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Die Milchlüge

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Begonnen von HagbardC, 19. Juni 2009, 08:03:03

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HagbardC


cohen


hic fuit

Nach meiner Erfahrung kommt man mit Argumenten nicht weiter.
Ernst nehmen und einen draufsetzen, das beruhigt einen selbst und kann Dritte aufklären, wenn der Schwachsinn allzu offenbar wird. Abgesehen davon kann es auch sehr lustig sein (vgl. Hubert Schleichert: "Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren").

In diesem Sinne (und ohne mich im geringsten mit der "Milchlüge" zu befassen, Christian Anders ist doch bäh) empfehle ich Dan Klorix als Milchkonkurrenz, siehe http://blog.psiram.com/index.php?itemid=95 .

Wazir

Zitat von: hic fuit am 19. Juni 2009, 10:51:03
  Hubert Schleichert: "Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren"
Ein fröhliches MUSS für jeden ernsthaften Foristen.

Vielleicht noch dazu:
DAS ALTE TESTAMENT
ISBN 3-8218-0100-X

Ad usum proprium

Deceptor

ja, der Milchlüge-Artikel muss verbessert werden.

eos

Bei der Milchlüge werden m.M. nach mehrere Sachen vermischt (bzw. wird nach ein vielleicht stimmender Teil (?) herausgenommen, mit ein paar Annahmen vermischt und dann eine weit hergeholte Theorie daraus geschmiedet):

1.) "Eine hohe Proteinzufuhr erhöht die Calciumausscheidung" (warum ist mir zwar adhoc nicht klar, dennoch gibt es neben den Studien die eine oder andere Quelle für die These) - nehmen wir halt einmal an, es stimmt und ist durch die Studien belegt

2.) "Milch enthält viel Eiweiß" - ist falsch (3,5% von der Gesamtmenge ist nicht besonders viel - besonders verglichen mit anderen Nahrungsmitteln). Falsch nämlich m.M. nach in dem Zusammenhang, daß alleine in Milch soviel wäre, um Punkt 1 daraus abzuleiten.
Zuviel Eiweiß würde ich eher im Zusammenhang mit einer generellen Überernährung sehen - und da gibt es wohl weit eiweißreicheres als Milch das in wesentlich größeren Mengen "zugeführt" wird (um nicht zu sagen reingestopft).

3.) "Die Magensäure bindet das Eiweiß" - ist auch falsch - vielmehr bildet sie mit dem Calcium lösliche Verbindungen, die besser resorbiert werden. Eiweiß wird vermutlich denaturiert und dann über Pepsin zerlegt.

4.) "Durch das Eiweiß der Milch wird mehr Calcium ausgeschieden als durch die Milch zugeführt".
Eine nette Behauptung, die allerdings durch nichts belegt ist - durch die Studien jedenfalls offensichtlich nicht.

5.) Das verteufelte Casein ist - wenn auch in geringere Menge - auch in der Muttermilch enthalten. So schlecht kann es also nicht sein und artfremd schon gar nicht. Die höhere Menge in Kuhmilch mag aus mancherlei Hinsicht bei Kleinkindern schlecht sein - allerdings nicht hinsichtlich des Calciums.

6.)Zu den bösen schwefelhaltigen Aminosäuren (bzw. der Schwefelsäure, die als Abbauprodukt von den AS Cystein und Methionin entstehen) gibt es nun unzählige organische Säuren, welche so im allgemeinen anfallen und vom Organismus abgepuffert werden müssen (also natürlich auch solche, die nicht in der Milch sind - ehrlich gesagt bin ich überfragt ob die genannten überhaupt enthalten sind). Dazu gibt es aber nicht nur den Phosphatpuffer, sondern auch den Bicarbonat- (-> Atmung) und den Hämoglobinpuffer (komischerweise spricht man aber nicht davon, daß Milchtrinker aufgrund der Übersäuerung vermehrt CO2 abhecheln müssten ...)
Die Puffer wären alle schnell erschöpft wenn die anfallenden "sauren" Protonen dieser Systeme nicht über Ammoniumhydrogencarbonat ausgeschieden würden (siehe Punkt 7)
Das böse Cystein hat übrigens auch eine Entgiftungsfunktion im Körper, fängt freie Radikale ab etc. - nur so nebenbei erwähnt.
Zudem kann es der Körper auch selbst herstellen - ich vermute stark, daß dies für den Körper irgendeinen Sinn macht. Methionin ist wiederum essentiell, muß also sogar zugeführt werden.

7.) Zum Geruch des Harns noch:
Der Geruch entsteht meist entweder durch Harnstoff oder Ammoniak - Harnsäure ist dagegen geruchlos.
Das oben beschriebene, ausgeschiedene Ammoniumhydrogencarbonat, welches ja eigentlich den Säure/Base-Puffer aufrecht erhält riecht jedenfalls auch schwach nach Ammoniak, welchen man als Säure oder Base sehen kann (sauer riecht er jedenfalls m.M. nicht).
Vor allem ist dieser Geruch keinesfalls ein Spezifikum von Milchkonsum. Er würde quasi durch jede Säure entstehen, die im Körper neutralisiert werden muß.
Eine echte Azidose (Übersäuerung des Blutes) wäre jedenfalls ein ernster Zustand, der wohl kaum bei Menschen vermehrt beobachtet wird, die Milch(produkte) zu sich genommen haben. Das ist absurd. Da müssen schon Krankheiten vorliegen oder schwere körperliche Beeinträchtigungen.

Mal von einer anderen Warte betrachtet: Wenn ich z.B. eine Calciumtablette 3x täglich gleichzeitig mit einem dicken Steak einnehme, wird vielleicht die Tablette nichts nutzen (oder sogar eine negative Ca-Bilanz enstehen). Allerdings ist dann weder das Steak, noch die Tablette per se zu verteufeln. Und die Steaks haben sicher einen um vielfachen höheren Eiweißgehalt als Milch.
Da kann ich dann hinterfragen, ob ich generell nicht zuviel Eiweiß zu mir nehme oder es ist in etwa so, wie wenn ein Parkinson-Patient eiweißreich ißt und dann feststellt, daß sein Medikament L-Dopa nicht wirkt.

Die Studien belegen jedenfalls (wenn überhaupt) allerhöchstens Punkt 1, denn es geht nirgends hervor, daß sich die Probanden nur durch Milcheiweiß ernährt hätten (es ist nur die Rede von Eiweißzufuhr - Ursprung unbekannt):

(1) Studie Nr. 1: Anad, C.: Effect of Protein Intake on Calcium Balance of Young Men Given 500 mg Calcium Daily, Journal of Nutrition, 104:695, 1974.

(2) Hegsted, M.: Urinary Calcium and Calcium Balance in Young Men as Affected by Protein and Phosphorous Intake, Journal of Nutrition, 111:53, 1981

Die Studie erscheint mir besonders fragwürdig, da die Phosphatgabe unter Umständen auch die Ausscheidung von Ca bzw. dessen Resorption beeinflusst - unabhängig von Eiweißgaben.

(3) Walker, R.: Calcium Retention in the Adult Human Male as Affected by Protein Intake, Journal of Nutrition, 102:1297, 1972
(4) Johnson, N.: Effect of Level of Protein Intake on Urinary and Fecal Calcium Retention of Young Adult Males, Journal of Nutrition, 100:1425, 1970
(5) Linkswiler, H.: Calcium Retention of Young Adult Males as Affected by Level of Protein and Calcium Intake, Trans New York Academy of Science, 36:333, 1974

So ganz nebenbei sind die Studien aus den 70er Jahren - also vorsichtig ausgedrückt nicht mehr wirklich taufrisch. Da könnte es auch allerhand geben, was methodisch fragwürdig ist und nicht dem aktuellen Anforderungen an Studien entspricht.

artbars

1. Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten, die, wie aus deren Beipackzettel zu entnehmen ist, Osteoporose nicht nur fördern, sondern auch verursachen. Dazu zählen Beta-Blocker.

2. Es gibt Patienten, die Milch wegen ihrer Lactosesensibilisierung meiden müssen. Milch ist also nicht immer gut.

3. Wikipedia behauptet: "Bekennender Verfechter der Theorie ist der österreichische Schlagersänger und Verschwörungstheorethiker Christian Anders."
Nun, da kann ich nur vermuten: Hat er nicht genug Erfolg als Schlagsänger gehabt?

4. Vielleicht hülfe es der Freundin Deiner Lebensgefährtin, oder Euch, sie mit dem Gesang des schmalzigen Barden zuzudröhnen.

5. Sollte 4. nicht zutreffend sein, so denke ich, muss von einer mentalen Schädigung der Betroffenen durch Hören seiner Schlager ausgegangen werden.

6. Dagegen sind Hopfen und Malz nicht verloren.

7. Unrecht haben für gewöhnlich die, die unbedingt Recht haben wollen.

rincewind

Zitat von: artbars am 20. Juni 2009, 23:34:30
7. Unrecht haben für gewöhnlich die, die unbedingt Recht haben wollen.

Tipp: Dann würde ich hier nicht so rechthaberisch auftreten. Nur so als kleinen taktischen Rat.

Hema

Zitat von: artbars am 20. Juni 2009, 23:34:307. Unrecht haben für gewöhnlich die, die unbedingt Recht haben wollen.

Na, das ist aber mal ein Kriterium.

Das taugt noch nicht mal für die politische Diskussion.
Viele Dinge kann man überprüfen, sollte oder muss das sogar, wenn es um ernste Dinge geht. Fakten, Belege entscheiden, wer recht hat, nicht ein Verhalten.

Au Backe. $)

hafmag

Das ist ja wirklich interessant mit dem Milch und dem Calcium. Ich dachte immer Milch enthält besonders viel Calcium und deshalb für Kinder im Wachstum wichtig, da ja die Knochen Calcium zum wachsen benötigen. Ich glaube ich werde mir mal eines der vorgeschlagenen Bücher genauer ansehen. Ich musste auch schon einmal Verla Vital Calciumtabletten nehmen, weil ich einen calciummangel hatte. Die Tabletten haben bei mir aber wirklich sehr gut geholfen. Das mit der Milch und dem Calcium werde ich mir jetzt auf alle Fälle noch einmal genauer anschauen.

Timmorn

Zitat von: artbars am 20. Juni 2009, 23:34:30
2. Es gibt Patienten, die Milch wegen ihrer Lactosesensibilisierung meiden müssen. Milch ist also nicht immer gut.
Ziemlich viele Menschen sind sogar Laktoseintolerant:



Conni

 
Man muss auch bedenken, dass bei der Herstellung von Milchprodukten die Laktose zu Laktat (Milchsäure) abgebaut wird. Das ist dann für Laktoseintolerante verträglich.

amphibol

Zitat von: Timmorn am 01. Dezember 2009, 19:56:01
Zitat von: artbars am 20. Juni 2009, 23:34:30
2. Es gibt Patienten, die Milch wegen ihrer Lactosesensibilisierung meiden müssen. Milch ist also nicht immer gut.
Ziemlich viele Menschen sind sogar Laktoseintolerant:

Was übrigen ein großartiges Beispiel dafür ist, wie die Kultur und die Ernährungsgewohnheiten die Evolution des Menschen beinflussen.

Esojäger

Über Lebensmittelchemie weiss ich wenig bis gar nichts. Eines aber weiss ich bestimmt:

Ich habe Milch noch nie gemocht ! Wenn ich sie nur rieche, kommt mir der Magen hoch !

Wenn's nach mir ginge, müssten alle Milchbauern von Hartz IV leben.

Für Katzen ist Milch übrigens nicht das geeignete Getränk. Meine Katze Maja (siehe Bild) bekommt keine Milch, sondern nur klares Wasser.

verhatlensoriginell

Zitat von: Timmorn am 01. Dezember 2009, 19:56:01
Zitat von: artbars am 20. Juni 2009, 23:34:30
2. Es gibt Patienten, die Milch wegen ihrer Lactosesensibilisierung meiden müssen. Milch ist also nicht immer gut.
Ziemlich viele Menschen sind sogar Laktoseintolerant:




Eigentlich waren sogar früher alle Menschen lactoseintolerant, und das wir es nicht mehr sind ist ein Ergebniss der Evolution. So zumindest die Theorie von R. Dawkins

ZitatDiese Bevölkerungsgruppen die auch heute keine Lactose vertragen haben in der Regel in ihrer Vergangenheit keine Weidewirtschaft betrieben. Allerdings hat diese Regel auch aufschlussreiche Ausnahmen: Die Ernährung der Massai besteht aus kaum etwas anderem als Milch und Blut, und deshalb sollte man denken, dass sie Lactose besonders gut vertragen. Aber das ist nicht der Fall, vermutlich weil sie die Milch gerinnen lassen, bevor sie sie verzehren. Gleiches gilt für den Käse: Aus ihm wird Lactose durch Bakterien zum größten Teil entfernt. Das ist ein Weg, um die unangenehmen Wirkungen zu beseitigen - man beseitigt die Substanz selbst. Der zweite Weg führt über eine Veränderung der Gene.

Geschichten vom Ursprung des Lebens, Richard Dawkins, Seite 57

Nur so am Rande wenn es auch nicht ganz zum Thema passt