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Bedingungsloses Grundeinkommen

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Begonnen von Wolleren, 31. Mai 2010, 00:19:44

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Wolleren

Die Forderung nach einem "bedingungslosen Grundeinkommen" gewinnt derzeit an Aufmerksamkeit. Wir haben das nur kurz bei den Violetten verewigt.
Es gibt nach meinen oberflächlichen Recherchen sehr viele Varianten des bedingungslosen Grundeinkommens.
Insofern kann man wohl kaum allgemein darüber diskutieren, sondern nur über genau beschriebene Varianten davon.

Es stinkt aber nach Esoterik. Hier ein paar Hinweise, warum die Nase juckt.
Im wikipedia-Lemma ist - unabhängig von einer Variante der BGE-Ausprägung - der "Humanitäre Ansatz" beschrieben:
Zitat
Die grundsätzliche Begründung eines BGE wird darin gesehen, dass es jedem Menschen ermöglicht ein menschenwürdiges Leben zu führen. Das BGE schafft die Voraussetzung zur individuellen Freiheit zur Selbstverwirklichung auch mit Tätigkeiten, die nicht als Erwerbsarbeit entlohnt werden.
Die gesellschaftliche Entwicklung hat dazu geführt, dass nur ein Teil der Tätigkeiten in der modernen, marktorientierten Gesellschaft als Arbeit entlohnt wird. Tätigkeiten im sozialen Bereich wie beispielsweise in der Kindererziehung, in der Betreuung nicht selbständiger Menschen (Alte, Behinderte) oder in der Jugendarbeit werden hingegen zumeist nicht finanziell vergütet, es sei denn diese Tätigkeiten sind institutionalisiert. Das BGE sorgt hier für einen Ausgleich.
Hinzu kommt der Wegfall der Stigmatisierung Arbeitsloser, die bei einer im System liegenden Arbeitslosigkeit für eine große Zahl von Menschen unvermeidlich ist. Eine Gesellschaft, die das systematisch in Kauf nimmt, verstößt gegen die Menschenwürde und gegen das Grundrecht auf Arbeit. Das BGE führt zu einer Verbesserung der sozialen Sicherheit, ermöglicht Teilhabe, vermeidet Ausgrenzung und gestattet alternative Lebenspläne wie zum Beispiel Bildungsphasen, die die Erwerbsarbeit unterbrechen.
Das System eines BGE ist übersichtlich und schafft Vertrauen in die Gesellschaft. Hierdurch erhöht sich die individuelle Risikobereitschaft. Es werden Selbständigkeit und Unternehmergeist und damit Innovation und Flexibilität gefördert. Die Arbeitnehmer werden selbstbewusster und ,,kleben" nicht mehr an einer bestimmten Stelle.
Die größere Unabhängigkeit vermindert den innerbetrieblichen Konkurrenzkampf, vermindert Mobbing und verbessert das Betriebsklima mit der Folge, dass negativer Stress und psychische Krankheiten abnehmen.
- Das hört sich für mich an wie esoterische Schwurbelei (den gesammelten Segen habe ich kursiv markiert). Vielleicht handelt es sich nicht um Esoterik, aber alle Synapsen melden "Marx-Ersatz": Verbindung von Ökonomie und Ideologie, humanitär, hurra!

- Inwiefern das vorhandene soziale Netz bereits ein BGE bereitstellt, darüber konnte ich so schnell nichts finden. Dabei hätte ich das erwartet, auch mehr über die Defizite sozial schwacher Schichten, die nicht mit Transferleistungen zuzudecken sind.

- Misstrauisch macht die schlampige und tendenziöse Art, mit Fakten umzugehen. Hier wird bspw. behauptet, dass es laut Menschenrechten "von 1948 ein verankertes Recht auf Arbeit gibt in Deutschland." Nachlesen in der wikipedia gibt jedoch "Das Recht auf Arbeit ist das Recht, bei freier Berufswahl und Sicherung der menschlichen Würde arbeiten zu können. Dies beinhaltet keinen individuellen Anspruch auf einen Arbeitsplatz, sondern das Recht auf einen Schutz vor unverschuldeter Arbeitslosigkeit."
- Ständig fällt das Wort Neoliberalismus, offenbar ohne auch sich nur im Mindesten dafür zu interessieren, was Neoliberalismus ausmacht (wikipedia: "Seither wird der Ausdruck Neoliberalismus zumeist von Kritikern eines wirtschaftlichen Liberalismus verwendet, oft ohne Definition und zur Charakterisierung unterschiedlichster Phänomene.", Neoliberal sind demnach Leute, die man irgendwie nicht leiden kann), der ignorante Begriffsklau ist ja auch alte esoterische Tradition.
- Besonders misstrauisch macht die Formel: einfaches Rezept für ein komplexes Problem mit tausend guten Folgen und keiner einzigen schlechten.

Vielleicht handelt es sich bei der richtigen Ausprägung von BGE um eine gute Idee, das kann ich - noch - nicht beurteilen.
Doch im Umfeld dieser Idee tummeln sich Ideologie, Verschwörungstheorie, Ignoranz und blanker Populismus.

andy

Guten Tag erst mal, oder besser Guten Abend.

Ich stoße zur Zeit, ursprünglich auf der Suche nach ganz etwas anderem ständig und dauernd und immer wieder auf das Bedingungslose Grundeinkommen.
Ich glaube, wenn ich das richtig in meinem Hinterkopf abgelegt habe, daß es durchaus überlegenswerte Ansätze zum Grundeinkommen gibt. Solche, die eine weniger stigmatisierende und repressive Alternative zu Hartz 4 anstreben. Vielleicht weiß da jemand was dazu. Da könnte es meiner Meinung nach schon auch seriöse Konzepte geben.

Aaaaaaaaber. Sobald da Bedingungslos vor dem Grundeinkommen steht, dann stinkt das in der Tat ganz gewaltig. Ich schmeiß einfach mal ein paar links in die Runde.

http://www.info3.de/wordpress/?p=168
http://www.info3.de/ycms/printartikel_1828.shtml
http://grundeinkommenimbundestag.blogspot.com/2010/05/die-mai-kolumne-in-der-info3.html
http://www.fuer-grundeinkommen.de/zu-mir.htm
http://www.wir-gemeinsam.net/component/jvideodirect/?v=FWWIlbi3p2Yoy
http://www.unternimm-die-zukunft.de/
http://www.gls.de/die-gls-bank/ueber-uns/gls-bank/aufsichtsrat.html

Und dann gibt es auch noch welche, die das Ding mal eben anders nennen.
http://www.joytopia.net/bge_freigeld_joytopia.html?&L=&help=1

Das war's erst mal auf die Schnelle.
Da gibt es bestimmt noch mehr.

niedlich

Ich bin in der privilegierten Situation, über ein BGE zu verfügen. Und zumindest bei mir treffen alle im obigem Zitat erwähnten Vorteile definitiv zu.

Bionic

Das BGE wäre ja eine Mindestsicherung für Jeden. Heutzutage besitzen ganz wenige Menschen, sehr viel. Das ist nicht gut!

Magrat

Klar, jeder, der sich jahrelang auf eigene Kosten qualifiziert, lernt und bildet, und sich dann bei gutem Gehalt lahm ackert, um was aufzubauen, hat viel und davon wollen die penner in der sozialen Hängematte was abhaben.

Geht selber arbeiten, unsereiner macht sich nicht die Knochen kaputt, um BGEs zu finanzieren, sondern um selber mal  einen ruhigen luxuriösen Lebensabend geniessen zu können.
Die wenigsten haben viel, viel fährt der Bauer auf dem Wagen. Und selbst, wenn sie viel haben, gehe ich doch davon aus, dass sie es eben erarbeitet oder erspart haben, seit Generationen.
Frag doch mal die Firmen, warum sie ihren Managern so viel bezahlen, die Verantwortung ist oft immens und nicht jedes managergehalt ist sittenwidrig.

Werd mal erwachsen und schnupper Realität, Kleiner.

Conni

Bei einem BGE wird sich so mancher fragen, warum er früh halb 6 aufsteht und zur Arbeit geht, oder Schichten schiebt, Verantwortung übernimmt, (manchmal - oder auch immer) Stress hat, wenig Freizeit usw., wenn es so einfach geht, sich früh nochmal faul im warmen Bett herumdreht und fürs Nichtsmachen bezahlt wird.

Warum noch arbeiten, wenn es sich als Sozialparasit so einfach leben lässt?

Bionic

Zitat von: Magrat am 31. Mai 2010, 12:02:35
Werd mal erwachsen und schnupper Realität, Kleiner.
Ich gehe auch arbeiten.
Es geht darum dass Jeder einfach eine Existenzgrundlage hat! Das gibt es heutzutage nicht. Es gibt auch nicht genug Arbeit,
für alle Menschen, zumindest bei der jetzigen Verteilung. Das so Jeder eine Arbeit bekommen kann, ist nicht richtig.
Jemand der mehr Verantwortung hat, sollte auch mehr verdienen. Ich finde auch dass man mit dem BGE vorsichtig sein soll,
aber man sollte schon überlegen, ob es nicht besser als das jetzige System wäre, als es nur als esoterische Spinnerei abzutun!

Bionic

Zitat von: Conni am 31. Mai 2010, 12:09:30
Warum noch arbeiten, wenn es sich als Sozialparasit so einfach leben lässt?
Wer ist Sozialparasit? Derjenige der nicht Arbeiten geht, obwohl er eine zumutbare Arbeit bekommen könnte?
Aber ja auch Derjenige der Unrechtmäßig viel zu viel bekommt für seine Arbeit! Keine Arbeit= Parasit, Arbeit= Gut für die
Gesellschaft, so einfach ist diese Festlegung also nicht! Dazu muss man noch bedenken, dass es eben wie schon
gesagt, nicht für alle Arbeit geben wird. Dieses Denken nur wer Arbeit hat, hat ein Recht auf eine gute soziale Existenz,
sollte schon hinterfragt werden. Das BGE wäre ja für Jeden und würde somit eine Armutsspirale verhindern.
Du kannst es mir gerne sagen, solltest du da in meinen Überlegungen Fehler erkennen.
Aber man sollte sich unbedingt mal mit einem neuen Konzept beschäftigen.

Magrat

Dann leg m,al ein Finanzierungskonzept vor, und ein Motivationskonzept, dass sich nicht 75 % der Leutz mit BGE aufs Soffa legen.

Es gibt genug Arbeit, wenn nicht hier, dann geht man dahin, wo welche ist. "Völkerwanderung", Migration. Aber für die meisten ist es ja schion ne Zumutung, drei Städte weiter sich zu bewerben.

Ist fast wir Sozialismus, jeder kriegt dasd gleiche, ob er in der Firma Rohre klaut oder Zeitung liest oder ackert.....

Conni

ZitatWer ist Sozialparasit?

Wer andere für sich arbeiten lässt und selber nichts tut.

Wazir

Zitat von: Bionic am 31. Mai 2010, 12:13:24Ich gehe auch arbeiten. 
Unterlass diese Drohungen, bitte.

Bionic

Überlegt doch mal wie viele Leute es heutzutage schon gibt, die keine Chance in der Gesellschaft haben.
Und dann noch andere die völlig überzogene Summen verdienen. Das könnte schon mal ein Teil der Finanzierbarkeit sein.

niedlich

ZitatConni:
Warum noch arbeiten, wenn es sich als Sozialparasit so einfach leben lässt?

Bei einem BGE für alle gäbe es keinen Sozialparasitismus. Denn auch der Millionär hätte ja das BGE.
Die Motiavationsproblematik sehe ich allerdings genauso, zumindest würde es von heute auf morgen eingeführt werden.
Bei der Finanzierung bin ich auch eher skeptisch.
Zitat
Magrat:

Es gibt genug Arbeit, wenn nicht hier, dann geht man dahin, wo welche ist. "Völkerwanderung", Migration. Aber für die meisten ist es ja schion ne Zumutung, drei Städte weiter sich zu bewerben.

Ich vermute mal, du bist nicht in Dortmund-Nordstadt aufgewachsen, ne  ;) .


Magrat

Zitat von: Bionic am 31. Mai 2010, 13:02:33

Und dann noch andere die völlig überzogene Summen verdienen.

Bekommen oder verdienen?

Magrat

Zitat von: niedlich am 31. Mai 2010, 13:04:46

Ich vermute mal, du bist nicht in Dortmund-Nordstadt aufgewachsen, ne  ;) .



Nein, aber des öfteren bis zu 1000 km weit gezogen, auch ins Ausland, um Ausbildung oder Arbeit zu haben.