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Ägypten

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Begonnen von rincewind, 08. Februar 2011, 18:48:53

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General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: Ridcully am 11. Februar 2011, 20:50:30
Zitat von: rincewind am 11. Februar 2011, 18:29:02
Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 11. Februar 2011, 17:22:00
Wie in der ZEIT richtig angemerkt, gestern war er noch ein Staatsmann, heute ein Diktator. Heuchlerisch und verlogen.

Das stimmt. Es ist für den Westen irgendwie peinlich.

Wieso soll ein Diktator kein Staatsmann sein? Was soll man mit den ganzen allesamt nicht im geringsten demokratisch legitimierten Regierungen denn tun? Ignorieren, boykottieren und beschimpfen?

Ich bin kein Politologe, stelle aber fest, dass der Diktator negativ, der Staatsmann positiv besetzt wird. Und das Positive ist das Gegenstück zum Negativen.

Wir weisen zurecht auf Unrechtsregime wie etwa den Iran, China und Nordkorea hin. Das machen Politiker und Medien.

Im Falle Ägyptens und anderer arabischer Staaten messen wir mit zweierlei Maß. Mubarak galt in der öffentlichen Meinung eben nicht als Lump. Als dann die (berechtigten) Demos begannen, schwappte der Westen (Politiker und Medien) innerhalb von Tagen (!) ins Gegenteil. Wenn ich nicht ganz verblödet bin und nur einen Millimeter in der Lage bin, mich und meine Umgebung zu reflektieren, stinkt das. Der ZEIT-Schreiberling hat Recht, 100%.


ZitatUnd wieso haben eigentlich Diktatoren, die sich Könige nennen, generell ein höheres Sozialprestige?

Das liegt vielleicht an unserer eigenen Geschichte, weiß der Teufel.


StarBurst

Naja die Politiker sind da ja eher den Medien gefolgt. Für die Politiker war Mubarak ja ok, der ist ja schließlich jetzt kein Wahnsinniger wie Ahmadinedschad oder Kim-Jong-Il, sodass man mit ihm gut seine Interessen außenpolitisch abstimmen kann. Aber nachdem die Medien plötzlich angefangen haben auszuticken wäre es ja politischer Selbstmord gewesen Mubarak noch zu stützen, auch wenn man sich nach der Presseerklärungen wieder den Verhandlungen mit irgendwelchen chinesischen Funktionären oder arabischen Scheichs zuwendet.

Belbo

Das Rechtfertigungssystem um solche Regierungen zu stützen, und bei den Schweinereien wegzuschauen die sie so anstellen, ist seit den Zeiten des kalten Krieges unverändert, es hat sich nur das Feindbild von den Kommunisten zu den Islamisten verschoben. Zusammen mit dem Argument wenn wir die Panzer (Autos, Computer, Maschinen) nicht verkaufen machen es die Franzosen ( Amerikaner, Russen, Chinesen) muss man sich bei irgendwelchen Staatsbesuchen auch kein schlechtes Gewissen machen, wenn man mal wieder nicht nach den Folteropfern fragt. Die Sachzwänge sind einfach zu stark.

lg
Belbo

Belbo

....wobei auch eine Demokratie nicht unbedingt vor der Selbstbereicherung der Mächtigen schützt (obwohl 50 Millarden hat er dann doch nicht geschafft) 

http://www.regensburg-digital.de/%E2%80%9Emacht-und-missbrauch%E2%80%9C-%E2%80%93-spate-abrechnung-eines-ehemaligen-ministerialbeamten/04032010/

lg
Belbo

Janus

Also ich bin Politologe, naja den Master hab ich noch nicht aber das wird auch bald kommen. Bin also Politik Junggeselle(Bachelor)
Mubarak galt schon immer als Lump, wenn man sich berichte über ägypten ansieht. In der diplomatie geht es natürlich auch um scheinheiligkeit und die kunst den anderen zu täuschen. Wir dürfen uns nichts vormachen. Politik, ob nun demokratie oder diktatur ist ein dreckiges geschäft und in meinen augen ist der hauptvorteil der demokratie nicht etwa, dass dadurch gute herrscher an die macht kommen sondern, dass man sehr schlechte durch sie entmachten kann. Sehr häufig gibt es auch einfach eine asynchronität zwischen staatsstrukturen und der bevölkerung. Ein Beispiel ist die Weimarer Republik. Demokratie war nicht im zwischenmenschlichen Handeln angekommen sondern man hatte noch einen starken Obrigkeitsordnung. Oder auch in Afrika. Demokratie dort einzuführen ist deutlich schief gegangen weil es keine identification mit nationalstaaten gab und das denken der menschen noch vom tribalismus gekennzeichnet ist, wie man an den ganzen "bürgerkriegen" dort sehen kann, die eigentlich stammeskriege sind, auch wenn man sich versucht einen politischen anstrich zu geben. Es gibt aber auch das umgekehrte Beispiel wo die Bürger schon weiter sind als die Staatsstrukturen, wie im Iran zum Beispiel, oder Tunesien und hoffentlich nun auch Ägypten.

Belbo

...da magst du Recht haben, dass demokratische Regierungsformen für teile der Menschheit verfrüht sind, wir hatten es schon in einer anderen Diskussion, das wichtigste mag ein funktionierendes Rechtssystem wenn möglich ohne Korruption sein. Ich persönlich würde  wetten, dass nach Abzug der Nato innerhalb von fünf Jahren die Taliban wieder an der Macht sind  :-\

lg
Belbo

cohen

Dann bleiben wir eben lange, bis eine Generation da ist, die nicht in einem Regime aufgewachsen ist und die zur Schule gehen konnte.

Die Friedlichen und Schwachen vor den Taliban zu schützen, ist eine ehrenwerte Aufgabe.

Belbo

....yepp, und an dieser Stelle mal meinen Dank für die Jungs und Mädels die da am Hindukusch Ihren Arsch für uns riskieren.

lg
Belbo

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: Janus am 13. Februar 2011, 05:15:33
Mubarak galt schon immer als Lump,

Nein, wie ich schon erwähnte, er galt eben nicht als Lump.

ZitatWir dürfen uns nichts vormachen. Politik, ob nun demokratie oder diktatur ist ein dreckiges geschäft

Nein, ist es nicht. Politik spiegelt die Handlungsweisen von Menschen. Nicht mehr und nicht weniger, das hat mit Dreck vorerst gar nichts zu tun. Deine Sicht der Dinge lässt die vielen positiven Aspekte des "Staatshandelns" außer Acht.

Und du willst PolitikWISSENSCHAFTER werden? Interessant, ich kenne keinen Maschinenbaustudenten der Maschinenstürmer ist oder Chemiestudenten, der über die pöhse Kemie schimpft.

rincewind

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 13. Februar 2011, 16:23:14
Nein, ist es nicht. Politik spiegelt die Handlungsweisen von Menschen. Nicht mehr und nicht weniger, das hat mit Dreck vorerst gar nichts zu tun. Deine Sicht der Dinge lässt die vielen positiven Aspekte des "Staatshandelns" außer Acht.

Man sollte sich auch mal übelegen, was denn die Alternative zu Politik/Diplomatie ist. Einmarschieren, Bomben?

Janus

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 13. Februar 2011, 16:23:14
Zitat von: Janus am 13. Februar 2011, 05:15:33
Mubarak galt schon immer als Lump,

Nein, wie ich schon erwähnte, er galt eben nicht als Lump.

ZitatWir dürfen uns nichts vormachen. Politik, ob nun demokratie oder diktatur ist ein dreckiges geschäft

Nein, ist es nicht. Politik spiegelt die Handlungsweisen von Menschen. Nicht mehr und nicht weniger, das hat mit Dreck vorerst gar nichts zu tun. Deine Sicht der Dinge lässt die vielen positiven Aspekte des "Staatshandelns" außer Acht.

Und du willst PolitikWISSENSCHAFTER werden? Interessant, ich kenne keinen Maschinenbaustudenten der Maschinenstürmer ist oder Chemiestudenten, der über die pöhse Kemie schimpft.

Niedlich wie du gleich zum Ad-Hominem greifst, wenn man dir widersprichst.
Vielleicht guck dir mal die Mediateken von ARD und ZDF an. Du wirst schon vor vielen Jahren kritische Reportagen über seine Folterung, Niederschlagung der Opposition. Dass ihn die Politik des Westens hofierte war reine Real bzw. Geopolitik. Ähnlich wie man es mit China tut. Es ging dabei bis Anfang der 90er auch nicht nur um Stabilität sondern ebenfalls der Kalte Krieg. Unter Nasser und Anfangs auch Sadat war Ägypten mit der UDSSR verbündet, wie auch andere Staaten in der Region wie Lybien z.B. Ägypten war der zentrale Brückenkopf in der Region.
Vielleicht solltest du erstmal eine Definition von Polititologie lesen, oder von Wissenschaft generell. Es geht nicht darum, Politik zu machen in irgendeine Richtung sondern sie zu analysieren und Theorien über deren Funktionieren zu entwickeln.

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: Janus am 14. Februar 2011, 03:33:02
Vielleicht guck dir mal die Mediateken von ARD und ZDF an.

Theke hin, Theke her. TV dient (mir) primär der Unterhaltung, wenn ich Informationen will, hol ich mir die anderswo: ZEIT, (SPIEGEL), NYT und Le monde diplomatique.

Nochmals letztmalig: ich bezog mich auf einen Beitrag aus der ZEIT:

http://www.zeit.de/kultur/2011-02/aegypten-sprache

Nebenbei: der Autor hat übrigens Politikwissenschaften studiert.

ZitatEs geht nicht darum, Politik zu machen in irgendeine Richtung sondern sie zu analysieren und Theorien über deren Funktionieren zu entwickeln.

Sehr gut! Und deine obige Aussage, die da lautet:
ZitatPolitik, ob nun demokratie oder diktatur ist ein dreckiges geschäft
ist mit der von dir angeführten Definition von PolitikWISSENSCHAFTEN sicher nicht zu vereinbaren. In diesem Sinne gebe ich dir deine Aufforderung:

ZitatVielleicht solltest du erstmal eine Definition von Polititologie lesen, oder von Wissenschaft generell.

zurück. Wenn du Fragen dazu hast, stelle sie. Darüberhinaus beende ich hiermit dieses Geplänkel.

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: rincewind am 13. Februar 2011, 16:27:24
Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 13. Februar 2011, 16:23:14
Nein, ist es nicht. Politik spiegelt die Handlungsweisen von Menschen. Nicht mehr und nicht weniger, das hat mit Dreck vorerst gar nichts zu tun. Deine Sicht der Dinge lässt die vielen positiven Aspekte des "Staatshandelns" außer Acht.

Man sollte sich auch mal übelegen, was denn die Alternative zu Politik/Diplomatie ist. Einmarschieren, Bomben?

LOL, da fällt mir gleich der Clausewitz ein.

Es ist halt (mindestens seit der Antike) opportun, gegen bestimmte Berufsgruppen, seien dies Ärzte, Juristen und Politiker, herzuziehen. Vielleicht hängt dies auch damit zusammen, dass jeder von uns weiß, wie wichtig (und einflussreich) diese Leute für eine funktionierende Gesellschaft sind.
Man stelle sich nur vor, wenn kein Mensch mehr Politiker werden will ...

mossmann

Rincewind schrieb:

ZitatUm ev. zu verstehen, was ich meine: Der Abwurf der Atombomben auf Japan hat vermutlich Menschenleben gerettet. Klingt bescheuert und zynisch, ist aber höchstwahrscheinlich so.

Damit übernimmst Du eine historisch höchst umstrittene Legende
Offizieller Sprecher des gemäßigten Flügels der Psiram-Jugend

rincewind

Zitat von: mossmann am 14. Februar 2011, 14:18:32
Rincewind schrieb:

ZitatUm ev. zu verstehen, was ich meine: Der Abwurf der Atombomben auf Japan hat vermutlich Menschenleben gerettet. Klingt bescheuert und zynisch, ist aber höchstwahrscheinlich so.

Damit übernimmst Du eine historisch höchst umstrittene Legende

Ist mir egal, ob Legende oder nicht, denkbar ist es. Ich wollte das nur als Illustration des Gedankens verstanden haben. Der da lautet: Mit Scheiße kann man manchmal noch viel größere Scheiße verhindern. Und manchmal hat man nur noch die Wahl zwischen den beiden Möglichkeiten.
Aufgabe der Politik und Diplomatie wäre es, es gar nicht erst dazu kommen zu lassen.