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Meinungsfreiheit & die Wahrheit - ein schmaler Grat?

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Begonnen von wintermute, 07. Dezember 2010, 03:06:42

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wintermute

Hallo Ihr. :)

Damit ich nicht missverstanden werde: Ich war immer ein grosser Verfechter der freien Meinung. Jeder kann sagen was er will. Aber ich habe in letzter Zeit irgendwie ein ungutes Gefühl bei dem, was zum Beispiel bei wikileaks passiert:

Ein Auszug:
ZitatIn einem als geheim klassifizierten Memorandum an alle amerikanischen Nato-Außenstellen fordert das US-Außenministerium am 26. Januar dieses Jahres strenge Verschwiegenheit: "Die Vereinigten Staaten sind der festen Überzeugung, dass solche Planungen nicht öffentlich besprochen werden sollten. Diese Pläne sind als geheim eingestuft", so das Papier: "Die Allianz hat viele diplomatische Mittel zur Verfügung. Die Notfallplanung gehört nicht dazu" - gezeichnet: Clinton. Eine öffentliche Diskussion werde Einblicke in die Nato-Planung geben und die Spannungen zwischen Russland und der Nato erhöhen.
[...]
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,733190,00.html#ref=rss

Ich habe einen Nachbarn. Den kann ich absolut nicht leiden. Aber wir sind trotz allem nett zueinander. Würde er wirklich wissen, was ich über ihn denke, dann würde es hier richtig krachen, hatten wir schonmal, ist nicht gut, und lies sich wirklich schwer deeskalieren.

Ähnliches wird sich - denke ich - jetzt im Grossen abspielen. Die USA hatten durch Bush schon einen schweren Start, und so langsam raffe ich, denke ich auch, warum Obama den Friedensnobelpreis im vorraus bekommen hat: "Obama, mach keinen Mist, und versuche zu korrigieren, was die letzten Jahre so fürchterlich schief lief."

Wieviel Wahrheit vertragen die einzelnen Kulturen?
Denn es hängt von den Kulturen ab. Sie halten Einzug in die Nationalstaaten, reissen die Grenzen auf der Karte ein.
Die Grenzen der Nationalstaaten haben sich ja eh immer verschoben, die Kulturen haben die Jahrhunderte überdauert.
Wie soll die Globalisierung, von der alle reden, denn funktionieren, wenn wir es nicht schaffen, die Grenzen in unseren Köpfen einzureissen? Wieviel Wahrheit verträgt ein Afrikaner, der in den Coltan - Minen krank wird, damit wir hier billige Elektronik bekommen können? Verträgt er es, wenn er versteht, dass seine Familie hungert, weil Investoren den globalen Getreidepreis nach oben getrieben haben?

Das mit der Globalisierung wird noch ein langer Prozess. Und die globale Wahrheit - sie wird über kurz oder lang dabei rauskommen. Denn das Internet rückt uns zusammen. Und ich hoffe, die Wahrheit tut nicht zu sehr weh.

Graf Zahl

Was hat wikileaks mit Meinungsfreiheit zu tun?
Vergiss bitte auch nicht, dass jeder Staat mehr oder weniger Geld ausgibt, um die Geheimnisse des anderen herauszufinden. Und kaum landen ein paar davon auf Wikileaks jaulen alle los. Die einen, weil es ihre Geheimnisse waren. Die anderen, weil sie die nächsten sein könnten.

cohen

Zitat von: wintermute am 07. Dezember 2010, 03:06:42

Wie soll die Globalisierung, von der alle reden, denn funktionieren, wenn wir es nicht schaffen, die Grenzen in unseren Köpfen einzureissen? Wieviel Wahrheit verträgt ein Afrikaner, der in den Coltan - Minen krank wird, damit wir hier billige Elektronik bekommen können? Verträgt er es, wenn er versteht, dass seine Familie hungert, weil Investoren den globalen Getreidepreis nach oben getrieben haben?

Wer sind denn Investoren? Sind ÖkoLOHASEN, die Biodiesel tanken oder Biogasanlagenbetreiber Investoren?
Die schrauben nämlich fleißig an den Nahrungsmittelpreisen mit und haben dabei ein wunderbares Gewissen, weil sie fair gehandelten Kaffee trinken.
Mit Planwirtschaft kriegen wir die Nahrungsmittelproduktion in der Welt nicht gesteigert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Sprung_nach_vorn

Knappheit treibt die Preise nach oben. Knappheit entsteht durch Wetter, Misswirtschaft und solche Sachen.

rincewind

Ich finde Köppels Meinung recht gut:

ZitatDie Wikileaks-Kritiker irren. Staaten sind keine Menschen. Sie haben keine Privatsphäre und daher auch keinen Anspruch auf Schutz derselben. Staaten sind hochproblematische Gebilde. Sie verkörpern institutionelle, konkurrenzlose Macht. Staaten sind Monopole der Gewalt, die Zwangsgebühren erheben, Bürger einsperren und Kriege führen können. Sie herrschen unangefochten auf ihrem Territorium, was sie gefährlich und bedrohlich macht. Natürlich sind Demokratien und Republiken harmlosere Einrichtungen als Diktaturen. Aber bereits ein Blick auf die Schweiz genügt. Selbst im behäbigen Alpenstaat, der ohne Machtallüre auftritt, gibt es Fälle von Willkür, von irregeleiteter Justiz, deren Folgen für den Bürger schlimm und nicht mehr wiedergutzumachen sind.

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2010-4800000/artikel-2010-48-editorial-wikileaks.html

Forbidden

Ich finde es sehr zweischneidig, was dort auf Wikileaks passiert. Zum einen ist es doch wirklich trivial, was das Außenministerium der USA über Merkel und Co in "geheimen" Berichten von sich gibt, dass hat für mich den gleichen Stellenwert, wie der Klatsch in der Kaffeeküche auf der Arbeit.

Zum anderen haben solche Infos:

ZitatDer Internet-Dienst WikiLeaks hatte auch Dokumente veröffentlicht, nach denen die US-Armee auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel 20 Atomsprengköpfe lagert.
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1682/nid=1682/did=7232824/vscmjj/index.html

in der Öffentlichkeit nichts, aber auch gar nichts verloren... Obama und Co freuen sich darüber!

Graf Zahl

Zitat von: Forbidden am 07. Dezember 2010, 10:52:30
...
Zum anderen haben solche Infos:
ZitatDer Internet-Dienst WikiLeaks hatte auch Dokumente veröffentlicht, nach denen die US-Armee auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel 20 Atomsprengköpfe lagert.
in der Öffentlichkeit nichts, aber auch gar nichts verloren
Warum?
Und zeigt es nicht, dass wenn solche Infos zu Wikileaks gelangen, dass diese genauso gut auch bei Terroristen oder anderen landen können?
Wikileaks ist damit nur noch das Symptom des grundsätzlichen Problems der unzureichenden Geheimhaltung.

Zitat von: Forbidden am 07. Dezember 2010, 10:52:30
... Obama und Co freuen sich darüber!
Obama? Osama?  ???

Forbidden

Zitat von: Graf Zahl am 07. Dezember 2010, 11:02:54

Obama? Osama?  ???

$) Ist das so was wie ein freudscher Versprecher?

ZitatUnd zeigt es nicht, dass wenn solche Infos zu Wikileaks gelangen, dass diese genauso gut auch bei Terroristen oder anderen landen können?

Na toll, 1. wussten wir das nicht vorher schon?
          2. Jetzt wissen wir wenigstens, dass die es auch wissen  ::)
          3. Wird es solche Geheimnisse immer geben, und auch wenn die Möglichkeit besteht, das Terroristen diese Infos in die Finger bekommen, sollten solche Plattformen wie wikileaks sie nicht in alle Öffentlichkeit hinausposaunen, denn, wer hat den da was davon? Ich jedenfalls nicht, denn wenn ich 10 km von Büschel entfernt wohne steigert dass nicht gerade mein Wohlbefinden!

Ridcully

Zitat von: rincewind am 07. Dezember 2010, 10:42:38Ich finde Köppels Meinung recht gut:

Erstaunlich. Das ist das erste Mal, dass ich von diesem Vollidioten ein vernünftiges Wort höre. Kann denn eine Meinung überhaupt richtig sein, wenn sie auch Köppel teilt? Ich muss darüber noch mal meditieren.

Wirsing

Zitat von: Forbidden am 07. Dezember 2010, 10:52:30


Zum anderen haben solche Infos:

ZitatDer Internet-Dienst WikiLeaks hatte auch Dokumente veröffentlicht, nach denen die US-Armee auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel 20 Atomsprengköpfe lagert.
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1682/nid=1682/did=7232824/vscmjj/index.html

in der Öffentlichkeit nichts, aber auch gar nichts verloren... Obama und Co freuen sich darüber!



Naja, ich war zwar nie beim Bund, aber mir war durchaus schon im zarten Alter von 12 klar, warum die Bundeswehr z.T. über Raketensysteme verfügt, deren Sprengköpfe austauschbar sind. Das ist doch wohl wirklich kein Geheimnis. Erst recht nicht, daß die möglichen Austauschsprengköpfe auch irgendwo (möglichst in der Nähe) lagern, wenn auch unter dem Kommando der Amerikaner.
Nebenbei wollen ja sicherlich auch die amerikanischen Bomber im Ernstfall beladen werden und wenn man sich mal die Transportzeiten vom amerikanischen Kontinent anschaut, macht eine andere Lagerungsstrategie wohl wenig Sinn.

Forbidden


Wirsing

Und? An wievielen amerikanischen Stützpunkten würd es Sinn machen, sowas zu lagern? Wo sind Bomber der Amis stationiert oder Raketenstellungen der Bundeswehr bei gleichzeitiiger Nähe eines amerikanischen Depots mit möglicht guter Verkehrsanbindung? Ich denke die Anzahl der möglichen Standorte wird sich unter diesem Gesichtspunkt stark einengen lassen.

Forbidden

Ja, man kann es aber auch mit Gewalt *einfach* machen...

Wer bitte schön, hat was davon, wenn so was in aller Öffentlichkeit breit getreten wird?


HorstHuber

ZitatDie Wikileaks-Kritiker irren. Staaten sind keine Menschen. Sie haben keine Privatsphäre und daher auch keinen Anspruch auf Schutz derselben. Staaten sind hochproblematische Gebilde. Sie verkörpern institutionelle, konkurrenzlose Macht. Staaten sind Monopole der Gewalt, die Zwangsgebühren erheben, Bürger einsperren und Kriege führen können. Sie herrschen unangefochten auf ihrem Territorium, was sie gefährlich und bedrohlich macht. Natürlich sind Demokratien und Republiken harmlosere Einrichtungen als Diktaturen. Aber bereits ein Blick auf die Schweiz genügt. Selbst im behäbigen Alpenstaat, der ohne Machtallüre auftritt, gibt es Fälle von Willkür, von irregeleiteter Justiz, deren Folgen für den Bürger schlimm und nicht mehr wiedergutzumachen sind.
Hier habe ich genau Probleme mit Köppels Meinung. Denn dieser verteidigt immer das schweizer Bankgehemins, besonders als es um die "Steuer-CD", doch wenn diese Infos den Staat betreffen dann findet er es in Ordnung. Es würde mich schon interessieren wie er es beurteilen würde, wenn geheime Daten amerikanischer Banken veröffentlicht werden sollten.

Zu den WikiLeaks-Veröffentlichungen. Ich finde es vorallem problematisch das nur eine Nation "angegriffen" (Veröffentlichung geheimer Daten) wird.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

Graf Zahl

Zitat von: Forbidden am 07. Dezember 2010, 11:28:22
Ja, man kann es aber auch mit Gewalt *einfach* machen...

Wer bitte schön, hat was davon, wenn so was in aller Öffentlichkeit breit getreten wird?

Nichtwissen ist im Zweifelsfall eher die schlechtere Option, wenn auch oft die bequemere.
Wem schadet es denn, wenn solche Infos öffentlich bekannt sind?
Wohlbefinden ist da für mich kein Argument.

Forbidden

ZitatWem schadet es denn, wenn solche Infos öffentlich bekannt sind?

Unter Umständen jedem von uns.

ZitatWohlbefinden ist da für mich kein Argument.

Wo argumentiere ich mit Wohlbefinden? Man muss Terroristen solche Informationen nicht auf dem Silbertablett servieren. Wenn es solchen Menschen durch die Geheimhaltung nur ein Körnchen schwerer gemacht wird wiegt der Nutzen in diesem Moment in meinen Augen mehr als das öffentliche Interesse.

ZitatNichtwissen ist im Zweifelsfall eher die schlechtere Option, wenn auch oft die bequemere.

Welchen Vorteil hat das Wissen darum? Dass ich weiß, wie ich sterben könnte?