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Das große Sterben

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Begonnen von celsus, 01. August 2017, 22:28:22

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ZKLP

Zitat von: ZKLP am 20. Oktober 2017, 08:01:45
Der Artikel mag zutreffend sein und deckt sich zumindest beim Querlesen mit meiner Einschätzung der Studie, die ich - auch wenn sie jede Menge interessante Information enthält - für einen weiteren geeeigneten Kandidaten für die Unstatistik des Monats halte.

Ups.  8)

http://www.rwi-essen.de/unstatistik/72/
ZitatDie Unstatistik des Monats Oktober ist eine Fortsetzung der Unstatistik aus dem August 2017. Damals hatten verschiedene Medien gemeldet, dass 80 Prozent der Insekten in Deutschland verschwunden seien: In zwei Fallen in einem Naturschutzgebiet nahe Krefeld hatte man 1989 etwas mehr als ein Kilo Flug-Insekten gefangen, 2013, also 24 Jahre später, 80 Prozent weniger. Natürlich darf man aus einer lokalen Stichprobe vom Umfang zwei keine Schlüsse auf ganz Deutschland ziehen (siehe die Unstatistik August 2017).

Im Oktober ging dieses Thema aufgrund einer größeren Stichprobe nochmals durch die Medien (unter anderem im Tagesspiegel, im Deutschlandfunk, in der Welt und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung). Dort wird über eine Studie berichtet, die auf Daten von 63 Insektenfallen zurückgreift, die der Krefelder Verein zwischen 1989 bis 2016 aufgestellt hatte. Nach diesen 27 Jahren hatte man 76 Prozent weniger Insekten-Biomasse in den Fallen. Jedoch war keine einzige dieser 63 Fallen über den gesamten Zeitraum an einem Ort aufgestellt. Stattdessen – wie die Autoren der Studie selbstkritisch anmerken – wechselten viele Standorte von Jahr zu Jahr. An den meisten Standorten wurde keine einzige Wiederholungsmessung durchgeführt.

Genauso wichtig für die Bewertung der ,,76 Prozent" ist aber auch ein allgemeines Prinzip des kritischen Denkens: Jede berichtete Abnahme zwischen zwei Zeitpunkten hängt davon ab, welchen Anfangszeitpunkt man wählt. Dies gilt besonders bei drastisch schwankenden Werten, wie bei Börsenkursen und Biomassen von Insekten. Hätte man das Jahr 1991 statt 1989 als Anfangspunkt gewählt, dann wären es statt 76 Prozent weniger Insekten nur etwa 30 Prozent weniger gewesen. Das ist immer noch ein Anlass zum Nachdenken über die Ursachen – eine Frage, worauf die Studie keine Antwort findet. Es ist aber auch ein Anlass darüber nachzudenken, warum man immer wieder versucht, uns mit möglichst erschreckenden Zahlen Panik zu machen.

RainerO

Ich bin ja froh, dass nicht bereits 76,1% der Insekten verschwunden sind. Dann würde ich richtig Panik schieben.
Momentan würde ich mich schon damit zufrieden geben, wenn 100% der Fruchtfliegen in meiner Küche verschwinden würden.

Schwuppdiwupp

Fruchtfliegen? Du Günstling! :ohnmacht:

Dieses Jahr hatte ich offenbarlich eine Brutstätte für Mücken im Schlafzimmer. :wut
Ich sach nur: zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz :schlaeger
Ach, was weiß denn ich ...

Peiresc

Zitat von: Schwuppdiwupp am 29. Oktober 2017, 18:30:27
Fruchtfliegen? Du Günstling! :ohnmacht:

Dieses Jahr hatte ich offenbarlich eine Brutstätte für Mücken im Schlafzimmer. :wut
Ich sach nur: zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz :schlaeger

Es werden radikale Lösungen vorgeschlagen.

Sauropode

Von diesen Zeitgenossen hast Du das ganze Jahr über etwas. Und ihr Bestand ist auch nicht nicht um 80% geschrumpft, im Gegenteil, sie sind auf dem Vormarsch:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/parasit-bettwanzen-auf-dem-vormarsch-in-berlin-a-952682.html

Schwuppdiwupp

Es gibt echt kein Elend auf der Welt, das Forumskollegen nicht noch schlimmer machen könnten ... :'(
Ach, was weiß denn ich ...

Nogro

Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)


Conina

https://www.salonkolumnisten.com/nun-spruehen-sie-wieder/

ZitatEin dritter Faktor, der den Insekten das Leben schwer macht, ist das Verschwinden von Lebensräumen, die Insekten gerne besiedeln: vegetationsarme Böden, die im Sommer schnell heiß werden, Überschwemmungsgebiete, Abbruchkanten, Schutthalden, Pfützen und Dreck wie Misthaufen, Kuhfladen, Aas, Müll und Dung. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Insekten Blumenwiesen, Blühstreifen und saftiges Grün lieben. Das sind Lebensräume für wenige Spezialisten. Die meisten Insekten sind Extremisten – ihre Larven lieben es karg und öde oder fett und stinkend, knochentrocken oder staunass, nicht aber über einen Zierrasen gesäte Bienenweide oder Insektenhotels, die Städter gern für das Nonplusultra des Insektenschutzes halten. Viele sind auf Futterpflanzen spezialisiert, die auf nährstoffreichen Blumenwiesen oder Blühstreifen gar nicht wachsen. Schmetterlinge mögen blühende Pflanzen in Parks und Ziergärten lieben, ihre Raupen dagegen brauchen ganz etwas anderes.

ZitatWer die Vielfalt der Insekten wirklich erhalten will, muss zweierlei fordern. Erstens muss weiter geforscht werden, um die Frage zu klären, ob Insekten tatsächlich verschwinden und wenn ja, welche und warum. Zweitens: Vernunft statt Populismus. Weder ein Verbot aller Pestizide noch Umstellung auf 100 Prozent Bio noch Blühstreifen und Lerchenfenster werden die von unseren Vorfahren in Zeiten von Hunger und Not geschaffenen wüsten Landschaften zurückbringen, auf denen die Artenvielfalt der Pflanzen und Insekten in Deutschland beruht. Es gibt nur einen Weg: Gebt Landwirten und Landschaftspflegern Flächen und Geld und lasst sie diese Biotope mit Hilfe ihrer Maschinen und ihrer Expertise wieder auferstehen – getrennt von intensiv genutzten Flächen. Überlasst die Truppenübungsplätze nicht der Natur, sondern den SUV-Fahrern und, liebe Gemeindeverwaltungen, macht einfach mal nichts: Für die Artenvielfalt ist es besser, wenn ihr eure Extrembiotope – Deiche, Verkehrsinseln und die Randstreifen der Wirtschaftswege – nicht mäht und wenn ihr Brachflächen einfach so lasst, statt sie in Parks zu verwandeln. Und auf der anderen Seite fördert bitte eine Landwirtschaft, die auf geringer Fläche hoch produktiv ist – mit Hightech und allen verfügbaren Technologien. Nur so kann Raum für Insekten und andere Tier geschaffen werden. Wenn ihr dann noch die Beleuchtung eurer Gemeinden insektenfreundlich gestaltet, gibt es auch wieder Insektenplagen.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Bloedmann

Wohin man schaut. Alles voll mit Experten:
http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/vis_a_vis/201711/176960.html
ZitatInsektensterben in Deutschland

Fliegen, Mücken und Wespen gehören sicher nicht zu den Tieren, die wir richtig gerne um uns haben. Aber ganz ohne diese Summer und Brummer wäre es auch nicht gut. Deshalb hat das kürzlich vorgelegte Ergebnis einer Langzeitstudie europäischer Forscher für ziemliches Erschrecken gesorgt. Danach hat sich die pure Menge - also das Gewicht - der über die Jahre in deutschen Naturschutzgebieten eingefangenen Fluginsekten von 1989 bis 2016 um 76 Prozent reduziert. Wie ist das zu erklären und was für Folgen kann dieser rapide Schwund haben? Darüber hat Marie Asmussen mit dem Berliner Insektenkundler Jens Esser gesprochen.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Scipio

Ich denke, der Artikel passt hier gut rein:

http://www.deutschlandfunk.de/klimaschutz-der-globalen-umwelt-geht-es-sehr-sehr-schlecht.694.de.html?dram:article_id=399896
ZitatDie Kohleverbrennung gehe fast ungebremst weiter und durch die Landwirtschaft würden Arten vernichtet, sagte der Klimaexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker im Dlf. "Wir müssen dringend ökologisch etwas tun, aber in allen politischen Verhandlungen geht es fast ausschließlich um Wirtschaft."

MrSpock

Zitat von: Scipio am 05. November 2017, 18:24:39
Ich denke, der Artikel passt hier gut rein:

http://www.deutschlandfunk.de/klimaschutz-der-globalen-umwelt-geht-es-sehr-sehr-schlecht.694.de.html?dram:article_id=399896
ZitatDie Kohleverbrennung gehe fast ungebremst weiter und durch die Landwirtschaft würden Arten vernichtet, sagte der Klimaexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker im Dlf. "Wir müssen dringend ökologisch etwas tun, aber in allen politischen Verhandlungen geht es fast ausschließlich um Wirtschaft."

Klimaexperte:
ZitatNach dem Abitur 1958 in Göttingen absolvierte Weizsäcker ein Studium der Chemie und Physik an der Universität Hamburg, das er 1966 als Diplom-Physiker beendete. 1968 wurde er an der Universität Freiburg bei Bernhard Hassenstein mit einer Arbeit zum Formensehen der Bienen zum Dr. rer. nat. promoviert.
Kann ein Physiker ein Klimaexperte sein? Ich habe die Expertise eher in Richtung Meteorologie gesehen.

Aber er hat noch eine andere, entscheidende Qualifikation:
ZitatSeit 2012 ist er Ko-Präsident des Club of Rome.[

https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Ulrich_von_Weizs%C3%A4cker
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Typee

Zitat von: MrSpock am 06. November 2017, 09:03:40
Kann ein Physiker ein Klimaexperte sein? Ich habe die Expertise eher in Richtung Meteorologie gesehen.

Er muss sogar Physiker sein. Der Studiengang zum Dipl.-Meteorologen - und heute zum entsprechenden Master-Grad - setzt das Grundstudium in Physik voraus. Im Hauptstudium folgt dann die Schwerpunktbildung, im hiesigen Sinne zur Meteorologie und Klimatologie hin. Was dieser Physiker genau erlernt hat, weiß ich jetzt nicht, aber von einem alten Schulspezi, der Dipl-Met. geworden ist, weiß ich, dass solide Physik mehr als nur nützlich für so etwas ist.

Der Kachelfrosch hingegen hat nichts dergleichen, darf sich aber trotzdem "Meteorologe" nennen. Diese Bezeichnung ist nicht geschützt, nur einen entsprechenden akademischen Abschlusstitel darf er nicht führen.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

MrSpock

Zitat von: Typee am 06. November 2017, 10:06:00
Zitat von: MrSpock am 06. November 2017, 09:03:40
Kann ein Physiker ein Klimaexperte sein? Ich habe die Expertise eher in Richtung Meteorologie gesehen.

Er muss sogar Physiker sein. Der Studiengang zum Dipl.-Meteorologen - und heute zum entsprechenden Master-Grad - setzt das Grundstudium in Physik voraus. Im Hauptstudium folgt dann die Schwerpunktbildung, im hiesigen Sinne zur Meteorologie und Klimatologie hin. Was dieser Physiker genau erlernt hat, weiß ich jetzt nicht, aber von einem alten Schulspezi, der Dipl-Met. geworden ist, weiß ich, dass solide Physik mehr als nur nützlich für so etwas ist.

Der Kachelfrosch hingegen hat nichts dergleichen, darf sich aber trotzdem "Meteorologe" nennen. Diese Bezeichnung ist nicht geschützt, nur einen entsprechenden akademischen Abschlusstitel darf er nicht führen.

Vielen Dank für die Erläuterung, mir war das nicht ganz klar. :prosit
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Cornus

Bauer Willi über englische Insekten:
http://www.bauerwilli.com/englische-insekten/

Die Viecher sind auf der Insel anscheinend nicht so leicht tot zu kriegen wie in deutschen Naturschutzgebieten.   ;)

Zitat
In der Veröffentlichung des Rothamsted Research Institute beschreiben die Wissenschaftler die Entwicklung an vier unterschiedlichen Standorten: Hereford, Rothamsted, Starcross und Wye. Wer sich mit Google Maps auskennt, kann sich die Landschaft von oben ansehen. Es handelt sich um ackerbaulich geprägte Regionen ohne erkennbare Besonderheiten. Die englischen Forscher haben herausgefunden, dass die Insektenmasse, also das bloße Gewicht, an einem Standort zurückgegangen ist, an zwei Standorten unverändert blieb und an einem Standort zugenommen hat. Ein genereller Trend lässt sich aus diesen Ergebnissen nicht ableiten.