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Methadon als Krebsmittel?

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Begonnen von Schwuppdiwupp, 12. Juni 2017, 17:31:32

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ajki

Mein lieber Schwan....

Der Fall Methadon

Deutschlandfunk, Marcus Anhäuser und andere zu dem Riesenfass "Methadon" aufgrund medialen Hypes 2017

Hier die zusammenfassende Rückschau bis dato

ZitatJutta Hübner: "Die hat uns direkt nach den ersten Sendungen über die Patienten erreicht, fast schon am Tag danach ging das los. Und dann nahm das einen irrsinnigen Schwung an, dass praktisch jeder Patient danach fragte, egal ob stationär, in der Ambulanz, in meiner Sprechstunde - also alle Patienten fragten. Da brauchen Sie fast schon in der Klinik oder in der Praxis eine Task Force, die nichts anderes mehr macht."

ZitatMedizinjournalist Marcus Anhäuser: "Den Impact hat's ja gehabt. Also, wenn es mir als Journalist darum ginge, nur Impact zu haben, dann ist die Geschichte ein voller Erfolg. Weil alle Medien haben das übernommen, alle haben dieselbe Geschichte erzählt. Von daher betrachtet ist es ein Erfolg. Aus Sicht von Patienten, und wenn ich das selber als Journalist betrachte, würde ich sagen: Es ist komplett in die Hose gegangen. "

ZitatSo mag es die Onkologin Jutta Hübner nicht sehen. Sie beobachtet die Dynamik eher mit Sorge. "Wir müssen damit rechnen, dass das in Zukunft häufiger passiert, weil sich unsere Gesellschaft in diese mediale Entwicklung herein begibt. Und wir können nicht jedes Mal, wenn irgend so ein Thema wuppt in den sozialen Medien, gleich mit einer Riesen-Studie hinterherschießen.

Denn so eine Studie erfordert Ressourcen - Ressourcen finanziell, Ressourcen bei den Forschern und Ressourcen bei den Patienten, die an der Studie teilnehmen. Und die sind weg für irgendeine andere Studie, die vielleicht viel besser wäre. Wir haben ja eine hohe Verantwortung, uns wirklich zu überlegen, mit unseren begrenzten Möglichkeiten, was ist denn ganz oben auf der Liste, weil es wirklich Patienten weiterbringt. Und deshalb finde ich ist das auch ethisch gerade eine ganz schwierige Frage."
every time you make a typo, the errorists win

ajki

In Ergänzung zum DLF-feature und in Bezug darauf hat Marcus Anhäuser auf seinem SciBlogs-Anteil Plazeboalarm nochmal erklärend / weitergehend nachgelegt:

Methadon-Kritik: Vom Dilemma des einzelnen Krebspatienten und den Interessen der Allgemeinheit

Der Blog beschreibt seine (eine) grundlegende Schwierigkeit im Zusammenhang, wenn man auf einzelne Betroffene reagieren muß, die auf seine (eine) generelle mediale Kritik empört reagieren. Dieses Problem ist natürlich allgemein gültig und war schon häufiger auch gesellschaftlicher Streitfall (der Musterfall im Widerstreit öffentlicher / privater Interessenlagen war / ist vielleicht der Bereich AIDS und der Drang vieler Betroffener nach schnellem, gar "sofortigem" Zugang zu neuen, kaum / gar nicht beforschten Mitteln und natürlich auch zu "Wundermitteln").

Der Drang zu (noch) nicht hergestellter Evidenz bei Arzneimittelprodukten betrifft natürlich auch das gesamte Feld der esoterischen (Un-) "Heilmittel" - wenn es keine Evidenz für irgendeine (positive) Wirkung gibt, dann bleibt ja das Erleben der eigenen Unwohlsein-Gefühle trotzdem erhalten und muß dementsprechend von Vielen irgendwie bearbeitet werden. Das ist vielleicht DAS klassische Einfallstor für Quackery und Eso-Mist.
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Conina

Ich habe es mir auch angehört, das erinnert an Regividerm damals.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

ajki

Naja, der Unterschied ist schon, dass damals bei Regividerm eine durchaus lautstarke mediale Reaktion zur Schleichwerbung erfolgte - in recht publikumsstarken medialen Produkten. Mal davon abgesehen, dass das "Wundermittel" Regividerm auch nur eine Pflegesälbchen ist - damals als Medizinprodukt eingestuft und letztlich auch nicht viel mehr geworden.

Bei dem massiven Kaliber "Methadon" würde man deutlich mehr erwarten als Reaktion auf die Schleichwerbung. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die paar Jahre später seit Regividerm (und vielem anderen ÖR-Schmarrn) scheinen die Abstumpfungsprozesse in der Öffentlichkeit mittlerweile einen Stand erreicht zu haben, dass es furchtbar mühsam ist, so eine verdeckte ÖR-Fehlleistung überhaupt noch als solche darstellen zu können.

Und: wie es auch im psiram Regividerm-Artikel schön zu lesen ist, hat ja die "knallharte Enthüllungsstory" über die finsteren Verhinderungspraktiken der noch finsterern Fama-Industrie auch brav einen Preis bekommen für die Super-Story. Man mag schon gar nicht mehr nachschauen... aber muss schon befürchten, dass auch der "Methadon"-Hype journalistisch belobhudelt wurde.
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celsus

Fall Friesen:

ZitatEine aufrichtige, faktenbasierte Diskussion ist im Interesse aller Beteiligten

vs.

ZitatVor kurzem ist unsere Kanzlei bereits für Frau Dr. Friesen erfolgreich gerichtlich gegen einen Arzt aus Ludwigsburg vorgegangen.

https://www.presseportal.de/pm/128908/3961403

Vielleicht ist sie doch einfach nur mediengeil?
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Peiresc

ZitatDie Wahrheit ist, dass das Experiment gemäß den angewendeten Ethik-Regeln nach 33 Tagen abgebrochen werden musste, weil im Tierversuch eine krebskranke (tumortransplantierte) Maus in der Gruppe der unbehandelten krebskranken Mäuse, die als Kontrolle zu den mit Methadon behandelten Mäusen dienten, im Sterben lag.
:rofl2 ... oh, Verzeihung, das ist mir so rausgerutscht. Ich wollte eigentlich auf den Beileid-Smiley klicken.

ZitatIn einem solchen Fall ist das Experiment insgesamt zu beenden. Dies ergibt sich nicht zuletzt aus den dazugehörigen Informationen der Studie selbst, die man schlicht hätte nachlesen können
Schade, dass sie keinen Link dazu liefern.  8)

Peiresc

https://www.aerzteblatt.de/archiv/207500/Arznei­mittel­kommission-der-deutschen-Aerzteschaft-Aus-der-UAW-Datenbank

ZitatFall 2
Im zweiten Fall geht es um einen 59-jährigen Patienten, bei dem ein Glioblastom multiforme WHO Grad IV reseziert worden war. Parallel zu einer nachfolgenden Radiochemotherapie mit Temozolomid nahm der Patient in der Hoffnung auf eine antitumoröse Wirksamkeit Methadon ein (genaue Dosierung nicht bekannt). Dies geschah ohne Kenntnis der behandelnden Ärzte, da Familienangehörige ihm das Mittel besorgt hatten. Temozolomid musste aufgrund einer ungewöhnlich schnell aufgetretenen Thrombozytopenie abgesetzt werden. Gleichzeitig traten Übelkeit, Verwirrtheit, Gangunsicherheit und Obstipation auf. Der Verdacht auf eine Tumorprogression oder ein Hirnödem bestätigte sich in der MRT-Diagnostik jedoch nicht. Infolge der Gangunsicherheit des Patienten, der – wie fremdanamnestisch eruiert werden konnte – wohl eine Dosissteigerung von Methadon zugrunde lag, kam es zu einem Sturz mit schwerem Schädelhirntrauma.