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emoflex

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Begonnen von Nachtfalter, 21. Dezember 2010, 19:03:12

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Nachtfalter

Hi allerseits,

würde ein Artikel über emoflex hier hineinpassen? Das ist so ein NLPartiges Gehirnwäschezeugs, das Traumatisierten implementiert werden soll. Von seriösen Studien hält der Erfinder natürlich nichts, macht bloß in Geld.

Grüße Nachtfalter

Warze

Ich dachte, Emoflex sei eine spezielle Flex, um Emos zu...

Hast Du da schon was darüber?
"One thing's sure: Inspector Clay is dead- murdered- and somebody's responsible!"

Nachtfalter

*lol* schön wär`s. Guckmada: www.emoflex.de
Ich hatte einst einen länglichen Emailverkehr mit dem Drischel, das war erschreckend.

NF

P.Stibbons

@ Nachtfalter:

Begründe mal, warum das deiner Meinung nach in die Wiki gehört.

Emoflex ist eine entschärfte ressourcenorientierte Variante von EMDR, einem mittlerweile anerkannten  und intensiv beforschten Verfahren aus dem Bereich der Trauma-Therapie.
Daran ist zwar vieles in der Wirkungsweise noch nicht im Detail verstanden, aber deswegen ist es noch lange nicht esoterisch.

Nachtfalter

Hallo P.Stibbons,

auf der Webseite wird schon schnell deutlich, daß das Konzept sehr aggressiv vermarktet wird. Na klar auch, der Drischel kommt aus dem Bereich Wirtschaft, nicht aus Medizin oder Psychologie. Emoflex ist seine Privaterfindung, für die er ein paar leicht beeindruckbare Mitstreiter finden konnte. Jetzt wird kassiert.
Zu EMDR: Damit schmückt er sich, toll, doch das ist ein anderes paar Schuhe. EMDR (ein mächtiges Instrument und nur in den Händen sehr erfahrener Therapeuten einigermaßen sicher anwendbar) ist wissenschaftlich einigermaßen gut untersucht, was man unter anderem an 238 Hits bei pubmed sieht. Emoflex dagegen hat 0 Hits - weil es nicht wissenschaftlich überprüft wird. Auf die Art sind alle damit Behandelten automatisch Teilnehmer an einem unzugelassenen und undokumentierten Psychotherapieversuch. Warum hat das wohl ein ein ® anstelle einer Kassenzulassung? Richtig, fehlende Wirksamkeitsnachweise. Da er sein Konzept mit die Psyche potentiell hochwirksam beeinflussenden Elementen bestückt hat, ist es so gefährlich. Der NLP-ähnliche Anteil des Konzeptes verblendet die Teilnehmer, der EMDR-ähnliche schickt die Psyche auf Achterbahnfahrt, was sich bis zur völligen psychischen Dekompensation auswachsen kann. Gerade bei der besonders anfälligen Klientel (Dissoziation), die er gezielt anspricht.

Es grüßt

der Nachtfalter

Wolleren

Eine erste schnelle Durchsicht der Site lässt esotypischen Kram vermissen (bspw. lässt sich das Layout ertragen, und das Eso-Unrechtschreibprogramm wurde auch nicht eingesetzt).
Andererseits sind ein paar inhaltliche Kennzeichen da, die mich misstrauisch machen:
- Die Erwähnung von "Spiegelneuronen", die statt im sozial-interaktiven Bereich in Sachthemen aktiv würden. Vielleicht bin ich ja hinterm Mond, aber seit wann weiß man etwas über Identifikation und Lokalisierung dieser Spiegelneuronen?
- Man sucht sich einen festen Ausgangspunkt, nämlich den, dass die "meisten Krankheiten/Störungen, die man haben kann, eine dissoziative Qualität beinhalten". Man ersetze einfach mal "dissoziative Qualität" durch "psychische Komponente" oder gar durch "zugrundeliegende Konfliktkomponente", und man weiß, warum solche Ausgangspunkte gefährlich sind.
- "Wir konnten so in diversen Störungsbildern einfach versuchen, wie groß der dissoziative Anteil der Störung sei. Dies ergab quasi eine Art von Vorher-nachher-Bildern die zuvor nicht erreichbar waren. – Die Ergebnisse waren erstaunlich!" Mag ja sein. Aber es hört sich stark nach "Quasi"-Wundertätigkeit an.

Eine richtige inhaltliche Auseinandersetzung bleibt uns nicht erspart.

P.Stibbons

Zitat...das Konzept sehr aggressiv vermarktet wird....

Inwiefern aggressiv?

Immerhin stellt er sein Basis-Werkzeug als open-source zur Verfügung, sodass man selbst damit rumprobieren kann.

Möglich, dass Nicht-ADHSler und Nicht-Aspies damit nichts anfangen können.
Er selbst ist nach eigenen Aussagen Aspie und Eidetiker, d.h. Sinnesreize sind bei ihm in mehreren Modi gleichzeitig aktiv


Zitat
Na klar auch, der Drischel kommt aus dem Bereich Wirtschaft, nicht aus Medizin oder Psychologie.....

Stimmt nicht.
Er ist gelernter Arbeitstherapeut und hat EMDR unter Arne Hofmann (dem Obermacker des deutschen EMDR) ausgiebig während seiner klinischen Tätigkeit an Patienten kennen gelernt.

@ Wolleren:

Zitat- Man sucht sich einen festen Ausgangspunkt, nämlich den, dass die "meisten Krankheiten/Störungen, die man haben kann, eine dissoziative Qualität beinhalten"....

Der Ausdruck "Dissoziation" ist in der Psychotherapie klar definiert.

Zugegebener Maßen erweitert Drischel den Begriff etwas, wenn ich das richtig verstanden habe, nämlich über die in der Psychotraumatologie verwendete Auffassung hinaus (Abspaltung von als unerträglich erlebten Gedächtnisinhalten) .

Er begründet dies allerdings störungsspezifisch.
Unter "Störung" sind in Drischels Kontext  spezifische Probleme mit der Emotionsregulation bei ADHS und Asperger zu verstehen - ein weit verbreitetes Problem.

Bei  beiden Dispositionen kommt es manchmal aufgrund der defekten Reizfilter-und Reizverarbeitungsmechanismen zu Gefühlen von unerträglichem und lähmenden Geflutetsein - in schweren Fällen durchaus vergleichbar mit Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung, da auch hier ein relativ geringfügiger Reiz eine Triggerfunktion haben kann, die dazu führt, dass viele längst vergessene traumatisch erlebte Situationen schlagartig und unkontrollierbar ins Bewußtsein drängen.

P.Stibbons

Zitat- Die Erwähnung von "Spiegelneuronen", die statt im sozial-interaktiven Bereich in Sachthemen aktiv würden. Vielleicht bin ich ja hinterm Mond, aber seit wann weiß man etwas über Identifikation und Lokalisierung dieser Spiegelneuronen?-

Meinst du, ob es dieses Phänomen Spiegelneuronen  überhaupt sicher nachgewiesen gibt?

Hier ein Beispiel:

Stumme Mitaktivierung sensomotorischer Hand-Repräsentanzen im Gehirn von Pianisten, die jemand beim Klavierspiel zuschauen - S.3 im pdf - Haslinger et al. 2005

http://www.schule-im-dialog.de/images/stories/MUSIK/MozartEffekt_Altenmller.pdf

Die Formulierung von Drischel "Verlagerung der Spiegelneuronen-Aktivität auf die Sachebene" oder so ähnlich finde ich auch etwas spekulativ.

http://www.emoflex.de/2.html

Zitat...Es mag sein, dass die Spiegelneuronen anstatt im sozial-interaktiven Bereich, nun in Sachthemen zum Einsatz gebracht werden. Es mag sein, dass die stabilitätsspendenden Kindheitserinnerungen dem emotionalen Komplex nun nicht mehr zugänglich sind...

Was er hier beschreibt, könnte auch als "Rationalisierung" im Sinne eines inadäquaten Coping-Mechanismus verstanden werden:
Die zugrunde liegende Erinnerung  oder der getriggerte biografische Kontext ist zu schmerzhaft - also wird auf die weniger bedrohliche "rationale"  Sach-Ebene umgeschaltet.

Allerdings formuliert er den ganzen Essay nicht als wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnis, sondern als ein persönliches Resummee oder eine neue Arbeitshypothese  im Blick auf die neuropsychologischen Besonderheiten von ADHS und Asperger - und dies aus der subjektiven Sicht eines selbst von Asperger Betroffenen...

P.Stibbons

@ Nachtfalter:

ZitatNLP-ähnliche Anteil des Konzeptes

Den habe ich bislang nicht entdecken können:

Wie beim EMDR wird während der Sets nicht geredet - schon gar nicht wird dem Klienten etwas suggeriert, sondern er beschreibt selbst, was er sieht und wie sich die abstrakte Figur (die eine Emotion symbolisiert) während der Sets verändert und am Ende wie sich die Emotion nach den Sets verändert hat.

Das unterscheidet den Ansatz übrigens auch von EMDR:

die Wahl einer abstrakten visualisierten geometrischen Form als Platzhalter für eine Emotion sorgt für einen gewissen inneren Abstand vom "gefährlichen" Gefühl.

MaW:
Es kommt normaler Weise nicht zu einer Flutung oder zu einem Flashback (allerdings würde ich dies nicht a priori ausschließen...)

Man könnte von einem ressourcenorientierten Ansatz oder von einem selbstinduzierten Entspannungsverfahren sprechen, da eine neue Form der Selbststeuerung gelernt wird.

Zu deinen sonstigen Einwänden:

Auch EMDR hat eine Weile benötigt, bis es als wirksames Therapieverfahren anerkannt wurde.
Auch jetzt ist noch nicht neurophysiologisch/neuropsychologisch geklärt, wie es genau wirkt.

Dass Drischel sich für einen Markenschutz entschieden hat, kann man ihm grundsätzlich nicht verdenken, und es spricht nicht automatisch gegen ihn.

So lange er sein Verfahren nicht als "Therapie" bezeichnet und unauthorisiert Trauma-Patienten behandelt, würde ich es als Coaching-und Selbstmanagement-Angebot betrachten.

Es ist sicher wünschenswert, wenn er - analog dem EMDR - ein Standard-Protokoll entwickelt, anhand dessen die Wirksamkeit seines Verfahrens überprüft werden kann

Nachtfalter

Hallo P.Stibbons,

für mich sind die detaillierten Inhalte der Methode gar nicht entscheidend. Mir geht es vorrangig um die potentielle Gefährdung derjenigen, an denen das Konzept ausprobiert wird. Es stellt sich die Frage, ob die Anwendung ganz offensichtlich unbedenklich ist (wie etwa Fernheilung oder Homöopathie), oder ob das Gefährdungspotential wissenschaftlich untersucht werden müßte, denn ein Zwischending gibt es nicht. Eine persönliche Einschätzung, etwa daß das doch schon noch irgendwie vertretbar sein müßte, selbst wenn sie auf einer fundierten Vorbildung beruht, kann Studien unter kontrollierten Bedingungen inkl. statistischer Auswertung schlicht nicht ersetzen.

Zur Frage der (Un-)Bedenklichkeit: Das Konzept enthält Elemente,

- die möglicherweise tief in die Psyche der Therapierten eindringen können

- weiters solche, die das emotionale Erleben stark beeinflussen könnten

- und wendet sich an besonders labile Klientel.

Das sollte ausreichen, um zumindest Bedenken plausibel zu machen.

Beste Grüße

Nachtfalter

-

MAGIo

Und die Bezeichnung Arbeitstherapeut hoert sich zwar gut an, aber ist ein Guttenberg'sche Aufwertung, so wie ich es verstanden habe.

Ich weiss nicht wie ihr das anders bei Gartentaetigkeiten beschreiben wuerdet...

P.Stibbons

Zitat....Arbeitstherapeut....Gartentaetigkeiten....

Also aus seinem Profil geht was anderes hervor:

http://www.xing.com/profile/Johannes_Drischel
Zitat
Arbeitstherapeut, staatl. anerk. Arbeitserzieher

Zur Ausbildung allgemein:

http://www.med-akademie.de/arbeitserzieher.html


....Davon abgesehen, bildet er lt. eigener Homepage Qualitätszirkel, deren Teilnehmer u.a. Ärzte und Psychotherapeuten sind und deren fachlicher Hintergrund sich z.Tl. durch eigene Webpräsenz nachvollziehen lässt.

z.B.:       http://www.dr-lehmkuhl-eichhorn.de/de/ADHS/ADHS_3.html

mossmann

Etwas offtopic & @Stibbons:

Du scheinst Dich mit dem Thema ganz gut auszukennen.

Was hälst Du eigentlich von S.E. ???

http://de.wikipedia.org/wiki/Somatic_Experiencing

Eine Methode, die in esoterischen Kreisen recht beliebt ist.

Ich werde damit öfters konfrontiert, man findet diesbezüglich aber wenige Informationen, die nicht von den Anbietern selbst kommen.
Offizieller Sprecher des gemäßigten Flügels der Psiram-Jugend

P.Stibbons

@ Mossmann:

Ich bin kein Fachmann, aber mit dem EMDR habe ich mich aus persönlichem Interesse eingehend an Hand der Grundlagenliteratur von Arne Hofmann u.a. beschäftigt.
Die von dir erwähnte S.E. kenne ich nicht; lt. Wiki ist das Verständnis der zu Grunde liegenden dissoziativen Prozesse ähnlich wie auch der Versuch, über nicht primär kognitive Wege (Wahrnehmung der Körpersignale ,z.B.. Schwitzen, kalte zittrigeHände, Herzklopfen...) und "Ressourcenarbeit" (z.B.  grob vereinfacht "Wie hat es sich angefühlt, als ich einmal....souverän das und das gemacht habe")  zu einer Auflösung der traumatischen Körpererinnerung zu kommen.

Unterschied zu EMDR (und Emoflex) : Beim EMDR interveniert der Therapeut kaum; es ist eine vom Standardprotokoll abweichende ( zu begründende) Änderung, auf die kognitive Ebene zu wechseln.
Der Klient ist vollständig Herr des Geschehens; zwischen den einzelnen Sets beschreibt er die wahr genommenen Veränderungen seines Trauma-Drehbuchs und die Veränderungen seiner Gefühle dabei.
Man könnte sagen, er wachträumt, bei vollem Bewusstsein und voller Kontrolle, und über die Augenbewegungen (oder die taktile Rechts-Links-Stimulation) verändert sich das Traum-Skript mitsamt der emotionalen Tönung.

Dies geschieht auch beim Emoflex, wobei hier über die Abstraktion einer selbstgewählten 3-dimensionalen Form (statt Trauma-Film) , mit der die Eye Movements gemacht werden, noch mehr innerer Abstand zum problematischen Geschehen möglich ist und damit die Gefahr einer unkontrollierbaren Triggerung von Trauma-Inhalten offenbar geringer.

Im S.E. scheint auch eine kognitive Komponente eine Rolle zu spielen.
Der Klient ist natürlich in diesem Fall  tendenziell ungeschützt und leichter durch die Therapeutenpersönlichkeit bzw. ihre impliziten Botschaften (Suggestivfragen z.B.) beeinflussbar

HIer ist dann auch des Pudels Kern zu finden:

Für Arbeit mit traumatischen Erinnerungen ist immer ein erfahrenes therapeutisches Setting nötig. Aus diesem Grund werden für die EMDR - Ausbildung am Berliner Institut nur Psychotherapeuten (ärztl. und psychol.) und Psychiater zugelassen.

ZitatWikipedia zu S.E: :  Akademische Anerkennung in Deutschland [Bearbeiten]

Die akademische Anerkennung der Methode und damit ihre Verbreitung wird in Deutschland dadurch beeinträchtigt, dass die Ausbildungen nicht auf akademische Psychotherapeuten begrenzt sind. In den Ausbildungsgruppen sollen Gesprächstherapeuten (eher verbal und kognitiv ausgerichtet) und Körpertherapeuten (geschult in Körperbewusstsein und Körperprozessen) einander ergänzen und voneinander lernen.

Meiner Meinung nach ist nicht das "Nichtakademische" hier problematisch - das könnte man Drischel und Emoflex dann auch zum Vorwurf machen (und klang ja auch hier durch).
Es erfordert generell hohe therapeutische Kompetenz (nicht unbedingt akademische), und der Therapeut benötigt eine Vielzahl von unterschiedlichen Interventionsmöglichkeiten, um mit eskalierenden Situationen umgehen zu können, wie sie in der Trauma-Arbeit vorkommen können.
Auch die Einbindung in Supervision und Qualitätszirkel halte ich generell  für unbedingt erforderlich.

Der Begriff "Therapeut" ist leider nicht geschützt - das läd zu Jodeldiplomen und Guru-Tum geradezu ein.

Näheres sonst gern per PN.

LG, Ponder

Superkalifragilistisch

Was ist überhaupt ein Trauma? Kann ich damit auch mein Geburtstrauma loswerden?
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«