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Identitätspolitik - Allgemeiner Thementhread

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Begonnen von RPGNo1, 25. Januar 2023, 13:52:20

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eLender

Zitat von: RPGNo1 am 11. September 2023, 08:08:44Dazu auch:
Öha, das ist ja durchaus eine wohlwollende Rezi. Ich habe mir auch das oben verlinkte Gespräch angehört* und etwas mehr von der Dame gelesen. Ist an sich (zumind. für mich und wahrscheinlich für alle hier mitlesende) nichts wirklich neues. Es ist nur mal wieder ein wenig ungewöhnlich, dass die klaren Worte aus der linken/philosophischen Ecke kommen. Sie spricht ziemlich genau die Dinge an, die wir hier schon länger als die heiklen Punkte des Wokismus ausgemacht haben (u.a. auch den verworfenen Universalismus und die Vernunft, Einteilung der Menschen in (Opfer-)gruppen).

Allerdings lese ich bei Kuhn, dass sie auch auf die Soziobiologie und die Evolutionspsychologie eingeht und das als "biologistisch" verwirft. Das ist ein typisch links-intellektueller Reflex, aber für mich "macht nichts Sinn, außer im Lichte der Evolution". Man sollte auch nicht immer unterstellen, dass es den Naturwissenschaftlern um eine Ideologie oder Ethik geht, man will einfach verstehen, wie sich bestimmte Denk- und Verhaltensmuster evolutionär entwickelt haben. Daher kein Buch für mich, aber ein gutes Buch für alle Linken, die sich selbst als woke sehen und das irgendwie merkwürdig finden ::)

Nochn wohlwollender Beitrag zum Buch (man findet aber - u.a. im Tagesspiegel - auch die zu erwartenden Kommentare aus der woken linke Ecke).

ZitatOhne Universalismus aber gebe es kein Argument gegen Rassismus, ,,sondern bloß einen Haufen einzelner Stämme, die um die Macht rangeln. Und sollte die politische Geschichte darauf hinauslaufen, dann haben wir keine Möglichkeit mehr, an einer stabilen Idee von Gerechtigkeit festzuhalten". Was man ,,woke" nennt, so schließt Neiman, sei selbst von einer Reihe von Ideologien kolonisiert worden, die eigentlich ins rechte Lager gehören.

*in dem sie auch meint, der Wokismus wäre eine Gegenreaktion zum Trumpismus. Das kann ich nicht erkennen, da der Schmuh schon vor Trump am wuchern war
Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

Zitat von: eLender am 11. September 2023, 21:21:22Allerdings lese ich bei Kuhn, dass sie auch auf die Soziobiologie und die Evolutionspsychologie eingeht und das als "biologistisch" verwirft.
Ja, das ist etwas Seltsam, siehe die Zitate. Aber wie heißt es so schön: "Nobody ist perfect!"

Zitat Wikpedia: "Trotz ihres großen Erfolges ist die evolutionäre Psychologie teils umstritten. [...] Evolutionäre Psychologen entgegnen u. a., dass diese Kritik weniger wissenschaftlich als vielmehr politisch motiviert sei und auf zahlreichen Missverständnissen sowie auf dem moralistischen Fehlschluss beruhe."

"Kritiker argumentieren, es sei einfach, soziobiologische Erklärungen über die Evolution und die Basis für menschliche Handlungen zu konstruieren, wobei es sich jedoch um Pseudo-Erklärungen handele, die unbegründete Annahmen bekräftigen würden. [...] Soziobiologen erwiderten diese Kritik, indem sie betonten, dass sich die Soziobiologie um eine Erforschung des Wesens des Menschen und seines Sozialverhaltens allein auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Beweiskraft ohne ethisch-moralische Bewertungen sowie politische Zielsetzungen bemühe."

Zitat von: eLender am 11. September 2023, 21:21:22Was man ,,woke" nennt, so schließt Neiman, sei selbst von einer Reihe von Ideologien kolonisiert worden, die eigentlich ins rechte Lager gehören.
Das hatten wir diesem oder vielleicht dem Gender-Thread doch auch kurz thematisiert, dass das Gedankengut einiger "woker" Aktivisten mehr dem reaktionären rechten Lager als dem progressiven linken Lager zu entspringen scheint.

Zitat von: eLender am 11. September 2023, 21:21:22in dem sie auch meint, der Wokismus wäre eine Gegenreaktion zum Trumpismus.
Umgekehrt passt es besser. In Deutschland kann man eine ähnlich Entwicklung beobachten (denn wir hinken den USA bei sowas ja immer einige Jahre nach). Nachdem Teile der linken Parteienlandschaft, Kulturschaffenden, Medien und Hochschulbetriebe Identitätspolitik zum neuen ethisch-moralischen nicht verhandelbaren Standard erhoben haben, können ultrakonservative, reaktionäre und rechte Gruppierungen und Personen sich wunderbar an dieser offenen Flanke mit einigem Erfolg (leider!) abarbeiten.
(At Bhaal Temple)
Karlach: What a pesthole! Can't wait to clear this place out.
Minsc: There will be much trading of threats and insults, no doubt. But Minsc will be ready when it is time for boot to meet butt.
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eLender

Zitat von: RPGNo1 am 12. September 2023, 06:39:08Zitat Wikpedia
Habe da vor langer Zeit mal reingesehen: es ist unbestreitbar ein Grabenkampf um die Deutungshoheit, was denn nun die böse Biologie da macht. Man kann scheinbar nur schwer akzeptieren, dass der Mensch kein unbeschriebenes Blatt ist, sondern ein Produkt der Evolution mit einer Menge fest eingebauter Prägungen ist (man soll sich ja erfolgreich in der Genverbreitung verhalten). Steven Pinker hat das in einem Buch - das ich leider noch nicht gelesen habe - wohl thematisiert. Es ist auch ein wenig merkwürdig an der Identitätspolitik (finde das Wort auch irgendwie merkwürdig, wie Neimann): einerseits soll alles nur sozial konstruiert sein, anderseits haben die Menschen feste, unveränderliche Merkmale, die sie bei der Geburt schon in die Wiege gelegt bekommen haben. Poste gleich mal ein aktuelles Beispiel, wo das mal wieder klar wird.

Zitat von: RPGNo1 am 12. September 2023, 06:39:08dass das Gedankengut einiger "woker" Aktivisten mehr dem reaktionären rechten Lager als dem progressiven linken Lager zu entspringen scheint.

Es ist vor allem das Denken in Identitäten, also anhand angeborener (zumind. vorgeblich) Merkmale, wie Ethnie oder Geschlecht. Die (extremeren) Rechten bezeichnen sich ja nicht ohne Grund als "identitär". Es sind die Merkwürdigkeiten, die man scheinbar schnell übersieht, wenn man sich progressiv geben will. Aber genau das macht Neiman ja auch klar.

Zitat von: RPGNo1 am 12. September 2023, 06:39:08Umgekehrt passt es besser.
Sehe ich auch so. Man kann noch ergänzen, dass sich beide Seiten auch immer weiter hochtreiben. Die Entwicklung in Übersee, aber auch hierzulande (habe gerade eine Prognose für die Sachsenwahl 2024 gesehen, in der die AfD stärkste Kraft war :o ), wird sich auch zum Teil (ob wesentlich oder nicht) dadurch erklären lassen. Die Entwicklung geht zu immer mehr Extremen, die Positionen sind immer weniger miteinander vereinbar.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Es gab neulich die Meldung über einen Übergriff beim CSD in Halle, der aber merkwürdigerweise in den entsprechenden Kreisen (habe das auf X ein wenig im Auge) kaum ausgeschlachtet beachtet wurde. Normalerweise werden solche Vorfälle sofort und lautstark für die eigene Agenda herausposaunt; sie sollen die tägliche und brutale Diskriminierung ja deutlich machen. Ich hatte da schon einen Verdacht, jetzt ist es klar:

ZitatNach dem Angriff auf vier Teilnehmende beim Christopher Street Day in Halle ermittelt der Staatsschutz der Polizei gegen einen 16- und einen 20-jährigen Mann aus Afghanistan. Die Personalien von acht weiteren Personen seien festgestellt worden, deren Tatbeteiligung aktuell noch geprüft werde, teilte die Polizei der Nachrichtenagentur epd mit.

Am Samstagabend hatte eine Gruppe von vier Männern die Personen angegriffen und verletzt. Eine 41-jährige Frau musste danach mit schweren Verletzungen im Krankenhaus behandelt werden. Nach dem Angriff auf vier Teilnehmende des CSD in Halle zeigen sich die Veranstalter der Demonstration entsetzt.
https://www.tagesschau.de/inland/regional/sachsenanhalt/staatsschutz-ermittlung-csd-halle-100.html

Es passt nicht in die Weltsicht des Wokismus, dass Opfergruppen (hier sind es Migranten) selbst Täter sein können, auch wenn es hier offensichtlich ist. Es gab ja schon ähnliche Vorfälle, da hieß es auch schnell: die sind ja nur Täter, weil sie selbst Opfer (von Rassismus und Ausgrenzung) sind. Es kann dann auch nur unwoke / rechts sein, wenn man das thematisieren will. Das machen dann natürlich wieder die bösen Rechten:

ZitatDie CDU Halle forderte von Stadt, Polizei, Justiz und Migrantenorganisationen, einen Krisengipfel zum Thema Migranten- und Jugendkriminalität einzuberufen. Halle habe ein ungelöstes Problem mit Gewalt durch Migranten, erklärte der Kreisverband. In der Stadt hatte es in den vergangenen zwei Jahren mehrfach Gewalttaten durch Jugendliche gegeben. Die Zahl der Delikte war zuletzt zurückgegangen. Rund 25 Prozent der mutmaßlichen Täter hatten keinen deutschen Pass.

Mit woken Blasendenken wird man keine Probleme lösen können, weil man sie einfach ignoriert.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

ZitatConstantin Schreiber will öffentlich nichts mehr zum Islam sagen. »Ich werde mich zu allem, was mit dem Islam auch nur im Entferntesten zu tun hat, nicht mehr äußern. Ich werde keine Bücher dazu schreiben, ich lehne Talkshow-Anfragen ab, ich mache das nicht mehr«, sagte er in einem Interview mit der Wochenzeitung »Die Zeit«.
[...]
Constantin Schreiber arbeitet seit 2017 als Sprecher für die ARD-Aktuell-Redaktion, seit 2021 verliest er auch die Hauptnachrichten der »Tagesschau« um 20 Uhr. Dass er zukünftig zum Thema Islam schweigen wolle, sei kein Eingeständnis, sich eventuell missverständlich geäußert zu haben. »Da mögen jetzt manche feiern und vielleicht die Schampusflaschen aufmachen«, sagte er weiter: »Ob das ein Gewinn ist für die Meinungsfreiheit und für den Journalismus, ist eine andere Frage.«

https://www.spiegel.de/kultur/tv/constantin-schreiber-tagesschau-sprecher-will-sich-nicht-mehr-zum-islam-aeussern-a-491879a5-0c8d-43a3-9c02-a6519a8201d6

In Deutschland existiert keine Cancel Culture.  Der Kulturkrieg ist auch nur rechtsgerichte Propaganda. So seht ihr es doch, liebe "linke" identitätspolitische Aktivisten?  >:(

Ich "gratuliere" euch zu eurem Erfolg.
(At Bhaal Temple)
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eLender

Zitat von: RPGNo1 am 13. September 2023, 16:02:50Der Kulturkrieg ist auch nur rechtsgerichte Propaganda
Ich habe mir auch mal angesehen, was er so böses getrieben hat. Eigentlich gar nix, er kritisiert - zu recht - bestimmte Zustände und Entwicklung innerhalb der muslimischen Gemeinschaft (auch in einzelnen, nichtmuslimischen Ländern). Er ist sicher nicht "islamophob" (ganz übles Wort nebenbei), sondern nennt die problematischen Seiten an extremen Positionen innerhalb des islamischen Kosmos. Eine Sache ist mir aufgestoßen:

Zitat2015 gab Schreiber die in Saudi-Arabien verbotenen Texte des saudischen Bloggers Raif Badawi gemeinsam mit dessen Ehefrau Ensaf Haidar heraus unter dem Titel 1000 Peitschenhiebe. Weil ich sage, was ich denke. Das Buch wurde in mehr als 12 Sprachen übersetzt[15] und erreichte in Deutschland Platz 7 der Spiegel-Bestsellerliste.
https://de.wikipedia.org/wiki/Constantin_Schreiber#Buchver%C3%B6ffentlichungen

Wir haben zu der Person Badawi auch schon gebloggt. Es geht nicht um plumpen Islamhass, sondern darum aufzuzeigen, was unter dem Namen teilweise für ein menschenverachtender Terror getrieben wird. Badawi und andere sehen sich auch als Opfer von Praktiken, die man im Namen des Islam treibt. So wie viele Muslime in den einzelnen Ländern ist das eine Kritik an den Zuständen, die man so nicht hinnehmen will. Schreiber kennt die Kultur und kann sich dazu äußern.

Es ist ähnlich wie bei den Transaktivisten: man verwechselt die Kritik an extremen Positionen / an ideologischem Gehabe mit Kritik an Personen (hier: Transsexuelle). Wer bestimmte Äußerungen und Vorstellungen von Transaktivisten kritisiert, gilt gleich als menschenhassender Transfeind. Man ordnet ihn auch öffentlich so ein - ein rechter Hetzer.

Mit so einer Einstellung kann man natürlich problemlos und scheinbar gerechtfertigt andere Personen bedrohen und verächtlich machen. Dabei geht es auch hier um Aufklärung und Benennung von Missständen. Aber das passt halt nicht ins woke Universum.

Zitat2021 schrieb Stefan Weidner ein Übersetzer und Islamwissenschaftler Schreibers Roman Die Kandidatin könne nur als ein ,,reaktionäres Manifest"[30] verstanden werden. In einer Rezension für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung schrieb er: ,,[H]inter der Fiktion verbirgt sich wenig mehr als ein rechtspopulistisches Pamphlet mit altbekannten Feindbildern: dem Islam und den Muslimen, den ,Linken' sowie allen, die mit ethnischer, religiöser oder sexueller Vielfalt kein Problem haben und diese verteidigen möchten." Zudem kritisierte er die allzu offensichtliche Nähe der fiktiven Protagonistin Sabah Hussein zu der SPD-Politikerin Sawsan Chebli.[30]

Ähnliche Kritik brachte der NDR-Journalist Stefan Buchen im Juni 2021 vor. Für die taz schrieb er: ,,,Die Kandidatin' ist ein politisches Hasspamphlet, das Angst vor Migranten schürt. Das hier Geschilderte ist möglich, es steht quasi vor der Tür, lautet die humorfreie Botschaft."[31] Des Weiteren sei es problematisch, dass Schreibers eigener Sender (der NDR) ihm prominent eine Bühne biete.[32] Buchen verglich Die Kandidatin mit Hans Hömbergs NS-Propagandaroman Jud Süß, in denen der Hass und die Ängste der Leser angesprochen und vor der Übernahme des eigenen Landes gewarnt wurde.[33][34]

Dem widersprach Ulrich Reitz in Focus Online. Die Kritik sei falsch; Schreibers Buch sei weder links noch rechts. Er beschreibe, was passiere, wenn die Rechten rechter und die Linken linker würden. ,,Dann stirbt die Sprechfähigkeit, Gewalt zieht herauf."[35]

Im Mai 2021 besprachen die Rezensenten in Tagesspiegel und Hamburger Abendblatt das Buch positiv und verwiesen auf Parallelen zu Michel Houellebecqs Roman Unterwerfung, der ein ähnliches Motiv wie Schreibers Buch aufgreift.[20][36]

Schreiber antwortete auf die Kritik an seinem Roman Die Kandidatin, dass es ein ,,dystopischer Entwurf" sei, ,,was passieren kann, wenn eine Gesellschaft in viele Teile zerbricht".[37] Mit dem ,,Instrument des Sachbuchs" komme man nicht weiter. Sein Roman habe das Ziel, aktuelle Debatten wie die um Frauenquoten weiterzudenken und konkret in ein Alltagsszenario zu übersetzen.[38] Es gehe ihm in seinem Buch auch um die Gefahr des Rechtsextremismus in Form der versuchten Ermordung der Protagonistin.[33]

Im Focus sagt er dazu auch noch mal etwas:

ZitatWas Schreiber jedoch weitaus stärker schmerzte als der ,,kindische Akt" des Radikalen: Nach dem Vorfall habe kein Fakultätsmitglied und kein einziger journalistischer Kollege sich für ihn starkgemacht. Im Gegenteil: Laut Schreiber wusste die Universität schon Tage vor seinem Auftritt von den geplanten Protesten.
https://www.focus.de/politik/deutschland/wegen-der-drohungen-und-angriffe-tagesschausprecher-constantin-schreiber-will-sich-nie-mehr-zum-islam-aeussern_id_205405433.html

Kommt einem ja langsam bekannt vor.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

Zitat von: RPGNo1 am 11. September 2023, 08:08:44
ZitatUnd noch einer:

Dazu auch:
Zitat,,Links ist nicht woke" – eine Rezension in sieben Zeilen

https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2023/09/10/links-ist-nicht-woke-eine-rezension-in-sieben-zeilen/


Ich zitiere nochmal Joseph Kuhn.

ZitatDas Buch stößt in manchen Kreisen auf scharfe Kritik. Ein Punkt dabei ist der Vorwurf, sie mache nicht klar, wen sie konkret meine. In der taz spricht Till Schmidt beispielsweise von einem "Buch ohne Gegenstand", weil Neiman "woke" nicht klar mit Ross und Reiter definiere.

Das tut sie in der Tat nicht, auch andere Rezensenten erheben diesen Vorwurf, aber man hat trotzdem kein Problem damit, zu verstehen, was sie meint. Sie definiert quasi implizit.

Sie selbst schreibt, dass es "kein akademisches Buch" sei, dass sie die Themen nicht erschöpfend behandelt habe und es z.B. zu Foucault auch wohlwollendere Lesarten gebe. Ihr sei es darauf angekommen, Verwirrungen um das Verhältnis woker Ansätze zur Aufklärung (und zu emanzipatorischem, "linken" Denken) aufzulösen und zwar in einer verständlichen Schreibweise, "nicht bloß für ein kleines, ausgewähltes Publikum". Ich finde, das ist ihr gelungen.

Manches an dem Buch kann man natürlich zu Recht kritisieren, alles andere wäre ja auch seltsam, aber die Reaktionen, die es hervorgerufen hat, sind schon interessant. Ob sie anzeigen, dass sie einen wunden Punkt im Selbstverständnis mancher Leute getroffen hat?

https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2023/09/10/links-ist-nicht-woke-eine-rezension-in-sieben-zeilen/#comment-128595

Till Schmidt, Autor*in
Themen: Identität, Identitätspolitik, Antirassismus

Ja, das sehe ich ähnlich wie Joseph Kuhn. Getroffene Hunde bellen.
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RPGNo1

Zitat von: eLender am 13. September 2023, 22:14:32Im Focus sagt er dazu auch noch mal etwas:

ZitatWas Schreiber jedoch weitaus stärker schmerzte als der ,,kindische Akt" des Radikalen: Nach dem Vorfall habe kein Fakultätsmitglied und kein einziger journalistischer Kollege sich für ihn starkgemacht. Im Gegenteil: Laut Schreiber wusste die Universität schon Tage vor seinem Auftritt von den geplanten Protesten.

Hier haben wir einen solchen Kollegen vom Tagesspiegel, Malte Lehming, der sich nicht nur nicht für Constantin Schreiber stark macht, sondern im Gegenteil nochmal nachtritt.

ZitatAndererseits sollte der Sprecher von Deutschlands wichtigster Nachrichtensendung sich politisch nicht allzu prononciert positionieren. Sein Renommee verdankt er dem Öffentlich-Rechtlichen System. Was immer er sagt: Das Publikum denkt, er repräsentiert die Tagesschau. Das verpflichtet zur Neutralität.

Klare Regeln gibt es für das Zurückhaltungsgebot nicht. Doch man stelle sich Judith Rakers vor, die in einer Talkshow Sympathie für Sahra Wagenknecht bekundet. Oder Susanne Daubner, die gegen die Ampel wettert. Die Autorität von Tagesschau-Sprechern resultiert aus dem Image, dass das, was sie sagen, stimmt. Diese Autorität sollte für die Verbreitung persönlicher Ansichten nicht missbraucht werden.

Oder wie ein Kommentator zu diesem Meinungsbeitrag so treffsicher anmerkt:
ZitatWas soll denn die Anmerkung "dass das, was sie sagen, auch stimmt"? Der Autor möge klar benennen, wo Herr Schreiber eine Unwahrheit gesagt hat. Immerhin wirft er ihm damit ja implizit vor, bei seinen persönlichen Auftritten n i c h t die Wahrheit zu sagen.

Außerdem trieft der Kommentar von verstecktem, hämischen " ist doch selbst schuld, hätte ja einfach die Klappe halten können". Der Autor möge sich daran erinnern, wenn ihm mal solches widerfährt...

https://www.tagesspiegel.de/meinung/constantin-schreiber-und-der-islam-tagesschau-sprecher-leben-von-geborgter-autoritat-10468354.html
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Max P

Hat hier jemand das inkriminierte Buch Schreibers gelesen, vielleicht auch nur teilweise? Ich habe vor etlichen Jahren Interviews mit dem Autor gehört und fand ihn ganz vernünftig.

eLender

Habe nichts von ihm gelesen, aber das was ich wahrnehme, ist kein Islamhass oder sonst eine plumpe Feindseligkeit. Ich habe heute ein Interview mit Seyran Ates gehört, in dem sie Schreiber verteidigt und es so einordnet, wie man das einordnen sollte (Ates ist selbst Muslima und kritisiert die Auswüchse aka Islamismus).

https://www.welt.de/politik/deutschland/video247465098/Drohungen-Constantin-Schreiber-ist-nicht-der-einzige-im-Visier-von-bestimmten-Leuten.html

Das ist - ich sagte es bereits - ähnlich wie beim Transthema: hier wird Kritik an bestimmten Zuständen mit einer menschenverachtenden Agitation gleichgesetzt. Kritik am Islam (so wie er von manchen gepredigt und gelebt wird) ist keine Islamophobie. Das wäre so, als wäre Kritik an der Kirche (in der es genug Auswüchse gibt), eine Verächtlichmachung von Christen insgesamt (sagt auch Ates).

Im Focus noch ein gute Analyse der Geschichte. Ich zitiere mal ein paar Häppchen:

ZitatSchreibers persönliche Unterwerfung erfährt in Kollegenkreisen teils Solidarität, aber auch dröhnenden Spott. ,,Weil Constantin Schreiber gerade versucht, sich selbst präventiv zu canceln, tun wir ihm doch den Gedanken und erinnern uns daran, dass er vor zwei Jahren ein unfassbar bigottes Buch geschrieben hat", urteilt die Autorin und Podcasterin Annika Brockschmidt.
https://www.focus.de/politik/meinung/eine-analyse-von-ulrich-reitz-ein-gruener-vertritt-die-mutigste-meinung-zum-islam-maulkorb-von-ard-mann-schreiber_id_205926163.html

Jaja, die Annika. Immer schnell dabei, wenn es - zu recht - gegen die christlich-rechten Auswüchse in Überseeland geht, aber bei identitätspolitischen Wahn ganz auf Spinnerlinie. Was anderes habe ich auch nicht erwartet.

Aber Ates stellt es nochmals klar:

ZitatEine andere Rechtsanwältin, die Moscheegründerin Seyran Ates, verweist auf den ideologischen Hintergrund der Angriffe linker Aktivisten auf den ARD-Mann Schreiber: Linksextremisten seien eine Koalition eingegangen mit dem politischen Islam. Aus deren Perspektive sei jede Islamkritik rassistisch und islamfeindlich.

Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

Dass die Kandidatin in Schreibers gleichnamigen Roman auf Sawsan Chebli beruhe, wurde in den Medien diskutiert. Nachweisen lässt es sich nicht, aber Frau Chebli, die schon des Öfteren kontroverse Äußerungen über ihr Verhältnis zu ihrem muslimischen Glauben getätigt hat und deswegen auch von ihren Glaubensgenossen scharf kritisiert wurde, hat sich den passenden Schuh gerne angezogen.

Ich habe schon den Eindruck gewonnen, dass Sawsan Chebli sich einerseits nicht besonders kritikfähig gibt, ihr aber andererseits die Aufmerksamkeit nicht unangenehm ist. Sie ähnelt diesbezüglich sehr den identitätspolitischen Aktivisten.

Was die Brockschmidt angeht: Ihre Reaktion ist von Constantin exakt so vorausgesagt worden.
Zitat»Da mögen jetzt manche feiern und vielleicht die Schampusflaschen aufmachen«, sagte er weiter: »Ob das ein Gewinn ist für die Meinungsfreiheit und für den Journalismus, ist eine andere Frage.«
Diese Dame ist ein vollkommender Reinfall. Der Erfolg ihres Buches "Amerikas Gotteskrieger" hat ihr ganz offensichtlich die Synapsen im Kopf zerschossen, wenn ich es mal so ausdrücken darf.
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Zitat von: RPGNo1 am 14. September 2023, 14:08:32Hier haben wir einen solchen Kollegen vom Tagesspiegel, Malte Lehming, der sich nicht nur nicht für Constantin Schreiber stark macht, sondern im Gegenteil nochmal nachtritt.

Die Spiegel-Autorin Eva Thöne tritt auch nach. Sie wirft Constantin Schreiber vor, dass er Nebelkerzem zünde und es ihm nur um Selbstbestätigung gehe. Wer solche "Kollegen" hat, braucht keine Feinde.

https://archive.ph/v1jEs
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Hier mal ein kurzer Beitrag von Dawkins zum Thema "Islamophobie", weil es grad passt. Er fasst es kurz so zusammen: Islam bzw. Moslem wird von Teilen des progressiven Spektrums als Rassenbezeichung gedeuted, weshalb Kritik daran als Rassismus gesehen wird (wer konstruiert also ständig menschliche Rassen..?). Es hat mit Phobie nichts zu tun, weil das eine irrationale Angst ist. Es geht aber um rationale Kritik an kritisierbaren Zuständen und Positionen.

ZitatI've long been wrongly accused of Islamophobia.  This episode explains what I'm really phobic about.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Zitat von: RPGNo1 am 15. September 2023, 07:14:50Diese Dame ist ein vollkommender Reinfall. Der Erfolg ihres Buches "Amerikas Gotteskrieger" hat ihr ganz offensichtlich die Synapsen im Kopf zerschossen, wenn ich es mal so ausdrücken darf.
Nuja, sie fährt halt das normale woke Programm. Aber die Einengung ihrer Sichtweite auf christliche Fundamentalisten, die das alleinige Böse in der Welt zu seien haben, ist - ähm - strange. Die ist voll lost.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

ZitatBei ihrem ersten Einsatz als »Polizeiruf«-Ermittlerin ist Johanna Wokalek im linken Uni-Milieu unterwegs – und kontert die angebliche Cancel Culture dort mit Michael Jackson und »Zigeunersoße«. Uiuiui!
https://www.spiegel.de/kultur/tv/polizeiruf-110-heute-mit-johanna-wokalek-little-boxes-im-schnellcheck-a-34a71732-2807-4246-9192-deb1b1f0968d

ZitatBenutzt man für Vergewaltigung jetzt das V-Wort? Herrscht an den Unis nur noch »Gender-Gaga?« Der erste »Polizeiruf« mit Johanna Wokalek ist eine entgleiste Campus-Satire geworden.
https://archive.ph/wDOqJ

Ich habe zu Krimis absolut keinen Zugang, aber nach gleich zwei(!) Verrissen durch den gleichen Spiegelautor könnte ich mich fast umentscheiden. Aber auch nur fast. ;)
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