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Krise in der Ukraine

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Begonnen von RPGNo1, 18. Februar 2022, 18:04:53

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RPGNo1

Schreibtischgeneral Vad gibt in der rechtspopulistischen Schweizer Zeitschrift "Die Weltwoche" seine Expertise ab und erklärt die militärische Lage in der Ukraine sowie den Zustand der russischen Armee.

ZitatTrotz der offensichtlichen Missstände in seiner Armee hat Putin die militärische Oberhand und die Lage im Griff: Die Ukraine kämpft verzweifelt an einer 1200 Kilometer langen Frontlinie von Charkiw über Donezk bis Cherson, während die Russen bestimmen, wann, wo, wie und mit welchen Kräften sie angreifen.

Dazu kommt die weitgehende Luft- und Seeherrschaft Russlands.

Und die Verfügbarkeit viel grösserer personeller und materieller Ressourcen als die Ukraine – trotz westlicher Waffenlieferungen, die allerdings über rund 800 Kilometer von Polen bis in die Kampfgebiete – unter dem Feuer der Russen – verbracht werden müssen.

https://weltwoche.ch/daily/die-russische-armee-sei-in-desolatem-zustand-heisst-es-in-den-medien-ist-das-so-nicht-so-schnell/

Wie hat es diese Person bloß zum General und Berater Merkels gebracht? Den Typen hätten sie lieber in irgendeiner Schreibstube in einer Kaserne als Bürochef einsetzen sollen.

Nachtrag: Ich verstehe auch die deutschen Medien (Focus, n-tv, etc) nicht, dass sie Vad immer wieder seine Ergüsse vermischt mit Defätismus (nicht Realismus!) verbreiten lassen, obwohl ja selbst für den militärischen Laien seit Monaten sichtbar ist, dass er ein ums andere Mal mit seinen Einschätzungen vollkommen daneben lag.  Ganz im Gegensatz übrigens zu den täglichen Tweets des britischen Geheimdienstes.

Scipio 2.0

ZitatWie hat es diese Person bloß zum General und Berater Merkels gebracht?

Die Frage stelle ich mir schon länger...

Und auch, warum ihm keiner aus der Generalität kontra gibt?

sailor

Die Frage nach der medialen Abwesenheit der BW in diesem Konflikt lässt sich mit einem Blick auf die IBuK ganz leicht beantworten. Darüber hinaus ist seit 30 Jahren die "Erklärfunktion" des Militärs in parteiübergreifend nicht erwünscht, also wirds auch nicht ausgebildet und es gibt dafür keine Karrierepunkte... sondern man kann als General im Dienst nur verlieren.

Vad ist ein Idiot, der nicht mal taktische Karten lesen kann. Die russen greifen nicht an, wo und wann sie können, sondern sie greifen nur noch dort an, wo sie sich ohne Angst vor Beschuss versorgen können. Das ist bei Charkiv, wo es im Grenzstreifen hin und her geht und vor Donezk, wo die Ukrainer die Lager und Aristellungen in der Großstadt aufgrund anwesender menschlicher Schutzschilder Zivilisten nicht beschiesst. Die Größe der russischen Operationen und der Kräfteansatz ist seit Monaten rückläufig. Mehrere BTG in einem Vorstoß habe ich seit Wochen nicht mehr gesehen, die letzte große Verstärkung der russischen Verbände durch das 3. Korps (aus den Freiwilligen-"Batallioen" der Regionen gebildet) hat bisher die Front nicht erreicht und die bisherigen Meldungen über deren Performance im Trainingslager lesen sich sehr ... russisch (schon mittags besoffen, Bevölkerung belästigt, kaum Trainingsaktivität). Der Kommentar zum Heranschaffen der westlichen Unterstützung über 800 km "unter dem beschuss der russen" zeigt auch, wie viel der gute General von Logistik versteht: 800 km sind für Lastwagen und Züge überhaupt kein Problem, unter Missachtung europäischer Arbeitszeiten schafft ein LKW diese Strecke an einem Tag. Darüber hinaus werden kritische Güter per Flieger geliefert; MRLS-Munition kommt nur so. Der Beschuss der russen auf die Logistik hat bisher 2(!) Bahnhöfe voller Zivilisten getroffen, aber nicht flächig Straßen und Schienen zerstört.

Frontlinie: Die ist auf der Karte so lang, aber keineswegs durchgehend. So sind viele Flüsse/Gewässer Teil der Linie und die Truppen beider Seiten kämpfen hauptsächlich um Straßen, Dörfer, Höfe. Dazwischen gibts Felder und offene Flächen, die mit Minen und Feuer gesichert werden. Die Ukraine scheint auch mit der "Offensive" jetzt eine extrem sichere Strategie zu fahren, die Minimierung eigener Verluste steht absolut im Vordergrund. Trotzdem operiert die ukrainische Armee auf niedriger taktischer Ebene durchaus offensiv, div. Landstriche wechseln immer wieder den Besitzer. Für das Gebiet westlich des Dnipro treibt die Ukraine das logistische "Aushungern" derzeit auf die Spitze, gestern war artilleristisch von einer Offensive die Rede, man hört und sieht aber nix richtiges über Vorstöße der Bodeneinheiten. Wahrscheinlich will man die russen wirklich windelweich klopfen, bevor man losgeht... und wahrscheinlich weiss man in Kiew etwas über die Befehle der russen in dem Gebiet, denn anscheinend fürchtet man nicht, dass die sich einfach wieder zurückziehen. Eventuell hat putin ein Halten um jeden Preis befohlen... teuer wirds auf alle Fälle, ihr schweres Gerät bekommen die russen absehbar nicht über den Dnipro. Aber das ist derzeit Kaffeesatzleserei.

RPGNo1

Mir ist ein Gedanke gekommen. Eventuell greift für Erich Vad auch das Peter-Prinzip: ,,In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen." Oder auch: ,,Nach einer gewissen Zeit wird jede Position von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen."

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip

sailor

Nein, glaube ich nicht. Dazu ist entgegen aller Unkenrufe das Auswahlsystem zu rigide, ich habe da ganz andere Leute gesehen, die es nicht so weit geschafft haben.

Ausserdem wissen wir nicht, wie er in seiner Beraterfunktion war. Dort musste er nur Wissen aus der BW weitergeben und ggf. erklären, hat aber nicht selbst analysiert... die meisten "Rohanalysen" kann man keinem zumuten, der nicht länger beim Militär war, diese Dinge müssen übersetzt und runtergebrochen werden.

Ich denke eher, das Vad zu viel Höhenluft geschnuppert hat und seine eigene Rolle und Fähigkeit deshalb massiv überschätzt. Diese Art "Größenwahn" habe ich öfter erlebt und normalerweise gibts dann immer einen reifen Vorgesetzten, der den "jungen Spritzer" mal sanft aber bestimmt einnordet. Vad hat auf seine Art eine sehr ungewöhnliche Karriere hingelegt und dabei öfters am rechten Rand gekuschelt. Gleichzeitig wird er in seiner Rolle beim Bundeskanzleramt relativ autark gelaufen sein... Anscheinend ist er über Jahre in CDU-Nähe der BW entwachsen, er war 14 Jahre lang ohne Unterbrechung im politischen Berlin eingesetzt. Da war keine Truppenverwendung mehr dazwischen, seine CDU-Mitgliedschaft hat ihm auch den Merkelposten beschafft. Dort sollte eigentlich jemand anderes hin.

Scipio 2.0

ZitatMehrere BTG in einem Vorstoß habe ich seit Wochen nicht mehr gesehen, die letzte große Verstärkung der russischen Verbände durch das 3. Korps (aus den Freiwilligen-"Batallioen" der Regionen gebildet) hat bisher die Front nicht erreicht und die bisherigen Meldungen über deren Performance im Trainingslager lesen sich sehr ... russisch (schon mittags besoffen, Bevölkerung belästigt, kaum Trainingsaktivität).

Hm... wir geben also die moderne Ausrüstung die wir haben in die Hände von ... sagen wir mal mäßig geeignetem Personal und senden beides (wie man hört) ohne brauchbare Ausbildung und Führung gen Feind. Klingt für mich so, als könnten sie die Ausrüstung gleich der UA übergeben.

RPGNo1

ZitatDer Generalinspekteur der Bundeswehr warnt davor, das militärische Potenzial Russlands zu unterschätzen. Obwohl derzeit viele Truppen in der Ukraine gebunden seien, verfüge Moskau sogar noch über die Möglichkeit, an einem weiteren Kriegsschauplatz zu kämpfen.

https://www.n-tv.de/politik/Zorn-Russlands-Militaer-koennte-zweite-Front-eroeffnen-article23559105.html

Tu quoque, Ira?

Scipio 2.0

Da stellt sich mir sofort die Frage warum Russland eine zweite Front aufmachen sollte, wenn die Kräfte kaum für die erste ausreichen?

Daggi

Transnistrien/Moldawien, Georgien

PeterPan

Zitat von: RPGNo1 am 31. August 2022, 18:14:10
ZitatDer Generalinspekteur der Bundeswehr warnt davor, das militärische Potenzial Russlands zu unterschätzen. Obwohl derzeit viele Truppen in der Ukraine gebunden seien, verfüge Moskau sogar noch über die Möglichkeit, an einem weiteren Kriegsschauplatz zu kämpfen.

https://www.n-tv.de/politik/Zorn-Russlands-Militaer-koennte-zweite-Front-eroeffnen-article23559105.html

Tu quoque, Ira?

Was ist das denn für eine Nullaussage? Ja, Russland könnte jetzt noch den totalen Krieg anfangen wenn es den möchte.  :skeptisch:

Es gab doch schon am Anfang des Krieges eine Aufstellung der Truppen Russland und deren grobe Stationierungen und wer und wieviele am Ukraine-Krieg beteiligt sind. Es gibt auch keine Berichte das massenhaft von anderen Grenzen Richtung Ukraine geschoben wird. Vollkommen nutzlos der Artikel.

edit.
Abgeschickt und den Rest vergessen.

Deutschland hat ein Geheimdienst- und Spionageproblem.

Putins Spione sollen Waffenausbildung von Ukrainern ausgespäht haben
https://www.tagesspiegel.de/politik/russische-geheimdienste-in-deutschland-putins-spione-sollen-waffenausbildung-von-ukrainern-ausgespaeht-haben/28629908.html

Der Zeit-Artikel ist hinter Paywall. Deshalb nochmal aus dem Focus der Bezug auf den Zeit-Artikel nimmt.

ZitatTwo leading officials in #Germany's Economy Ministry are under suspicion of working for #Moscow, both in key positions for German energy security. They apparently had a very pro-Russian stance and even obstructed Habeck's policies in the last months.
https://twitter.com/jakluge/status/1564917565624930305

https://www.focus.de/politik/deutschland/im-bundeswirtschaftsministerium-verdacht-auf-russische-spione-in-der-regierung-habeck-schaltet-verfassungsschutz-ein_id_138168185.html

RPGNo1

ZitatDer russische Ölkonzern Lukoil sprach sich früh gegen den Ukrainekrieg aus. Nun soll Vorstandschef Maganow beim Sturz aus einem Krankenhausfenster ums Leben gekommen sein. Es ist nicht der erste Todesfall dieser Art.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/moskau-lukoil-vorstandschef-nach-sturz-aus-einem-krankenhausfenster-gestorben-a-00abb10a-1013-4265-9c20-1a6bce8fbe29

Fenstersturz. Ja nee is' klar.

sailor

Argh, wenn man ungebildeten Schreiberlingen die Wortfetzen des GenInsp hinwirft^^

Zorn hat einerseits recht, große Teile der Marine und Luftwaffe sind formal nicht involviert. Die Schlussfolgerung ist in ihrer Vereinfachung falsch. Mit LW und M kann russland selbstverständlich eine See/Luftfront/Konflikt eröffnen... nur eine Bodenfront wird sehr schwer werden. Man muss immer schauen, welche Kräfte gemeint und welche Möglichkeiten diskutiert werden. russland kann im Baltikum und Finnland oder auch Polarmeer sehr wohhl mit Fliegern aller Coleur für Unruhe sorgen... oder mit den paar Rostkähnen die noch schwimmen. russland ist aber derzeit nicht in der Lage, eine größere Bodenfront mit typischen Heereseinheiten zu bedienen. Hier ist absolut alles brauchbare Material in der Ukraine gebunden, sehr wahrscheinlich auch mittlerweile die Ausbildungskader, womit eine ordentliche Regeneration (Ausbildung der Wehrpflichtigen und Personalgewinnung aus diesem Pool) nicht mehr möglich ist.

Transnistrien: Dort stehen 1.500 russen mit Material aus den 80igern plus transnistrische "Milizen". Mit ihrer derzeitigen Kampferfahrung sollte ein angriff von dort für die Ukrainer ein mäßig anstrengender Arbeitstag werden... Wobei im Ergebnis russland diese Marionette noch verlieren könnte, wenn die 1500 erstmal 200/300 sind.

Georgien: Das war beim letzten Mal ein enormes Chaos auf russischer Seite und die sonst dort stehenden Heeresverbände sind derzeit in der Ukraine. nur mal als Beispiel: russland hat bereits die Marineinfanterieverbände aus Murmansk und Wladiwostock in der Ukraine stehen, dazu auch Panzer- und Mechanisierte Infanterie aus Fernost. Es gibt aus dem Truppenpool der russischen Armee vom Jan 22 keine offensichtlichen Reserven mehr, alle dort aufgeführten Kampfverbände stehen oder standen schon im Gefecht in der Ukraine. Es gibt keine "sibirischen Divisionen" mehr, die zu Weihnachten die Front retten... die Zahlen passen da einfach alle zusammen. Bei knapp 50.000 gefallenen russen kommen geschätzt noch mal 100.000 dazu, die temporär ausfallen (Verletzt, desertiert, versprengt, gefangen). Alle aus Kampfeinheiten, die ohne Wehrpflichtige sowieso nicht auf Sollstärke waren. Dazu sind die russischen Einheiten bei gleicher Benennung kleiner als die westlichen. Ein Bat hat dort schon regulär keine 800 Mann wie im westen, sondern eher 600. Ohne Wehrpflichtige eher 300-400... Die fahren zwar mit BMP/BTR/BMD vor, aber da sitzt keine/kaum Infanterie drin, sondern nur Fahrer, Richtschütze. Und gerade die beste Infanterie, die Luftlande- und Marineinfanterie hat in den ersten Monaten richtig geblutet, weil sie noch die besten Ist-Stärken hatten... weil sehr viele Zeitsoldaten statt Wehrpflichtige.

HAL9000

Zitat von: RPGNo1 am 01. September 2022, 11:49:08Fenstersturz. Ja nee is' klar.
Ein Fenstersturz wird es schon gewesen sein. Nur ist halt stark davon auszugehen,
dass dieser nicht ganz freiwillig und zusätzlich extern unterstützt war.

Max P

Zitat von: HAL9000 am 01. September 2022, 14:28:12
Zitat von: RPGNo1 am 01. September 2022, 11:49:08Fenstersturz. Ja nee is' klar.
Ein Fenstersturz wird es schon gewesen sein. Nur ist halt stark davon auszugehen,
dass dieser nicht ganz freiwillig und zusätzlich extern unterstützt war.

Hoffentlich dauert dieser Krieg nicht so lange wie der nach dem Fenstersturz in Prag...

RPGNo1

Putin kriegt den Hals nicht voll.

ZitatRussland droht Moldau mit militärischen Maßnahmen, sollte die Sicherheit russischer Truppen in der von Separatisten beherrschten Region Transnistrien bedroht werden. Damit riskiere Moldau einen militärischen Konflikt mit Russland, erklärte Außenminister Sergej Lawrow.

https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-russland-droht-moldau-mit-militaerischen-massnahmen-a-55afc6ca-2e5a-44b1-95a2-bb63ebf68716