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seriöse private Krebsklinik

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Begonnen von Neumann, 10. April 2017, 10:23:46

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Neumann

Hier in der Region hat ein windiger Geschäftsmann (Sveta Todorovic) den Protzbau eines pleitegegangenen Unternehmers ersteigert (das sog. KAGO-Schloss in Postbauer-Heng).
Er möchte das Gebäude zu einer "privaten Krebsklinik" mit 200 Betten und angeschlossenem Hotel für Angehörige umwandeln.
Die breite Masse findet das natürlich toll und eine super Sache für die Gemeinde und die armen kranken Menschen.
Bei mir läuten dagegen alle Alarmglocken und ich sehe gehöriges Skandalpotential auf die Gemeinde zukommen.
Bevor ich zu einer skeptischen Gegenoffensive mobilisiere interessiert mich allerdings eine Frage: Gibt es irgendwo in Deutschland eine "private Krebsklinik" (also eine privat betriebene Klinik mit onkologischem Schwerpunkt, am besten noch mit Kassenzulassung), die seriös und nach wissenschaftlichen Standards arbeitet?
Oder rentiert es sich vielmehr schon mal, dem Postbauer-Heng'schen Stadtrat prophylaktisch Lesematerial zu Hamer und Konsorten zukommen zu lassen?

Groucho

Zitat von: Neumann am 10. April 2017, 10:23:46
Bevor ich zu einer skeptischen Gegenoffensive mobilisiere interessiert mich allerdings eine Frage: Gibt es irgendwo in Deutschland eine "private Krebsklinik" (also eine privat betriebene Klinik mit onkologischem Schwerpunkt, am besten noch mit Kassenzulassung), die seriös und nach wissenschaftlichen Standards arbeitet?

Nach kurzer Recherche scheint wohl eher sowas typisch:

http://www.hallwang-clinic.com/de/privatklinik/was-uns-auszeichnet.html

Seriös mit Gedöhns. Irgend ein Alleinstellungsmerkmal suchen die wohl alle. Vielleicht gibt es ja irgendwo eine ohne Gedöhns, dürfte aber selten sein ...

Zitat
Oder rentiert es sich vielmehr schon mal, dem Postbauer-Heng'schen Stadtrat prophylaktisch Lesematerial zu Hamer und Konsorten zukommen zu lassen?

Kein Geschäftsmann, der noch halbwegs seine Tassen im Schrank hat, wird sich auf Hamer einlassen, weil einem da die Patienten durch die Bank wegsterben, der Ruf wird in kurzer Zeit ruiniert sein. Hamers Irrsinn hat m.M. wenig mit Gewinnerzielungsabsicht zu tun, der hat immer aus seinem wahnhaften Fanatismus heraus gehandelt. Trotzdem könnte es eine passende Idee sein, den Stadtrat zu sensibilisieren im Sinne von: "Leute passt auf, wen ihr euch da an Land zieht, es kann ok sein, aber richtig schlimme Dinge gab es schon, siehe Hamer."

Daggi


Peiresc

Eine richtige Krebs-Klinik, die richtige Krebstherapie macht, wird auch irre teuer. Bildgebung, Strahlentherapie, MRT für staging und Bestrahlungsplanung, vielleicht noch PET, funktionierende Chirurgie, mehrere Fachrichtungen, ärztliche Bereitschaftsdienste usw. ... Keine Chance, so etwas in einem Landes-Betten-Plan zusätzlich zu etablieren.

Was man sich allenfalls vorstellen kann, ist eine zusätzliche Behandlung Betuchter, die anderswo eine suffiziente oder wenigstens lege-artis-Therapie hatten/haben. Und das wird im wesentlichen Quacksalberei sein müssen, vielleicht noch ein bisschen wellness, Aroma und so. Und damit 200 Betten bewirtschaften? Der Stadtrat sollte sich mal von kompetenter Seite kundig machen lassen, bevor er die neuen Arbeitsplätze und die sprudelnden Steuereinnahmen zählt.

edit. Die von Daggi verlinkten Kliniken haben alle höchstens 20 Betten; die größte ist "St. Georg" mit 85 Betten, und bei der ist zu lesen:
ZitatNotwendige Spezialuntersuchungen (z.B. Computertomographie, Nuklearmedizin, MRT, PET, CT, konventionelles Röntgen) werden in enger Zusammenarbeit mit dem Klinikum Rechts der Isar (München), der RoMed Kliniken Rosenheim, der Neurologischen Klinik Bad Aibling und Dr. Schekartz, Rosenheim, durchgeführt

Belbo

Kann man die Anthroposophen noch als "privat" bezeichnen?

Hier die Quäldependence in Öschelbronn.......

http://klinik-oeschelbronn.de

ZitatAls eines der führenden regionalen Centren für Integrative Medizin, Schmerz- und Krebstherapie vereint unsere Klinik schulmedizinische und komplementäre Medizin zu einem integrativen Behandlungskonzept. Seit über 40 Jahren verknüpft die internistische Akutklinik mit Erfolg ,,das Beste aus zwei Welten".

Peiresc

Das ist keine Privatklinik, das sieht nur so aus.
ZitatEs besteht ein Versorgungsvertrag mit allen Krankenkassen

Belbo

Zitat von: Peiresc am 10. April 2017, 19:35:28
Das ist keine Privatklinik, das sieht nur so aus.
ZitatEs besteht ein Versorgungsvertrag mit allen Krankenkassen


....ja, schlimm.

Lyssa

Ich halte es für annähernd unmöglich eine seriöse, evidenzbasierte private Krebsklinik mit ein paar Dutzend Betten wirtschaftlich zu betreiben.

Krebserkrankungen kommen in derart vielen Formen daher dass eine qualitativ hochwertige Behandlung nur auf eine Vielzahl von Köpfen und Kliniken verteilt und nicht "aus einer Hand" möglich ist. Die Spezialisten für die jeweiligen Tumore weisen auch keine Kassenpatienten ab, die nehmen eben die Fälle aus der ganzen Republik die in ihr Gebiet passen und an sie verwiesen werden.

Ich habe noch keinen Onkologen ohne Kassenzulassung gesehen. Lasse mich gerne eines Besseren belehren wenn jemand einen kennt...

Groucho

Zitat von: Lyssa am 06. Mai 2017, 16:44:55
Ich halte es für annähernd unmöglich eine seriöse, evidenzbasierte private Krebsklinik mit ein paar Dutzend Betten wirtschaftlich zu betreiben.

Krebserkrankungen kommen in derart vielen Formen daher dass eine qualitativ hochwertige Behandlung nur auf eine Vielzahl von Köpfen und Kliniken verteilt und nicht "aus einer Hand" möglich ist. Die Spezialisten für die jeweiligen Tumore weisen auch keine Kassenpatienten ab, die nehmen eben die Fälle aus der ganzen Republik die in ihr Gebiet passen und an sie verwiesen werden.

Das ist wohl tatsächlich ein KO-Kriterium. Spezialisten brauchen nun mal genügend Fälle und Kollegen zum Austausch. Sonst rechnet sich das schlicht nicht, bzw. man wird nicht dadurch zum Spezialisten, indem man einmal im Jahr einen entsprechenden Fall hat. Und dass solche Mini-Privatkliniken aus reiner Menschenfreundlichkeit einen ökonomisch völlig unrentablen Betrieb aufziehen, darf man getrost vergessen, ganz im Gegenteil ...