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E-Zigaretten im Kreuzfeuer

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Begonnen von Dr. Zoidberg, 08. März 2012, 22:20:53

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C12

Ich versteh die Aufregung auch nicht ganz. Ich bin Raucher, ich mag meine Glimmstengeln, ich weiß dass sie schädlich sind.
Beim E-rauchen entfallen fast alle schädlichen Verbrennungsprodukte des Tabaks. Also ein großer Vorteil für Raucher. Und da jeder Raucher weiß wie schädlich rauchen ist und dies trotzdem willentlich tut sollte man die Möglichkeit eines stark "weniger schädlichen" rauchens nicht torpedieren, vor allem da dies nur mit recht fadenscheinigen Argumenten geht. Falls die "gesunde" E-Zigarette verboten werden sollte, bzw. der Kauf von Nikotinlösungen nur sehr eingeschränkt möglich wäre, würden alle Raucher einfach ihre Kippen weiter an der Tanke kaufen.

celsus

Für Raucher, die nicht aufhören können (nicht wollen können), ist das schon ein Segen.

Nun stell dir mal die Situation vor, dass Tabak an jeder Ecke zu bekommen ist, das Nebelfluid aber nur in der Apotheke ...
Das führt natürlich zu extremen Akzeptanzproblemen, weil es für so eine Situation einfach keine Rechtfertigung gibt, die irgend jemand nachvollziehen könnte.

Gut, das ist jetzt in der Politik nicht neu, aber ich hoffe durchaus, dass ein paar Händler das bis zur Verfassungsklage durchziehen und den Wahnsinn so sichtbar machen.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Belbo zwei

Die E-Zigarette als eine Art Methadonprogramm für Raucher, auch nicht schlecht, vielleicht wird dann der Wein billiger, damit die Schnapssäufer vom harten Stoff wegkommen.  ;D

Landratte

Zitat von: Dr. Zoidberg am 09. März 2012, 02:13:10
Erst gestern hab ich mir z.B. Voltarensalbe auf ein schmerzendes Gelenk geschmiert und selbst da war dieses scheinbar hochtoxische Frostschutzmittel namens Propylenglycol enthalten:
http://www.apotheken-umschau.de/do/extern/medfinder/medikament-arzneimittel-information-Voltaren-Schmerzgel-A78138.html

Hochtoxisch ist wohl übertrieben, denn zumindest laut Sicherheitsdatenblatt muss Propylenglykol keine Gefahrenstoffkennzeichnung tragen und wird als Weichmacher verwendet. Ganz im Gegensatz zu Ethylenglykol. Da passt dann auch die Bezeichnung Frostschutzmittel und toxisch. Lt. Wiki ist die geringste tödliche Dosis 100 ml:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethylenglycol

Andere toxische Stoffe wie z.B. PAK´s entfallen bei der E-Zigarette natürlich weil nix verbrannt wird.

Trotzdem würde mich interessieren was die anderen Länder zu einem Verbot bewogen hat. Weiß da jemand etwas drüber?

Ansonsten werden diejenigen, die rauchen wollen und ihre Glimmstengel mögen ohnehin rauchen, werden wahrscheinlich sogar dauerhaft ihre Tabakzigaretten und die E-Zigarette nur dann nutzen, wenn das Rauchen sonst verboten ist. Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass die Elektrovariante wirklich befriedigend ist.

celsus

Zitat von: Belbo zwei am 09. März 2012, 12:57:02
Die E-Zigarette als eine Art Methadonprogramm für Raucher, auch nicht schlecht, vielleicht wird dann der Wein billiger, damit die Schnapssäufer vom harten Stoff wegkommen.  ;D

Der korrektere Vergleich wäre dann, dass man Wein nur in der Apotheke bekommt, aber an jeder Straßenecke ein Automat mit 80%igem Fusel steht.

Raucher rauchen nicht unbedingt freiwillig.

Gerade reinbekommen: Sollen Krankenkassen Entwöhnung bezahlen?

http://www.n-tv.de/panorama/Aerzte-fordern-Hilfe-fuer-Raucher-article5704481.html
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Belbo zwei

Das ist ja das was mich an dieser Freiheitsdebatte rund ums Rauchen so stört, aus eigener Erfahrung weiss ich, dass man es zum Grossteil  mit hochgradig Süchtigen tu tun hat, die ihre Entscheidungen eben nicht mehr frei treffen können. Ob es Sinn macht den Ausstiegsdruck, der durch durch die zunehmende Stigmatisierung gegeben ist, abzuschwächen und dadurch ja auch den Einstieg  zu erleichtern wage ich zu bezweifeln.

C12

"Hochgradig süchtige die ihre Entscheidungen nicht mehr frei treffen können" "Ausstiegsdruck" "Stigmatisierung",
Klingt irgendwie ziemlich heftig.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen das ich keinen raucher kenne der sich stigmatisiert fühlt oder einen gesellschaftlichen zwang verspührt mit dem rauchen aufzuhören.

Belbo zwei

Ich kenn jetzt schon einige, denen es einfach peinlich war, in der Kälte vor irgendwelchen Kneipen rumzustehen, oder sich mit anderen am Bahnhof um einen stinkenden Aschenbecher zu scharen.
Ich habe tatsächlich den Eindruck dass da in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ein Wechsel stattgefunden hat, von cool hin zu unbeherrscht und asselig.

Landratte

Zitat von: celsus am 09. März 2012, 14:09:25(...)
Raucher rauchen nicht unbedingt freiwillig.
Gerade reinbekommen: Sollen Krankenkassen Entwöhnung bezahlen?
http://www.n-tv.de/panorama/Aerzte-fordern-Hilfe-fuer-Raucher-article5704481.html

Raucher sind in den meisten Fällen Süchtige, physisch wie psychisch. Daher sollten sich mMn auch die Krankenkassen mit darum bemühen, die Zahl der Raucher zu verringern. Ob die E-Zigarette dabei wirklich helfen kann, wage ich zu bezweifeln. Sie substituiert den Raucher auf die gleiche Weise wie Zigaretten (Nikotin, Oral, über die Atemwege), so dass die Gefahr, schnell wieder zur Tabakzigarette zu greifen groß ist, sobald zB kein Liquid da ist, der Strom alle oder sonstwas.
Da hilft meines Erachtens nach wirklich nur Aufhören und Abgewöhnen : dem Körper das Nikotin und der Psyche das Ritual, das Ding zum dran festhalten...und wozu es sonst so dient.

@Belbo zwei:
Sehe ich genauso, da verhindert die E-Zigarette möglicherweise eher den Ausstieg, als dass sie dabei hilft - denn man kann ja jetzt seine Sucht einigermaßen befriedigen auf eine gesellschaftlich "saubere" Art und Weise.

@C12
Ich kenne und kannte (manche sind schon zum Nichtrauchen konvertiert  ;D) eine ganze Reihe Raucher, die sich in vielen Situationen mit ihrer Sucht nicht mehr wohlfühlen. Rauchverbote wohin man sieht und die Veränderung der Sichtweise in der Gesellschaft (Rauchen ≠ cool und selbstbewusst sondern Rauchen=Sucht) erhöhen den Druck schon enorm. Von den gestiegenen Preisen mal abgesehen, die ja eine deutlich abschwächende Wirkung zumindest auf die Zahl jugendlicher Raucher hat (funktioniert ja auch bei Alkohol). Eine Sucht als solches zu erkennen und zu bezeichnen ist immer heftig. Und auch zuzugeben, dass man nicht mehr wirklich entscheiden kann, ob man rauchen will oder nicht - weil es ohne Zigarette eigentlich nicht mehr geht. Ist aber, wie bei allen anderen Süchten auch, der erste Schritt und Voraussetzung für einen Ausstieg.
Man kann natürlich auch die Augen schließen und das Mantra singen: Ich rauche weil es mir schmeckt und ich kann jederzeit aufhören... (nicht, dass es das nicht gäbe. Aber es ist verdammt selten.)

C12

Entweder liegst an mir oder wird der raucher wirklich so wahrgenommen wie ihr das eben beschrieben habt. Ich seh das ganz nüchtern, und meine rauchenden Bekannten ebenso.
Ich benutze eine Droge; ich konsumiere diese Droge weil ich die Wirkung dieser Droge mag. Und nehme dafür die "Nachteile" in Kauf.
Ich selbst habe noch keine E-Zigarette probiert, ich kann mir aber vorstellen, dass es für mich eine alternative zur normalen Zigarette wäre, da ich weiter meine Droge konsumieren kann bei gleichzeitiger Reduzierung vieler schädlicher Verbrennungsprodukte.
Was mich stört ist der Geldneid der Apotheken. Sie sehen die Chance bei sehr vielen Rauchern Geld abgreifen zu können und begründen das mit meiner Meinung nach Fadenscheinigen Argumenten.

Antitainment

Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: celsus am 09. März 2012, 14:09:25
Raucher rauchen nicht unbedingt freiwillig.

Das geht hier leider fast völlig unter, die psychoneurologische Komponente. Nikotin hat, bei entsprechender genetischer Disposition eine ziemliche Wirkung auf den Dopaminhaushalt, was auch die entsprechende Sucht auslöst. Für viele Betroffene ist das eine Selbstmedikation. Und hier sage bitte keiner: "Geh doch zum Arzt!". Vieles läuft da nun mal im subklinischen Bereich ab, keiner, der plötzlich nicht mehr qualmen (sprich Nikotin zuführen) kann, wird deswegen zum Amokläufer. Er fühlt sich aber z.T. einfach beschissen. Es ist eine ähnliche Problematik wie mit MPH und ADHS. Die meisten sind uninformiert und vor allem ist bei den Nicht-Betroffenen ein völliger Mangel an "Spiegelneuronen" festzustellen, also der Unfähigkeit, sich da überhaupt einzufühlen - wenn man da böse argumentieren würde, könnte man hier selbst von einer "Krankheit" in Form dieser Unfähigkeit reden.

Für Betroffene wirkt das dann stets wie eine grauenhafte Arroganz - so wie man fordern würde, Schmerzmittel zu verbieten, denn "mir tut ja nichts weh, Schmerzmittel sind im Prinzip nicht gesund und die anderen sollen sich mal nicht so anstellen, man muss nur wollen!"

Ein Grund für so manch unsägliche Diskussionen könnte tatsächlich in einem Mangel an Empathie bei Vielen liegen, sobald es abstrakte Problematiken betrifft. Jemand, der eine nette Platzwunde am Kopf hat, bekommt sofort Hilfe, ist die "Platzwunde" im Kopf, fein in den Neuronen verschachtelt, und dem betroffenen gehts in Wirklichkeit 10mal schlechter als dem Blutenden, dann braucht es etwas, was man wie Rationalität und Wissenschaft lernen muss, nämlich ein Einfühlungsvermögen jenseits unseres Instinktes.

Um auf die E-Zigarette zurückzukommen: Wenn normales Rauchen erlaubt ist, kann man die wesentlich weniger schädliche Zufuhr des eigentlichen Stoffes nicht mit rationalen Argumenten verbieten wollen. Über eine Reglementierung kann/muss man sicher insofern regeln, dass die Inhaltsstoffe sauber deklariert und geprüft sind, die technischen Details (an brennenden Betten dank Kippe sind auch schon viele gestorben, wo bleibt da der Aufschrei?)sicher sind. Da bieten sich u.U. Apos tatsächlich an - muss man drüber reden.

Belbo zwei

Ich weiss das heisst nicht viel, ich habe aber bei mir keine körperlichen Reaktionen auf den plötzlichen Entzug feststellen können ( mal vom Körpergewicht abgesehen).
Das ist wwahrscheinlich auch bei jedem etwas anderes, die Ächtung des Rauchens macht es auf jeden Fall dem raucher schwerer sich damit seine kleinen belohnungen zu verschaffen.
Bei mir war es der Schalter im Kopf, ich bin Nichtraucher. das hat allerdings auch erst bein xten mal geklappt. Ich beneide wirklich keinen der da raus will.

celsus

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 09. März 2012, 15:46:47
Da bieten sich u.U. Apos tatsächlich an - muss man drüber reden.

Muss man? Dann möchte ich unbedingt darüber reden, dass Tabak und Alkohol zukünftig ausschließlich in Apotheken verkauft wird. Und das bitte ganz frei von jeglicher Polemik.

Was das Thema "Sicherheit" betrifft: Jeder Hersteller/Anbieter von Lebens- und Genussmitteln ist verpflichtet, seine Waren zu deklarieren und muss sich teilweise entsprechenden Untersuchungen unterziehen.

Nach der Sicherheitsargumentation müsste ein Großteil der (teil-)synthetisch hergestellten Lebensmittel in Apotheken gehandelt werden.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: celsus am 09. März 2012, 16:58:39
Nach der Sicherheitsargumentation müsste ein Großteil der (teil-)synthetisch hergestellten Lebensmittel in Apotheken gehandelt werden.

Da hast Du natürlich recht. Ich sehe das auch eher so wie Du. Darüber reden sollte man trotzdem: Z.B. ob und welche Regelungen es da gibt, Überdosierungen etc. zu vermeiden, m.W. ist da die Rechtslage noch nicht klar. Ich sehe auch die Tendenz, "Gesundheit" als irrationalen Götzen anzubeten, dessen Opfergaben aus Verboten bestehen, was "schädlich" sein könnte. Das gleitet z.T. in quasireligiöse Phantasien des ewigen Lebens ab, wie man sie bspw. bei der Variante für Doofe, der Urkost beobachten kann.