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Fürstentum Steinermania

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Begonnen von Wolleren, 16. Oktober 2011, 14:33:40

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Wolleren

Eigentlich ein schönes Projekt, aus raumplanerischer Sicht, doch....

Die SZ berichtete in ihrem Magazin vor einem Jahr über Johannes Liess, der das Dorf Lüchow mit seiner Familie und vielen Mitstreitern wieder mit Leben erfüllt hat. Statt 2005 nur 4 Einwohner, waren es 2010 42. Sogar eine Schule wurde gegründet!
ZitatUnsere Familie hatte sich hier ein Ferienhaus gekauft. Uns gefiel es dann so gut in Lüchow, dass wir dachten: warum nicht immer hier leben? Dazu brauchten wir eine Schule für unsere Kinder. Aber die Lehrer an der nächsten Grundschule vertraten eine Pädagogik, die stammte noch aus DDR-Zeiten und gefiel uns nicht. Also suchten wir Gleichgesinnte, um eine eigene Schule zu gründen, mit einem ähnlichen Konzept wie an Waldorf-Schulen.

Auch der "Focus Schule" berichtete freundlich im August vor einem Jahr:
ZitatIhr komfortables Stadtleben mit all seinen Möglichkeiten hat Familie Liess bewusst aufgegeben für eine Dorfruine und eine Vision. Der Glaube an ihr Vorhaben beflügelte sie. Angst, dass es scheitern könnte, sobald sich die Dorfbewohner nach anfänglichem Enthusiasmus im Klein-Klein des Alltags zerstreiten, hatten sie nie. Lüchow funktioniere anders als ein übliches alternatives Wohnprojekt: ,,Idealismus ist keine Grundlage", sagt Liess.

Doch schon damals waren Schwierigkeiten in Sicht:
Zitat von: http://www.focus.de/schule/schule/schulwahl/schulserie/tid-19655/private-schulgruendung-geschenktes-grundstueck_aid_546820.htmlNachdem Hunderte von Bittbriefen an potenzielle Sponsoren erfolglos geblieben waren, meldete sich die Treuhand der GLS Bank, ein Zusammenschluss gemeinnütziger Träger mit sozialen, ökologischen und kulturellen Anliegen, und erklärte sich bereit, die Hälfte der laufenden Kosten für die ersten drei Schuljahre zu übernehmen. ,,Dabei hatten wir die gar nicht angeschrieben", wundert sich Liess noch heute.

Über die GLS entstand ein Kontakt zur Stiftung der Software AG, die die Anfangsfinanzierung der Lehrer für drei Jahre übernahm und 80 000 Euro für das Dorfgemeinschaftshaus spendete.

...
Naturnähe ist wichtig für Liess: ,,Das Nachvollziehen handwerklichen Tuns bildet die Grundlage für ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand." Der Schulgarten wird gehegt und gepflegt, die Schüler bekommen täglich frisch gekochte Mahlzeiten. Unterrichtet wird nach waldorfpädagogischen Grundsätzen, aber nicht dogmatisch – Ecken sind erlaubt.

Und in der aktuellen (15./16.10.11) Wochenendausgabe der SZ befindet sich eine Reportage über den "Mann aus dem Westen" mit dem Untertitel:
ZitatDie Menschen treibt es in die Stadt. Derweil sterben die Dörfer, in Mecklenburg-Vorpommern noch schneller als anderswo. Auch Lüchow. Bis ein Mann mit einer Vision dorthin kam. Johannes Liess gründete sogar eine Schule - und kämpft deswegen mit den Behörden.
Der Verfasser des SZ-Beitrags Harald Hordych zeichnet anschließend ein Bild des Johannes Liess als Weltenretter, das Herrn Liess vermutlich peinlich ist, so positiv ist es ausgefallen. Auch hier wird die Schulgründung als notwendige Voraussetzung für die Wiederbelebung Lüchows dargestellt, doch diesmal folgend beschrieben:
Das gemeinsam erarbeitete Modell des Zusammenlebens beruhte auf ein paar "Übereinkünften",
Zitatzum Beispiel auf der Überlegung, das es bessere Schulen gibt als die staatlichen Modelle und dass eine solche Freie Schule im Dorf stehen sollte.

Zu der notwendigen Million für ein großes Zentrum aus Hort, Werkstatt und Schule gab das Land 400.000 Euro dazu. Der Autor merkt an:
ZitatLiess hatte Erfolg, weil gerade Menschen aus dem Westen von seiner Idee fasziniert waren. Menschen, die bereit sind, ein Leben zu führen, das wenig mit Hektik und zeitgemäßem Komfort zu tun hat, Menschen, die es aushalten, auch mal eine Zeitlang in einem noch zu vollendenden Bauprovisorium zu leben und für Wärme mehr zu tun, als einfach am Drehknopf der Zentralheizung zu drehen, nämlich Holz zu sammeln und in den Ofen zu stecken.
Peng.
ZitatDass die Ganztagsschule im Sinne Rudolf Steiners auf die Verknüpfung von Lerninhalten mit handwerklich-künstlerischen Schwerpunkten setzt, findet allgemeinen Beifall.
Peng.
ZitatSie halten Nähe aus, die so weit geht, das am Abend plötzlich der eine Nachbar mit seinen Kindern beim anderen im Haus steht und sagt: Was gibt's denn bei euch zum Essen?
Peng.
ZitatEin wöchentliches Dorfkino gibt es schon. Auch der Platz für einen eigenen Laden ist geschaffen. Über eine eigene Dorfwährung wird längst geredet.
Peng.

Und der Pferdefuß?
ZitatAber das Bildungsministerium von Mecklenburg-Vorpommern hat der Landschule Lüchow die Unterrichtserlaubnis entzogen. Beanstandet wird, dass die beiden Klassenlehrerinnen zwar eine Ausbildung zur Waldorf-Pädagogin haben, aber kein pädagogisches Staatsexamen vorweisen können.

Als Lehrer kann ich nur sagen: Danke an das Bildungsministerium von Mecklenburg-Vorpommern! Damit in Lüchow nicht die nächsten Masernkulturen gezogen werden, nicht BRD-GmbH-Verweigerer das Sagen haben, damit nicht die Gemeinschaft 400.000 Euro der Steiner-Sekte in den Rachen wirft.
Und als daheimgebliebener Westler von der SZ verächtlich gemacht zu werden (vgl. peng!), macht diese aktuelle Steinerei nicht besser.