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Die gute Nachricht des Tages

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Begonnen von Averell, 22. März 2012, 13:31:27

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Averell

Ein gutes Beispiel, daß Elternengagement nicht immer nur nervig, sondern auch mal sinnvoll sein und zum Erfolg führen kann. Die bessere Überschrift würde allerdings lauten "Kirche kündigt Erzieherin nach Partnertausch und wird selbst ausgetauscht"

http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article13936473/Kirche-kuendigt-Erzieherin-nach-Partnertausch.html

ZitatNordrhein-Westfalen
Kirche kündigt Erzieherin nach Partnertausch

Die katholische Kirche kündigte in Königswinter einer Kita-Erzieherin, weil sie sich von ihrem Mann getrennt hatte. Doch die Elternschaft lief dagegen Sturm.

Dass sie sich einmal von ihrem Mann trennen würde, hätte Bernadette Knecht nie gedacht. Noch weniger aber hätte die Erzieherin sich vorstellen können, dass das Ende ihrer Ehe einen Kulturkampf auslösen würde. Doch genau der tobt seit Monaten in der nordrhein-westfälischen Kleinstadt Königswinter. Und hat nun einen Aufsehen erregenden Höhepunkt erreicht.


Foto: kein credit Kita-Leiterin Bernadette Knecht (vorne links) mit den Kindern, die sie betreut

Knecht ist Leiterin des katholischen Kindergartens im Ortsteil Rauschendorf. Weil die 47-Jährige zu ihrem neuen Lebenspartner gezogen war, hatte die Kirche ihr gekündigt. Das aber wollte die Elternschaft nicht hinnehmen. Und nun hat die Stadt der Kirche gekündigt: Sie wird die Trägerschaft des Kindergartens aufgeben müssen, beschloss nun der örtliche Jugendhilfeausschuss. Eine wohl einmalige Reaktion auf kirchliche Moralvorstellungen.

Bernadette Knecht hat lange nach ihnen gelebt. Bis zum vergangenen Jahr. Da musste die Erzieherin einsehen, dass ihre Ehe nicht mehr zu retten war. Nicht einmal eine Paartherapie hatte geholfen. Knecht suchte sich eine neue Wohnung. Später dann zog sie wieder aus – zu ihrem neuen Lebenspartner. Das war der Moment, in dem der Kampf begann.

Knecht suchte das Gespräch mit ihrem Arbeitgeber, dem katholischen Kirchengemeindeverband "Königswinter – Am Oelberg". Dort befand man, dass Knechts Zusammenwohnen mit ihrem neuen Partner die verheiratete aber getrennt lebende Frau als Kindergartenleiterin untragbar mache.

Eltern sammelten Unterschriften

Treue bis zum Tod gehöre nun einmal zum kirchlichen Eheverständnis. Diesem moralischen Anspruch seien die Mitarbeiter besonders verpflichtet. Knecht sollte ihre Stelle aufgeben. Stattdessen bot man ihr an, in einen anderen Kindergarten in einer Nachbargemeinde wechseln. Damit, hoffte die Kirche, sei die pikante Angelegenheit schnell geregelt. Doch die Elternschaft wollte die allseits beliebte Leiterin nicht ziehen lassen.

"Der Kindergarten ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gemeinschaft", sagt Elternsprecher Peer Jung. "Frau Knecht hat ihn zu dem gemacht, was er heute ist." Seit neun Jahren leitet die Pädagogin die Einrichtung in Rauschendorf, das knapp 1400 Einwohner hat.

Sie hat einen Kinderchor aufgebaut, der bei allen Dorffesten auftritt, gibt kostenlosen Musikunterricht. Die Eltern sammelten Unterschriften, diskutierten mit katholischen Vertretern. Doch die Kirche blieb stur. Ende Januar erhielt Knecht die Kündigung.

Kirche will nicht "ihr Gottes- und Menschenbild verraten"

Für die Eltern eine "absurde Entscheidung, fern der Lebenswirklichkeit". Jede dritte Ehe in Deutschland werde geschieden, sagt Jung. "Als Kindergärtnerin hat Frau Knecht keinen Verkündungsauftrag. Ihre Arbeit macht sie sehr gut."

Der Kirchengemeindeverband sieht das naturgemäß anders: Die hohe Auffassung von der Ehe könne die Kirche keinesfalls einer "mehr und mehr liberalen Einstellung in unserer Gesellschaft anpassen".

Denn sie würde "damit ein zentrales Anliegen ihrer Lehre aufgeben, ihr Gottes- und Menschenbild verraten", heißt es in einer Stellungnahme. Knecht hat gegen die Kündigung Klage eingereicht. Die Elternschaft stellte derweil einen Bürgerantrag bei der Stadt, mit dem Ziel, die Trägerschaft der Kirche zu beenden.

Städtischer Vertrag mit Kirche wird gekündigt

Mit Erfolg: Der zuständige Jugendhilfeausschuss von Königswinter hat nun beschlossen, den städtischen Vertrag mit der Kirche ordentlich zu kündigen. Er läuft zum 1. August 2013 aus. Zum Ärger der örtlichen Kirche: Der zuständige Pfarrer, Dechant Udo Maria Schiffers, kritisierte, die Stadt beschädige ihre Vertragstreue.

Die Eltern des (noch) katholischen Kindergartens hoffen hingegen, "dass die Kirche nun über ihren Schatten springt" und ihre Trägerschaft freiwillig früher aufgibt. Denn nur in diesem Fall könnte Kindergärtnerin Knecht, deren Vertrag bereits im Juni endet, ihre Stelle behalten.

Die Stadt ist bereits mit Trägern im Gespräch. Wen die Eltern favorisieren, ist schon klar: "Einen weltoffenen Verein, der weniger dogmatische Maßstäbe an seine Mitarbeiter ansetzt", sagt Jung. Die Erziehung der Kinder solle auf jeden Fall christlich bleiben – das sei aber auch ohne die katholische Kirche möglich.

heterodyne

Wobei ich ja das mit der christlichen Erziehung der Kinder auch noch überdenken würde.
Aber allein daß die Stadt diesen Schritt setzt ist eine wirklich tolle Sache. Leider ist sowas absolut nicht selbstverständlich.
In einigen Ländern in Österreich kann ich mir nicht vorstellen, daß so etwas passiert.  ::)

Ratiomania

Zitat von: heterodyne am 22. März 2012, 13:50:39
Wobei ich ja das mit der christlichen Erziehung der Kinder auch noch überdenken würde.
Aber allein daß die Stadt diesen Schritt setzt ist eine wirklich tolle Sache. Leider ist sowas absolut nicht selbstverständlich.
In einigen Ländern in Österreich kann ich mir nicht vorstellen, daß so etwas passiert.  ::)

Och solangs wie bei mir is indem sich die christliche Erziehung auf weichgespülte kinderangepasste NeuesTestament-Märchen für ne stunde + Gesang/Spiel beschränkt is doch tolerabel...

Hauptsache keine evangelikale Scheiße... ;)

heterodyne

Praktisch bleibt mir eh nix anderes übrig und eine Version wie deine ist wohl die gängige.

Ich finde aber, daß Staat un dKriche beser getrennt gehören. Und aus diesem Empfinden formulierte sich obiger Wunsch.
Die Landesrätin für Jugend und Familie hatte als Hauptbotschaft bei einer Kindergarteneröffnung, daß es unter ihrer Amtszeit sicher keine Abschaffung des Kreuzes in Kindergarten und Schulen gäbe  :-\
Sowas mag ich nicht.

Omikronn

Die Kündigung der Trägerschaft kann ich nur begrüssen, die Geschichte zeigt mir warum Religion Privatsache sein sollte....
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Averell

In meiner Umgebung gibt es immer weniger "stinknormale" KiGas, sondern immer mehr verstrahlte Tagesmütter, Waldorf-KiGas und auch kirchliche Kindertagesstätten. Da ist das schon für mich eine gute Nachricht, natürlich keine perfekte.

Bloedmann

http://www.n-tv.de/wissen/Europa-seit-zehn-Jahren-poliofrei-article6551156.html

ZitatBetroffene leiden unter den Folgen
Europa seit zehn Jahren poliofrei
Am 21. Juni 2002 erklärte die WHO die Region Europa für poliofrei. Seitdem hat es dort offiziell keinen neuen Fall gegeben. Doch die Kinderlähmung ist im Leben Zehntausender noch immer präsent. Eine Schutzimpfung verhindert weitere Neuinfektionen.


Seit zehn Jahren ist die WHO-Region Europa offiziell poliofrei - doch bis heute leiden allein in Deutschland Zehntausende unter den Folgen der Infektion. Viele kämpfen mit den Lähmungen, die der Ausbruch der Kinderlähmung mit sich gebracht hatte. Bei anderen kommt es noch Jahrzehnte nach der Infektion zu neuen Beschwerden. Die Ursache: das Postpoliomyelitische Syndrom, kurz PPS.

"Wir schätzen, dass es in Deutschland etwa 50.000 Betroffene gibt, vielleicht auch etwas mehr", sagt Sabine Diedrich vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Das PP-Syndrom trete meist nach einer stabilen Phase von mindestens 15 Jahren nach der Infektion auf. Ursache sei vermutlich eine Schädigung der Motoneuronen. "Es kommt zu einer Schwächung der Gliedmaßen, was an die alte Polioinfektion erinnern kann", sagt Diedrich.

Krankheit wird oft spät erkannt

Atemnot, Schluckbeschwerden, schwere Erschöpfungszustände - das waren die Symptome, unter denen Karola Rengis Anfang der 1990er Jahre plötzlich litt. "Ich bin gut zehn Jahre von Arzt zu Arzt gelaufen", sagt sie. Erst 2001 stellte ein Experte die Diagnose PPS. Rengis war 1953 als Zweijährige an der Kinderlähmung erkrankt, hatte von damals Lähmungen zurückbehalten. Als die gesundheitlichen Probleme plötzlich wieder schlimmer wurden, habe sie nicht an Folgen der Kinderlähmung gedacht. "Wenn man so lange damit gelebt hat, dann hat man sich damit arrangiert und denkt nicht daran, dass es einen noch ein zweites Mal trifft", sagt Rengis.

Heilbar ist das Post-Polio-Syndrom nicht. Als Karola Rengis 2001 die Diagnose bekam, konnte sie sich trotz der Lähmungen noch frei und selbstständig bewegen. "Inzwischen bin ich auf Unterarmgehstützen und Rollstuhl angewiesen", sagt sie. "Die Betroffenen erleiden einen Kraftverlust von 1 bis 17 Prozent im Jahr." Eine spezielle Physiotherapie könne das etwas abfangen.

Nachdem sie wusste, dass das PP-Syndrom die Ursache ihrer Beschwerden war, gründete Rengis eine Selbsthilfegruppe. Dort erlebte sie, dass es den meisten Betroffenen ähnlich ging wie ihr selbst. "Nur sehr wenige Ärzte, meistens Neurologen, können diese Diagnose stellen. Es gibt sogar noch Ärzte, die sagen, dass es PPS gar nicht gibt", sagt Rengis. Viele Patienten wüssten deshalb oft jahrelang nicht, was der Grund für ihre Beschwerden sei.

Impfstoff gegen Neuinfektionen

Poliomyelitis wird von Viren verursacht, die die muskelsteuernden Nervenzellen des Rückenmarks infizieren. Überwiegend erkranken Kinder. Anhaltende Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod können die Folge sein. Die Infektionszahlen waren nach Einführung eines Polio-Impfstoffes in Deutschland am 5. Februar 1962 rasch zurückgegangen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte die WHO-Region Europa vor zehn Jahren - am 21. Juni 2002 - für poliofrei. Dazu brauchte es einen Zeitraum von drei Jahren ohne neue Infektion. "Der letzte Poliofall in der WHO-Region Europa wurde am 26. November 1998 aus dem Osten der Türkei gemeldet", sagt RKI-Expertin Diedrich. Es habe sich um einen zwei Jahre alten, ungeimpften Jungen gehandelt.

Den letzten Poliofall in Deutschland gab es 1990. Danach kam es 1992 noch zu importierten Erkrankungen - die Betroffenen hatten sich in Indien und Ägypten angesteckt. Zu jener Zeit impften Ärzte mit der Schluckimpfung - einem abgeschwächten Lebendimpfstoff. Bis zu drei Kinder steckten sich in Deutschland jährlich darüber an. "Dieses Risiko wollte man nicht mehr tolerieren, deshalb wurde 1998 die Impfstrategie geändert", sagt Diedrich. Ärzte spritzen heute den abgetöteten Erreger.
Gefahr in Deutschland eher gering

Ein erneuter Ausbruch der Krankheit in Deutschland sei derzeit "eher unwahrscheinlich". Die hohen Impfraten müssten aber aufrechterhalten werden. Dass es immer wieder zu neuen Erkrankungen kommen könne - auch in eigentlich poliofreien Regionen - bewiesen Ausbrüche in Tadschikistan 2010 und China 2011. Diedrich rät deshalb auch nach mehr als zehn Jahren ohne neuen Fall in der WHO-Region Europa: "Unbedingt gegen Polio impfen!"
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx