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Psychoanalyse

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Begonnen von psyanthro, 12. Oktober 2021, 14:35:57

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Typee

Zitat von: Scipio 2.0 am 27. Januar 2023, 07:50:59Nach persönlicher Erfahrung scheinen pseudowissenschaftliche Methoden unter Psychologen ziemlich weit verbreitet zu sein. Außerdem hat mir praktisch jeder Psychologe irgendwas anderes zu meinen Beschwerden erzählt, was mir nicht wirklich den Eindruck vermittelt hat, dass die wissen was sie da tun.

Mein Eindruck, ohne Insider gewesen zu sein: (einige) Psychologen und alle Psychoanalytiker teilen einen Denkfehler: für gewöhnlich betrachtet man ein Phänomen und erdenkt dann einen Begriff dafür. Jene erdenken einen Begriff und halten ihn für ein Phänomen. 


The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Scipio 2.0

Ich hatte bei meinen Behandlungen im übrigen häufig das Gefühl, dass man gar nicht so richtig auf meine Sorgen und Nöte eingeht sondern mich eher als eine Art Werkstück betrachtet. Gerade bei der letzten Psychologin hatte ich diesen Eindruck sehr stark.

Schwuppdiwupp

Bist du schon mal zu einer psychiatrischen Klinik gegangen? Kennst du diese Seite: Depressionsliga?
Ach, was weiß denn ich ...

Scipio 2.0

Nein, davon habe ich bis jetzt noch nichts gehört.

Schwuppdiwupp

Vielleicht findest du auch diese Podcast-Serie hilfreich: NDR Info: RAUS AUS DER DEPRESSION | Torsten Sträter: Depression bei Männern

Zitat,,Es war wie der Jakobsweg", sagt Komiker Torsten Sträter heute über seinen Gang zum Arzt. Die erste Depression hatte er in den 90ern. Hoffnungslosigkeit und Angst schlichen sich in sein Leben. Doch die Behandlung beim Arzt, auch mit Medikamenten, half – die Depression ging zurück. Sie kommt aber auch immer wieder zurück. Wie das ist, mit Depression bei Männern, mit dem Humor und mit Medikamenten bei Depression – darüber spricht Torsten Sträter mit Harald Schmidt, der auch in der letzten Folge der dritten Staffel dieses Podcasts seinen Gast als Schirmherr der deutschen Depressionshilfe begrüßt.
Ach, was weiß denn ich ...

zimtspinne

@ Scipio

Schade, dass du dich nicht gut aufgehoben gefühlt hast bei deinen bisherigen Psychologen. Wahrscheinlich ja Psychotherapeuten.

Ist ja kein Geheimnis, dass kaum jemand auf Anhieb einen passenden findet und die Suche oft jahrelang geht.

Möglicherweise sind auch die Erwartungshaltungen unrealistisch. Dazu schreib ich evtl später noch was.

Hast du konkrete Kritikpunkte, was hätte anders laufen können/sollen?
Oder meinst du das unspezifisch, so als Gesamteindruck?

Ich habe ja bisher nur zwei Psychotherapeuten kennengelernt, nein, drei sogar. Bei einer hatte ich 2 oder 3 Probestunden und dann wurde ich rausgeworfen, da ich eine verlangte Überweisung nicht (wie angekündigt) beigebracht hatte. Konsequentes Handeln - finde ich total in Ordnung.
Im Nachhinein deute ich mein Zögern (zuerst hielt ich das ja für meine ganz normale Aufschieberitis und Trödelei, ich kann aber auch anders, wenn mir Dinge wirklich wichtig sind) als unstimmige Chemie.
Mir gefiel nicht, wie sie schon in den Probesitzungen mich dauernd in bestimmte Richtungen zu manövrieren versuchte.
Ich war doch da wegen X, warum rede ich die ganze Zeit über A, B, C, Y und Z und nicht über X?
Mein späterer Therapeut wäre damit komplett anders umgegangen. Der hat mit mir immer über das gesprochen, was mir gerade wichtig war, ohne mich in bestimmte Richtungen zu drängen. Es ging dain, wohin ich wollte.
In den Details dieser Richtungen drängelte er dann natürlich schon manchmal und wurde mir auch mal reichlich unbequem. Vermutlich muss das so sein, soll ja keinen Spaß machen ;)

Ich finde das aber auch verwirrend, wie krass unterschiedlich jeder Therapeut vorgeht und demzufolge auch der Ablauf ist.
Als ob es so etwas wie leitliniengerechte Behandlung und Therapiekonzepte nicht gäbe.... jeder macht stattdessen, was er/sie will. Ich hatte immer Verhaltenstherapie-Ansätze, hätte sich also gleichen ähneln sollen. Irgendwie. Ein bisschen zumindest.

In der restlichen Medizin läuft das halt anders. Auch wenn die einzelnen Ärzte sich in ihren Abläufen und Herangehensweisen unterscheiden, erkennt man doch immer den roten Faden und so etwas wie ein Grundkonzept. Ein Fundament, auf dem nach Plan aufgebaut wird, ist erkennbar, bei aller Individualität.
Ist eigentlich auch bei Psychiatern so. Auch wenn die schon noch speziell sind.
Reality is transphobic.

Scipio 2.0

Das hier:

ZitatMir gefiel nicht, wie sie schon in den Probesitzungen mich dauernd in bestimmte Richtungen zu manövrieren versuchte.

und das hier:

ZitatIch war doch da wegen X, warum rede ich die ganze Zeit über A, B, C, Y und Z und nicht über X?

Fast es recht gut zusammen. Oben drauf kommt noch, dass viele Therapeuten nicht so wirklich ein Verständnis für ADHS haben bzw. für die Folgen die das mit sich bringt. (Wenn das denn überhaupt stimmt, was man vielleicht auch noch mal überprüfen sollte.)

Dann gab es noch den Umstand, dass ich viele mal den Therapeuten wechseln musste. Dies hat dazu geführt, dass ich den Therapeuten immer alles von neuem erklären musste, meiner Meinung nach hat das auch zur Verstärkung der Depression beigetragen.

So richtig Impakt hatten die Maßnahmen auch nie. Medikamente darf ich wegen meines Herzfehlers auch keine nehmen.




eLender

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 27. Januar 2023, 07:14:28Das kann ich nicht bestätigen. Wissenschaftliche Methodik und Statistik wird im Psychologiestudium deutlich ausführlicher und detaillierter gelehrt als im Medizinstudium. Kann ich aus eigener Erfahrung berichten (schon im ersten Semester Psychologie im Nebenfach hab ich davon deutlich mehr gelernt als im gesamten Medizinstudium)
OK, ich muss etwas präzisieren (und dabei immer noch spekulieren): ich meinte dabei die Psychotherapie, die ja nur von Psychologen und Psychiatern (Ärzten) durchgeführt werden darf. Da kann ich mir vorstellen, dass beide Berufsgruppen eher unterschiedliche Ansätze verfolgen, vor allem die "analytischen" Ansätze sollte man eher bei Psychologen erwarten. Kann aber auch total anders sein, was ich aber nicht glaube. (Ich habe das nur so in Erinnerung, muss nochmal schauen, wo ich das mal so gelesen habe)

Und zur Methodik Psychologie / Medizin auch nur eine spekulative Einschätzung: Psychologie wurde / wird eher in den Bereich der Sozialwissenschaften eingeordnet (das ist nicht überall so). In den Sozialwissenschaften gibt es einige methodische Kurse; da wird dann meist geklagt, man hätte ja nicht so ein Studium gewählt, bei dem sooo viel Mathematik verlangt wird ;)  Man versteht sich ja als Wissenschaft, da sollte dann auch Wissenschaftsmethodik (u.a. auch Statistik) gelehrt werden.

Die Medizin ist ja so etwas wie eine angewandte "Wissenschaft", auf wissenschaftsmethodische Aspekte wird man nicht so viel Wert legen (können), man hat ja mit dem praktischen Wissen schon viel zu lernen. Das mag aber bei bestimmten Schwerpunkten anders aussehen. Das sind alles nur Tendenzen und man findet beides bei beidem. Mal mehr, mal weniger.

Und in der Praxis spielt Evidenz eher eine Rolle (die Eierköpfe können ja im gemütlichen Elfenbeinturm ungestört phantasieren). Medizin (und die, die das bezahlen sollen), verlangt ja auch zunehmend nach Evidenz. So tendenziell.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

zimtspinne

Zitat von: eLender am 26. Januar 2023, 23:12:45
Zitat von: zimtspinne am 26. Januar 2023, 18:38:19ist es nicht nebenbei auch so, dass Analytiker mit Psychos verfeindet sind?
Ich könnte mir vorstellen, dass die PA eher von Psychologen für Therapien verwendet wird, und dass Psychiater das eher als Mumpitz ansehen. Die haben ja zumindest eine Vorstellung von Evidenz. Bei anwesenden Psychiatern bin ich mir da sogar sicher ;)
Ja, das wäre durchaus möglich.
Ich hätte eher angenommen, das war ein Geraffel zwischen den unterschiedlichen Psychotherapie-Verfahren.... insbesondere analytische PT/Psychoanalyse und tiefenpsychologische PT.... aber keine Erinnerung, könnte auch das schwurbellastige Psychologenzeugs grundsätzlich gewesen sein.

Es gibt allerdings auch naturwissenschaftlich orientierte Psychologie. Auch experimentelle Psychologie genannt.
Und evolutionäre Psychologie, die natürlich auch nicht empirisch gesättigt daherkommt. Muss man leider sagen.

aha, Psiram unterhält eine eigene Psychiatrie? Das hättest du mal besser nicht verraten.
Wer ist denn der Psychiater, die Bohne? Ich hätte eher auf Peiresc getippt. Der macht so einen Eindruck.

Reality is transphobic.

Peiresc

Zitat von: eLender am 27. Januar 2023, 18:50:29Da kann ich mir vorstellen, dass beide Berufsgruppen eher unterschiedliche Ansätze verfolgen, vor allem die "analytischen" Ansätze sollte man eher bei Psychologen erwarten. Kann aber auch total anders sein
Bisher war es so, dass man nach dem Staatsexamen als Psychologe oder Arzt eine Psychotherapie-Ausbildung bei einem registrierten Ausbildungsinstitut der eigenen Wahl begonnen hat. Das kostet die lächerliche Summe von ein paar zehntausend Euronen (am teuersten und längsten bei, man ahnt es, der Psychoanalyse). Durchaus plausibel wäre also für die Analytiker ein Selbstverständnis als Elite (wir gehen in die Tiefe, an die Ursache, und die anderen stümpern mit den Symptomen herum) – bzw. eine durch nichts gerechtfertigte Hochnäsigkeit (von außen gesehen).
Das ist aber mit Sicherheit total vereinfacht und überspitzt 😉. Empirische Untersuchungen dazu kenne ich nicht.

Es kann sein, dass dieser oder jener Arbeitgeber die Ausbildung bezuschusst, verbunden mit einer Verpflichtung des Bewerbers, das hinterher noch ein bisschen abzuarbeiten. Und es ist eine Reform der Psychotherapeutenausbildung angedacht. Einzelheiten weiß ich dazu nicht.

Zitat von: zimtspinne am 27. Januar 2023, 19:10:38Ich hätte eher auf Peiresc getippt
ähm, räusper... gelegentlich übernehme ich kommissarisch die Aufgaben des B. P. d. P. T.
(beratenden Psychiaters des Psiram-Teams).

Scipio 2.0

Wenn ich eh schon meine psychischen Probleme anreiße will ich noch über etwas reden was mich schon lange belastet.

Nach der Verteidigung meiner Diplomarbeit hatte mich mein Prof beiseite genommen und mir sinngemäß gesagt, dass meine Arbeit eigentlich so schlecht wäre, dass man mich eigentlich hätte durchfallen lassen müssen aber da er nicht glaubt dass es beim nächsten mal besser wird hätte man mich trotzdem bestehen lassen.

Nun ist es leider so, dass meine Arbeit objektiv betrachtet nicht besonders gut war, immerhin habe ich das Funkgerät was ich da entwickelt habe nie richtig ans laufen bekommen, so das auch keine Tests gemacht werden konnten. Bei der schriftlichen Ausarbeitung habe ich wohl nicht so richtig verstanden worauf es ankommt und die Verteidigung war auch nicht so prall, da ich da schon wusste das meine Arbeit Mist.

Als Kontext sollte man wissen, dass mir das Studium insgesamt schon recht schwer gefallen ist.

Mein Problem ist jetzt, dass ich seit dem das Gefühl habe, dass mir mein Diplom eigentlich nicht zusteht und nagt doch sehr an meinem Selbstvertrauen und meiner Motivation noch irgendwas im Leben zu erreichen und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll...

Es fühlt sich so ein bisschen an, als würde ich final an die Grenzen meiner (intellektuellen) Leistungsfähigkeit gestoßen zu sein. So das wars jetzt mehr geht nicht.

Schwuppdiwupp

1. Meine Diplom-Arbeit war auch nicht der Burner (ich hatte damals eine echte Scheißzeit) und mein Wunsch nach weiterer Forschung mit anschließender Promotion wurde mir auch nur gnadenhalber gewährt. Na und? Interessiert heute keine Sau mehr. (Meine Dissertation habe ich dann doch wider Erwaten ganz gut hinbekommen.)

2. Dein Prof war ein Arsch.

3. Begib dich bitte (!) in eine neurologische / psychiatrische Behandlung. Das kann auch die Notaufnahme einer Psychiatrischen Klinik sein.
Ach, was weiß denn ich ...

Max P

Zitat von: Scipio 2.0 am 27. Januar 2023, 20:57:30Mein Problem ist jetzt, dass ich seit dem das Gefühl habe, dass mir mein Diplom eigentlich nicht zusteht und nagt doch sehr an meinem Selbstvertrauen und meiner Motivation noch irgendwas im Leben zu erreichen und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll...

Ich vermute mal ganz kühn, dass deine Arbeit nicht sooo unterirdisch war, wie du seitdem annimmst. So arschlochmäßig, wie dein Prof sich verhalten hat, hätte er dich doch eiskalt durchfallen lassen, wenn die Arbeit wirklich so saumäßig gewesen wäre. Oder aber er wollte dich tatsächlich durchfallen lassen, aber der Mitprüfer fand deine Arbeit dann doch nicht so indiskutabel, so dass dein Prof sich nicht durchsetzen konnte. Dafür hat er aber wenigstens noch mit einer häßlichen Bemerkung ordentlich nachgetreten...

Auch wenn deine Arbeit vielleicht nicht nobelpreisverdächtig war, war sie aber wohl nicht so schlecht, dass du deinen Abschluss etwa nicht verdient hättest. Dieses Gefühl wollte dein Arschlochprof dir aber eben arschlochmäßig mit auf den Weg geben. Wenn er dich schon nicht hatte durchfallen lassen können.

Ob du deswegen gleich in eine psychiatrische Notaufnahme gehen solltest, wie oben empfohlen, weiß ich nun nicht. Vielleicht wäre es eine gute Idee, erstmal nach einer Selbsthilfegruppe zu suchen, wo du Leute triffst, die ähnliche Probleme haben.




eLender

Zitat von: Scipio 2.0 am 27. Januar 2023, 20:57:30Es fühlt sich so ein bisschen an, als würde ich final an die Grenzen meiner (intellektuellen) Leistungsfähigkeit gestoßen zu sein. So das wars jetzt mehr geht nicht.
Da bist du ganz bestimmt nicht der einzige auf der Welt*. Ich musste sogar schon Sachen aufgeben, weil ich das Ziel nicht erreichen konnte (keine Banalitäten, manchmal habe ich das Gefühl, nur durchs Leben gestolpert zu sein - bis hierher). Bei dir war es halt doof, dass das ausgerechnet beim Abschluss so gesagt wurde, aber immerhin hat es doch noch irgendwie gereicht. Ich weiß auch, dass man nie auf die Dinge stolz ist, die man gerade so geschafft hat, aber was man in der Tasche hat...

Ich würde auch nie zu sehr zurück schauen, Vergessen ist ein Segen, den man auch lernen kann. Du warst in einem anderen Alter und natürlich war das nicht der Endpunkt. Man entwickelt sich immer weiter, man baut ja auf seinen Fehlern und Missgeschicken auf. Das nennt man Fehlerkultur ;)

*Das sieht für dich nur so aus, weil es die allermeisten niemals zugeben würden
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Zitat von: zimtspinne am 27. Januar 2023, 19:10:38Und evolutionäre Psychologie, die natürlich auch nicht empirisch gesättigt daherkommt. Muss man leider sagen.
Das ist leider so, aber die Evolution als Tatsache erlaubt sehr weitgehende Aussagen über evolvierte Systeme (das menschliche Gehirn, dessen Struktur, Motivationen, Neigungen etc.). Solche Aussagen sind dann Deduktionen, die sich aber durch sehr viele Beobachtungen plausibilisieren oder sogar überprüfen lassen. Das ist ja schon mal um einiges mehr, als die PA zu bieten hat. Ich halte die evolutionäre Psychologie am ehesten geeignet, um viele Phänomen (v.a. das Verhalten (und hier z.B. Geschlechtsunterschiede)) letztlich erklären zu können. Bin halt Materialist Dawkinist 8)
Wollte ich nur mal gesagt haben!