Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Psychiatrie und kein Ende

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von Peiresc, 13. April 2023, 08:40:04

« vorheriges - nächstes »

Peiresc

Die inhaltlichen ,,Fragen" zur Antipsychiatrie scheinen ja nun geklärt zu sein.

Zitat von: Endgegner am 12. April 2023, 21:54:39
Zitat von: Peiresc am 12. April 2023, 17:57:52
Zitat von: Endgegner am 12. April 2023, 17:16:06Dann muss man sich dann auch die Kritik gefallen lassen, das man sehr wenig über den Gegenstand seiner Disziplin, nämlich das menschliche Gehirn weiß.
Sind die Kasuistiken in #61, in #63 oder die schwere Depression mit psychotischen Symptomen ,,Heideggersche Existenzanalyse", oder sind sie Realität?

Heidegger führte keine Existenzanalyse durch, sondern behandelte die Seinsfrage im Rahmen der Fundamentalontologie. Ich hoffe, das hilft weiter.
Nein, es hilft nicht weiter, denn für die Realität und die Phänomenologie, die Erscheinungsweise, menschlichen Leides aufgrund psychischer Erkrankungen ist es egal, welche wabernde Begrifflichkeit Heidegger für seine luftigen oder präfaschistischen oder sonstwelchen Ideen approbiert hat. Was meinst Du, verwenden die Neo-Kraepelinianer eine andere Psychopathologie? Aber da hast Du mich jetzt kalt erwischt, denn mit Heidegger kenne ich mich nicht aus ... ups, was ist denn das?
Zitat von: WPDer Name ,,Daseinsanalyse" (genannt auch Existenzanalyse[1]) stammt aus der Philosophie Martin Heideggers
Zitat von: Encarta EnzyklopädieZur Beantwortung der Seinsfrage analysierte Heidegger die Grundbedingungen der menschlichen Existenz

Zitat von: Endgegner am 13. April 2023, 06:18:23dualistische Weltanschauung
Und der Mensch als biopsychosoziale Einheit, ist das triadisch? trialistisch? Tridentinisch? Magisch?

----

Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 07:57:16musste mich mal etwas kurz fassen
Danke, es reicht auch so. :crazy

Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 07:57:16Dann kommt heute endlich die psychiatrische Genetik-Forschung dazu
Die kommt nicht dazu, die gibt es schon ewig. Jede Generation hofft da aufs Neue.

Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 07:57:16Ja, und es gibt noch die Evolutionionäre Psychiatrie,
Davon habe ich bisher nichts gehört. Nur in einem lege ich mich vorab fest: eine Smartphone-Sucht hat es vor 1000 Jahren nicht gegeben, und es ist auch nicht sicher, ob es sie heute gibt.
Spitzer: Weltweiter Untergang des Abendlands durch das Smartphone

Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 07:57:16Fachärzte können sich niemals in die Gedankenwelt und Verhaltensmotivationen Depressiver vollständig eindenken, sie nachvollziehen - außer, sie wären selbst dort gewesen.
Woher willst Du das wissen. Wenn es stimmt, kann man das dann nicht für alle Erkrankungen sagen?

zimtspinne

Zitat von: Peiresc am 13. April 2023, 08:40:04
Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 07:57:16musste mich mal etwas kurz fassen
Danke, es reicht auch so. :crazy

ja, aber ich schüttele sowas in zwei Minuten aus dem Ärmel (muss mal auf die Uhr gucken) und verstehe nie, warum dann das Lesen für andere so ein Drama ist.
Nach dem Paretoprinzip versuche ich mir Perfektionismus fast abzugewöhnen und nur noch sporadisch auszuleben (zB Silber der Oma polieren).
Einen Mittelweg finden zwischen Huschhusch und Perfektionismus, fällt mir schwer. Das ist aber hoffentlich nicht krankheitswertig.


ZitatWoher willst Du das wissen. Wenn es stimmt, kann man das dann nicht für alle Erkrankungen sagen?

Ja.
Weswegen auch manche hardcore-Alkoholiker ausschließlich zu Leuten gehen, die selbst Alkoholiker waren. Nicht aus Trotz, die scheinen nicht so gute Erfahrungen gemacht zu haben mit Nichtbetroffenen.
Bei "normalen" Krankheiten spielt das nicht so eine Rolle offenbar.
Meine Vermutung ist, wenn es um die Wurst geht, also in jenem Fall ging es wirklich um Leben oder Sterben (Rückfälle keine Option, weil dann tot), werden eben keine Kompromisse gemacht und nur das erfolgversprechendste gewählt.
Bisher ging es auch gut, soweit ich weiß.

Dazu fallen mir auch noch all die Mädels ein, die Psychologie oder Medizin studieren wollten (und teilweise auch haben), weil sie selbst von irgendwas in diesen Bereichen betroffen waren und das/sich selbst besser verstehen wollten.
Ob das eine gute Idee ist, weiß ich nicht. Kommt wohl immer auf die Gesamtkonstellation an.

Bei der Smartphoneabhängigkeit wäre ich mir nicht so sicher. denke aber, damit werden eben genau sowas wie Depressionen kompensiert. Ist aber dann eben doch ein Suchtverhalten.
Schau mal:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/205289/Smartphoneabhaengigkeit-Hohe-Relevanz-in-der-Praxis

Ich erinnere mich, dass einer meiner Cousins als Jugendlicher mal wegen "Netz- und Zocksucht" in Behandlung war. Ich war damals ca 10 oder 11, er war 18 oder 19.
Das ging durch die ganze Verwandtschaft und er war sogar stationär (ob Tagesklinik oder Vollzeiteinrichtung, weiß ich nicht mehr, glaub anfangs richtig weggeschlossen ;)).
ES hatte außerdem zur Folge, dass nicht nur mein Internetkonsum drastisch reduziert und mehr kontrolliert wurde, sondern auch gleich noch TV, mein kleines TV-Gerät in meinem Ziimmer wurde mir vorübergehend weggenommen.
Ich sollte wieder mehr lesen, was ich aber eh tat.

womöglich hat diese Geschichte dazu geführt, dass ich bisher nicht wirklich mit dem Smartphone warm wurde und das noch niemals exzessiv genutzt habe. Ich nutze es entweder zum kurzen Telefonieren oder für Nachrichtenaustausch und ansonsten nur als Vehikel zum Musikhören/anderes hören für unterwegs.
Was andere damit stundenlang und bei jeder Gelegenheit treiben, starrenderweise, ist mir ein Rätsel.

Viell. sollte ich mal mehr auf smartphone umsteigen für hier, dann wäre Knappheit garantiert.
Reality is transphobic.

Peiresc

Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 09:29:44ja, aber ich schüttele sowas in zwei Minuten aus dem Ärmel
Das beschreibt das Problem genau.

Peiresc

Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 09:29:44Weswegen auch manche hardcore-Alkoholiker ausschließlich zu Leuten gehen, die selbst Alkoholiker waren.
Ähm, und wie finden sie raus, ob ihr Arzt mal Alkoholiker war? Steht das im Internet, oder schreiben die das auf ihr Praxisschild?
 :gruebel

Endgegner

Zitat von: Peiresc am 13. April 2023, 08:40:04Die inhaltlichen ,,Fragen" zur Antipsychiatrie scheinen ja nun geklärt zu sein.

Zitat von: Endgegner am 12. April 2023, 21:54:39
Zitat von: Peiresc am 12. April 2023, 17:57:52
Zitat von: Endgegner am 12. April 2023, 17:16:06Dann muss man sich dann auch die Kritik gefallen lassen, das man sehr wenig über den Gegenstand seiner Disziplin, nämlich das menschliche Gehirn weiß.
Sind die Kasuistiken in #61, in #63 oder die schwere Depression mit psychotischen Symptomen ,,Heideggersche Existenzanalyse", oder sind sie Realität?

Heidegger führte keine Existenzanalyse durch, sondern behandelte die Seinsfrage im Rahmen der Fundamentalontologie. Ich hoffe, das hilft weiter.
Nein, es hilft nicht weiter, denn für die Realität und die Phänomenologie, die Erscheinungsweise, menschlichen Leides aufgrund psychischer Erkrankungen ist es egal, welche wabernde Begrifflichkeit Heidegger für seine luftigen oder präfaschistischen oder sonstwelchen Ideen approbiert hat. Was meinst Du, verwenden die Neo-Kraepelinianer eine andere Psychopathologie? Aber da hast Du mich jetzt kalt erwischt, denn mit Heidegger kenne ich mich nicht aus ... ups, was ist denn das?
Zitat von: WPDer Name ,,Daseinsanalyse" (genannt auch Existenzanalyse[1]) stammt aus der Philosophie Martin Heideggers
Zitat von: Encarta EnzyklopädieZur Beantwortung der Seinsfrage analysierte Heidegger die Grundbedingungen der menschlichen Existenz

Zitat von: Endgegner am 13. April 2023, 06:18:23dualistische Weltanschauung
Und der Mensch als biopsychosoziale Einheit, ist das triadisch? trialistisch? Tridentinisch? Magisch?

----

Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 07:57:16musste mich mal etwas kurz fassen
Danke, es reicht auch so. :crazy

Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 07:57:16Dann kommt heute endlich die psychiatrische Genetik-Forschung dazu
Die kommt nicht dazu, die gibt es schon ewig. Jede Generation hofft da aufs Neue.

Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 07:57:16Ja, und es gibt noch die Evolutionionäre Psychiatrie,
Davon habe ich bisher nichts gehört. Nur in einem lege ich mich vorab fest: eine Smartphone-Sucht hat es vor 1000 Jahren nicht gegeben, und es ist auch nicht sicher, ob es sie heute gibt.
Spitzer: Weltweiter Untergang des Abendlands durch das Smartphone

Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 07:57:16Fachärzte können sich niemals in die Gedankenwelt und Verhaltensmotivationen Depressiver vollständig eindenken, sie nachvollziehen - außer, sie wären selbst dort gewesen.
Woher willst Du das wissen. Wenn es stimmt, kann man das dann nicht für alle Erkrankungen sagen?


Daseinsanalyse ist phänomenologisch orientierte Erforschung des menschlichen Daseins.
Existenzanalyse ist mehr auf Sinn und Bedeutung im eigenem Leben fixiert.

Der Mensch ist eine biopsychosoziale Einheit. Z.b. können Beziehungserfahrung natürlich auch das menschliche Gehirn formen.
Ein biopsychosoziales Modell widerspricht aber dem medizinischen Modell der Psychiatrie.
Außerdem verneint der Jaspersche Dualismus die mechanische Kausalität der Somatiker.

Zur evolutionären Psychiatrie gibts auf youtube ne Vortragsreihe


Peiresc

Zitat von: Endgegner am 15. April 2023, 02:26:17auf youtube ne Vortragsreihe

Ich bin kein so visueller Typ. Ich guck' mich lieber nach Schriftlichem um; nicht so Dein Ding, ich weiß.

ZitatAbed and St John-Smith noted in 2016, "Unlike evolutionary psychology, which is a vibrant and thriving sub-discipline of academic psychology with a strong and well-funded research programme, evolutionary psychiatry remains the interest of a small number of psychiatrists who are thinly scattered across the world."
Da steppt der Bär.

zimtspinne

Zitat von: Peiresc am 15. April 2023, 04:15:12Ich bin kein so visueller Typ. Ich guck' mich lieber nach Schriftlichem um; nicht so Dein Ding, ich weiß.

Wie was, Lesen von Papier ist neuerdings keine visuelle Wahrnehmung bzw Tätigkeit mehr?

Du kannst Videos auch einfach hören übrigens. Mache ich oft aus Zeitgründen.

Reality is transphobic.

zimtspinne

Zitat von: Peiresc am 13. April 2023, 09:32:33
Zitat von: zimtspinne am 13. April 2023, 09:29:44ja, aber ich schüttele sowas in zwei Minuten aus dem Ärmel
Das beschreibt das Problem genau.

Na, wenn du mit moderner Kommunikationsökonomie nicht mitkommst, ist das aber dein und nicht mein Problem! Pah.
Reality is transphobic.

Peiresc

Zitat von: zimtspinne am 15. April 2023, 10:34:39Du kannst Videos auch einfach hören übrigens. Mache ich oft aus Zeitgründen.

Wir sind hier im SPAM, da sind keine ernsthaften Antworten erlaubt  ;)
Aber ich leiste mir doch eine. Es gibt mehrere Nachteile. Hören ist langsamer als Lesen, die Informationsdichte pro Zeit ist geringer. Wenn man nur ein bisschen im Stoff steht, wird es immer lange Strecken geben, in denen Bekanntes referiert wird. In Texten kann man das überfliegen. Man kann einfacher manipuliert werden, weil man die Stellen, wo es hakt, nicht gleich nochmal in Ruhe lesen kann. Quellenangaben sind häufig flüchtig, nicht verwertbar, oder erst gar nicht vorhanden. Die Möglichkeiten, den Zuschauer in eine gewünschte Richtung zu lenken, sind größer als beim Leser. Usw.


zimtspinne

Zitat von: Peiresc am 13. April 2023, 10:12:59Ähm, und wie finden sie raus, ob ihr Arzt mal Alkoholiker war? Steht das im Internet, oder schreiben die das auf ihr Praxisschild?
 :gruebel

Na, wenn du dir die Zusammenhänge nicht selbstständig zusammenreimen kannst, kann ich mich auch schlecht kurz fassen. Was denn nun?

Das war aus einer Fallbeschreibung eines ehemals langjährigen und zuletzt obdachlosen SchwerstAlkAbhängigen, der nach Krankenhausintensivstation (Delir, Koma, was weiß ich was, kaum noch am Leben jedenfalls), Lebensgeister wecken, Entzug.. in eine betreute Wohngruppe für solche schweren Fälle wechselte (ähem, wenn mildere Mittel nicht angezeigt sind!?), wo er zuerst rund um die Uhr betreut und quasi wieder zurück ins Leben geführt wurde - mit Unterstützung von Leuten, die ähnliche Pfade gegangen waren und somit genau wussten, was er durchmacht und das anwandten, was ihnen selbst geholfen hatte.
Ob die Ärzte auch ehemalige Alkoholiker waren, weiß ich nicht, die im KH sicher nicht, es ging wohl auch eher um das Rahmenprogramm.

Hätte der zweimal wöchentlich für eine Stunde in einer aufgeräumten Psychotherapiepraxis mit lecker Kamillenteechen gehockt, wäre er höchstwahrscheinlich direkt danach zum Kiosk gegangen.
Es ging in der Diskussion auch darum, wer welche Hilfen in Anspruch genommen hatte und es fiel auf, dass einige derjenigen, die ganz unten gewesen waren, am besten klar kamen mit recht unkonventionellen Methoden (er hatte erzählt, wie das in der Wohngruppe ablief - vor allem anfangs - gruselig) und es gibt sicher auch Evidenz dafür, dass Suchtkranke vom Austausch mit anderen Betroffenen profitieren, sonst wären SHG auch kein Erfolgsmodell.
In einer Klinik für Langzeittherapie wäre der als frisch von der Straße aufgesammelter Alkoholiker evtl. gar nicht zurecht gekommen und abgehauen, wahrscheinlich hatte er das auch zuvor schon probiert (weiß ich nicht mehr).

Auch sonst sind Ärzte, die sich mit Alkoholabhängigkeit (richtig gut) auskennen von Vorteil, zB wenn einer wegen etwas anderem als Notfall im KH landet.
Klar, das können auch Ärzte, die nicht selbst drauf sind oder waren. Oftmals haben die aber erschreckend wenig Ahnung von der Krankheit, die mehrere Millionen Bürger in DE betrifft.

(das war jetzt eine ernsthafte Antwort, auch wenn du ja ein Vertreter der "Kein Alkohol ist auch keine Lösung"-Fraktion bist  :P
Reality is transphobic.