemeint?




Lanik

Naja. Sie hatte ja insofern Recht, als gerade bei Halsschmerzen, welche normalerweise nach einigen Tagen von selbst vergehen (z.B. bei Erkältung), ein Placebo hilfreich wäre. Hier war die Idee der beiden vielleicht: Wir bestehen trotz der Bedenken des Kunden darauf, dass das H-Medikament auch wirkt, und durch unsere Stellung als Respektsperson wird der Kunde vielleicht seine Zweifel an der Homöopathie überdenken. Denn er benötigt sowieso nur ein Placebo, und Dolodobendan ist m.E. ebenso ein Placebo wie die Homöopathie (auch wenn da tatsächlich Wirkstoff enthalten ist).

Solltest Du eine Erkältung haben gilt nämlich auch im Jahr 2010 immer noch: Ein Schnupfen dauert ohne Medikamentierung eine Woche, mit nur sieben Tage.

rincewind

Wie Cohen aber schon sagt, Sinupret ist doch bei Halsschmerzen eh für den Arsch. Abgesehen davon, dass es bei Stirnhöhlengeschichten eh kaum wirkt.

poochiee

Im Dobendan ist doch wenigstens noch ein Lokalanästhetikum drin, daß den Halsschmerz wenigstens kurzfristig unterdrückt...oder? also allemal besser als homöopathischer Dreck!

Lanik

Zitat von: poochiee am 28. August 2010, 18:57:17
Im Dobendan ist doch wenigstens noch ein Lokalanästhetikum drin, daß den Halsschmerz wenigstens kurzfristig unterdrückt...oder? also allemal besser als homöopathischer Dreck!
Naja. Man muss halt dran glauben. Bei mir wirkt es nicht. :)

poochiee

Schmerzmittel wirken nur wenn man dran glaubt? Aha... :P

nbkr

Zitat von: cohen am 28. August 2010, 18:21:20
Ist vielleicht Tonsipret gemeint?

Sie sagte es wäre homöopathisch und auf der Packung war die Silouette von ein Kopf abgebildet. Da sich die Packungen von Sinupret und Tonsipret in der Hinsicht recht ähnlich ausehen, war es wohl Tonsipret.

Tezcatlipoca

Auch Tonsipret ist kein typisches homöopathisches Präparat, auch wenn Inhaltsstoffe in Potenzen angegeben sind.  Der Hauptwirkstoff Phytolacca-Extrakt ist in den Tropfen mit 2% enthalten, in den Tabletten sind 50 mg drin.
Gruß, T.


Nichts, was ein Mensch sich auszudenken in der Lage ist, kann so unwahrscheinlich, unlogisch oder hirnrissig sein, als dass es nicht doch ein anderer Mensch für bare Münze halten und diese vermeintliche Wahrheit notfalls mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen wird.

cohen

Komplexhomöopathika haben meist Wirkungen, weil Niedrigpotenzen drin sind.

Aber sinnvolle Zusammensetzung sieht anders aus.

Tezcatlipoca

Nun ja, ich nehme täglich diese kleinen Tabletten mit 0,2 mg ß-Acetyldigoxin. Man hätte auch statt "0,2 mg" "D2" draufschreiben können. Würde es dadurch zu einem Homoöpathikum werden? ;)
Gruß, T.


Nichts, was ein Mensch sich auszudenken in der Lage ist, kann so unwahrscheinlich, unlogisch oder hirnrissig sein, als dass es nicht doch ein anderer Mensch für bare Münze halten und diese vermeintliche Wahrheit notfalls mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen wird.

celsus

Mal ein paar Fakten zu der Diskussion hinzufügen:

http://www.bionorica.de/cda/media/tonsiprettropfen.pdf

Was Tonsipret Tropfen enthalten:
Die Wirkstoffe sind:
In 10 g (= 10,9 ml) Tropfen sind enthalten:
Arzneilich wirksame Bestandteile:
Capsicum annuum Dil. D 4 4,0 g
Guaiacum Dil. D 4 4,0 g
Phytolacca americana Dil. D 1 2,0 g
Das Arzneimittel enthält 55 Vol.-% Alkohol.



http://www.bionorica.de/cda/media/tonsiprettabletten.pdf

Die Wirkstoffe sind:
In 1 Tablette sind verarbeitet:
Arzneilich wirksame Bestandteile:
Capsicum annuum Dil. D3 75,0 mg
Guaiacum Dil. D3 75,0 mg
Phytolacca americana Ø 50,0 mg



http://www.bionorica.de/cda/media/sinupretforte.pdf

1 überzogene Tablette enthält an arzneilich wirksamen Bestandteilen:
Eisenkraut, gepulvert 36 mg
Enzianwurzel, gepulvert 12 mg
Gartensauerampferkraut, gepulvert 36 mg
Holunderblüten, gepulvert 36 mg
Schlüsselblumenblüten mit Kelch, gepulvert 36 mg
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

heterodyne

Zitat von: Tezcatlipoca am 28. August 2010, 21:23:16
Nun ja, ich nehme täglich diese kleinen Tabletten mit 0,2 mg ß-Acetyldigoxin. Man hätte auch statt "0,2 mg" "D2" draufschreiben können. Würde es dadurch zu einem Homoöpathikum werden? ;)
0,2 mg kann nicht D2 sein (bzw nur dann, wenn eine Dosis (Tablette?) 20mg wiegt). D2 bedeutet 1:100 verdünnt