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Terry Pratchett

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Begonnen von Gandalf, 17. Juni 2011, 11:59:28

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Copa

http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/umstrittener_bbc-dokumentarfilm_ueber_dignitas_1.10944450.html
Zitat16. Juni 2011, 16:03, NZZ Online
Umstrittener BBC-Dokumentarfilm über Dignitas
Erstmals wurde im öffentlich-rechtlichen britischen Fernsehen eine Selbsttötung bei Dignitas gezeigt

Copa

Der Film "Chosing to die" von Terry Pratchett wurde komplett bei youtube hochgeladen:
http://www.youtube.com/watch?v=slZnfC-V1SY

Er geht ziemlich an die Nieren.

iStone

Eben gesehen. Er war mir schon immer sympathisch, nun mit einem Sahnehäubchen.

Ratiomania

...hätte fast sekretiert.

Sauberes Thema.

Wenn´s ein Recht auf Leben gibt folgt daraus, dass man es gebrauchen oder eben nicht gebrauchen kann. Imho unterscheidet sowas ja ein Recht von einer Pflicht.

Oder sind jetzt Rechte Zwänge?

Der Zwang zur Meinungsäußerung?

Maximale Öffnung ins Innere eines Pterrys. Leider minimale kritischer Blick auf Dignitas. DIe Probleme werden aber wenigstens angeschnitten.

Natürlich: Der Ausschluss von "rationaler ENtscheidung" zum Selbstmord innerhalb der Argumentation radikal "pro-life" is scho frecher Zirkelschluss:

Selbstmordgedanken sind krankhaft depressiv-psychotisch bedingt, ergo ist die Entscheidung zum Selbstmord krankhaft und kann keine freie Entscheidung sein.


Löcherlüch!

Superkalifragilistisch

Zitat von: Ratiomania am 09. Juli 2011, 22:40:17
...hätte fast sekretiert.

Sauberes Thema.

Wenn´s ein Recht auf Leben gibt folgt daraus, dass man es gebrauchen oder eben nicht gebrauchen kann. Imho unterscheidet sowas ja ein Recht von einer Pflicht.

Oder sind jetzt Rechte Zwänge?

Der Zwang zur Meinungsäußerung?

Maximale Öffnung ins Innere eines Pterrys. Leider minimale kritischer Blick auf Dignitas. DIe Probleme werden aber wenigstens angeschnitten.

Natürlich: Der Ausschluss von "rationaler ENtscheidung" zum Selbstmord innerhalb der Argumentation radikal "pro-life" is scho frecher Zirkelschluss:

Selbstmordgedanken sind krankhaft depressiv-psychotisch bedingt, ergo ist die Entscheidung zum Selbstmord krankhaft und kann keine freie Entscheidung sein.


Löcherlüch!
Das finde ich ekelhaft. Vor allem wenn man bedenkt, dass in der DDR und anderen totalitären Staaten Selbstverbrennungen und Selbstmorde aus politischer Verzweiflung stets als Einzeltaten kranker Depressiver neutralisiert wurden.
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

glatzkopf

mein Gehirnklemptner hat mal gesagt, es gäbe Statistiken, die zeigen, das es in Kriegszeiten in den Kriegsgebieten wesendlich weniger Selbstmorde gäbe als im Frieden. Da will einfach nur jeder überleben.

Belbo zwei

....blöd ist halt dass man hinteher schlecht fragen kann ob ers noch mal machen würde.

John

Ich habe die Reportage von Pratchett gesehen, und stehe dem ganzen gemischt gegenueber:

Zunaechst die Pro-Seite:

Es ist wichtig, dass ueber das Thema offen und ohne ideologische Scheuklappen geredet wird. Immerhin gibt es Menschen, die diesen Wunsch haben... und ich kann diesen Wunsch in deren Situation auch gut verstehen.


Meine Bedenken bei dem Thema folgende:

Wo und wie ziehen wir die Grenze zu den Leuten, bei denen es gerechtfertigt ist ihnen beim Suizid zu helfen? Todeswunsch ist nunmal AUCH ein Symptom einer Krankheit - naemlich Depressionen. Wie soll da ein sinnvolles und einigermassen objektiv nachvollziehbares Kriterium festgelegt werden?

Wie verhindern wir, dass alte und kranke Menschen diesen Weg waehlen, um ihrer Familie nicht zur Last zu fallen - sei es finanziel oder durch den Pflegeaufwand? Wie verhindern wir, dass evtl. die Familie da Betroffene in diese Richtung manipuliert?

Bisher ist es ziemlich kostenaufwaendig - d.h. bisher ist assistierter Suizid nur reichen Leuten vorbehalten. Wie ist damit umzugehen in Zukunft in einem Gesetzentwurf?

Wirsing

Eine weitere schwerwiegende ethische Frage wäre auch noch das Verhalten der "Helfer". Natürlich ist es sinnvoll, daß der "betroffene" eine eigene Entscheidung trifft (die Problematik nach der tatsächlichen Willensfreiheit hat u.a. John ja schon angesprochen). Dies hat aber meines Erachtens den faden Beigeschmack des sich aus der Verantwortung ziehens. Ich kann verstehen, daß die Ärztin an einer Stelle sagt, sie würde niemals das Gift infundieren, da dies die alleinige Verantwortung des Patienten ist (Menschen die zur Aufnahme des Giftes nicht mehr in der Lage sind, hätten zwar demnach nebenbei das gleiche Recht zu sterben, nur können sie es wegen des körperlichen Zustandes nicht mehr wahrnehmen können und haben dann halt pech gehabt (was m.e. auch paradox ist)).
Natürlich darf die volle Verantwortung für diese Entscheidung nicht bei den "Helfern" liegen, aber sie können (ob sie wollen oder nicht) nicht die komplette Verantwortung abgeben, denn sie haben nunmal eine Teilverantwortung.

Superkalifragilistisch

Es ist niemals möglich eine "objektive Grenze" zu ziehen. Das einzige, was möglich ist, ist Gerechtigkeit für Wenige mit Ungerechtigkeit für Viele. Legen wir die Grenzen zu niedrig, müssen wir Depressiven beim Selbstmord assistieren (wobei niemand sagt, dass eine Depression keinen Leidensdruck hervorbringen könnte, der nicht auch das rechtfertigen würde,) legen wir die Grenzen zu hoch, müssen viele weiter leiden, die diese Form der Hilfe genau so verdient hätten, wie die, denen wir aus Unkenntnis und mangelnder Entscheidungsfähigkeit mehr Leidensdruck unterstellen. Die Trennlinie wäre niemals "objektiv", sie wäre nicht einmal ein Abbild der gesellschaftlichen Bewertung, sondern gerade einmal der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Ein Krankheitsbild das mehr Medienpräsenz hat, mehr Aufmerksamkeit, würde mehr Zuspruch finden, als ein unbekanntes, dessen Leiden vielleicht objektiv schlimmer, aber nicht durch Selbsthilfegruppen o.ä. bekannt gemacht worden sind. Und doch, eine andere Lösung gibt es nicht. Ich finde Sterbehilfe muss anerkannt werden, und es muss klar sein, dass wir niemals verhindern können, dass sie ein Mensch nicht "unnötiger Weise" erhält bzw ein anderer trotz objektivem Bedarf verwehrt bekommt. Wir können nur dafür sorgen, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung so ausgeglichen wie möglich ist.
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

Belbo zwei

Ich glaube allerdings , dass es wichtig ist den gesellschaftlichen Konsens Richtung "weiterleben" zu stärken denjenigen der einen "echten" (und ich gebe Superkalifragilistisch recht dass das nicht eindeutig zu bestimmen ist) Leidensdruck verspürt wird das vom Selbstmord nicht abhalten, es kann aber verhindern dass damit kokettiert wird, man denke nur an die Zeit nach Erscheinen des jungen Werthers oder an die Grungeszene.

John

Ich meinte auch nicht wo wir die Grenze ziehen, sondern wie. Nach welchen Kriterien soll entschieden werden, ob man die Hilfe beim Suizid bekommt oder nicht?

Wenn einigermassen effektiv verhindert werden kann, dass...

  • Betroffene von Angehoerigen unter Druck gesetzt werden (und sei es auch nur subtil), weil diese den finanziellen oder pflegerischen Aufwand scheuen
  • Betroffene aufgrund eigener "Schuldgefuehle" diesen Weg gehen, obwohl evtl Angehoerige den finanziellen oder pflegerischen Aufwand gerne betreiben wuerden
  • generell Pflege etc. gesellschaftlich weniger gefoerdert wird, weil die Betroffenen sich ja einfach umbringen koennen (die Gefahr sehe ich in dieser Form noch nicht unmittelbar - aber es koennte sich langsam dahin entwickeln)
  • Betroffenen beim Suizid auf diese Weise geholfen wird, die eine gute Chance gehabt haetten, dass der Todeswunsch wieder verschwindet (z.B. weil er wirklich "nur" Symptom einer heilbaren Krankheit ist)
  • eine Zweiklassengesellschaft entsteht

    • sei es dadurch, dass nur reichere Betroffene sich den assistierten Suizid leisten koennen
    • oder sei es, dass vor allem aermere Betroffene diesen Weg gehen, weil es billiger ist, als Jahre der Pflege
    (beide Szenarien widersprechen sich gegenseitig ... ich finde aber beide plausibel)
sehe zumindest ich nichts mehr, was dagegen spricht.

Viele Gruesse
John

Belbo zwei

....das wird immer eine Einzelfallentscheidung sein müssen. Als Grundregel sollte gelten:

Tod = böse
Leben = gut

...in den Fällen in denen man sich darüber hinwegsetzen will, muss man die Messlatte sehr hoch legen.

...mir wirds schon ganz anders beim Gedanken an die Katze die ich mal tottreten musste (?)