Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Wärmedämmungsverordnung

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von rincewind, 16. Dezember 2011, 12:22:10

« vorheriges - nächstes »

rincewind

Was mich interessiert, ist z.B. ob es generell sinnvoll ist, wie es ja die Wärmeschutzverordnung m.W. vorschreibt, alles mit Styropor ö.ä. zu verkleiden, oder ob z.B. eine Ziegelmauer, die, entsprechend in der Sonne stehend, soviel Wärme aufnehmen kann, dass die Nachteile sich ev. umkehren? Ich habe dazu nur Widersprüchliches gelesen und kann es nicht wirklich beurteilen.

Belbo zwei

Das heisst inzwischen Energieeinsparverordnung. In der Berechnung wird das nur im s.g. Monatsbilanzverfahren berücksichtigt.

Qs,op = U·A ·Re · (α · Is - Ff · hr · Δ θer) ·
0,024 · tM [kWh] (21)
mit:
Re = Wärmedurchlasswiderstand
von der absorbierenden Schicht
bis außen
Ff = Formfaktor: 0,5 für senkrechte,
1,0 für waagerechte Bauteile bis
45° Neigung
hr = Abstrahlungskoeffizient für langwellige
Abstrahlung = 5 · ε mit
ε = 0,8 (Standardannahme)
Δ θer = Temperaturdifferenz zwischen
Umgebungsluft und Himmel =
10 K


Selbst wenn du die Wand schwarz streichst wirst Du nicht die gleichen Effekte wie mit einer Aussenwanddämmung erzielen können, die muss allerdings nicht immer aus Styropor bestehen:
http://rwcse-ny.inforce.dk/graphics/RW-Austria/Daten_pdf_bilder_2009/PDF%20WEB%20Kennwortschutz/RWA-DB_Fixrock_035_Austria_2007-12.pdf
...beide Effekte kombinieren kannst Du mit einer s.g. transparenten Wärmedämmung.

http://www.energie-experten.org/uploads/tx_eereferenzen/solare_gewinne_opaker_bauteile.pdf

...kommt drauf: http://www.energie-experten.org/uploads/tx_eereferenzen/solare_gewinne_opaker_bauteile.pdf

...das wird aber wieder umso schlechter je besser du dämmst da der Wärmefluss nach innen behindert wird.......

Binky

Steigt bei zu viel Dämmung nicht auch die Gefahr der Schimmelbildung, vor allem bei älteren Häusern, wo das nachträglich gemacht wurde?

Belbo zwei

...das Problem der "alten Häuser" entsteht eigentlich nur wenn noch zu wenig (zu geringe Dämmdicke) oder nicht gründlich (Wärmebrücken) gedämmt wurde. Dann hast Du irgendwo im Gebäude Oberflächentemperaturen an denen (die durch die Dampfdichtigkeit der Konstruktionen) Hohe luftfeuchtigkeit kondensiert und sich Schimmel bilden kann. Extrem tritt das meist dann auf wenn plötzlich neue extrem dichte Fenster eingebaut werden.

Omikronn

@Binky: Doch, es entsteht aber eher bei Neubauten: nennt sich Bauschimmel würd ich meinen.
http://www.holzfragen.de/seiten/baufeuchte_schimmel.html
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Belbo zwei

...die Baufeuchte ist ein Sonderfall der durch die Wassermengen entsteht die bei der Trocknung und Abbindung von Mörteln  und Estrichen entsteht, das kommt aber eher daher dass das Gebäude zu früh bezogen bzw. fertiggestellt wird. Hat auch strenggenommen weniger mit der Dämmung als mit der Dichtigkeit zu tun. Also nochmal durch zuviel Dämmung entsteht kein Schimmel.

Conina

Warum schimmeln sanierte Altbauten, wenn man mit dem Lüften nicht hinterher ist?
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

chacha

Zitat von: rincewind am 16. Dezember 2011, 12:22:10
Was mich interessiert, ist z.B. ob es generell sinnvoll ist, wie es ja die Wärmeschutzverordnung m.W. vorschreibt, alles mit Styropor ö.ä. zu verkleiden, oder ob z.B. eine Ziegelmauer, die, entsprechend in der Sonne stehend, soviel Wärme aufnehmen kann, dass die Nachteile sich ev. umkehren? Ich habe dazu nur Widersprüchliches gelesen und kann es nicht wirklich beurteilen.

Die Berechnungsverfahren der ENEV sehen nur statische Fälle vor, wobei Strahlungsgewinne aber nach Rgeion bezogen pauschalisiert einbezogen werden.

Um Dir zu ermöglichen, Dir selbst ein Bild zu machen:

Du kannst Dir vorstellen, dass Wärme sich wie eine Flüssigkeit verhält, die mit mehr oder weniger Druck von einem Potential zum anderen strömt. Beim Wasser ist da üblicherweise das Gravitationspotential im Schwerefeld, also z.B. die Höhendifferenz entscheidend, bei der Wärme ist es die Termperatur. Wärmeenergie geht also um so schneller vom warmen zum kalten Medium über, je höher die Temperaturdifferenz ist.

Wenn Du nun beispielsweise eine massive Backsteinwand, möglicherweise sogar scharz angestrichen, nach Süden ausgerichtet hast, dann wird die sich bei Sonneneinstrahlung erwärmen. Nehmen wir der Einfachheit halber an, dass sie sich im strengen Winter an der Außenseite von -10°C auf +20°C erwärmt. An der Innenseite aber ist sie, weil Du ordentlich heizt, soweiso schon 20°C warm. Weil aber kein Temperaturgefälle von der Außenseite zur Wand nach Innen herscht, fließt auch keine Wärme ins Innere. Es geht dann nur weniger verloren, weil bei -10°C an der Außenseite ein Temperaturgefälle von 30K herrscht.

Weil die Außenseite der Wand infolge von Sonneneinstrahlung recht warm geworden ist, gibt's da aber nun ein starkes Gefälle zur umgebenden, -10°C kalten Luft. Das bedeutet, dass in dem Fall die komplette Sonneneinstrahlung auch wieder verloren geht. Wärmegewinn hat der Bewohner nur durch vermiedene Verluste.

Da es in der Heizperiode aber sehr viel mehr Stunden ohne Sonnenschein gibt als ohne, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass durch Weglassen der Dämmung und schwarz anmalen der ungedämmten Wand irgend welche Gewinne zu erzielen sind.

Die Strahlungsgewinne üblicher Häuser sind dennoch ganz erheblich, aber die kommen anders zustande als durch Einstrahlung auf ungedämmte Wände. Insbesondere durch Südfenster kommt erhebliche Strahlung in den GEDÄMMTEN Teil der Wohnung. Die Strahlung kommt also dort an, wo sie hinkommen soll, und von dort kann sie nur durch die Dämmung gebremst wieder nach außen.

Du kannst aber denselben Effekt auch mit einer Wand erzielen. Du musst aber dann verhindern, dass die aufgewärmte Wandaußenseite gleich wieder die Wärme an die kalte Umgebungsluft verliert. Das geht am einfachsten dadurch, dass Du eine Glaswand vor Deine Fassade stellst. Die Strahlung geht durch's Glas, erwärmt Deine Wand, aber durch das Isolierglas kann die Wärme nur schlecht wieder nach außen. Wenn Du dann noch eine vertikale Umluftanlage installierst und die warme Luft zwischen Wand und Glas ins Gebäudeinnere leitest, dann hast Du eine solare Warmluftheizung. Die Wand kannst Du dann auch noch dämmen ...

Bei den allermeisten Gebäuden wird auch das nicht sehr sinnvoll sein, weil die Südfassaden bei uns ja wegen der damit gestiegerten Wohnqualität und auch wegen der Strahlungsgewinne schon stark durch Fenster durchbrochen sind. Da ist also die meiste Wandfläche schon anderweitig verbraucht. Da so eine "solare Warmluftheizung" aber ziemlich preiswert gebaut werden könnte, halte ich es für wahrscheinlich, dass sich sowas schnell amortisiert.

Auf keinen Fall aber ist es sinnvoll, eine schlecht gedämmte Wand wegen ihrer Südausrichtung nicht zu dämmen. Die Strahlungsgewinne spielen fast keine Rolle.



Binky

@Ommikron, die Seite kenne ich, ich lese da gerne, weil sie interessant (und ein bißchen gruselig) ist: http://www.holzfragen.de/seiten/hausschwammltext.html

chacha

Zitat von: Conina am 16. Dezember 2011, 13:33:58
Warum schimmeln sanierte Altbauten, wenn man mit dem Lüften nicht hinterher ist?

Ganz einfach: ein schlecht saniertes Gebäude ist in der Regel auch ziemlich undicht. Durch alle möglichen Ritzen in Fenstern, durch Kabelkanäle, und durch schlechtes Mauerwerk dringt jede Menge Luft durch. Diese Art der "Lüftung" sorgt in der Regel für einen hinreichend großen Luftaustausch, um die im Gebäude entstehende Feuchtigkeit nach außen zu transportieren.

Jeder Mensch gibt schon durch seinen Schweiß etwa eienn Liter Feuchtigkeit pro Tag an die Umgebung ab. Das Wasser, mit dem Du Deine Blumen gießt, geht vollständig an die Luft im Gebäude. Dazu kommen Ausdünstungen durch Kochen, Waschen, Duschen, Baden uswusf... Aus dem Grund soll der Luftaustausch im normalen Wohngebäude mindestens 1 mal das komplette Volumen pro Stunde betragen, in Seminarräumen usw müssen es sogar mindestens 1,5 mal das Volumen sein.

Unsanierte Gebäude kommen ganz ohne explizites Lüften auf eine Luftwechselrate von 3 oder mehr. Ich habe in einem Gbeäude aus den frühen 1960er Jahren sogar schon mal 5,5 gemessen. Wenn Du so ein Gebäude sanierst, dann wird es danach wesentlich dichter sein als vorher. Das bedeutet, dass ohne explizites Lüften die Luftfeuchtigkeit wesentlich höher wird. Zwar ist dann auch wegen der besseren Dämmung die Oberflächentemperatur der Innenwände deutlich höher, aber das kann eventuell nicht ausreichen, dort das Auskondensieren von Luftfeuchtigkeit zu verhindern.

Omikronn

@Belbo zwei: danke für die Infos und die korrektur. Ich lass mich gerne korrigieren wenn ich falsch liege  :grins2:
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Belbo zwei

Zitat von: chacha am 16. Dezember 2011, 13:42:28
Zitat von: Conina am 16. Dezember 2011, 13:33:58
Warum schimmeln sanierte Altbauten, wenn man mit dem Lüften nicht hinterher ist?

Ganz einfach: ein schlecht saniertes Gebäude ist in der Regel auch ziemlich undicht. Durch alle möglichen Ritzen in Fenstern, durch Kabelkanäle, und durch schlechtes Mauerwerk dringt jede Menge Luft durch. Diese Art der "Lüftung" sorgt in der Regel für einen hinreichend großen Luftaustausch, um die im Gebäude entstehende Feuchtigkeit nach außen zu transportieren.

Jeder Mensch gibt schon durch seinen Schweiß etwa eienn Liter Feuchtigkeit pro Tag an die Umgebung ab. Das Wasser, mit dem Du Deine Blumen gießt, geht vollständig an die Luft im Gebäude. Dazu kommen Ausdünstungen durch Kochen, Waschen, Duschen, Baden uswusf... Aus dem Grund soll der Luftaustausch im normalen Wohngebäude mindestens 1 mal das komplette Volumen pro Stunde betragen, in Seminarräumen usw müssen es sogar mindestens 1,5 mal das Volumen sein.

Unsanierte Gebäude kommen ganz ohne explizites Lüften auf eine Luftwechselrate von 3 oder mehr. Ich habe in einem Gbeäude aus den frühen 1960er Jahren sogar schon mal 5,5 gemessen. Wenn Du so ein Gebäude sanierst, dann wird es danach wesentlich dichter sein als vorher. Das bedeutet, dass ohne explizites Lüften die Luftfeuchtigkeit wesentlich höher wird. Zwar ist dann auch wegen der besseren Dämmung die Oberflächentemperatur der Innenwände deutlich höher, aber das kann eventuell nicht ausreichen, dort das Auskondensieren von Luftfeuchtigkeit zu verhindern.

Sehr schön erklärt, vielleicht dazu noch, es schimmeln ja in den meisten Fällen nicht grossflächig die Wände, sondern es handelt sich um Schwachstellen  an denen entweder die Dämmwirkung kleiner (Fensterlaibungen, Durchdringungen durch Beton) oder die Lüftung behindert (Möbel und Einbauten vor Aussenwänden) ist.

Omikronn

@Binky: Ja, die ist wirklich leicht gruselig und sehr interessant. Ich bin darauf gestossen als ich mich vor ca. 2.5 Jahren über meinen Schimmelpilz im Holzdachfenster informiert habe bevor ich ihn zur analyse schickte und ihn dann schleunigst entfernen liess. (War ein Stachybotris, hab ziemliches Glück gehabt den relativ früh zu entdecken !)
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Belbo zwei

Zwar nicht so gruselig, aber eine schöne Seite zur Bauphysik von energiesparhäusern.
http://www.energiesparhaus.at
http://www.energiesparhaus.at/gebaeudehuelle/twd.htm ...zur transparenten Wärmedämmung

rincewind

Zitat von: chacha am 16. Dezember 2011, 13:34:20
Auf keinen Fall aber ist es sinnvoll, eine schlecht gedämmte Wand wegen ihrer Südausrichtung nicht zu dämmen. Die Strahlungsgewinne spielen fast keine Rolle.

Danke! Habs kapiert. Schöne Erklärung.