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Aqua.Protect bzw. AQUAECA uä.

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Begonnen von Schattenwirt, 02. April 2018, 19:56:19

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Schattenwirt

hallo Mitlesende
Vor ein paar Tagen ist mir ein Hinweis auf ein angebliches neues Verfahren aufgefallen, um sowohl Wasser zu desinfizieren als auch Planzenschutz ohne Rückstände zu betreiben.
Gefunden hab ich das in der Hauspostille von TeGut, einer Handelskette, die verstärkt Biosachen anbietet.
Dabei ist auch davon die Rede, daß das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft dieses Verfahren prüfen würde und tatsächlich findet man das auch auf den Seiten des BMEL.
Da ich nicht so von Fach bin würde ich gern wissen ob es überhaupt seriöse Informationen darüber gibt.
AquaECA läuft offenbar über Rußland was schon sehr seltsam ist und von Aqua.Protect gibt es ausser dem knappen und nichtssagenden Text auf der Homepage kaum was zu finden.
Das Verfahren will mit Hilfen von Elektrolyse in salzhaltigen Wasser eine desinfizierende Lösung herstellen können.

Wenn so was möglich wäre würde man es nicht mehr anders machen.
Hier...http://www.patent-de.com/20070830/DE102006007931A1.html wird ein Patent genannt - ich kann es aber nicht beurteilen mangels Kenntnisse.
Hier die Firma selbst https://www.aquaagrar.com/produkte/pflanzenschutz/
Vielleicht kann da mal jemand genauer reinschauen.
Ich möchte auf keinen Fall Werbung für Firmen gemacht haben und mir kommt das ganze schon reichlich unseriös vor

skeptische Grüße

Schattenwirt


biomango

Hallo,
ist unseriös. Die Elektrolyse funktioniert schon, das Ergebnis ist eine Chlorbrühe ähnlich der im Hallenbad, die sich nicht für den Pflanzenschutz eignet und viel einfacher vor Ort herzustellen wäre.
Die Behauptung in der Patentschrift dass das Chlor im sauren Medium  haupsächlich zu hypochlorigen Säure ( ClO ) -(nach Gleichung  4) abreagieren würde ist falsch , und selbst wenn hätte man dann halt  eher eine Bleichlauge (WC- Reinger) die die Sache nicht besser macht.

Und das aquassed -Verfahren mit einer angeblichen Veränderung der Wasserstruktur  ist reiner Mumpitz

Schattenwirt

hallo Biomango

Interessant war auch in welchem Zusammenhang das Ganze im Heft stand: Weil bei Biobauern noch Kupfer verwendet wird und das ja als Metall nicht einfach verschwindet und sich anreichert suche man nach Alternativen.
Und dann wurde das Aquadingens erwähnt und eben auch daß das BMEL das Ganze gerade prüfen würde.
Wenn die genannte Summe von 1,3 Mio Euro wirklich zur Prüfung dieses Mumpitz - Verfahren verwendet werden ist das eigentlich schon ein Skandal, der in die Öffentlichkeit gehört. Interessant ist wie raffiniert man das Ganze einfädelt....
(Und ich geh immer noch arbeiten  :( )
Gute Nacht erstmal
Der Schattenwirt

Schattenwirt

hallo

Am Ende des Videos werden mehrere Prüfinstitute erwähnt - es wird aber nicht geschrieben, in welchem Zusammenhang sie zu der Firma stehen. Es steht ja nicht, daß diese Institute das Verfahren positiv oder überhaupt geprüft haben......

Ich leg mich besser hin sonst reg ich mich zu sehr auf

also gute Nacht nochmal...
......wirt

biomango

Hallo Schattenwirt,
die Seite ist von 2012, nach meiner Meinung ist  alles was dort steht im Grenzbereich zur Phantasie , vorsichtig formuliert.  Jedenfalls ist seitdem nichts brauchbares hinzugekommen.
Die Behauptung dass im Biolandbau vor allem Cu- haltige Pestizide eingesetzt werden, ist z.B. so nicht richtig, die Liste der dort zulässigen Biozide ist lang und den Biokonsumenten leider unbekannt.

eLender

Auch nur ganz kurz: Hypochlorit ist ein denkbares Mittel gegen Pilzbefall (ist ja auch in den Chlorreinigern drinne). Ist als PSM aber nicht zugelassen und wird es wohl nicht. Die Geschichte kommt mir auch iwie bekannt vor, das kommt alle Jahre mal wieder hoch. Leider hat man in der Biolandwirtschaft nur das sehr bedenkliche Kupfer zur Wahl, wenn es um die Bekämpfung von Pilzkrankheiten geht. Da ist man sehr verzweifelt auf der Suche nach Alternativen. Und Verzweiflung ist immer ein schlechter Berater.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Habra

Zitat von: eLender am 03. April 2018, 13:35:00
Auch nur ganz kurz: Hypochlorit ist ein denkbares Mittel gegen Pilzbefall (ist ja auch in den Chlorreinigern drinne). Ist als PSM aber nicht zugelassen und wird es wohl nicht. Die Geschichte kommt mir auch iwie bekannt vor, das kommt alle Jahre mal wieder hoch. Leider hat man in der Biolandwirtschaft nur das sehr bedenkliche Kupfer zur Wahl, wenn es um die Bekämpfung von Pilzkrankheiten geht. Da ist man sehr verzweifelt auf der Suche nach Alternativen. Und Verzweiflung ist immer ein schlechter Berater.

Es ist ja schon interessant, da werden organochlorhaltige Pflanzenschutzmittel soweit wie möglich aus dem Verkehr genommen und mittels Chlorierungsmitteln wie Hypochlorit (aus den doch so wundersamen Verfahren - und bestimmt von der Chemieindustrie verhindert) werden die organische Verbindungen in den Pflanzen zu allen möglichen organischen Chlorverbindungen aufchloriert. Muss dann irgendwann halt auch bei Gemüse sowie bisher bei wässrigen Abfällen und Abwässern der AOX-Wert bestimmt werden. ;D

Und was den Pflanzenschutz im Ökolandbau betrifft, wer will kann sich die 124 Seiten der zugelassenen Pflanzenschutzmittel für die aufgeführten Kulturen und deren Schadorganismen gerne mal ansehen:
https://www.google.de/search?q=zugelassene+Pflanzenschutzmittel+im+Biolandbau&ie=utf-8&oe=utf-8&client=firefox-b&gfe_rd=cr&dcr=0&ei=xLrDWpTbDKOT8Qfhn5_AAg
Es sind zwar keine 124 Seiten mit verschiedenen zugelassenen Mitteln, manche werden mehrmals aufgeführt für verschiedene Schadorganismen und Kulturen. Letztendlich dürften es maximal 100 Mittel sein, ich habe sie nicht nachgezählt. Aber nicht alle sind völlig harmlos. :kaffee

Habra

Zitat von: Habra am 03. April 2018, 19:02:29

Und was den Pflanzenschutz im Ökolandbau betrifft, wer will kann sich die 124 Seiten der zugelassenen Pflanzenschutzmittel für die aufgeführten Kulturen und deren Schadorganismen gerne mal ansehen:
https://www.google.de/search?q=zugelassene+Pflanzenschutzmittel+im+Biolandbau&ie=utf-8&oe=utf-8&client=firefox-b&gfe_rd=cr&dcr=0&ei=xLrDWpTbDKOT8Qfhn5_AAg
Es sind zwar keine 124 Seiten mit verschiedenen zugelassenen Mitteln, manche werden mehrmals aufgeführt für verschiedene Schadorganismen und Kulturen. Letztendlich dürften es maximal 100 Mittel sein, ich habe sie nicht nachgezählt. Aber nicht alle sind völlig harmlos. :kaffee

Entschuldigung, der Link zeigt nur die Suchergebnisse in Google, gemeint ist aber die pdf-Datei von der bvl-bund-Seite, die ich leider nicht in Form eines Links anzeigen kann.  :wut

eLender

Zitat von: Habra am 03. April 2018, 19:02:29
Es ist ja schon interessant, da werden organochlorhaltige Pflanzenschutzmittel soweit wie möglich aus dem Verkehr genommen und mittels Chlorierungsmitteln wie Hypochlorit (aus den doch so wundersamen Verfahren - und bestimmt von der Chemieindustrie verhindert) werden die organische Verbindungen in den Pflanzen zu allen möglichen organischen Chlorverbindungen aufchloriert. Muss dann irgendwann halt auch bei Gemüse sowie bisher bei wässrigen Abfällen und Abwässern der AOX-Wert bestimmt werden. ;D

Es ist ein Elend ( ::)), da hat man ein halbwegs "natürliches" - weil mineralisches - Mittelchen, das einem helfen soll, auf die böse böse Chemie zu verzichten, und dann ist das Zeugs sogar noch bedenklicher als die üblichen "Chemokeulen" der PSM-Industrie. Landwirtschaft ohne "Chemie" gibt es nur in Fantasien. Das will der ökologisch korrekte Konsument aber nicht hören. Die Ernte auf dem Feld verschimmeln zu lassen, das wäre voll öko. Will dann aber auch keiner haben. Es ist sooo traurig.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

ajki

Zitat von: Habra am 03. April 2018, 19:13:37
Entschuldigung, der Link zeigt nur die Suchergebnisse in Google, gemeint ist aber die pdf-Datei von der bvl-bund-Seite, die ich leider nicht in Form eines Links anzeigen kann.  :wut

Hatten wir doch hier schon öfter mal?

Die Einstiegsseite des BVL zu ihren Datenbanken und Listen ist:
https://www.bvl.bund.de/DE/04_Pflanzenschutzmittel/01_Aufgaben/02_ZulassungPSM/01_ZugelPSM/psm_ZugelPSM_node.html;jsessionid=6303E8F36D2869C43326A58316D6E579.1_cid322

Dort findet man immer den Link zur aktuellen pdf (wird ja alle zwei Monate oder so aktualisiert):
https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/04_Pflanzenschutzmittel/psm_oekoliste-DE.pdf?__blob=publicationFile&v=38
every time you make a typo, the errorists win

Habra

@ ajki

Herzlichen Dank für die Bereitstellung des Links.

Aber es ist schon interessant, was da alles als ökologisch betrachtet wird.

Wenn nicht schon sehr lange vor der Ökowelle verboten, könnte ich mir vorstellen, dass London Purple oder Schweinfurter Grün (Kupfer-Arsen-Verbindungen) heute für den Ökolandbau zugelassen wären - so wie das vollkommen natürlich vorkommende Kupferoxidchlorid.  :teufel

Schattenwirt

hallo

Danke für die rege Beteiligung.
Ja, der Biolandbau ist schon eine seltsame Sache.
Leider wird da immer wieder was getestet, das schon bei der Selbstbeschreibung durchfallen müßte - zB Sog. effektive mikroorganismen.
Bei diesem Fall konnte ich es nicht beurteilen, ob es gar nicht oder nur ein bißchen funktioniert - aber eben nicht gut genug als Alternative zu herkömmlichen Mitteln.
Der Auftritt dieser Firmen sieht halt sehr nach Grander und Konsorten aus...
Daß das Papier von 2012 ist aber in der Zeitschrift als neuester Schrei dargesellt wird  - typischerweise "kurz vor dem Durchbruch" macht die Sache auch nicht besser....
Also Danke für die Antworten

der schattige Wirt

ajki

Zitat von: Schattenwirt am 02. April 2018, 19:56:19
... würde ich gern wissen ob es überhaupt seriöse Informationen darüber gibt ... mir kommt das ganze schon reichlich unseriös vor ...

Die Angelegenheit ist aus hiesiger Sicht auf jeden Fall interessant. Nicht aus "böswilliger" Ansicht oder Absicht gegenüber Versuchen im Bereich "Bio-Landwirtschaft", sondern eben in der Frage, ob man im Stoff-Einsatz irgendwelche Fortschritte machen kann (auch in der "Bio"-Landwirtschaft). Viele (hier) sind diesbezüglich generell skeptisch eingestellt - u.a. aufgrund Plausibilitätspfaden oder diverser Propaganda-Erfahrungen der Vergangenheit, Gegenwart und voraussichtlichen Zukunft oder... oder... usw.

Das Problem ist hier aber schon im Ausgangsposting gut und korrekt dargestellt: die Informations- und Faktenlage ist ziemlich dünn (und das ist schon freundlich formuliert).

Was man hierzu irgendwie "hat", ist die beschriebene Webseite (einerseits). Das wäre dann eben die "Firma" (?) "aquaagrar GmbH" mit ihrer Webseite mit Stand 2012 [aquaagrar.com mit dereferer].

Dann findet man (andererseits) die Förderprogramme des Bundesamtes für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) (*: Link siehe unten), zuletzt mit einer recht aktuellen Presseerklärung vom 21.2.2018. Die diversen Verbundprojekte, auf die sich u.a. die Pressemitteilung bezieht, liefen von 2013 bis 2017/18, wurden von verschiedenen Institutionen, darunter der RWTH Aachen oder dem Julius-Kühn-Institut, begleitet/durchgeführt und sind möglicherweise noch nicht abgeschlossen. Den "Eindruck" der Vorläufigkeit bekommt man dadurch, dass bislang beim BLE anscheinend noch keine Links zu den Ergebnissen der Feldstudien / Evaluationen angegeben sind - was wiederum die verschiedensten Gründe haben kann (z.B. üblicher Lag zwischen Abschluss, Annahme der paper und tatsächlicher Veröffentlichung in irgendeinem Fachblatt oder aber reine Auftragsberichterstattung im Haus oder sonstwas).

Der "veraltete" Stand der Webseite der "Firma" (?) erklärt sich möglicherweise schon aus dem gegebenen Zusammenhang: diejenigen, die hinter der evaluierten Technik stecken (also dem Verfahren "aqua.protect"), haben offensichtlich in den Jahren bis 2012 ein Fördermittelantragsverfahren durchlaufen (mit allem üblichen Schnickschnack wie Exposé, Poster, Webseite, Mittelvorschlägen etc.) und die Webseite ist eben ein Artefakt aus ebendiesem Antragsverfahren. Auch deshalb schreibe ich hier Firma in Gänsefüßchen (trotz "GmbH"), weil das Ganze von außen und ohne weitere Informationen durchaus eher nach Patent/Lizenz-Streben aussieht als dass es ein durchschnittlicher Produktionsbetrieb mit angehängter Forschung wäre. Möglicherweise stecken da real WiMis oder Doktoranden oder.... der RWTH oder anderer Institute dahinter.

Die Zielsetzung, die sich aus der Pressemitteilung wohl am besten ergibt, ist für sich genommen nicht "unplausibel". Eine wie auch immer geartete Technik, die dazu führt, dass der Einsatz eines Stoffes (hier: "kupferhaltige Produkte") durch einen anderen Stoff (was auch immer) gemindert werden kann und in der Folge geringere Schadstoffeinträge resultieren - das wäre an sich eine sowohl normale Entwicklungsleistung als auch prinzipiell "gut".

Das Problem im Zusammenhang ist das usprüngliche: die Informationslage ist zu dünn.

*: Link zur Darstellung Teilprojekt 1 von 6 Teilprogrammen mit jeweils eigenständiger Förderung (weil der Link diverse Sonderzeichen enthält, die hier in der Forensoftware anscheinend nicht maskierbar sind, muss man den Gesamtlink copypasten):
https://fisaonline.de/projekte-finden/details/?tx_fisaresearch_projects%5Bp_id%5D=7291&tx_fisaresearch_projects%5Baction%5D=projectDetails&tx_fisaresearch_projects%5Bcontroller%5D=Projects&cHash=db16734b8de1dcf717492dadd823519f#more

(Ergänzung: Ha! Die Sonderzeichen sind doch maskierbar - der Link sollte also funktionieren)
every time you make a typo, the errorists win

Schattenwirt

Hallo Aiki

Danke für die Ausführung. Könnte also sein, daß das ganze doch ernstzunehmen ist aber bis Abschluß das ganze ein wenig flach gehalten wird.
Gruß
Schattenwirt.

Schattenwirt

Hallo...

Ist da irgendwas mit dem Datum passiert oder hat ein Zeitsprung stattgefunden?? Mein Beitrag ist erst ein paar Tage alt, hab aber vergessen wann genau aber auf keinen Fall schon Anfang April... :skeptisch:
verwunderte Grüße
Scha.....irt