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Der Kaiserschnitt

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Begonnen von cohen, 29. November 2010, 18:15:32

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cohen

Ich glaube, die ist nicht umsonst bei den brain- anstatt den scilogs:
http://www.brainlogs.de/blogs/blog/medicine-amp-more/2010-11-29/der-kaiserschnitt

Was sagen unsere gynäkologisch versierteren Foristen?
Ein angeratener Kaiserschnitt bei einer 38jährigen mit Beckenendlage ist doch wirklich nicht das richtige Thema, die böse unganzheitliche Medizin zu kritisieren, oder?

cohen

War ja klar:
ZitatInterpretation Planned caesarean section is better than
planned vaginal birth for the term fetus in the breech
presentation; serious maternal complications are similar
between the groups.
Lancet 2000; 356: 1375–83
http://www.kofinasperinatal.org/files/Breech_Delivery.pdf

rincewind

Ich bekomme einen dicken Hals, wenn ich sowas lese. Ich kenne aus nächster Erfahrung ein Kind, welches aufgrund von Sauerstoffmangel behindert ist. Und es ist nicht das einzige. In der entsprechenden Klinik war es ein offenes Geheimnis unter Insidern, dass es dort auf der Station zu deutlich vermehrten "Zwischenfällen" dieser Art kam. Grund: Der Leiter wollte auf Teufel komm raus den Anteil "natürlicher" Geburten steigern. Bis dort ein Kaiserschnitt gemacht wurde, war das Kind schon halb tot.

cohen

Wir könnens bloggen.

Die vermischt Kritik an Abrechnungsoptimierung durch Kliniken mit ganzheitlicher, antimedizinischer Propaganda.

Die Zeile fiel mir besonders auf:
ein dynamisch-pickeliger Jungarzt, den Frau M. auf höchstens Mitte 20 schätzt


"Erfahrene" Hebammen tauchen auch auf.

Federvieh

Irgendwie erkenn ich meine Ärzte nie in diesen Erzählungen wieder:

Zitatdie Risiken und Nebenwirkungen des geplanten Eingriffs in Windeseile heruntergerasselt. Frau M. kann kaum folgen, viel zu aufgewühlt ist sie noch von der Entscheidung. ,,Blutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen, Verwachsungen, Verklebungen, Entstehung von Blutgerinnseln, Verletzungen der umliegenden Gefäße, Nerven, Organe, des Babys...."

,,Dem Baby passiert aber nichts, sonst unterschreibe ich nicht", lautet ihr letzter zaghafter Einspruchsversuch. ,,Aber Frau M., ich bitte Sie. Schließlich wollen wir Ihnen doch nur helfen, das wissen Sie doch", ermuntert sie der Nachwuchsdoktor ,,Jetzt unterschreiben Sie schon oder wollen Sie die anderen Patienten da draußen noch länger warten lassen?" Also fügt sich Frau M. rasch ihrem Schicksal und kritzelt mit zitternder Hand ihren Namen auf die Formulare.

Oder auch das:

ZitatAllerdings plagen die stolze Mutter noch immer die durch die Operation entstandenen Verwachsungen, so dass ihre älteste Tochter bereits verwundert feststellte: ,,Mama, seit Paul geholt wurde, blubbert dein Bauch immer nach dem Essen. Ist das bei den Promi-Müttern wie Angelina Jolie oder Madonna auch so?"

Was genau hat das mit Verwachsungen zu tun? Mein Bauch blubbert auch nach dem Essen.

Graf Zahl

Zitat von: nachteule am 29. November 2010, 19:05:07
Irgendwie erkenn ich meine Ärzte nie in diesen Erzählungen wieder:
...

Bei Männern trauen die sich das ja auch nicht. So behandeln die Schulmediziner nur Frauen. Skandal!

cohen

Ich bin mir nicht sicher, ob ich überempfindlich geworden bin und ob ich einfach blind auf bestimmte Schlagworte anspringe.

Enkidu

Ich halte den Artikel für bildzeitungsanalogen Quark

GeMa

Ja, ja die pickelig-dynamischen Jungärzte und untersetzt-dynamischen Chefärzte und die Promi-Mama mit dem Terminalender ... ist doch alles klar.

7 Kinder gehört schlicht und ergreifend zu den (uncharmant) Gebärschinken, wo sowieso besonders aufgepasst werden muß. Da blubberts also im Bauch ist der Kern der Skandalmeldung. Und sie hatte Probleme mit dem Heben, aha.

Was im Bericht fehlt, ist, dass ihr eine Haushaltshilfe für diese Zeit zusteht, damit sie dem Rat des entlassenden Arztes folgen kann und nicht schwer heben braucht. Entweder passts nicht ins Pamphlet oder klarer Fall von nicht gekümmert. Darüber aufzuklären ist aber Sache der Hebamme und Gyn - nicht die des Klinikarztes, weil letzteres eh sinnfrei ist, in 24 Stunden kann die Haushaltshilfe nicht aufgetrieben und die Papiere für die KK nicht erledigt werden.

Ich vermisse allerdings das Ansprechen ganz anderer Probleme beim Heben und das auch noch Jahre nach der vaginalen Entbindung eines 7. Kindes. Schon Husten an der Supermarktkasse soll da zu sehr unerfreulichen Erlebnissen führen. Aber bitte - es gibt ja schliesslich Windelchen für die erwachsene Frau im besten Alter. Die sieht der Aussenstehende fasst gar nicht und riecht oft auch nichts  :P
Es ist mittlerweile aber als typisch für die Ganzheitlichen festzustellen, dass solche sehr weitverbreiteten Probleme vollständig unter den Teppich gekehrt werden. Immerhin blubberts skandalös nach dem Essen im Bauch  :'(
Die Sachen sind ganzheitlich eben gar nicht und nur eher selten erfolgreich - zumal bei sovielen Geburten - mit Turnen und Vaginalgewichten behebbar. Also uninteressant. Die Frauen plagen sich ewig damit still vor sich hin, verlieren erheblich an Lebensqualität und nur der abrechnungs-operationsgeile untersetzt-dynamische wirds dann richten.

Man kann auch unter der vag. Geburt noch drehen. Wird aber bei einer 7.Para keiner machen, der noch alle Latten am Zaun hat oder nicht zu Frauenhassern gehört. (Frau TvB hat übrigens vergessen zu erwähnen, dass Beckenboden-/Vaginalplastiken noch viel fürstlicher belohnt werden für den untersetzt-dynamischen Chefarzt)

Auffallend fehlt auch der Hinweis, dass nicht nur in solchen Fällen, sondern auch bei 1. Para das Kind völlig unbeeindruckt von der Schaukelei oft auch einen feuchten Pups tut, sich aber nicht drehen muss. Das es sich zurückdreht bei so einer Menge an erfolgreichen vorangegangenen Geburten ist eben auch nicht auszuschliessen, sondern sollte ganz realistischerweise schon miteinbedacht werden.  

Ganz ganz schlecht gewähltes Beispiel, um Ärztebashing zu betreiben oder Mütter zu verunglimpfen, die Sectiones wollen. Unterschwellig, aber schlecht versteckt geht´s ja auch wieder gegen diese egozentrierten Karriere-Nichtmutternaturmütter, die sich dem allfälligen Presswahn nicht bedingungslos unterwerfen, selbst wenn der eben mal nicht die beste Option ist. Als Randnotiz - es ist durchaus legitim, dass auch unnötige Kaiserschnitte durchgeführt werden, wenn die Risikoabwägung nicht dagegen spricht und wenn eine Frau das möchte. Selbst so egoistische Motive, wie Befürchtungen, was ein erfülltes Liebesleben betrifft, sind zu respektieren.
Kann ja wohl nicht sein, dass das ehemalige Bestimmen über die einzelne Frau nur abgelegt wurde, damit die nächste Fraktion jetzt über die Frau bestimmt.  

Die "runtergerasselten" Aufklärungen - naja, vielen reicht das, ums zu verstehen. Unabhängig davon werden Aufklärungsbögen bei geplanten Sachen zum Lesen+Verstehen ausgehändigt. Sollte das in dem Fall nicht passiert sein, vlt. wegen krachend vollem Pensum, wird die gute Frau TvB sicher bald einen aufrüttelnden Artikel schreiben, der sich mit der Personaldecke befasst. Mittlerweile gibts nicht nur mehr Fachkräftemangel und Pflegepersonalmangel, es werden schon Operationssäle geschlossen, weil nicht mehr zu besetzen.


Aber ganz unabhängig von der polarisierenden Grütze hat die TvB absolut recht, was die Klinikwahl betrifft. Immer vorher informieren. Auch um eine hohe Rate an Spontanentbindungen bei weit entferntem Pädiatrischem Zentrum sollte man einen Bogen machen.
 

Conni

Den ganzen Geburts-Hokuspokus müssen wir auch mal thematisieren. Wer ist dazu bewandert genug?

40_Fieber

Zitat von: cohen am 29. November 2010, 18:41:14
War ja klar:
ZitatInterpretation Planned caesarean section is better than
planned vaginal birth for the term fetus in the breech
presentation; serious maternal complications are similar
between the groups.
Lancet 2000; 356: 1375–83
http://www.kofinasperinatal.org/files/Breech_Delivery.pdf

Klar ist das klar. Das ist ja genau das, was diese Geburtskanalfetischisten immer verschweigen. Die zählen alle Kaiserschnitte zusammen und behaupten dann, die Kaiserschnitte seien gefährlicher. Dabei rechnen sie die Notkaiserschnitte nicht ein, die eigentlich zu den schief gegangenen Normalgeburten gezählt werden müßten...
Und ein Notkaiserschnitt ist wirklich gefährlich. Da ist teilweise binnen Sekunden die Hölle los und dem Kind gehts dann oft schon richtig schlecht. Der Mutter sowieso, denn werde mal unter Geburtshormonen aufgeschnitten. Die flippen öfter mal total aus, weil sie sich natürlich im Kriegzustand befinden. Und hinterher heißt es dann "Trauma". Klar ist man traumatisiert, wenn man hormongesteuert versucht hat einen OP-Saal zu zerlegen. Ganz tolle Erfahrung.

Ehrlich: NIE ein Notkaiserschnitt, wenns geht. Und da man sich das nicht aussuchen kann, würde ich immer den Wunschkaiserschnitt wählen. Ich würde ihn auch wählen, wenn ich 21 wäre. Basta.

Und nein, die Promis haben wahrscheinlich kein Bauchgluckern. Nicht weil sie es nicht haben, sondern weil sie nicht hysterisch auf jeden Pups hören, den so ein Körper nunmal macht.
http://kidmed*info/

GeMa

Hab es irgendwo zur Hebammendiskussion bez. Niederlande auch wieder so gelesen. Die hohen Sterblichkeitsraten auf Hebammenseite sind eigentlich auch den Ärzten zuzurechnen, weil die ja diese Risikogeburten schliesslich beenden würden und nicht die Hebammen. Ist eben so schön einfach aufm aternativen Geburtskanal zu senden.  ::)

heterodyne

Zitat von: Conni am 30. November 2010, 09:54:33
Den ganzen Geburts-Hokuspokus müssen wir auch mal thematisieren. Wer ist dazu bewandert genug?
Ich nicht, aber ich wäre unendlich dankbar für einen fundierten Artikel.
Hier wird soviel Quatsch durch die Luft geschossen, daß es wirklich, wirklcih schwierig ist, sich zu informieren. Und als werdende Mutter ist das vielen ein sehr wichtiges Thema: was ist gut für das Kind? Gut für mich? Wo ist es egal? Wo sollte ich über meinen Schatten springen, wo brauche ich es nicht zu tun?
Ich habe eigentlich immer Vertrauen in die behandelnden ÄrztInnen und Hebammen gehabt. Trotzdem war es mir sehr wichtig selber möglichst gut Bescheid zu wissen, was jetzt passiert. Das Informationen sammeln ist unheimlich schwierig in einem Gesundheitssystem das auf schnelles Abhaken unterwegs ist. (und in dem fast alle Hebammen und Stillberaterinnen auf irgendeinem Esotrip angefangen von Homöopathie über Antroposophie bis zu Hausgeburt für alle unterwegs sind  :P in dem die Ärzte selber Homöopathika in Angebot haben und nebenher Paspartin gegen ab und zu Unwohlsein verschreiben - was jetzt nicht heißt, das sonst alles Quatsch war, was derjenige gemacht hat, man hat halt schon besser aufgepaßt, was einem da verabreicht werden soll - ich schweife ab)

Also, ich fände Artikel zu dem Thema super.

cohen

Prima, und ich habe ein neues Wort in meinen Wortschatz aufgenommen. Geburtskanalfetischisten.

Das ist wirklich ein großartige Vokabel.  ;D ;D ;D


rincewind

Zitat von: cohen am 30. November 2010, 18:11:55
Prima, und ich habe ein neues Wort in meinen Wortschatz aufgenommen. Geburtskanalfetischisten.

Das ist wirklich ein großartige Vokabel.  ;D ;D ;D



Das sollten wir bloggen. GeMa hat ja mal wieder eine wunderhübsche Vorlage geliefert. Wer mag?