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J. K. Rowling und Transgender

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Begonnen von Peiresc, 12. Juni 2020, 04:40:41

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Peiresc

ZitatDie amerikanische Organisation Allianz von Schwulen und Lesben gegen Diffamierung nannte Rowling daraufhin grausam und gefährlich. Sie könne nur Fantastereien gut schreiben. Kritisch äußerten sich auch die Schauspielerin Emma Watson und ihr Kollege Daniel Radcliffe, die in den ,,Harry Potter"-Filmen Hauptrollen gespielt haben. Sie erklärten, man dürfe nicht die Identität von Transsexuellen in Frage stellen.

Das ist ein Ergebnis meiner gezielten Suche. Ich habe danach gesucht, weil ich vorher ein langes Statement von J. K. Rowling gelesen habe. Die Bemerkung von ihr war nicht zufällig, sondern sie ist Ergebnis einer Überzeugung, und sie hat eine lange Vorgeschichte. U. a. sagt sie:
ZitatI'm concerned about the huge explosion in young women wishing to transition and also about the increasing numbers who seem to be detransitioning (returning to their original sex), because they regret taking steps that have, in some cases, altered their bodies irrevocably, and taken away their fertility. Some say they decided to transition after realising they were same-sex attracted, and that transitioning was partly driven by homophobia, either in society or in their families.

Most people probably aren't aware – I certainly wasn't, until I started researching this issue properly – that ten years ago, the majority of people wanting to transition to the opposite sex were male. That ratio has now reversed. The UK has experienced a 4400% increase in girls being referred for transitioning treatment. Autistic girls are hugely overrepresented in their numbers.

https://www.jkrowling.com/opinions/j-k-rowling-writes-about-her-reasons-for-speaking-out-on-sex-and-gender-issues/
M. a. W.: Der Wunsch nach Geschlechtsumwandlung ist ein Ergebnis des gesellschaftlichen Drucks auf Homosexuelle. Das ist zumindest eine Hypothese, die überprüfenswert wäre.

Am Schluss wird sie persönlich:
ZitatWhen I read about the theory of gender identity, I remember how mentally sexless I felt in youth. I remember Colette's description of herself as a 'mental hermaphrodite' and Simone de Beauvoir's words: 'It is perfectly natural for the future woman to feel indignant at the limitations posed upon her by her sex. The real question is not why she should reject them: the problem is rather to understand why she accepts them.'

As I didn't have a realistic possibility of becoming a man back in the 1980s, it had to be books and music that got me through both my mental health issues and the sexualised scrutiny and judgement that sets so many girls to war against their bodies in their teens. Fortunately for me, I found my own sense of otherness, and my ambivalence about being a woman, reflected in the work of female writers and musicians who reassured me that, in spite of everything a sexist world tries to throw at the female-bodied, it's fine not to feel pink, frilly and compliant inside your own head; it's OK to feel confused, dark, both sexual and non-sexual, unsure of what or who you are.

Aber wie bin ich zu diesem Manifest gekommen, und warum steht das unter "Politik und Gesellschaft"?
Es war ein Link im Daily Caller:crazy

Peiresc

Der Tagesspiegel titelt:
ZitatErneut äußert sich die britische Schriftstellerin J.K. Rowling zu Genderfragen – Fans reagieren empört. Ein Blick auf die Argumente ihrer Kritiker*innen. INGA HOFMANN
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/transfeindliche-tweets-von-j-k-rowling-bestsellerautorin-zieht-wut-von-queeren-harry-potter-fans-auf-sich/25903810.html
Und der ganze Beitrag ist danach. Ich schlage dem Tagesspiegel vor, auch mal einen Blick auf die Argumente von J. K. Rowling zu werfen.



Sauropode

Was mich verwirrt: Wenn das Geschlecht angeblich nur eine gesellschaftliche Konstruktion ist, dann braucht man doch nicht medizinisch invasiv zu agieren, und das Geschlecht, was es ja nicht gibt, umzuwandeln????

Conina

Krass, da schein echt Geschlechtsumwandlung zu einer Art Modeerscheinung geworden zu sein. Meine Gedankenlage dazu ist noch ziemlich diffus.
Aber eine Steigerung auf das Vierzigfache ist schon schwer anders zu erklären. Das Emma-Interview macht auch nachdenklich.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Conina

Zitat von: Sauropode am 12. Juni 2020, 08:21:22
Was mich verwirrt: Wenn das Geschlecht angeblich nur eine gesellschaftliche Konstruktion ist, dann braucht man doch nicht medizinisch invasiv zu agieren, und das Geschlecht, was es ja nicht gibt, umzuwandeln????

Es gibt bei dem Thema keine konsistente Logik.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Lt.Havoc

Zitat von: Sauropode am 12. Juni 2020, 08:21:22
Was mich verwirrt: Wenn das Geschlecht angeblich nur eine gesellschaftliche Konstruktion ist, dann braucht man doch nicht medizinisch invasiv zu agieren, und das Geschlecht, was es ja nicht gibt, umzuwandeln????

Menschen, die von einem Geschlecht zum anderen "umgewandelt" werden möchten, leiden unter was in englischen "Gender Dysphoriya" heißt, das ist wenn dein Gehirn dir sagt du bist Frau, aber dein Körper männlich ist (oder halt umgekehrt). Diese psychologische Belastung ist unglaublich hoch. Diese Leute fühlen sich gefangen im eigenen Körper und können daher nicht "ihr" Geschlecht ausdrücken, denn darum geht es eigentlich. Daher ist für viele, die einzige Option, sich einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen.

Und da wir gerade dabei sind, erkläre ich, was es mit dem Ausdruck "Geschlecht ist eine gesellschaftliche Konstruktion" überhaupt Aufsicht hat: In der Biologie gibt es zwei Sexe männlich und weiblich (zum mindestens bei uns größtenteils so Menschen ist das so), wie dieses Männliche und Weibliche zum Ausdruck gebracht wird, das hängt von der Gesellschaft ab , die hat dann auch Geschlechter rollen vorgibt/vorlebt und so weiter. Im Westen ist das halt, das der Mann arbeiten geht und die Frau sich um die Kinder kümmert und das Männer Hosen tragen und Frauen halt Kleider, andere Kulturen/Gesellschaften haben da andere Sichtweisen.

Daher rührt auch das Männer, die Frauenkleider tragen hier oft als "Tunten" tituliert werden, und Frauen die Hosen anhaben, oft als un-Feminine angesehen werden. Das alles aber hat aber nicht so viel mit dem zu tun, was ich oben beschreiben habe. Die Leute die unter Dystrophie leiden, und sich im falschen Körper fühlen, können nicht einfach sich anders kleiden oder benehmen, da das alles nur der Ausdruck ist, aber das innere selbst nicht wiedergibt.


Sauropode

Danke, Herr Oberlehrer!

Trotzdem ist der gesellschaftliche Umgang mit dem Geschlecht kein medizinisches Problem. Es ja sogar so, dass man den Menschen mit so einer OP den Erwartungen anpasst, wieder irgendwas ,,Richtiges" zu sein.

Wer tatsächlich an einer ,,Generdysphoria" leidet, dem soll durchaus geholfen werden, aber erst nach einer gründlichen Diagnose.

Sauropode

Zitat von: Conina am 12. Juni 2020, 08:49:55
Krass, da schein echt Geschlechtsumwandlung zu einer Art Modeerscheinung geworden zu sein. Meine Gedankenlage dazu ist noch ziemlich diffus.
Aber eine Steigerung auf das Vierzigfache ist schon schwer anders zu erklären. Das Emma-Interview macht auch nachdenklich.

Klar, gibt es jene, die tatsächlich im falschen Körper geboren wurden. Aber man soll nicht leichtfertig damit umgehen. Die verabreichten Hormone sind nicht ohne, und die körperlichen Eingriffe irreversibel. Was ist, wenn dann irgendwann Kinderwunsch besteht? Es ist verantwortungslos, wie man so schnell Tatsachen schafft.

Typee

Wir hatten hierzu schon vor Jahren eine Diskussion hier, und weil das Netz nichts vergisst, habe ich sie sogar wiedergefunden. Meine Ansichten kann ich deshalb einfach mal zitieren:

ZitatIch habe schon seit längerer Zeit den Verdacht, dass geschlechtsumwandelnde Eingriffe für manche Betroffene das zugrunde liegende psychische Problem nur von der einen Seite auf die andere verschieben. Das Bewusstsein, im falschen Körper zu stecken, wird ja am ehesten bei Zeitgenossen auftreten, die sich gerade irgendwo zwischen den Polaritäten befinden.

ZitatDie Verkleidung hatte für diese Betroffenen ... nie den Sinn, einer Norm zu widersprechen. Der Transsexuelle will im Gegenteil in eine Normalität, nur eben als Angehöriger eines anderen Geschlechts. Dort sucht er/sie seine/ihre Ruhe, nicht den Thrill: das unterschied ihn immer vom Transvestiten. Und der Transvestitismus wurde und wird immer noch als sexuelle Perversion empfunden.

Dann hat es für den Transsexuellen schon einen gut nachvollziehbaren Sinn, gerade nicht als bunter Vogel wahrgenommen zu werden.

aber auch:

Zitates geht um (mindestens) zwei Populationen, unter denen nur einer wirklich geholfen wird, und das ist die, von der man am wenigsten hört, denn die wollen einfach ihre Ruhe.

Eigentlich sind es sogar mehr als zwei Gruppen. Es geht um wenige, die von einer Geschlechtsumwandlung vorbehaltlos persönlich profitieren, weil für ihre ganz persönliche Situation dies das geeignetste ist, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Es geht um deutlich mehr, die subjektiv der gleichen guten Überzeugung sind, denen aber auf andere Weise besser geholfen wäre, weil sie Gefahr laufen, ihr Problem nur von einem Geschlecht ins andere zu verlagern. Und es geht drittens um ziemlich viele, für die es edler im Gemüt zu sein scheint, sich einer auf besondere Weise definierten Gruppe zurechnen zu dürfen. ...

Unterm Strich:

ZitatAber man soll nicht leichtfertig damit umgehen.
Dem stimme ich vorbehaltlos zu.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Peiresc

Zitat von: Lt.Havoc am 12. Juni 2020, 08:51:01
Menschen, die von einem Geschlecht zum anderen "umgewandelt" werden möchten, leiden unter was in englischen "Gender Dysphoriya" heißt

Das ist keine eingeführte Diagnose. Ich hätte da gerne mal belastbare Erhebungen über Inzidenz, Prognose, Stabilität, Abgrenzung usw. Belastbar meint: peer-reviewed in der Fachliteratur.

Lt.Havoc

Du meist so was hier: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6225591/

oder das hier: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1665579615000071

und noch einen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4807860/

https://www.psychiatry.org/patients-families/gender-dysphoria

Sa wird schon so einiges geforscht zu, aber ist halt noch alles nicht vollständig verstanden. Die Wissenschaft hat lange gebraucht um sich mit diesem Thema zu befassen, obwohl Geschlechtsumwandlung schon seit den 30er Jahren durchgeführt wird und laut historischen quellen schon viel früher stattgefunden haben muss.


Peiresc

Zitat von: Lt.Havoc am 12. Juni 2020, 14:55:21
Du meist so was hier:

Naja, noch nicht ganz. Ich meinte klinische Studien an Patientengruppen, möglichst vergleichend. Ich habe mal die Quellen durchgesehen bei den Links. Da sieht es ausgesprochen mau aus.

Ich zitiere mal aus diesem:
Zitathttps://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4807860/
While data describing pre-pubertal gender nonconforming youth indicate that most do not persist as transgender adolescents or adults, some studies have yielded tentative predictors of persistence. What is missing is information that can be used clinically for predicting individual psychosexual development pathways [8–11].

Sollte das nicht größte Zurückhaltung bei der frühen Implementierung aller irreversiblen Maßnahmen gebieten?

Mein Hauptproblem ist einfach: ,,Man liest so viel im Internet, vielleicht habe ich / hat mein Kind so was?" – Selbstbeurteilungs-Fragebögen sind da keine wirkliche Hilfe. Es ist immer leicht, irgendwas in Leute hineinzufragen, wenn sie unsicher sind.

Lt.Havoc

Gebe ich dir schon recht das dort mehr geforscht werden muss und eine Klinische Studie würde da helfen. Und ja, man sollte sich nicht selbst diagnostizieren, sondern gleich Experten aufsuchen. Das ist aber halt nicht immer so einfach, nicht jeder Psychologe oder Psychiater kann mit so einem speziellem Thema umgehen und dann ist ja auch das Problem, den schritt überhaupt erstmals zu machen, sich einen Experten zu suchen, da herrscht ja immer noch ein Stigmata vor (zu mindestens in Länder wie den USA, wo es mit Gesundheitssystem soweit so beschissen ausschaut und Menschen, die sich Psychologische Hilfe suchen, sofort als Verrückt und schwach gelten).

Ich selbst kann aber halt nur sagen, das es aber im Grunde genommen egal sein sollte, was Erwachsene Menschen mit Ihrem Körper anstellen, das geht mich nichts an, ob die ihr Geschlecht ändern wollen und dann halt wieder zurück. Wir leben in einer zeit, in der der Menschliche Körper enorm formbar geworden ist und es etliche Möglichkeiten gibt, diesen zu ändern und ich glaube das es niemand zusteht, darüber ein Urteil fällen zu dürfen.


Peiresc

Zitat von: Lt.Havoc am 12. Juni 2020, 16:43:25
nicht jeder Psychologe oder Psychiater kann mit so einem speziellem Thema umgehen
Das ist sicher korrekt, und das wird auch so bleiben. Eine Krankheit/Störung, die eine Prävalenz von 3/100.000 hat, sollte nur in Zentren/von Spezialisten behandelt werden (zumal die Notwendigkeit einer dringlichen körperlichen Therapie kaum vorstellbar ist).

ZitatIch selbst kann aber halt nur sagen, das es aber im Grunde genommen egal sein sollte, was Erwachsene Menschen mit Ihrem Körper anstellen, das geht mich nichts an
Komfortabel, und für jeden Dienstleister völlig ausreichend. Aber nicht in der Medizin. Um mal kräftig auf den Putz zu hauen: nil nocere (vor allem nicht schaden), und salus [et voluntas] aegroti suprema lex (Wohl [und Wille] des Kranken sind oberstes Gesetz).
Ich hätte da eher Bedenken gegenüber einem Aktionismus.