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SAT1-Forum sperrt Esokritiker !

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Begonnen von Esojäger, 14. November 2009, 09:08:49

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eos

@Esojäger (netter Nick übrigens  ;D )

Ich glaube, wir sollten hier unterscheiden zwischen (forschender) Psychologie und Psychotherapie.

Gegen ersteres habe ich auch nicht das geringste einzuwenden, gegen zweiteres schon - nämlich dann, wenn es so betrieben wird wie derzeit, wo sich der wissenschaftliche Anspruch weitgehend auf heiße Luft beschränkt und jegliche Kontrolle untersagt wird.

Die Psychotherapie (ausgenommen Verhaltenstherapie vielleicht) scheut aber auf der einen Seite die Wissenschaft wie der Teufel das Weihwasser, stellt sich aber selbst ständig als eine Wissenschaft dar und tut so, wie wenn sämtliche Behandlungsmethoden wohlfundiert wären.
Somit ist das für mich Etikettenschwindel. Wenn es als Religion offen deklariert wäre, hätte ich nichts dagegen, denn glauben können die Leute, woran sie wollen. Nur es muß ihnen auch bewußt sein, auf was sie sich da einlassen.
Und warum scheuen sie die Wissenschaft ? Weil die empirischen Ergebnisse eben zeigen, daß so gut wie gar nichts daran fundiert ist.

Ich komme aus Österreich - hier wird so gut wie alles als Psychotherapie auf die Menschheit losgelassen, was nicht bis 3 auf den Bäumen ist - ingesamt 15 - 20 Verfahren mittlerweile. Ohne ernsthafte Prüfung - es wird einfach anerkannt.
Und das finde ich neben der völlig inexistenten Qualitätskontrolle für alle Betroffenen eine Zumutung.
Ich meine, man stelle sich mal vor, man geht zu einem Arzt, erleidet einen Schaden und der Ärzteverband rät allen Patienten (so wie die PT-Verbände z.B. bei dieser Drogengeschichte): Naja, sie müssen sich halt einen Arzt suchen, der sein Handwerk versteht.

Nicht, daß ich Fehler generell anprangere - nur so wie damit umgegangen wird, erinnert mich das eher an die kath. Kirche als an eine Wissenschaft.
Lies Dir mal in dem einen Zeit Artikel die Kommentare von dem "Mann ohne Namen" durch. Der meint, seine Supervision hätte irgendetwas mit Qualitätskontrolle zu tun und wäre super wissenschaftlich - ja noch mehr: Er meint sogar, diese Qualitätskontrolle wäre vorbildlich für alle anderen Disziplinen.

Esojäger

@ eos

Ich weiss ja nicht, was bei euch in Austria so alles abgeht. Hier in Deutschland gibt es allerdings auch Esoverkäufer, die auf der Psychoschiene agieren. In der Schweiz gibt es z.B. das API-Institut, in Adliswil bei Zürich, welches auf der Basis der Astrologie Seminare und Workshops anbietet. Dieses Astrologisch-Psychologische Institut hat z.B. ausgerechnet in einem katholischen Kloster im Sommer diesen Jahres (vom 18. bis 26. Juli 2009) einen Workshop abhalten wollen. "Vogelspinne" und ich haben dann diesen Gaukelern einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem wir den Pater Superior des Bonifatius-Klosters in Hünfeld über diese dubiose Astro-Psycho-Gruppe informiert haben. Der Pater Superior hat daraufhin den "Verein" kurzfristig ausgeladen, den Workshop abgesagt und sich bei uns für den Hinweis bedankt. (In solchen Fällen kann Kooperation im Interesse beider Seiten liegen !)

Die Psychologie wird von Eso-Verkäufern stets dann vorgeschoben, wenn man sich den Anschein von Wissenschaftlichkeit geben will. Ich nehme an, dass du diese Sorte von Leuten meinst. Das aber hat mit der empirischen Wissenschaft Psycholgie in der Tradition von Adler, Freud und Jung überhaupt nichts gemein. Deren Erkenntnisse und Lehren folgen zwar nicht durchgängig einer Linie, aber ihre Grundgedanken und die von ihnen ausgehenden und sich weiterentwickelnden Hauptströmungen der Tiefenpsychologie, die Psychoanalyse, die Individualpsychologie und die Analytische Psychologie, sind längst allgemein anerkannt. Die Tiefenpsychologie hat das menschliche Verhalten im Alltag und in der Krankheit neu sehen gelernt. 

Dass sich auf dem Psychomarkt auch dunkle Elemente tummeln, ist für Esojäger nichts Neues. In Deutschland gab es zwar mal im Jahre 2003 einen Gesetzesentwurf zu einem sog. Lebensbewältigungshilfegesetz, welches den Psychomarkt regeln sollte. (Bundestagsdrucksache 13/9717). Nachzulesen unter nachfolgendem Link:

www.agpf.de/Bundestag-Drucksache-13-9717-LBHG.htm

Das Gesetz scheiterte seinerzeit (in der damaligen rot-grünen Koalition) leider am Widerstand der Partei DIE GRÜNEN ! In dieser Partei ist die Esoterik-Lobby nachweislich besonders stark ! Aber auch in den anderen Bundestagsparteien ist die Esoterik-Lobby stark vertreten.

Über den Wert von "Qualitätskontrollen" bei der kath. Kirche brauchen wir uns nicht weiter auszulassen. Ein "Verein", der noch im 21. Jahrhundert nach wie vor Teufelsaustreibungen praktiziert, darf wohl kaum den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit im Fach Psychologie erheben. Das ist finsteres Mittelalter in Reinkultur !


freiversuch

Ich freue mich, dass du so aktiv bist, EsoJäger.

Ich hatte früher auch sehr oft auf verschiedenen Foren 'Stunk' gemacht, meistens in der UFO und Paleo-SETI Ecke. Nach einer Weile ist mir die Puste ausgegangen (für mehrere Jahre ständig die gleichen Argumente hören wird langweilig) und ich habe aufgehört.

Dann kamen plötzlich meine Eltern an mit der Impf-Massen-Email von Juliane Sacher. Das hat mich doch erschreckt. Das sind keine harmlosen Spielchen, sondern hier geht es tatsächlich um Menschenleben, und diese Gaukler scheren sich einen Dreck um die Leute. Wenn man nur einen einzigen aufklären kann, hat man schon viel erreicht. Es geht wahrscheinlich nicht so sehr darum, die hartgesottenden Verfechter zu 'bekehren', sondern die tumben Mitläufer wach zu rütteln.

Danke für deinen Eifer.

duda2009

Hallo Esojäger,

Deine Informationen sind - als Richard - bei mir angekommen. :kotz:

eos

Zitat von: Esojäger am 24. November 2009, 01:52:43

Die Psychologie wird von Eso-Verkäufern stets dann vorgeschoben, wenn man sich den Anschein von Wissenschaftlichkeit geben will. Ich nehme an, dass du diese Sorte von Leuten meinst. Das aber hat mit der empirischen Wissenschaft Psycholgie in der Tradition von Adler, Freud und Jung überhaupt nichts gemein. Deren Erkenntnisse und Lehren folgen zwar nicht durchgängig einer Linie, aber ihre Grundgedanken und die von ihnen ausgehenden und sich weiterentwickelnden Hauptströmungen der Tiefenpsychologie, die Psychoanalyse, die Individualpsychologie und die Analytische Psychologie, sind längst allgemein anerkannt. Die Tiefenpsychologie hat das menschliche Verhalten im Alltag und in der Krankheit neu sehen gelernt. 

Ich glaube, Du solltest einmal den Artikel hier über Psychoanalyse lesen.
Mit empirischer Wissenschaft haben die von Dir genannten Richtungen leider soviel zu tun wie der Papst mit Dolly Buster.
Der einzige, der sich um Wissenschaftlichkeit bemüht hat, war Grawe und dafür bekam er von allen anderen Richtungen (vor allem von den hier genannten) eigentlich nur Spott, wie das in der PT oft so üblich ist, wenn die Argumente ausgehen.

Du solltest Dich einmal zu dem Thema einlesen - bei genauerer Betrachtungsweise wirst Du draufkommen, daß auch anerkannte psychotherapeutische Verfahren (allen voran Psychoanalyse) erstaunlich viel mit esoterischer Quacksalberei zu tun haben.
Und: Es sind auch schon schaarenweise Leute zu Schaden gekommen. Das interessiert aber niemand, weil die PT die gleiche Qualitätskontrolle hat wie Esoterik, nämlich gar keine. Nebenwirkungen oder Schäden können ja keine auftreten, daher braucht man sie auch nicht untersuchen.

Esojäger

@ eos

Ich teile deine Befürchtungen, weil sehr wohl bekannt ist, dass es im Bereich der Psychoanalyse eine grosse Zahl von Scharlatanen gibt. Die Esoterik-Mafia hat es schon immer verstanden, sich mit pseudowissenschaftlichen Federn zu schmecken. Das verhält sich aber auch im Fach Medizin (Allopathie) nicht anders. Auch dort gibt es gute, weniger gute und schlechte Vertreter ihres Faches. Es spielt dabei häufig auch die Tagesform eine Rolle, ob der betreffende Arzt gerade gut drauf ist oder eben seinen schlechten Tag erwischt hat. Seien wir uns der Tatsache bewusst, dass hier die Rede von einer unexakten Wissenschaft ist, die sich auf empirischer Basis entwickelt hat. In dieser Sparte werden nun mal keine einheitlich, nach feststehendem Bauplan produzierten Maschinen "repariert", sondern eben individuell gestaltete und entwickelte Individuen, sprich Menschen.

Die Rede ist in diesem Fall nun mal von einer sog. unexakten Wissenschaft. Im Vergleich dazu wäre die Mathematik zu nennen, die als exakte Wissenschaft gilt. Somit können sich bei der PT sehr wohl unterschiedliche Ansichten und Meinungen herausbilden. Letztlich ist dies eine Diskussion über das Thema "Ist das Glas halbvoll oder halbleer". Ich meine, dass das Glas doch eher halbvoll ist.

Wie sich die seriöse Psychoanalyse von esoterischen Einflüssen fernhält, ist wieder ein anderes Thema. Ich widerspreche aber deiner Wertung, dass die von mir genannten drei Hauptströmungen der Tiefenpsychologie unseriös sind. Über die daraus resultierenden Therapieerfolge wird allerdings kaum gesprochen. Die Kritiker der PT operieren eben nach dem gleichen Prinzip wie die BLÖD-Zeitung. Therapieerfolge sind - weil sie häufiger auftreten -keine Meldung wert. An die Öffentlichkeit kommen nur die negativen Beispiele. Dabei wird dann auch nicht mehr unterschieden, wer für diese Fehler verantwortlich ist, seriöse oder esoterisch verseuchte Analysten. 

Übrigens: Ist dir bekannt, dass die Scientology "Church" ebenfalls mit Kritik an psychiatrischen Therapien auf Kundenfang geht ? Diese Leute nutzen geschickt erfundene oder tatsächliche Vorkommnisse in diesem Bereich für ihre Zwecke aus. Damit wir uns richtig verstehen: Kritik an nachgewiesenen Fehlern soll und muss sein. Dann aber nicht nur auf Verdacht hin, da müssen auch Ross und Reiter genannt werden.

Esojäger

@ eos - Nachtrag

Auszug aus dem Thread von Adromir:

Massenvergiftung bei Psychotherapie
« am: 20. September 2009, 01:40:51 » Zitat 

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Bei einer Gruppenpsychotherapie in Berlin wurden 11 Menschen vergiftet, einer starb und zwei Patienten liegen im Koma. Während der Therapiesitzung hatte der Arzt den Patienten eine noch unbekannte Substanz injiziert: http://www.focus.de/panorama/welt/kriminalitaet-massenvergiftung-bei-therapiesitzung-in-berlin_aid_437366.html

Weiß da jemand was genaueres? Das der Arzt ,,Hilfe bei spirituellen Krisen" anbietet, lässt mich ja schon etwas böses Ahnen.. (Zitatende)

Siehst du "eos". Exakt das habe ich in meinem Kommentar zum Ausdruck gebracht. Es gilt zwischen seriösen und esoterisch verseuchten Therapeuten zu unterscheiden. Du willst doch sicher mit einer Allgemeinkritik an der PT nicht der Scientology ungewollte Schützenhilfe leisten !

Heinz-Rüdiger

Zitat von: Esojäger am 25. November 2009, 10:21:51
Wie sich die seriöse Psychoanalyse....
Wenn ich sowas schon lese. Es gibt mE keine seriöse Psychoanalyse, jedenfalls keine die nicht den Therapeuten weit über den Klienten stellt. Man kann das Spiel Übertragung-Gegenübertragung so nicht spielen und gleichzeitig auf der selben Stufe sein. Weder der "Therapeut" noch der Analysand haben auch nur den Hauch einer Chance diesen Hokuspokus objektiv zu bewerten. Achja, und wenn´s schiefgeht liegts am Ende IMMER an einer mangelnden Bereitschaft des Klienten, die Psychoanalyse ist NIE schuld. Transparenz und Augenhöhe, wichtige Bestandteile in einem gesunden Therapeut-Klienten Verhältnis, sind bei der PA explizit unerwünscht.
Das ist in meinen Augen Scharlatanerie. Und wenn du sagst, es gäbe da auch Seriöses, dann sage ich ich kenne auch sehr nette Homöopathen, die in manchen Fällen seriöserweise die Klienten an echte Ärzte verweisen. Das macht Homöopathie für sich genommen aber nicht "seriös".

"Psychoanalyse" hat den Wiki-Eintrag mehr als verdient, tolle Arbeit von denen die sich die Mühe gemacht haben.

ZitatÜbrigens: Ist dir bekannt, dass die Scientology "Church" ebenfalls mit Kritik an psychiatrischen Therapien auf Kundenfang geht ?
Ein Mißverständnis. Die Dosendrücker "kritisieren nicht PT", sondern wollen sie komplett abschaffen. Kritik an PT und antipsychiatrische Deppenideologie sind zwei paar Stiefel.


jonsi

@esojäger
ich bin noch neu in diesem Forum und habe mal ein wenig die Diskussion hier verfolgt. Ich möchte Dir gerne ein Lob ausprechen, wie eifrig Du Dich einsetzt, das finde ich sehr bewundernswert. Auch ich versuche immer mit stringenten Argumenten zu Argumentieren, aber ich verlässt schnell die Geduld, wenn ich immer das Gefühl habe, vor eien Mauer zu reden.
Aber es ist toll, wenn Du es schaffst, jemandem wirklich zu helfen.
Gibt es eigentlich auch Selbsthilfe Foren zu Opfern von Heiler- und Esoterikpfusch?

eos

@Boris
Volle Zustimmung.
Psychoanalyse und "seriös" ist in der Tat ein Widerspruch.
Genau das, was Du schilderst ist schon das Grundproblem: Eine wissenschaftliche Untersuchung wäre ja überhaupt erst möglich, wenn man den Therapeuten aus dem Gott-Status herausnehmen würde, andernfalls hat er grundsätzlich immer recht (z.B. ist eine Nebenwirkung keine Nebenwirkung der Therapie, sondern ein Makel des Klienten).
Ein weiterer Punkt, der dagegen spricht, ist die Tatsache, daß jede PT-Richtung die absolute Wahrheit für sich in Anspruch nimmt - deshalb bekriegen sie sich ja auch von Zeit zu Zeit.
Wie soll bei solchen Dogmen Wissenschaft Raum haben ? Das ist unmöglich bzw. gewollt unmöglich. Was mich allerdings massiv ärgert ist, daß es als wissenschaftlich verkauft wird, obwohl es im Grunde eine Religion ist.

Allerdings tritt dieses Problem bei fast allen Therapierichtungen auf. Ich nenne hier nur die Gestaltherapie, deren Begründer meinte, daß nur seine Methode die Welt retten wird. Man könnte auch sagen größenwahnsinnig, der Gute.
Sowas findet aber problemlos bis heute in die PT-Praxen.

Und deshalb frage ich mich, wo hier der Unterschied zu Esoterik sein soll ?
Der einzige Unterschied ist, daß die öffentliche Meinung die ist, daß Psychotherapie eine fundierte Methode ist, was aber schlicht und ergreifend ein Irrtum ist, weil das meiste nicht einmal im Ansatz bewiesen ist.
Und auf Basis von Mythen kann man niemand helfen. Ganz im Gegenteil: Da werden den Leuten Theorien in den Kopf gesetzt, die null Grundlage haben und sie werden dazu angeleitet, sich zwanghaft selbst zu sezieren, was oftmals mehr schadet als nützt (z.B. gerade bei Angst oder Depression).

Ich will nicht die Psychotherapie abschaffen, ich will Methoden, die nachgewiesenermaßen wirken (und nicht weil jemand spürt, behauptet oder die These aufstellt, daß sie wirkt) und Therapien und Therapeuten, die genauso kontrolliert werden wie Ärzte. Denn was momentan abläuft ist ein undefinierbares irgendetwas, wo jedem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet ist -zum seelischen und finanziellen Schaden der Klienten.

Mit scientology haben meine Forderungen gar nichts zu tun. Die machen ja selbst nichts anderes, als sie kritisieren, nämlich die Leute psychisch zu manipulieren. Zudem ist da auch ein erheblicher Unterschied zwischen psychischen Problemen und psychischen Erkrankungen. Allerdings würden beispielsweise bei Schizophrenie nicht einmal die eingegleischtesten Therapeutengurus behaupten, daß das etwas bringt (interessanterweise hat aber eine Befragung ergeben, daß der Bürger von der Straße diese Meinung teilt. Daran sieht man wieviel sich betreffend PT in der öffentlichen Meinung schon festgesetzt, ohne daß jemals ein Nachweis dafür erbracht wurde.

Meine Meinung hat früher ähnlich ausgesehen wie Deine Esojäger - als ich mich aber einmal ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt habe (und das ist gar nicht so einfach, denn ein PT-kritisches Buch unter den ganzen Pseudoheilevangelien zu finden ist gar nicht so leicht). Interessanterweise sind die heftigsten Kritiker oft jene, die jahrelang selbst in dieser Szene arbeiteten (R.Degen., J. Masson)


Esojäger

Zitat von: Boris am 25. November 2009, 11:18:47
Zitat von: Esojäger am 25. November 2009, 10:21:51
Wie sich die seriöse Psychoanalyse....
Wenn ich sowas schon lese. Es gibt mE keine seriöse Psychoanalyse, jedenfalls keine die nicht den Therapeuten weit über den Klienten stellt. Man kann das Spiel Übertragung-Gegenübertragung so nicht spielen und gleichzeitig auf der selben Stufe sein. Weder der "Therapeut" noch der Analysand haben auch nur den Hauch einer Chance diesen Hokuspokus objektiv zu bewerten. Achja, und wenn´s schiefgeht liegts am Ende IMMER an einer mangelnden Bereitschaft des Klienten, die Psychoanalyse ist NIE schuld. Transparenz und Augenhöhe, wichtige Bestandteile in einem gesunden Therapeut-Klienten Verhältnis, sind bei der PA explizit unerwünscht.
Das ist in meinen Augen Scharlatanerie. Und wenn du sagst, es gäbe da auch Seriöses, dann sage ich ich kenne auch sehr nette Homöopathen, die in manchen Fällen seriöserweise die Klienten an echte Ärzte verweisen. Das macht Homöopathie für sich genommen aber nicht "seriös".

"Psychoanalyse" hat den Wiki-Eintrag mehr als verdient, tolle Arbeit von denen die sich die Mühe gemacht haben.

ZitatÜbrigens: Ist dir bekannt, dass die Scientology "Church" ebenfalls mit Kritik an psychiatrischen Therapien auf Kundenfang geht ?
Ein Mißverständnis. Die Dosendrücker "kritisieren nicht PT", sondern wollen sie komplett abschaffen. Kritik an PT und antipsychiatrische Deppenideologie sind zwei paar Stiefel.



@ Boris

Ich habe bisher vergeblich nach dem Beitrag über "Psychoanalyse" im Wiki gesucht ! Wo finde ich diesen Beitrag ?

Ich habe die drei Hauptströmungen der Tiefenpsychologie im übrigen auch nie - auch nicht im Entfernesten - mit Esoterik in Bezug gesehen. Mir war aber bekannt, dass mit dem Begriff Psychoanalyse eine Menge Schindluder getrieben wird. Ich weiss aber auch, dass Freud seine Thesen mehrfach verworfen und modifiziert hat. Mir ist auch bekannt, dass sich sowohl Alfred Adler, als auch Carl Gustav Jung mit eigenen Thesen von Freud distanziert haben. Ich halte es aber trotzdem für bedeutsam, wenn über das Wesen der menschlichen Psyche weiterhin geforscht wird. Du wirst aber sicher mit mir einig gehen, dass an dieser Stelle eine solche Grundsatzdiskussion wenig Sinn macht. Das Thema ist wirklich viel zu komplex.

Nimm mir bitte auch ab, dass ich genau so wie du ein vehementer Kritiker der Homöopathie bin. Die Apotheker in meinem Umfeld suchen schon das Weite, wenn ich mich nur ihrem Geschäft nähere ! Mit einem Schreiberling der "Apotheken Umschau" habe ich mich erst kürzlich via E-Mail gestritten und im Brightsblog seinen in der Oktober-Ausgabe erschienenen Artikel kritisiert. "Homöopathie - sanfte Medizin für Frauen" hieß meiner Erinnerung nach dieser bescheuerte Artikel. Der Schreiberling redete sich damit heraus, dass sein Artikel ja in der Möglichkeitsform verfasst sei ! (Nach dem Motto: das Mittel kann helfen...!) Eine dümmere Rechtfertigung findet man selbst mit der Lupe nicht !

Übrigens: Das Patientenverhältnis zwischen einem Schulmediziner und einem Psychotherapeuten dürfte sich nicht wesentlich unterscheiden. Da steht doch der Onkel Doktor im weissen Kittel - auch heute noch - geradezu gottähnlich über dem Patienten !? Somit kann ich diesbezüglich keinen Verhaltensunterschied zwischen Arzt und Psychotherapeut erkennen.

Im übrigen bin ich nicht zu stolz, mich von besseren Argumenten überzeugen zu lassen. Gibt es deiner Ansicht nach tatsächlich keine seriöse Psychoanalyse und -therapie ? Worauf begründest du diese Sicht der Dinge ?

cohen

http://psiram.com/index.php?title=Psychoanalyse

Die Verhaltenstherapie soll die seriöse Psychotherapie sein, aber ich bin da kein Fachmann.

Esojäger

Zitat von: jonsi am 25. November 2009, 17:12:17
@esojäger
ich bin noch neu in diesem Forum und habe mal ein wenig die Diskussion hier verfolgt. Ich möchte Dir gerne ein Lob ausprechen, wie eifrig Du Dich einsetzt, das finde ich sehr bewundernswert. Auch ich versuche immer mit stringenten Argumenten zu Argumentieren, aber ich verlässt schnell die Geduld, wenn ich immer das Gefühl habe, vor eien Mauer zu reden.
Aber es ist toll, wenn Du es schaffst, jemandem wirklich zu helfen.
Gibt es eigentlich auch Selbsthilfe Foren zu Opfern von Heiler- und Esoterikpfusch?

@ jonsi

In die Helferrolle kommt man genau so wie die Jungfrau zum Kind ! Unerwartet und überraschend ! Ich habe mich vor geraumer Zeit nur mal so aus Spaß in diversen Foren in esoterische Diskussionen verstricken lassen. Kurz danach erreichten mich über PNs (private Nachrichten) Anfragen nach Hilfe und Beistand. So nach dem Motto: "Du bist doch Experte. Kannst du mir helfen ?" Ich war aber zu keinem Zeitpunkt ein gelernter Experte in Sachen Esoterik. Im Laufe der Jahre sammelte sich aber so einiges an Infomaterial bei mir an, was mir in meiner Helferpraxis letztendlich doch hin und wieder von Nutzen war.

Es muss an meiner Art zu Schreiben liegen, dass ausgerechnet mich solche Hilferufe erreichen. Inzwischen könnte ich ein Buch über alle die Fälle schreiben, in die ich in den letzten Jahren verwickelt war. 

Meine Aktivitäten haben mir aber erst kürzlich eine Strafanzeige wegen Beleidigung eingebracht. Die Anzeigerin war eine Vermittlerin von Jenseitskontakten. Es war sozusagen ein Revancheakt, denn im März diesen Jahres hatte ich diese "Dame" wegen unberechtigten Führens eines Doktortitels gleichfalls bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Beide Verfahren sind derzeit bei den Gerichten noch anhängig. Es hat mich rund vier Jahre Recherchearbeit gekostet, um diesen Fall vor ein Gericht bringen zu können. Unter uns gesagt: diese Nachforschungen haben mir auch eine Menge Spaß bereitet ! Hoffentlich findet diese "Dame" ihre gerechte Strafe !

So sehr der Einsatz von Eso-Kritikern in den diversen Foren und Blogs eine wichtige aufklärende Funktion erfüllt, würde ich mir doch mehr Aktivitäten an der vordersten Esoterik-Front wünschen. Theorie ist das eine, die Praxis das andere. Beides ist als gleichwertig zu sehen und zu gewichten. Über Wege und Möglichkeiten zu einem wirkungsvollen, aktiven Einsatz an der Eso-Front können wir ja mal in diesem Forum (in einem neuen Thread) diskutieren. Es könnten sich ja auch solche Aktivisten-Teams hier finden.


Heinz-Rüdiger

Zitat von: Esojäger am 25. November 2009, 20:20:08
@ Boris
Ich habe bisher vergeblich nach dem Beitrag über "Psychoanalyse" im Wiki gesucht ! Wo finde ich diesen Beitrag ?
Cohen war schneller.

Zitat von: Esojäger am 25. November 2009, 20:20:08
Ich habe die drei Hauptströmungen der Tiefenpsychologie im übrigen auch nie - auch nicht im Entfernesten - mit Esoterik in Bezug gesehen. Mir war aber bekannt, dass mit dem Begriff Psychoanalyse eine Menge Schindluder getrieben wird. Ich weiss aber auch, dass Freud seine Thesen mehrfach verworfen und modifiziert hat. Mir ist auch bekannt, dass sich sowohl Alfred Adler, als auch Carl Gustav Jung mit eigenen Thesen von Freud distanziert haben. Ich halte es aber trotzdem für bedeutsam, wenn über das Wesen der menschlichen Psyche weiterhin geforscht wird. Du wirst aber sicher mit mir einig gehen, dass an dieser Stelle eine solche Grundsatzdiskussion wenig Sinn macht. Das Thema ist wirklich viel zu komplex.

Freud war, soviel ich weiß, sehr selbstkritisch was seine eigenen Forschungen anging. Er hat mW immer eine biologische, d.h. körperliche Ursache für allerlei Symptome vermutet, mangels geeigneten Methoden zu jener Zeit jedoch nie nachweisen können. Würde Freud heute leben wäre er vermutlich Hirnforscher (und kein Psychoanalytiker) und würde sich mit bildgebenden Verfahren befassen. Psychoanalyse aber als zusätzliche Methode das Gehirn zu verstehen kann fruchtbar sein, man wird sehen.
Ich kritisiere PA als Therapie: teuer, nutzlos, langwierig und für Missbrauch und Ausbeutung der Klienten wie geschaffen.

Zitat von: Esojäger am 25. November 2009, 20:20:08
Nimm mir bitte auch ab, dass ich genau so wie du ein vehementer Kritiker der Homöopathie bin.
Klar. Nehme ich dir ab ;-)

Zitat von: Esojäger am 25. November 2009, 20:20:08
Gibt es deiner Ansicht nach tatsächlich keine seriöse Psychoanalyse und -therapie ? Worauf begründest du diese Sicht der Dinge ?
Es gibt einen Forschungszweig der sich da nennt Therapieforschung. Da werden Daten über viele Jahre zusammengetragen und ausgewertet. Einer der wichtigsten Vertreter war Klaus Grawe, leider viel zu früh verstorben. Sein Standardwerk "Neuropsychotherapie" ist das Ergebnis langjähriger Vergleiche und Evaluationen verschiedener Methoden und markiert das Ende des sog. Schulenstreits (VT vs. PA vs. GT). Langsam, seeehr langsam setzt sich diese evidenzbasierte Sichtweise in der klinischen Praxis durch. Und wie gesagt, the Winner is: Transparenz und Augenhöhe.
Leider ist PA (als Therapie) aber eher ein Glaubenssystem als Wissenschaft, deshalb ist es mit Aufklärung und Weiterbildung allein nicht getan, sondern eher durch Aussterben der Analytiker. Warten wirs ab.

Esojäger

Vielen Dank, Boris, für deine aufklärenden Erläuterungen. Was ich früher mal über Freud, Adler und Jung gelernt habe, scheint offenbar von der Realität überholt worden zu sein. Freud galt zu meiner Schulzeit als der Denker des 20. Jahrhunderts. Dass seine Thesen stets kontrovers diskutiert wurden, habe ich zwar gewußt. Mir war Freud aber auch deshalb sympathisch, weil er auch als Religionskritiker in Erscheinung getreten ist. Während meiner Schulzeit war Religionskritik noch weitgehend ein Tabuthema. Sich öffentlich als Religionskritiker zu outen, war im täglichen Leben schon mal mit nicht unerheblichen sozialen und beruflichen Nachteilen verbunden.

Obwohl ich zeitlebens überaus vielseitig interessiert und lernbereit war, solltest du mir zugestehen, dass ich in Bezug auf die Entwicklung der Psychoanalyse zweifellos einen Informations-Rückstand aufzuholen habe. Es bereitet mir aber keine Probleme, mich gegenüber den besseren Argumenten zu öffnen. Erstaunt hat mich aber, dass die Psychoanalyse generell mit Esoterik in Zusammenhang gebracht wurde. Adler, Freund und Jung waren bestimmt alles andere als esoterisch angehaucht.