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Lynkeus - Das Vierte Reich

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Begonnen von Yadgar, 28. September 2019, 18:31:33

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Scipio 2.0

ZitatGleichwohl wenn sich einmal ein Gedanke als zutreffend herausgestellt hat, dann wird dieser auch mit aller Kraft umgesetzt. So wird nicht lang gefackelt und zum Beispiel neue Brücken oder Flughäfen in Null-Komma-Nix umgesetzt - koste es, was es wolle. Wo in den auch so freiheitlichen, westlichen Demokratien noch hin und her debattiert wird - die Chinesen ziehen's durch. Ich wage mal die Prognose, dass die bald auch den Umwetschutz in Hinblick auf die Klimaerwärmung konsequent in Angriff nehmen werden.

Ich vermute auch, dass wir es noch erleben werden, dass China wirtschaftlich die Nummer 1 wird.

ich denke, dass diese Konsequenz in der Umsetzung der entscheidende Vorteil Chinas gegenüber dem Westen ist. Der Aufstieg zur wirtschaftlichen Nummer 1 denke ich ist so gut wie sicher, so lange sie keine Fehler machen. Da hindert der Mangel an Kreativität auch nicht wirklich.

ich frage mich allerdings welche Folgen der Aufstieg Chinas haben wird. Hoffentlich wird's nicht schlimmer als mit den USA.

sailor

Nun ja, man sollte sich immer vor Augen führen, dass das "Hin und Her" seine Gründe hat. Denn wenn China ein Großprojekt durchzieht, dann ohne Rücksicht auf Verluste, siehe der Drei-Schluchten-Damm. Allein direkt zum Projekt wurden bis zu 2 mio Menschen umgesiedelt, jetzt folgen nochmal 3 mio. Die Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft (Landwirtschaft, Fischerei) sind enorm, Entschädigungen und Kompensation durch Korruption versickert. Wenn man nun überlegt, dass dies vergleichbar auch bei anderen, kleineren Projekten erfolgt, ist wahrscheinlich, dass in China ein erklecklicher Anteil der Bevölkerung latent unzufrieden ist. Und womit? Mit Recht. Denn es ist auch eigentlich keine Freizügigkeit gegeben, millionen Menschen sind illegal in den reichen Bezirken/Regionen um dort zu arbeiten. China hat die gleichen "Industrialisierungsprobleme" wie "der Westen", nur in einem anderen Maßstab und kaschiert durch einen Repressionsapparat. Dazu kommt noch das Vorgehen in "nichtchinesischen" Regionen, wie Westchina und Tibet...

China hat wahnsinniges Potential und eine einmalige Aufholjagd hingelegt, aber um den Preis massiver latenter Krisenherde. Das jetzige Addressieren des Umweltschutzes ist nicht etwa ein "Geschenk and die Weltgemeinschaft" (die meisten Han-Chinesen halten sich selbst für das größte Geschenk an die Welt^^), sondern reiner Eigennutz, weil die produktivsten Regionen unter massiver Umweltverschmutzung leiden und die wirtschaftlichen Eliten das (aufgrund einer latenten "Verwestlichung") scheisse finden. Man muss was tun, damit die eigenen Leute nicht auf die Idee kommen, sie könnten Dinge besser (oder überhaupt mal) regeln als die KPCh.

Schwuppdiwupp

Ganz so ist es nicht. Beispielsweise galt die Ein-Kind-Politik nur für Han-Chinesen, nicht für die Minderheiten. Die wurden auch im Bildungssystem bevorzugt, was natürlich auch wieder Unmut bei den Han-Chinesen erregte.

Auch sollte man - wie immer - nicht von dem Verhalten der Regierung auf das Verhalten der Bevölkerung schließen. Das klappt in USA genauso wenig wie in China.

Den Umweltschutz nach vorne bringen ist schlichtweg auch in China dem Umstand geschuldet, dass die Folgen unübersehbar wurden. Smog in einem Ausmaß, den es (vielleicht?) so im Westen nie gegebene hat. Zu tausenden ist die Bevölkerung an den Folgen erkrankt und gestorben. Dann bewegt sich auch die politische Spitze.
Ach, was weiß denn ich ...

duester

Zitat von: Schwuppdiwupp am 13. Oktober 2019, 13:40:53
Smog in einem Ausmaß, den es (vielleicht?) so im Westen nie gegebene hat.

Zu einem anderen Zeitpunkt in der Industrialisierung schon: https://de.wikipedia.org/wiki/Smog-Krise_im_Ruhrgebiet_1962

Ruhrgebietler müssen heute noch mal erklären, dass sie mittlerweile wieder weiße Wäsche zum Trocknen raushängen können - knapp sechzig Jahre nach dem Beginn des Zechensterbens.

Ich bezweifele auch, dass wir (in absehbarer Zeit) befürchten müssen, dass China den Weltmarkt beherrscht. Nicht-endogenes* Wirtschaftswachstum ist bis zu einem gewissen Punkt autoritär gut durchzusetzen (s. Chile), aber dann nehmen aufgrund der Vernachlässigung der Einkommens- und Vermögensverteilung die innenpolitischen Probleme zu, insbesondere dann, wenn es - nach Ausschöpfung aller Aufholeffekte - zur Abschwächung des Turbo-Wachstums kommt.


Und dann kommt es zu so amüsanten Versuchen, wie den Bemühungen der Kommunistischen Partei Chinas den Vergleich von Xi Jingping mit Winnie the Pooh zu unterdrücken.  8)

https://mothership.sg/2018/08/christopher-robin-banned-china/

Ist - wie ich finde - ein Grund, mal wieder darauf hinzuweisen, wie viel besser die Welt mit dem Internet geworden ist und wie wichtig es ist, sich jeglicher Zensur bzw. staatlicher Kontrolle des Internets entgegenzustellen. Die meisten humanitären Fortschritte stehen mit Kommunikation im Zusammenhang: Das Rote Kreuz ist entstanden, weil mit den Dampflokomotiven Erlebnisberichte von Kriegshandlungen in die Städte kamen, Amartya Sen hat auf einen Zusammenhang zwischen der Bewältigung von Hungersnöten und einer freien Presse hingewiesen, in Hong Kong bleiben die Proteste am Leben, weil die Leute sich über Messenger dezentral verabreden können, ... . 


*Endogenes versus nicht-endogenes Wachstum: Endogenes Wachstum speist sich aus sich selbst, z.B. durch Investitionen in Bildung.

Schwuppdiwupp

Zitat von: duester am 13. Oktober 2019, 14:11:29
Ruhrgebietler müssen heute noch mal erklären, dass sie mittlerweile wieder weiße Wäsche zum Trocknen raushängen können - knapp sechzig Jahre nach dem Beginn des Zechensterbens.

Ich weiß, ich weiß ... ::)
Ach, was weiß denn ich ...

duester

Zitat von: Schwuppdiwupp am 13. Oktober 2019, 15:53:05
Zitat von: duester am 13. Oktober 2019, 14:11:29
Ruhrgebietler müssen heute noch mal erklären, dass sie mittlerweile wieder weiße Wäsche zum Trocknen raushängen können - knapp sechzig Jahre nach dem Beginn des Zechensterbens.

Ich weiß, ich weiß ... ::)

:prosit

Yadgar

Hi(gh)!

Zitat von: sailor am 30. September 2019, 12:43:33
SU in den 70igern:
Nach dem WK hat die SU Wissenschaftlerstädte (tlw. aus Wissenschaftlergulags umgewandelt) gegründet. In etlichen Fachgebieten konnte die SU damals mit dem "Westen" mithalten, insbesondere in strategischen Bereichen. Davor gabs immer wieder Verirrungen unter Stalin (Lyssenko und anderer), im Großen Terror wurden die klügsten Köpfe teilweise buchstäblich eingeschlagen (Koroljow als Raketeningenieur).

Das stimmt nicht - Koroljow hat die Stalinschen "Säuberungen" nicht nur überlebt, sondern spielte in den 1950er und 1960er Jahren weiterhin eine wichtige Rolle im sowjetischen Raumfahrtprogramm! Woher ich das weiß? Harro ZIMMER: Der rote Orbit - Glanz und Elend der russischen Raumfahrt, Stuttgart (Franckh-Kosmos) 1996

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

sailor

Koroljow wurde 1938 im Rahmen des Großen Terrors vom NKWD verhaftet, gefoltert, zu einem Geständnis gezwungen und unschuldig zu 10 Jahren GULAG verurteilt. "Nach Monaten des Transports erreichte er das berüchtigte Arbeitslager Maldjak (63° 0? N, 148° 14? O) an der Kolyma, wo er fünf Monate verbrachte, fast verhungerte, man ihm die Zähne ausschlug, den Unterkiefer brach und er an Skorbut erkrankte. Anschließend wurde er in eine sogenannte Scharaschka geschickt, ein Speziallager für Wissenschaftler und Ingenieure." Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Sergei_Pawlowitsch_Koroljow#Haft_während_der_Zeit_des_Großen_Terrors

Anderes Beispiel gefällig? Konstantin Konstantinowitsch Rokossowski, einer der erfolgreichsten Generäle der RA im Weltkrieg. https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin_Konstantinowitsch_Rokossowski#Nachkriegsphase_und_Stalinismus